Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Schlagwort: Gemeinde (Seite 2 von 3)

Der Sack

Der Sack ist in der Bibel ursprünglich das, was er bei uns auch ist. Er ist ein Behälter aus grobem Tuch zur Aufnahme von trockenen, schüttbaren Inhalten. Als Getreidesack spielte er in der Josefsgeschichte eine Rolle. Jakobs Söhne zogen nach Ägypten, um das lebensnotwendige Getreide zu kaufen und es in Säcken nach Hause zu transportieren.

Der Sack heißt übrigens auch im Hebräischen „saq“, und das griechische „sákkos“ hat nur eine griechische Endung drangehängt.

Der „saq“ in der Bibel meint aber auch das Material, aus dem der Sack hergestellt wird, das „Sacktuch“. Und das grobe, meist aus Ziegen- oder Kamelhaaren hergestellte Sacktuch hatte auch eine spezielle Bedeutung. In extremen Situationen der Trauer und der Not wurde es zum Zeichen der Ernsthaftigkeit als Gewand auf der Haut getragen.

Das Tragen des Sacktuchs gehörte so auch in den Zusammenhang des Fastens. Öfters streuten sich die Leute dabei auch Erde auf den Kopf und/oder setzten sich in Asche oder Staub. Am besten sieht man sich einmal mit der Konkordanz die ganzen Bibelstellen an, wo der Sack oder das Sacktuch vorkommen. Es sind sehr interessante Geschichten dabei zu entdecken.

Das Tragen des Sacktuchs drückt Trauer, Verzweiflung, Demütigung vor Gott und die dringende Bitte um Hilfe oder Gnade aus. Gott gegenüber gehört aber auch die Bereitschaft zur Umkehr und Sinnesänderung dazu. Damit sind wir dann auch bei einem Grundelement der neutestamentlichen Botschaft – Mt 3,2 / Mk 1,15: „Seid bereit euch zu ändern! Denn das Königreich der Himmel ist nahegekommen.“

Sowohl Johannes der Täufer als auch Jesus selbst haben das als Voraussetzung zum Eintritt in das Reich Gottes verkündet. Dazu gehört das Eingestehen der Sünden, die Beugung vor Gott, das Eintauchen ins Wasser zur Reinigung von den Sünden und die Bereitschaft zur Beendigung des sündigen Lebens mit einer völligen und bedingungslosen Übergabe an Gott.

Das Entscheidende dabei geht im Inneren des Menschen vor. Und dabei wird kein äußerliches Anlegen eines Sacktuchs verlangt. Aber das Gewand aus Kamelhaaren, das Johannes der Täufer trug, zeigt in diese Richtung. Glanz, Pomp und Bequemlichkeit der menschlichen Äußerlichkeiten sind ausgeblendet, wenn es um die Begegnung mit dem lebendigen Gott geht.

In diesem Zusammenhang hat auch Jesus an einer Stelle den Sack erwähnt. Beim Rückblick auf seine Tätigkeit in Galiläa heißt es – Mt 10,20-22 / Lk 10,13-4: „Dann fing er an, die Städte zu schelten, in denen die meisten seiner Kraftwirkungen geschehen waren, denn sie waren nicht bereit, sich zu ändern: ‚Wehe dir, Chorazin, weh dir, Betsaida! Denn wenn in Tyros und Sidon die Kraftwirkungen geschehen wären, die bei euch geschehen sind, hätten sie sich längst in Sack und Asche sitzend geändert. Jedenfalls sage ich euch: Für Tyros und Sidon wird es am Tag des Gerichts erträglicher sein als für euch.'“

Bei der Erwähnung dieser zwei heidnischen Städte dachte Jesus vielleicht auch an das Vorbild der heidnische Stadt Ninive. Zu ihr hatte Gott den Propheten Jona gesandt. Er hatte zu verkünden, Gott würde die Stadt Ninive in vierzig Tagen zerstören. Und die Leute in Ninive glaubten ihm, riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch. Auch der König kleidete sich in Sacktuch und setzte sich in den Staub. Und er ließ verkünden, alle sollten zu Gott rufen und jeder solle umkehren und sich von jeglichem Bösen abwenden, damit Gott vielleicht noch einmal Gnade walten lasse und das Gericht abwende. Nachzulesen im Buch Jona.

Und nun verstehen wir auch, warum in Offb 11 die zwei Zeugen in der Endzeit in Sacktuch gekleidet sind. Zum einen ist es ihre geistliche Existenz, dass sie in der andauernden und emsthaften Umkehr und Hinkehr zu Gott leben. Zum anderen ist es natürlich auch der Inhalt ihrer Botschaft: In ihr ist sicherlich deutlich der Ruf Gottes zu vernehmen: „Seid bereit euch zu ändern! Denn das Königreich der Himmel ist nahegekommen.“

Dass die zwei Zeugen, die hier im Bild für die Gemeinde von Jesus stehen, mit dieser Botschaft die Bewohner der Erde quälen, dürfte verständlich sein.

Und dass in dieser Gemeinde alles echt und ernsthaft auf Gott ausgerichtet ist, ohne fromme Leichtfertigkeit und Überheblichkeit, ist auch klar.

Die zwei Zeugen

Die zwei Zeugen Gottes treten auf in Offb 11 unter den Ereignissen, die auf das Signal des sechsten Signalhorns folgen. Vielfach wurde gerätselt, wer diese zwei Zeugen wohl seien. Angefangen von alttestamentlichen Gestalten wie Mose und Elija ging es über neutestamentliche wie Petrus und Paulus bis dahin, dass etliche fromme Brüder sich auch schon selbst für einen dieser zwei Zeugen gehalten haben.

Auf die richtige Spur kommen wir aber, wenn wir wieder auf den Zusammenhang achten. Da ist zum einen der Zeitraum. Wenn das siebte Hornsignal das Zeichen des Endes ist, dürfen wir annehmen, dass auch die sieben Hornsignale – wie zuvor die Öffnung der sieben Siegel – den Zeitraum der Endzeit umfassen, von den ersten Christen bis zur Wiederkunft des Herrn.

Und dann ist da auch noch die Zeitangabe. In der Offenbarung taucht sie öfters auf, als dreieinhalb Jahre, 42 Monate oder 1260 Tage – immer der gleiche Zeitraum. Im Propheten Daniel stehen die dreieinhalb Jahre schon für die antichristliche Zeit, und so umfassen sie auch in der Offenbarung die letzte Zeit, die schon in der ersten Christengeneration begonnen hat. Wir sollten also versuchen, die zwei Zeugen als etwas zu verstehen, das diesen Zeitraum umfasst.

Wenn wir zunächst einmal die „zwei“ weglassen, dann sehen wir unter dem Stichwort „Zeugen“ eine wohlbekannte neutestamentliche Erscheinung. Das sind die Jünger des Herrn, die beauftragt sind, seine Zeugen zu sein bis ans Ende der Erde. Wir haben dann auch hier wieder ein Bild der Gemeinde vor uns.

Mit folgenden Zügen werden sie charakterisiert: Sie sind Zeugen Gottes. Niemand kann ihnen schaden. Sie sprechen prophetisch. Sie haben Kraft und Vollmacht. Andererseits sind sie das Ziel der antichristlichen Macht, die sie bekriegt, verfolgt und tötet. Die Menschen sind froh, ihre Botschaft nicht mehr hören zu müssen. Am Ende werden sie durch den Geist Gottes auferweckt und entrückt in den Himmel. Wenn das nicht die neutestamentlichen Aussagen über die Gemeinde sind?

Nun kommt noch die Frage, warum es „zwei“ Zeugen sind. Natürlich schwingt hier die biblische Bestimmung mit, dass jede Zeugenaussage von mindestens zwei Zeugen bestätigt sein muss. Aber die zwei Zeugen haben wir ja im Neuen Testament. Die Gemeinde besteht aus zwei Teilen, den Gläubigen aus den Juden und den Gläubigen aus den Nichtjuden. Diese zwei bezeugen der Welt das Wort Gottes.

Am Anfang von Offb 8 erschien am Beginn der Hornsignale die Gemeinde schon einmal, und zwar in Gestalt ihrer Gebete, die mit den Weihrauchopfern vom goldenen Altar vor dem Thron Gottes aufsteigen. Und am Ende der Hornsignale wird sie mit dem Bild der zwei Zeugen beschrieben.

Und da ist wieder die doppelte Existenz der Christen: Im Gebet vor Gott und als Zeugen in der Welt. So werden die Gemeinden ja auch schon am Anfang der Offenbarung dargestellt in den Bildern der Leuchter und der Sterne. Und wir bemerken, dass sich mit dieser Sichtweise innerhalb der Offenbarung und im ganzen Neuen Testament alles wunderbar zusammenfügt zu der einen klaren und verständlichen Botschaft.

Die Engel der Gemeinden

Die Engel der Gemeinden, diese Bezeichnung, die in den ersten Kapiteln der Offenbarung in der Lutherübersetzung auftaucht, müssen wir ergründen. In der einleitenden Vision der Offenbarung sieht Johannes Jesus in überwältigender Macht und Herrlichkeit. Er ist umringt von sieben Leuchtern und hat sieben Sterne in seiner rechten Hand.

Und Jesus selbst gibt die Erklärung dazu – Offb 1,20 (Luther): „Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand, und der sieben goldenen Leuchter ist dies: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.“

Nun könnte man spekulieren, dass in der unsichtbaren Welt für jede Gemeinde irgendwie ein Engel zuständig sei, obwohl ansonsten nirgends im Neuen Testament auch nur die Spur einer solchen Vorstellung vorkommt. Im Gegenteil, Herr der Gemeinde ist Jesus selbst, und er leitet sie durch den Heiligen Geist, der der Gemeinde gegeben ist. Auch der Gedanke, dass Jesus einem irdischen Menschen einen Brief diktieren muss, um mit einem Wesen in der unsichtbaren Welt zu kommunizieren, ist doch wohl recht eigenartig.

Ein guter Teil dieses Problems lässt sich lösen, wenn man sich erinnert, dass das griechische Wort „ángelos“ – von dem das deutsche „Engel“ abgeleitet ist – in seiner eigentlichen Bedeutung „Bote“ heißt. Der Bote ist der Überbringer einer Botschaft. Erst damit, dass auch „Boten“ Gottes so bezeichnet wurden, ist daraus der Begriff „Engel“ entstanden. Nun haben wir also keine Engel der Gemeinden mehr, sondern Boten der Gemeinden. Aber ein Teil des Rätsels bleibt : Was sind das für Boten?

Manche Ausleger haben mit dieser Bedeutung des Wortes an Leiter der Gemeinden gedacht. Jemand muss ja den Brief in Empfang nehmen und sich um die Umsetzung der Botschaft kümmern. Aber auch diese Sichtweise krankt daran, dass wir im Neuen Testament keine solchen alleinigen Gemeindeleiter finden. Wir finden immer nur mehrere Ältere bzw. Verantwortliche, die auch nicht alleine, sondern in Einmütigkeit mit der ganzen Gemeinde die Verantwortung tragen.

Aber auch diese Schwierigkeit lässt sich lösen, wenn man entdeckt, dass grammatikalisch der Genitiv auch erklärende Bedeutung haben kann. Der nachfolgende Genitiv erklärt das Wort davor. Der Genitiv „der Gemeinden“ erklärt dann die „Boten“. Und dann heißt „Boten der Gemeinden“, dass die Boten die Gemeinden sind. Und damit kommt man zurecht. Die Boten Gottes in der Welt sind die Gemeinden. Der Bote Gottes in Ephesus ist die Gemeinde in Ephesus. Dazu passt auch, dass die Briefe inhaltlich immer die ganze Gemeinde ansprechen. Z. B.: „Du hast den Namen, dass du lebst, und du bist tot.“

Die Adressaten, die Jesus Johannes angibt, bestätigen, dass die Gemeinden gemeint sind – Kap. 1,11: „Schreibe, was du siehst, in eine Schriftrolle und schick sie den sieben Gemeinden: nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamon, nach Thyatira, nach Sardes, nach Philadelphia und nach Laodizea!“ Wie auch die anderen Schriften im Neuen Testament, soll die ganze Gemeinde sie lesen, geistlich verarbeiten und umsetzen..

Im Bild sind nun also nicht nur die sieben Leuchter sieben Gemeinden. Auch die sieben Sterne sind sieben Gemeinden – in ihrer Funktion als Boten. Das drückt die zwei Seiten der christlichen Existenz aus: Der Leuchter steht im Heiligtum vor Gott. Das ist die Gott zugewandte anbetende Seite. Der Stern ist ein Licht in der Nacht. Das ist die der Welt zugewandte Seite, das Licht, das in der Finsternis leuchtet. Wir haben hier wieder Beispiele für prophetische Symbolsprache.

Die sieben angeschrieben Gemeinden liegen im damaligen wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des römischen Reiches. Sie stehen natürlich stellvertretend für alle Gemeinden bzw. die ganze Gemeinde. Und jede Gemeinde bzw. jeder Christ sollte schauen, wo er sich darin wiederfindet, und entsprechende Konsequenzen ziehen: „Wer ein Ohr hat, soll hören, was der Geist den Gemeinden sagt!“ (Auch hier wieder: „den Gemeinden“.)

Israel

Eine wichtige und in manchen christlichen Kreisen viel besprochene Frage ist, was das Neue Testament zum Thema „Israel“ sagt. Israel ist zunächst das alttestamentliche Volk Gottes. Ihm sandte Gott, „als die Zeit erfüllt war“, seinen Sohn, Jesus den Messias. Und an Jesus dem Messias hat sich Israel dann gespalten. Ein größerer Teil Israels hat Jesus als Messias abgelehnt. Ein kleinerer Teil Israels in Gestalt der Jünger und der ersten Gemeinde hat Jesus angenommen. Und der ablehnende Teil Israels war dann nicht nur bei der Hinrichtung von Jesus die treibende Kraft, sondern auch bei der Verfolgung der ersten Gemeinde.

Über das Verhältnis dieser beiden Teile Israels hat Paulus ausführlich im Römerbrief geschrieben, in den Kapiteln 9 bis 11. Er legt dar, dass es einen ungläubigen Teil Israels gibt, der sich mit seiner Ablehnung selbst vom Geschenk Gottes im Messias ausgeschlossen hat, und dass es den gläubigen „Rest“ Israels gibt, mit dem Gott nun seinen Weg weitergeht.

Und in den gläubigen Rest-Teil Israels werden dann auch Nichtjuden aufgenommen. Ihnen hat Gott die Türe geöffnet, ins Volk Gottes hereinzukommen. Und so sind sie nicht mehr „Fremde und Ausländer“, sondern „Mitbürger der Heiligen und Angehörige Gottes“ (Eph 2,19). Paulus stellt das im Bild des Olivenbaums dar: Alte Zweige wurden abgeschnitten, neue Zweige werden eingepfropft, die genauso dazugehören. Die gläubige Gemeinde aus Juden und Nichtjuden ist nun das gläubige und treue Volk Gottes – Israel.

Das hatte auch Jesus selbst schon dem ablehnenden Teil Israels angekündigt. Mt 21,47: „Das Reich Gottes wird von euch weggenommen werden und einem Volk gegeben werden, das dessen Früchte hervorbringt.“

Die Haltung der Gemeinde zum abtrünnigen Teil Israels ist aber eindeutig. Es ist die Haltung, die auch Jesus selbst hatte: Schmerz und Trauer und der Wunsch, sie auch weiterhin zu gewinnen. Sie zu verfolgen und möglichst auszurotten, war nie ein Gedanke der christlichen Gemeinde. Der „christliche“ Antisemitismus konnte erst auf dem Boden des kirchlichen Antichristentums aufkommen und seine bösen Früchte hervorbringen.

Paulus sagt, dass Gott auch für den abtrünnigen Teil Israels an seinen Zusagen festhält. Auch wenn es ein untreues Israel gibt, bleibt Gott doch treu. Und wenn Jesus wiederkommt, wird auch dieser Teil Israels ihn als seinen Messias erkennen und gerettet werden. Aber bis dahin ist das einzige Volk Gottes und damit das „Israel Gottes“ die Gemeinde.

In Gal 6,16 schreibt Paulus: „Friede und Erbarmen über alle, die sich nach dieser Regel richten, über das (ganze) Israel Gottes!“ Nachdem er die Forderung nach der physischen Beschneidung der bekehrten Nichtjuden abgewehrt hat, hat er diese neue Regel in Vers 15 so beschrieben: „Weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit ist etwas, sondern eine neue Schöpfung!“

Statt der physischen Beschneidung gibt es nun in der Wiedergeburt eine geistliche Beschneidung. Röm 3,28-29: „Nicht der ist nämlich ein Jude, der es im Sichtbaren ist, und nicht das ist Beschneidung, was am Körper sichtbar ist. Vielmehr ist der ein Jude, der es im Verborgenen ist, und Beschneidung des Herzens (geschieht) im Geist, nicht mit Buchstaben. Das Lob eines solchen (Menschen) kommt nicht von Menschen, sondern von Gott.“ Die Beschneidung ist also nicht abgeschafft, sondern sie wird erfüllt in der Reinigung des Herzens durch den Heiligen Geist.

Paulus geht hier tatsächlich so weit, diese nach der neuen Regel „Beschnittenen“ nun auch als die wahren „Juden“ zu bezeichnen. Die abtrünnigen Juden haben also trotz ihrer physischen Beschneidung ihr eigentliches „Judentum“ verloren, ihre Beziehung zu Gott. Und ein hereinkommender Nichtjude wird nun durch die Beschneidung des Herzens zu einem Angehörigen des Volkes Gottes, zu einem „Juden“.

Von seiner Ursprungsgeschichte her bezeichnete sich Israel auch gerne als das „Zwölf-Stämme-Volk“. Und hier löst sich auch das Rätsel um die Frage, an wen Jakobus seinen Brief geschrieben hat. „Jakobus, ein Sklave Gottes und des Herrn, Jesus des Messias: an die zwölf Stämme in der Diaspora. Seid gegrüßt!“ Dass Jakobus an Gläubige schreibt, ist vom Inhalt des Briefes her ganz klar. Wenn nun die Gläubigen das wahre „Israel Gottes“ sind, dann sind sie auch das Zwölf-Stämme-Volk.

Von hier aus fällt dann auch helles Licht auf eine der rätselhaften Visionen in der Offenbarung – Offb 7,1-8:

„Danach sah ich vier Engel an den vier Enden der Erde stehen, die halten die vier Winde der Erde fest, damit kein Wind wehen soll über die Erde, über das Meer und über jeglichen Baum. Und ich sah einen anderen Engel heraufkommen vom Aufgang der Sonne, der hatte ein Siegel des lebendigen Gottes und rief mit lauter Stimme zu den vier Engeln, denen es gegeben worden war, der Erde und dem Meer zu schaden: ‚Schadet weder der Erde, noch dem Meer, noch den Bäumen, bis wir die Sklaven unseres Gottes auf ihren Stirnen versiegelt haben!‘ Und ich hörte die Zahl derer, die versiegelt wurden: ‚hundertvierundvierzigtausend‘.

Es sind Versiegelte aus jedem Stamm der Nachkommen Israels: vom Stamm Juda zwölftausend Versiegelte, vom Stamm Ruben zwölftausend, vom Stamm Gad zwölftausend, vom Stamm Ascher zwölftausend, vom Stamm Naftali zwölftausend, vom Stamm Manasse zwölftausend, vom Stamm Simeon zwölftausend, vom Stamm Levi zwölftausend, vom Stamm Issachar zwölftausend, vom Stamm Sebulon zwölftausend, vom Stamm Josef zwölftausend, vom Stamm Benjamin zwölftausend Versiegelte.“

Für das „Versiegeln“ gibt es Parallelstellen im Neuen Testament:

„Es ist Gott, der uns samt euch festigt auf den Messias hin, der uns gesalbt hat, der uns versiegelt hat, der als Anzahlung den Geist gegeben hat, der in unseren Herzen ist.“ (1 Kor 1,21).

„In ihm wurdet ihr auch, als ihr zum Glauben kamt, versiegelt mit dem versprochenen Heiligen Geist, der eine Anzahlung unseres Erbes ist auf die erworbene Erlösung hin, zum Lob seiner Herrlichkeit.“ (Eph 1,13b+14).

„Und macht nicht den Heiligen Geist Gottes traurig, mit dem ihr versiegelt wurdet auf den Tag der Erlösung hin!“ (Eph 4,30).

Das ist die neutestamentliche Lehre von der „Versiegelung“.

Und mit dieser Erkenntnis verstehen wir nun auch die Vision in der Offenbarung. Die vier Winde (die das letzte Gericht über die Erde bringen sollen) müssen still bleiben, bis die zwölf Stämme (die gläubige Gemeinde aus Juden und Nichtjuden) versiegelt sind mit dem Heiligen Geist. Das ist ja ein fortlaufender Prozess, solange noch immer durch Wiedergeburt neue Gläubige hereinkommen. Das geht so lange, bis es hundervierundvierzigtausend sind (die volle – symbolische – Zahl, die Gott in seinem Plan festgelegt hat).

Und dann kommt das Ende. Jesus holt die Gemeinde weg, und wir sehen sie in der darauf folgenden Vision in Offb 7,9-17 als unzählbare Menge, als vollendete Gemeinde vor dem Thron Gottes. (Dass die unzählbare Menge aus 144.000 besteht, ist nur scheinbar ein Widerspruch: Gott kann sie zählen, Menschen können es nicht.)

Ich hoffe, du bist dabei …

Erbauung oder Aufbau

Erbauung oder Aufbau, das ist die Frage. Die traditionelle Übersetzung „Erbauung“ für das griechische „oikodomé“ hat im frommen Verständnis leider die Tendenz zur „Erbaulichkeit“ entwickelt. Vielleicht fallen uns jene „Erbauungs“-Stunden ein, in denen man „erbauliche“ Verkündigung pflegt. Mit ihr lassen sich fromme Christen in ihren frommen Ansichten bestätigen und fühlen sich „erbaut“. Aber geistlich bewegt sich nichts in ihrem Leben.

Die Botschaft Gottes ist aber nicht dazu da, Menschen zu bestätigen, sondern in Frage zu stellen. Sie will Christen zur – geistlich verstandenen – vollkommenen Hingabe und Heiligkeit führen. Die erwähnte „Erbaulichkeit“ ist ein Hindernis auf diesem Weg. Erbauung oder Aufbau, das ist also eine Grundfrage des Christen- und Gemeindelebens.

Deshalb wird im Neuen Testament und also auch in meiner Übersetzung die christliche Gemeinde nicht „erbaut“, sondern „aufgebaut“. So entspricht es auch dem griechischen Wort „oikodomé“, das im eigentlichen Sinne den Bau von Häusern bedeutet. Hier soll alles nicht der „Erbauung“ dienen, sondern dem Aufbau. Jeder Einzelne erhält Aufbau, um teilzunehmen am Aufbau der Gemeinde, der Wohnung Gottes im Geist. In ihr geht es nicht „erbaulich“ zu, sondern geistlich.

1 Kor 3,10-15: „Entsprechend der mir von Gott gegebenen Gnadengabe habe ich als weiser Architekt ein Fundament gelegt, ein anderer baut darauf auf. Jeder soll sehen, wie er aufbaut. Ein anderes Fundament kann freilich niemand legen neben dem gelegten: Das ist Jesus der Messias. Ob auf das Fundament aber jemand Gold, Silber, Edelsteine, (oder) Holz, Gras, Schilf aufbaut – das Werk eines jeden wird sichtbar werden. Der Gerichtstag wird es klar erkennbar machen, weil mit Feuer aufgedeckt wird. Und wie auch immer das Werk eines jeden ist, das Feuer wird es prüfen. Wenn jemandes Werk bleibt, das er aufgebaut hat, wird er Lohn bekommen. Wenn jemandes Werk verbrennt, wird er Schaden nehmen.“

1 Kor 14,3-4: „Wer prophetisch spricht, spricht für Menschen: Aufbau, Ermutigung und Trost. Wer in einer Gebetssprache redet, baut sich selber auf. Wer prophetisch spricht, baut Gemeinde auf.“

Röm 14,19: „Also wollen wir nun hinter allem her sein, was dem Frieden und dem gegenseitigen Aufbau (dient)!“

Röm 15,2: „Jeder von uns soll dem anderen gefallen, auf das Gute hin, zum Aufbau.“

Eph 2,21-22: „In ihm wird das ganze Bauwerk zusammengefügt und wächst zu einem heiligen Tempelhaus im Herrn, in dem auch ihr mit aufgebaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist.“

Eph 4,11-12: „Und er hat (als Gaben) gegeben: die Gesandten, die Propheten, die Botschafter und die Hirten und Lehrer, damit sie die Heiligen ausbilden zum Tun des Dienstes, zum Aufbau des Leibes des Messias, …“

Eph 4,16: „Aus ihm heraus wird der ganze Leib zusammengefügt und zusammengehalten durch jede unterstützende Sehne nach dem Maß der Mitwirkung jedes einzelnen Teils, und so wird das Wachstum des Leibes vollbracht zu seinem Aufbau in Liebe.“

Eph 4,29: „Kein untaugliches Wort darf aus eurem Mund kommen, sondern wenn, dann ein gutes – zum nötigen Aufbau, damit es denen, die es hören, Gnade gibt.“

1 Pe 2,4-5: „Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein – zwar von Menschen verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar – und lasst euch selbst als lebendige Steine aufbauen, als geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott willkommen sind durch Jesus den Messias.“

Lehrer

Das ist die Übersetzung des griechischen Wortes „didáskalos“. Dieses Wort war in Israel zur Zeit von Jesus Titel und Anrede der Theologen. Sie waren als Gesetzeskundige die Lehrer des Volkes. Jesus hat z. B. auch Nikodemos so genannt (Johannes 3,10). Man gebraucht die Bezeichnung als Anrede parallel zum hebräischen „Rabbi“. Johannes bezeichnet es auch ausdrücklich als dessen griechische Übersetzung – Joh 1,38: „Rabbi – was übersetzt Lehrer heißt“.

Auffallend ist, dass man auch Jesus damit angesprochen hat, obwohl er kein offizieller, d. h. ordinierter Theologe war. Er hat aber offensichtlich einen solchen Eindruck gemacht, dass nicht nur seine Jünger so zu ihm sagten. Auch Leute aus dem Volk und sogar Pharisäer und Theologen, die ihm durchaus nicht freundlich gesinnt waren, sprachen ihn so an.

Im Gegensatz dazu hat Jesus seinen Jüngern und damit seiner Gemeinde das Führen dieses Titels verboten, als er sagte (Matthäus 23,8): „Ihr aber sollt euch nicht ‚Rabbi‘ nennen lassen! Einer ist nämlich euer Lehrer, ihr alle seid Geschwister.“ (Gerade auch dieser Satz zeigt noch einmal deutlich die Parallelität zum „Rabbi“.)

In diesem Sinne kam der Titel in der neutestamentlichen Gemeinde dann auch nicht vor. Aber als eine funktionelle Bezeichnung für Ältere bzw. Verantwortliche in der Gemeinde taucht das Wort auf. In Eph 4,11 sind unter den Gaben an die Gemeinde die „Hirten und Lehrer“. In Antiochia waren Propheten und Lehrer in der Gemeinde (Apg 13,1).

Laut Jak 3,1 soll die Gemeinde nicht so viele Geschwister Lehrer werden lassen, weil der Umgang mit dem Reden eine anspruchsvolle menschliche und geistliche Aufgabe ist. Paulus zählt sie auch in 1 Kor 12,26 unter den geistlichen Gaben auf.

In Hebr 5,12 werden die Geschwister getadelt: „Obwohl ihr von der Zeit her doch Lehrer sein müsstet, habt ihr es wieder nötig, dass man euch lehrt, …“. Hier wird eine interessante Perspektive sichtbar: Jeder sollte oder könnte ein Lehrer werden, indem er sich geistlich und in der Erkenntnis entsprechend entwickelt. Paulus bezeichnet sich auch selbst so. Und mehrfach wird dann auch vor falschen Lehrern gewarnt.

Aber noch einmal: Im Sinne einer Funktion oder Gabe gab es „Lehrer“ in der Gemeinde. Als Anrede oder Titel kam es nicht vor, weil Jesus es ja auch verboten hatte. Die Einrichtung der ordinierten „Lehrer“ bzw. „Rabbis“ wie im Judentum war den christlichen Gemeinden fremd.

Schriftgelehrte

Schriftgelehrte als Zunft der in den heiligen Schriften ausgebildeten Theologen benennt das Neue Testament mit zwei unterschiedlichen griechischen Begriffen. Da ist zum einen der „grammateús“, was von „grámma – Buchstabe, Schrift“ kommt und üblicherweise mit „Schriftgelehrter“ übersetzt wird. Der andere Begriff ist „nomikós“, was von „nómos – Gesetz“ kommt und am besten mit „Gesetzeskundiger“ wiedergegeben wird.

Schriftgelehrte kamen auch damals schon mit einem Studium und einer offiziellen Ordination zu ihrem Titel und Status und hoben sich damit natürlich vom gewöhnlichen Volk ab. Und so gleichen sie darin auch den heutigen Theologen, es ist immer noch das gleiche System. Aus Gründen der Aktualität benutze ich in meiner Übersetzung daher für das häufigere „grammateús“ den Begriff „Theologe“. Bei „nomikós“, das seltener vorkommt, bleibe ich dann bei „Gesetzeskundiger“. Damit verwende ich für die zwei Begriffe also auch im Deutschen zwei unterschiedliche Wörter.

Jesus selbst war in diesem Sinne kein Theologe, auch seine Jünger nicht, das muss wohl Absicht gewesen sein. Paulus war ein ausgebildeter Theologe von der pharisäischen Richtung. Er hatte bei dem berühmten Lehrer Gamaliel studiert. Aber nach seiner Bekehrung zu Jesus als dem Messias spielte das in seinem Dienst und Auftrag keine Rolle mehr. Es war ein Teil seines alten Lebens, das er hinter sich gelassen hatte. Jesus selbst hatte die offizielle Theologenzunft ja schon ausdrücklich abgelehnt, das galt dann auch für seine Gemeinde.

Nur in einem Sinne gibt es in der christlichen Gemeinde auch Theologen, nämlich in dem, dass die Christen dann alle Theologen sind, weil sie alle Gott kennen.

Pastor

„Pastor“ ist das lateinische Wort für „Hirte“, griechisch „poimén“. Im Neuen Testament kommt es im wörtlichen Sinn vor z. B. bei den Hirten auf dem Feld im Bericht von der Geburt des Messias (Lukas 2). Im übertragenen Sinn ist es an mehreren Stellen eine bildhafte Bezeichnung für Jesus. Er ist der von Gott gesandte gute Hirte, der Anführer und Versorger seiner Herde, der Gemeinde.

Als Bezeichnung von Verantwortlichen in der Gemeinde taucht „Hirten“ nur ein einziges Mal auf. Das ist in der Aufzählung der Gaben Eph 4,11, und zwar in der Kombination „Hirten und Lehrer“. Aus dieser Tatsache kann man vielleicht auch schließen, dass es keine häufige Bezeichnung war. Das „Hüten“ als deren Tätigkeit wird zweimal genannt, in Apg 20,28 und 1 Pe 5,2.

In 1 Pe 5,4 wird in der Unterweisung gegenüber den „Älteren“ Jesus als der „oberste Hirte“ bezeichnet. Das macht deutlich, wem allein die Vorrang- und Machtstellung in der Gemeinde gehört. Gegenüber dem „obersten Hirten“ sind die menschlichen „Hirten“ dann eben die Älteren in der Gemeinde. In der Verantwortung vor Jesus üben sie innerhalb der geschwisterlichen Gemeinde ihre dienende Funktion aus.

Natürlich hat man das Wort ins Lateinische als „pastor“ übersetzt, weil „Hirte“ auf Lateinisch eben „pastor“ heißt. Dieses lateinische Wort „pastor“ aber im Deutschen als Titel eines ordinierten Amtsträgers zu verwenden, ist der Sache nicht angemessen und der gemeinschaftlichen Struktur der christlichen Gemeinde fremd. Die Sonderrolle des „Pastors“, wie wir ihn aus protestantischen und freikirchlichen Traditionen kennen, hat hier keinen Platz. Außerdem hat Jesus das Führen von religiösen, kirchlichen oder „geistlichen“ Titeln in Mt 23,8-10 eindeutig verboten.

In der Gemeinde, wie Gott sie gewollt hat, sind „Pastoren“ oder „Pfarrer“ (Pfarrherren) nicht vorgesehen. Im Neuen Testament sind sie nirgends zu finden.

Kirche

Das Wort, das in katholischen Bibelübersetzungen als „Kirche“ und in anderen Bibeln meist als „Gemeinde“ auftaucht, heißt auf Griechisch „ekklesía“. Als „ecclesia“ ist es ins Lateinische gekommen, als Fachausdruck dann auch ins Deutsche.

„Ekklesía“ ist im Griechischen eigentlich kein religiöser Begriff, sondern gehört in den politischen Raum. Er bezeichnet die „Volksversammlung“ in der griechischen Stadt-Demokratie, die Versammlung der freien und stimmberechtigten Bürger (also ohne Frauen und Sklaven). In diesem Sinne wird das Wort in dem Bericht Apg 19 dreimal gebraucht: „ … die Volksversammlung war völlig durcheinander gekommen, … wird es in der gesetzmäßigen Volksversammlung aufgeklärt werden, … als er dies gesagt hatte, entließ er die Volksversammlung.“

Der Hintergrundbegriff des Alten Testamentes ist hebräisch „qahál“, das ebenfalls für die Volksversammlung – in diesem Fall Israels – steht.

Die Bezeichnung ist im Neuen Testament bewusst gewählt, um zu zeigen, dass hier ein neues Volk Gottes aus freien, gleichberechtigten und mündigen Bürgern entsteht. Das Wesen dieser neuen Volksversammlung hat nichts gemein mit irgend etwas, das wir uns unter dem Namen „Kirche“ vorstellen.

Bei meiner Übersetzung habe ich mich nach einigem Überlegen entschieden, für „ekklesía“ den geläufigen Begriff „Gemeinde“ zu verwenden. Er ist im Deutschen auch in der säkularen Sprache geläufig und die Gesamtheit oder Versammlung einer bestimmten Anhängerschaft oder Gruppierung (z. B. Fan-Gemeinde, Trauergemeinde, türkische Gemeinde).

Die Schwierigkeit besteht dabei aber, dass man sich in den christlichen Kreisen auch unter „Gemeinde“ normalerweise leider etwas anderes vorstellt. Etwas, das wiederum stark in Richtung „Kirche“ geht. Nicht umsonst spricht man ja auch von der „Frei-Kirche“. Und sich einfach den Namen „Ekklesia“ zu geben, nützt da auch nichts. Hier muss vom Neuen Testament her umgedacht werden.

Hilfreich ist es, anhand einer Konkordanz oder eines Suchprogramms im Neuen Testament die Stellen zu erforschen, wo von der Gemeinde die Rede ist. Man wird dort bezeichnenderweise einige Dinge nicht finden, die uns sofort einfallen, wenn wir an Kirche oder Gemeinde denken. Es gibt keine Pfarrer oder Pastoren, es gibt keine Kirchengebäude oder Gemeindezentren, und es gibt keine Gottesdienste im Sinne von rituell ablaufenden und gesteuerten Veranstaltungen. Die neutestamentliche Gemeinde ist etwas völlig anderes.

Die „Kirche“, wie wir sie kennen, ist allerdings auch dem Neuen Testament schon bekannt. Sie wird in der Offenbarung prophetisch im Bild der Hure Babylon dargestellt.

Gottesdienst

Was „Gottesdienst“ ist, steht ausdrücklich und klar im Neuen Testament. Paulus hat es so formuliert: „Ich ermutige euch also, Geschwister, wegen des Erbarmens Gottes, dass ihr eure Leiber zur Verfügung stellt als Opfer, lebendig, heilig und Gott wohlgefällig, als eure Gottesverehrung, die dem Wort entspricht.” (Römer 12,1). Das Wort „latreía“, das ich hier mit „Gottesverehrung“ übersetze, würde am ehesten dem deutschen „Gottesdienst“ entsprechen.

Es ist fast überflüssig zu bemerken, dass eine solche Art des Gottesdienstes natürlich nichts mit ein oder zwei organisierten Veranstaltungen pro Woche zu tun hat.

Die neue Form der Gottesverehrung im neuen „Haus Gottes“ beschreibt Jakobus so: „Eine Gottesverehrung, die rein und unbefleckt ist bei Gott dem Vater, ist die: nach Waisen und Witwen zu schauen in ihren Schwierigkeiten, sich selbst unbefleckt zu halten von der Welt.” (Jakobus 1,27).

Vielleicht lässt sich das Prinzip so formulieren: Wir dienen Gott, indem wir für ihn und füreinander da sind. Gott dient uns, indem er direkt und durch unsere Geschwister für uns da ist. Eine zeremoniell ablaufende Veranstaltung abzuhalten und sie dann auch noch „Gottesdienst“ zu nennen, das wäre in der neutestamentlichen Gemeinde keinem eingefallen.

Natürlich gab es in der neutestamentlichen Gemeinde regelmäßige, auch tägliche Treffen, Versammlungen, Zusammenkünfte, oder wie wir es nennen wollen. Wie es da so etwa zuging, können wir bei Paulus nachlesen:

„Wie ist es denn, Geschwister, wenn ihr zusammenkommt? Jeder hat ein Lied, hat eine Lehre, hat eine Entdeckung, hat eine Gebetssprache, hat eine Deutung. Alles soll geschehen, um aufzubauen! Wenn jemand in einer Gebetssprache spricht, auch zwei oder höchstens drei, dann der Reihe nach, und jemand soll übersetzen. Wenn aber kein Übersetzer da ist, soll er in der Gemeinde schweigen. Für sich selbst soll er aber sprechen und für Gott. Propheten sollen zwei oder drei sprechen, die anderen sollen beurteilen. Wenn einem anderen, der dasitzt, etwas offenbart wird, soll der erste schweigen. Ihr könnt doch – je einer – alle prophetisch sprechen, damit alle lernen und alle ermutigt werden.” (1.Korinther 14,26-31).

Es würde mich sehr wundern, wenn jemand in dieser Beschreibung den ihm bekannten „Gottesdienst“ irgendwie wiederfinden würde. Auf jeden Fall wäre zur Zeit des Neuen Testaments niemand auf den Gedanken gekommen, diese Treffen der Christen als „Gottesdienst“ zu bezeichnen.

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