Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Monat: Juli 2023

Was kommt aus dem Mund?

Was kommt aus dem Mund? Diese Frage ist in Offb 1 schon aufgetaucht, ich habe im Beitrag „Prophetische Symbolsprache“ darüber geschrieben. Das Schwert, das aus dem Mund von Jesus kommt, ist ein Symbol für das Wort Gottes. In Wirklichkeit kommt also kein Schwert, sondern das Wort Gottes aus seinem Mund.

Das gleiche Bild erscheint noch einmal in der Offenbarung. Hier wird in Kapitel 19 ab Vers 11 die Ankunft des Herrn geschildert. Er kommt als Reiter auf einem weißen Pferd, gefolgt von seinen Truppen. Und in Vers 15 heißt es: „Aus seinem Mund kommt ein scharfes Schwert, um damit die Völker zu schlagen.“ Hier ist sicherlich nicht mehr allgemein das Wort Gottes gemeint, sondern das spezielle Wort des Richters, der das Urteil vollzieht. In Vers 21 heißt es dann: „Und alle anderen wurden getötet mit dem Schwert des Reiters auf dem Pferd, das aus seinem Mund kam.“

Zuvor wurden das Tier (die antichristliche Macht) und der falsche Prophet (der antichristliche Geist) „gefasst“, also verhaftet. Und man warf sie lebendig in den Feuersee – die Hölle. Auch dazu gibt es eine Parallele mit etwas, das aus dem Mund kommt. In 2 Thess 2 schreibt Paulus über das Kommen und Wirken des Antichristen. Und in Vers 8 sagt er dann: „Ihn wird Jesus, der Herr, mit dem Hauch seines Mundes beseitigen, zunichtemachen bei seiner sichtbaren Ankunft.“

Mit einem Hauch aus seinem Mund wird der Herr ihn beseitigen und zunichtemachen. Das ist derselbe Vorgang, den die Offenbarung mit „gefasst“ und „in den Feuersee geworfen“ beschreibt. Auch hier haben wir wieder ein Beispiel für „prophetische Unschärfe„: Zwei ganz verschiedene Bilder beschreiben denselben Vorgang, und doch ist völlig klar, was gemeint ist.

Wenn nun das Schwert, das aus dem Mund von Jesus kommt, ein prophetisches Bild für etwas anderes ist, zum einen für das Wort Gottes, zum anderen für das Gericht, dann kann man auch eine Parallele zu einem anderen Bild ziehen, in dem etwas „aus dem Mund“ kommt.

In Offb 11,5 steht über die zwei Zeugen: „Wenn ihnen jemand schaden will, kommt Feuer aus ihrem Mund und frisst ihre Feinde. Sollte ihnen jemand schaden wollen, muss er so getötet werden.“

Wir haben gesehen, dass das Schwert, das aus dem Mund von Jesus kommt, das Wort Gottes ist. Warum sollte dann das Feuer aus dem Mund der Zeugen nicht auch das Wort Gottes sein? Es ist ja schließlich ihr Auftrag, das Wort Gottes zu bezeugen. Und das Bild vom Feuer gebraucht der Herr schon im Alten Testament – Jer 23,29: „Ist mein Wort nicht so wie ein Feuer, sagt der Herr, und wie ein Hammer, der einen Felsen zerschlägt?“

Das Wort Gottes im Mund der Zeugen, das sich auswirkt wie ein brennendes Feuer, passt zur Schilderung in Offb 11 . Kein Wunder, dass man ihnen schaden will, gegen sie Krieg führt, sie besiegt und tötet und sich dann darüber freut.

Doch wie frisst das Feuer aus dem Mund der Zeugen ihre Feinde? Das Feuer, das am Ende die Feinde frisst, ist nach der sonstigen Aussage im Neuen Testament das Feuer der Hölle. Doch wie hängt dieses Feuer, das am Ende die Feinde frisst, zusammen mit dem Feuer des Wortes Gottes, das aus dem Mund der Zeugen kommt?

Hier kann uns ein Wort von Jesus auf die richtige Spur bringen – Joh 12,47-48: „Wenn jemand auf meine Worte hört und sie nicht einhält – ich richte ihn nicht. Denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu retten. Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, hat seinen Richter: Das Wort, das ich gesagt habe, das wird ihn richten am letzten Tag.“

Das Wort, das sie gehört, aber nicht angenommen haben, das wird sie am Ende richten. Nun wissen wir also, was für ein Feuer aus dem Mund der Zeugen kommt. Und wir wissen, wie es zusammenhängt mit dem Feuer, das die Feinde fressen wird. Auch haben wir so den scheinbaren Widerspruch aufgelöst, dass niemand den Zeugen schaden kann, obwohl man sie doch bekämpft und tötet.

Und bei genauem Hinsehen bemerkt man, dass ja auch gar nicht dasteht, dass ihnen niemand schaden kann. Es steht nur da, dass ihnen jemand schaden will. Und dass das Feuer, das aus dem Mund der Zeugen kam, diese Feinde verzehren wird. Das Wort, das sie hörten und ablehnten, das wird sie richten …

Das zerteilte Heiligtum

Das zerteilte Heiligtum ist die Ausgangsvision für die Botschaft von den zwei Zeugen in Kapitel 11 der Offenbarung. Dass mit diesem Heiligtum die Gemeinde gemeint ist, habe ich schon im Beitrag „Prophetische Unschärfe“ dargestellt. Johannes bekommt zuerst einmal den Auftrag zum Messen: „Steh auf und miss das Tempelhaus Gottes, den Opferalter und die, die darin anbeten!“

Wenn wir die Bedeutung des Messens verstehen wollen, finden wir im Alten Testament eine Antwort dazu. Als Israel das Land Kanaan erobert hatte, teilte man erst den Stämmen und dann jedem Einzelnen sein Erbteil zu. Dabei musste man messen. Das Messen hat also etwas mit zugeteiltem Besitz zu tun.

In Ps 16,5+6 freut sich ein Israelit über das ihm zugeteilte Erbteil: „Herr! (Was) meinen Anteil am Erbland und meinen Becher (betrifft): Du bist es, der mein Erbteil erhält. Messschnüre sind mir auf das schönste (Land) gefallen, ja, mein Erbbesitz ist das Beste für mich.“

Wenn Johannes nun in Offb 11 den Auftrag erhält, das Heiligtum auszumessen, dann ist das natürlich nicht eine Inbesitznahme durch ihn, sondern dient zur Klärung, dass dieser Ort das Eigentum des Herrn ist, sein Wohnplatz.

Eine Parallele dazu haben wir in Offb 21, wo die verherrlichte Gemeinde – die Frau des Lammes – in Gestalt des himmlischen Jerusalem vom Himmel auf die neue Erde herabkommt. Hier misst ein Engel – Verse 15-17: „Der, der mit mir sprach, hatte ein Maß, einen goldenen Messstab, um die Stadt und ihre Tore und ihre Stadtmauer zu messen. Die Stadt liegt viereckig, ihre Länge ist so groß wie die Breite. Er maß die Stadt mit dem Messstab auf zwölf Tausend Stadien, ihre Länge, ihre Breite und ihre Höhe sind gleich. Er maß ihre Stadtmauer auf hundertvierundvierzig Ellen nach menschlichem Maß, was (auch das) eines Engels ist.“

Da es hier eindeutig die Gemeinde ist, die man vermisst, bekräftigt das die Annahme, dass es sich auch in Offb 11 um die Gemeinde handelt.

Johannes erhält aber auch einen Auftrag, etwas nicht zu messen – Vers 2: „Den Hof außerhalb des Tempelhauses verwirf aber und miss ihn nicht, weil er den Völkern gegeben wurde, die werden die heilige Stadt treten – zweiundvierzig Monate.“

Ein Teil vermessen, ein Teil verworfen, da ist das zerteilte Heiligtum. Das klingt doch sehr nach dem Volk Israel, das zum einen Teil den von Gott gesandten Messias Jesus angenommen hat und zum anderen Teil den Messias verworfen und an die Nichtjuden ausgeliefert hat, um ihn hinzurichten am Kreuz. So entstand diese Spaltung, das zerteilte Heiligtum.

Der eine Teil erhält in der Folge eine Ergänzung durch Gläubige aus den Nichtjuden und ist als Gemeinde der neue Tempel, der Wohnplatz Gottes auf Erden. Dem anderen Teil, der mit dem Messias Gott selbst abgelehnt hat, geschieht Verwerfung. Die Tragik dieser Geschichte hat Paulus in Röm 9-11 dargestellt. Und die Ablehnenden werden dann an die Nichtjuden ausgeliefert, an die sie den Messias ausgeliefert hatten.

Das irdische Jerusalem als Zentrum des Judentums ist das passende Bild für das verworfene Israel. Von den Völkern getreten – eine treffende Beschreibung der Geschichte Israels und auch der Stadt Jerusalem seither. Man beachte, dass die Völker sie nicht „zertreten“, wie es oft übersetzt wurde, sondern „treten“. Das heißt, dass man die Stadt und das Volk eben nicht zerstört bzw. ausrottet. Sie werden „getreten“, aber bleiben bestehen, bis der Herr kommt. Das bedeuten die 42 Monate – die ganze Endzeit hindurch.

Wenn Jesus in Vers 3 daraufhin unvermittelt von „meinen zwei Zeugen“ spricht, ist es naheliegend, dass kein neues Thema beginnt. Es geht vielmehr weiterhin um das Thema von Vers 1 „Das Heiligtum Gottes – die Gemeinde“. Dass Jesus nur „spricht“, ist zu beachten. Tatsächlich kommt nach der Vision vom Tempel in Vers 1 als Nächstes keine Vision von zwei Zeugen. Ab Vers 3 hört Johannes zunächst einmal nur etwas über sie.

Prophetische Symbolsprache

Prophetische Symbolsprache taucht in der Bibel überall auf, wo von Realitäten aus der unsichtbaren Welt gesprochen wird. Denn diese übersteigen den Horizont menschlichen Verstehens und menschlicher Vorstellungskraft.

Man sieht es an der Lehre von Jesus selbst. Er hat – wie in der Bergpredigt (Mt 5-7) – ganz klar und verständlich gelehrt, wo es z. B. um menschliche Verhaltensweisen geht. Aber in seiner Lehre über das Reich Gottes spricht er ein ganzes Kapitel lang (Mt 13/Mk 4) nur in Vergleichen und Beispielen. „Gleichnisse“ hat man das traditionell genannt.

Ich nenne es auch prophetische Symbolsprache. Jesus hat als Prophet über Realitäten gesprochen, die den Menschen nur mit Vergleichen oder Beispielen aus der menschlichen Erfahrungswelt annähernd verständlich gemacht werden können. Da sind ein Sämann, ein Weizenfeld mit Unkraut, ein Senfkorn, ein Sauerteig, ein Schatz, eine Perle und ein Fischernetz. Und selbst diese Vergleiche sind manchen noch unverständlich geblieben.

Auch in den Schriften der Gesandten von Jesus taucht diese prophetische Symbolsprache auf. Ein Beispiel dafür ist die geistliche Waffenrüstung, die Paulus in Eph 6 beschreibt. Der Gürtel um die Hüfte, an dem die Waffen hängen, ist die Wahrheit. Der schützende Brustpanzer steht für die Gerechtigkeit. Die Schuhe, die man an den Füßen haben sollte, bedeuten die Bereitschaft zur Weitergabe der Botschaft. Der Glaube ist ein Schild, die Rettung ein Helm und das Wort Gottes ein Schwert.

Ein konkretes Bild kann offensichtlich besser zum Ausdruck bringen, was gemeint ist, als eine theoretische bzw. theologische Abhandlung. Vor allem auch für einfache Menschen, die Gott ja besonders am Herzen liegen.

Das Bild vom Schwert für das Wort Gottes verwendet dann auch der Autor des Hebräerbriefs – Kap. 4,12: „Lebendig ist ja das Wort Gottes, wirksam, schärfer als jedes zweischneidige Schwert, durchdringend bis zur Zerteilung von Seele und Geist, von Gelenken und Markknochen, und ein Beurteiler von Gedanken und Gesinnungen des Herzens.“

Bei Paulus im Epheserbrief ist das Wort Gottes als Waffe zu verstehen, wie etwa bei Jesus, der mit dem Wort Gottes den Satan abgewiesen hat (Mt 4 / Lk 4). Im Hebräerbrief erscheint es eher wie das Instrument eines Schlachters oder gar Operateurs. Dabei spielt die Schärfe sicherlich in beiden Bildern die gleiche Rolle.

Und das Bild mit dem Schwert erscheint dann auch an einer eigenartigen Stelle in der Offenbarung. Gleich am Anfang in Kap. 1,12-16 hat Johannes die einleitende Vision von Jesus:

„Und als ich mich umgewandt hatte, sah ich sieben goldene Leuchter und in der Mitte der Leuchter einen wie ein Menschensohn, mit einem langen Gewand bekleidet und an der Brust mit einem goldenen Gürtel umgürtet. Sein Kopf und die Haare waren weiß leuchtend, wie weiße Wolle, wie Schnee, seine Augen wie feurige Glut, seine Füße wie glühendes Metall, wie im Ofen glühend, und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser. In seiner rechten Hand hatte er sieben Sterne. Aus seinem Mund kam ein scharfes zweischneidiges Schwert. Und sein Gesicht war wie die Sonne, wenn sie leuchtet mit ihrer Kraft.“

Man könnte hier denken, dass Johannes Jesus sieht, wie er in seiner Herrlichkeit wirklich ist. Die Herrlichkeit in Form von „weiß“, „feurig“, „glühend“ und „leuchtend“ ist ja nicht zu übersehen. Und doch erscheinen symbolhafte Elemente, die so bei Jesus in seiner Herrlichleit real nicht vorstellbar sind. Die Leuchter um ihn herum und die sieben Sterne in seiner Hand sind ja real weder Sterne noch Leuchter, sondern sieben Gemeinden.

Und dann ist da auch das scharfe zweischneidige Schwert, das aus seinem Mund kommt. Das mag man sich bildlich und praktisch eigentlich gar nicht vorstellen. Aber von der Symbolik her ist es klar: Aus seinem Mund ergeht das Wort Gottes. So stellt sich Jesus vor: Was er jetzt an Johannes zu offenbaren hat, ist das Wort Gottes, das wirkt wie ein scharfes zweischneidiges Schwert.

Und wenn schon das Anfangskapitel der Offenbarung voller prophetischer Symbole steckt, werden wir uns nicht wundern, wenn sie uns dann durch das ganze Buch hindurch auf Schritt und Tritt begegnen. Und wir haben auch schon gesehen, dass es in den anderen Schriften der Bibel Parallelen dazu gibt. Auch diese werden uns beim Einordnen und Verstehen der Symbole hilfreich sein.

Prophetische Unschärfe

Prophetische Unschärfe nenne ich das Phänomen, dass zwei Propheten dieselbe göttliche Realität schauen, sie aber in Einzelheiten unterschiedlich beschreiben. Dabei liegt das Problem sicherlich nicht in der göttlichen Realität selbst, hier herrschen immer Eindeutigkeit und Wahrheit. Es kann nur an der Schnittstelle liegen, wo die göttliche Realität eintaucht in die irdische Dimension, um für Menschen sichtbar zu werden.

Hier begegnet die Vollkommenheit der Unvollkommenheit, hier muss Göttliches in menschliche Vorstellungskraft und menschliche Sprache übersetzt werden. Ich denke, dass uns hierbei auch die Erklärung von Paulus hilft, dass wir aus Bruchstücken erkennen und aus Bruchstücken prophetisch sprechen. Ich nenne zwei Beispiele:

Da sind zum einen die Cherubim, Als Thronengel Gottes werden sie an mehreren Stellen in der Bibel genannt. Die Frage, warum der Schöpfer des Universums sie überhaupt braucht, bleibt – wie vieles in der göttlichen Dimension – unbeantwortet. Näher beschrieben werden sie nur an zwei Stellen. Zum einen hat Hesekiel sie gesehen, zum anderen Johannes.

Hesekiel hat sie beschrieben (Hes 2,4-12) als Gestalten mit vier Gesichtern und vier Flügeln. Die vier Gesichter an ihren Köpfen sind vorne das Gesicht eines Menschen, rechts das eines Löwen, links das eines Stieres und hinten das eines Adlers.

Johannes hat sie beschrieben (Offb 4,6-8) als Wesen mit je einem Gesicht, sechs Flügeln und außen und innen voller Augen. Und die vier Gesichter der vier Wesen waren jeweils das eines Löwen, eines Stiers, eines Menschen und eines Adlers.

Gemeinsam sind aber die vier Parallelen zur geschaffenen Welt: Mensch, Löwe, Stier und Adler. Dass hier der Mensch als Beherrscher der Schöpfung, der Adler als Herrscher im Luftraum, der Löwe als König der wilden Tiere und der Stier als das mächtigste der Nutztiere eine Fülle von Kraft und Herrschaft symbolisieren, dürfte deutlich sein.

Aber wie gesagt, wir sehen hier eine Realität in zwei Versionen, eine prophetische Unschärfe. Und wir müssen das so stehen lassen und uns anbetend auf die dahinter verborgene Realität Gottes einlassen.

Etwas Ähnliches finden wir zum anderen bei den Ölbäumen und Leuchtern, die vor Gott stehen. Sacharia sieht sie in einer Vision (Sach 4,1-5) und bekommt eine Antwort zu ihrer Bedeutung (Sach 4,11-14). Sacharia sieht einen goldenen Leuchter und links und rechts davon zwei Olivenbäume (Ölbäume). Und als Antwort zu deren Bedeutung erfährt er, dass das die zwei Gesalbten sind, die vor dem Herrscher aller Lande stehen.

Johannes erhält in seiner Offenbarung über die zwei Zeugen (Offb 11,1-13) in Vers 4 die Erklärung: „Das sind die zwei Olivenbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.“ Bei Sacharia ist es ein Leuchter, bei Johannes sind es zwei. Aber es ist dieselbe Realität, es gibt in der Bibel keine andere Parallelstelle dazu.

Diese Realität vor Gott bestand offensichtlich schon zu Sacharias Zeiten und wird bei Johannes wieder als gegenwärtig beschrieben. Das bestärkt natürlich die Auffassung, dass es sich dabei nicht um menschliche Individuen handelt, auch wenn in Sach 4 der Statthalter und Davidsnachkomme Serubbabel eine große Zusage von Gott bekommt.

Das verbindende Thema zwischen den zwei Stellen in Sachaja und der Offenbarung ist – leider oft etwas unbeachtet – der Tempel Gottes. In Sach 4 geht es um den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem nach der babylonischen Gefangenschaft. Er soll durch das Wirken des Heiligen Geistes gelingen, und Serubbabel soll die Fertigstellung des Tempels durchführen und auch noch erleben.

In Offb 11 geht es nach Vers 1 um den Tempel Gottes in neutestamentlicher Zeit und die wahren Anbeter darin. Der Tempel Gottes, der jetzt gebaut wird, ist die Gemeinde.

Das Gemeinsame am Tempel zu Sacharias Zeiten und am Tempel zu Johannes‘ Zeiten ist, dass der Tempel der Wohnplatz Gottes auf Erden ist. Hier besteht die Verbindung zu Gottes Thron. Wer hier auf der Erde vor Gott steht, steht auch im Himmel vor Gott. Insofern stehen die zwei Gesalbten – die zwei Olivenbäume und die zwei Leuchter – gleichzeitig vor Gottes Thron und auf der Erde. Und wir kommen der Antwort näher auf die Frage, wer damit gemeint ist.

Die zwei genannten Beispiele machen deutlich, welche Art von Unstimmigkeiten ich als prophetische Unschärfe bezeichne. Wir sollten daraus lernen, dass wir nicht alle Einzelheiten aus prophetischen Bildern oder Botschaften bis ins Letzte ausdeuten sollten. Zum einen ist es erst einmal wichtig, die zentrale Aussage des Bildes oder der Botschaft wahrzunehmen. Zum anderen helfen dann Parallelstellen und der inhaltliche Zusammenhang in der Bibel, um die Prophetie einzuordnen und möglichst vieles richtig zu verstehen.