Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Kategorie: Altes Testament (Seite 1 von 2)

Sexualität

Sexualität sollte unter Christen – wie alles andere auch – aus Gottes Sicht betrachtet werden. Und Gottes Sicht finden wir in der Bibel. Fangen wir vorne an und schauen, wo die Sexualität herkommt.

Der Schöpfungsbericht – 1 Mo 1,27: „Und Gott machte den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes machte er ihn, männlich und weiblich machte er sie.“ Es ist also Gottes persönliche Erfindung, den Menschen als Mann und Frau zu machen.

Im zweiten Kapitel des 1. Buches Mose – einer sinnvollen Ergänzung zum ersten – wird dieser Vorgang konkreter beschrieben. Vers 7: „Und Gott formte den Menschen aus Erde vom Erdboden …“. Gott hat also nicht nur gesprochen, sondern geformt – also etwas getan, was z. B. auch ein Töpfer tut. Und dann erschuf Gott aus dem Adam auch noch eine Frau. Vers 22: „Der Herr, Gott, baute die Seite, die er von dem Adam entnommen hatte, zu einer Frau …“. Auch „bauen“ ist etwas, was man mit seinen Händen macht. Wenn Gott also Mann und Frau geformt bzw. gebaut hat, dann hat er auch alle an und in ihnen befindlichen Geschlechtsteile und -merkmale mit eigenen Händen geformt und gebaut.

Und in 1 Mo 1,31 heißt es: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und sieh, es war sehr gut.“ Dieses Urteil betrifft also auch die Sexualität des Menschen. Alles daran ist sehr gut. Und die mit der Sexualität vorhandenen körperlichen Empfindungen gehören mit dazu. „Sündig“ oder „schmutzig“ ist daran nichts. Sünde fängt immer erst da an, wo man die guten Gaben Gottes missbraucht und pervertiert.

Adam und Eva haben nicht gesündigt, als sie sexuell zusammen waren, sondern sie haben ihre Ehe damit geschlossen. Ich habe dieses Verständnis der Sexualität ausführlicher in meinem Beitrag über Unzucht dargelegt. Das körperliche Zusammensein von Mann und Frau ist das grundlegende Wesensmerkmal der Ehe. Das heißt, die Ehe ist der Raum für die Entfaltung der Sexualität. Dass diese Entfaltung der Sexualität durchaus lustvoll gemeint ist, wird an wenigen Stellen in der Bibel deutlich.

In den Sprüchen z. B. warnt der Weisheitslehrer sehr davor, sich auf den Ehebruch mit einer fremden Frau einzulassen. Als Mittel dagegen empfiehlt er sehr bildhaft die Freude an der eigenen Ehe. Ich zitiere Spr 5,15-19 nach der Elberfelder Bibel. „Trinke Wasser aus deiner (eigenen) Zisterne und was aus deinem Brunnen quillt. Sollen nach draußen verströmen deine Quellen, auf die Plätze deine Wasserbäche? Dir allein sollen sie gehören, doch keinem Fremden neben dir. Deine Quelle sei gesegnet, erfreue dich an der Frau deiner Jugend! Die liebliche Hirschkuh und anmutige Gemse – ihre Brüste sollen dich berauschen jederzeit, in ihrer Liebe sollst du taumeln immerdar!“

Kann man es schöner ausdrücken, dass hier der Ort ist, an dem sexuelle Bedürfnisse ausgelebt werden können? Und offensichtlich können sie nicht nur, sondern sollen hier auch ausgelebt werden („berauschen“, „taumeln“ …). Warum die Lutherbibel statt der korrekten Übersetzung „Brüste“ lieber „Anmut“ schreibt, darauf darf sich jeder selbst einen Reim machen.

Auch Paulus, der Ehelose, der die Ehelosigkeit empfiehlt, vertritt diese Sichtweise. In der Ehe haben die sexuellen Bedürfnisse ihren legitimen Platz. 1 Kor 7,2-5: „Wegen der Unzucht soll aber jeder seine Frau haben und genauso jede den eigenen Mann. Der Mann soll der Frau geben, was er schuldig ist, genauso auch die Frau dem Mann. Die Frau hat nicht die Macht über ihren Leib, sondern der Mann. Und genauso hat auch der Mann nicht die Macht über seinen Leib, sondern die Frau. Beraubt einander nicht, außer in gegenseitigem Einverständnis für eine gewisse Zeit, um frei zu sein fürs Gebet. Und seid (dann) wieder zusammen, damit euch der Satan nicht versucht wegen eures Verlangens.“

Wenn wir Paulus hier genau nehmen, dann ist das sexuelle Verlangen sogar der einzige Grund für die Ehe, der angesichts des nahen Endes aller Dinge noch akzeptabel ist. Und wie er dabei die Gegenseitigkeit und Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau beschreibt, ist für seine Zeit revolutionär. (Die Frau, die Macht hat über den Leib des Mannes!). Das heißt natürlich, dass das Bedürfnis beider Partner wichtig ist. Sogar hier kommt der christliche Grundsatz zum Zuge, dass man nicht nur auf das Seine, sondern auch auf das des anderen zu achten hat. Und es gibt dabei sicherlich keine Grenzen für alles, was beiden Partnern Freude macht …

Dass Ehe und Sexualität aber nur etwas Irdisches und damit Vergängliches sind, hat Jesus deutlich erklärt. Mt 29,30 / Mk 12,25 / Lk 20,35-36: „Die aber, die für wert gehalten werden, zu jener Welt zu kommen und zur Auferstehung von den Toten, die heiraten nicht und sind nicht verheiratet, wenn sie von den Toten auferstehen. Sie können ja auch nicht mehr sterben, sondern sie sind Engeln in den Himmeln gleich und sind Söhne und Töchter Gottes, weil sie Söhne und Töchter der Auferstehung sind.“

Land und Feld

(Land und Feld – Auszüge aus dem Kapitel „Land und Feld“ des Buchs „Kennst du das Land?“ von Ludwig Schneller. Man beachte, dass mit „heute“ die Zeit zwischen 1894 und 1899 gemeint ist.)

… Viel Fleiß und viel Sorgfalt muss einst an dieses Land gewendet worden sein. Die zahlreichen formlosen Ruinenhaufen des Landes, die zahllosen verschütteten Felsenzisternen, die Trümmer sorgfältiger Terassenbauten an allen öden Bergen zeigen uns, wie viel tausend Hände sich einst hier fleißig geregt, wie viele Menschen das Land ernährt haben muss. Aber ohne Mühe wurden ihnen die Früchte des Landes nicht zu teil. „Fleiß! Fleiß!“ so ruft noch heute das Land seinen Bewohnern von allen Seiten zu. Und alle jenen Ruinen und Steinhaufen sind wie eine gewaltige Lapidarschrift mit großen, traurigen Zügen auf das Angesicht des heiligen Landes geschrieben, welche die Faulheit verurteilt.

Sie sagen uns, warum das Land so verfallen ist, worin sein Fluch bestehe. Nämlich nicht darin, dass etwa das Land kraft göttlicher Verfluchung nicht mehr fruchtbar sein könnte, sondern darin, dass es Einwohner bekommen hat, welche dasselbe verwahrlosen und misshandeln. Der Fluch des armen Landes besteht nur in seinen Menschen. Einmal in seiner Regierung, bei welcher Bestechung das A und O ist, welche jeden strebsamen Landbauer bis aufs Blut aussaugt und dadurch jeden Eifer, das Land zu bebauen, mit eiserener Faust niederhält. Sodann in der auf diesem Wege so tief heruntergekommenen Einwohnerschaft.

An sich ist das Land heute noch willig, wie vor alters, seine besten Gewächse in Fülle zu geben, sobald dasselbe mit verständigem Fleiß bearbeitet wird. Ernste Arbeit zur Anlage einer tüchtigen Waldkultur, solider Terassenbauten, kühler Brunnen, großer Teiche und meilenlanger Kanäle ist dem Lande freilich nötig. …

Ohne Zweifel, wenn der Herr wieder anheben wird, dieses Land zu segnen, so wird der Segen äußerlich zunächst darin bestehen, dass es ein Volk und eine Regierung erhält, welche willens sind, durch ehrlichen Fleiß den verborgenen Schatz im Acker Palästinas zu heben. Denn bei solchen Bewohnern könnte es auch noch heute sein „ein gut Land, darinnen Milch und Honig fließt, ein edel Land vor allen Ländern.“

Welche Mannigfaltigkeit und Abwechslung bietet Palästina „vor allen Ländern“! Ein ganz anderes Land ist es bei Jerusalem inmitten seines schützenden Walles von Bergen. Ein ganz anderes Land ist es drunten am Meeresstrand unter dem berauschenden, meilenweit durch die Lüfte getragenen Duft der blühenden Orangen- und Zitronengärten und Palmenhaine. Ganz anders ist das Land bei Berseba mit dem Blick hinaus in die unermessliche Wüste. Ein ganz anderes Land sind die tropischen Niederungen der sonnigen, lachenden Jordan-Au. Ein ganz anderes Land sind die weiten getreidereichen Flächen der Ebene Jesreel. Und wiederum von allen so verschieden ist der blühende Norddistrikt von Cäsarea Philippi, wo ein grünes Land, den See umrahmend, wie lachender Frühling hinaufschaut zum winterlichen, im Sommerglanz hellleuchtenden Hermon mit dem ewigen Schnee.

Abgesehen von den köstlichen Südfrüchten, welche einst in den herrlichen Ebenen von Jericho wuchsen, trägt das Land noch dieselben Früchte wie vormals, nur spärlicher: Weintrauben, Feigen, Oliven, Datteln, Granatäpfel, Orangen, Zitronen, Bananen, Melonen, Maulbeeren, Pflaumen, Pfirsiche, Aprikosen, Nüsse, Mandeln, Pistazien, Johannisbrot, Äpfel, Birnen u. a. m. Schon im Januar öffnen sich die Kelche des rotblühenden Mandelbaums. Und dann „will das Blühen nicht enden“ fast das ganze Jahr. Gewisse Akazienbäume sind das ganze Jahr hindurch mit leuchtenden Blüten geschmückt. Aber nur noch der geringste Teil des Landes, die unmittelbare Nachbarschaft der dünngesäten Städte und Dörfer, zeigt diese Früchte.

Was die Propheten in trüber Ahnung vorausgeschaut, ist längst eingetroffen. Die Gärten und Parkanlagen sind verschwunden, die Wasseranlagen zerstört. Wilde Tiere, Schakale, Füchse, Hyänen, Wölfe durchstreifen die einst so fruchtbaren Gefilde. Daher muss der freundliche Leser vom heutigen Palästina die abendländischen Vorstellungen von einem schönen Land beiseite lassen. … Er kann wohl oft, wenn er einmal dem gelobten Land einen Besuch abstattet, unabsehbare Felsberge finden, wo kein Baum und kein Strauch wächst, wo Berg an Berg sich reiht, wie aus Fels gebaut, und wo nur in den Talsohlen schmale grüne Streifen die traurige Wildnis unterbrechen. Selbst die bebauten Ackerfelder sind auf dem Gebirge meist so felsig und steinig, dass man es kaum begreifen kann, dass dies dasselbe Land sein soll, dessen gesegnete Fruchtbarkeit einst in der ganzen Welt gerühmt wurde. …

Eine Hauptursache des Niedergangs der früheren Fruchbarkeit ist die gänzliche Abholzung des Landes. Durchs ganze Land hin finden sich häufige Waldanlagen, wie wir ja in der Bibel oft von Wäldern lesen. Man brauchte den Wald nur wachsen zu lassen. Und nach etlichen Jahrzehnten würden sich die kahlen Berge Judäas an manchen Stellen wieder in einen herrlichen Mantel von Wald kleiden.

Man muss es der türkischen Regierung zum schweren Vorwurf machen, dass sie nicht einen Finger rührt, den Wald zu schützen. Jedermann darf ungescheut denselben zerstören, alles brennbare Holz abbauen, seine Herden hineintreiben, die den Bäumchen ihre Kronen abfressen. Gehen wir jetzt durch die Gebirge, wo in biblischer Zeit hohe Laubwälder gestanden haben, so schauen nur noch wie klagend die Schößlinge und Krüppel von Bäumchen, die einem Mann kaum bis an die Hüften reichen, zu uns herauf. Nur eine Anzahl von heilig gehaltenen Hainen mit gewaltigen Bäumen zeigen uns, wie schön es im Lande sein könnte, wenn man sich desselben von oben herab etwas mehr annehmen wollte. …

Viel wichtiger als Wälder waren dem Land seit grauer Vorzeit seine ausgedehnten Weidetriften, wie wir schon in Abrahams Geschichte sehen. Und wenn auch das Volk Israel nachmals zumTeil ein Volk von tüchtigen Landbauern wurde, so blieb doch ein bedeutender Teil desselben der Schaf- und Viehzucht treu. Manche Gegend des Landes mit ihrem Reichtum an würzigen und salzigen Kräutern ist auch so sehr für Viehweide geschaffen, dass sie selbst bei einer etwa eintretenden Kulturblüte dieses Landes diesem Zweck ebenso gewiss dienen würde, wie dies seit den ältesten Zeiten der Fall war.

Die Gestalt des freien Beduinen, der einst mit Spieß, Pfeil und Bogen, jetzt mit Feuerrohr, Krummschwert und Gürteldolch seine Herden begleitet, im Winter die warmen Niederungen am Jordan und Toten Meer, im Sommer die kühleren Berge aufsuchend, würde auch dann nicht verschwinden. Es ist wahrhaft erstaunlich, welcher Menge von Viehherden die Weidesteppen jahraus jahrein genügende und fette Nahrung geben, so dass jene ihren Herren durch ihre Milch und Wolle reichen Lebensunterhalt liefern. …

Das Volk Israel stammte nicht nur von Hirten ab, sondern bestand zu allen Zeiten auch zum Teil aus Hirten. Dies hat auf den religiösen Sprachgebrauch der Bibel und der christlichen Kirche großen Einfluss gehabt. Es ist nicht möglich, hier die Stellen aufzuzählen, in welchen sich bei Propheten und Psalmsängern das Hirtenleben Israels wiederspiegelt.

Aber auch in den Reden des Herrn begegnen wir wieder und wieder denselben Anschauungen. Das Volk erscheint ihm wie Schafe, die keinen Hirten haben (Matth. 9,36). Darum sendet er seine Jünger zu den verlorenen Schafen vom Haus Israels (Matth. 10,6; 15,24). Und sie selbst gehen wie Schafe mitten unter die Wölfe (10,16). Er ist der gute Hirte, der seine Schafe mit Namen ruft und sein Leben für sie lässt (Joh. 10,3ff.), wenn einmal der Hirte geschlagen wird (Matth. 26,31) und selbst leiden muss wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut (Jes. 53,7). Und auch der Auferstandene bittet noch zum Abschied: Weide meine Schafe! (Joh. 21,16). Und dermaleinst wird er als Weltrichter die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zu seiner Linken (Matth. 25,33).

Der Fluch der Ehe

Der Fluch der Ehe gehört zu den Folgen des Sündenfalls. Nachdem Gott im Fluch über die Frau erst die schmerzhaften Geburten ankündigte, sagte er dann noch: „Und gegen deinen Mann (geht) dein Begehren, er aber will herrschen über dich!“

Um diese Aussage besser zu verstehen, ist es hilfreich, aus dem folgenden Kapitel die Worte Gottes an Kain zu betrachten. 1 Mo 4,7: „Ist es nicht so: Wenn du das Richtige tust, ist (dein Blick) erhoben, wenn du aber nicht das Richtige tust, lagert Sünde vor der Tür? Und gegen dich (geht) ihr Begehren, du aber sollst herrschen über sie!“

Die zwei Aussagen sind genau gleich aufgebaut:

„Und gegen deinen Mann (geht) dein Begehren, er aber will herrschen über dich!“

„Und gegen dich (geht) ihr Begehren, du aber sollst herrschen über sie!“

Was die Sünde gegenüber dem Menschen tut, das will die Frau gegenüber dem Mann: Begehren. Wenn ich etwas begehre, dann will ich es besitzen. Die Sünde will den Menschen besitzen, sie will Macht über ihn ausüben. Die Frau will den Mann besitzen, und dieses Besitzen ist natürlich auch eine Art Machtausübung, vermutlich auf die etwas feinere weibliche Art und Weise. Vielleicht sind „Steuern“ und „Manipulieren“ passende moderne Ausdrücke dafür.

Die Antwort darauf besteht im Herrschen. Der Mensch soll über die Sünde herrschen, soll sie also in die Schranken weisen und nicht über sich herrschen lassen. Der Mann wehrt sich gegen die Besitzergreifung der Frau, indem er über sie zu herrschen versucht, um die Oberhand zu behalten. Vielleicht ist dann „Dominieren“ der passende Ausdruck dazu.

Hier ist also der eheliche Urkonflikt ausgesprochen und programmiert: der Machtkampf zwischen Ehemann und Ehefrau. Die vielen Witze, die es über diese Problematik gibt, bestätigen deren Richtigkeit und Realität. Ehen werden also nicht im Himmel geschlossen. Gott hat die Ehe geschaffen und gesetzt, aber er hat infolge der Sünde im Fluch die Mühsamkeit des Lebens über sie ausgesprochen, wie auch über die Arbeit und die Fortpflanzung.

Die Frage ist, ob es dafür eine Lösung gibt. In diesem Zusammenhang ist mir ein Abschnitt aufgefallen, der innerhalb des Neuen Testaments aus dem Rahmen fällt – Eph 5,21-33:

„… – indem ihr euch einander unterordnet in Achtung vor dem Messias, die Ehefrauen ihren Männern wie dem Herrn, denn ein Ehemann ist Haupt (seiner) Frau, wie auch der Messias Haupt der Gemeinde ist, er, der Retter des Leibes. Also, wie sich die Gemeinde dem Messias unterordnet, so auch die Ehefrauen (ihren) Männern in allem. Ihr Ehemänner, liebt (eure) Frauen, wie auch der Messias die Gemeinde liebt und sich für sie hingegeben hat, um sie heilig zu machen – dazu hat er sie gereinigt mit dem Bad im Wasser und durch das Wort -, um sie sich herrlich hinzustellen, die Gemeinde, damit sie keinen Fleck oder eine Runzel oder etwas derartiges hat, sondern heilig und makellos sein soll.

So müssen auch die Ehemänner ihre Frauen lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Niemandem war doch jemals sein Körper gleichgültig, man gibt ihm vielmehr, was er braucht, und pflegt ihn. Und so (pflegt) auch der Messias die Gemeinde, weil wir Glieder seines Leibes sind. ‚Dafür wird ein Mann den Vater und die Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden, und die zwei werden körperlich eins sein.‘ Dieses Geheimnis ist groß. Ich sage das aber auf den Messias und auf die Gemeinde hin. Jedenfalls auch ihr, jeder Einzelne: Jeder soll seine Frau so lieben wie sich selbst! Die Frau aber: dass sie Achtung hat vor dem Mann!“

Das Auffallende in diesem Abschnitt ist, dass er dem allgemeinen Prinzip in der Gemeinde scheinbar zuwiderläuft. Die Christen in der Gemeinde haben untereinander – Männer und Frauen! – das Gebot von Jesus, einander zu lieben. Und sie haben, wie Paulus auch hier schreibt, das Gebot – Männer und Frauen! – sich einander unterzuordnen in Achtung vor dem Messias. Warum betont er nun hier so, dass der Mann, der sowieso alle lieben soll, auch seine Frau lieben soll? Und warum die Frau, die sich in Achtung vor dem Messias sowieso allen unterordnen soll, sich auch ihrem Mann unterordnen soll?

Diese spezielle Ermahnung von Paulus an die Eheleute ergibt aber einen guten Sinn, wenn man sie in Beziehung setzt zu 1 Mo 3 – dem Fluch der Ehe. Die Frau, die in menschlicher Art ihr Begehren auf ihren Mann gerichtet hat, hört jetzt auf damit und ordnet sich unter. Paulus formuliert es am Ende des Abschnitts auch noch anders: Sie hat Achtung vor ihm. Das ist offenbar ein alternativer Ausdruck für „unterordnen“. Der Mann, der in menschlicher Art über seine Frau zu herrschen versucht, hört jetzt damit auf und liebt – so wie Jesus seine Gemeinde.

Der Fluch der Ehe ist damit aufgehoben. Das neue Leben aus Gott kommt in die Ehe. Dass dafür Herzensveränderung mit Hilfe des Heiligen Geistes nötig ist, ist klar. Und so haben wir hier eine erlöste Ehe vor Augen, in der echte Liebe und echter Respekt die Haltung zueinander und den Umgang miteinander bestimmen. Das ist dann wohl auch die Antwort auf die Frage, was eine christliche Ehe ausmacht.

Sprüche

Sprüche aus dem Buch der Sprüche bzw. Sprichwörter, die ich irgendwann schon einmal selbst übersetzt habe:

3,5-6: Vertraue mit ganzem Herzen auf Gott, aber erhebe dich nicht wegen deiner Weisheit! Kenne ihn in allen deinen Wegen, damit er deine Wege richtig handhabt und dein Fuß sich nicht stößt!

3,11-12: Mein Kind, weise keine Erziehung des Herrn zurück, werde nicht mutlos, wenn du von ihm überführt wirst! Denn wen der Herr liebt, den weist er zurecht, er züchtigt jedes Kind, das er annimmt.

3,29: Unternimm nichts, was übel ist für deinen Mitmenschen, der bei dir wohnt und dir vertraut!

3,34: Gott stellt sich gegen Überhebliche, Bescheidenen gibt er Gnade.

10,2: Verbrecherische Schätze nützen nichts, aber Gerechtigkeit rettet vor dem Tod.

10,7: Die Erinnerung an Gerechte (bleibt) ein Segen, der Name von Gottlosen entschwindet.

11,13: Ein doppelzüngiger Mensch geht und verrät geheime Absprachen, aber ein zuverlässiger Geist hält Dinge bedeckt.

11,19: Ein Kind von Gerechtigkeit ist geboren für das Leben, wer hinter dem Bösen her ist, für den Tod.

11,22: Wie ein Ohrring im Rüssel einer Sau, so ist Schönheit für eine Frau ohne klaren Verstand.

11,31: Wenn der Gerechte nur mit Mühe gerettet wird, wo kann dann der Gottlose und Sünder sich sehen lassen?

14,26: In der Furcht des Herrn ist starkes Vertrauen, ihren Kindern gibt sie festen Halt.

14,34: Gerechtigkeit erhebt ein Volk, aber Sünde macht den Völkern Schaden.

15,16: Besser wenig mit der Furcht des Herrn als ein großer Schatz und Panik dabei.

16,6: Mit Güte und Wahrheit wird Schuld bedeckt; und mit Furcht des Herrn weicht man vom Bösen.

16,7: Wenn dem Herrn die Wege eines Menschen gefallen, lässt er auch dessen Feinde mit ihm übereinkommen.

16,32: Ein Geduldiger ist besser als ein Gewaltiger; wer mit dem Verstand herrscht, (ist besser) als, wer eine Stadt einnimmt.

18,22: Wer eine Frau gefunden hat, hat Gutes gefunden, und er hat Wohlgefallen bekommen vom Herrn.

20,9: Wer kann sagen: „Ich bin rein in meinem Herzen, ich bin gereinigt von meiner Sünde?“

20,12: Ein Ohr, das hört, ein Auge, das sieht – beide sind Werke des Herrn.

21,21: Wer den Weg der Gerechtigkeit und des Erbarmens geht, wird Leben und Herrlichkeit finden.

22,9: Wer ein gütiges Auge hat, wird gesegnet; denn er gibt dem Schwachen von seinem Brot.

23,26: Gib mir, mein Kind, dein Herz; deinen Augen sollen meine Wege gefallen.

25,11: Goldene Äpfel auf kunstvollen Silberschalen – so ist ein Wort, das zur rechten Zeit gesprochen wird.

25,21-22: Wenn dein Feind hungert, gib ihm zu essen, wenn er dürstet, gib ihm zu trinken! Wenn du das tust, wirst du glühende Kohlen aufhäufen auf seinen Kopf, und der Herr wird es dir vergelten.

26,13: Der Faulpelz sagt: „Draußen läuft ein wildes Tier umher, ein Löwe, mitten auf der Straße!“

26,14: Die Tür dreht sich in ihren Angeln – und der Faulpelz in seinem Bett.

26,15: Der Faulpelz greift in die Schüssel, aber die Hand zum Mund zu führen ist ihm zu mühsam.

28,13: Wer sein verwerfliches Handeln verbergen will, dem wird es nicht gelingen; wer (es) aber offen bekennt und lässt, der wird Erbarmen finden.

29,7: Ein Gerechter weiß, Geringen Recht zu verschaffen; der Gottlose aber versteht nicht, zu erkennen.

29,20: Wenn du einen Menschen gesehen hast, eilig mit seinen Worten – für einen Unverständigen gibt es mehr Hoffnung als für ihn.

30,8: Halte nichtiges und verlogenes Reden von mir fern! Gib mir weder Armut noch Reichtum, weise mir mein regelmäßiges Brot zu!

31,8: Öffne deinen Mund für Gottes Sache, schaffe heilsam Recht für alle!

Der Sündenfall

Der Sündenfall ist ein Schlüsselererignis in der Geschichte zwischen Gott und den Menschen. Und hier in eigener Übersetzung der Bericht, wie Gott den Menschen in Freiheit und Verantwortung stellte und wie es zur Sünde und damit zur Trennung von Gott kam – 1 Mo 3,1-24:

Die Schlange war aber klüger als alle Tiere des Feldes,

die der Herr, Gott, gemacht hatte.

Und sie sagte zu der Frau: „Sollte es sein, dass Gott gesagt hat:

‚Ihr dürft nicht von allen Bäumen des Parks essen?‘ “

Die Frau sagte zu der Schlange:

„Wir essen von den Früchten der Bäume des Parks.

Aber über die Früchte des Baums, der in der Mitte des Parks ist, hat Gott gesagt:

‚Esst nicht von ihm, berührt ihn auch nicht, damit ihr nicht sterbt!‘ “

Und die Schlange sagte zu der Frau: „Ihr werdet ganz sicher nicht sterben!

Denn Gott weiß:

An dem Tag, an dem ihr davon esst, werden eure Augen geöffnet werden,

und ihr werdet wie Götter sein, die wissen, was Gut und Böse ist.“

Die Frau sah dann, dass von dem Baum gut zu essen war,

dass er eine Pracht für die Augen war und verlockend, weil er klug machte.

Und sie nahm von seinen Früchten und aß,

und sie gab auch ihrem Mann (davon), der bei ihr war, und er aß.

Da wurden die Augen der beiden geöffnet,

und sie erkannten, dass sie nackt waren.

Und sie nähten Blätter vom Feigenbaum zusammen und machten sich Röcke.

Als sie dann das Geräusch des Herrn, Gottes, hörten,

der beim Abendwind im Park umherging,

versteckten sie sich, der Adam und seine Frau,

vor dem Blick des Herrn, Gottes, zwischen den Bäumen des Parks.

Und der Herr, Gott, rief den Adam und sagte ihm: „Wo bist du?“

Der sagte: „Dein Geräusch habe ich gehört im Park.

Und ich habe mich gefürchtet, weil ich nackt bin, und habe mich versteckt!“

(Gott) aber sagte: „Wer hat dir erzählt, dass du nackt bist?

Hast du etwa von dem Baum gegessen,

von dem ich dir befohlen habe, nicht von ihm zu essen?“

Und der Adam sagte: „Die Frau, die du gegeben hast, um bei mir zu sein,

sie hat mir von dem Baum gegeben, sodass ich aß.“

Der Herr, Gott, sagte dann der Frau: „Warum hast du das getan?“

Die Frau sagte: „Die Schlange hat mich betrogen, sodass ich aß.“

Da sagte der Herr, Gott, der Schlange:

„Weil du das getan hast, bist du verflucht:

Weg von allen Nutztieren und allen Tieren des Feldes

wirst du dich auf deinem Bauch fortbewegen

und Staub schlucken alle Tage deines Lebens!

Und ich stifte Feindschaft zwischen dir und der Frau,

zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen.

Er wird dich am Kopf packen, und du wirst ihn an der Ferse packen.

Und der Frau sagte er:

„Ganz gewiss lasse ich zahlreich werden deine Schmerzen und dein Stöhnen.

Mit Schmerzen wirst du Kinder gebären.

Und gegen deinen Mann (geht) dein Begehren, er aber will herrschen über dich!“

Dem Adam aber sagte er:

„Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast,

von dem ich dir befohlen hatte: ‚Du darfst nicht von ihm essen!‘:

Verflucht ist der Erdboden bei deiner Arbeit!

Mit Schmerzen sollst du dich von ihm ernähren alle Tage deines Lebens.

Dornen und Disteln wird er dir aufwachsen lassen,

und du wirst Kräuter des Feldes essen.

Im Schweiß deines Angesichts sollst du Brot essen,

bis du zurückkehrst zum Erdboden, von dem du genommen bist.

Denn du bist Erde, und zur Erde sollst du zurückkehren!“

Und der Adam gab seiner Frau den Namen „Eva“ (Leben),

denn sie war die Mutter aller lebenden (Menschen).

Und der Herr, Gott, machte Adam und seiner Frau Gewänder aus Leder

und bekleidete sie.

Und Gott sagte:

„Jetzt ist der Adam geworden wie einer von uns, er kennt Gut und Böse.

Und jetzt: Dass er ja nicht seine Hand ausstreckt

und auch vom Baum des Lebens nimmt und isst und in Ewigkeit lebt!“

Und der Herr, Gott, schickte ihn hinaus aus dem Park von Eden,

um den Erdboden zu bearbeiten, von dem er genommen worden war.

Er warf den Adam hinaus und ließ ihn östlich des Parks von Eden wohnen.

Und er bestellte die Cherubim

und das blitzende Schwert, das sich hin- und herwendet,

um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.

Der „zweite“ Schöpfungsbericht

Der zweite Schöpfungsbericht – diese Bezeichnung haben bibelkritische Theologen dem Abschnitt 1 Mo 2,5-25 gegeben. Man fand hier im zeitlichen Ablauf Widersprüche zum „ersten“ Schöpfungsbericht. Und man postulierte, es seien unabhängige Berichte von verschiedenen Autoren aus unterschiedlichen Zeiten. (Vom historischen Wahrheitsgehalt ganz zu schweigen …)

Es gibt allerdings eine grammatikalische Feinheit, mit der sich, wenn man sie beachtet, die Widersprüche auflösen. Im Hebräischen und im Griechischen gibt es zwar verschiedene Vergangenheitsformen, aber keine Vorvergangenheit, wie wir sie im Deutschen haben. Es gibt also „machte“ oder „hat gemacht“, aber kein „hatte gemacht“. Aber es gibt in den Texten natürlich Fälle, in denen die Vorvergangenheit gemeint ist. Das muss man dann aus dem Textzusammenhang erschließen und im Deutschen entsprechend übersetzen.

Und mit Anwendung der Vorvergangenheitsform ist es tatsächlich möglich, das zweite Kapitel ohne Widerspruch zum ersten zu übersetzen. Das Kapitel ist dann nicht der „zweite“ Schöpfungsbericht, sondern eine passende Erläuterung und Ergänzung zum „ersten“. Im Wesentlichen geht es dabei ausführlich um die Erschaffung des Menschen als Mann und Frau am fünften Schöpfungstag. Und hier folgt die entsprechende Übersetzung des Abschnitts 1 Mo 2,5-25:

5 Bevor alles Grüne auf dem Feld auf der Erde war

und bevor alle Kräuter des Feldes aufwuchsen,

ließ Gott es noch nicht regnen auf die Erde.

Es gab auch keinen Menschen, um den Erdboden zu bearbeiten.

6 Grundwasser stieg aus der Erde auf

und tränkte die ganze Oberfläche des Erdbodens.

7 Und Gott formte den Menschen aus Erde vom Erdboden

und blies ihm lebendiges Atmen ins Gesicht,

und der Mensch wurde zu einer lebendigen Seele.

8 Und der Herr, Gott, hatte ein Paradies gepflanzt in Eden, nach Osten zu,

und dorthin setzte er den Menschen, den er geformt hatte.

9 Gott hatte aus dem Erdboden jede Art Baum aufwachsen lassen,

prächtig zum Anschauen und gut zum Essen,

und den Baum des Lebens in der Mitte des Parks,

und den Baum des Erkennens von Gut und Böse.

10 Ein Fluss entsprang aber aus (dem Boden von) Eden,

um das Paradies zu bewässern.

Von dort teilte er sich und wurde zu vier Ursprüngen (von Flüssen):

11 Der Name des einen ist Pischon.

Das ist der, der rings um das ganze Land Chawila herumfließt,

wo es das Gold gibt, 12 und das Gold dieses Landes ist gut.

Dort gibt es auch den Bernstein und den Karneolstein.

13 Der Name des zweiten Flusses ist Gichon.

Der fließt um das ganze Land Kusch herum.

14 Der Name des dritten Flusses ist Tigris.

Der fließt im Osten von Assur.

Und der vierte Fluss ist der Eufrat.

15 Der Herr, Gott, hatte den Menschen genommen

und ihn abgesetzt im Paradies von Eden,

um es zu bearbeiten und zu bewahren.

16 Und der Herr, Gott, befahl dem Adam:

„Von jedem Baum des Paradieses darfst du Speise essen.

17 Aber vom Baum des Erkennens von Gut und Böse,

von ihm darfst du nichts essen!

Denn an dem Tag, an dem du von ihm isst, wirst du den Tod sterben!“

18 Und der Herr, Gott, sagte: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.

Wir wollen ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht“.

19 Gott hatte aus dem Erdboden auch alle Tiere des Feldes

und alle Vögel des Himmels geformt,

und er brachte sie zu dem Adam, um zu sehen, wie er sie nennen würde.

Was Adam für jedes lebendige Wesen nennen würde,

das sollte dann sein Name sein.

20 Und Adam nannte Namen für alle Nutztiere

und alle Vögel des Himmels und alle Wildtiere des Feldes.

Aber für Adam wurde keine Hilfe gefunden, die ihm ebenbürtig war.

21 Und Gott ließ eine Geistesabwesenheit auf den Adam fallen, und der schlief.

Er entnahm dann eine seiner Seiten

und verschloss (die Stelle) stattdessen mit Fleisch.

22 Der Herr, Gott, baute die Seite, die er von dem Adam entnommen hatte,

zu einer Frau und brachte sie zu dem Adam.

23 Und der Mensch sagte:

„Das ist jetzt Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch!

Sie wird (hebräisch) ‚Ischa‘ (Frau) genannt werden,

weil sie vom ‚Isch‘ (Mann) genommen wurde.“

24 – Deswegen wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen

und sich mit seiner Frau verbinden, und die zwei werden körperlich Eins sein. –

25 Und die zwei waren nackt, der Adam und seine Frau, und schämten sich nicht.

Psalm 16

(Psalm 16 in eigener Übersetzung:)

1 Ein Gedicht, mit Worten Davids.

Bewahre mich, Gott, denn ich vertraue mich dir an!

2 Ich sage zum Herrn, meinem Herrn:

„Du bist mein Gut – nichts (geht) über dich!“,

3 zu den Heiligen, die im Land sind:

„Sie sind Herrliche – mein ganzes Wohlgefallen ist mit ihnen!“

4 Zahlreich werden die Schmerzen derer,

die einem anderen (Gott) nacheilen.

Nie will ich ihre blutigen Gießopfer als Opfer ausgießen,

nie will ich ihre Namen auf meine Lippen nehmen.

5 „Herr! (Was) meinen Anteil am Erbland und meinen Becher (betrifft):

Du bist es, der mein Erbteil erhält.

(Der Becher ist wohl das Sinnbild für das Gute, das das Land hervorbringt.)

6 Messschnüre sind mir auf das schönste (Land) gefallen,

ja, mein Erbbesitz ist das Beste für mich.

7 Ich will den Herrn preisen, der mich berät,

auch in Nächten weist mich mein Innerstes zurecht.

(„Mein Innerstes“ ist wörtlich „meine Nieren“. Die Nieren sind im Hebräischen ein Bild für das innerste, verborgene, nur Gott allein zugängliche Wesen des Menschen.)

8 Ich halte mir den Herrn beständig vor Augen,

denn er ist an meiner rechten Seite, damit ich nicht wanke.

9 Deswegen ist mein Herz fröhlich, meine Zunge jubelt,

auch mein Körper wird sich zur Ruhe betten mit Vertrauen.

10 Denn du wirst meine Seele nicht der Totenwelt überlassen

und nicht zulassen, dass dein Geheiligter Verwesung erfährt.

11 Du lässt mich Wege des Lebens wissen,

willst mich sättigen mit Fröhlichkeit in deiner Gegenwart,

Erquickungen sind an deiner rechten Seite für immer.

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(Über Psalm 16 spricht Petrus in seiner „Pfingstpredigt“ in Apg 2:)

25 David sagt nämlich auf ihn hin:

‚Ich halte mir den Herrn beständig vor Augen,

denn er ist an meiner rechten Seite, damit ich nicht wanke.

26 Deswegen ist mein Herz fröhlich, meine Zunge jubelt,

auch mein Körper wird sich zur Ruhe betten mit Vertrauen.

27 Denn du wirst meine Seele nicht der Totenwelt überlassen

und nicht zulassen, dass dein Geheiligter Verwesung erfährt.

28 Du lässt mich Wege des Lebens wissen,

willst mich sättigen mit Fröhlichkeit in deiner Gegenwart.‘

29 Ihr Männer und Brüder, es sei mir erlaubt,

ganz offen über den Stammvater David zu euch zu sprechen:

Auch er ist gestorben und begraben worden.

Sein Grabmal ist hier bei uns bis auf den heutigen Tag.

30 Weil er allerdings ein Prophet war und wusste,

dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte,

jemanden aus seinen leiblichen Nachkommen auf seinem Thron einzusetzen,

31 sprach er vorausschauend über die Auferstehung des Messias,

dass er weder der Totenwelt überlassen werde

noch sein Körper Verwesung erfahre.

32 Diesen, Jesus, hat Gott auferweckt, wofür wir alle Zeugen sind.

Das Lied des Amos

Das Lied des Amos kann man rekonstruieren, wenn man die drei Liedstrophen erkennt und zusammenstellt, die im Buch Amos an verschiedenen Stellen eingestreut sind – 4,13 / 5,8 / 9,5-6:

Der Berge bildet und Hauch erschafft,

der dem Menschen kündet, was sein Plan ist,

der Morgenröte zu Wolkendunkel macht,

der über die Höhen der Erde schreitet:

„Herr“ ist sein Name.

Der zum Morgen die Finsternis wandelt,

der den Tag zur Nacht verfinstert,

der den Wassern des Meeres ruft

und sie ausgießt aufs Antlitz der Erde:

„Herr“ ist sein Name.

Der die Erde anrührt, dass sie wankt

und alle trauern, die darauf wohnen,

der im Himmel sein Hochgemach baut,

sein Gewölbe auf Erden gründet:

„Herr“ ist sein Name.

(Der Text ist zitiert nach dem Kommentar „Der Prophet Amos“ von Jörg Jeremias.)



Die zehn Gebote

Die zehn Gebote kommen im Alten Testament zweimal vor, nämlich in 2 Mo 20, wo Gott die Worte vom Berg herab direkt zum Volk Israel spricht, und in 5 Mo 5, wo Mose sie vor dem Einzug ins Land Kanaan dem Volk noch einmal wiederholt.

Wenn ich beim Übersetzen der alttestamentlichen Texte auch die griechische Übersetzung mitlese, dann habe ich vier Versionen davon, zwei hebräische und zwei griechische. Und hier fällt auf, dass die Reihenfolge von drei der zehn Gebote in den Versionen verschieden ist. Und auch an anderen Stellen der Bibel werden diese Gebote in unterschiedlicher Reihenfolge aufgezählt. Es handelt sich um die Gebote (nach biblischer Zählung) 6 – 8, ich zitiere hier die Versionen:

2 Mo 20 hebräisch:

Du sollst nicht morden! Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht stehlen!

2 Mo 20 griechisch:

Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht morden!

5 Mo 5 hebräisch:

Du sollst nicht morden! Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht stehlen!

5 Mo 5 griechisch:

Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht morden! Du sollst nicht stehlen!

Wir sehen: Die zwei hebräischen Versionen sind gleich, und die griechischen Versionen stimmen darin überein, dass das Verbot des Ehebruchs zuerst kommt. Und ich erinnere daran, dass von der Textüberlieferung her die griechischen Texte die älteren sind. Die griechischen Übersetzer haben also zu ihrer Zeit „Du sollst nicht die Ehe brechen!“ als 6. Gebot vorgefunden.

Das passt zusammen mit der Darstellung, die ich von meinem damaligen Professor für Altes Testament Hartmut Gese gelernt habe. Der Kern seiner Aussage besteht nämlich darin, dass sich das Gebot „Du sollst nicht stehlen!“ ursprünglich auf den Menschen bezog. Du sollst nicht (Menschen) stehlen, also nicht entführen, versklaven, ect.. Es bezieht sich auf alles, was auch heute noch als Menschenhandel und Freiheitsberaubung strafbar ist.

Und damit ergibt es eine sehr sinnvolle Reihenfolge. Die zehn Gebote lassen sich dann einteilen in fünf Gebotspaare, die sich jeweils auf ein gemeinsames Thema beziehen. Ich zitiere die Gebote in Kurzform:

1. Gebotspaar – es geht um Gott an sich

a) Es soll für dich keine anderen Götter geben gegen mich!

b) Du sollst dir kein Gottesbild machen!

2. Gebotspaar – es geht um die Beziehung zu Gott:

a) Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht für Nichtiges verwenden!

b) Bewahre den Tag der Ruhe, dass du ihn heilig hältst!

3. Gebotspaar – es geht um die dem Menschen übergeordnete menschliche Gruppe, die Familie:

a) Ehre deinen Vater und deine Mutter!

b) Du sollst nicht die Ehe brechen!

4. Gebotspaar – es geht um den Menschen an sich, sein Leben und seine Freiheit:

a) Du sollst nicht morden!

b) Du sollst nicht stehlen!

5. Gebotspaar – es geht um den Mitmenschen, sein Recht und seinen Besitz:

a) Du sollst nicht als falscher Zeuge aussagen gegen deinen Mitmenschen!

b) Du sollst nicht gierig sein nach der Frau deines Mitmenschen, du sollst nicht gierig sein nach dem Haus deines Mitmenschen, seinem Feld, seinem Knecht, seiner Magd, seinem Rind, seinem Esel und allem, was deinem Mitmenschen gehört!”

Wir sehen hier eine Lebensordnung, die vom Schöpfer des Universums bis zum Esel im Stall des Nachbarn alle Lebensbereiche umfasst, regelt und schützt. Und ich denke, dass die Weisheit, die diese zehn Worte hervorgebracht hat, nicht menschlichen Ursprungs ist. Das hätte auch der Weiseste so nicht hingekriegt …

Der Psalm 2

Der Psalm 2 wird als Messias-Psalm im Neuen Testament häufig zitiert. Zwischen Neuem und Altem Testament besteht ja eine tiefe Verbindung, denn das Alte Testament ist die Grundlage des Neuen Testaments.

Nun haben wir zur Zeit des Neuen Testaments das Alte Testament in zwei Versionen. Und zwar gibt es neben dem hebräischen Text auch eine griechische Übersetzung, die Septuaginta, die schon ca. 200 Jahre vor Christus erstellt wurde. Beim Übersetzen von alttestamentlichen Zitaten im Neuen Testament entdeckte ich, dass es gut ist, wenn ich den betreffenden Vers erst mal im Alten Testament übersetze und zwar vom Hebräischen und vom Griechischen her und dann mit dem Zitat im Neuen Testament vergleiche. Es gibt im Neuen Testament nämlich Zitate, die vom Hebräischen her übersetzt sind, es gibt auch Zitate, die aus dem Griechischen zitiert sind, und es gibt viele Zitate, die nur sinngemäß und auch recht frei zitiert sind.

Wenn aus einem alttestamentlichen Stück mehrere Teile im Neuen Testament zitiert werden, kann es sinnvoll sein, auch einmal das ganze Stück im Zusammenhang zu übersetzen. Als Beispiel nehme ich hier den Psalm 2, aus dem im Neuen Testament an verschiedenen Stellen die Verse 1, 2, 7 und 9 zitiert werden.

Der Psalm 2 zeigt uns beispielhaft auch die hebräische Poesie, denn die Psalmen sind ja Gedichte bzw. Lieder. Die hebräische Poesie hat mit der unseren etwas gemeinsam, dass nämlich ein gewisser Sprachrhythmus da sein muss, also die gleiche Anzahl von Betonungen in den einzelnen Zeilen. Was sie gegenüber der unseren nicht hat, ist der Endreim, also „Maus“ auf „Klaus“ ö. ä.. Dafür hat sie einen sogenannten Parallelismus, das heißt, das zwei Zeilen hintereinander jeweils möglichst den gleichen oder ähnlichen Inhalt haben, nur in andern Worten ausgedrückt. Betrachten wir hier auf diese Weise einmal den Psalm 2, wobei ich die zwei zusammengehörenden Zeilen jeweils mit A und B gekennzeichnet habe:

A 1 Warum haben Volksgruppen Lärm gemacht

B und Völker sich mit Nichtigem beschäftigt?

A 2 Die Könige der Erde haben sich aufgestellt,

B die Obersten haben sich versammelt

(gegen den HERRN und gegen seinen Messias):

A 3 „Wir wollen ihre Fesseln zerreißen,

B wir wollen ihr Joch von uns werfen!“

A 4 Der im Himmel wohnt, wird lachen,

B der HERR wird sich lustig machen über sie;

A 5 dann wird er zu ihnen reden,

B in der Wut seines Zorns wird er sie erschrecken.

A 6 Ich aber bin eingesetzt als König von ihm

B auf Zion, seinem heiligen Berg.

A 7 Ich gebe die Anordnung bekannt,

B der HERR hat zu mir gesagt:

A „Mein Sohn bist du heute,

B ich habe dich geboren, 8 bitte von mir!

A Und ich will dir Völker geben zu deinem Erbe

B und zu deinem Besitz die Enden der Erde.

A 9 Du sollst sie hüten mit eisernem Stab,

B wie ein Töpfergefäß sollst du sie zerbrechen.“

A 10 Und jetzt, ihr Könige, nehmt Verstand an,

B lasst euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde:

A 11 Dient dem HERRN mit Furcht,

B jubelt ihm zu mit Zittern!

A 12 Fangt Zurechtweisung ein,

B küsst den Sohn!

A Damit der HERR nicht zornig wird

und ihr verloren geht vom rechten Weg.

B Denn bald wird seine Wut entbrannt sein,

– glücklich alle, die sich ihm anvertrauen!

Wenn man den Psalm in diesem Rhythmus durchstrukturiert, kann man gut die drei Strophen mit jeweils 5 Versen erkennen. Es fällt aber auch auf, dass der eingeklammerte Text hinter Vers zwei aus dem Rahmen fällt. Er könnte tatsächlich nach Fertigstellung des Psalms als verdeutlichende Erklärung eingefügt worden sein, was seine Qualität als Wort Gottes aber in keiner Weise beeinträchtigt. In der Tat wird er in Apg 4,25-26 problemlos mitzitiert.

Die interessanteste Entdeckung für mich steckt in der ersten Zeile von Vers 12: Hier fand ich im hebräischen Text nur „Küsst den Sohn“ und im griechischen nur „Fangt Zurechtweisung ein“, und das eine kann natürlich keine Übersetzung des anderen sein. Durch die Beobachtung des Sprachrhythmus wurde dann deutlich, dass beide Teile hier zusammen herein gehören müssen, d.h. in der hebräischen Textüberlieferung ist beim Abschreiben irgendwann der eine Teil weggefallen und in der griechischen der andere, und wir haben sie hier wieder glücklich vereint.

Für die Übersetzung im Neuen Testament ist der Satz in Vers 7 wichtig: „Mein Sohn bist du heute, ich habe dich geboren …“. Er könnte aus dem Griechischen genausogut übersetzt werden: „Mein Sohn bist du, ich habe dich heute geboren …“. Aber vom Rückgriff auf den hebräischen Sprachrhythmus her kann ich nun auch im Neuen Testament eindeutig übersetzen: „Mein Sohn bist du heute“.

Natürlich bezieht sich dieses Lied/Gedicht auf die konkrete Einsetzung eines Königs in Jerusalem. Mein Sohn bist du heute – heute setzte ich dich hier ein. Ich habe dich geboren, bitte von mir – ich habe dich dazu gemacht, alles, was du brauchst, steht dir von mir zur Verfügung. Und dann merken wir uns, dass „Sohn Gottes“ ein Titel des Königs ist, des Messias.

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