Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Monat: Mai 2024

Entweder-Oder

(Entweder-Oder: Die Thematik eines Artikels von Sören Kierkekaard aus „Der Augenblick“ vom 24. Mai 1855. Um der Verständlichkeit willen wurde er um einige Nebengedanken gekürzt.)

Zu: „Das soll gesagt werden!“ – oder: Wie wird etwas Entscheidenedes angebracht?

Der Protest, den ich gegen das Bestehende erhoben habe, ist entscheidend. Ich bin nun darauf gefasst, dass auch der wohlwollendste Mensch dies als Vorwurf gegen mich kehrt: „Das ist ja fürchterlich, wie man einen da mir nichts, dir nichts, vor eine Entscheidung stellt.“ Meine Erwiderung ist einfach: „Es kann nicht anders sein.“ …

Doch ich kann mich auch genauer erklären. Dass man einen entscheidenden Gedanken anbringe, was doch die Aufgabe ist, das lässt sich nicht auf dieselbe Weise machen wie alles andere. Und wenn zugleich das Unglück unserer Zeit just dies „bis zu einem gewissen Grade“ ist, wenn sie bis zu einen gewissen Grade auf alles eingeht und eben hierin ihre Krankheit besteht: So muss man vor allem darauf achten, dass sie womöglich nicht auch bis zu einem gewissen Grade auf die Sache eingeht – weil hierdurch alles verloren ist. …

Und glaube mir: Ich kenne den Schaden unserer Zeit nur allzu gut. Dass er in der Charakterlosigkeit besteht, in dem „bis zu einem gewissen Grade“. Wie aber ein „spiegelblanker Schild von geschliffenem Stahl“, so blank, „dass er der Sonne leuchtenden Strahl mit verdoppeltem Glanze zurückwirft“, auch den geringsten Flecken unbedingt fürchtet – denn ist der Flecken noch so gering, so ist der Schild nicht mehr der, welcher er war -: so fürchtet ein entscheidender Gedanke unbedingt jede Berührung mit dem „bis zu einem gewissen Grade“. Das verstehe ich. Sollte ich das nicht verstehen, ich, den selbst die Kinder auf der Straße unter dem Namen kennen: „Entweder-Oder“?

Denn was ist Entweder-Oder? – Lass mich es sagen, der es wohl wissen muss. Entweder-Oder ist das Wort, vor dem die Flügeltüren aufspringen und die Ideale sich zeigen – holdseliger Anblick! Entweder-Oder ist das Zeichen, durch das uns der Zutritt zum Unbedingten wird – Gott sei Lob und Dank! Ja, Entweder-Oder ist der Schlüssel zum Himmel! Und was ist dagegen, was war und ist des Menschen Unglück? Das ist der Satan der Erbärmlichkeit oder der feigen Klugheit, das „bis zu einem gewissen Grade“, das, auf das Christentum angewendet, – o verkehrtes Wunder oder wunderbare Verkehrtheit – dieses in ein Geschwätz verwandelt. Nein: entweder – oder! Wie herzlich auch der Schauspieler und die Schauspielerin auf der Bühne sich umarmen und liebkosen, es bleibt doch immer nur ein theatralisches Einverständnis, nur eine Theaterehe. Ganz so ist alles „bis zu einem gewissen Grade“ dem Unbedingten gegenüber nur etwas Theatralisches. …

Dem Gegensatz zum Folgenden zulieb will ich auch ein Bild aus des Lebens Tand zur Verdeutlichung herbeiziehen. Jeder Offizier aus des Königs persönlicher Umgebung trägt eine Auszeichenung, die ihn kenntlich macht. So waren alle wahren Diener des Christentums durch das Entweder-Oder gekennzeichnet. Durch den Ausdruck der Majestät, oder den Ausdruck dafür, dass man vor der göttlichen Majestät steht. Alles, was bloß bis zu einem gewissen Grade ist, hat aber nicht dem Christentum gedient, sondern höchstens sich selbst. Das Christentum kann aber, wenn es redlich sein will, nie eine andere Uniform tragen als die des Königs. Denn für Gottes Diener ist die Uniform nur dies: „Entweder – oder“.

Warum ich „Messias“ übersetze

Warum ich „Messias“ übersetze – das haben mich Leser meiner Übersetzung schon angefragt. Im Beitrag „Der Messias“ habe ich die Begriffe „Christus“, „Messias“, „gesalbter (König)“ ja schon erklärt. Ich habe diese Begriffe im Lauf der Jahre als Übersetzungsmöglichkeiten auch selbst mehrfach hin und her durchgekaut und ausprobiert. Und ich bin zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen.

Das in den üblichen Bibelübersetzungen Gewohnte ist zunächst einmal „Christus“. Aber damit hatte ich meine Probleme. Ich komme in meinem Werdegang ja aus dem kirchlichen Heidenchristentum, das neutestamentlich gesehen überhaupt kein Christentum ist. Und von dort her ist mir die Bezeichnung „Christus“ eigentlich unmöglich geworden. Sie ist dort zu einem nichtssagenden Beinamen geworden, zu einer Floskel, die im Munde geführt wird, ohne die eigentliche Bedeutung zu bedenken oder gar zu kennen. Wenn z. B. einer der Kirchenfunktionäre von „Jesus Christus“ spricht, dann hat niemand den Eindruck, dass er vom Herrn der Welt spricht, von Gottes gesalbtem König, dem er unbedingten Gehorsam schuldig wäre.

Die Bezeichnung „Messias“ dagegen ist nicht nur gegenüber Juden ein Zeugnis, sie ist auch im weltlichen Sprachgebrauch präsent. Und es ist mir ja wichtig, in meiner Übersetzung Begriffe zu verwenden, die auch in der säkularen Sprache verständlich sind. Und hier hat „Messias“ eine interessante Bedeutung.

Als zum Beispiel Obama damals in den USA zum Präsidenten gewählt wurde, hieß es in den Medien angesichts der großen Begeisterung, er würde aber doch wohl auch kein Messias sein. Oder umgekehrt, als Bolsonaro in Brasilien die Wahl zum Präsidenten gewann, haben ihn manche („christliche“!) Kreise zum Messias ernannt, was ihm selber auch sehr gut gefallen hat.

So weit ich sehe, kann sich also die Welt unter „Messias“ irgendwie das Richtige vorstellen, nämlich eine Art Heilsbringer. Das ist weit mehr, als sie sich unter dem Beinamen „Christus“ vorstellt.

Und Jesus ist in der Tat nicht nur der Messias Israels, sondern der ganzen Welt. Das ist ja das grundlegende Ärgernis für die Juden, dass unser Messias Jesus eigentlich ihr Messias sein soll. Und umgekehrt ist es das Ärgernis für die Welt, dass Gott von ihr verlangt, Jesus, den jüdischen Messias, als ihren Messias anzuerkennen. Doch die Zumutungen, die Gott selbst den Menschen macht, darf man auf keinen Fall abschwächen.

Warum ich „Messias“ übersetze – das dürfte nun beantwortet sein. Ich habe in dem Begriff „Messias“ die verständlichste und prägnanteste Möglichkeit der Übersetzung gefunden. So prägnant, dass ich es auch zum Titel des Neuen Testaments gemacht habe: „Jesus der Messias“. Im ganzen Buch geht es nur um ihn.

Der Sündenfall

Der Sündenfall ist ein Schlüsselererignis in der Geschichte zwischen Gott und den Menschen. Und hier in eigener Übersetzung der Bericht, wie Gott den Menschen in Freiheit und Verantwortung stellte und wie es zur Sünde und damit zur Trennung von Gott kam – 1 Mo 3,1-24:

Die Schlange war aber klüger als alle Tiere des Feldes,

die der Herr, Gott, gemacht hatte.

Und sie sagte zu der Frau: „Sollte es sein, dass Gott gesagt hat:

‚Ihr dürft nicht von allen Bäumen des Parks essen?‘ “

Die Frau sagte zu der Schlange:

„Wir essen von den Früchten der Bäume des Parks.

Aber über die Früchte des Baums, der in der Mitte des Parks ist, hat Gott gesagt:

‚Esst nicht von ihm, berührt ihn auch nicht, damit ihr nicht sterbt!‘ “

Und die Schlange sagte zu der Frau: „Ihr werdet ganz sicher nicht sterben!

Denn Gott weiß:

An dem Tag, an dem ihr davon esst, werden eure Augen geöffnet werden,

und ihr werdet wie Götter sein, die wissen, was Gut und Böse ist.“

Die Frau sah dann, dass von dem Baum gut zu essen war,

dass er eine Pracht für die Augen war und verlockend, weil er klug machte.

Und sie nahm von seinen Früchten und aß,

und sie gab auch ihrem Mann (davon), der bei ihr war, und er aß.

Da wurden die Augen der beiden geöffnet,

und sie erkannten, dass sie nackt waren.

Und sie nähten Blätter vom Feigenbaum zusammen und machten sich Röcke.

Als sie dann das Geräusch des Herrn, Gottes, hörten,

der beim Abendwind im Park umherging,

versteckten sie sich, der Adam und seine Frau,

vor dem Blick des Herrn, Gottes, zwischen den Bäumen des Parks.

Und der Herr, Gott, rief den Adam und sagte ihm: „Wo bist du?“

Der sagte: „Dein Geräusch habe ich gehört im Park.

Und ich habe mich gefürchtet, weil ich nackt bin, und habe mich versteckt!“

(Gott) aber sagte: „Wer hat dir erzählt, dass du nackt bist?

Hast du etwa von dem Baum gegessen,

von dem ich dir befohlen habe, nicht von ihm zu essen?“

Und der Adam sagte: „Die Frau, die du gegeben hast, um bei mir zu sein,

sie hat mir von dem Baum gegeben, sodass ich aß.“

Der Herr, Gott, sagte dann der Frau: „Warum hast du das getan?“

Die Frau sagte: „Die Schlange hat mich betrogen, sodass ich aß.“

Da sagte der Herr, Gott, der Schlange:

„Weil du das getan hast, bist du verflucht:

Weg von allen Nutztieren und allen Tieren des Feldes

wirst du dich auf deinem Bauch fortbewegen

und Staub schlucken alle Tage deines Lebens!

Und ich stifte Feindschaft zwischen dir und der Frau,

zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen.

Er wird dich am Kopf packen, und du wirst ihn an der Ferse packen.

Und der Frau sagte er:

„Ganz gewiss lasse ich zahlreich werden deine Schmerzen und dein Stöhnen.

Mit Schmerzen wirst du Kinder gebären.

Und gegen deinen Mann (geht) dein Begehren, er aber will herrschen über dich!“

Dem Adam aber sagte er:

„Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast,

von dem ich dir befohlen hatte: ‚Du darfst nicht von ihm essen!‘:

Verflucht ist der Erdboden bei deiner Arbeit!

Mit Schmerzen sollst du dich von ihm ernähren alle Tage deines Lebens.

Dornen und Disteln wird er dir aufwachsen lassen,

und du wirst Kräuter des Feldes essen.

Im Schweiß deines Angesichts sollst du Brot essen,

bis du zurückkehrst zum Erdboden, von dem du genommen bist.

Denn du bist Erde, und zur Erde sollst du zurückkehren!“

Und der Adam gab seiner Frau den Namen „Eva“ (Leben),

denn sie war die Mutter aller lebenden (Menschen).

Und der Herr, Gott, machte Adam und seiner Frau Gewänder aus Leder

und bekleidete sie.

Und Gott sagte:

„Jetzt ist der Adam geworden wie einer von uns, er kennt Gut und Böse.

Und jetzt: Dass er ja nicht seine Hand ausstreckt

und auch vom Baum des Lebens nimmt und isst und in Ewigkeit lebt!“

Und der Herr, Gott, schickte ihn hinaus aus dem Park von Eden,

um den Erdboden zu bearbeiten, von dem er genommen worden war.

Er warf den Adam hinaus und ließ ihn östlich des Parks von Eden wohnen.

Und er bestellte die Cherubim

und das blitzende Schwert, das sich hin- und herwendet,

um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.