Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Kategorie: Neues Testament (Seite 1 von 14)

Auf der Baustelle

(Auf der Baustelle – Teil 2 des Kapitels „Der Baumeister“ aus dem Buch „Kennst du das Land?“ von Ludwig Schneller)

Gewiss wird es den freundlichen Leser interessieren, sich einmal einen orientalischen Bauplatz anzusehen. Ich lade ihn ein, einen solchen mit mir zu betreten:

Der Grund ist gelegt, und zwar so tief, dass er auf dem Felsen steht. Die Mauern haben sich schon zu beträchtlicher Höhe erhoben. Mehrere Meister stehen mit Hammer und Kelle hoch oben auf den Mauern. Sie messen Quadern ab und fügen sie mit Mörtel und Zwischensteinchen lotrecht ein. Neben ihnen stehen die Handlanger, welche Mörtel auf Brettchen bereit halten. Schief gelegte, starke Bretter führen vom Erdboden bis hinauf. Auf diesem schwankenden Boden gehen langsamen Schrittes die Lastträger, welche die Bausteine in die Höhe schaffen.

Dort in einer Grube wird Kalk abgelöscht, daneben der Mörtel vermischt und verarbeitet. Zehn bis fünfzehn Arbeiter bewegen sich hurtig auf der Baustelle und tragen Steine, Mörtel, Wasser herzu. Derweil ertönt aus einer Ecke der gleichmäßige Takt hämmernder Steinmetzen.

Seinen Höhepunkt erreicht dies bunte Treiben, wenn die fertiggestellten Mauern mit dem Gewölbe gekrönt werden sollen. Alle Nachbarn und Freunde des Bauherrn kommen herzu und arbeiten mit den bezahlten Arbeitern. Das ist dann ein emsiges, fröhliches Schaffen auf der Baustelle. Der allgemeine Eifer steckt Alt und Jung an. Hier steht der geachtete Dorthäuptling neben dem geringsten Tagelöhner. Dort schaufelt ein Mädchen mit sichtlicher Anstrengung am Mörtel herum, dort schleppt ein Greis Wasser zum Ablöschen des Kalks herbei. Selbst kleine Kinder trippeln, mit einem Mörtelbrett in der Hand, halb so groß wie sie selbst, oder mit einem nach ihren Begriffen ungeheuer großen Wölbstein mit possierlichem Eifer auf der Baustelle herum, – alles, um nachher an dem üblichen Festmahl teilzuhaben, welches der Bauherr den Arbeitern zum Schluss zu geben pflegt.

Unter allgemeinem rhythmischem Gesang kurzer Liedstrophen oder charakteristischer im Takt gerufener Worte wie heejalíssa heejalíssa, welche in unermüdlicher Wiederholung von 50 bis 100 Kehlen angestimmt werden, schreitet die Arbeit erstaunlich rasch vorwärts. Kurze Augenblicksgedichte wiederholt der Chor nach dem Vorgang eines Vorsängers ungezählte Male. Sie handeln mit besonderer Vorliebe von den Herrlichkeiten des zu erwartenden Festschmauses, eine zarte Andeutung für den mitarbeitenden Bauherrn.

In langer Kette stehen sie da, von dem Ort an, wo die Wölbsteine liegen, bis hinauf zu dem alles dirigierenden Baumeister. Mit starkem Schwung wirft einer dem anderen die Wölbsteine zu. Auf diese Weise wandern sie von ihrem Lagerort von Hand zu Hand rasch hinauf bis zu dem hohen Gewölbe.

Der Baumeister dort droben scheint bei dieser letzten Arbeit seine Kräfte verzehnfacht zu haben. Es ist wahrhaft erstaunlich, wie rasch ihm die Arbeit von der Hand geht. Mit fliegender Eile nimmt er den dastehenden Trägern abwechslnd Mörtel und Wölbsteine ab und wirft sie mit sicherem Wurf an ihren Platz. Denn niemand soll ihm nachsagen können, dass er mit der, ob auch noch so sehr angewachsenen Zahl der Arbeiter nicht fertig geworden sei.

Eine freudige Stimmung beherrscht die ganze Arbeiterschar. Und allgemeiner Jubel bricht aus, und schallt, vermischt mit den eigentümlich trillernden Jubelrufen der Frauen fröhlich über das ganze Dorf und die benachbarten Hügel hin, wenn endlich der Schlussstein oben ins Gewölbe eingesetzt ist, und das Haus mit grünem Zweig gekrönt, seine längst gebauten Kameraden in Stadt und Dorf begrüßt.

Alle, welche mitgearbeitet, versammeln sich alsdann zu einem frohen Festmahl. Der Bauherr veranstaltet es in seinem Haus oder auf der Baustelle, indem er ein, oder wenn er splendid sein kann und will, mehrere Schafe oder Böcklein schlachtet und zum besten gibt.

Drunten ruht nun der Eckstein an seinem tiefen Ort und trägt die wuchtige Last. Und über ihm wächst der ganze Bau wohlgefügt empor zu seiner höchsten Höhe, wo die lustigen Wimpel wehen.

So baut der einstige irdische Baumeister seine Gemeinde, seine himmlische Kathedrale, hinein in die vergängliche Welt. Sie hat einen weisen Baumeister: er selbst ist der Baumeister. Auf den Felsen ist sie gegründet: er selbst ist der Fels. Sie ruht auf einem auserwählten köstlichen Eckstein, der allem die Richtung gibt: er selbst ist der Eckstein, „auf welchem der ganze Bau in einander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn“. Darum „auch ihr, als die lebendigen Steine, bauet euch zum geistlichen Haus auf den erwählten köstlichen Eckstein in Zion“.

Denn auch dort, wenn der strahlende Bau vollendet ist bis zu seiner Krönung in Herrlichkeit, wird der Bauherr hervortreten in Majestät und reicher Freigebigkeit und ein Festmahl geben für alle, welche sich auch mit in die Kette gestellt und im Blick auf den alles dirigiernden Baumeister auf der Höhe mitgeholfen haben, sich und andere als Steine einfügend in den lebendigen Bau. Und es wird keiner vergessen sein, der auch mit seiner geringen Kraft gerne und freiwillig mitgeholfen hat. „Sie werden kommen von Morgen und Abend, die zu Tische sitzen werden im Reich Gottes!“ (Lk 13,29).

Der Baumeister

(Der Baumeister – Teil 1 des Kapitels „Der Baumeister“ aus Ludwig Schnellers Buch „Kennst du das Land?„)

Auf unseren Bildern, welche Jesus während seines Aufenthalts in Nazaret darstellen, sehen wir ihn gewöhnlich mit Hobel und Säge bewaffnet an der Hobelbank stehen. Meist noch als Kind, um Josef zu helfen, während Maria irgendwo im Hintergrund der Tischlerwerkstatt zu sehen ist. Wir haben aber schon oben ausgeführt, dass Tekton, d. h. einer, welcher Häuser baut, in Palästina, wo auf dem Gebirge alle Häuser aus Stein erbaut werden, nur einen Baumeister bedeuten kann. Sämtliche Gleichnisse des Herrn, welche auf Bauten Bezug nehmen, reden von Steinbauten.

Noch heutzutage wollen die Betlehemer Baumeister die Geheimnisse ihrer Kunst nur auf ihre eigenen Söhne vererben. Und so hat auch Josef den jungen Jesus in seine Kunst eingeführt. Er hat ihm die beste Art Steine zu fügen, Gewölbe zu runden usw. gezeigt. Als Josef nun starb, führte Jesus das Handwerk selbständig fort. Jene Stelle, aus welcher man auch folgern muss, dass Josef schon seit längerer Zeit gestorben war, zeigt uns Jesus als selbständigen Meister. Denn er wird dort (Mk 6,3) nicht etwa der Sohn des Baumeisters, sondern „der Baumeister, Marias Sohn“ genannt.

Freilich wird wohl Jesus nicht ausschließlich mit der Bauarbeit beschäftigt gewesen sein. Teils weil dieser Beruf nur für einen Teil des Jahres Beschäftigung und Verdienst bietet, teils aus Neigung geben sich z. B. in Betlehem fast alle Baumeister, mehr oder weniger, auch mit Landbau ab. Die Gleichnisse von Jesus deuten darauf hin, dass dies auch bei ihm der Fall war. Denn jedermann nimmt seine Vergleiche aus solchen Gebieten, in denen er heimisch ist. Wir finden aber in den Gleichnissen des Herrn auf nichts so viel Bezug genommen, wie auf Landbau und Bauarbeit. Betreffs des Landbaus, welcher naturgemäß die meisten Gleichnisse darbot, bedarf es keiner besonderen Beispiele. Aber auch auf den Häuserbau spielt der Herr besonders gerne an. Ansonsten zieht er außer dem Fischergewerbe seiner Jünger gar kein Handwerk, jedenfalls nicht die Zimmermannskunst, zu seinen Gleichnissen heran.

Gleich am Anfang seiner Tätigkeit, nachdem er kaum Hammer und Kelle niedergelegt hat und zum ersten Mal in seinem neuen göttlichen Beruf vor dem herrlichen Tempel in Jerusalem steht, spricht er (Jo 2,19): „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten!“. Jesus hat dabei natürlich nicht mit dem Finger auf seinen Leib gedeutet, wie manche es erklären wollen. Sonst hätte ihn jedermann verstehen müssen. Es war vielmehr ein Rätselwort, wie es der Herr manchesmal gesprochen hat. Auch wenn niemand in seiner Umgebung den wahren Sinn verstand. Selbst seine Gleichnisse, z. B. von viererlei Ackerfeld, blieben oft zunächst ganz unverstanden, solange er keine Erklärung hinzufügte. Die Leute nun, welche wussten, dass der, welcher jenes Wort vor dem Tempel stehend sprach, ein Baumeister war – und dazu gehörten vor allem seine Jünger -, konnten den Sinn nicht erfassen.

Jesus aber wollte durch solche Worte das Nachdenken anregen. Solche Rätselworte waren wie Saatkörner, welche erst einige Zeit in der Tiefe der Seele ruhen mussten, bis sie aufgehen konnten. Ihre scheinbare Unverständlichkeit machte sie nur um so behaltbarer. Denkende Leute kamen allmählich auf den Gedanken, dass der Herr in einem weit tieferen Sinn, als bisher, ein Baumeister sein könnte. Die Mehrzahl der Gedankenlosen dagegen bezog das Wort einfach auf sein bisheriges Handwerk und machte ihn lächerlich. „Dieser Tempel ist in 46 Jahren erbaut, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?“

Der Zweck des Herrn, das Nachdenken zu wecken, wurde auch trefflich erreicht. So großes Aufsehen machte jenes Wort, dass man es ihm selbst im Todesgericht noch vorwarf. Und auch später noch bei der Steinigung des Stefanus wurde es als Verbrechen vorgebracht. Aber erst nach der Auferstehung, so bemerkt Johannes, ging den Jüngern ein Licht darüber auf, was der Herr vor einigen Jahren mit dem seltsamen Wort gemeint hatte. …

Wie oft hören wir auch sonst aus den Gleichnissen des Herrn den früheren Baumeister reden. Für sein eigenes Schicksal, die Verwerfung seitens Israels, nimmt er ein Gleichnis vom Bauplatz. Es wurde, so sagt er ungefähr, ein Bau aufgeführt. Die Bauleute stehen auf dem Bauplatz zusammen und besehen die Bausteine. Einen Stein werfen sie als ganz untauglich weg. Aber gerade dieser Stein wurde zur großen Verwunderung aller zum Eckstein des Hauses. Der Bauherr hatte es so bestimmt. (Mt 21,42; Mk 12,10).

Oder Lk 14,28 sehen wir den Baumeister, der vor Ausführung eines Baues seinen Kostenüberschlag macht: Wer wollte einen Turm bauen und sitzt nicht zuvor und überschlägt die Kosten! Aber hat er erst den Grund gelegt, was bei den Bauten in Palästina oft besonders kostspielig ist, und kann es nachher doch nicht ausführen, so wird er von jedermann ausgelacht.

Gerade die Grundlegung beim Bau führt der Herr öfters an. Bekanntlich muss der Grund eines Hauses in Palästina auf dem Fels liegen, wenn man auch noch so tief graben muss. Diesem Grundsatz gemäß, den jeder Baumeister befolgen muss, will Jesus, wie früher bei seinen Bauten, seine Gemeinde auf den Felsen bauen. Und so stark und fest soll der Bau gegründet und gefügt sein, dass selbst die Pforten der Hölle ihn nicht überwältigen sollen. Ja den ganzen Ernst, die Summa der Bergpredigt, fasst der Herr am Schluss derselben in ein vom Bauplatz genommenes Gleichnis. „Darum wer diese meine Rede hört und tut sie, den vergleiche ich mit einem klugen Mann, der sein Haus auf den Felsen baute. Wer sie aber hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf den Sand baute.“ (Mt 6,24-26). …

Aus diesen Beispielen ist ersichtlich, wie sehr auch später noch die Regeln der Baukunst in den Gedanken des Herrn lagen. Und sie bestätigen uns, dass nicht Tischlerei oder Zimmerei, sondern Häuserbau der Beruf des Herrn vor seinem Amtsantritt war.

Das Haus in Nazaret

(Das Haus in Nazaret – Auszüge aus dem Kapitel „Jesus in Nazaret“ des Buches von Ludwig Schneller „Kennst du das Land?„)

Still ist der Gang Gottes durch die Geschichte, wenn er die größten Dinge einleitet, um eine alte, verlorene Welt aus den Angeln zu heben. Nicht über Rom und Athen führen seine Wege. Die Stille einer Familie in Haran, die schweigenden Berge Gottes in der Wüste Sinai, das kleine Betlehem, das verachtete Nazaret, das sind seine Stationen. Jesus wächst in Nazaret, dem kleinen Landstädtchen in Verborgenheit und Stille heran. Währenddessen tosen draußen die Stürme politischer Aufregung über das neue Römerjoch in leidenschaftlichen Parteikämpfen durch das Land.

Mit Recht sind jene wundersüchtigen Erzählungen aus der Kindheit Jesu verworfen worden, welche uns mehr sagen wollen als St. Lukas in seiner vielsagenden Kürze. Sie sind lediglich Gebilde einer irregeleiteten Phantasie. Wenn wir es aber für unser Recht und unsere Pflicht erachten, das Leben unseres Herrn nach allen Seiten zu erforschen, so dürfen wir es wohl auch versuchen, uns ein Bild von dem Leben zu gestalten, welches Jesus in Nazaret geführt haben mag. Nicht indem wir uns auf den trügerischen Boden der Phantasie hinauswagen, sondern auf dem historischen Boden seiner Heimat stehend, deren Sitten heute noch fast ebenso sind wie in Jesu Tagen. …

Freundlich und lieblich ist Nazaret gelegen, an eine sanft ansteigende Berghöhe angelehnt. Mit seinen weißen Häusern schimmert es freundlich hinaus in das lang hingestreckte südliche Tal. Umgeben ist es von oliven- und feigenbewachsenen Höhen und Weinbergen. Das heranwachsende Jesuskind sah täglich eine Schar bedeutsamer Berge und Orte, lauter Zeugen längst vergangener Geschichte. Im Osten der majestätische Tabor, einer der schönsten Berge des Landes, im Südosten die fast düsteren Berge Gilboa, wo König Saul einst fiel in der Schlacht gegen die Philister. Drunten die große Ebene mit Afek, Sunem und Jesreel, in Duft gehüllt, und im Westen der Karmel. Die beiden letzteren erinnern an den Propheten Elija, den der Herr später so gern erwähnte.

In diesem Städtchen hat Jesus seine Jugend und die ersten Mannesjahre zugebracht. Sein nächster Kreis war die eigene Familie , das Haus. Bis zu seinem zwölften Lebensjahr hatte Jesus noch beide Eltern. Es scheint aber, dass Josef bald darauf gestorben ist. Er wird wenigstens nie wieder erwähnt.

Jesus, als der älteste Sohn, wurde damit nach damaliger und heutiger orientalischer Sitte Haupt und Ernährer der Familie. … Es war noch nicht die Zeit, von der er damals sagte: „des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege.“ Damals hatte er ein Haus und hatte dafür zu sorgen. … Wie mag es aber in dem Haus in Nazaret ausgesehen haben?

Es war jedenfalls wohl ein Häuschen, wie es Landleute und Handwerker im Heiligen Lande auch noch heute bewohnen, ein einziger Raum, welcher nicht in verschiedene Zimmer abgeteilt war. …

Das Licht, welches man des Abends anzündete, wenn die Familie beisammen war, leuchtete daher, wenn man es nicht gerade unter einen Scheffel setzte, „allen, die im Hause waren“ … . In einem solchen Haus sieht man heute gewöhnlich entweder einen ca. 1 Meter hohen primitiven Leuchter oder einen in einiger Höhe aus der Mauer hervorragenden Stein. Darauf wird die irdene Ampel mit Olivenöl gestellt und verbreitet ihr mattes Licht über den ganzen dunklen Raum.

Viele Möbel waren in Jesu Wohnung ebenso wenig zu finden wie bei den heutigen Landsleuten. Wer einen Groschen verloren hatte, brauchte keine Schränke und Kommoden, Tische und Stühle wegzurücken. Er brauchte nur den Fußboden, welcher aus der bloßen Erde bestand oder mit Steinplatten belegt war, aufzukehren, um ihn wiederzufinden. Allerdings musste er zu diesem Zweck, da an solchen Häusern damals wie heute die Fenster fehlten, am hellichten Tage die Ampel anzünden.

Im Sommer und überhaupt bei schöner Witterung hielt sich die Familie am liebsten im Freien auf. Auf dem Dach, im Hof, oder draußen unter den Feigen- und Olivenbäumen. Den Boden im Haus bedeckten einige Matten und einfache Teppiche. Auf ihnen mochten noch einige Polsterkissen liegen, welche als Sofa dienten. Bettstellen waren nicht vorhanden. Des Abends legte sich jeder in seine über die Matte gelegte Decke und bedeckte sich nötigenfalls noch mit dem Mantel.

Frühmorgens vor Sonnenaufgang stand Maria auf und mahlte Weizen, um Brot zu backen. Denn dies musste in alter wie in neuer Zeit täglich frisch sein. Später, als Jesu Schwestern heranwuchsen, mögen sie dieses Geschäft auf der Handmühle besorgt haben. Dieses tut man am liebsten zu zweien. Und Jesus spielt darauf an, wenn er sagt: „Zwo werden mahlen auf einer Mühle, eine wird angenommen, und die andere wird verlassen werden.“

Nazaret besitzt eine einzige bedeutende Quelle, welche außerhalb im Osten der Stadt entspringt. Heute ist dieselbe den ganzen Tag von wasserholenden und waschenden Frauen umlagert. Namentlich am Morgen und Abend sieht man sie scharenweise zum Brunnen kommen. Ihre großen schwarzen Tonkrüge tragen sie sicher auf dem Kopf, ohne dieselben mit der Hand zu stützen. Hier halten sie gerne längere Rast, hier besprechen sie die Neuigkeiten des Tages. Hierher kam auch Jesu Mutter oder eine seiner Schwestern täglich, um Wasser zu holen. Und wie sich auch heute noch eine Schar von Kindern um den Brunnen tummelt, so mag auch Maria manchmal das Jesuskind an der Hand hierhergeführt haben, während sie den schweren Tonkrug auf dem Kopfe wiegte. …

Die Schwestern werden sich nach orientalischer Sitte schon in ganz jugendlichem Alter verheiratet haben. So mag man mehrmals in der Familie Jesu Hochzeit gefeiert haben. Er selbst, als Haupt der Familie, nahm dann an der Hochzeit ohne Zweifel teil. Und die Vorliebe, mit welcher er gerade die Hochzeit zum Sinnbild himmlischer Dinge gemacht hat, zeigt uns, welch herzlichen Anteil er an der allgemeinen Freude nahm, wie gut ihm die ungetrübte Wonne, welche bei einer orientalischen Hochzeit alle zu beherrschen pflegt, gefallen haben muss. Darum vergleicht er später seinen Ruf zum Himmelreich so gerne mit dem Ruf zu den Freuden der Hochzeitsfeier. …

Die Herbergssuche

(Die Herbergssuche – ein Auszug aus dem Kapitel „Niederlassung in Betlehem“ aus dem Buch „Kennst du das Land?“ von Ludwig Schneller.)

Von der freien olivenbewachsenen Höhe zwischen Jerusalem und Betlehem, auf welcher heute das Kloster Mar Elias steht, erblickten Josef und Maria Betlehem zuerst. Auch der Maria war das Städtchen wohl nicht unbekannt. Vor kurzem erst hatte sie auf diesem Gebirge ihre Freundin Elisabeth besucht.

Eine volkstümliche Auffassung nimmt an, dass bei der Ankunft des jungen Paares alle Herbergen Betlehems von Wandersleuten angefüllt waren, welche der Schatzung wegen nach Betlehem gereist waren. Wir teilen diese Auffassung nicht. Vermutlich waren für die Schatzung von Seiten der Regierung nicht nur wenige Tage, sondern eine längere Frist angesetzt, innerhalb welcher sich jeder in seiner Stadt zu melden hatte. Und selbst wenn dies ein so allgemeines Zusammenströmen nicht verhindert hätte, wie man es oft in Weihnachtsbeschreibungen dargestellt findet, so sind aus dem kleinen Betlehem gewiss nicht allzu viele Personen über Land gewesen, welche der Einschreibung halber heimkehren mussten. Und diejenigen, welche aus diesem Grunde eintrafen, nahmen selbstverständlich nicht in einem Gasthaus, sondern bei Verwandten oder Bekannten Quartier.

Ziehen wir nun ein mit dem wandernden Paare zu den Toren Betlehems! Sie durchschritten das Tor und betraten die Straßen des kleinen Städtchens oder Dorfes. Dieses war wegen der kaiserlichen Schatzung in keinerlei Aufregung. Jedermann ging dort auf Straße, Markt oder Feld seiner Arbeit nach, je nachdem es die Jahreszeit für die ländliche Einwohnerschaft gerade mit sich brachte. Manchen Bekannten mag Josef auf der Straße mit frohem Ruf begrüßt haben, während er sein Quartier aufsuchte. Wo wollte er den wohnen?

Die christliche Sage gibt uns auf diese Frage eine ziemlich klare Antwort. Nur schade, dass dieselbe das Licht einer näheren Untersuchung nicht erträgt. Die landläufige Ansicht, dass Josef und Maria in dem mit Reisenden überfüllten Betlehem gewissermaßen zu spät kamen, alle Plätze in der öffentlichen Herberge schon besetzt fanden und daher genötigt waren, in einem zu der Karawanserei gehörigen Stalle ihre Zuflucht zu nehmen, wo dann gleich in der ersten Nacht das Jesuskind geboren wurde, ist gewiss unrichtig.

Zunächst ist es selbstverständlich, dass Maria, welche ihrer Entbindung entgegensah, nicht so leichtsinnig war, unmittelbar vor derselben die Reise von Nazaret nach Betlehem zu machen. Dass Josef der Schatzung wegen abreisen musste, war demselben nach unserer Annahme schon seit einiger Zeit bekannt. Er konnte sich also für die Reise eine passende Zeit auswählen. Wäre aber die Aufforderung zur Reise wirklich so plötzlich und kurz vor der Entbindung an ihn gekommen, so hätte er natürlich die Maria in Nazaret zurückgelassen. Die notwendige Reise nach Betlehem hätte er dann rasch allein ausführen müssen.

Die Geschichte im Evangelium von Lukas lässt uns einen Spielraum von etwa einem halben Jahr vor der Geburt Jesu frei, innerhalb dessen die Reise nach Betlehem geschehen konnte. Mindestens aber müssen Josef und Maria aus den angedeuteten Gründen mehrere Wochen vor der Geburt eingetroffen sein, gerade auch, wenn nach der gewöhnlichen Annahme Josef keine Verwandten oder Bekannten in Betlehem gehabt hätte.

Dieser Auffassung kommt der Ausdruck im Evangelium Lukas klar entgegen. „Während ihres Dortseins“, so heißt es dort, „kam die Zeit, dass sie gebären sollte“. (Luk. 2,6.) Es ist somit klar, dass Josef und Maria nicht nur für einige wenige Tage in Betlehem bleiben wollten. (Denn auch bei Lukas finden wir sie 40 Tage nach der Geburt noch dort.) Und so ist auch die Ansicht hinfällig, dass sie zuerst versucht haben, in der öffentlichen Herberge, der Karawanserei, ein Unterkommen zu finden. Denn ein Gasthaus, in welchem man wie im Abendland auf längere Zeit für sein gutes Geld Wohnung, Speise und Trank haben kann, kennt der von europäischem Wesen unberührte Ort nicht.

Die Karawansereien oder Chans sind meist großgewölbte Räume, welche besonders an belebten Handelsstraßen in Städten oder in einsamen Gegenden stehen. Dort können Durchreisende wohl für 1 oder 2 Nächte Unterkunft finden, auch einige Erfrischungen erhalten. Aber für einen längeren Aufenthalt werden diese Chans nicht benützt, sind auch nicht darauf eingerichtet. Anstatt in kalten Nächten unter freiem Himmel zu kampieren, ist der Durchreisende froh, sich über Nacht in dem Gewölbe des Chans mit seinen Tieren auf den Erdboden legen zu können, um am nächsten Morgen in aller Frühe weiterzuziehen.

Aber die Landeskinder ziehen es vor, wenn möglich, Privatgastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Jesus hat dies späterhin selbst in Samaria getan. Und bei der mit Recht weltberühmten orientalischen Gastfreundlichkeit war und ist es nicht schwer, in Betlehem ein solches Unterkommen zu finden. Selbst wenn Josef keine Verwandten daselbst gehabt hätte, so hätte er ohne Schwierigkeit in irgendeinem Hause Aufnahme gefunden. Man hat daher den armen Betlehemiten jener Tage bitteres Unrecht getan, wenn man so oft bei Gelegenheit der Weihnachtsgeschichte allerlei wenig schmeichelhafte Bemerkungen über ihre Ungastlichkeit fallen ließ.

Ist aber unsere Annahme richtig, dass Josef in Betlehem zu Hause war, so ist es selbstverständlich, dass er bei seinen Verwandten einkehrte. Dieser Auffassung widerspricht der Urtext in keiner Weise. Denn von einer öffentlichen Herberge steht dort nicht eine Silbe. Das Wort „Katalyma“, welches Luther mit Herberge übersetzt hat, gebraucht Lukas noch einmal (Luk. 22,11), und zwar zur Bezeichnung des Saales, in welchem Jesus mit seinen Jüngern das Abendmahl hielt. Zur Bezeichnung einer öffentlichen Herberge im Gleichnis vom barmherzigen Samariter verwendet er dagegen ein ganz anderes unzweideutiges Wort (Pandocheion). Jenes Wort (Katalyma / Unterkunft) bedeutet aber einfach das Haus, in welchem man einkehrt oder absteigt.

Josefs Heimat

(Josefs Heimat – ein Kapitel in Auszügen aus Ludwig Schnellers Buch „Kennst du das Land?“

An den Pforten des Neuen Testaments begrüßen uns die vertrauten Gestalten des Josef und der Maria. Bald finden wir die heilige Familie zu Nazaret in Galiläa, bald auf der Reise nach Judäa, bald in Betlehem. Jene ersten lieblichen Geschichten aus der Kindheit Jesu bilden das zarte sanfte Präludium zu dem großen Minnegesang der ewigen Liebe, welcher durch die Hallen des Neuen Testaments tönt. …

Den ungestörten Genuss dieser lieblichen Erzählungen haben sich manche durch die Verschiedenheit der Berichte des Matthäus und des Lukas verkümmern lassen. Lukas berichtet uns, dass Josef und Maria, veranlasst durch eine allgemeine „Schatzung“ des römischen Kaisers, von Nazaret nach Betlehem gereist seien, und dass während des dortigen Aufenthalts Jesus geboren wurde (Lk 2). Matthäus dagegen berichtet von dieser Reise nichts, sondern führt uns sofort auf den Schauplatz seiner Geschichte nach Betlehem (Mt 2). Überhaupt geht aus der Darstellung des Matthäus hervor, dass Betlehem nicht nur zur Zeit der Geburt Christi, sondern überhaupt der gewöhnliche Aufentaltsort des Josef war. …

Manche Ausleger haben geglaubt, daraus folgern zu müssen, dass diese widersprechenden Berichte sich nicht in Einklang bringen lassen. Ein genügender Grund scheint uns hierfür aber nicht vorzuliegen. … Es ist für diesen Zweck nicht unwichtig, einen Blick auf den Lebensberuf des Josef zu werfen.

Derselbe war nach dem Ausdruck der Schrift ein „Tekton“. Dieser Ausdruck ist mit manchem Wort verwandt, welches dem freundlichen Leser wohlbekannt ist, z. B. Architekt, Architektonik, und bedeutet einen, welcher Häuser baut. Im Abendlande, wo bei gewöhnlichen Bauten die Zimmermannsarbeit die Hauptsache war, übersetzte man das Wort selbstverständlich mit Luther durch „Zimmermann“. Im gelobten Lande baut und wölbt man aber (wenigstens auf dem Gebirge) alle Häuser vom Grunde in der tiefen Erde bis hinauf aufs Dach aus Steinen. Und so muss dieses Wort hier durch „Baumeister“ oder „Maurermeister“ übersetzt werden. …

Dieser Bau- oder Maurermeister Josef war nach Matthäus in Betlehem zu Hause, wie auch nach Lukas die Familie aus Betlehem stammt. Und erst später war er durch besondere Umstände veranlasst, nach Nazaret überzusiedeln. Bei Lukas aber finden wir den Josef schon vor der Geburt von Jesus in Nazaret. Sind diese beiden Berichte unvereinbar? Jedenfalls nicht, wenn wir annehmen, dass sich Josef seines Handwerks wegen vorübergehend in Nazaret aufhielt und vor der Geburt Jesu wieder nach Betlehem zurückreiste.

Und hier ist der Punkt, an welchem die heutigen Zustände Betlehems vielleicht einiges Licht auf jene Geschichten zu werfen vermögen. Es ist nämlich merkwürdig, dass die Baumeister Betlehems, wenn sie nicht zu Hause genügende Arbeit finden, bis zum heutigen Tage ähnliche Geschäftsreisen unternehmen. Gewisse Berufsarten sind in Palästina vorzugsweise an besondere Orte gebunden. So finden wir die Töpfer-, Glas- und Schlauchwerkstätten hauptsächlich in Hebron, die Perlmutterarbeiter nur in Betlehem, die Baumeister, Maurer und Steinhauer hauptsächlich in Betlehem und in seinen beiden zugehörigen Dörfern Beit Djála und Beit Sachur.

Fast bei allen ordentlichen Bauten in Jerusalem arbeiten die Betlehemer Steinmetzen und Maurermeister. Und sie haben an Geschicklichkeit nicht ihresgleichen im Lande. Daher sind sie auch allerorten gesucht. Baut man in Hebron, so werden sie geholt. Wird im fernen Kerak in Moab, fünf Tagereisen von hier entfernt, jenseits des Toten Meeres, ein besserer Bau aufgeführt, finden wir dort wieder Betlehemer Steinhauer und Maurer. Baut man in Salt, dem alten Ramot Gilead, so begegnen wir wiederum unseren bekannten Meistern aus Betlehem. Auch nach Galiläa und gerade nach Nazaret ziehen dieselben nicht selten und finden dort lohnende und oft lange dauernde Arbeit. …

Wenn man nun bedenkt, wie sehr sich die Dinge im Morgenlande seit Jahrtausenden ähnlich geblieben sind, so ist es kaum sehr gewagt, anzunehmen, dass Josef, ein Betlehemer Baumeister, in Nazaret für längere Zeit Arbeit gefunden. Ob er nur ein halbes Jahr dort war, oder ob er, als Junggeselle weniger gebunden, länger dort verweilte, lässt sich nicht mehr entscheiden. Jedenfalls lernte er während seines dortigen Aufenthalts Maria kennen und lieben und vermählte sich mit ihr.

Dass er als Morgenländer und Betlehemit die Absicht hatte, mit seiner jungen Frau nach Betlehem zurückzukehren, sobald seine Arbeit in Nazaret beendet war, ist nach hiesigen Begriffen selbstverständlich. Jetzt zog es ihn nicht mehr in die Ferne, sondern nach Hause, an den eigenen Herd. Dort in der Heimat, im Kreise der Verwandtschaften wollte er sich mit seinem Weibe dauernd niederlassen. In dem nahen, nur zwei Stunden entfernten, an prächtigen Gebäuden reichen Jerusalem konnte er von Betlehem aus ebenso leicht Arbeit finden, wie die heutigen Baumeister Betlehems.

Erst später, ganz gegen sein Erwarten, wurde er durch die Feindseligkeit des Herodes und seines Sohnes Archelaos genötigt, Betlehem aufzugeben. Was lag ihm da näher, als nach Nazaret zu ziehen? Dort war die Heimat seines Weibes, dort hatte er sie kennen gelernt, dort hatte er schon früher lohnende Arbeit gefunden. Nachmals fanden die Evangelisten diese so natürlich durch die Zeitumstände veranlasste Verlegung des Wohnortes nach Nazaret ebenso bedeutsam und an gewisse Aussprüche der Propheten anklingend, wie die durch die Schatzung veranlasste Rückkehr nach Betlehem, infolge deren Jesus nicht in Nazaret, sondern in der alten Stadt Davids geboren wurde.

Kennst du das Land?

„Kennst du das Land?“ ist der Titel eines Buches des Theologen Ludwig Schneller. Es liegt mir in einer Auflage von 1923 vor. Ludwig Schneller war von 1984 bis 89 Pfarrer der lutherischen Gemeinde in Betlehem. Von dort aus war er auch oft in dem damals noch „Palästina“ genannten Land unterwegs. Das Land war noch unberührt von modernen Zeiten. Und so entdeckte Ludwig Schneller vieles, was ihn an biblische Zeiten erinnerte und ihm diese besser zu verstehn half. Darüber schrieb er sein Buch. Ich zitiere Auszüge aus seinem Vorwort:

„Amt und Beruf haben mich, den ersten deutschen Theologen, mitten in das arabische Volk, in eine arabische Gemeinde hineingestellt. Da war es mir eine liebe Aufgabe, Palästina mit seinen Bergen und Menschen, welche gewissermaßen Modell gestanden haben für das Gemälde des himmlischen Reiches und seiner Wahrheiten, zu beobachten, den Spuren biblischer Vergangenheit nachzugehen. An heißen Sommertagen, wenn alle frischgrüne Vegetation weggebrannt ist, kann das heilige Land oft so öde und grau vor uns liegen. Aber abends ist’s, als ob die Sonne aus ihrem reichen Farbenkasten allen Reichtum in allen Farben des siebenfarbigen Regenbogens über das Land hinstreute. Dann beginnt es in bezaubernder Schöne zu leuchten wie das Paradies.

So liegt auch das arme Volk des Landes mit seinen zerrütteten, herabgekommenen Zuständen vor uns wie eine öde graue Landschaft. Aber lass nur das Licht der Bibel darüber scheinen. Da treten plötzlich die alten, wohlbekannten Züge zu Tage, da beginnen sie zu schimmern und erhalten Leben und Farbe. Die Gestalten der Vorzeit erstehen vor unserem inneren Auge. Propheten wandern, predigen, kämpfen, unterliegen, sinken, bis endlich der Sohn Gottes selbst erscheint und über diese Berge hineilt, sein verlorenes Schäflein zu suchen.

Dieses Land mit seinen Menschen und Sitten habe ich befragt und manche überraschende Antwort gefunden. Denn in hundert Fällen handelt der heutige Palästinenser noch genau so, wie vor Jahrtausenden die Hethiter, Kanaaniter, Israeliten. Deutlicher als alte Tempel und Inschriften reden diese Dinge zu uns von der biblischen Vergangenheit. Und so bilden sie einen lebendigen Kommentar zur Heiligen Schrift. …

Je anschaulicher uns die biblischen Geschichten werden, desto mehr drücken sie sich unserer Seele ein. Desto mehr werden wir angeregt, dem Ewigen und Bleibenden nachzusinnen, welches sich hinter den äußeren Erscheinungen verbarg und zugleich sich darinnen zum Ausdruck brachte.

Nichts kann uns aber hierin so wichtige Dienste leisten, wie eine genaue Beobachtung der heutigen Sitten des Morgenlandes, welche sich seit Jahrtausenden so wenig geändert haben. Was ich hiervon beobachtet habe, was ich in den Häusern, auf den Märkten, auf zahlreichen Wanderungen dem Volke abgelauscht, das biete ich hiermit den Lesern dar.“

Aus „Kennst du das Land?“ veröffentliche ich hier in nächster Zeit Auszüge auf meinem Blog. Zur besseren Lesbarkeit sind diese auf das Wesentliche verkürzt und sprachlich modernisiert. Sie werden uns helfen, uns manches im Neuen Testament besser vorstellen zu können.

Der Fluch der Ehe

Der Fluch der Ehe gehört zu den Folgen des Sündenfalls. Nachdem Gott im Fluch über die Frau erst die schmerzhaften Geburten ankündigte, sagte er dann noch: „Und gegen deinen Mann (geht) dein Begehren, er aber will herrschen über dich!“

Um diese Aussage besser zu verstehen, ist es hilfreich, aus dem folgenden Kapitel die Worte Gottes an Kain zu betrachten. 1 Mo 4,7: „Ist es nicht so: Wenn du das Richtige tust, ist (dein Blick) erhoben, wenn du aber nicht das Richtige tust, lagert Sünde vor der Tür? Und gegen dich (geht) ihr Begehren, du aber sollst herrschen über sie!“

Die zwei Aussagen sind genau gleich aufgebaut:

„Und gegen deinen Mann (geht) dein Begehren, er aber will herrschen über dich!“

„Und gegen dich (geht) ihr Begehren, du aber sollst herrschen über sie!“

Was die Sünde gegenüber dem Menschen tut, das will die Frau gegenüber dem Mann: Begehren. Wenn ich etwas begehre, dann will ich es besitzen. Die Sünde will den Menschen besitzen, sie will Macht über ihn ausüben. Die Frau will den Mann besitzen, und dieses Besitzen ist natürlich auch eine Art Machtausübung, vermutlich auf die etwas feinere weibliche Art und Weise. Vielleicht sind „Steuern“ und „Manipulieren“ passende moderne Ausdrücke dafür.

Die Antwort darauf besteht im Herrschen. Der Mensch soll über die Sünde herrschen, soll sie also in die Schranken weisen und nicht über sich herrschen lassen. Der Mann wehrt sich gegen die Besitzergreifung der Frau, indem er über sie zu herrschen versucht, um die Oberhand zu behalten. Vielleicht ist dann „Dominieren“ der passende Ausdruck dazu.

Hier ist also der eheliche Urkonflikt ausgesprochen und programmiert: der Machtkampf zwischen Ehemann und Ehefrau. Die vielen Witze, die es über diese Problematik gibt, bestätigen deren Richtigkeit und Realität. Ehen werden also nicht im Himmel geschlossen. Gott hat die Ehe geschaffen und gesetzt, aber er hat infolge der Sünde im Fluch die Mühsamkeit des Lebens über sie ausgesprochen, wie auch über die Arbeit und die Fortpflanzung.

Die Frage ist, ob es dafür eine Lösung gibt. In diesem Zusammenhang ist mir ein Abschnitt aufgefallen, der innerhalb des Neuen Testaments aus dem Rahmen fällt – Eph 5,21-33:

„… – indem ihr euch einander unterordnet in Achtung vor dem Messias, die Ehefrauen ihren Männern wie dem Herrn, denn ein Ehemann ist Haupt (seiner) Frau, wie auch der Messias Haupt der Gemeinde ist, er, der Retter des Leibes. Also, wie sich die Gemeinde dem Messias unterordnet, so auch die Ehefrauen (ihren) Männern in allem. Ihr Ehemänner, liebt (eure) Frauen, wie auch der Messias die Gemeinde liebt und sich für sie hingegeben hat, um sie heilig zu machen – dazu hat er sie gereinigt mit dem Bad im Wasser und durch das Wort -, um sie sich herrlich hinzustellen, die Gemeinde, damit sie keinen Fleck oder eine Runzel oder etwas derartiges hat, sondern heilig und makellos sein soll.

So müssen auch die Ehemänner ihre Frauen lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Niemandem war doch jemals sein Körper gleichgültig, man gibt ihm vielmehr, was er braucht, und pflegt ihn. Und so (pflegt) auch der Messias die Gemeinde, weil wir Glieder seines Leibes sind. ‚Dafür wird ein Mann den Vater und die Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden, und die zwei werden körperlich eins sein.‘ Dieses Geheimnis ist groß. Ich sage das aber auf den Messias und auf die Gemeinde hin. Jedenfalls auch ihr, jeder Einzelne: Jeder soll seine Frau so lieben wie sich selbst! Die Frau aber: dass sie Achtung hat vor dem Mann!“

Das Auffallende in diesem Abschnitt ist, dass er dem allgemeinen Prinzip in der Gemeinde scheinbar zuwiderläuft. Die Christen in der Gemeinde haben untereinander – Männer und Frauen! – das Gebot von Jesus, einander zu lieben. Und sie haben, wie Paulus auch hier schreibt, das Gebot – Männer und Frauen! – sich einander unterzuordnen in Achtung vor dem Messias. Warum betont er nun hier so, dass der Mann, der sowieso alle lieben soll, auch seine Frau lieben soll? Und warum die Frau, die sich in Achtung vor dem Messias sowieso allen unterordnen soll, sich auch ihrem Mann unterordnen soll?

Diese spezielle Ermahnung von Paulus an die Eheleute ergibt aber einen guten Sinn, wenn man sie in Beziehung setzt zu 1 Mo 3 – dem Fluch der Ehe. Die Frau, die in menschlicher Art ihr Begehren auf ihren Mann gerichtet hat, hört jetzt auf damit und ordnet sich unter. Paulus formuliert es am Ende des Abschnitts auch noch anders: Sie hat Achtung vor ihm. Das ist offenbar ein alternativer Ausdruck für „unterordnen“. Der Mann, der in menschlicher Art über seine Frau zu herrschen versucht, hört jetzt damit auf und liebt – so wie Jesus seine Gemeinde.

Der Fluch der Ehe ist damit aufgehoben. Das neue Leben aus Gott kommt in die Ehe. Dass dafür Herzensveränderung mit Hilfe des Heiligen Geistes nötig ist, ist klar. Und so haben wir hier eine erlöste Ehe vor Augen, in der echte Liebe und echter Respekt die Haltung zueinander und den Umgang miteinander bestimmen. Das ist dann wohl auch die Antwort auf die Frage, was eine christliche Ehe ausmacht.

Aus Gott geboren

Aus Gott geboren – das ist im Neuen Testament der häufigste Ausdruck für die neue Geburt. Im traditionellen christlichen Sprachgebrauch heißt diese „Wiedergeburt“. Dieser Begriff ist allerdings zu einem christlichen Insider-Ausdruck geworden. Und man könnte ihn womöglich auch mit der Vorstellung der „Wiedergeburten“ in der Reinkarnationslehre durcheinanderbringen. Im Neuen Testament benutzt man für diese eine Sache nicht nur einen, sondern mehrere Ausdrücke, die wir hier einmal betrachten wollen.

Das erste, was uns begegnet, ist die Ausdrucksweise, die Jesus (in Joh 3) gegenüber Nikodemus benutzt. „Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Und „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineinkommen. Was aus dem Menschen geboren wird, ist menschlich, was aus dem Geist geboren wird, ist Geist.“

Das „von neuem geboren“ könnte man auch mit „von oben geboren“ übersetzen. Das Wort kann räumlich mit „von oben“ oder zeitlich mit „von neuem“ verstanden werden im Sinne von „noch einmal“. Nikodemos hat es jedenfalls zeitlich verstanden, denn er fragte, wie er denn noch einmal in den Leib seiner Mutter gehen könnte. Jesus hat es dann noch einmal erklärt, indem er sagte, man müsse „aus Wasser und Geist geboren“ werden. Oder wie er im Nachsatz sagte, „aus dem Geist geboren“.

Wasser und Geist, das sind die zwei Elemente der neuen Geburt, die zwei Taufen im Wasser und im Geist. Das Wasser der Taufe bezeichnet die menschliche Seite der neuen Geburt, die völlig Hingabe an Gott. Die Taufe mit Geist ist die göttliche Seite der neuen Geburt, der Einzug des göttlichen Wesens in den Menschen. Das reale Geschehen der Vereinigung des Menschen mit Gott durch die Erfüllung mit Heiligem Geist ist das Zentrum der neutestamentlichen Gottesbeziehung.

Petrus verwendet (in 1 Pe 1) einen Ausdruck, den ich mit „neu geboren“ übersetze. „Zu preisen ist der Gott und Vater unseres Herrn, Jesus des Messias, der uns in seinem großen Erbarmen neu geboren hat zu einer lebendigen Hoffnung …“ (1,3). „… die ihr neu geboren seid nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das Wort des lebendigen und bleibenden Gottes.“ (1,23).

Johannes benutzt dafür den Ausdruck „aus Gott geboren“. Das beginnt im Einleitungskapitel des Johannesevangeliums. Joh 1,12-13: „Aber all denen, die ihn annahmen, gab er eine hohe Stellung: Gottes Kinder zu sein, die an seinen Namen glauben, die nicht aus menschlicher Abstammung, nicht aus körperlichem Verlangen, nicht aus menschlichem Willen, sondern aus Gott geboren sind.“

Am meisten spricht er aber in seinem umfangreichen Brief davon. „Jeder, der aus Gott geboren ist, vollbringt keine Sünde, weil sein Same in ihm bleibt. Er kann sich nicht versündigen, weil er aus Gott geboren ist.“ (1 Joh 3,9). „Jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und kennt Gott.“ (4,7b). „Jeder, der glaubt, dass Jesus der Messias ist, ist aus Gott geboren. Und jeder, der den liebt, der geboren hat, liebt auch den, der von ihm geboren ist.“ (5,1). „Denn alles, was aus Gott geboren ist, besiegt die Welt.“ (5,4b). „Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, sich nicht versündigt, …“ (5,18a).

Bei Paulus finden wir nicht das Bild der neuen Geburt. Offensichtlich ist auch hier wieder das Phänomen der prophetischen Symbolsprache erkennbar. Statt der neuen Geburt spricht Paulus von einer neuen Schöpfung. „Denn wenn jemand im Messias ist, ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, jetzt ist Neues entstanden.“ (2 Kor 5,17). „Weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit ist etwas, sondern eine neue Schöpfung!“ (Gal 6,15). Außerdem spricht er von einem neuen Menschen, einem neuen Leben, einem Leben in der Auferstehung – alles Ausdrücke dafür, dass etwas von Gott selbst real in einem neuen Menschen wohnt und am Werk ist. Auch „der Messias in euch“ (Kol 1,27) bezeichnet die gleiche Realität.

Die große Ankündigung Gottes der Ausgießung des heiligen Geistes hat sich in dieser Weise erfüllt. Mit dem Einwohnen des heiligen Geistes in einem Menschen ist dieser zum Kind, zum Abbild, zur Wohnung Gottes geworden. „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“ (Joh 14,23).

So ist die neue Geburt also der Beginn eines völlig neues Leben, einer neuen, ganz anderen Existenzweise. Und mit weniger sollten wir uns nicht zufrieden geben …

Jünger

„Jünger“ ist im Neuen Testament die bekannte Bezeichnung für die Nachfolger von Jesus. Das Wort ist die Übersetzung des griechischen „mathetés“. Das kommt von dem Wort „manthánein / lernen“ und bezeichnet also im weitesten Sinne einen „Lernenden“. Wir hätten im Deutschen dafür auch Worte wie Schüler, Student, Lehrling oder Auszubildender. Aber sie bringen nicht die richtige Vorstellung von der Sache zum Ausdruck.

Bei einem „Schüler“ sehen wir vor unserem geistigen Auge eine Schulklasse, bei einem „Studenten“ einen Hörsaal, bei einem „Azubi“ einen Ausbildungbetrieb. Das alles passt nicht zur antiken Jüngerschaft. Ein Jünger ist natürlich ein Schüler, deshalb ist das Gegenstück dazu auch der Lehrer. Aber er lernt nicht stundenweise in einem Klassenzimmer, sondern er tritt in eine Lebensgemeinschaft mit einem Lehrer ein, den er sich aussucht. Und die Worte des Lehrers sind so wichtig für ihn, dass er sie auswendig lernt. Aber er will nicht nur die Worte des Lehrers lernen, sondern auch das daraus folgende Handeln. Und deshalb muss er die vorbildliche Umsetzung der Worte im Leben des Lehrers auch mit eigenen Augen beobachten.

Es gibt eine nette Anekdote aus der jüdischen Überlieferung dazu. Ein Rabbi, ein Lehrer, wollte abends mit seiner Frau zu Bett gehen. Dabei entdeckte er zwei seiner Jünger, die sich in seinem Schlafzimmer versteckt hatten. Empört stellte er die beiden zu Rede, was sie hier zu suchen hätten? Die bezeichnende Antwort der beiden war: „Rabbi, wir wollen lernen!“

Im Neuen Testament finden wir deshalb nicht nur Jünger von Jesus, wir finden auch Jünger von Johannes dem Täufer und Jünger der jüdischen Theologen. Paulus z. B. war ein Jünger des hoch geachteten Theologen Gamaliel gewesen, der in der Apostelgeschichte auch einmal in Erscheinung tritt.

Insofern war es nichts Neues, dass auch Jesus diese Art von Jüngern hatte. Neu bei ihm war die große Zahl von Jüngern, die er hatte. Denn bei Jesus waren es nicht nur die „Zwölf“, sondern alle, die ihm folgten, und das ging zeitweise in die Tausende. Und das ganz Neue dabei war, dass er auch Frauen als Jüngerinnen akzeptierte.

So konnten letztlich alle, die an ihn als den Messias glaubten, als seine Jünger bezeichnet werden. In Ablehnung dagegen nannten sich die Theologen dann die „Jünger von Mose“.

Beachtenswert ist, dass die Bezeichnung „Jünger“ für die Gläubigen in der Apostelgeschichte einfach weitergeht. Überall, wo man hinkommt, findet man Jünger. Und das ist eine aufschlussreiche Benennung. Auch die Christen in der Gemeinde sind und bleiben Jünger. Sie bleiben Lernende. Eine interessante Frage an einen Christen: Bist du ein Lernender? Bist du immer noch ein Lernender?

Und wer ist der Lehrer? Diese Frage hat Jesus ein für alle Mal beantwortet. Mt 23,8: „Ihr aber sollt euch nicht ‚Rabbi‘ nennen lassen! Einer ist nämlich euer Lehrer, ihr alle seid Geschwister.“

Natürlich gibt es in der Gemeinde des Neuen Testaments auch Lehrer – Geschwister mit der Gabe des Lehrens. Aber auch ihr Lehrer ist Jesus, und man folgt nicht ihnen, sondern ihm. Ein falscher Lehrer bindet Menschen an sich, ein richtiger Lehrer weist sie in die Nachfolge von Jesus.

Auch das Ziel eines Jüngers hat Jesus klar definiert. Lk 6,40: „Es ist kein Jünger über dem Lehrer. Als Ausgebildeter soll aber jeder wie sein Lehrer sein.“ Wenn Jesus der Lehrer des Jüngers ist, dann ist das Ziel der Ausbildung, wie Jesus zu sein. Deswegen bleiben Christen wohl auch zeitlebens Jünger …

Warum ich „Messias“ übersetze

Warum ich „Messias“ übersetze – das haben mich Leser meiner Übersetzung schon angefragt. Im Beitrag „Der Messias“ habe ich die Begriffe „Christus“, „Messias“, „gesalbter (König)“ ja schon erklärt. Ich habe diese Begriffe im Lauf der Jahre als Übersetzungsmöglichkeiten auch selbst mehrfach hin und her durchgekaut und ausprobiert. Und ich bin zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen.

Das in den üblichen Bibelübersetzungen Gewohnte ist zunächst einmal „Christus“. Aber damit hatte ich meine Probleme. Ich komme in meinem Werdegang ja aus dem kirchlichen Heidenchristentum, das neutestamentlich gesehen überhaupt kein Christentum ist. Und von dort her ist mir die Bezeichnung „Christus“ eigentlich unmöglich geworden. Sie ist dort zu einem nichtssagenden Beinamen geworden, zu einer Floskel, die im Munde geführt wird, ohne die eigentliche Bedeutung zu bedenken oder gar zu kennen. Wenn z. B. einer der Kirchenfunktionäre von „Jesus Christus“ spricht, dann hat niemand den Eindruck, dass er vom Herrn der Welt spricht, von Gottes gesalbtem König, dem er unbedingten Gehorsam schuldig wäre.

Die Bezeichnung „Messias“ dagegen ist nicht nur gegenüber Juden ein Zeugnis, sie ist auch im weltlichen Sprachgebrauch präsent. Und es ist mir ja wichtig, in meiner Übersetzung Begriffe zu verwenden, die auch in der säkularen Sprache verständlich sind. Und hier hat „Messias“ eine interessante Bedeutung.

Als zum Beispiel Obama damals in den USA zum Präsidenten gewählt wurde, hieß es in den Medien angesichts der großen Begeisterung, er würde aber doch wohl auch kein Messias sein. Oder umgekehrt, als Bolsonaro in Brasilien die Wahl zum Präsidenten gewann, haben ihn manche („christliche“!) Kreise zum Messias ernannt, was ihm selber auch sehr gut gefallen hat.

So weit ich sehe, kann sich also die Welt unter „Messias“ irgendwie das Richtige vorstellen, nämlich eine Art Heilsbringer. Das ist weit mehr, als sie sich unter dem Beinamen „Christus“ vorstellt.

Und Jesus ist in der Tat nicht nur der Messias Israels, sondern der ganzen Welt. Das ist ja das grundlegende Ärgernis für die Juden, dass unser Messias Jesus eigentlich ihr Messias sein soll. Und umgekehrt ist es das Ärgernis für die Welt, dass Gott von ihr verlangt, Jesus, den jüdischen Messias, als ihren Messias anzuerkennen. Doch die Zumutungen, die Gott selbst den Menschen macht, darf man auf keinen Fall abschwächen.

Warum ich „Messias“ übersetze – das dürfte nun beantwortet sein. Ich habe in dem Begriff „Messias“ die verständlichste und prägnanteste Möglichkeit der Übersetzung gefunden. So prägnant, dass ich es auch zum Titel des Neuen Testaments gemacht habe: „Jesus der Messias“. Im ganzen Buch geht es nur um ihn.

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