Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Monat: September 2023

Das sechste Hornsignal

Das sechste Hornsignal leitet Ereignisse ein, die sich an die Geschehnisse der ersten fünf Hornsignale zunächst gut anschließen. Die vier Engel, die am Fluss Eufrat gebunden sind, werden losgebunden. Und eine symbolische Zahl von umgerechnet 200 Millionen Reitertruppen macht sich auf den Weg.

Dabei sollte man diese vier Engel am Fluss Eufrat nicht verwechseln mit den vier Engeln, die in Kap. 7,1 an den vier Enden der Erde stehen und die vier Winde festhalten. Diese vier Winde werden festgehalten, bis alle Heiligen versiegelt sind, also bis zum Ende der Endzeit. Und wenn sie dann losgelassen werden, bringen sie sicherlich die letzten Katastrophen, die in Kap. 16 unter den sieben Schalen der Wut Gottes beschrieben werden.

Die vier Engel am Eufrat dagegen sind zunächst selbst gebunden und werden dann losgelassen, um ein Drittel der Menschen zu töten. Diese teilweise Art des Gerichts spricht dafür, dass sie schon während der Endzeit unterwegs sind. Und ihre Reitertruppen sind natürlich – auch von der Beschreibung her – keine irdischen Truppen, sondern dämonische Wesen. Auch hier taucht wieder das dämonische Prinzip auf „Einer, der viele ist“ bzw. „Vier, die 200 Millionen sind“.

Dass sie auch irdische Truppen in Bewegung setzen, damit in Kriegen Menschen einander umbringen, kann man sich allerdings gut vorstellen. Wir hätten dann hier eine Parallele zum zweiten oder auch dritten und vierten der apokalyptischen Reiter aus Kap. 6 vor uns. Denn auch Hungersnot und Tod passen zum Ziel und Zweck dieser Reitertruppen.

Der erste der apokalyptischen Reiter, der auf dem weißen Pferd, der Antichrist, wäre also unter dem fünften Hornsignal noch einmal dargestellt, die anderen drei Reiter unter dem sechsten Hornsignal.

Am Ende von Kap. 9, im Anschluss an die Reitertruppen, kommt noch ein Blick aufs Ende: „Und die übrig gebliebenen Menschen, die nicht getötet worden waren während dieser Plagen, waren nicht bereit sich zu ändern, …“.

Während der Endzeit, also auch während der genannten Plagen, wird ja immer noch die Gemeinde gebaut, kommen Menschen zum Glauben und sind bereit, sich zu ändern. Aber am Ende, das heißt dann auch nach der Entrückung der Gemeinde, bleibt eine Menschheit übrig, die nicht mehr bereit ist, sich zu ändern. Dann ist es zu spät.

Die gleiche Formulierung taucht in Kap. 16,9 wieder auf, während der Ausgießung der Schalen der Wut Gottes: „Die Menschen … lästerten den Namen Gottes, der die Macht über diese Plagen hat, und waren nicht bereit sich zu ändern, um ihm Ehre zu geben.“

Und zum Blick auf das Ende passt dann auch die Ankunft des gewaltigen Engels in Kap. 10,1-3. „Und ich sah einen anderen gewaltigen Engel, er kam aus dem Himmel herab, gekleidet mit einer Wolke, der Regenbogen auf seinem Kopf, sein Gesicht wie die Sonne, seine Beine wie feurige Pfeiler, und in seiner Hand hatte er eine kleine Schriftrolle, die geöffnet war. Er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde und schrie mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt.“

Zum Ende passt er wunderbar, wenn wir ihn mit Hilfe von Parallelstellen in der Offenbarung anhand seiner Beschreibung als den wiederkommenden Jesus identifizieren:

Er ist gekleidet mit einer Wolke – Er kommt mit den Wolken (Offb 1,7).

Der Regenbogen auf seinem Kopf – Ein Regenbogen ist rings um den Thron (Gottes und des Lammes) (Offb 4,3).

Sein Gesicht wie die Sonne – Sein Gesicht war wie die Sonne (Offb 1,16).

Seine Beine wie feurige Pfeiler – Seine Füße wie glühendes Metall (Offb 1,15).

In seiner Hand hatte er eine kleine Schriftrolle, die geöffnet war – Du bist würdig, die Schriftrolle zu bekommen und ihre Siegel zu öffnen! (Offb 6,9).

Er schrie mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt – Der Löwe aus dem Stamm Juda (Offb 6,5).

Letzteres ist dann sicherlich sein Siegesschrei …

Natürlich finden wir es ungewöhnlich, wenn Jesus als Engel bezeichnet wird. Aber erinnern wir uns an den „Engel des Herrn“, der im Alten Testament an entscheidenden Stellen bei den Menschen auftaucht. In diesem „Engel des Herrn“ erscheint immer der Herr selbst. Er ist sozusagen die sichtbare Erscheinung des unsichtbaren Gottes. Und er wurde dann auch Mensch und repräsentierte Gott in Menschengestalt. „Wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.“ (Joh 12,45). Und dann erinnern wir uns auch daran, dass das Wort „Engel“ ursprünglich „Bote“ heißt. Und der einzigartige und zentrale Bote Gottes, das ist Jesus. Der gewaltige Engel in Offb 10 ist dann wohl der Engel des Herrn, der seit seiner menschlichen Geburt Jesus heißt.

Nach dem Siegesgebrüll des Löwen aus Juda sprechen die sieben Donner, und Johannes darf nicht aufschreiben, was sie sagen. Der Inhalt und der Grund der Versiegelung dieser Donnerreden bleibt ein Geheimnis. Aber im Zusammenhang des Textes, also der Wiederkunft des Herrn, könnte das Reden der sieben Donner eine Parallele zur Ausgießung der sieben Schalen der Wut Gottes in Kap. 16 sein. Der Rest der unbelehr- und unbekehrbaren Menschheit erfährt nach den teilweisen Gerichten der Endzeit am Ende ein totales Gericht. Auch der Schwur des „Engels“ bestätigt, dass jetzt das Ende da ist.

Der Befehl an Johannes, die Schriftrolle zu nehmen und aufzuessen, hat eine Parallele in Hes 2,10-3,2. Auch Hesekiel sollte eine Schriftrolle aufessen, und auch sie war im Mund süß wie Honig. Aber es ist natürlich ein prophetisches Bild dafür, dass der Prophet die Worte Gottes ganz in sich aufnehmen muss, um sie dann auch wieder richtig weitergeben zu können. Eine kleine „Vesperpause“ für Johannes, der neue Kraft braucht und Gottes Gedanken tief in sich aufnehmen muss, um „weiter prophetisch (zu) sprechen über viele Völker, Volksgruppen, Sprachen und Könige!”

Bei all den Geschehnissen in der Welt während der Endzeit und an ihrem Ende, die unter den Hornsignalen bildhaft geschildert werden, ist auch nach dem sechsten Hornsignal bis hierher ein wichtiges Thema unerwähnt geblieben, nämlich die Gemeinde des Herrn. Und deshalb folgt beim sechsten Hornsignal in Kap. 11 eine Art Einschub, der aber natürlich ganz dazugehört. Im Bild des Tempels und der zwei Zeugen wird die Gemeinde in der Endzeit dargestellt.

Und diese Zeit endet mit dem letzten schweren Erdbeben, das auch in Kap. 16,18 bei der Ausgießung der siebten Schale der Wut Gottes beschrieben wird. Dann schließt das siebte Hornsignal die Geschichte ab und bläst zum Ende der Welt, wie wir sie gekannt haben.

Hinweise

Hinweise zu meinen Blogbeiträgen:

Die zitierten Texte aus dem Neuen Testament entstammen meiner eigenen Übersetzung. Sie trägt den Titel „Jesus der Messias“ und ist als Buch und als eBook zu erwerben. Zitate aus anderen Übersetzungen sind jeweils entsprechend gekennzeichnet.

Für meine Übersetzung habe ich im Wesentlichen benutzt:
Nestle-Aland, Novum Testamentum Graece, 28. Auflage
Kurt Aland, Synopsis Quattuor Evangeliorum, 9. Auflage
Alfred Schmoller, Handkonkordanz zum Griechischen Neuen Testament, 15. Auflage
Hermann Menge, Langenscheidts Großwörterbuch Griechisch Deutsch, 22. Auflage
Matthias Stehle, Griechische Sprachlehre, 3. Auflage

Die folgenden Autoren und Bücher waren mir für das Verständnis des neutes-tamentlichen Textes und seiner Hintergründe besonders hilfreich (in alphabetischer Reihenfolge der Autoren):
Hartmut Gese, Der Johannesprolog (im Sammelband „Zur biblischen Theologie“)
Ernst Kutsch, Neues Testament – neuer Bund? – Eine Fehlübersetzung wird korrigiert
Otto Michel, Der Brief an die Römer
Otto Michel, Der Brief an die Hebräer
Werner Papke, Das Zeichen des Messias
David Pawson, Wiedergeburt
David Pawson, Der Weg zur Hölle
Bargil Pixner, Wege des Messias und Stätten der Urkirche
Adolf Pohl, Die Offenbarung des Johannes (Wuppertaler Studienbibel)
Fritz Rienecker / Gerhard Maier, Lexikon zur Bibel
John A.T. Robinson, Wann entstand das Neue Testament?
Eugen Ruckstuhl, Die Chronologie des letzten Mahles und des Leidens Jesu
Thomas Schirrmacher, Paulus im Kampf gegen den Schleier
Adolf Schlatter, seine wissenschaftlichen Kommentare zu den vier Evangelien und den Korintherbriefen
Adolf Schlatter, seine Erläuterungen zum ganzen Neuen Testament
Ludwig Schneller, Kennst du das Land?
Heinz Warnecke, Die tatsächliche Romfahrt des Apostels Paulus

Das fünfte Hornsignal

Das fünfte Hornsignal in Offb 9 leitet Ereignisse ein, die sich von den ersten vier Hornsignalen in Offb 7 unterscheiden. Diese beschreiben relativ kurz schädigende Ereignisse an der sichtbaren Schöpfung. Betroffen sind: die Erde, das Meer, die Flüsse und das Tages- und Nachtlicht. Gemeinsam haben sie, dass die Ursache für die Schäden jeweils vom Himmel her kommt. Das spricht sehr dafür, dass wir es hier mit Gerichten Gottes an den natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen zu tun haben. Diese treten dann dem Charakter der Endzeit entsprechend immer wieder teilweise (ein Drittel) ein.

Das fünfte Hornsignal, das ja auch zugleich das erste der „Wehe!“ ist, das der Adler in Offb 8,13 über die Erde ausgerufen hat, ist dagegen recht ausführlich und richtet den Blick in die unsichtbare Welt.

Aber auch hier ist zuerst einmal etwas aus dem Himmel gefallen. Ein Stern, der die Macht bekommt, den Schacht zur Unterwelt zu öffnen. Erinnern wir uns daran, dass „Stern“ in der Bibel immer wieder auch ein Bild für Engel ist. Und dem „Engel“, der vom Himmel gefallen ist, begegnen wir in Offb 12, wo sich im Himmel nach der Entrückung des Messias zum Thron Gottes ein Krieg ereignet – Offb 12,7-9:

„Im Himmel fand dann eine Schlacht statt, Michael und seine Engel führten Krieg mit dem Drachen. Auch der Drache und seine Engel führten Krieg, er konnte aber nicht bestehen, und es war im Himmel kein Platz mehr für sie zu finden. Und er wurde hinausgeworfen, der große Drache, die Schlange vom Anfang, der „Teufel“ und „der Satan“ genannt wird, der die ganze Welt irreführt. Er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm geworfen.“

Und die laute Stimme im Himmel sagt dann noch – Offb 12,12: „Wehe der Erde und dem Meer, denn der Teufel ist hinabgekommen zu euch; er hat große Wut und weiß, dass er wenig Zeit hat!“

Das fünfte Hornsignal zieht nach sich, dass diesem gefallenen „Stern“ bzw. „Engel“ nun der Schlüssel für den Schacht zur Unterwelt „gegeben wird“. Dieses „gegeben wird“ heißt dann, dass auch das unter der Zulassung und Planung Gottes geschieht. Dass aus diesem Schacht zur Unterwelt nicht irdische, sondern dämonische Wesen hervorkommen, dürfte klar sein. Die bildhafte Schilderung dieser Dämonen als so etwas wie Heuschrecken ist schon eindrücklich. Und ihr Auftrag ist nichts anderes, als die Menschen zu quälen, aber nicht zu töten. Allerdings sind die ausgenommen, die das Siegel Gottes auf ihren Stirnen haben. Dämonen haben kein Recht, sie zu quälen.

Und dann taucht auch noch ein Anführer dieser Dämonentruppe auf – Offb 9,11: „Einen König haben sie über sich, den Engel der Unterwelt, der auf Hebräisch den Namen ‚Abaddon‘ hat und auf Griechisch den Namen ‚Apollyon‘.“ Beides heißt auf Deutsch „Zerstörer“.

Auch dazu, dass der Teufel aus der Unterwelt einen Anführer und „Zerstörer“ holt, haben wir eine Parallele – Offb 12,18-13,2:

„Er (der Drache) trat auf den Sand am Meer. Und ich sah, dass aus dem Meer ein wildes Tier heraufkam, das hatte zehn Hörner und sieben Köpfe, an seinen Hörnern zehn königliche Stirnbänder und an seinen Köpfen gotteslästerliche Namen. Das wilde Tier, das ich sah, war einem Panther gleich, seine Beine wie die eines Bären und sein Maul wie das Maul eines Löwen. Und der Drache gab ihm seine Kraft, seinen Thron und große Macht.“

Dass dieses wilde Tier, das aus dem Meer „heraufkommt“, und der „Zerstörer“ aus dem Schacht zur Unterwelt ein und dieselbe dämonische Macht sind, liegt da doch recht nahe. Dann zeigt das Bild aus Offb 9 auch, dass das Tier aus Offb 13 sein Werk nicht alleine ausübt, sondern eine ganze Dämonenarmee befehligt. Auch hier sehen wir, dass der Antichrist einer ist und gleichzeitig viele.

Dieses Prinzip finden wir schon bei der Begegnung von Jesus mit dem Dämon, der in dem belasteten Gergesener am Werk war – Lk 5,9: Jesus fragte ihn: „Wie ist dein Name?“ Er antwortete: „’Legion‘ ist mein Name, weil wir viele sind.“ Einer, der viele ist – ein interessanter Einblick in die dämonische Welt …

Wir haben nun schon drei Stellen in der Offenbarung, die vom Erscheinen des Antichristen berichten. In Offb 6 ist es der Reiter auf dem weißen Pferd. In Offb 9 ist es der Anführer des Heuschrecken-Heeres. Und in Offb 13 ist es das Tier aus dem Meer. Auch Im Zusammenhang der zwei Zeugen tauchte in Kap. 11,7 das Tier schon einmal auf: „… das Tier, das aus der Unterwelt heraufsteigt, …“. Das „Meer“ und die Unterwelt sind hier offensichtlich ein und dasselbe.

Das fünfte Hornsignal war also der Auftakt zum ersten „Wehe!“. Und es kommen noch zwei

1000 Jahre keine Zeit

1000 Jahre keine Zeit – diese Formulierung klingt natürlich paradox. Aber sie ergibt sich, wenn man die Aussage des Engels in Offb 10,5-7 kombiniert mit der Angabe der 1000 Jahre aus Offb 20,1-6. Betrachten wir zuerst die einmalige Aussage des Engels im Rahmen der sieben Hornsignale in Offb 10,5-7:

„Und der Engel, den ich auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, erhob seine rechte Hand in den Himmel. Und er schwor bei dem, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, der erschaffen hat den Himmel und alles darin, die Erde und alles darauf, das Meer und alles darin: „Es wird keine Zeit mehr sein! In den Tagen des Tons des siebten Engels, wenn er das Horn blasen wird, wird vielmehr das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er seinen Sklaven, den Propheten, die Botschaft gebracht hat.“

Man hat vielleicht schon einmal gehört, dass es im Griechischen zwei Wörter für „Zeit“ gibt. Diese sind „chrónos“ und „kairós“. (Mit dem Akzent bezeichne ich die Betonung des Wortes.)

Chronos ist die ständig und unaufhaltsam ablaufende Zeit. Das meinen wir, wenn wir z.B. sagen: „Wie die Zeit vergeht.“ Zeit im Sinne von Chronos ist im Grunde die Vergänglichkeit.

Kairos dagegen ist eine bestimmte Zeit, ein Zeitpunkt, ein Termin, auch eine Gelegenheit. Wenn wir z.B. fragen: Wann hast du Zeit?“, dann meinen wir einen Kairos. Als die „Zeit“ erfüllt war und Gott seinen Sohn sandte, war das ein „Kairos“.

Der Engel in der Offenbarung sagt nun aber: „Es wird kein Chronos mehr sein!“ Das heißt nichts anderes, als dass es keinen Zeitablauf mehr geben wird. Wenn gemeint wäre, er sei jetzt keine Zeit mehr, z.B. um etwas zu tun, z. B. sich zu bekehren, dann müsste an dieser Stelle „Kairos“ stehen. Jetzt sagt der Engel aber „keine Zeit mehr“ im Sinne von Chronos. Damit haben wir einen prinzipiellen Umbruch bzw. Abbruch der Weltgeschichte, die ja vom Zeitablauf diktiert wird. Und was ist dann? Natürlich Ewigkeit.

Wenn der Chronos tatsächlich einmal ein Ende hat, kann man auch zurückfragen, wann er einen Anfang hat. Wenn er mit der Vergänglichkeit gleichzusetzen ist, hat er am Anfang der Schöpfung noch nicht bestanden. Denn die Vergänglichkeit beginnt erst mit dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies. Seither muss der Mensch sterben, und seine Zeit läuft ab.

Wenn wir nun bei der Aussage des Engels nachschauen, wann die Zeit sein wird, also wann der „Kairos“ ist, an dem der „Chronos“ aufhört, dann finden wir: „In den Tagen des Tons des siebten Engels, wenn er das Horn blasen wird, …“ Dass über dieses letzte Hornsignal schon Jesus und Paulus gelehrt haben, habe ich bereits im Beitrag „Die sieben Posaunen“ dargelegt.

Der Engel in Offb 10 hat nun allerdings nicht gesagt, dass mit diesem letzten Hornsignal der Zeitablauf endet. Er hat vielmehr gesagt, dass „in den Tagen“ dieses Signaltons der Chronos aufhört. Am Ende der Geschichte steht nicht die Entrückung, sondern die sichtbare Ankunft des Herrn auf der Erde, die letzte Schlacht (von Har Mageddon), die Entfernung der dämonischen Mächte und dann der Anbruch des 1000-jährigen Friedensreiches – als Schabbat der Weltgeschichte.

Wann endet nun in jenen Tagen der Chronos? Das kann eigentlich nur der Beginn der 1000 Jahre sein, in denen völlig andere Bedingungen auf der Erde herrschen werden. In diesen 1000 Jahren ist der Satan gebunden und die auferstandenen Heiligen regieren mit dem Messias zusammen über die Erde. Und auch das irdische Israel hat sich nun endlich zu seinem Messias bekehrt. So sagt es Paulus in Röm 11 voraus. Und dazu gehört sicherlich auch, dass sich alle noch ausstehenden Zusagen Gottes an Israel erfüllen werden.

Dass der Begriff der „1000 Jahre“ in diesem Zusammenhang symbolisch zu verstehen ist, liegt auf der Hand. Wo keine Vergänglichkeit mehr ist, ist Ewigkeit. Im Rahmen unserer irdischen Vorstellungskraft können wir leider nur innerhalb des Chronos denken. Wir kommen hier an unsere Genzen, an die Grenzen der Ewigkeit. Schon wenn wir uns Ewigkeit als endlos lange Zeit vorstellen, liegen wir falsch. Am ehesten können wir sie uns vielleicht als ein Art „Zustand“ vorstellen, aber natürlich keinen „andauernden“.

Mit den 1000 Jahren ist der Chronos aber noch nicht ganz zu Ende, sondern nur unterbrochen. Ein Kennzeichen dieser 1000 Jahre ist ja, dass der Satan zu deren Beginn weggeschlossen und zu deren Ende losgelassen wird. In Offb 20,3 heißt es: „Danach muss er losgebunden werden für eine kurze Zeit“. Für einen kurzen „Chronos“ wird der Satan losgelassen – bis er in die Hölle geworfen wird. Da läuft die Weltenuhr also noch einmal kurz weiter. Danach ist nur noch Ewigkeit – mit dem Weltgericht, der ewigen Bestrafung und der neuen Schöpfung.