Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Kategorie: Neues Testament (Seite 2 von 13)

Babylon die Große

Babylon die Große ist ein Thema, das in der Offenbarung zwei ganze Kapitel einnimmt, ihre Beschreibung in Kap. 17 und ihr Ende in Kap. 18.

Doch das Stichwort „Babylon“ taucht schon im 1. Petrusbrief auf. Petrus richtet dort am Ende (5,13) auch Grüße von der Mitauserwählten (Gemeinde) in Babylon aus. Die damalige Christenverfolgung hatte ja ihre Wurzel in Rom. Und daraus kann man schließen, dass Babylon in dieser Situation zum Codenamen für Rom geworden war. Petrus war ja tatsächlich dort, wo er dann auch zum Märtyrer wurde.

Die Deutung auf Rom bestätigt sich dann in Offb 17,9: „Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt“. Dass Rom die Stadt auf den sieben Hügeln ist, ist sprichwörtlich. Und auch in Offb 17,18: „Die Frau, die du gesehen hast, ist die große Stadt, die ein Königreich hat über die Könige der Erde.” Diese Beschreibung passt zu den damaligen Zeiten exakt zur Hauptstadt des römischen Imperiums.

Dass Babylon einerseits als Stadt und andererseits als Frau beschrieben wird, passt gut zusammen. In der Antike wurden Städte gerne weiblich gesehen, z. B. auch als „Töchter“ ihres jeweiligen Landes. Jerusalem war ja auch die „Tochter“ Zion. Und Rom heißt auf lateinisch bzw. italienisch bis heute „Roma“, das ist eine weibliche Form.

„Roma“ war in der heidnischen Zeit allerdings auch der Name der Stadtgöttin, Patronin und Schutzheiligen von Rom. Unterworfene Völker mussten zum Zeichen ihrer Untertänigkeit in ihren Hauptstädten die entsprechenden Tempel errichten. In diesen mussten die Statuen des göttlichen Kaisers und der göttlichen Roma verehrt werden. Dieser Kult war den damaligen Christen natürlich vor Augen. Sie kannten sich aus mit dem Geheimnis von Offb 17,5: „Auf ihrer Stirn (war) ein Name geschrieben, ein Geheimnis: ‚Babylon die Große, die Mutter der Hurer und der Gräuel der Erde‘.“

Zum Verständnis hilft uns auch die Gegenüberstellung mit dem Gegenstück zur Babylon, der Gemeinde, die in den Kapiteln 19-22 erscheint. Auch hier ist eine Frau, die eine Stadt ist:

„Die Hochzeit des Lammes ist gekommen, seine Frau hat sich vorbereitet“ (19,7).

„Ich sah die heilige Stadt, ein neues Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, vorbereitet wie eine Braut, geschmückt für ihren Mann“ (21,2).

„Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen gehabt hatten, die voll gewesen waren mit den letzten sieben Plagen, und sprach mit mir: ‚Komm, ich zeige dir die Braut, die Frau des Lammes!‘ Und im Geist brachte er mich weg auf einen großen und hohen Berg, und er zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herabkam“ (21,9-10).

Statt dem irdischen Babylon bzw. Rom das himmlische Jerusalem, statt der Hure die Braut, die durch die Hochzeit zur Ehefrau des Lammes wird. Die Gemeinde des Herrn, diejenigen, die dem Lamm gefolgt sind, wo immer es hingeht, sind seine Frau, seine Stadt.

Da wir es hier abseits vom prophetischen Bild real mit einer Gruppe von Menschen zu tun haben, dürfen wir annehmen, dass es auch bei Babylon so ist. Wenn das Tier, auf dem die Hure sitzt, eine unsichtbare dämonische Macht ist, dann ist die Hure die in Menschen sichtbare Ausprägung dieser Macht. Und wenn das Tier in Gestalt des Kaisers Nero das Antichristentum im politischen Bereich darstellt, dann haben wir es bei der Hure mit dem Antichristentum im religiösen Bereich zu tun. Götzendienst war ja auch schon im Alten Testament belegt mit dem Urteil der Hurerei.

Nun müssen wir noch eine etwas eigenartige Rechnung aufdröseln, das Tier betreffend – 17,9-11: „Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt, und es sind sieben Könige: Fünf sind gefallen, einer ist da, ein anderer noch nicht gekommen. Wenn er kommt, muss er ein wenig bleiben. Das Tier, das war und nicht ist, ist auch selbst der achte und einer von den sieben und geht ins Verderben.“ Das ist eine ausführlichere Version von Vers 8: „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist nicht da und wird aus der Unterwelt heraufkommen und geht ins Verderben.“

Die Liste der römischen Kaiser, wie sie in Wikipedia dargestellt ist, beginnt mit dem Kaiser Augustus. Der fünfte ist dann Nero. Wenn fünf gefallen sind, dann ist jetzt auch Nero gestorben. Wir befinden uns im sogenannten Vierkaiserjahr 68-69 n. Chr.. Nach Nero kamen politische Wirren mit vier Kaisern in einem Jahr. Auf Galba folgten Otho und Vitellius, bis der Kaiser Vespasian die Stabilität im Reich wieder herstellen konnte.

Nach Nero (dem fünften) ist jetzt also einer da (der sechste) und ein anderer noch nicht gekommen (der siebte). Das Tier, das war und nicht ist, ist sicherlich Nero, den wir ja als erste Ausprägung des Antichristen identifiziert haben. Er ist ja einer von den sieben (der fünfte) und soll dann als achter wiederkommen und ein wenig bleiben.

Es gab damals wohl tatsächlich Gerüchte, Nero sei nicht tot, sondern in den Osten zu den Parthern geflohen. Von dort solle er mit einem großen Heer zurückkommen um sich die Herrschaft wieder zurückzuholen. Aber die Offenbarung spekuliert ja nicht mit menschlichen Gerüchten, sondern gibt prophetische Information.

Betrachten wir die Sache aus unserer Sicht von hinten her. Der achte Kaiser, der „ein wenig“ bleiben soll, ist dann das Kaisertum an sich. Es kehrt nach den Wirren im Jahr 68/69 zurück und bleibt. Wenn das Tier am Ende „ins Verderben“ geht, kann „ein wenig bleiben“ nur die gesamte Endzeit meinen, bis zum Ende.

Nach der Verlegung der Hauptstadt als Ost-Rom nach Konstantinopel, dem späteren Byzanz und heutigen Istanbul, regierten dort noch 1000 Jahre lang christliche Kaiser mit einem kirchlichen Patriarchen an ihrer Seite. Nachdem die muslimischen Türken im 15. Jahrhundert die Stadt erobert hatten, wanderte der Titel als „Zar“ weiter nach Moskau. Und auch heute noch regiert dort so etwas wie ein Zar mit einem Patriarchen an seiner Seite.

Nach dem Untergang des weströmischen Reiches durch die germanischen Eroberungen im 5. Jahrhundert übernahm in Rom der Papst den heidnischen Kaisertitel „Pontifex maximus“. Und mit der Krönung von Karl dem Großen zum Kaiser des heiligen römischen Reiches an Weihnachten 800 fing es an, dass der Papst im westlichen Europa und später bis in dessen überseeische Kolonien 1000 Jahre lang über Kaiser und Könige regierte. Und auch heute noch sitzt dort ein Papst, der als Staatsoberhaupt des Vatikanstaates mit seinen diplomatischen Kanälen den Regierungen der Welt gerne sagen möchte, was sie tun sollen. Nur klappt es nicht mehr so ganz.

Wenn das Kaisertum (die weltliche Macht) das Tier ist, auf der die Hure sitzt, dann ist Babylon (als religiöse Macht) das dazugehörige abgefallene Christentum. Dieses stützt sich auf die staatliche Macht, und begleitet, infiltriert und – wenn möglich – regiert diese auch. Diese weltlich und dämonisch pervertierte Form des Christentums ist natürlich dazu da, Menschen vom wahren Christentum abzuhalten. Sie sollen abgehalten werden von der wahren Beziehung zu Gott durch Jesus den Messias. Die beste Bezeichnung für diese Perversion ist bis heute immer noch „Kirche„.

Sieben Schalen der Wut Gottes

Sieben Schalen der Wut Gottes sind das beherrschende Thema in den Kapiteln 15 und 16 der Offenbarung. Zunächst sieht Johannes sieben Engel, die die letzten sieben Plagen haben, mit denen die Wut Gottes gestillt sein wird. Dass sie hier die sieben Plagen schon haben, obwohl ihnen die sieben Schalen mit den Plagen nachher erst übergeben werden, gehört sicherlich auch zum Phänomen der prophetischen Unschärfe.

Diese sieben Plagen bilden das letzte Gericht Gottes über die gottlose Menschenwelt. Im Anschluss an die Auferstehung und Entrückung der Gläubigen ergeht es über den Rest der Welt. Dem bis zur Wut gesteigerten Zorn Gottes wird damit dann Genüge getan.

Man sollte dieses Gericht aber nicht verwechseln oder vermischen mit dem Jüngsten Gericht bzw. Weltgericht. Die sieben Schalen der Wut Gottes sind das letzte zeitliche Gericht über die Menschheit auf der Erde, bevor Jesus dort sichtbar als Messias erscheint und dieser Weltgeschichte ein Ende macht.

Das Weltgericht geschieht später, nach dem Ende der sichtbaren Schöpfung und der Auferstehung aller Toten. Dann erscheinen alle Menschen vor dem Richter und werden nach ihren Taten – jeder einzelne – für ewig gerichtet. Und dieses letzte Gericht hat nichts mit Zorn oder Wut zu tun, sondern ergeht ganz nüchtern und sachlich auf Basis der gerechten Beurteilung jedes einzelnen Menschen. Aber davon später.

Auch wenn die sieben Engel einerseits die sieben Plagen schon haben, sie ihnen andererseits mit den sieben Schalen erst übergeben werden, ist aber eines deutlich: Die laute Stimme aus dem Tempelhaus ist die Stimme Gottes. Auf seinen Befehl ergeht jetzt dieses Gericht.

Die sieben Schalen der Wut Gottes sind aus Gold, und die Engel sind mit weißem Leinen und goldenen Gürteln gekleidet. Das heißt, von Gott her ist auch dieses siebenfache Gericht eine absolut gerechte und saubere Sache. Es gibt keinerlei Anklang an ein humanistisches Jammern über „diese armen Menschen“, die davon betroffen werden. Offensichtlich haben sie dieses Gericht Gottes einfach oder auch vielfach verdient.

Die erste Schale geht auf die menschlichen Körper, gegen des Menschen höchstes Gut, seine Gesundheit. „Hauptsache gesund!“ – wie oft haben Menschen diesen gottlosen Spruch wohl gesagt? Und jetzt ist es damit vorbei. Die eitrigen Wunden scheinen unheilbar zu sein; die Gesundheitsreligion ist am Ende.

Die zweite Schale geht auf das Meer, das zu Blut wird. Ob das wortwörtlich richtiges Blut sein muss, sei dahingestellt. Es kann einfach auch eine schmutzige Brühe sein, die wie Blut aussieht. Das Meer kippt, alles darin stirbt. (Wem der Gedanke kommt, dass die Menschheit wohl auch heute schon ihren Teil dazu beiträgt, dass es soweit kommen wird, hat wohl nicht ganz Unrecht.)

Die dritte Schale geht auf die Quellen und die Flüsse, auch hier sieht man wieder nur noch die dreckige Brühe. Und dazu kommt die Aussage des Engels: Sie haben Blut von Heiligen und Propheten vergossen, und jetzt bekommen sie dafür Blut zu trinken, sie haben es verdient.

Die vierte Schale geht auf die Sonne, die die Menschen mit großer Hitze versengt. Und auch hier klingt die Beschreibung irgendwie verwandt mit der kommenden Klimakatastrophe. Aber jetzt bei der Ausgießung der Schalen geht es Schlag auf Schlag.

Die fünfte Schale geht auf den Thron des Tieres, dessen Reich finster wird. Hier wird es etwas schwieriger, sich das konkret vorzustellen. Vielleicht erinnern wir uns an die Finsternis, die über Ägypten kam im Rahmen der damaligen zehn Plagen. Aber auch geistige Vorgänge sind denkbar. Jegliche humanistisch-menschliche Fassade fällt ab, und jenes Reich zeigt sein wahres brutales Gesicht.

Die sechste Schale geht auf den Eufrat, den Grenzfluss Israels im Norden, hier soll den Königen vom Aufgang der Sonne der Weg gebahnt werden. Dämonisch verführt und angeführt zieht die Menschheit in ihren letzten Krieg. Am „Har Mageddon“, dem Berg von Megiddo, ist das Schlachtfeld am großen Tag Gottes. Wie die Schlacht ausgeht, kann man sich auch hier schon denken. Kap. 19 beschreibt es dann ausführlich.

Die siebte Schale geht auf den Luftraum und bringt die Vollendung dieses Gerichts. Da der „Luftraum“ im Neuen Testament auch eine Bezeichnung für die uns umgebende unsichtbare Welt ist, kann man sich hier auch ein Gericht über die Dämonenwelt vorstellen: Die Verbannung des Satans und die Bestrafung des Antichrist-Tieres und seines Compagnions im ewigen Feuer.

Das abschließende große Erdbeben wurde schon bei der Öffnung des sechsten Siegels beschrieben. Und auch beim sechsten Hornsignal bildet es den Abschluss nach der Vision von den zwei Zeugen. Im Bereich der Natur fallen die Berge ein und die Inseln verschwinden, im Bereich der Menschenwelt stürzen die Städte mit ihren Wolkenkratzern ein und die „große Stadt“ zerbricht. Ein Steinhagel aus dem Himmel krönt das Ganze. (Gemeint ist wohl so etwas, das wir heutzutage als Einschläge von Meteoriten aus dem All bezeichnen würden.)

Und bis zum Schluss lästern die Menschen Gott …

Die Wut Gottes

Die Wut Gottes klingt ungewohnt in frommen deutschen Ohren. Eher ist man hier – wenn überhaupt – aus der biblischen Tradition den „Zorn“ Gottes gewohnt. Für die pseudochristlich-humanistische Denkweise ist ein wütender Gott natürlich überhaupt undenkbar – einfach grauenhaft, so eine Vorstellung. Aber Gott richtet sich ja nicht nach der Denkweise der Menschen.

In der griechischen Sprache geht es um die zwei Begriffe „orgé“ und „thymós“. Orgé ist dabei das etwas harmlosere und rationalere Wort. Seine Bedeutungsbandbreite geht auch herunter bis zum einfachen „Ärger“. Thymós ist daneben das emotionalere und intensivere Wort. Da ich Wert darauf lege, verschiedene griechische Begriffe auch im Deutschen verschieden wiederzugeben, übersetze ich orgé mit dem gewohnten „Zorn“, thymós dann mit „Wut“.

Orgé ist auch in der Bibel das üblicherweise gebrauchte Wort für den Zorn Gottes. Aber im Neuen Testament wird auch von der Wut Gottes gesprochen, und zwar bis auf eine Stelle ausschließlich in der Offenbarung.

Manchmal stehen die Begriffe auch direkt nebeneinander, wie in Rö 2,8: „Für die anderen, die aus Konkurrenz (handeln), nicht von der Wahrheit überzeugt sind und sich vom Betrug überzeugen lassen, (gibt es) Zorn und Wut.“ Die Reihenfolge zeigt auch hier eine Steigerung vom Zorn zur Wut.

Außer dieser einen Stelle im Römerbrief spricht sonst nur die Offenbarung von der „Wut“ Gottes. Offensichtlich steigert sich hier auf das Ende zu auch bei Gott selbst noch etwas.

Es fängt an in Offb 14,9-10: „Wenn jemand das wilde Tier und sein Bild anbetet und (sein) Kennzeichen annimmt an seine Stirn oder an seine rechte Hand, dann wird er auch zu trinken bekommen vom Wein der Wut Gottes, der pur eingeschenkt ist im Becher seines Zornes.“

Auch hier stehen die beiden Begriffe zusammen: Der Becher ist der Zorn, sein Inhalt die Wut. Und das Bild vom „Wein“ der Wut Gottes passt zu der in den Versen 17-20 folgenden Darstellung des Gerichts als Weinernte.

Eine breite inhaltliche Darstellung dieses Wut-Gerichts erfolgt dann in den Kapiteln 15 und 16 mit den sieben Plagen, die durch das Ausgießen der sieben Schalen, gefüllt mit der Wut Gottes, über die Menschheit kommen.

Doch zuvor sehen wir in Offb 15,2-4 die, „die gesiegt hatten“ mit Gottes Harfen an dem Meer aus Kristall stehen. Das Meer aus Kristall, das sich nach Offb 4,6 direkt vor dem Thron Gottes befindet, ist ein Bild für die Grenze zwischen der irdischen Welt darunter und der Welt Gottes darüber. Die Sieger sind jetzt in die Welt Gottes eingetreten.

In Kap. 14,1-5 standen sie als die Hundertvierundvierzigtausend noch auf der Erde. In Kap. 14,14-16 waren sie dann die Frucht bei der Getreideernte in der Entrückung. Und nun stehen sie an dem Meer aus Kristall vor dem Thron Gottes.

Die Entrückung der Gemeinde geschieht also, bevor die Wut Gottes sich entlädt. Gott holt am Ende die Seinen weg, damit ist die Gnadenzeit dann abgelaufen. Und die Wut Gottes über die gottlose und gerichtsreife Menschheit nimmt ihren Lauf und nichts hält sie mehr auf. Die Zeit des Einsammelns der Geretteten ist zu Ende, und dann es gibt keine Rettung mehr.

Offb 15,8: „Und das Tempelhaus wurde erfüllt mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft, und niemand konnte in das Tempelhaus gehen, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren.“ Das heißt, der Zugang zu Gott ist blockiert, es gibt keine Fürbitte mehr. Niemand kann Gott jetzt noch umstimmen.

Offb 16,9: „Die Menschen wurden von großer Hitze versengt, und sie lästerten den Namen Gottes, der die Macht über diese Plagen hat, und waren nicht bereit sich zu ändern, um ihm Ehre zu geben.“ Offb 16,11: „… und sie lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Nöte und ihrer eitrigen Wunden und waren nicht bereit sich zu ändern – heraus aus ihren Werken.“ Es gibt keine Bekehrung mehr, keine Einsicht, keine Reue, keine Umkehr.

Es ist also nichts mit Spekulationen über eine große Erweckung nach der Entrückung. Wenn die Gemeinde weg ist, ist der heilige Geist weg, ist die Gnade weg, gibt es keine Rettung mehr. Die Zeit, mit Gott Ernst zu machen, ist jetzt. Wer meint, da noch etwas verschieben zu können, zeigt nur, dass er Gott immer noch nicht wirklich Ernst nimmt. Und dann fällt er mit Recht unter das Gericht Gottes.

Dass es am Ende einmal dieses „zu spät“ gibt, hat Jesus auch schon zu seinen irdischen Lebzeiten deutlich gelehrt. Als Beispiel nenne ich Mt 25,10-12 – im Bild der Brautjungfern: „Während sie aber zum Einkaufen weggingen, kam der Bräutigam. Die, die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde zugeschlossen. Später kamen auch die anderen Brautjungfern und sagten: ‚Herr, Herr, mach uns auf!‘. Er aber antwortete: ‚Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.'“

Die zwei Ernten

Die zwei Ernten sind in der Offenbarung in Kap 14,14-20 nachzulesen.

Nach der Darstellung des Antichristentums in Gestalt der Tiere in Kap. 13 und der christlichen Gemeinde in Gestalt der Hundertvierundvierzigtausend in Kap. 14 läuft es jetzt auf das Ende zu. Die zwei Ernten schildern ein doppeltes Ende.

Doch zuvor kommen drei Botschaften von Engeln und zwei Hinweise an die Heiligen. Die Botschaften der Engel beinhalten eine Aufforderung und zwei Warnungen.

Der erste Engel sagt: „Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre, denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen! Betet den an, der den Himmel, die Erde, das Meer und die Wasserquellen gemacht hat!“

Gott zu fürchten und ihm die Ehre zu geben, ist im Grunde die Umschreibung einer Bekehrung. Angesichts des bevorstehenden Gerichts gibt es noch eine letzte Chance. Bis dahin ist die Tür offen.

Der zweite Engel sagt: „Gefallen, gefallen ist Babylon, die große, die vom Wein ihrer wütenden Unzucht alle Völker getränkt hat!“

Babylon, das im 17. und 18. Kapitel dann ausführlich behandelt wird, fällt anscheinend schon vor dem Ende. Die Nichtigkeit des antichristlichen Systems wird offensichtlich. Die im Gegensatz zur Braut des Lammes stehende Hure ist entlarvt. Es gibt keinen Grund mehr, sich von ihr festhalten oder irreführen zu lassen.

Der dritte Engel sagt: „Wenn jemand das wilde Tier und sein Bild anbetet und (sein) Kennzeichen annimmt an seine Stirn oder an seine rechte Hand, dann wird er auch zu trinken bekommen vom Wein der Wut Gottes, der pur eingeschenkt ist im Becher seines Zornes. Er wird gequält werden in Feuer und Schwefel vor heiligen Engeln und vor dem Lamm, der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit, und sie haben keinen Ruheplatz bei Tag und Nacht, die das wilde Tier und sein Bild anbeten, und wenn jemand das Kennzeichen seines Namens annimmt.“

Das ewige Feuer als Darstellung der Hölle macht die Ernsthaftigkeit dessen deutlich, worum es hier geht. Noch kann man sich vom Antichristentum abkehren und durch das Blut von Jesus völlige Reinigung davon erhalten, als ob man dort nie dabei gewesen wäre. Aber wer dabei bleibt, trägt ewige Konsequenzen.

Angesichts dieser letzten Ernsthaftigkeit sagt der Vers 12 dann noch einmal, worin die Rettung der Heiligen liegt. Sie liegt in der Ausdauer, die durchhält bis zum Ende. So hatte es Jesus auch zu seinen irdischen Lebzeiten gesagt – Mt 10,22: „Wer aber durchhält bis zum Ende, der wird gerettet werden.“

Und die Christen, die sozusagen vorzeitig im Herrn sterben, haben es laut Vers 13 schon geschafft. Sie sind nach dem Kampf und den Mühen ihres Lebens in der Nachfolge des Herrn in seine Ruhe eingegangen. Und alles, was sie für ihn getan und erlitten haben, ist mit ihnen da.

Doch nun kommen die zwei Ernten. Der, der wie ein Menschensohn mit einer goldenen Krone auf dem Kopf und einer scharfen Sichel in der Hand auf einer Wolke sitzt, ist sicherlich Jesus. Er wird hier auch nicht wie alle anderen darum herum als „Engel“ bezeichnet. Als den „Menschensohn“ hat er sich schon zu seinen irdischen Lebzeiten identifiziert. Er ist der König der Könige (Krone) und der Herr der Ernte (Sichel), und er kommt in den Wolken.

Nur der Befehl zur Ernte kommt aus dem himmlischen Tempelhaus, also von Gott selbst, denn: „Über jenen Tag oder die Stunde weiß aber niemand etwas, auch nicht die Engel in den Himmeln, auch nicht der Sohn, nur der Vater allein.“ (Mt 24,36). Und in 1 Thess 4,16 spricht auch Paulus davon, dass Jesus „beim Befehl (Gottes)“ kommen wird.

Was der Sämann gesät hat, ist gewachsen, herangereift und wird jetzt geerntet. In diesem Bild wird das Einsammeln derer, die zu Jesus gehören, beschrieben. Es besteht in der Auferstehung der bereits Verstorbenen, gefolgt von der Entrückung der noch Lebenden ihm entgegen in den Wolken.

Etwas unerwartet und ein Gegenbild dazu ist die zweite Ernte, im Bild einer Weinernte. Mit ihr wird „nur“ ein Engel beauftragt. Das Blut, das nach dem Lesen der Trauben aus der Weinkelter Gottes kommt, erweist sie als eine Ernte des Gerichts. Und die Menge des Blutes zeigt, dass es ein gewaltiges Gericht Gottes ist, das hier stattfindet.

Offensichlich ist nicht nur das Gute, das der Herr gesät hat, reif geworden. Auch das Böse, das der Feind gesät hat, ist ausgereift und wird nun geerntet, sprich: gerichtet. Lange Zeit hatte Gott Geduld und ließ die Geschichte laufen, bis die Zahl der Geretteten voll war. Doch nach der Ernte der Getreuen und Heiligen ist dann auch die Zeit reif für das Gericht. Gottes Geduld ist zuende.

Die ausführliche Beschreibung dieses Gerichts finden wir dann in Kapitel 16 im Bild der Ausgießung der sieben Schalen, gefüllt mit der Wut Gottes.

Das sind also die zwei Ernten, die Beschreibung des doppelten Ausgangs der irdischen Geschichte, wie er auch sonst im Neuen Testament durchgehend bezeugt und angekündigt ist …

Die Ekklesia

Das griechische Wort, das üblicherweise mit „Gemeinde“ übersetzt wird, ist „ekklesía“. Die Übersetzung mit „Kirche“ wäre angesichts dessen, was man sich im Allgemeinen unter „Kirche“ vorstellt, grundfalsch. Ekklesia bezeichnet ursprünglich sowohl die Gesamtheit als auch die Versammlung der mündigen Bürger eines politischen Gemeinwesens. Die wörtliche Übersetzung „die Herausgerufene“ bezieht sich wohl auf die Versammlung, zu der man die Bürger aus ihren Häusern „herausruft“. Im Alten Testament bezeichnet der Begriff auch die Versammlungen des Volkes Israel.

Im Neuen Testament korrespondiert das Wort mit dem Begriff „Reich Gottes“. In den Evangelien, also vor der Geburtsstunde der Gemeinde an jenem Pfingstfest, ist sehr viel vom kommenden und in Jesus bereits anwesenden Reich Gottes die Rede, aber nur zweimal von der Gemeinde. Nach der Geistausgießung an Pfingsten ist sehr viel von der Gemeinde die Rede und nur noch an wenigen Stellen vom Reich Gottes.

Offensichtlich ist die Gemeinde der auf der Erde verwirklichte und sichtbare Teil des Reiches Gottes. Das wesentliche Kennzeichen des Reiches Gottes ist, dass in diesem Reich uneingeschränkt der Wille Gottes geschieht. Das heißt, dass überall, wo Menschen sich dem Willen Gottes unterstellen und ihn tun, das Reich Gottes da ist. Und das ist genau die Realität der Gemeinde. Die „Ekklesia“ ist die Gesamtheit und auch die Versammlung der mündigen Bürger des Reiches Gottes.

Das erstemal ist von der Ekklesia in Matthäus 16 die Rede, Jesus selbst hat hier diese Bezeichnung eingeführt. Petrus sprach das Bekenntnis aus – Vers 16: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“. Und Jesus sagte dazu – Vers 18: „Auf diesem Felsgrund werde ich meine Gemeinde bauen, und die Tore der Totenwelt werden sie nicht bezwingen.“ Jesus ist demnach: Fundament der Gemeinde („Auf diesem Felsgrund“), Baumeister der Gemeinde („werde ich bauen“) und Herr der Gemeinde („meine Gemeinde“).

Die Ekklesia des Neuen Testaments existiert in drei Ebenen. Zum einen wird die Gesamtheit der universalen christlichen Gemeinde so bezeichnet, zum anderen auch die Gemeinde in einer Stadt, aber auch die Gemeinde in einem Haus. Alle drei Ebenen sind im vollen Sinne „Ekklesia“. Das Minimum hat wohl Jesus in Mt 18,20 genannt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dort bin ich in ihrer Mitte.“

Die christliche Gemeinde ist die Gemeinde, in der Jesus regiert bzw. der Wille Gottes geschieht. Umgekehrt ist dann eine „Gemeinde“, in der nicht Jesus regiert bzw. nicht der Wille Gottes geschieht, keine christliche Gemeinde. Das Vorbild für die Gemeinde, die das Reich Gottes auf Erden verkörpert, haben wir im Neuen Testament. Das ist der Maßstab.

Die 144.000 auf dem Berg Zion

Die 144.000 auf dem Berg Zion begegnen uns zweimal in der Offenbarung. In Offb 7,1-8 sind es die zwölf Stämme, die auf der Erde versiegelt werden. Hier ist noch nicht angegeben, wo sie stehen. Wir sehen hier aber ein Bild für das neue Israel, die Gemeinde, die auf der Erde gesammelt und mit Heiligem Geist versiegelt wird.

In Offb 14,1-5 stehen die 144.000 auf dem Berg Zion, zusammen mit dem Lamm. Sie singen dort einen neuen Gesang, und sie werden mit ihren markanten Eigenschaften beschrieben.

Doch zunächst zur Zahl 144.000. Dazu beschäftigen wir uns kurz mit der biblischen Zahlensymbolik. Diese ist in der Bibel selbst zwar nirgends so beschrieben, aber überall, wo die Zahlen auftauchen, passt die folgende Deutung: 3 ist die Zahl für Gott bzw. den Himmel. Auch darin wird das Geheimnis der göttlichen Dreiheit angedeutet. Die Zahl 4 steht für die Erde bzw. die Menschen. In der Bibel ist immer von den 4 Enden der Erde die Rede.

Wenn man nun diese Zahlen 3 und 4 addiert, erscheint in der Zahl 7 die Gesamheit von Himmel und Erde. Da es nicht mehr gibt als das, ist 7 auch die Zahl der Gesamtheit bzw. Vollkommenheit. Das Gleiche gilt aber auch, wenn man 3 und 4 multipliziert, für die Zahl 12. Hier ist es noch deutlicher: die 12 Stämme Israels, die 12 Gesandten von Jesus. Man kann diese Vollkommenheitszahl noch steigern, wenn man sie verdoppelt auf 24. So viele Ältere sitzen um den Thron Gottes.

Das Maximale erreicht man aber, wenn man sie mit 1000 und mit sich selbst multipliziert. Und so kommen mit 12 mal 12.000 die 144.000 zustande. Das zeigt natürlich, dass diese Zahl, wie die anderen Zahlen in der Offenbarung, symbolisch zu verstehen ist. So viele sind es, die sich durch die Botschaft von Jesus rufen und retten lassen. Und wenn diese Zahl voll ist – Gott kennt sie ja -, dann ist das Ende da.

Wenn in Offb 14 die Hundertvierundvierzigtausend nun mit dem Lamm auf dem Berg Zion stehen, dann fragen wir zunächst, was das ist, der Berg Zion. Von der Antwort darauf wird es auch mit abhängen, ob wir die Hundertvierundvierzigtausend in Kap. 14 noch auf der Erde oder schon im Himmel zu verorten haben.

„Zion“ war ursprünglich der Name der Burg in der Jebusiterstadt Jerusalem. Der König David eroberte sie mit seinen Männern und machte sie zur Hauptstadt Israels. Durch seine Eroberung galt sie als sein Privateigentum und wurde „Stadt Davids“ genannt. So gehörte sie zu keinem Stammesgebiet in Israel und war der ideale Platz für die Hauptstadt. Kein Stamm war Besitzer der Hauptstadt und somit gegenüber den anderen privilegiert.

Der Name Zion wanderte dann im Sprachgebrauch zu dem ganzen Berg, auf dem die Stadt Davids lag und auf dem Salomo dann den Tempel baute. Und mit dem Tempel wurde der Zion zum Wohnplatz Gottes. Gott wohnt auf dem Zion. Und die Stadt am Berg, Jerusalem, wurde zur Tochter des Zionsberges, zur Tochter Zion.

Zur Zeit des Neuen Testaments wanderte der Name aber noch weiter. Bis heute nennt man den Südwesthügel der Altstadt von Jerusalem, der sich südwestlich vom Tempelberg erhebt, den Zionsberg.

Durch die Ablehnung des Messias mittels der Hinrichtung am Kreuz verlor der Tempel seine Berechtigung als Wohnplatz Gottes. Gott selbst entweihte ihn durch das Zerreißen des Vorhangs zum Allerheiligsten. Ein neues und ewig gültiges Opfer hatte den alten Opferkult abgelöst. Der neue Wohnplatz Gottes war die neue von Heiligem Geist erfüllte Gemeinde.

Die Gründung dieser Gemeinde durch die Ausgießung des heiligen Geistes geschah auf dem Südwesthügel der Stadt. Hier hatte Jesus auch mit seinen Jüngern das Abendmahl begangen. Hier war der ursprüngliche Versammlungsort der Gemeinde, und so konnte sich der Name Zion an diesen Hügel hängen, gegenüber dem Tempelberg.

In Wirklichkeit war der Wohnplatz Gottes aber jetzt überall da, wo seine Gemeinde sich versammelte. Zion als Wohnplatz Gottes war nun nicht mehr ein geographischer Ort, sondern eine Gruppe von Menschen.

Unterstützt wurde diese Sichtweise durch ein prophetisches Wort in Jes 28,16, das bildlich den Messas als Stein bezeichnet, den Gott im Zion einbaut. Paulus zitiert es in Rö 9,33: „Ich lege hier in Zion einen Stein des Anstoßes, einen Fels des Ärgernisses, und wer an ihn glaubt, wird sich nicht schämen müssen.” Das gleiche zitiert auch Petrus in 1 Pe 2,6. Wo Jesus ist, ist der Zion.

Und Hebr 12,22-24 nennt den neuen Zion im Gegensatz zum alttestamentlichen Sinai: „Ihr seid vielmehr zum Zionsberg gekommen, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zur Festversammlung von Zehntausenden von Engeln, zur Gemeinde der Erstgeborenen, eingetragen in den Himmeln, zu Gott als Richter von allen, zu den Seelen der vollendeten Gerechten, zum Vermittler der neuen Bestimmung, Jesus, und zur Reinigung durch (sein) Blut, das stärker spricht als das von Abel.“

Wenn der Zion nun eine Bezeichnung der Gemeinde als Wohnplatz Gottes auf Erden ist, dann dürfen wir annehmen, dass auch die 144.000 auf dem Berg Zion in Offb 14 die irdische Gemeinde darstellen. Dafür gibt es noch weitere Indizien:

In der Parallelstelle in Offb 7 sind die Hundertvierundvierzigtausend eindeutig auf der Erde.

Das Geräusch der Musik kommt „aus dem Himmel“, und das ist im Bild ein Ort, der vom „Berg Zion“ offensichtlich verschieden ist.

In Vers 4 steht ein eindeutiges Präsens: „Es sind die, die dem Lamm folgen, wo immer es hingeht.“ Diese Aussage ist nur für die irdische Gemeinde sinnvoll; im Himmel gibt es in diesem Sinne keine Nachfolge mehr.

Im Textzusammenhang steht zuvor in Kap. 13 die Art von Menschen, die sich von dem Tier aus der Unterwelt und dem anderen Tier verführen lassen. Die Hundervierundvierzigtausend in Kap. 14 sind das Gegenbild dazu.

Danach kommen in Kap. 14 drei Engel, die vom bevorstehenden Ende berichten. Einer davon spricht vom Fall Babylons. Auch die Hure Babylon ist wiederum ein Gegenbild zur irdischen Gemeinde.

Und in Kap. 14 ab Vers 14 wird dann im Bild der Ernte tatsächlich die Entrückung beschrieben. Auch das spricht dafür, dass die Beschreibung der 144.000 auf dem Berg Zion davor auch in der zeitlichen Reihenfolge stimmt.

Konsequenzen für die Übersetzung

Wenn diese Beschreibung als irdische Gemeinde so richtig ist, dann muss man allerdings ein paar Verben, die im griechischen Aorist stehen, anders übersetzen. Wenn kein Rückblick auf eine Vergangenheit der Gemeinde gemeint ist, sondern eine Beschreibung ihrer Gegenwart auf der Erde, dann sind die Aussagen der Verben als Erfahrungtatsachen zu verstehen, die man im Deutschen mit Präsens übersetzt:

Vers 1: „Da steht das Lamm auf dem Berg Zion und mit ihm Hundertvierundvierzigtausend, …“

Vers 4: „Es sind die, die sich nicht mit Frauen beflecken, …“ (Gemeint ist Götzendienst.)

Vers 5: „In ihrem Mund findet man keine Lüge, …“

Überlegen kann man natürlich, warum die irdische Gemeinde dann ihren Gesang – begleitet von himmlischer Musik – vor dem Thron Gottes singt. Aber das ist kein Problem. Die Gebete der Heiligen steigen nach Offb 5,8 ja auch vor dem Thron Gottes auf.

Das ist die bekannte Doppelexistenz der Gemeinde Gottes: Als Zeugen Gottes und Ausländer auf der Erde, als Beter und Anbeter bereits im Himmel, ihrer wahren Heimat.

Die Zahl des Tieres

Die Zahl des Tieres wird in Offb 13 dreimal erwähnt: In Vers 17 als „Zahl seines Namens“ und in Vers 18 als „Zahl des Tieres“ und als „Zahl eines Menschen“. Da ist also ein Mensch, der hat einen Namen, und dieser Name hat eine Zahl. Und in Vers 18 steht dann auch noch, dass man diese Zahl des Tieres berechnen soll.

In Zeiten von Unterdrückung und Verfolgung geschieht manches im Verborgenen und Kommunikation wird verschlüsselt. So hat man damals Rom als „Babylon“ bezeichnet und damit den Namen des Hauptfeindes verschlüsselt. Die Zahl des Tieres 666 ist ein Code für den Namen eines Menschen. Also, fangen wir an zu berechnen:

Zur Entschlüsselung des Codes muss man wissen, dass es in der Antike keine Zahlzeichen gab. Man benutzte Buchstaben als Zahlzeichen. Das römische System mit den Buchstaben I, V, X, D, C und M ist ja bekannt. Im Griechischen und Hebräischen nahm man ebenfalls Buchstaben als Zahlzeichen, aber in der Reihenfolge des Alfabets. Der erste Buchstabe war 1, der zweite 2 usw.. Der elfte Buchstabe war dann 20, der zwölfte 30, der zwanzigste 100, der einundzwanzigste 200 und so weiter bis zum Ende des Alfabets.

Auf den Namen des Tieres kommen wir, wenn wir die hebräischen Buchstaben benutzen und als damaligen Hauptfeind der Christen den Kaiser Nero annehmen. Das Wort Kaiser ist übrigens ursprünglich der Name Caesar. Der kommt vom ersten römischen „Kaiser“, sozusagen dem Ur-Kaiser, nämlich von Gaius Julius Caesar.

Nach ihm hießen auch alle seine Nachfolger in Rom mit einem ihrer Namen Caesar, also dann auch Caesar Nero. Der Name wurde auf diese Weise mit der Zeit zum Titel. Mit griechischen Buchstaben schrieb man den Namen „Kaisar“. (Jetzt wissen wir auch, woher unser deutscher „Kaiser“ kommt.) Für den Namen „Nero“ brauchte man im Griechischen dann noch eine deklinierbare Endung, und so wurde er dort zu „Neron“. Der Caesar Nero hieß also auf Griechisch Kaisar Neron.

Die Verschlüsselung mit dem griechischen Alfabet wäre aber wohl zu einfach gewesen, und so brauchen wir das hebräische, um zur Zahl 666 zu kommen. Dabei ist zu beachten, dass man im Hebräischen keine Vokale, sondern nur die Konsonanten schreibt. Nur das „o“ wird mit einem „w“ zum Ausdruck gebracht. Aus dem griechischen „Kaisar Neron“ wird so in hebräischer Schrift der „Ksr Nrwn“.

Wenn wir nun die hebräischen Zahlenwerte für die Buchstaben einsetzen, dann erhalten wir k/100 + s/60 + r/200 + n/50 + r/200 + w/6 + n/50 = 666.

Sollte jemand diese Erklärung umständlich und etwas weit hergeholt finden, darf ich ihm versichern, dass es keine einfachere und naheliegendere gibt. Es gibt natürlich Versuche, die Zahl auf andere Kaiser zu deuten, die aber auch nicht einfacher sind, eher komplizierter. Und diese sind leider auch davon motiviert, dass man die Offenbarung gerne zeitlich ein gutes Stück weiter wegschieben würde vom Neuen Testament. Dann müsste man sie auch nicht mehr so ganz ernst nehmen.

Dass mit 666 der Kaiser Nero gemeint ist, dafür gibt es in den alten griechischen Handschriften noch einen eindrücklichen Beleg. In einigen der Handschriften steht nämlich gar nicht die Zahl 666, sondern 616 . Und wie kann man erklären, dass beim Abschreiben 666 zu 616 wird? Die Antwort ist einfach. Wenn man aus dem griechischen „Neron“ wieder den lateinischen Namen „Nero“ macht, fällt mit dem „n“ der Zahlwert 50 weg, also 666 – 50 = 616. Diese Differenz zwischen 666 und 616 in den Handchriften lässt sich nur mit den Namensvarianten Nero und Neron erklären, nicht anders.

Dass der Antichrist in der Offenbarung eine dämonische Macht ist und kein Mensch, ist deutlich erkennbar. Aber dass er sich in Menschen offenbart und durch Menschen sein Werk tut, ist ebenso deutlich. Und so war nach den vielen kleineren Antichristen, die laut dem 1. Johannesbrief zuvor schon aufgetreten sind, Nero der erste große Antichrist, der die Vernichtung der christlichen Gemeinde auf seiner Agenda hatte.

Das andere Tier

Das andere Tier, das in Offb 13,11-18 dem ersten Tier folgt, kommt aus der Erde herauf. Es kommt also genau wie das erste Tier „von unten“. Ob aus dem Meer oder der Erde, es ist die gleiche Herkunft aus der Unterwelt.

Dass es irgendwie im Schatten des ersten Tieres steht, ist Absicht. Seine Aufgabe ist es, das erste Tier zu verherrlichen. Der Messias Jesus hat den heiligen Geist, der nicht sich, sondern ihn verherrlicht. Und so hat auch der Anti-Christ einen unheiligen Geist, der ihn groß macht und verherrlicht.

Mit dem Drachen als Anti-Gott, dem ersten Tier als Anti-Christ und dem anderen Tier als Anti-Geist haben wir hier also die unheilige Dreieinigkeit beisammen. Und wie der Drache seine Macht dem ersten Tier gegeben hat, so übt auch das andere Tier die ganze Macht des ersten Tieres aus.

Die Nachahmung zeigt sich auch im Versuch einer Lammesgestalt mit „zwei Hörnern wie ein Lamm“. Aber wenn es den Mund aufmacht, dann redet es doch „wie ein Drache“. Auch in der Ausübung von Zeichen und Wundern soll natürlich die Kraft des Heiligen Geistes nachgeahmt werden, der zur Verherrlichung von Jesus seine Zeichen und Wunder tut.

Die Zeichen des unheiligen Geistes sprechen natürlich nicht gegen die Zeichen des Heiligen Geistes. Im Gegenteil, sie bestätigen sie, indem offensichtlich die Notwendigkeit besteht, sie nachzumachen. Man erkennt hier deutlich, wie nötig es ist, die Geister zu unterscheiden.

In einer Sache geht der böse Geist aber über den guten Geist hinaus. Er lässt zur Verehrung des Anti-Christen mit der Todeswunde ein Bild von ihm anfertigen, das alle Menschen anbeten sollen. Das geht natürlich gegen das göttliche Verbot der Bilderverehrung – eine Gotteslästerung.

Und nun stellen wir uns das Bild einmal vor: ein Messias mit einer Todeswunde. Ich hoffe, dass das dem einen oder anderen irgendwie bekannt vorkommt. Ich kann für dieses Bild keine andere historisch greifbare Erklärung finden als das Kruzifix. Das Bild eines getöteten Messias, das verehrt und angebetet wird. Darüber hinaus findet es dann ja auch als Schutz- und Segenszauber seine Verwendung.

Und wer nicht glaubt, dass dieses Bild auch sprechen kann, der schaue sich einmal Filme wie „Don Camillo und Peppone“ und „Pfarrer Braun“ an. Hier wird diese Sache zwar eher ins Lächerliche gezogen, aber damit doch im Grunde bestätigt. Und ganz sicher wurden schon viele „Ketzer“ getötet, weil sie die Anbetung dieses Bildes nicht mitmachen wollten.

Aus diesem Bild ergibt sich auch das Kennzeichen, das sich die Menschen auf ihre rechte Hand oder ihre Stirn machen sollen. Es ist das Kreuz. Auch für dieses Zeichen gibt es in der Historie keine andere Erklärungsmöglichkeit. (Wir gehen davon aus, dass die antichristlichen Mächte schon seit der ersten Christengeneration während der gesamten Endzeit am Werk sind.) Und Zeiten, in denen man ohne dieses Zeichen weder kaufen noch verkaufen konnte, hat es mit Sicherheit auch schon gegeben.

Sollte jemand diese Betrachtungsweise des Kruzifixes und des Kreuzes als Bild und Kennzeichen des Antichristen angesichts deren Verbreitung in „christlichen“ Kreisen als irgendwie unheimlich empfinden, so muss ich ihm unbedingt Recht geben. Es ist so unheimlich wie das ganze Kapitel Offenbarung 13.

Aber wer sich mit offenen Augen umschaut, wird es erkennen: Das Kreuz und das Kruzifix sind kein Bekenntnis zur eindeutigen Nachfolge von Jesus dem Messias, wohl aber Zeichen von Kirchlichkeit, Frömmelei und Aberglauben.

Sklaven Gottes

Sklaven Gottes sind Menschen, die Gottes Eigentum sind. Auch nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei wissen wir immer noch, was Sklaven sind. Ein Sklave ist ein Mensch, der im Eigentum eines anderen steht.

Der Besitz von Sklaven war in der antiken Welt – also auch zur Zeit des Neuen Testaments – selbstverständliche und alltägliche Lebenswirklichkeit. Schätzungen zufolge waren im römischen Reich ca. 80 % der Menschen Sklaven, d. h. Eigentum der sogenannten Freien bzw. Herren. Herren konnten ihre Sklaven gut oder schlecht behandeln, sie konnten sie niedrigste Arbeiten verrichten lassen oder ihnen große Verantwortung übertragen. Und so wird auch im Neuen Testament mit großer Selbstverständlichkeit von Sklaven gesprochen.

Und der Gedanke vom Sklaven als Besitztum diente auch als Bezeichnung für die Beziehung zu Gott – schon von Anfang an. Lk 1,38 – Maria sagte: „Ich bin die Sklavin des Herrn. Es soll mir geschehen nach deinem Wort.“ Lk. 2,29 – Simeon: „Jetzt entlässt du deinen Sklaven, Gebieter, nach deinem Wort, in Frieden.“

Auch Jesus hat das Bild vom Sklaven gebraucht, um die Eindeutigkeit der Gottesbeziehung darzustellen. Mt 6,24: „Niemand kann zwei Herren als Sklave dienen. Denn entweder wäre ihm der eine gleichgültig und er liebte den anderen, oder er hielte sich an den einen und verachtete den anderen. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!“ Auch in anderen Vergleichen und Beispielen hat Jesus das Bild verwendet.

Allerdings hat Jesus den Gedanken auch in die andere Richtung verwendet, wenn er von der Sklaverei der Sünde spricht. Joh 8,34-36: „Amen, Amen, ich sage euch: Jeder, der die Sünde ausübt, ist ein Sklave der Sünde. Der Sklave bleibt aber nicht bis in Ewigkeit im Haus, der Sohn bleibt bis in Ewigkeit. Wenn euch also der Sohn frei macht, werdet ihr wirklich frei sein.“ Von der der Sklaverei der Sünde hat dann auch Paulus gesprochen.

Auch um das Verhältnis seiner Nachfolger untereinander zu beschreiben, hat Jesus das Bild gebraucht. Mt 20,26-26 / Mk 10, 43-44: „So ist es aber nicht unter euch. Wer wichtig werden will unter euch, soll vielmehr euer Diener sein! Wer unter euch Erster sein will, soll Sklave von allen sein!“

Allerdings hat Jesus das Bild vom Sklaven Gottes dann auch gesprengt. Joh 15,15: „Ich nenne euch nicht mehr ‚Sklaven‘, denn der Sklave weiß nicht, was sein Herr tut. Euch nenne ich ‚Freunde‘, denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch wissen lassen.“

Die innere Beziehung zum Herrn wird neu definiert als Freundschaft. Die Beziehung zu Gott durch die Wiedergeburt dann auch als Kindschaft. Freunde des Herrn, Söhne und Töchter Gottes – was gibt es mehr? Aber als Bild für die Gottesbeziehung bleibt das Sklaventum dennoch erhalten.

Es beginnt schon in der Apostelgeschichte, wenn die Gemeinde betet. Apg 4,29-30: „Und jetzt, Herr, achte auf ihre Drohungen und gib deinen Sklaven, dass sie mit aller Offenheit dein Wort sagen, während du deine Hand ausstreckst, damit Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechts Jesus!“ Sklaven des Herrn als Selbstbezeichnung der Gemeinde – wem würde heutzutage so etwas einfallen?

In den Briefeingängen ist es schon geradezu typisch, dass sich Jakobus, Paulus, Judas und Petrus jeweils als „Sklave Gottes“ vorstellen. Aber so war ihr Selbstverständnis. Und so machten sie deutlich, wem sie verantwortlich waren – und auch, woher letztlich der Brief kam.

Der jeweilige Status von Sklaven und Herren blieb im weltlichen Verhältnis bestehen. Aber im geschwisterlichen Verhältnis innerhalb der Gemeinde war er aufgehoben. Gal 3,28: „(In ihm) gibt es keinen ‚Juden‘ und keinen ‚Nichtjuden‘ mehr, keinen ‚Sklaven‘ und keinen ‚Freien‘, keinen ‚Mann‘ und keine ‚Frau‘, denn ihr seid alle eins im Messias Jesus.“

Und in 1 Kor 7, 21-22 sagt Paulus: „Du bist als Sklave gerufen? Das soll dich nicht kümmern. Aber wenn du frei werden kannst, mach lieber davon Gebrauch. Der im Herrn berufene Sklave ist allerdings ein Freigelassener des Herrn, genauso wie der berufene Freie ein Sklave des Messias ist.“ Der Sklave wird hier zum Freigelassenen und der Herr zum Sklaven.

Es war sicherlich gewöhnungsbedürftig, wenn Herren und Sklaven plötzlich gleichwertig und gleichberechtigt als Brüder beieinander saßen, genauso auch Herrinnen und Sklavinnen als Schwestern.

Und nicht nur in der Gemeinde, auch zu Hause musste man sich neu eingewöhnen. Eph 6,2: „Die, die gläubige Besitzer haben, dürfen (diese) nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern sie sollen ihnen besser dienen, weil es Gläubige sind und Geliebte, die sich der Wohltätigkeit annehmen.“ Zu Hause der Herr bzw. der Sklave, in der Gemeinde der Bruder – das war sicherlich manchmal nicht so einfach.

In der Offenbarung ist „seine Sklaven“ dann zu einer durchgehenden Bezeichnung der Christen geworden. Es fängt schon gleich so an. Offb 1,1: „Eine Offenbarung von Jesus dem Messias, die Gott ihm gegeben hat, um seinen Sklaven zu zeigen, was bald geschehen muss.“ Und es geht so weiter:

Offb 2,20: „Aber ich habe gegen dich, dass du die Frau Isebel zulässt, die sich ‚Prophetin‘ nennt, die lehrt und meine Sklaven irreführt, dass sie Unzucht treiben und Fleisch von Götteropfern essen.“

Kap. 7,3: „Schadet weder der Erde, noch dem Meer, noch den Bäumen, solange wir die Sklaven unseres Gottes auf ihren Stirnen versiegeln!“

Offb 10,7: „In den Tagen, wenn der siebte Engel das Signalhorn blasen wird, wird vielmehr das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er seinen Sklaven, den Propheten, die Botschaft gebracht hat.“ Man beachte, dass hier neben „Sklaven“ auch „Propheten“ zur Bezeichnung der Gemeinde geworden ist.

Kap. 11,18: „Nachdem die Völker zornig waren, war auch dein Zorn gekommen und die Zeit, den Toten das Urteil zu sprechen und deinen Sklaven den Lohn zu geben, den Propheten, den Heiligen, denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und die zu verderben, die die Erde verdorben haben.“

Offb 19,5: „Lobt unseren Gott, alle seine Sklaven, die ihn fürchten, die Kleinen und die Großen!“

Kap. 22,3: „Seine Sklaven werden ihm dienen, sie werden sein Gesicht sehen, und sein Name wird auf ihren Stirnen sein.“

Offb 22,6: „Der Herr – der Gott der Geistesgaben der Propheten – hat seinen Engel gesandt, um seinen Sklaven zu zeigen, was bald geschehen muss.“

Sklaven Gottes – das ist also (u.a.) die Existenzweise der christlichen Gemeinde. Stelle also sicher, dass du ein Sklave bzw. eine Sklavin Gottes bist, damit du dazugehörst …

Das Tier aus der Unterwelt

Das Tier aus der Unterwelt, das in Offb 11,7 schon kurz erwähnt wurde, „taucht“ dann in Offb 13 sogar im wörtlichen Sinne wieder „auf“. Johannes am Ufer der Insel Patmos sieht es aus dem Meer heraufkommen. Aber das ist natürlich die gleiche Herkunft „von unten“ wie „aus der Unterwelt“.

Das griechische Wort für „Tier“, das hier dieses Wesen bezeichnet, hat eine spezielle Bedeutung. Es bezeichnet im Unterschied zu den Nutz- oder Haustieren ein wildes Tier, ein Wildtier. Und „wild“ passt ja ganz offensichtlich zu ihm. Die königlichen Stirnbänder an seinen Hörnern zeigen auch gleich, was sein Auftrag bzw. seine Intention ist, nämlich zu regieren.

Über die gotteslästerlichen Namen an seinen Köpfen kann man rätseln. Aber man kommt sicherlich auf die richtige Spur, wenn man weiß, dass sich die römischen Kaiser jener Zeit gerne mit Titeln schmückten wie „göttlich“, „Retter“, „Wohltäter“, „Gottessohn“ und „Gott“. Besonders trifft das auf den Kaiser Nero zu, der sich als Gott verehren ließ und als erster die Christen verfolgte. Er ist dann wohl die erste mächtige menschliche Inkarnation dieses dämonischen Wesens gewesen. Die genannten Titel sind natürlich nicht lästerlich an sich. Aber wenn Menschen sich solche Titel selbst zulegen, wird es zur Gotteslästerung.

Es gibt allerdings eine Anzahl griechischer Handschriften, die an dieser Stelle nicht von mehreren Namen sprechen, sondern nur von einem: „an seinen Köpfen einen gotteslästerlichen Namen“. Offensichtlich hat sich schon in der frühen Zeit unter den Christen eine spezielle Bezeichnung für dieses Tier herauskristallisiert. Und diese wird auch im Neuen Testament schon erwähnt, nämlich „Antichrist„. Natürlich ist „Antichrist“, also „Anti-Messias“ eine sachliche und keine lästerliche Bezeichnung, genauso auch wie „Messias“. Aber nehmen wir an, der Name auf den Köpfen des Tieres wäre „Messias“. Dann wären sowohl die Lästerung als auch der Antichrist perfekt.

Dass einer seiner Köpfe wie zu Tode geschächtet, die Todeswunde aber geheilt war, passt zu Nachahmung des echten Messias. Er war am Kreuz als Opferlamm getötet worden und nach drei Tagen wieder auferstanden. Opferlämmer musste man schächten.

Das Tier aus der Unterwelt zeigt in seiner Gestalt natürlich auch an, dass an diesem Wesen nichts Menschliches ist. Mit dem Ebenbild Gottes hat diese Dämonenwelt bei allen Nachahmungsversuchen nichts zu tun.

Mit der Macht Satans erwirbt das Tier aus der Unterwelt den Nimbus der Unbesiegbarkeit. Und mit seinem Großmaul redet dieser Antichrist große Dinge und Lästerungen. Dass ihm das „gegeben wurde“, ist ein kleiner Hinweis darauf, dass auch dieses Tier in den Plan und unter die Zulassung Gottes gehört.

Seine Aufgabe besteht zum einen darin, gegen die Nachfolger des wahren Messias Krieg zu führen. Zum anderen besteht sie darin, alle anderen vom wahren Messias abzuhalten, indem sie den Anti-Messias anbeten. Die Zeitangabe von 42 Monaten besagt, dass das während der gesamten Endzeit sein Werk ist.

Auffallend ist, dass es hier ausdrücklich heißt, dass alle Menschen ihn anbeten. Das heißt, das geschieht unbewusst unter Verführung. Wir alle kennen niemanden, der bewusst den Antichristen anbetet. Aber sie haben alle in irgendeiner Weise ihre Götzen. Sie haben Dinge, die ihnen wichtiger sind als alles andere. Und sie sind ihnen wichtiger als die Beziehung zu Gott und seinem Messias.

Gegenüber der Offenheit und Wahrheit auf der Seite des Messias Jesus steht hier also eine Welt von Manipulation, Verführung, Lüge, Betrug und Hass. Da ist auch der Gedanke an die Fake-News, Hate-Speeches, Shit-Storms und Lügengebäude unserer Zeit doch irgendwie naheliegend …

Aus der Darstellung dieser Hintergründe im Buch der Offenbarung haben Christen zu allen Zeiten unter Verfolgung Mut und Kraft geschöpft. Denn sie besagt, dass das alles unter Gottes Plan und Zulassung steht. Von der satanischen Seite aus kann man nicht willkürlich Christen töten. Nur diejenigen kann man fangen oder töten, für die Gott es bestimmt ist. Man darf sich hier auch gerne eine biblische Tatsache in Erinnerung rufen: Für Jesus zu leiden oder zu sterben ist eine Ehre.

Das Rezept, als Leute Gottes unter diesen Umständen dennoch den Sieg davonzutragen, liefert Johannes dann auch gleich mit:

„Hier ist die Ausdauer und der Glaube der Heiligen!“

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