Sünde, die nicht vergeben wird, ist eine Realität in der Botschaft des Neuen Testaments. Doch stellt sich die Frage, wie oder womit jemand so sündigt, dass ihm nicht mehr vergeben werden kann. Diese Frage hat zu allen Zeiten Rätsel aufgegeben. Und manche eigenartigen Auslegungen haben christliche Glaubensgeschwister schwer belastet. Auf die Spur einer Antwort kommen wir, wenn wir den Zusammenhang beachten. Betrachten wir die Stellen, die davon sprechen:

Die Sünde gegen den heiligen Geist

„Amen, deswegen sage ich euch: Alle Versündigungen und Lästerungen können den Menschen vergeben werden, wie viel sie auch gelästert haben; die Lästerung des Geistes kann aber nicht vergeben werden. Jeder, der ein Wort gegen den Menschensohn gesagt hat, dem kann vergeben werden; wenn aber jemand etwas gegen den Heiligen Geist gesagt und gelästert hat, dem kann nicht vergeben werden, weder in dieser Welt noch in der kommenden. Er hat keine Vergebung bis in Ewigkeit, sondern ist einer ewigen Versündigung schuldig.“ (Mt 12,31-32 und Mk 3,28-29)

Jesus selbst hat die Sünde, die nicht vergeben wird, als Sünde gegen den heiligen Geist bezeichnet. In seiner Antwort auf die Theologen, die seine Befreiungstaten als das Werk Beelzebubs bezeichneten, sprach er diese Warnung aus. Das offensichtliche Werk des Heiligen Geistes als Teufelswerk zu bezeichnen und das durch Leute, die es von der Schrift her besser wissen müssten, das geht direkt gegen den Heiligen Geist. Und bei genauer Betrachtung ist es dann schon keine Warnung mehr, sondern ein Urteil.

Ich denke, man kann es sich so vorstellen: Dass jemand sich bekehrt und retten lässt, dazu muss ja schon der Heilige Geist an ihm arbeiten, ihn ziehen, wie Jesus gesagt hat. Wenn nun jemand den Heiligen Geist in dieser Weise ablehnt und verleumdet, also lästert, dann zieht sich der Heilige Geist dauerhaft von ihm zurück, und dann gibt es auch keine Rettung, keine Vergebung mehr. Die jüdische Theologenschaft zur Zeit von Jesus hat ja dann eindrücklich demonstriert, wie das ausgeht.

Die Sünde zum Tod

„Wenn jemand sieht, dass sich eines seiner Geschwister versündigt mit einer Sünde, (die) nicht zum Tod (führt), soll er (dafür) bitten und ihm Leben geben. (Das gilt) für die, die sich nicht zum Tod versündigen. Es gibt Sünde, (die) zum Tod (führt), für die sage ich nicht, dass man bitten soll.“ (1 Joh 5,16)

Dazu gehört wohl auch die Aussage von Jakobus: „Jeder wird aber versucht, wenn er von seiner eigenen Gier verlockt und geködert wird. Wenn die Gier dann schwanger geworden ist, gebiert sie Sünde. Und die Sünde, wenn sie vollbracht ist, gebiert Tod.“ (Jak 1,14-15)

Es gibt also zunächst einmal Sünden, für die man bitten kann, die dann auch vergeben werden. Das sind Sünden, die nicht zum Tod führen. In diese Richtung zeigt auch das Wort von Paulus: „Wenn ein Mensch bei irgendeinem Fehltritt überrascht wird, Geschwister, dann müsst ihr, die geistlichen Menschen, denjenigen wiederherstellen mit sanftem Geist!“ (Ga 6,1). Auch davon spricht Jakobus: „Gesteht einander also die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet!“ (Jak 5,16)

Es gibt aber auch die Sünde, die zum Tod führt, für die man auch nicht mehr beten soll. Offensichtlich ist das eine solch endgültige und irreparable Trennung von Gott, dass dafür keinerlei Vergebung oder Rettung mehr möglich ist. Über eine solche Versündigung schreibt auch der Hebräerbrief:

Die Sünde des Abfalls

„Es ist allerdings unmöglich, diejenigen, die einmal erleuchtet waren, die das Geschenk des Himmels geschmeckt haben, die Teilhaber am Heiligen Geist geworden sind, die Gutes vom Wort Gottes und Kräfte einer kommenden Welt geschmeckt haben und (dann dennoch) abgefallen sind, noch einmal erneut zu einer Sinnesänderung zu bringen. Sie haben für sich selbst den Sohn Gottes noch einmal ans Kreuz gehängt und zum Gespött gemacht.“ (Heb 6,4-6)

Barnabas, der mutmaßliche Schreiber des Hebräerbriefs, beschreibt hier eindeutig den Fall eines mit allem Drum und Dran wiedergeborenen Christen. Dieser ist (damals vermutlich unter dem Druck der Christenverfolgung) von allem, was Gott ihm geschenkt hat, bewusst wieder abgefallen. Von so etwas wird man nicht ereilt oder überrascht, es geschieht vielmehr bewusst in voller Absicht. Auch das ist natürlich eine Form der Sünde gegen den Heiligen Geist. Und es gibt hier keine Möglichkeit der Rückkehr, Vergebung und Rettung mehr.

Erklärungsversuche

Die Sünde, die nicht vergeben wird, ist also eine bewusste, selbstverschuldete, definitive und endgültige Distanzierung bzw. Trennung von Gott selbst. Der „gewöhnliche“ Ungläubige, der Gott noch gar nicht wirklich kennen gelernt hat, kann diese Sünde also nicht begehen oder begangen haben. Der Gläubige, der über einen Fehltritt traurig ist und mit der Bitte um Vergebung und Reinigung zum Herrn zurückkommt, hat sie auch nicht begangen. Und jemand, der im Zuge des Erwachsenwerdens den ihm in seiner Jugend anerzogenen Glauben erst einmal ablegt, um auf eigenen Beinen zu stehen und sich selbst entscheiden zu können, hat sie vermutlich auch nicht begangen.

Es gibt wohl ein deutliches Zeichen dafür, dass jemand die Sünde, die nicht vergeben wird, begangen hat. Das ist die fanatische Feindschaft gegen alles, was von Gott kommt. Ich erinnere mich an einen alten weisen Bruder (Walter Tlach), der sich damit persönlich auskannte. Seine Erzählung an uns als junge Studenten war die, dass sowohl in der NS-Zeit die schlimmsten Nazis ehemalige CVJM-er als auch in der Sowjetunion die fanatischsten Christenverfolger ehemalige Christen waren. Ich vermute, dass z. B. unter fanatischen Evolutionisten, fanatischen Bibelkritikern und fanatischen Klerikern und Sektierern auch solche Leute sein werden. Da kann man sich dann tatsächlich nur noch mit Grausen abwenden …