Jakobus ist der Name von drei wichtigen Persönlichkeiten im Neuen Testament, die man nicht verwechseln sollte. Hebräisch heißt der Name Ja’akóv. Die Griechischsprechenden haben dann mit einer griechischen Endung „Jákobos“ daraus gemacht, die Lateiner „Jakobus“ und die Deutschen „Jakob“.
Den ersten Jakobus treffen wir bei den Fischern am See Genezaret. Er war der Sohn von Zebedäus und der Bruder von Johannes. Auf den Ruf von Jesus hin ließ er alles stehen und liegen und folgte ihm als Jünger nach. Jesus berief ihn dann in den Kreis seiner „Zwölf“ Gesandten. Er gehörte auch zum ganz engen Jüngerkreis und war dabei, wenn Jesus manchmal nur drei seiner Jünger zu etwas mitnahm. Von den zwölf Gesandten war er derjenige, der mit seinem Sendungsauftrag nie über Jerusalem hinauskam, denn im Jahr 42 ließ ihn der damalige König Agrippa umbringen.
Der zweite Jakobus begegnet uns ebenfalls unter den zwölf Jüngern. Er heißt „Jakobus, der Sohn von Alfäus“, und wir erfahren im Neuen Testament nichts weiter über ihn persönlich, außer dass er bei den „Zwölf“ natürlich immer mit gemeint ist. Er soll nach alter Tradition sein Missionsgebiet auf der iberischen Halbinsel gefunden haben. Noch heute pilgern Leute auf den verschiedenen „Jakobswegen“ zu seinem angeblichen Grab in Santiago de Compostela. (Statt einfach Jesus nachzufolgen …)
Der dritte Jakobus ist der leibliche Bruder bzw. Halbbruder von Jesus. Er wird erstmals genannt, als sich die Leute von Nazaret über die Botschaft von Jesus in ihrem Versammlungshaus wundern. „Ist das nicht der Maurer, der Sohn von Josef dem Maurer? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus, Josef, Simon und Judas? Seine Schwestern, sind sie nicht alle hier bei uns?“ Da hier der Vater Josef nicht genannt wird, muss er damals bereits verstorben gewesen sein.
Josef und Maria hatten also nach Jesus, ihrem Ältesten, noch mindestens sechs weitere Kinder, vier Söhne und mindestens zwei Töchter. Übrigens waren Josef und Jesus keine Zimmerleute, wie eine bekannte Tradition behauptet. Sie waren Leute, die Häuser bauten, aber damals baute man nicht mit Holz, sondern mit Stein. Der Gedanke liegt sicherlich nahe, dass alle Söhne das Handwerk des Vaters lernten, also auch Jakobus.
Als Jesus seinen öffentlichen Dienst angetreten hatte, fand er bei seinen Angehörigen dafür kein Verständnis. Markus hat es uns deutlich überliefert. Mk 3,20-21: „Er ging in ein Haus, und wieder kam die Menschenmenge zusammen, so dass sie nicht einmal Brot essen konnten. Seine Angehörigen hörten es und zogen los, um ihn zu ergreifen, denn sie sagten: ‚Er ist völlig daneben!'“ Wir müssen natürlich annehmen, dass Jakobus als verbliebener ältester Sohn an dieser Aktion führend beteiligt war.
Die Antwort von Jesus war deutlich. Mk. 3,31-35: „Als seine Mutter und seine Geschwister dann kamen, standen sie draußen und schickten zu ihm, um ihn zu rufen. Eine Menge saß um ihn herum und man sagte ihm: ‚Deine Mutter, deine Brüder und deine Schwestern sind da draußen, sie suchen dich.‘ Er antwortete ihnen: ‚Wer sind meine Mutter und meine Geschwister?‘ Und er schaute umher über die, die rings um ihn saßen, und sagte: ‚Seht, meine Mutter und meine Geschwister! Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter.’“
Auch Johannes berichtet über die Ablehnung von Seiten seiner Angehörigen. Joh 7,2-5: „Das Fest der Juden, das Laubhüttenfest, war aber nahe. Seine Geschwister sagten nun zu ihm: ‚Geh weg von hier und geh nach Judäa, damit auch deine Jünger (dort) deine Taten sehen, die du tust! Niemand tut doch etwas im Verborgenen, wenn er in der Öffentlichkeit sein will! Wenn du diese Dinge tust, mach dich der Welt sichtbar!‘ Seine Geschwister glaubten nämlich auch nicht an ihn.“
Ansonsten hört man nichts mehr von ihnen, solange Jesus unterwegs war. Erst als Jesus am Kreuz hing, war zumindest seine Mutter Maria wieder da.
Doch als Jesus auferstanden war, geschah etwas, das uns wiederum nur Paulus berichtet. In 1 Kor 15 zählt er in einer authentischen Überlieferung verschiedene Erscheinungen des auferstandenen Jesus auf, darunter die Folgende. V. 7: „Danach ist er Jakobus erschienen.“ Hier kann nur sein leiblicher Bruder Jakobus gemeint sein, denn den Zwölf hatte er sich ja schon zuvor gezeigt.
Jesus hatte also als Auferstandener eine besondere Begegnung mit seinem bis dahin vermutlich noch ungläubigen Bruder Jakobus. Das liegt dann auf der Linie wie später die Begegnung mit dem noch ungläubigen Paulus. Für Jakobus war das jedenfalls lebensverändernd, sogar für die ganze Familie. Denn am Anfang der Apostelgeschichte heißt es dann über die in Jerusalem mit den Jüngern Versammelten (1,14): „Diese alle hielten sich einmütig ans Gebet, mit den Frauen und Maria, der Mutter von Jesus, und seinen Geschwistern.“
Von da an waren sie Teil der Jerusalemer Urgemeinde. Jakobus wurde mit der Zeit sogar einer der führenden Männer dort. Im Galaterbrief (1,9) schreibt Paulus viele Jahre später, dass Jakobus, Kefas (Petrus) und Johannes als die „Pfeiler“ der Gemeinde in Jerusalem angesehen wurden.
Nachdem unter dem König Herodes Agrippa Jakobus, der Sohn von Zebedäus, ermordet worden war, verließ auch Petrus nach seiner wunderbaren Befreiung aus dem Gefängnis vorübergehend die Stadt. Auch die anderen der Zwölf werden – außer Johannes – im Folgenden nicht mehr erwähnt. Offensichtlich waren sie in ihrer Mission unterwegs.
In dieser Zeit, vermutlich in den Jahren 47 oder 48, sah Jakobus dann wohl die Verantwortung, an die sich immer weiter ausdehnende Gesamtgemeinde einen Brief zu schrieben. Diese war den Inhalten des Briefs nach stark judenchristlich geprägt. Die spätere Auseinandersetzung um die Beschneidung der Nichtjuden spielte noch keine Rolle. Der Jakobusbrief ist damit der früheste von allen neutestamentlichen Briefen.
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