Markus heißt der Autor des Markusevangeliums. Im Gegensatz zu Matthäus und Lukas berichtet er keine Vorgeschichte über Geburt und Kindheit von Jesus. Er setzt wie mit einem Paukenschlag mit Johannes dem Täufer ein und der Botschaft: „Das Reich Gottes ist nahe gekommen!“

Sodann fällt auf, dass Markus wenig Bezüge zum Alten Testament herstellt. Das passt auch zum Fehlen einer Vorgeschichte, die ja auch immer am Vorhergehenden anknüpft. Er hat nur ganz wenige Stücke, die die anderen Evangelien nicht auch berichten. Und es ist das kürzeste der vier Evangelien.

Andererseites werden im Markusevangelium immer wieder Dinge näher erklärt. In Markus 7, wo die Jünger mit ungewaschenen Händen Brote aßen und damit Anstoß erregten, erklärt er: „Denn Pharisäer und alle Juden essen nicht, ohne dass sie sich eifrig die Hände waschen und sich so an die ‚Tradition der Älteren‘ halten. Auch vom Markt essen sie nichts, ohne dass sie es ins Wasser tauchen; und viele andere Dinge gibt es, die sie zu halten übernommen haben, Tauchbäder von Bechern und Krügen und Töpfen, auch von Betten.“

Er macht Erklärungen für Leute, die sich mit jüdischen Dingen offensichtlich nicht so gut auskennen. Das und der reduzierte Bezug zum Altern Testament deuten darauf hin, dass Markus beim Abfassen seiner Schrift vor allem Nichtjuden im Auge hatte. Das passt auch zu der alten Überlieferung, dass Markus als Übersetzer mit Petrus in Rom gewesen ist. Dort baten ihn die Leute dann, die Botschaft von Petrus doch für sie aufzuschreiben. Und das war sicherlich der Anstoß zur Zusammenstellung seines Berichts.

Sich selbst hat er wohl in Mk 14,51-52 mit eingeschmuggelt. Als hier alle Jünger nach der Verhaftung von Jesus flohen, erwähnt er: „Und ein junger Mann war mit ihm gegangen, der war mit einem Leinentuch bekleidet und darunter nackt. Und sie packten ihn, und er ließ das Leinentuch zurück und floh nackt.“ Wer weiß von dieser Sache außer ihm selbst? Nur, wenn er hier von sich spricht, hat diese kleine Episode einen Sinn. So erfahren wir auch, dass er einer aus dem weiteren Jüngerkreis war (also nicht von den „Zwölf“). Er kannte also Jesus persönlich, und war so nicht nur Sammler und Aufschreiber, sondern in manchen Dingen auch selbst ein Augenzeuge.

Dass er ein Jerusalemer war, lässt sich aus Apg 12,12 schließen. Als ein Engel Petrus aus dem Gefängnis befreit hatte, heißt es: „Und (Petrus) bemerkte, dass er zum Haus Marias gekommen war, der Mutter von Johannes, der auch ‚Markus‘ genannt wurde, wo ziemlich viele zusammengerufen worden waren und beteten.“ Das Haus seiner Mutter war also in Jerusalem. Er hatte den hebräischen Namen „Johannes“ und daneben auch den lateinisch/römischen Namen „Markus“. Und wir kennen im Neuen Testament nicht nur seine Mutter Maria. Barnabas, der in der Jerusalemer Gemeinde ein führender Mann war, war sein Onkel.

Das Phänomen des hebräischen und lateinischen Doppelnamens begegnet uns auch bei „Saul(us) Paulus“ und bei „Silas Silvanus“. Vielleicht war es ein Zeichen der römischen Staatsbürgerschaft, dass man als Jude dann auch einen römischen Namen trug.

So unrühmlich wie seine Flucht in der Nacht der Verhaftung von Jesus endete später auch seine Beteiligung an der ersten Missionsreise mit seinem Onkel Barnabas und dessen Mitarbeiter Paulus. Als es anfing, gefährlich zu werden, verließ er die beiden und kehrte zurück nach Jerusalem.

Später ging er dann aber wieder mit Barnabas auf Missionsreise. Und im Philemon- und Kolosserbrief taucht er auch wieder als Mitarbeiter von Paulus auf, während dieser in Cäsarea zwei Jahre im Gefängnis war. Paulus muss ihn von dort mit einem Auftrag ausgesandt haben. Denn in 2 Tim 4,11 will er ihn gerne wieder zurückhaben: „Nimm Markus auf und bring ihn mit dir mit, er ist mir nämlich sehr nützlich zum Dienst.“