Die neue Geburt aus Wasser und Geist, das hat Jesus gegenüber Nikodemos als Bedingung für den Eintritt ins Reich Gottes genannt. „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Joh 3,3). „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineinkommen.“ (Joh 3,5). Weitere neutestamentliche Begriffe dafür habe ich in dem Artikel „Aus Gott geboren“ zusammengestellt.
Es hilft uns, mehr davon zu verstehen, wenn wir den Vorgang des Christwerdens im ganzen Neuen Testament betrachten. Das Verständnis für das, was ich hier darüber schreibe, habe ich David Pawson zu verdanken. Ausführlich dargelegt hat er das alles in seinem Buch: „Wiedergeburt – Start in ein gesundes Leben als Christ„.
Insbesondere in der Apostelgeschichte finden wir viele Beispiele dafür, wie Menschen Christen werden. Dabei tauchen durchgehend vier Elemente auf, die eine wichtige Rolle spielen. An manchen Stellen nur eines davon, an anderen zwei oder drei oder auch alle vier. Aber zusammengenommen ergeben sie ein einheitliches Bild davon, was zum Christwerden bzw. zur neuen Geburt gehört. Es sind: der Glaube an Jesus, die Bereitschaft sich zu ändern (traditionell „Buße“ genannt), die Taufe im Wasser und die Erfüllung mit Heiligen Geist.
Beginnen tut es damit, dass die Menschen die Botschaft von Jesus hören und glauben. Der zentrale Inhalt der Botschaft ist, dass Jesus der Messias ist. Die Botschaft beinhaltet allerdings das komplette Leben und die komplette Lehre von Jesus. Also alles, was uns unsere vier Evangelien berichten, ist die Botschaft von Jesus. So war das Überbringen der Botschaft eine längerfristige Angelegenheit, die in den Gemeinden weiterging, auch nachdem sie Christen geworden waren.
Die Initialzündung war aber: Jesus ist der Messias! Diese Botschaft ist keine Information, die man zur Kenntnis nehmen könnte im Sinne eines bloßen Kopfglaubens. Wenn Jesus der Messias ist, dann begegne ich in ihm dem lebendigen Gott persönlich. Dann hat dieser Glaube Auswirkungen und Konsequenzen für mein ganzes Leben.
Wenn ich im Messias dem lebendigen und heiligen Gott begegne, dann wird als erstes deutlich, dass mein bisheriges Leben nicht zu ihm passt. Das Problem der Sünde taucht auf. Und ob ich davor ein eher anständiger Sünder war oder ein eher unanständiger, ist unerheblich. Im Neuen Testament war dieses Thema von Anfang an da, schon bei Johannes dem Täufer. Die Leute gestanden ihre Sünden, bevor sie sich von ihm untertauchen ließen.
Das griechische Wort „metanoeín“, das Luther mit „Buße tun“ übersetzt hat, heißt wörtlich übersetzt „umdenken“. Dabei ist vorausgesetzt, dass, wenn ein Mensch sein Denken ändert, sich auch sein ganzes Leben ändert. Wenn er seine Sünde erkannt hat, will er sich ändern. Natürlich gehört dazu der Inhalt der Botschaft, dass der Messias am Kreuz für seine Sünden gestorben ist. Das Versprechen, die Sünden zu vergeben, erleichtert das Eingestehen der Sünden sehr.
Das Gericht Gottes über die Sünde ist am Kreuz vollzogen worden. Das ist die Ursache der damit möglich gewordenen Vergebung. Gott vergibt nicht einfach so. Gott richtet die Sünde. Der Mensch wird entweder von Gott wegen seiner Sünde gerichtet, oder er nimmt Zuflucht zum am Kreuz hingerichteten Messias, an dem das Gericht über die Sünde bereits vollzogen ist.
Mit dem Geständnis seiner Sünde und der Bereitschaft sich zu ändern für ein neues Leben in der Gemeinschaft mit Gott kann er sich nun untertauchen lassen.
Das Untertauchen im Namen Jesus hat eine so umfassende Bedeutung, dass das Neue Testament das nur mit mehreren Gesichtspunkten und Bildern erklären kann. Zum einen ist das Eintauchen in den Namen Jesus eine Besitzübergabe. Mit „Jesus“ wird er Name des neuen Besitzers und Herrn über dem Menschen ausgesprochen. Wenn wir in der Bibel eine „Lebensübergabe“ finden wollen, dann hier an dieser Stelle.
Das Untertauchen ist zum anderen auch ein „Bad“, mit dem die Sünden abgewaschen werden. Damit verbunden ist die Gabe eines guten Gewissens: Die Sünden sind vergeben, sie sind abgewaschen, sie sind weg. Der Mensch ist kein Sünder mehr und lebt mit einem guten Gewissen.
Zum Untertauchen gehört dann auch die Sichtweise des Sterbens des alten Menschen. Er wird für die Sünde getötet, mit am Kreuz hingerichtet und begraben im Tod von Jesus dem Messias am Kreuz. Und wenn er aus der Taufe wieder heraufkommt, bedeutet das eine Auferstehung mit Jesus in ein neues Leben hinein. Die Kraft dieses neuen Lebens ist der Heilige Geist.
Nun ist es Zeit, den Heiligen Geist zu empfangen. In meinem Beitrag „Heiligen Geist bekommen“ habe ich einen Überblick über die neutestamentlichen Stellen dazu gegeben. Der gereinigte, Jesus übereignete neue Mensch wird jetzt zur Wohnstätte des heiligen Geistes. Die Leere im Herzen des Menschen, die sich weltlich mit nichts füllen ließ, wird nun von Gott gefüllt. Denn im Geist sind auch Jesus der Sohn und Gott der Vater im Menschen anwesend. Der Mensch hat seine Bestimmung gefunden, Partner und Ebenbild Gottes zu sein.
Dass der Geist mit Gebet und Handauflegung auf Menschen gekommen ist, scheint in der missionarischen Praxis in der Apostelgeschichte die Regel zu sein. Es gibt aber auch Fälle, in denen er ohne menschliches Zutun direkt fällt. Auf jeden Fall ist es aber deutlich erkennbar. Man weiß, ob ein Mensch den heiligen Geist empfangen hat oder nicht. Wirkungen und Gaben des Geistes sind deutlich zu sehen und zu hören. Diese Anwesenheit des Geistes und sein Wirken sind das bestimmende Element für das Leben der Gemeinde und für die Mission.
So deutlich und klar sind die Angaben über den Inhalt und den Zusammenhang dieser vier Elemente im Neuen Testament. Ich habe dazu keine Bibelstellen zitiert, weil viele auch bekannt sind. Und ich lade ein, die Dinge im Neuen Testament selbst zu erforschen. Ich weiß nur, dass so alles zusammenpasst.
Ich weiß auch, dass es im Christen- und Gemeindeleben des Neuen Testaments noch nachträgliche Probleme gab. Sünde tauchte noch auf und man musste sie bereinigen. Verhaltensweisen des alten Menschen musste man erkennen und abgelegen. An das Leben im Geist musste man sich gewöhnen und ihn nicht immer wieder dämpfen. Wachstum in der Erkenntnis und in der Heiligung war erforderlich, genauso wie Bewährung in Schwierigkeiten und Bedrängnis. Dennoch war für all diese Dinge in den Grundelementen der Wiedergeburt ein klares Fundament gelegt und die richtige Richtung vorgegeben.
Dass die Dinge unter Christen heutzutage in der Regel nicht so deutlich und klar sind, liegt an den Verwirrungen und Verdrehungen, die die biblische Botschaft in fast 2000 Jahren Kirchengeschichte erfahren hat. Diese Verwirrungen und Verdrehungen zu durchschauen, sich daraus zu lösen und sich auf den Weg zu neutestamentlichem Christsein zu machen, ist auch heutzutage wohl die einzig sinnvolle Perspektive für Christen, die es mit Jesus ernst meinen. (Und wenn sie es mit Jesus nicht ernst meinen, sind sie ja auch gar keine Christen …)
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