Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Schlagwort: Taufe

Die Konfirmation

Die Konfirmation – ein Abschnitt aus „Die Konfirmation und Trauung; ein christliches Komödienspiel – wenn nicht noch schlimmeres“. Ein Artikel von Sören Kierkegaard, erschienen in seiner Zeitschrift der Augenblick, Heft Nr. 7, am 30. August 1855.

Das Gewissen (soweit in dieser Verbindung davon die Rede sein kann), das Gewissen scheint der „Christenheit“ geschlagen zu haben. Das sei doch gar zu toll, ein rein bestialischer Unsinn, auf diese Weise ein Christ zu werden: indem man als Kind durch einen Kirchenbeamten ein paar Tropfen Wasser auf den Kopf bekommt und die Familie zur Feier dieser Feierlichkeit eine Gesellschaft, ein Gastmahl arrangiert.

Das geht doch nicht, hat die „Christenheit“ gemeint. Es muss doch auch zum Ausdruck kommen, dass der Getaufte persönlich das Taufgelübde übernimmt.

Darum also die Konfirmation, eine herrliche Erfindung, wenn man ein Doppeltes annimmt. Dass der Gottesdienst zum einen darauf ausgeht, Gott für Narren zu halten. Und dass er zum anderen hauptsächlich Anlass zu Familienfeiern geben soll, zu Gesellschaften, einem fröhlichen Abend, einer Gasterei. Und diese unterscheidet sich dann von anderen Gastereien dadurch, dass sie „zugleich“ (wie raffiniert!) religiöse Bedeutung hat.

„Das zarte Kind“, sagt die Christenheit, „kann ja das Taufgelübde nicht persönlich übernehmen, dazu gehört eine wirkliche Persönlichkeit“. So hat man denn – ist das genial oder sinnreich? – das Alter zwischen 14 und 15 Jahren, das Knabenalter, dazu gewählt. Diese wirkliche Person – da ist gar nichts im Wege, sie ist Manns genug, das für das Kindlein abgelegte Taufgelübde persönlich zu übernehmen.

Ein Junge mit 15 Jahren! Handelte es sich um 10 Taler, so würde der Vater etwa wie folgt sagen. „Mein Junge, das kann man dir nicht überlassen, dafür bist du hinter den Ohren noch nicht trocken genug.“ Wo es sich aber um die ewige Seligkeit handelt, und wo eine wirkliche Persönlichkeit hergehört, welche die Verpflichtung des Kindleins (die doch eigentlich gar nicht ernst gemeint sein konnte) durch ein Gelöbnis mit persönlichem Ernst übernähme: da ist das Alter von 15 Jahren das passendste.

Es ist das passendste, ja freilich, wenn der Gottesdienst, wie schon bemerkt ein Doppeltes beabsichtigt. Zum einen, Gott auf eine – kann man das so heißen? – feine Manier für Narren zu halten. Und zum anderen, geschmackvolle Familienfeste zu veranlassen. Dann passt es trefflich, wie alles bei dieser Gelegenheit. …

Die Konfirmation ist, wie man leicht sieht, ein weit tieferer Unsinn als die Kindertaufe, eben weil die Konfirmation als Ergänzung des bei der Taufe noch Fehlenden eine wirkliche Persönlichkeit erfordert, die mit klarem Bewusstsein ein Gelübde, das über die ewige Seligkeit entscheidet, übernehmen kann. Dagegen ist dieser Unsinn in anderer Hinsicht schlau genug im Interesse der egoistischen Geistlichkeit erfunden. Diese versteht sehr wohl, dass manche später vielleicht zu viel Charakter hätten, um nur zum Schein Chisten sein zu wollen, wenn die Entscheidung in Sachen der Religion (was allein christlich und allein vernünftig ist) dem reifen Mannesalter vorbehalten wäre.

Darum sucht der „Pfarrer“ sich der Menschen im zarten, jugendlichen Alter zu bemächtigen. So sollen sie dann im reiferen Alter die Schwierigkeit haben, mit einer „heiligen“ Verpflichtung zu brechen. Diese wurde zwar schon dem Knaben auferlegt, flößt manchem aber doch vielleicht noch eine abergläubische Scheu ein. Darum bemächtigt sich die Geistlichkeit der Kindlein, der Knaben, nimmt ihnen heilige Gelübde ab usw..

Und was der „Pfarrer“, der Mann Gottes, tut, das ist ja eine fromme Tat. Sonst könnte vielleicht die Analogie fordern, dass neben das Polizeiverbot an die Konditoreien, an Knaben etwas auszuschänken, ein Verbot träte, Knaben feierliche Gelöbnisse, eine ewige Seligkeit betreffend, abzunehmen. Dass also den Geistlichen, weil sie selbst meineidig sind, deshalb doch nicht gestattet sein sollte, zum Trost für sie selbst ein möglichst großes commune naufragium* herbeizuführen, d. h. die ganze Gesellschaft meineidig zu machen. Denn dazu ist es ja wie berechnet, wenn man 15-jährige Knaben sich durch heilige Gelübde verpflichten lässt, von deren Erfüllung die ewige Seligkeit abhängt. …

Was ich schreibe, ist nicht ein Angriff auf die Gemeinde. Sie ist irregeleitet, und man kann ihr nicht verdenken, dass sie, sich selbst überlassen und dadurch betrogen, dass die Pfarrer auf das Neue Testament vereidigt sind, die beste Meinung von dieser Art Gottesdienst hegt. Das ist ja nur menschlich. Wehe aber den Geistlichen, wehe ihnen, diesen vereidigten Lügnern!

Ich weiß wohl, dass es Religionsspötter gegeben hat. Ja, was hätten sie nicht alles gegeben, um zu vermögen, was ich vermag. Aber es glückte ihnen nicht, denn Gott war nicht mit ihnen. Anders bei mir: Ursprünglich den Geistlichen so wohlgesinnt wie selten jemand, just ihnen zu helfen bereit, haben sie mich selbst zum Gegenteil getrieben. Und mit mir ist der Allmächtige. Und er weiß am besten, wie man schlagen muss, dass es empfunden wird, dass das Gelächter, unter Furcht und Zittern hervorgelockt, die Geißel sein muss. Dazu werde ich gebraucht.

* gemeinsamer Schiffbruch

Aus Gott geboren

Aus Gott geboren – das ist im Neuen Testament der häufigste Ausdruck für die neue Geburt. Im traditionellen christlichen Sprachgebrauch sagt man dazu üblicherweise „Wiedergeburt“. Dieser Begriff ist allerdings zu einem christlichen Insider-Ausdruck geworden. Und man könnte ihn womöglich auch mit der Vorstellung der „Wiedergeburten“ in der Reinkarnationslehre durcheinanderbringen. Im Neuen Testament benutzt man für diese eine Sache allerdings nicht nur einen, sondern mehrere Ausdrücke, die wir hier im Überblick betrachten.

Das erste, was uns begegnet, ist die Ausdrucksweise, die Jesus (in Joh 3) gegenüber Nikodemus benutzt. „Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Und „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineinkommen. Was aus dem Menschen geboren wird, ist menschlich, was aus dem Geist geboren wird, ist Geist.“

Das „von Neuem geboren“ könnte man auch mit „von oben geboren“ übersetzen. Das Wort kann räumlich mit „von oben“ oder zeitlich mit „von neuem“ verstanden werden im Sinne von „noch einmal“. Nikodemos hat es jedenfalls zeitlich verstanden, denn er fragte, wie er denn noch einmal in den Leib seiner Mutter gehen könnte. Jesus hat es dann erklärt, indem er sagte, man müsse „aus Wasser und Geist geboren“ werden. Oder wie er im Nachsatz sagte, „aus dem Geist geboren“.

Wasser und Geist, das sind die zwei Elemente der neuen Geburt, die zwei Taufen im Wasser und im Geist. Das Wasser der Taufe bezeichnet die menschliche Seite der neuen Geburt, die völlig Hingabe an Gott. Die Taufe mit Geist ist die göttliche Seite der neuen Geburt, der Einzug des göttlichen Wesens in den Menschen. Das reale Geschehen der Vereinigung des Menschen mit Gott durch die Erfüllung mit Heiligem Geist ist das Zentrum der neutestamentlichen Gottesbeziehung.

Petrus verwendet (in 1 Pe 1) einen Ausdruck, den ich mit „neu geboren“ übersetze. „Zu preisen ist der Gott und Vater unseres Herrn, Jesus des Messias, der uns in seinem großen Erbarmen neu geboren hat zu einer lebendigen Hoffnung …“ (1,3). „… die ihr neu geboren seid nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das Wort des lebendigen und bleibenden Gottes.“ (1,23).

Johannes benutzt dafür den Ausdruck „aus Gott geboren“. Das beginnt im Einleitungskapitel des Johannesevangeliums. Joh 1,12-13: „Aber all denen, die ihn annahmen, gab er eine hohe Stellung: Gottes Kinder zu sein, die an seinen Namen glauben, die nicht aus menschlicher Abstammung, nicht aus körperlichem Verlangen, nicht aus menschlichem Willen, sondern aus Gott geboren sind.“

Am meisten spricht er aber in seinem umfangreichen Brief davon. „Jeder, der aus Gott geboren ist, vollbringt keine Sünde, weil sein Same in ihm bleibt. Er kann sich nicht versündigen, weil er aus Gott geboren ist.“ (1 Joh 3,9). „Jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und kennt Gott.“ (4,7b). „Jeder, der glaubt, dass Jesus der Messias ist, ist aus Gott geboren. Und jeder, der den liebt, der geboren hat, liebt auch den, der von ihm geboren ist.“ (5,1). „Denn alles, was aus Gott geboren ist, besiegt die Welt.“ (5,4b). „Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, sich nicht versündigt, …“ (5,18a).

Bei Paulus finden wir das Bild der neuen Geburt nicht. Offensichtlich ist auch hier wieder das Phänomen der prophetischen Symbolsprache erkennbar. Statt der neuen Geburt spricht Paulus von einer neuen Schöpfung. „Denn wenn jemand im Messias ist, ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, jetzt ist Neues entstanden.“ (2 Kor 5,17). „Weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit ist etwas, sondern eine neue Schöpfung!“ (Gal 6,15). Außerdem spricht er von einem neuen Menschen, einem neuen Leben, einem Leben in der Auferstehung – alles Ausdrücke dafür, dass etwas von Gott selbst real in einem neuen Menschen wohnt und am Werk ist. Auch „der Messias in euch“ (Kol 1,27) bezeichnet die gleiche Realität.

Die große Ankündigung Gottes der Ausgießung des heiligen Geistes hat sich in dieser Weise erfüllt. Mit dem Einwohnen des heiligen Geistes in einem Menschen ist dieser zum Kind, zum Abbild, zur Wohnung Gottes geworden. „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“ (Joh 14,23).

So ist die neue Geburt also der Beginn eines völlig neues Leben, einer neuen, ganz anderen Existenzweise. Und mit weniger sollten wir uns nicht zufrieden geben …

Was man so einen Christen nennt

(Was man so einen Christen nennt – ein Artikel von Sören Kierkegaard, im August 1855)

Da ist ein junger Man – so stellen wir es uns vor; die Wirklichkeit weist zahlreiche Beispiele auf. Da ist also ein junger Mann, sogar mit mehr als gewöhnlichen Gaben und Kenntnissen. Er ist eingeweiht in die Begebenheiten des öffentlichen Lebens, Politiker, und hat als solcher selbst schon eine Rolle gespielt.

Was Religion betrifft, so ist seine Religion die, dass er gar keine hat. An Gott zu denken, fällt ihm nie ein, die Kirche zu besuchen ebensowenig. Und dass er dies unterlässt, hat gewiss kein religiöses Motiv. Daheim Gottes Wort zu lesen: damit fürchtete er sich lächerlich zu machen. Wenn es sich einmal so fügt, dass die Verhältnisse ihn dazu veranlassen, in einem etwas gefährlichen Fall sich über die Religion zu äußern, so wählt er den Ausweg, dass er der Wahrheit gemäß sagt: „Ich habe in Sachen der Religion überhaupt keine Meinung; derlei hat mich nie beschäftigt.“

Selbiger junge Mann, der kein religiöses Bedürfnis verspürt, verspürt dagegen ein Bedürfnis – Vater zu werden. Er verheiratet sich; nun hat er ein Kind; er ist – Kindsvater; und was geschieht?

Ja, unser junger Mann ist, wie man sagt, wegen dieses Kindes „im Verlag“. Er wird genötigt, als – Kindsvater eine Religion zu haben. Und es ergibt sich, dass er die evangelisch-lutherische Religion hat.

Wie kläglich, auf diese Weise Religion zu haben! Als Mann hat man keine Religion. Wo es mit Gefahr verbunden sein könnte, auch nur eine Meinung über Religion zu haben, da hat man keine Religion. Allein als – Kindsvater hat man (risum teneatis!*) die christliche Religion, die just den ehelosen Stand empfiehlt.

So schickt man denn nach dem Geistlichen. Die Hebamme rückt mit dem Kindlein an. Eine junge Dame hält kokett das Häubchen. Etliche junge Männer, die auch keine Religion haben, erweisen dem Vater den Dienst, als Gevatter die evangelisch-lutherische Religion zu haben und die Bürgschaft für die christliche Erziehung des Kindes zu übernehmen. Ein Geistlicher im seidenen Ornat sprengt mit Grazie dreimal Wasser über das süße kleine Wesen, trocknet sich dann graziös mit einem Handtuch die Hände …

Und das wagt man unter dem Namen „christliche Taufe“ Gott zu bieten. Die Taufe! Durch diese heilige Handlung wurde der Heiland der Welt zu seinem Lebenswerk geweiht. Und nach ihm die Jünger, Männer, die längst die Unterscheidungsjahre erreicht hatten und in gutem Alter waren. Und die nun, diesem Leben abgestorben (daher tauchten sie unter, zum Zeichen, dass sie zur Todesgemeinschaft mit Christo getauft wurden), gelobten, in dieser falschen und argen Welt als Geopferte leben zu wollen.

Doch die Geistlichen, diese heiligen Männer, verstehen sich auf ihr Geschäft nur zu wohl. Und nicht minder verstehen sie, dass es um ihren Erwerb übel stünde, wenn der Mensch (wie das Christentum, wie jeder vernünftige Mensch unbedingt fordern muss) erst im mündigen Alter sich für die Religion, die er haben will, entscheiden dürfte.

Darum dringen diese heiligen Wahrheitszeugen in die Wochenzimmer ein und benutzen diesen zarten Augenblick, da die Mutter nach überstandenen Kindsnöten schwach und der Vater – in seinen Nöten ist. Und dann wagt man unter dem Namen der „christlichen Taufe“ Gott eine Handlung wie die beschriebene zu bieten. In die doch ein klein wenig Wahrheit hineingebracht werde könnte, wenn die junge Dame, statt sentimental über dem Kindlein das Häubchen zu halten, dem Vater desselben zum Spott eine Nachtmütze über den Kopf hielte. Denn in der Weise Religion zu haben, ist, geistlich betrachtet, ein klägliches Possenspiel. Man hat keine Religion. Allein aufgrund der Umstände: weil nämlich zuerst die Mutter in Umstände kam und infolge davon der Vater wiederum in Umstände kam, hat man aufgrund der Umstände mit dem kleinen süßen Herzchen – auf Grund dessen hat man die evangelisch-lutherische Religion.

*Haltet das Lachen zurück!

Die neue Geburt

Die neue Geburt aus Wasser und Geist hat Jesus gegenüber Nikodemos als Bedingung für den Eintritt ins Reich Gottes genannt. „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Joh 3,3). „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineinkommen.“ (Joh 3,5). Weitere neutestamentliche Begriffe dafür habe ich in dem Artikel „Aus Gott geboren“ zusammengestellt.

Es hilft uns, mehr davon zu verstehen, wenn wir den Vorgang des Christwerdens im ganzen Neuen Testament betrachten. Das grundlegende Verständnis für das, was ich hier darüber schreibe, habe ich David Pawson zu verdanken. Ausführlich dargelegt hat er das alles in seinem Buch: „Wiedergeburt – Start in ein gesundes Leben als Christ„.

Insbesondere in der Apostelgeschichte finden wir viele Beispiele dafür, wie Menschen Christen werden. Dabei tauchen durchgehend vier Elemente auf, die eine wichtige Rolle spielen. An manchen Stellen nur eines davon, an anderen zwei oder drei oder auch alle vier. Aber zusammengenommen ergeben sie ein einheitliches Bild davon, was zum Christwerden bzw. zur neuen Geburt gehört. Es sind: der Glaube an Jesus, die Bereitschaft sich zu ändern (traditionell „Buße“ genannt), die Taufe im Wasser und die Erfüllung mit Heiligen Geist.

Beginnen tut es damit, dass die Menschen die Botschaft von Jesus hören und glauben. Der zentrale Inhalt der Botschaft ist, dass Jesus der Messias ist. Die Botschaft beinhaltet allerdings das komplette Leben und die komplette Lehre von Jesus. Also alles, was uns unsere vier Evangelien berichten, ist die Botschaft von Jesus. So war das Überbringen der Botschaft eine längerfristige Angelegenheit, die in den Gemeinden weiterging, auch nachdem sie Christen geworden waren.

Die Initialzündung war aber: Jesus ist der Messias! Diese Botschaft ist keine Information, die man zur Kenntnis nehmen könnte im Sinne eines bloßen Kopfglaubens. Wenn Jesus der Messias ist, dann begegne ich in ihm dem lebendigen Gott persönlich. Dann hat dieser Glaube Auswirkungen und Konsequenzen für mein ganzes Leben.

Wenn ich im Messias dem lebendigen und heiligen Gott begegne, dann wird als erstes deutlich, dass mein bisheriges Leben nicht zu ihm passt. Das Problem der Sünde taucht auf. Und ob ich davor ein eher anständiger Sünder war oder ein eher unanständiger, ist unerheblich. Im Neuen Testament war dieses Thema von Anfang an da, schon bei Johannes dem Täufer. Die Leute gestanden ihre Sünden, bevor sie sich von ihm untertauchen ließen (Mt 3,6).

Das griechische Wort „metanoeín“, das Luther mit „Buße tun“ übersetzt hat, heißt wörtlich übersetzt „umdenken“. Dabei ist vorausgesetzt, dass, wenn ein Mensch sein Denken ändert, sich auch sein ganzes Leben ändert. Wenn er seine Sünde erkannt hat, will er sich ändern. Natürlich gehört dazu der Inhalt der Botschaft, dass der Messias am Kreuz für seine Sünden gestorben ist. Das Versprechen, die Sünden zu vergeben, erleichtert das Eingestehen der Sünden erheblich.

Das Gericht Gottes über die Sünde ist am Kreuz vollzogen worden. Das ist die Ursache der damit möglich gewordenen Vergebung. Gott vergibt nicht einfach so. Gott richtet die Sünde. Der Mensch wird entweder von Gott wegen seiner Sünde gerichtet, oder er nimmt Zuflucht zum am Kreuz hingerichteten Messias, an dem das Gericht über die Sünde bereits vollzogen ist.

Mit dem Geständnis seiner Sünde und der Bereitschaft sich zu ändern für ein neues Leben in der Gemeinschaft mit Gott kann er sich nun untertauchen lassen.

Das Untertauchen im Namen Jesus hat eine so umfassende Bedeutung, dass das Neue Testament das nur mit mehreren Gesichtspunkten und Bildern erklären kann. Zum einen ist das Eintauchen in den Namen Jesus eine Besitzübergabe. Mit „Jesus“ wird er Name des neuen Besitzers und Herrn über dem Menschen ausgesprochen. Wenn wir in der Bibel eine „Lebensübergabe“ finden wollen, dann hier an dieser Stelle.

Das Untertauchen ist zum anderen auch ein „Bad“, mit dem die Sünden abgewaschen werden. Damit verbunden ist die Gabe eines guten Gewissens: Die Sünden sind vergeben, sie sind abgewaschen, sie sind weg. Der Mensch ist kein Sünder mehr und lebt mit einem guten Gewissen.

Zum Untertauchen gehört dann auch die Sichtweise des Sterbens des alten Menschen. Er wird für die Sünde getötet, mit am Kreuz hingerichtet und begraben im Tod von Jesus dem Messias am Kreuz. Und wenn er aus der Taufe wieder heraufkommt, bedeutet das eine Auferstehung mit Jesus in ein neues Leben hinein. Die Kraft dieses neuen Lebens ist der Heilige Geist.

Nun ist es Zeit, den Heiligen Geist zu empfangen. In meinem Beitrag „Heiligen Geist bekommen“ habe ich einen Überblick über die neutestamentlichen Stellen dazu gegeben. Der gereinigte, Jesus übereignete neue Mensch wird jetzt zur Wohnstätte des heiligen Geistes. Die Leere im Herzen des Menschen, die sich weltlich mit nichts füllen ließ, wird nun von Gott gefüllt. Denn im Geist sind auch Jesus der Sohn und Gott der Vater im Menschen anwesend. Der Mensch hat seine Bestimmung gefunden, Partner und Ebenbild Gottes zu sein.

Dass der Geist mit Gebet und Handauflegung auf Menschen kommt, scheint in der missionarischen Praxis in der Apostelgeschichte die Regel zu sein. Es gibt aber auch Fälle, in denen er ohne menschliches Zutun direkt fällt. Auf jeden Fall ist es aber deutlich erkennbar. Man weiß, ob ein Mensch den heiligen Geist empfangen hat oder nicht. Wirkungen und Gaben des Geistes sind deutlich zu sehen und zu hören. Diese Anwesenheit des Geistes und sein Wirken sind das bestimmende Element für das Leben der Gemeinde und für die Mission.

So deutlich und klar sind die Angaben über den Inhalt und den Zusammenhang dieser vier Elemente im Neuen Testament. Ich habe dazu keine Bibelstellen zitiert, weil viele auch bekannt sind. Und ich lade ein, die Dinge im Neuen Testament selbst zu erforschen. Ich weiß nur, dass so alles zusammenpasst.

Ich weiß auch, dass es im Christen- und Gemeindeleben des Neuen Testaments noch nachträgliche Probleme gab. Sünde tauchte noch auf und man musste sie bereinigen. Verhaltensweisen des alten Menschen musste man erkennen und abgelegen. An das Leben im Geist musste man sich gewöhnen und ihn nicht immer wieder dämpfen. Wachstum in der Erkenntnis und in der Heiligung war erforderlich, genauso wie Bewährung in Schwierigkeiten und Bedrängnis. Dennoch war für all diese Dinge in den Grundelementen der Wiedergeburt ein klares Fundament gelegt und die richtige Richtung vorgegeben.

Dass diese Dinge unter Christen heutzutage nicht so deutlich und klar sind, liegt an den Verwirrungen und Verdrehungen, die die biblische Botschaft in fast 2000 Jahren Kirchengeschichte erfahren hat. Diese Verwirrungen und Verdrehungen zu durchschauen, sich daraus zu lösen und sich auf den Weg zu neutestamentlichem Christsein zu machen, ist heutzutage wohl die einzig sinnvolle Perspektive für Christen, die es mit Jesus ernst meinen. (Und wenn sie es mit Jesus nicht ernst meinen, sind sie ja auch gar keine Christen …)

Taufen

Das griechische Wort „baptízein“, das im Deutschen gewöhnlich unter „taufen“ bekannt ist, heißt richtigerweise „untertauchen“. Und zwar ist es transitiv gemeint: „jemanden untertauchen“. In der Passivform heißt es dann „untergetaucht werden“ oder „sich untertauchen lassen“. So kommt es im Neuen Testament meist vor, und so gebe ich es auch in meiner Übersetzung wieder. (Wenn im Griechischen z. B. ein Schiff „baptízetai“, dann wird es nicht „getauft“, sondern es geht gerade unter.)

Das Untertauchen als Ritus im Zusammenhang mit dem Eintritt ins Reich Gottes war bei Johannes dem Täufer und bei Jesus von Anfang an ein integraler Bestandteil der Botschaft und des Vollzugs der Hinwendung zu Gott.

Da es dazu kein praktikables deutsches Substantiv gibt, halte ich in meiner Übersetzung für das griechische „báptisma“ an dem allgemein üblichen Begriff „Taufe“ fest. So stelle ich auch den Zusammenhang her: „Taufe“ durch „Untertauchen“. Die im Neuen Testament selten gebrauchte Nebenform „baptismós“ übersetze ich mit „Tauchbad“.

Im Neuen Testament lassen sich eigenverantwortliche Menschen auf freiwilliger Basis untertauchen. Und das geschieht im Zusammenhang von Glaube, Sinnesänderung, Taufe und Empfang des Heiligen Geistes. Die Taufe bringt in diesem Zusammenhang die völlige Übergabe des Menschen an Gott bzw. Jesus zum Ausdruck. Das beinhaltet auch das, was Paulus sagt: das Begraben des alten Menschen und die Auferstehung in ein neues Leben hinein.

Ein „Taufen“, das an Menschen ohne ihr Wissen oder gegen ihren Willen vollzogen wird, ist im neutestamentlichen Sinne keine Taufe. Die Beziehung zu Gott ist persönlich. Man kann einen Menschen nicht ohne sein Wissen oder gegen seinen Willen mit Gott in Verbindung bringen. Und das Untertauchen zu ersetzen durch Besprengen mit ein bisschen Wasser, ist ebenfalls ein willkürliches und eigenmächtiges Abweichen vom gottgegebenen Vorbild.

Über mich

Äußerer Werdegang

Über mich: Mein Name ist Ulrich Wößner, genannt Uli, geboren im Sommer 1955 in Altdorf im Kreis Böblingen. Nach dem Besuch der Grundschule in Altdorf und des Gymnasiums in Sindelfingen erlernte ich von 1974 bis 75 in Stuttgart die biblischen Sprachen und studierte von 1975 bis 1980 evangelische Theologie in Tübingen (darunter ein Auswärtssemester in Erlangen). Seit 1980 bin ich verheiratet mit Iris. Wir wurden Eltern eines Sohnes und einer Tochter.

Von 1980 bis 1990 war ich im Pfarrdienst der evangelischen Landeskirche in Württemberg tätig, anschließend von 1990 bis 2001 als Pastor in einem freikirchlichen Gemeindeverband. Ab 2002 war ich selbständig tätig, im Wesentlichen als Trauerredner, daneben zeitweise auch als Hochzeitsredner, Prediger, Burgführer und Eheschließungsstandesbeamter. Seit 2004 wohne ich in Allmannsweiler im Landkreis Biberach in Oberschwaben. Seit 2019 bin ich Großvater, seit Mai 2021 Rentner.

Geistliche Anfänge

In meiner Kinderzeit habe ich gerne alles geglaubt, was man mir in der Kinderkirche und im Religionsunterricht an biblischen Geschichten erzählt hat. Durch eine besondere Gebetserhörung hat sich mir schon im Kindesalter die Realität Gottes eingeprägt. Im Konfirmandenalter mit etwa 14 Jahren habe ich Jesus eingeladen, in mein Herz zu kommen. Seither ist er da. Das heißt, ich bin nun über 50 Jahre als Christ in der Nachfolge von Jesus, dem Herrn. Ich war Mitarbeiter in der Jugendarbeit meiner Kirchengemeinde und Mitbegründer eines Schülerbibelkreises am Gymnasium. In beiden Bereichen erlebte ich etwas, das ich als gelebte Gemeinde bezeichne.

In der Meinung, damit dem Herrn effektiv dienen zu können, wollte ich Pfarrer werden. Und so studierte ich Theologie. Ein besonderes Geschenk war mir dabei das Erlernen der Bibelsprachen Hebräisch und Griechisch. In ihnen lese und studiere ich seither gerne die Bibel. Im Studium merkte ich aber bald, dass ich mich entscheiden musste, wem ich glaube, den biblischen Autoren oder den modernen Theologen. Entweder waren die biblischen Autoren Betrüger oder ihre modernen Ausleger mit den Akademikergehältern. Die Entscheidung darüber war dann doch recht einfach.

Kirchlicher Dienst

Mit einigen Bedenken ging ich in den kirchlichen Dienst. Ich erlebte hier einerseits große Dankbarkeit und Zustimmung von gläubigen Geschwistern zu meinem Dienst. Andererseits gab es aber auch Leiden unter einer gewissen Gegnerschaft gegen die biblische Linie, unter Arbeitsüberlastung und zunehmend auch unter der Erkenntnis, dass man in der Kirchengemeinde eine biblische Gemeindestruktur nicht verwirklichen kann.

Eine wichtige Erweiterung meines geistlichen Lebens war in jener Zeit die Begegnung mit der Realität der biblischen Geistesgaben. Allerdings machte das den Dienst in der Kirche durchaus nicht einfacher. Das Fass zum Überlaufen brachte am Ende die Erkenntnis, dass im Neuen Testament die Taufe durch Untertauchen zum verantwortlichen Christwerden gehört. Daraus ergab sich, dass die kirchliche Kindertaufe in diesem Sinne keine Taufe ist und ich sie nicht mehr guten Gewissens praktizieren konnte. Damit war das Ende der Pfarrerlaufbahn besiegelt. Im August 1990 holte ich meine Taufe nach, die eigentlich an den Anfang meines Christenlebens gehört hätte.

Freikirchlicher Dienst

Mein Weg führte in die Freikirche, wo ich als Pastor in eine noch relativ junge Gemeinde kam. Nun war ich vermeintlich auf bibeltreuem Boden, wo alles biblisch begründet schien im Dienst und im Gemeindeaufbau. Es dauerte um einiges länger, bis ich auch hier zunächst spürte und nicht recht wahrhaben wollte, dass etwas nicht stimmte. Und durch den vollen Einsatz, den ich im Dienst brachte, manövrierte ich mich in ein burn-out-Syndrom, was mich auch geistlich sehr zum Nachdenken brachte.

Letztendlich kam ich zur Erkenntnis, dass die Hierarchie von Pastor, Gemeindeleiter, Gemeindeältesten und konfessionellem Verband dem neutestamentlichen Plan von Gemeinde widerspricht und Gott im Weg steht. Ich befand mich immer noch im kirchlichen System, dem ich hatte entkommen wollen. Ich entwickelte einen Plan, mich als Pastor selbst abzuschaffen und die Gemeinde in die geschwisterliche Struktur zu transformieren, wie ich sie im Neuen Testament erkannte. Dem wurde von den Gemeindeältesten aber ein Riegel vorgeschoben, und so konnte ich auch hier nur meinen Abschied nehmen.

Meine Ordinationsurkunde habe ich dann im Gebet feierlich vor Gott verbrannt. Seither bin ich wieder ein freier, fröhlicher und einfacher Christ, wie ich es vor meiner kirchlichen Laufbahn schon einmal war. Und so findet man es als Normalzustand eines Christen im Neuen Testament ja auch vor.

Einsicht eines Predigers

Während meiner Predigttätigkeit hatte ich von Anfang an die Gewohnheit, mir den jeweiligen Predigttext aus dem Griechischen oder Hebräischen zu übersetzen, um eine bessere Textgrundlage für die Predigt zu haben.

Eines Tages fiel mir dann auf, dass in meinen Predigten immer wieder einmal eine Aussage auftauchte wie: „Im griechischen Urtext heißt es eigentlich so …“ Und ich dachte mir: Was mache ich da? Einerseits stelle ich mich als Griechischkenner mit einem Insiderwissen dar, das die anderen nicht haben. Andererseits bringe ich den Zuhörern unbewusst bei, dass ihre Bibelübersetzung, welche auch immer, an manchen Stellen nicht zuverlässig zum Ausdruck bringt, was der Text eigentlich sagt, und sie sich so auf ihre Bibel nicht verlassen können. Das war natürlich nicht in meinem Sinne. Ich wollte das Vertrauen in die Bibel ja nicht schwächen, sondern stärken.

Die Lösung dieses Dilemmas fand ich darin, dass ich von dem jeweiligen Predigttext für mich selbst eine eigene deutsche Übersetzung erstellte. Diese trug ich dann als Predigttext vor, und so erübrigte sich die Bemerkung „Im Urtext heißt es eigentlich so …“. Das, was im Urtext „eigentlich“ steht, stand nun in meinem Predigttext schon so drin. Ich fing dann auch an, meine übersetzten Texte zu sammeln, bei Gelegenheit zu überarbeiten und wiederzuverwenden.

Übersetzung des Neuen Testaments

Diese Textsammlung erreichte im Lauf der Zeit einen großen Umfang. Und dann kam mir der Gedanke, die noch fehlenden Teile vollends zu übersetzen und so zu einer eigenen Übersetzung des ganzen Neuen Testaments zu kommen. Während der fast 20 Jahre meiner selbständigen Tätigkeit hatte ich dazu auch etwas mehr Zeit. Natürlich hat die intensive Beschäftigung mit dem Urtext auch meine eigene Erkenntnis der biblischen Inhalte sehr gefördert. Ich bin selbst der größte Profiteur meiner eigenen Übersetzung.

In den vergangenen Jahren habe ich die Übersetzung nicht nur erstellt, sondern auch ständig überarbeitet, korrigiert und nachgebessert. Immer war das Ziel, den Inhalt des griechischen Textes möglichst wörtlich und möglichst verständlich ins Deutsche zu bringen. Nun ist die Übersetzung fertig und steht beim Verlag GloryWorld-Medien und im Buchhandel zum Verkauf. Eine chronologische Version des Neuen Testaments mit einer Evangelienharmonie ist in Vorbereitung.

Meine Erkenntnisse und Erfahrungen zum Aufbau der neutestamentlichen Gemeinde sind verarbeitet in meinem Buch „Die Gemeinde des Messias„.

Für weiteres Interesse bin ich zu erreichen unter: uwoessner@web.de