Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Schlagwort: Glaube

Die Welt retten

Die Welt retten, das ist in unserer modernen Zeit ein aktuelles Thema. Die Welt ist bedroht durch den Klimawandel mit Hitzewellen, Flutkatastrophen, Artensterben, Eisschmelze und Anstieg des Meerespiegels. Und – geleitet vom humanistischen Bild des gutwilligen und vernünftigen Menschen – versucht eine Minderheit, mit verschiedensten Mitteln die Entwicklung aufzuhalten. Von der Mehrheit erntet sie dafür Ablehnung, Verleumdung und Hass.

Denn die Mehrheit der Menschen pflegt eine traditionelle und ästhetische Lebensweise. Alles soll am besten so bleibe, wie es ist. Nicht, was richtig ist, zählt, sondern was praktisch, nützlich und angenehm ist. Und vor allem, was Spaß macht oder reich oder am besten beides. Und so beißen die Weltretter auf Granit.

Leider ist auch in christlichen Kreisen die Sicht verbreitet, ein jeder müsse mithelfen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das ist eine wohlklingendere und weniger massive Umschreibung für „retten“. Und so wird von pseudochristlichen Moralaposteln mit einem neuen Gesetz den Menschen wieder einmal eine schwere Last auferlegt. Wir kennen das ja schon von Jesus: „Sie binden Lasten zusammen, die schwer und nicht zu tragen sind, und legen sie den Menschen auf die Schultern; selbst wollen sie diese aber nicht mit ihrem Finger bewegen!“ (Mt 23,4)

(In den gleichen christlichen Kreisen bleibt man intern aber gerne ästhetisch dabei, praktisch und nützlich ein angenehmes „Gemeindeleben“ zu gestalten. Auch hier zählt nicht, was von Gott her richtig ist, sondern was man gewohnt ist und keine allzugroße Mühe macht. Siehe dazu mein Buch „Die Gemeinde des Messias“ …)

In der Bibel finden wir zwei Gebrauchsarten des Begriffs „Welt“. Einerseits ist damit die geschaffene Welt gemeint, die ursprünglich gute Schöpfung Gottes. In ihr und von ihr lebt der Mensch, und in ihr ist „nichts verwerflich, was mit Dank angenommen werden kann.“ (1 Ti 4,4). Diese Welt geht aber ihrem Ende entgegen, während sie sehnlich auf die Enthüllung der Söhne und Töchter Gottes wartet. (Rö 8,19). Denn dann geht es in eine neue Schöpfung hinein.

Zum anderen ist „Welt“ die Bezeichnung der Menschenwelt. Diese Art der Welt ist böse. Beherrscht vom Fürsten dieser Welt, dem Satan, leben hier Menschen, die der Sünde und dem Tod verfallen sind. Einst als Ebenbild Gottes erschaffen, ist nun „das Denken des menschlichen Herzens böse von Jugend auf“ (1 Mo 8,21). Und „wie durch einen einzelnen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, so geht der Tod auch weiter zu allen Menschen, weil alle sich versündigen.“ (Rö 5,12). Und mit diesem „Tod“ ist im Neuen Testament nicht nur der irdische, sondern auch der ewige Tod gemeint.

Um diese „Welt“ zu retten, ist Jesus gekommen. Johannes der Täufer sagte über ihn: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt!“ (Jo 29). Und Jesus selbst sagte: „Ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu retten.“ (Jo 12,47.) Das zweite Mal kommt er dann zum Retten und zum Richten …

Doch nun kommt die Rätselfrage: Wenn Jesus von Gott gekommen ist, die Welt zu retten, die „Welt“ aber gar nicht gerettet wird, sondern verloren geht, wie passt das zusammen? Die Frage beantwortet sich, wenn wir erkennen, dass die „Welt“ vor Gott nicht einfach eine Masse von Menschen ist, sondern nur aus den vielen einzelnen Menschen besteht. Vor Gott zählt nicht die „Welt“, sondern jeder einzelne Mensch. Und so bezieht sich die Rettung, die Jesus der Welt bringt, immer auf den einzelnen Menschen.

Jesus hat das klar zum Ausdruck gebracht: „Geht durch das enge Tor hinein! Denn breit ist das Tor und weiträumig der Weg, die ins Verderben führen, und viele sind es, die da hineingehen. Wie eng ist das Tor und wie beengt der Weg, die ins Leben führen, und wenige sind es, die sie finden.“ (Mt 7,13-14). Jesus kennt sogar das Zahlenverhältnis: Wenige werden gerettet, viele gehen verloren. Natürlich darf man fragen: Wie kann das sein?

Dass Gott dem Menschen ein Angebot macht, ihn aber nicht dazu zwingt, ist eine Auswirkung seiner Liebe. Denn Liebe zwingt nicht, Liebe gibt frei. Gerade die Liebe ist es, die dieses freie Angebot der Rettung macht. „Auf diese Weise liebt Gott nämlich die Welt: Er hat den einziggeborenen Sohn gegeben, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Jo 3,16). Der Glaube ist das Mittel, mit dem der Mensch die ihm in Liebe angebotene Rettung ergreift. Es sind natürlich Gottes Bedingungen, unter denen das alles stattfindet. „Auf diese Weise liebt Gott die Welt …“

Und dass die Zurückweisung dieser Liebe den Zorn Gottes erweckt, ist natürlich völlig verständlich.

Katharina Stotz

Katharina Stotz geb. Trick (1883 – 1957), die Großmutter des Autors, war eine einfache Bauersfrau in armen und schwierigen Zeiten. Als sie starb, waren von ihren sechs Kindern noch zwei am Leben. Ihren Glauben brachte sie immer wieder einmal in einem Gedicht zum Ausdruck. Folgende drei Gedichte von ihr fanden sich noch im Nachlass ihrer jüngsten Tochter, der Mutter des Autors:

In Gottes Obhut

1. Auch du bist nicht allein – des Geistes Gegenwart

ist stets mit dir, „erkenn’s“: du bist beschützt, bewahrt.

2. Vertrau, sei ohne Furcht, der Herr verlässt dich nicht.

Durch alle Finsternis ist er dein leitend Licht.

3. Ergib dich seinem Rat. Sein göttlicher Beschluss

führt dich den rechten Weg, geh freudig, ohn‘ Verdruss.

4. Nur zweifle nicht, bleib stark, scheint dir der Weg auch schwer.

Sein Segen ist mit dir und seiner Engel Heer.

5. So stehst du sicher dann in seinem festen Wort

als sein geliebtes Kind. O baue auf sein Wort.

„Jetzt ist die angenehme Zeit“ (2.Kor. 6:2)

1. Jetzt ist die angenehme Zeit, nicht erst in fernen Tagen,

da Gott in seiner Herrlichkeit sich dir will offenbaren.

2. Jetzt ist Gott liebend für dich da, nicht erst in fernen Tagen,

dein Atem ist dir nicht so nah wie er mit seinen Gaben.

3. Jetzt führt er dich mit mächtiger Hand, nicht erst in fernen Tagen,

aus allem Leid, aus allem Tand, aus allen bangen Fragen.

4. Jetzt sollst du frei sein, froh und stark, nicht erst in fernen Tagen,

Gott ist ein Gott der Gegenwart, das Licht auf deinen Pfaden.

Der Tröster

O, kommet doch alle, mit frohem Gesicht!

Der Meister ist da und rufet dich.

Er rufet schon lange, er ruft auch noch heut.

O, kommet doch alle und macht euch bereit,

zu lernen von ihm die Sanftmut und Güte,

wie Gottes Liebe uns alle behüte.

Maria und Martha, sie haben’s empfunden,

die Nähe des Meisters – sind selige Stunden.

Sie bringen uns Frieden und Seligkeit,

zerstören die Furcht und das Herzeleid.

O, kommet doch alle, von fern und nah

die Himmel jauchzen, der Tröster ist da!

(Weihnachten 1951. Katharina Stotz.)

Wem gelten die Verheißungen?

(Wem gelten die Verheißungen? – Ein Artikel von Sören Kierkegaard)

Wir, die „Christenheit“, können uns Christi Verheißungen gar nicht zueignen. Denn wir, die „Christenheit“, stehen nicht da, wo ein Christ nach der Forderung Christi und des Neuen Testaments stehen soll.

Denke dir, ein mächtiger Geist hätte einigen Menschen seinen Schutz zugesagt, jedoch unter der Bedingung, dass sie sich an einem bestimmten Ort einfänden, der nur mit Gefahr zu betreten wäre. Gesetzt nun, diese Menschen stellten sich an diesem Orte nicht ein, sie gingen vielmehr heim in ihre Wohnungen und rühmten es in begeisterten Worten untereinander, dass der Geist ihnen seinen mächtigen Schutz zugesagt habe, durch den sie gegen jeglichen Schaden gesichert wären, so ist das doch lächerlich!

So ist’s mit der Christenheit. Christus und das Neue Testament verstehen unter dem Glauben etwas ganz Bestimmtes. Glauben heißt, sich so entscheidend, als es für einen Menschen immer möglich ist, hinauszuwagen, brechend mit allem, was ein Mensch von Natur liebt, um sein Leben dadurch zu retten, dass man mit allem bricht, worin ein Mensch von Natur lebt. Denen aber, die glauben, wird auch Beistand wider alle Gefahren verheißen.

Aber wir in der „Christenheit“, wir spielen „Glaube“ und spielen „Christsein“. Wir sind so weit als möglich davon entfernt, mit dem zu brechen, was der natürliche Mensch liebt. Wir bleiben vielmehr daheim in unserem gemütlichen Heim, im Bereich der Endlichkeit. Und da schwatzen wir miteinander über alle die Verheißungen des Neuen Testaments. Oder wir lassen uns von den Geistlichen darüber vorschwatzen, dass niemand uns schaden könne, dass die Pforten der Hölle uns, die Kirche nicht überwältigen werden usf.

„Dass die Pforten der Hölle seine Kirche nicht überwältigen sollen“, diese Worte aus dem Munde Christi sind in der letzten Zeit meiner Behauptung, das Christentum sei gar nicht da, wiederholt entgegengehalten worden.

Hierauf ist meine Antwort: Jene Verheißung hilft uns nicht das Allermindeste. Denn das Geschwätz, worin wir leben, als wären wir damit Christen, ist gar nicht das, was Christus und das Neue Testament darunter verstehen, ein Christ zu sein.

Wage dich so entscheidend hinaus, dass du mit der ganzen Zeitlichkeit brichst, mit allem, worin und wofür sonst ein Mensch lebt. Wage dich so entscheidend hinaus, um Christ zu werden. So wirst du erstens (das ist die Lehre des Christentums) dadurch in den Kampf mit dem Teufel und den höllischen Mächten kommen (was dieser putzigen Christenheit freilich entgeht). Dann aber wird auch Gott, der Allmächtige, dich nicht fallen lassen, sondern dir wunderbar helfen. Und – du darfst überzeugt sein: Die Pforten der Hölle werden Christi Kirche nie überwältigen.

Aber die „Christenheit“ ist gar nicht Christi Kirche. Auch ich behaupte durchaus nicht, dass die Pforten der Hölle die Kirche Christi überwältigt haben. Nein, ich sage, die „Christenheit“ ist ein Geschwätz, das sich an das Christentum fest angeklammert hat wie das Spinngewebe an eine Frucht, und das nun so gut ist, sich mit dem Christentum verwechseln zu wollen, wie wenn das Spinngewebe sich für die Frucht halten wollte, weil es ja nicht so selten der Frucht anhängt.

Die Art Existenzen, wie sie die Millionen der Christenheit ausweisen, haben gar keine Beziehung zum Neuen Testament, sind eine Unwirklichkeit. Denn wahre Wirklichkeit ist nur da, wo ein Mensch in so entscheidendem Sinne gewagt hat, wie Christus es fordert. Und dann gelten ihm sofort auch die Verheißungen. Die „Christenheit“ aber ist dieser ekelhafte Jux, voll und ganz in der Endlichkeit zu bleiben und dann – die Verheißungen des Christentums mitzunehmen.

Wäre die Kontrolle nicht so leicht, so würden diese Legionen Christen oder die Pfaffen, die ihnen vorschwatzen, vermutlich auch den Anspruch erheben, die Christen könnten Wunder tun. Denn Christus hat es ja den Gläubigen verheißen. Er hat die Erde mit den Worten verlassen (Mrc. 16, 17.18), dass denen, die da glauben, diese Zeichen folgen sollen: „In meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben, und so sie etwas Tödliches trinken, wird’s ihnen nicht schaden. Auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird’s besser mit ihnen werden.“

Ganz so verhält es sich aber auch mit der Verheißung, dass die Pforten der Hölle die Kirche Christi nicht überwältigen sollen. Beides geht nur die an, die im Sinne des Neuen Testaments glauben. Nicht aber den Priesterbetrug mit diesen Bataillonen von Christen, die man, wie zwischen Sonntagsjägern und wirklichen Jägern unterschieden wird, Sonntagschristen nennen kann. Derlei Geschöpfe nimmt nicht einmal der Satan aufs Korn. Er sieht ja sehr gut, dass sie bereits dem Geschwätz zur Beute verfallen sind. Insofern ist es sogar lächerlich, wenn sie im Vertrauen auf Christi Verheißung sich vor den Pforten der Hölle sicher wähnen.

Die neue Geburt

Die neue Geburt aus Wasser und Geist, das hat Jesus gegenüber Nikodemos als Bedingung für den Eintritt ins Reich Gottes genannt. „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Joh 3,3). „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineinkommen.“ (Joh 3,5). Weitere neutestamentliche Begriffe dafür habe ich in dem Artikel „Aus Gott geboren“ zusammengestellt.

Es hilft uns, mehr davon zu verstehen, wenn wir den Vorgang des Christwerdens im ganzen Neuen Testament betrachten. Das Verständnis für das, was ich hier darüber schreibe, habe ich David Pawson zu verdanken. Ausführlich dargelegt hat er das alles in seinem Buch: „Wiedergeburt – Start in ein gesundes Leben als Christ„.

Insbesondere in der Apostelgeschichte finden wir viele Beispiele dafür, wie Menschen Christen werden. Dabei tauchen durchgehend vier Elemente auf, die eine wichtige Rolle spielen. An manchen Stellen nur eines davon, an anderen zwei oder drei oder auch alle vier. Aber zusammengenommen ergeben sie ein einheitliches Bild davon, was zum Christwerden bzw. zur neuen Geburt gehört. Es sind: der Glaube an Jesus, die Bereitschaft sich zu ändern (traditionell „Buße“ genannt), die Taufe im Wasser und die Erfüllung mit Heiligen Geist.

Beginnen tut es damit, dass die Menschen die Botschaft von Jesus hören und glauben. Der zentrale Inhalt der Botschaft ist, dass Jesus der Messias ist. Die Botschaft beinhaltet allerdings das komplette Leben und die komplette Lehre von Jesus. Also alles, was uns unsere vier Evangelien berichten, ist die Botschaft von Jesus. So war das Überbringen der Botschaft eine längerfristige Angelegenheit, die in den Gemeinden weiterging, auch nachdem sie Christen geworden waren.

Die Initialzündung war aber: Jesus ist der Messias! Diese Botschaft ist keine Information, die man zur Kenntnis nehmen könnte im Sinne eines bloßen Kopfglaubens. Wenn Jesus der Messias ist, dann begegne ich in ihm dem lebendigen Gott persönlich. Dann hat dieser Glaube Auswirkungen und Konsequenzen für mein ganzes Leben.

Wenn ich im Messias dem lebendigen und heiligen Gott begegne, dann wird als erstes deutlich, dass mein bisheriges Leben nicht zu ihm passt. Das Problem der Sünde taucht auf. Und ob ich davor ein eher anständiger Sünder war oder ein eher unanständiger, ist unerheblich. Im Neuen Testament war dieses Thema von Anfang an da, schon bei Johannes dem Täufer. Die Leute gestanden ihre Sünden, bevor sie sich von ihm untertauchen ließen.

Das griechische Wort „metanoeín“, das Luther mit „Buße tun“ übersetzt hat, heißt wörtlich übersetzt „umdenken“. Dabei ist vorausgesetzt, dass, wenn ein Mensch sein Denken ändert, sich auch sein ganzes Leben ändert. Wenn er seine Sünde erkannt hat, will er sich ändern. Natürlich gehört dazu der Inhalt der Botschaft, dass der Messias am Kreuz für seine Sünden gestorben ist. Das Versprechen, die Sünden zu vergeben, erleichtert das Eingestehen der Sünden sehr.

Das Gericht Gottes über die Sünde ist am Kreuz vollzogen worden. Das ist die Ursache der damit möglich gewordenen Vergebung. Gott vergibt nicht einfach so. Gott richtet die Sünde. Der Mensch wird entweder von Gott wegen seiner Sünde gerichtet, oder er nimmt Zuflucht zum am Kreuz hingerichteten Messias, an dem das Gericht über die Sünde bereits vollzogen ist.

Mit dem Geständnis seiner Sünde und der Bereitschaft sich zu ändern für ein neues Leben in der Gemeinschaft mit Gott kann er sich nun untertauchen lassen.

Das Untertauchen im Namen Jesus hat eine so umfassende Bedeutung, dass das Neue Testament das nur mit mehreren Gesichtspunkten und Bildern erklären kann. Zum einen ist das Eintauchen in den Namen Jesus eine Besitzübergabe. Mit „Jesus“ wird er Name des neuen Besitzers und Herrn über dem Menschen ausgesprochen. Wenn wir in der Bibel eine „Lebensübergabe“ finden wollen, dann hier an dieser Stelle.

Das Untertauchen ist zum anderen auch ein „Bad“, mit dem die Sünden abgewaschen werden. Damit verbunden ist die Gabe eines guten Gewissens: Die Sünden sind vergeben, sie sind abgewaschen, sie sind weg. Der Mensch ist kein Sünder mehr und lebt mit einem guten Gewissen.

Zum Untertauchen gehört dann auch die Sichtweise des Sterbens des alten Menschen. Er wird für die Sünde getötet, mit am Kreuz hingerichtet und begraben im Tod von Jesus dem Messias am Kreuz. Und wenn er aus der Taufe wieder heraufkommt, bedeutet das eine Auferstehung mit Jesus in ein neues Leben hinein. Die Kraft dieses neuen Lebens ist der Heilige Geist.

Nun ist es Zeit, den Heiligen Geist zu empfangen. In meinem Beitrag „Heiligen Geist bekommen“ habe ich einen Überblick über die neutestamentlichen Stellen dazu gegeben. Der gereinigte, Jesus übereignete neue Mensch wird jetzt zur Wohnstätte des heiligen Geistes. Die Leere im Herzen des Menschen, die sich weltlich mit nichts füllen ließ, wird nun von Gott gefüllt. Denn im Geist sind auch Jesus der Sohn und Gott der Vater im Menschen anwesend. Der Mensch hat seine Bestimmung gefunden, Partner und Ebenbild Gottes zu sein.

Dass der Geist mit Gebet und Handauflegung auf Menschen gekommen ist, scheint in der missionarischen Praxis in der Apostelgeschichte die Regel zu sein. Es gibt aber auch Fälle, in denen er ohne menschliches Zutun direkt fällt. Auf jeden Fall ist es aber deutlich erkennbar. Man weiß, ob ein Mensch den heiligen Geist empfangen hat oder nicht. Wirkungen und Gaben des Geistes sind deutlich zu sehen und zu hören. Diese Anwesenheit des Geistes und sein Wirken sind das bestimmende Element für das Leben der Gemeinde und für die Mission.

So deutlich und klar sind die Angaben über den Inhalt und den Zusammenhang dieser vier Elemente im Neuen Testament. Ich habe dazu keine Bibelstellen zitiert, weil viele auch bekannt sind. Und ich lade ein, die Dinge im Neuen Testament selbst zu erforschen. Ich weiß nur, dass so alles zusammenpasst.

Ich weiß auch, dass es im Christen- und Gemeindeleben des Neuen Testaments noch nachträgliche Probleme gab. Sünde tauchte noch auf und man musste sie bereinigen. Verhaltensweisen des alten Menschen musste man erkennen und abgelegen. An das Leben im Geist musste man sich gewöhnen und ihn nicht immer wieder dämpfen. Wachstum in der Erkenntnis und in der Heiligung war erforderlich, genauso wie Bewährung in Schwierigkeiten und Bedrängnis. Dennoch war für all diese Dinge in den Grundelementen der Wiedergeburt ein klares Fundament gelegt und die richtige Richtung vorgegeben.

Dass die Dinge unter Christen heutzutage in der Regel nicht so deutlich und klar sind, liegt an den Verwirrungen und Verdrehungen, die die biblische Botschaft in fast 2000 Jahren Kirchengeschichte erfahren hat. Diese Verwirrungen und Verdrehungen zu durchschauen, sich daraus zu lösen und sich auf den Weg zu neutestamentlichem Christsein zu machen, ist auch heutzutage wohl die einzig sinnvolle Perspektive für Christen, die es mit Jesus ernst meinen. (Und wenn sie es mit Jesus nicht ernst meinen, sind sie ja auch gar keine Christen …)

Der Zehnte von Küchenkräutern?

Zur Zeit von Jesus hatten die Pharisäer ihr System der Ablieferung des zehnten Teils aller ihrer Einnahmen weit entwickelt. Es war so verfeinert, dass sie sogar von selbst geernteten oder eingekauften Küchenkräutern penibel genau den zehnten Teil abgaben. Diese Praxis spricht Jesus zweimal in Stellungnahmen gegen die Pharisäer an. Ich zitiere die Stellen zunächst nach der Elberfelder Bibel:

Mt 23,23: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr verzehntet die Minze und den Anis und den Kümmel und habt die wichtigsten Dinge des Gesetzes beiseite gelassen: das Gericht und die Barmherzigkeit und den Glauben; diese hättet ihr tun und jene nicht lassen sollen.“

Lk 11,42: „Aber wehe euch Pharisäern! Denn ihr verzehntet die Minze und die Raute und alles Kraut und übergeht das Gericht und die Liebe Gottes; diese Dinge hättet ihr tun und jene nicht lassen sollen.“

Was mir an diesen Stellen schon immer eigenartig erschien, ist, dass Jesus hier zwar das Einhalten der wichtigen Dinge des Gesetzes verlangt, aber daneben auch weiterhin das Verzehnten der Küchenkräuter. Zumal diese Stellen dann gerne von Auslegern herangezogen werden als Beleg dafür, dass angeblich auch von der neutestamentlichen Gemeinde das Abgeben des zehnten Teils der Einkünfte verlangt wird, was sonst nirgends im Neuen Testament belegt ist.

Aber manchmal hilft dann der nochmalige Blick ins Lexikon. Ich benutze das Griechischlexikon von Hermann Menge, dem Bibelübersetzer. Da entdeckte ich zuerst eine alternative Bedeutung für den Umgang mit den Kräutern an der Stelle bei Lukas. Die heißt jetzt so:

„Aber wehe euch Pharisäern: Ihr gebt den zehnten Teil von der Pfefferminze, der Raute und jeglichen Küchenkräutern und umgeht das Recht und die Liebe Gottes. Diese müsstet ihr aber ausüben – und (dürftet) euch nicht bei jenen aufhalten!“

Sich nicht bei solchen Kleinigkeiten aufhalten, das klingt doch schon viel besser. Davon ermutigt, habe ich auch nochmal nachgeschaut für die Matthäus-Stelle „jene nicht lassen“. Das griechische Wort heißt wirklich „lassen“, mit verschiedenen Abwandlungen. Wie erstaunt war ich aber, dass es nicht nur so etwas heißt wie „loslassen“, „erlassen“ oder „zurücklassen“. Es kann auch „zulassen“ heißen im Sinne von „erlauben, gestatten“. Mit dieser Bedeutung wendet sich die Aussage von Jesus aber ins genaue Gegenteil:

„Wehe euch, Theologen und Pharisäer, ihr Heuchler: Ihr gebt den zehnten Teil* von der Pfefferminze, vom Dill und vom Kümmel und habt die gewichtigeren Dinge des Gesetzes verlassen: das Recht und das Mitgefühl und den Glauben! Diese müsste man aber ausüben – und jene (dürfte man) nicht zulassen!“

Nun heißt es nicht nur, man müsste sich an die wichtigen Dinge des Gesetzes halten. Es heißt auch, man dürfte Lehren über solche Kleinigkeiten – wie den Zehnten von Küchenkräutern – nicht einmal zulassen.

Beide Möglichkeiten sind von den Wortbedeutungen her legitime Übersetzungen. Der Übersetzer muss in einem solchen Fall vom Zusammenhang her die am ehesten richtige Übersetzung wählen. Das war in diesem Fall nun aber nicht schwer. Sich auf gesetzliche Art bei Kleinigkeiten aufhalten, das ist pharisäischer Geist. Beständig und wahrhaftig in den wesentlichen Dingen leben, das ist der Geist von Jesus.

Hilarius, Lehrer, 4. Jahrhundert

Hilarius sagt:

„Da nach einem Gott und Herrn auch eine Taufe und ein Glaube sein sollte, so sind wir von dem einen Glauben abgefallen. Und indem wir mehrere Glaubensbekenntnisse haben, ist nun gar kein Glaube mehr übrig. … Indem wir uns nun um Worte zanken, nach Neuerungen fragen und von zweifelhaften Dingen ausgehen, über deren Urheber klagen, auch Parteien machen, schwerlich übereinstimmen können und einer den anderen verbannt und verflucht, so gehört fast keiner mehr Christo an. Denn wir werden von einem ungewissen Wind der Lehre herumgetrieben. Und wenn wir lehren, so machen wir nur Unruhe. Lassen wir uns von anderen lehren, so wissen wir nicht, woran wir sind.“

Dieses Zitat von Hilarius habe ich von Gottfried Arnold. Es entstammt seinem Hauptwerk „Unparteiische Kirchen- und Ketzerhistorie“, Ausgabe von Koehler & Amelang, Leipzig 1975.

Ein Abschnitt über das Leben von Gottfried Arnold ist auch in meinem Buch „Die Gemeinde des Messias“ zu finden.

Was macht Menschen unrein?

Was macht Menschen unrein? Auf diese Frage gibt es im Neuen Testament eine eindeutige Antwort, und zwar von Jesus persönlich. In der Auseinandersetzung mit den Pharisäern um das Essen von Speisen mit unreinen Händen hat Jesus den folgenden Grundsatz aufgestellt. Mk 7,15: „Es gibt nichts, was von außerhalb des Menschen in ihn hineingeht, das ihn unrein machen kann. Das, was aus dem Menschen herauskommt, ist vielmehr das, was den Menschen unrein macht.“

Auf Nachfrage der Jünger hat er es dann ausführlicher erklärt. Mk 7,18-23: „Versteht ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht unrein machen kann, denn es geht nicht ins Herz, sondern in den Bauch und geht hinaus ins Klo, und so werden alle Speisen gereinigt.“ Er sagte: „Was aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die schlechten Gedanken: Hurereien, Diebstähle, Morde, Ehebrüche, Habgierigkeiten, Bosheiten, Hinterlist, Hemmungslosigkeit, böser Blick, Lästerung, Einbildung, Unvernunft. Dieses Böse kommt alles von innen heraus und macht den Menschen unrein.“

Was macht Menschen unrein? Die Unreinheit steckt im Herzen des Menschen. Und sie äußert sich damit, dass der Mensch sündigen Impulsen folgt, die aus seinem eigenen Herzen kommen. Was macht Menschen unrein? Die Unreinheit betrifft ganz direkt das Herz des Menschen. Und auf die Frage nach der Reinigung des Herzens hatten und haben die Pharisäer keine Antwort. (Auch nicht die „christlichen“ Pharisäer …) Hier hilft nur der neue Weg mit der Kraft des von Jesus vergossenen Blutes und der Kraft des Heiligen Geistes.

Bevor wir also über mögliche Sünde sprechen, die durch Dinge von außen kommt, stelle klar, dass die Wurzeln der Sünde in dir ausgerottet sind. Oder wie Johannes es ausdrückt – 1 Joh 3,9: Jeder, der aus Gott geboren ist, vollbringt keine Sünde, weil sein Same in ihm bleibt. Er kann sich nicht versündigen, weil er aus Gott geboren ist.“

Für von außen kommende Dinge gibt es im Neuen Testament dann erstaunlicherweise Bereiche, in denen es verschiedene Meinungen und Erkenntnisstände geben darf. So beim Essen von Fleisch, das womöglich heidnischen Göttern geweiht sein könnte, beim Einhalten oder Nichteinhalten von Feiertagen und beim Befolgen von Speisegeboten. Dazu hat Paulus zwei Prinzipien aufgestellt:

Zum einen: „Für die Reinen ist alles rein.“ (Tit 1,15) und „Alles von Gott Erschaffene ist gut. Nichts ist verwerflich, was mit Dank angenommen werden kann.“ (1 Tim 4,4)

Zum anderen: „Es ist zwar alles rein, aber schlimm für den Menschen, der etwas isst, obwohl es ihm ein Anstoß ist. (Da) ist es gut, kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken und nichts, woran dein Bruder oder deine Schwester sich stößt. Du, den Glauben, den du (diesbezüglich) hast, habe ihn für dich selbst vor Gott! Glücklich ist der, der sich nicht selbst verurteilt in dem, was er für gut erklärt. Wer Zweifel hat, wenn er isst, ist aber verurteilt, weil es nicht aus Glauben kommt. Alles, was nicht aus Glauben kommt, ist Sünde.“ (Röm 14,20-23)

Wir dürfen also alles, was aus der Welt im Sinne von Gottes Schöpfung kommt, mit Dank annehmen, gebrauchen und genießen. Andererseits ist es klar, dass wir uns in keiner Weise an der Sünde der Menschen in der Welt beteiligen. Und in der Abgrenzung dieser beiden Dinge haben wir deshalb in Verantwortung vor Gott tatsächlich einen Freiraum für eigene Erkenntnis. Dabei muss auch Freiraum zum Wachsen in der Erkenntnis bleiben. Phil 3,5: „Und wenn ihr in etwas anders denkt, wird Gott euch auch das enthüllen.“

In solchen Bereichen sollte unter Christen daher liebevolle Toleranz und gegenseitige Rücksichtnahme geübt werden. Und es gibt schon gar keinen Grund, mit solchen Themen unter Christen oder gar in der Welt zu „missionieren“ …

Sünde und Tod

(Sünde und Tod – Gedanken, anlässlich der Corona-Krise zusammengestellt:)

1) Der wahre Grund, warum Menschen sterben, ist kein Virus, sondern die Sünde.

1 Mo 2,16-17: Und der HERR, Gott, befahl dem Adam: „Von jedem Baum im Paradies darfst du Speise essen. Aber vom Baum des Erkennens von Gut und Böse, von ihm darfst du nichts essen! Denn an dem Tag, an dem du von ihm isst, wirst du ganz gewiss sterben!“

Rö 5,12: Deshalb: Wie durch einen einzelnen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, so geht der Tod auch weiter zu allen Menschen, weil alle sich versündigen.

2) Gott hat das Lebensalter des Menschen begrenzt, diese Grenze wird auch mit Zahlen angegeben.

Ps 90,10: Die Zeit unseres Lebens währt siebzig Jahre, wenn es hochkommt, achtzig.

Auch hier wird der Grund dafür deutlich genannt:

Ps 90,7-8: Ja, unter deinem Zorn schwinden wir hin, durch deine Zornesglut werden wir starr vor Schrecken. Unsere Sünden hast du vor dich hingestellt, unsere verborgene Schuld ins Licht deines Angesichts.

3) Auch ungewöhnliche Todesursachen treffen keine Unschuldigen.

Lk 13,1-5: Zur selben Zeit waren einige da, die ihm von den Galiläern berichteten, deren Blut Pilatus mit dem ihrer Opfergaben vermischt hatte. Und er antwortete und sagte ihnen: „Meint ihr, dass diese Galiläer mehr als alle Galiläer Sünder waren, dass sie das erlitten haben? Nein, sage ich euch, sondern wenn ihr euch nicht ändert, werdet ihr alle genauso umkommen. Oder jene achtzehn, auf die der Turm von Schiloach fiel und sie tötete: Meint ihr, dass die mehr schuldig waren als alle Menschen, die in Jerusalem wohnen? Nein, sage ich euch, sondern wenn ihr euch nicht ändert, werdet ihr alle genauso umkommen!“

4) Jesus ist stärker als alle Krankheiten und Seuchen.

Z. B. Lk 4,40: Und als die Sonne untergegangen war, brachten sie alle Schwerkranken, die sie hatten, zu ihm, mit verschiedensten Krankheiten. Und er legte jedem einzelnen von ihnen die Hände auf und heilte sie.

5) Der Gläubige hat einen festen Schutz in Gott.

Ps 91,5-6: Du brauchst dich vor dem Schrecken der Nacht nicht zu fürchten, noch vor dem Pfeil, der am Tag dahinfliegt, nicht vor der Pest, die im Finsteren schleicht, vor der Seuche, die wütet am Mittag.

6) Die Lebenszeit eines Gläubigen wird von Gott bestimmt.

Ps 31,15-16a: Ich aber, HERR, ich habe dir vertraut, ich habe gesagt: Mein Gott bist du. In deiner Hand steht meine Zeit.

7) Im Neuen Testament geht die Erlösung in Jesus so weit, dass der Tod aufgehoben wird.

Joh 5,24: Amen, Amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod ins Leben übergegangen.

Joh 11,26: Und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das?

In diesem Sinne verstehe ich auch die Aussage von Jesus:

Mt 16,28: Amen, ich sage euch: Es sind einige von denen, die hier stehen, die werden vom Tod nichts kosten, bis sie den Menschensohn kommen sehen mit seinem Königreich.

8) Die Überwindung des Todes und damit auch der Todes-Angst ist die Frucht des Todes Jesu am Kreuz.

Heb 2,14-15: Weil die Kinder nun Anteil an Fleisch und Blut haben, gehörte er auf die gleiche Weise zu ihnen, um durch den Tod den zunichte zu machen, der die überwältigende Kraft des Todes hat, das ist der Teufel, und um die freizumachen, die durch Angst vor dem Tod das ganze Leben hindurch der Versklavung verfallen waren.

9) Im Leben mit Jesus entsteht eine völlig neue Sicht der Dinge. Der „Tod“ wird zum Ziel des Lebens: endlich beim Herrn zu sein.

Phil 1,21-24: Für mich ist das Leben der Messias und das Sterben Gewinn. Wenn dieses Leben im Körper mir aber Frucht aus dem Tun (bringt), weiß ich nicht, was ich wählen soll. Ich bin von beidem gepackt, weil ich das Sehnen habe, heimzugehen und beim Messias zu sein, was viel, viel besser wäre, im Körper zu bleiben ist aber nötiger wegen euch.

2 Kor 5,8: Wir sind zuversichtlich und finden es viel besser, nicht mehr im Leib daheim zu sein und daheim zu sein beim Herrn.

10) Dass wir lernen, nicht menschlich, sondern göttlich zu denken, ist unsere bleibende Aufgabe.

Röm 12,2: Passt euch nicht an die Lebensart dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüft, was Gottes Wille ist – das Gute und Wohlgefällige und Erwachsene!