Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Schlagwort: Gott

Der Geist Gottes

Die Bibel spricht von Gott in dreifacher Weise. Da ist der unsichtbare Gott, den noch nie jemand gesehen hat, den Jesus den „Vater“ nennt. Da ist der, der als Erscheinung Gottes in der Welt sichtbar wird, den Johannes „das Wort“ nennt, auf Griechisch „lógos“. Und dann gibt es ein Wirken der Kraft Gottes, das als „der Geist Gottes“ in Erscheinung tritt. Es gibt also zwei Weisen, in denen der unsichtbare Gott den Menschen begegnet bzw. unter ihnen wirkt.

Der Logos als sichtbare Erscheinung Gottes

Die Erscheinung Gottes, die im Alten Testament gerne als „der Engel des Herrn“ bezeichnet wird, ist eine Erscheinung des „Wortes“. Als solcher ist er zum Beispiel auch Abraham begegnet. Dieser „Wort“ hat dann unter der Kraft des Heiligen Geistes im Mutterleib von Maria menschliche Körperlichkeit angenommen und dann als Mensch diesen Erdboden betreten. Jesus ist die sichtbare Erscheinung Gottes als Mensch. Das Verhältnis zwischen ihm und dem unsichtbaren Gott bezeichnet er als „Vater“ und „Sohn“. Allerdings musste auch auf Jesus bei der Taufe im Jordan noch der „Geist“ kommen, damit er seinen Auftrag vom Vater in vollendeter Weise ausführen konnte.

„Logos“, auf Hebräisch „davar“, ist ein männliches Wort. „Geist“ heißt im Hebräischen „ruach“ und ist dort ein weibliches Wort. In der hebräischen Sprache gibt es also zum einen etwas Männliches und zum anderen etwas Weibliches, das von Gott ausgeht. Wenn vom unsichtbaren Gott diese beiden Erscheinungen ausgehen, dann dürfen wir uns getrost den Rückschluss erlauben, dass ihn ihm selbst auch diese beiden Elemente vorhanden sind. Schließlich hat er ja sein Abbild, den Menschen, als Mann und Frau gemacht.

Der Geist als spürbare Erscheinung Gottes

Leider haben wir im Deutschen kein passendes weibliches Wort, um auszudrücken, was „Geist“ ist. Die Grundbedeutung von „ruach“ wie auch der griechischen Übersetzung „pneuma“, ist so etwas wie „bewegte Luft“. Deshalb heißt das Wort im Alltag „Wind“, aber auch „Atem“. Mit „Luft“ hätten wir eigentlich ein weibliches Wort, aber von Gottes „Luft“ zu sprechen, die unter uns wirkt, klingt doch irgendwie zu seltsam. Dabei mag es durchaus eine passende Vorstellung sein, das Wirken des Heiligen Geistes mit einer spürbaren Brise von frischer Luft zu vergleichen.

Jedenfalls war der Logos Gottes, der Sohn, in der Kraft des Heiligen Geistes auf der Erde am Werk, um das Erlösungswerk zu vollbringen und die Tür zum Reich Gottes, dem Reich des Geistes zu öffnen. Kurz vor seinem Tod sagte er seinen Jüngern, er werde zum Vater gehen und von dort einen anderen Helfer senden, den Geist der Wahrheit, der in ihnen sein würde.

Und nun ist seit dem Pfingstereignis alles, was seine „Gemeinde“ heißt, geistgegründet und geisterfüllt, wiedergeboren aus Wasser und Geist. Alles, was nicht geistlich ist, ist auch nicht seine Gemeinde. Paulus sagt sogar „Der Herr ist der Geist“. Der Geist Gottes ist der Herr in der Gemeinde. Nur in ihm ist Jesus anwesend. Alles, was wir als „Gott unter uns“ oder „Jesus in mir“ erfahren, ist Heiliger Geist. Wir müssen also, um neutestamentliche Christen zu sein, Heiligen Geist „haben“ oder erst mal „bekommen“. (Dazu mehr im nächsten Beitrag.)

Und hier zum Schluss noch etwas zum Nachdenken, nicht nur für die Traditionalisten unter uns: Wenn es stimmt, dass „Geist“ eigentlich weiblich ist, werden wir, genau genommen, in der christlichen Gemeinde von einer Frau regiert …

Was ist Geist

Was ist Geist, diese Frage müssen wir uns stellen, wenn wir die Bibel verstehen wollen. Denn hier begegnet uns Geist auf Schritt und Tritt und betrifft uns persönlich. Dabei fällt auf, dass die Bibel selbst nirgends erklärt oder darüber lehrt, was Geist ist. Offensichtlich ist das von Anfang an allen bekannt. Es scheint erst ein Problem der modernen materialistischen Zeit zu sein, nicht mehr zu wissen, was Geist ist. Es hat also eine Verdummung eingesetzt. Entweder erklärt man, dass es Geist einfach nicht gibt, dass es also eine antiquierte menschliche Einbildung ist. Oder man gesteht zu, dass es den menschlichen Geist gibt, aber er wird dann materialistisch mit Funktionen des menschlichen Gehirns erklärt.

Versuch einer Definition

Ich versuche aus meiner Kenntnis der biblischen Sicht eine Erklärung. Der erste Versuch einer Definition lautet: Geist ist die nicht-materielle Existenzform. Wir leben in dieser materiellen Welt und daher ist das materiell existierende zunächst das uns Naheliegende und Vertraute. Alles, was über den materiellen Rahmen hinaus existiert, ist Geist.

Als Versuch einer weitergehende Definition nenne ich für das, was uns in der Bibel als Geist begegnet, drei Eigenschaften: Realität, Persönlichkeit und Fähigkeit. Diese Eigenschaften lese ich ab an den drei Arten von Geistwesen, die uns in der Bibel begegnen.

Gott ist Geist

Das erste und grundlegende, was uns hier begegnet, ist Gott selbst. Jesus hat diese Aussage gemacht: Gott ist Geist. Natürlich überschreitet es unser Vorstellungsvermögen, uns Gott als Geist vorzustellen. Gott hat nicht umsonst verboten, sich ein Bild von ihm zu machen. Aber die drei Kennzeichen sind deutlich: Er ist real, er ist personal, und er ist fähig. Allerdings ist es klar, was Gott betrifft, dass es über ihn keine menschliche Erklärung geben darf, die ihn in irgendeiner Weise begrenzt oder einschränkt.

Engel sind Geist

Von Gott abgeleitet, bzw. von ihm erschaffen, begegnen uns zwei weitere Arten von Geistwesen: Engel und Menschen. Die Engel hat Gott schon vor der uns bekannten Schöpfung erschaffen, denn sie haben gejauchzt und Gott gepriesen über dieser Schöpfung, die er geschaffen hat. Aus den Reihen der Engel ist dann aber auch der Fall des Oberstens Engels geschehen, der zum Satan, zum Gegner, wurde und einen Teil der Engel mit sich gezogen hat, aus denen die Welt der Dämonen geworden ist. Das neue Testament nennt sie auch „unreine Geister“.

Menschen sind Geist

Im Gegensatz zu den Engeln in ihrer geistigen Existenz sind die Menschen Geistwesen, die in dieser Welt in einem materiellen Körper existieren. Gott hat auch diesen Körper geschaffen und geformt, wobei es unklar ist, was der Sündenfall mit dem Einbruch der Sterblichkeit an Veränderung gebracht hat. Die Bibel sagt ja deutlich, dass dieser Vorgang die ganze Schöpfung in Mitleidenschaft gezogen hat ist. So bleibt die Frage offen, aus welcher göttlichen Späre die Schöpfung durch Sünde und Tod in die jetzige Existenzform gefallen ist.

Im Unterschied zu den Engeln hat der Mensch allerdings die Fähigkeit, sich zu vermehren. Gott hat Mann und Frau erschaffen und entsprechend gesegnet: Seid fruchtbar und vermehrt euch! Und so erschaffen zwei menschliche Geistwesen durch Zeugung und Befruchtung ein neues menschliches Geistwesen. So gesehen ist es tatsächlich ein Schöpfungsakt, der hier stattfindet. Wir finden in der Bibel deshalb auch keinerlei Ansatz der Reinkarnationslehre. In einem gezeugten Menschen beginnt kein schon zuvor vorhandenes Geistwesen noch einmal ein neues Leben.

Leben nach dem Tod

Allerdings existiert der Geist des Menschen nach dem Tod weiter. Es gibt für ihn dann die auf Hebräisch „sche’ol“ und Griechisch „hades“ genannte Totenwelt. Aus ihr konnte König Saul den Geist des verstorbenen Propheten Samuel heraufrufen lassen. Und Jesus erzählt das Beispiel, in dem der reiche Mann nach seinem Tod im Hades war, wo er von ferne den armen Lazarus in den Armen Abrahams sehen konnte.

Nicht aus der Bibel selbst, aber aus der Erfahrung der Menschheit ergibt sich noch eine (allerdings dazu passende) Möglichkeit: Geister gehen nach dem Tod nicht in die Totenwelt hinüber, sondern bleiben hier in der Menschenwelt an etwas hängen.

Eine Ausnahme dazu bilden die Jünger von Jesus, seine Gemeinde von Wiedergeborenen. Von ihnen hat Jesus gesagt, das die Tore der Totenwelt sie nicht überwältigen werden. Sie sterben nicht, sie gehen heim zu ihrem Herrn in den Himmel. Hier ruhen sie bis zur Auferstehung, in der sie wieder einen Körper bekommen, der allerdings aus Geist besteht, genau wie der Auferstehungsleib von Jesus. Und wenn Jesus der Erstling der neuen Schöpfung ist und die auferstandene Gemeinde die Vorhut der neuen Welt, dann liegt der Gedanke nahe, dass der neue Himmel und die neue Erde ebenfalls aus „Geist“ bestehen werden …

Der griechische Aorist

Der griechische Aorist ist eine Vergangenheitsform, die es so im Lateinischen oder Deutschen nicht gibt. Sie ist die normale Erzählform für vergangene Vorgänge und Fakten. Nun habe ich dazu in der griechischen Grammatik allerdings eine Entdeckung gemacht. Ich bin darauf gekommen über das neue Gebot von Jesus: „… dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe.“ Das „geliebt habe“ steht im Aorist.

Welche Vorgänge oder Fakten bei „geliebt habe“ wohl gemeint waren, war mir immer etwas schleierhaft. Und so schaute ich nochmal in der Grammatik unter „Aorist“, was er so alles bedeuten kann. Und hier entdeckte ich zu meiner Verblüffung eine seltenere Bedeutung, die mir nicht bewusst war: Der griechische Aorist drückt auch Erfahrungstatsachen aus, also Dinge, die immer schon so waren und sind. In diesem Fall muss er im Deutschen dann mit der Gegenwart (Präsens) übersetzt werden.

„geliebt hat“ oder „liebt“?

Nun habe ich das in meiner Übersetzung des Neuen Testaments an verschiedenen Stellen angewendet, die „geliebt habe“ oder „geliebt hat“ lauteten. Und ich war überrascht, wie anders und aktuell es sich anhört:

Joh. 13,34: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, wie ich euch liebe, damit auch ihr einander liebt!“

Joh. 15,9: „Wie der Vater mich liebt, liebe ich auch euch. Bleibt in meiner Liebe!“

2.Thess. 2,16: „Er selbst, unser Herr, Jesus der Messias, und Gott, unser Vater, der uns liebt und in Gnade ewige Hilfe und gute Hoffnung gibt …“

Eph. 2,4+5: „Gott, der reich an Erbarmen ist, hat uns aber durch seine große Liebe, mit der er uns liebt, die wir tot waren durch die Fehltritte, mit lebendig gemacht mit dem Messias …“

1.Joh. 4,10+11: „Die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott lieben, sondern dass er uns liebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühne für unsere Sünden. Geliebte, wenn Gott uns so liebt, sind auch wir es schuldig, einander zu lieben.“