Schriftgelehrte als Zunft der in den heiligen Schriften ausgebildeten Theologen benennt das Neue Testament mit zwei unterschiedlichen griechischen Begriffen. Da ist zum einen der „grammateús“, was von „grámma – Buchstabe, Schrift“ kommt und üblicherweise mit „Schriftgelehrter“ übersetzt wird. Der andere Begriff ist „nomikós“, was von „nómos – Gesetz“ kommt und am besten mit „Gesetzeskundiger“ wiedergegeben wird.
Schriftgelehrte kamen auch damals schon mit einem Studium und einer offiziellen Ordination zu ihrem Titel und Status und hoben sich damit natürlich vom gewöhnlichen Volk ab. Und so gleichen sie darin auch den heutigen Theologen, es ist immer noch das gleiche System. Aus Gründen der Aktualität benutze ich in meiner Übersetzung daher für das häufigere „grammateús“ den Begriff „Theologe“. Bei „nomikós“, das seltener vorkommt, bleibe ich bei „Gesetzeskundiger“. Damit verwende ich für die zwei Begriffe also auch im Deutschen zwei unterschiedliche Wörter.
Jesus selbst war in diesem Sinne kein Theologe, auch seine Jünger nicht, und das war Absicht. Jesus hat die Zunft der Theologen gänzlich als Heuchler entlarvt und komplett abgelehnt. In der neutestamentlichen Gemeinde haben sie dann auch keinerlei Bedeutung. Paulus war zwar ein ausgebildeter Theologe von der pharisäischen Richtung. Er hatte bei dem berühmten Lehrer Gamaliel studiert. Aber nach seiner Bekehrung zu Jesus als dem Messias spielte das in seinem Dienst und Auftrag keine Rolle mehr. Es war ein Teil seines alten Lebens, das er hinter sich gelassen hatte. So wie Jesus die offizielle Theologenzunft ausdrücklich abgelehnt hatte, galt das in seiner Gemeinde. Ein bekehrter Theologe war kein Theologe mehr.
Nur in dem einen Sinne gibt es in der christlichen Gemeinde Theologen, nämlich in dem, dass die Christen jetzt alle Theologen sind, weil sie alle Gott kennen.