Entdeckungen eines Bibelübersetzers

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Das Buch mit sieben Siegeln

Das Buch mit sieben Siegeln erscheint in Offb 5,1: „Und ich sah auf der rechten Hand dessen, der auf dem Thron sitzt, eine Schriftrolle, beschrieben von innen und von hinten, mit sieben Siegeln versiegelt.“ Dieses Buch auf der Hand Gottes ist insofern eine etwas rätselhafte Angelegenheit, als dass wir weder in der Bibel noch in der biblischen Umwelt eine direkte Parallele dazu finden. Aber es gibt Ähnlichkeiten:

1) Bei der Einsetzung des Königs Joasch in 2 Kön 12 wurde ihm neben der Krönung und der Salbung auch eine „Ordnung“ übergeben. 2) Der Prophet Hesekiel erhielt nach seiner Berufung in Hes 1 in Hes 2 eine Schriftrolle mit prophetischen Botschaften, die er aufessen sollte. 3) Dem Kommentar von Adolf Pohl entnehme ich, dass römische Rechtsurkunden siebenfach versiegelt waren, vom Aussteller der Urkunde und von sechs Zeugen. Und mit dem Öffnen der Siegel wurde die Urkunde in Kraft gesetzt.

Vielleicht müssen wir von allen diesen ungefähren Parallelen etwas entnehmen. Das Buch bzw. die Schriftrolle in Offb 5 ist in Gottes Hand, kommt also von Gott. Sie kann nur Gottes Gedanken und Pläne enthalten. Die Frage ist, wer sie übernehmen und ausführen kann. Das Lamm, das die Sünde und den Tod besiegt hat, kann es. Jesus nimmt die Schriftrolle, und die himmlische Welt sagt unisono: „Das Lamm, das getötet war, ist würdig, die Macht zu empfangen …“. Hier wird ein König eingesetzt. Und er hat die Vollmacht, die Siegel zu brechen und den Plan Gottes zu offenbaren und auszuführen.

Schauen wir uns das Buch mit den sieben Siegeln als Schriftrolle etwas genauer an. Sie ist „von innen und von hinten“ beschrieben. Schriftrollen waren aus Einzelblättern zusammengeklebt und konnten sehr lang sein. Sie wurden auf der Vorderseite beschrieben, und das war beim Zusammenrollen dann „innen“. Zusammengerollt konnten sie am Anfang der Rolle auf dem senkrechten Rand des Papiers bzw. Papyrus versiegelt werden. Auf diesem Rand müssen wir uns die sieben Siegel in einer Reihe von oben nach unten vorstellen.

Ein Buch mit Inhaltsangabe

Nun sahen damals zusammengerollte Schriftrollen zunächst einmal alle gleich aus. Und es wäre mühsam gewesen, wenn man eine bestimmte Rolle suchte, zum Nachschauen alle erst aufmachen zu müssen. Deshalb bekamen sie im zusammengerollten Zustand außen, also „hinten“ auf der Rückseite eine Beschriftung, die den Inhalt der Rolle zusammengefasst darstellte, also eine Art Inhaltsangabe. So konnte man an jeder Rolle schon von außen den Inhalt erkennen.

So auch auf unserer Schriftrolle in der Hand des Lammes. Sie ist innen und hinten beschrieben. Solange also die Siegel geöffnet werden, ist die Rolle an sich noch geschlossen, das Innere ist noch nicht sichtbar. Also läuft jetzt nur die Kurzfassung, die außen drauf steht, vor den Augen von Johannes ab. Erst, wenn das siebte Siegel offen ist, ist auch die Rolle offen, und es erscheint der eigentliche Inhalt in der langen Fassung.

Und so haben wir von Offb 4 bis 8,1 ein zusammenhängendes Geschehen. Erst sehen wir Gott auf dem Thron, umgeben von der Engelwelt. Dann erscheint bei ihm das Lamm, der siegreiche Jesus, und übernimmt mit der Schriftrolle die Königsmacht. Dann öffnet er ein Siegel um das andere, bis die Rolle offen ist. Und währenddessen wird eine Kurzfassung dessen sichtbar, was dann ab Offb 8,2 als ausführlicher Inhalt der Schriftrolle erscheint.

Die Ankündigung des Geistes

Als der Heilige Geist an jenem ersten Pfingstfest ausgegossen wurde, war das weder Überraschung noch Zufall. Die Ankündigung des Geistes ist ein zentrales biblisches Thema. Petrus hat damals ja auch gleich den Propheten Joel zitiert, um zu erklären, was gerade geschah.

Ankündigung des Geistes durch Joel

Hören wir, was der Prophet Joel gesagt hat – Joel 3,1+2: „Ich werde ausgießen von meinem Geist auf alle Menschen, und eure Söhne und eure Töchter werden prophetisch sprechen. Eure Älteren werden Träume träumen, und eure jungen Leute werden Visionen sehen. Auch auf die Sklaven und auf die Sklavinnen werde ich zu jener Zeit ausgießen von meinem Geist.“

Joel spricht von einer zukünftigen, neuen Zeit. Im Unterschied zur alttestamentlichen Zeit Israels, in der immer nur einzelne Menschen den Geist Gottes empfingen, sollte in einer neuen Zeit das ganze Volk Gottes – „alle Menschen“ – den Geist empfangen. Dass auch alle Töchter und sogar Sklavinnen den Geist empfangen würden, war damals sicherlich ein absolut revolutionärer Gedanke. Die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung der Frauen in der neutestamentlichen Gemeinde ist hier schon angesagt.

Ankündigung des Geistes durch Hesekiel

Der Prophet Hesekiel war ein Zeitgenosse des Propheten Jeremia. Diese beiden Propheten mussten den Untergang des alten Königreichs Israel miterleben und im Auftrag Gottes erklären. Das alte System Israels war aufgrund von geistlichem und moralischem Bankrott dem Gericht Gottes verfallen. Aber beide Propheten schauten auch eine neue Zeit, die Gott für seine Leute heraufführen würde. Jeremia schaute eine neue Bestimmung Gottes, dass er seine Gesetze in ihr Herz geben würde. Hesekiel sah dasselbe und auch, wie Gott das tun würde:

Hes. 11,19: „Ich will ihnen ein anderes Herz geben, einen neuen Geist will ich geben in ihnen. Ich will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Fleisch und ihnen ein menschliches Herz geben.“

Und um zu verdeutlichen, was für einen „neuen Geist“ Gott „in ihnen“ geben würde, hat er es wiederholt und verdeutlicht – Hes. 36,26+27: „Ich will euch ein neues Herz geben, einen neuen Geist will ich in euch geben. Ich will das steinerne Herz wegnehmen aus eurem Fleisch und euch ein menschliches Herz geben. Meinen Geist will ich in euch geben und machen, dass ihr in meinen Grundsätzen geht und meine Urteile einhaltet und ausführt.“

Der Heilige Geist Gottes würde es sein, der die Herzensveränderung der Menschen bewerkstelligen würde. Und Herzensveränderung, das ist dann ja auch das Thema des Neuen Testaments.

Ankündigung des Geistes durch Johannes den Täufer

Johannes der Täufer war der letzte und wichtigste der alttestamentlichen Propheten. So hat Jesus es gesagt. Er hatte die unmittelbar bevorstehende neue Zeit anzusagen – Mt. 3,2: „Seid bereit euch zu ändern! Denn das Königreich der Himmel ist nahegekommen.“

Diese Botschaft war die Vorbereitung auf etwas, das nach ihm kommen würde – Mt. 3,11 / Mk. 1,7+8: „Ich tauche euch unter in Wasser zu einer Sinnesänderung. Nach mir kommt aber der, der stärker ist als ich. Für den bin ich nicht genug, dass ich mich bücke, um die Riemen seiner Sandalen aufzubinden und sie wegzutragen. Ich habe euch untergetaucht im Wasser, er wird euch untertauchen in Heiligem Geist und Feuer.“

So, wie er die Leute ins Wasser tauchte, würde nach ihm der kommen, der Menschen in Heiligen Geist taucht. Und die Wirkung des Geistes erklärt er mit dem Bild des Feuers. Wasser bringt Abkühlung und Reinigung, Feuer bringt Wärme und Licht.

Ankündigung durch Jesus

Jesus selbst empfing nach seiner Taufe bei Johannes am Jordan den Heiligen Geist als Ausrüstung zu seinem Dienst. Für die anderen blieb aber auch er noch bei der Ankündigung des Geistes. Besonders das Johannesevangelium berichtet an einigen Stellen darüber.

Gegenüber Nikodemus – Joh. 3,5-8: „Amen, Amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineingehen. Was aus dem Körper geboren wird, ist Körper, was aus dem Geist geboren wird, ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: ‚Ihr müsst von neuem geboren werden!‘ Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Geräusch. Aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.“

Gegenüber der Samariterin am Jakobsbrunnen unter dem Bild des Wassers – Joh. 4,14: „Wer von dem Wasser trinkt, von dem ich ihm geben will, wird bis in Ewigkeit keinen Durst mehr haben. Das Wasser, das ich ihm geben werde, wird vielmehr in ihm eine Wasserquelle werden, sprudelnd in ewiges Leben.“

Gegenüber den Menschen in Jerusalem – Joh. 7,37-39: „Wenn jemand Durst hat, soll er zu mir kommen und trinken! (Bei dem,) der an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, werden Ströme lebendigen Wassers aus seinem Leib fließen.“ Und Johannes verdeutlicht: „Das sagte er über den Geist, den die bekommen sollten, die an ihn glauben würden. Es war ja noch kein Geist da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.“

In der Abschiedsrede

Gegenüber seinen Jüngern in der Abschiedsrede – Joh. 14,16+17: „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Helfer geben, damit er bis in Ewigkeit bei euch sei. (Das ist) der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht bekommen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.“

Joh. 14, 26: „Der Helfer, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“

Joh. 15,26: “ Wenn der Helfer kommt, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird als Zeuge über mich aussagen.“

Joh. 16,13: “ Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch führen mit der reinen Wahrheit. Er wird nichts von sich aus sagen, sondern was er hören wird, wird er sagen, und das Kommende wird er euch berichten.“

Nach der Auferstehung

Und auch das, was Jesus nach seiner Auferstehung gesagt hat, muss man noch als prophetische Ankündigung verstehen – Joh. 20,22+23: Nachdem er das gesagt hatte, blies er sie an und sagte ihnen: „Ihr bekommt Heiligen Geist. Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben. Welchen ihr sie festhaltet, denen sind sie festgehalten.“

Auch die Apostelgeschichte beginnt zuerst noch einmal mit der Ankündigung – Apg. 1,4+5: Er hielt sie zusammen und befahl ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern auf das vom Vater Versprochene zu warten: „(Es wird das sein,) was ihr von mir gehört habt: ‚Johannes hat mit Wasser untergetaucht, ihr aber werdet im Heiligen Geist untergetaucht werden‘, nicht viele Tage nach diesem.“

Wir sehen also, dass vom Alten Testament her nicht nur der Messias angekündigt war mit seinem Sühnetod am Kreuz und seiner Auferstehung. Auch der heilige Geist war angekündigt. Und beides hängt ja aufs engste zusammen: Erst braucht der Mensch Vergebung und Reinigung von der Sünde, dann kann er Heiligen Geist empfangen als Kraft eines neuen Lebens.

Und bis zum Schluss bleibt es dabei – Offb. 22,17: Und der Geist und die Braut sagen: „Komm!“ Wer es hört, soll sagen: „Komm!“ Und wer Durst hat, soll kommen. Wer will, soll Wasser des Lebens bekommen – geschenkt!

Pastor

„Pastor“ ist das lateinische Wort für „Hirte“, griechisch „poimén“. Im Neuen Testament kommt es im wörtlichen Sinn vor z. B. bei den Hirten auf dem Feld im Bericht von der Geburt des Messias (Lukas 2). Im übertragenen Sinn ist es an mehreren Stellen eine bildhafte Bezeichnung für Jesus. Er ist der von Gott gesandte gute Hirte, der Anführer und Versorger seiner Herde, der Gemeinde.

Als Bezeichnung von Verantwortlichen in der Gemeinde taucht „Hirten“ nur ein einziges Mal auf. Das ist in der Aufzählung der Gaben Epheser 4,11, und zwar in der Kombination „Hirten und Lehrer“. Aus dieser Tatsache kann man vielleicht auch schließen, dass es keine häufige Bezeichnung war. Das „Hüten“ als deren Tätigkeit wird zweimal genannt, in Apostelgeschichte 20,28 und 1.Petrus 5,2.

In 1.Petrus 5,4 wird in der Unterweisung gegenüber den „Älteren“ Jesus als der „oberste Hirte“ bezeichnet. Das macht deutlich, wem allein die Vorrang- und Machtstellung in der Gemeinde gehört. Gegenüber dem „obersten Hirten“ sind die menschlichen „Hirten“ dann eben die Älteren in der Gemeinde. In der Verantwortung vor Jesus üben sie innerhalb der geschwisterlichen Gemeinde ihre dienende Funktion aus.

Natürlich hat man das Wort ins Lateinische als „pastor“ übersetzt, weil „Hirte“ auf Lateinisch eben „pastor“ heißt. Dieses lateinische Wort „pastor“ aber im Deutschen als Titel eines ordinierten Amtsträgers zu verwenden, ist der Sache nicht angemessen und der gemeinschaftlichen Struktur der christlichen Gemeinde fremd. Die Sonderrolle des „Pastors“, wie wir ihn aus protestantischen und freikirchlichen Traditionen kennen, hat hier keinen Platz. Außerdem hat Jesus das Führen von religiösen, kirchlichen oder „geistlichen“ Titeln in Matthäus 23,8-10 eindeutig verboten.

In der Gemeinde, wie Gott sie gewollt hat, sind „Pastoren“ oder gar „Pfarrer“(Pfarrherren) nicht vorgesehen. Im Neuen Testament sind sie nirgends zu finden.

Das Kreuz

Das griechische Wort „staurós“ heißt eigentlich Pfahl. Es wird aber auch für das römische Hinrichtungsinstrument verwendet, das auf Lateinisch „crux“ heißt. Das Kreuz bestand aus einem senkrecht feststehenden Pfahl und einem abnehmbaren Querbalken.

Einen Verurteilten band oder nagelte man zunächst mit den Armen an den Querbalken. Dann wurde der Querbalken mit dem Verurteilten hinaufgehoben und auf dem Pfahl befestigt. Danach wurden die herabhängenden Füße links und rechts mit je einem Nagel seitlich an den Pfahl genagelt. Der Querbalken war also oben auf dem Pfahl befestigt, so dass das „Kreuz“ nicht wie das übliche „t“ aussah, sondern wie ein „T“.

(Jesus wurde also nicht mit drei, sondern mit vier Nägeln angenagelt – zwei durch die Unterarme, zwei durch die Fußknöchel. Die Tafel mit der Anschuldigung gegen ihn wurde auch nicht über ihm „am“ Kreuz befestigt, sondern nach Johannes 19,19 „auf“ dem Kreuz, also oben auf dem Querbalken.)

Diese Art des Kreuzes als Hinrichtungsinstrument war ein Machtsymbol des römischen Staates und in den ersten zwei bis drei Jahrhunderten als christliches Symbol unbekannt. Das Symbol der Christen war der Fisch. Mit Kreuzen zu hantieren, ist in der christlichen Gemeinde niemandem in den Sinn gekommen. Erst als sich das Christentum mit dem römischen Staat zu vermischen begann, wurde das heidnische Kreuz als christliches Symbol ausgegeben, als Symbol der „christlichen“ Macht im römischen Staat.

Das „Kreuz“ als Ereignis

Das „Wort vom Kreuz“, von dem Paulus spricht, bezieht sich also nicht auf einen heilbringenden Gegenstand. Es bezieht sich auf ein historisches Ereignis, die Hinrichtung des Messias, die Grundlage der Rettung. Im Neuen Testament verkündet man also nicht das „Kreuz“, sondern den „Kreuzestod“ (des Messias). Deshalb verwende ich in meiner Übersetzung zwar „Kreuz“, wenn vom Hinrichtungsinstrument die Rede ist, aber „Kreuzestod“, wenn es um das Zentrum der christlichen Botschaft geht. Das zugehörige Verbum gebe ich nicht mit „kreuzigen“ wieder, sondern aussagekräftiger mit „ans Kreuz hängen“ oder „hinrichten am Kreuz“.

Das Kreuz als Symbol

Als Symbol der pseudochristlichen Macht steht das Kreuz auch heute noch auf Kirchtürmen, Feldfluren und Bergspitzen, hängt in kirchlichen und staatlichen Einrichtungen, wird am Revers, um den Hals und am Rosenkranz getragen, wird als heiliger Gegenstand verehrt und dient – auch in der Form des Bekreuzigens – als Symbol der Unterwerfung unter die kirchliche Macht und als Segens- und Schutzzauber.

Wer sich mit der Geschichte des abendländischen „Christentums“ beschäftigt, wird darauf stoßen, dass man mit dem Kreuz nicht nur Jesus selbst tötete. Unter diesem Zeichen verfolgte man auch zahllose seiner Nachfolger. Man nannte sie „Ketzer“, sperrte sie ein, folterte sie unter Vorhaltung des Kreuzes und brachte sie um. „Kreuz“-Züge wurden nicht nur gegen Muslime im Orient und in Spanien geführt. Sie wurden auch im Herzen Europas gegen abweichende christliche Gruppierungen wie die Waldenser, Albigenser und die Katharer geführt.

Ich habe den dringenden Verdacht, dass wir es hier mit dem Zeichen des Antichristen zu tun haben. Jedenfalls kenne ich kein anderes Zeichen, auf das die Beschreibung aus der Offenbarung besser passen würde: “ … dass sie sich ein Kennzeichen machen auf ihre rechte Hand oder auf ihre Stirn, … „.

Ein aktuelles Beweisfoto (Osternachtgottesdienst Moskau 2023):

Neben Putin war auch der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin vor Ort. Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt, wie die beiden das Kreuzzeichen machen. Bild: dpa

(Quelle: tagesschau.de)

Oberster Priester

Oberster Priester ist der allgemeinverständlichere Begriff für den traditionellen „Hohepriester“, der zum religiösen Insiderwort geworden ist. „Oberster Priester“, wie ich es übersetze, stellt gegenüber der Bezeichnung „Hohepriester“ auch eine wörtlichere Übersetzung des griechischen „archiereús“ dar. Der Oberste Priester in Israel musste in direkter Linie vom ersten Obersten Priester Aaron abstammen. Seine wichtigste Aufgabe war, im Tempeldienst das Volk vor Gott zu vertreten, insbesondere am großen Versöhnungtag, dem Jom Kippur.

Dieser Oberste Priester war zur Zeit von Jesus Kajafas. Außer ihm wird in den Evamgelien aber auch Hannas als Oberster Priester bezeichnet. Der war nicht nur der Schwiegervater von Kajafas, sondern auch dessen Amtsvorgänger, den die Römer abgesetzt hatten. Hannas blieb nach seiner Absetzung aber als graue Eminenz im Hintergrund aktiv, zog die Fäden und führte inoffiziell auch weiterhin den Titel.

Außerdem werden „oberste Priester“ auch als Gruppe genannt. Dabei handelt es sich um die näheren männlichen Verwandten des Obersten Priesters. Diese waren die in die Verwaltung des Tempeldienstes und die politischen Geschäfte mit eingebunden. Aus ihrem Kreis würde bei der Absetzung oder dem Ableben des amtierenden Obersten Priesters auch wieder dessen Nachfolger gewählt.

Der neue Oberste Priester

Die Obersten Priester aus dem Alten Testament werden im Neuen Testament aber abgelöst durch Jesus. Er hat sich selbst als endgültiges Sühneopfer dargebracht und wurde von Gott eingesetzt als neuer und ewiger Oberster Priester im himmlischen Heiligtum. Der Hebräerbrief beschreibt ausführlich, wie das alte Priestertum nach der Ordnung Aarons abgelöst worden ist durch den Obersten Priester Jesus, den Gott nach der Ordnung Malki-Zedeks eingesetzt hat.

„Weil wir nun, Geschwister, durch das Blut von Jesus Freiheit haben zum Zugang ins Heiligtum, den er für uns in Kraft gesetzt hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang, das ist durch seinen menschlichen Körper, und (weil wir) einen mächtigen Priester über das Haus Gottes (haben), wollen wir hingehen: mit wahrem Herzen, mit Überzeugung des Glaubens, die Herzen gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gebadet mit reinem Wasser!“

Christus

„Christós“ ist die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes „maschíach“. Von christós kommt im Deutschen „Christus“, von maschiach „Messias“. Beides heißt auf Deutsch „gesalbter“, sinngemäß zu ergänzen ist „König“, der „gesalbte König“.

Mit einer Salbung wurde in Israel der König eingesetzt, und so wurde das Wort auch zur Bezeichnung des von Gott versprochenen endgültigen Retters und Königs.

Die geläufige Bezeichnung „Christus“ ist durch den Gebrauch in der kirchlichen Formelsprache leider zu einem nichtssagenden Beinamen geworden. Wenn ein Kirchenfunktionär von „Jesus Christus“ spricht, hat niemand den Eindruck, dass er vom Herrn der Welt spricht, von Gottes gesalbtem König, dem er Gehorsam schuldig wäre.

Deshalb bevorzuge ich in der Übersetzung die Bezeichnung „Messias“, die auch im weltlichen Sprachgebrauch im Sinne einer Rettergestalt präsent ist. Für Israel und die Welt bekennt das Neue Testament: „Jesus ist der Messias!“ – Einen anderen gibt es nicht.

Gerettet sein und gerettet werden

Bei der Frage nach „gerettet sein“ und „gerettet werden“ schauen wir auf den Gebrauch des griechischen Wortes für „retten“, „soozein“. Es wird im Neuen Testament in dreifacher Weise benutzt.

Zum einen in der Bedeutung, in der es auch im Alltag normalerweise gebraucht wird, nämlich bei der Rettung aus Lebensgefahr. Ich nenne zwei zufällig ausgewählte Beispiele:

Als Petrus im See versank – Mt. 14,30: „Als er aber den gewaltigen Wind sah, bekam er Angst. Er fing an zu versinken und rief laut: ‚Herr, rette mich!'“

Das Schiff mit dem Gefangenen Paulus im Sturm – Apg. 27,20: „Nachdem über mehrere Tage aber weder Sonne noch Sterne erschienen (ohne Sonne und Sterne waren sie orientierungslos) und wir vom Wintersturm nicht wenig bedrängt waren, wurde im Weiteren jede Hoffnung ganz genommen, dass wir gerettet werden könnten.“

Zum anderen bei „Rettung“ aus schwerer Krankheit. Da wir hier im Deutschen normalerweise nicht „retten“ sagen, habe ich es an diesen Stellen mit der Bedeutung „gesund machen“ übersetzt. Zu einigen Geheilten sagte Jesus: „Dein Glaube hat dich gesund gemacht (gerettet).“

Drittens wird das Wort natürlich sehr oft gebraucht für die Rettung aus Sünde und Verlorenheit durch den Glauben an Jesus bzw. die Wiedergeburt. Ich nenne zwei Beispiele, in denen gesagt wird, dass wir in diesem Zustand „gerettet“ sind:

Eph. 2,8+9: „Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Geschenk ist es, nicht aus Werken, damit ja niemand stolz sein soll!“

Kol. 1,13+14: „Er hat uns aus der Macht der Finsternis gerettet und in das Königreich seines geliebten Sohnes versetzt, in dem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden.“

Allerdings wird im Neuen Testament sehr viel häufiger als von „gerettet sein“ von „gerettet werden“ gesprochen. Paulus spricht sogar im aktuellen Zustand der Gläubigen als von denen, die „gerettet werden“ – 1.Kor. 1,18: „Das Wort vom Kreuzestod ist ja für die, die verloren gehen, zwar ‚dummes Zeug‘, für die, die gerettet werden, für uns, ist es aber Gottes Kraft.“ So auch in der Diskussion um die Notwendigkeit der Beschneidung – Apg. 15,11: „Wir glauben vielmehr, dass wir durch die Gnade des Herrn, Jesus, gerettet werden, genau wie auch sie!“

Dazu passen die Aussagen über ein zukünftiges Gerettetwerden am Ende. In Römer 5,9+10 macht Paulus einen Unterschied zwischen einem früheren und einem späteren Geschehen: „Um wie viel mehr werden wir, die wir jetzt gerecht geworden sind durch sein Blut, durch ihn (dann auch) gerettet werden vor dem Zorn. Wenn wir nämlich, als wir (noch seine) Feinde waren, versöhnt worden sind mit Gott durch den Tod seines Sohnes, um wie viel mehr werden wir als Versöhnte gerettet werden infolge seines Lebens.“

Jesus selbst hat von der Rettung am Ende gesprochen – Mt.10,22: „Wer aber durchhält bis zum Ende, der wird gerettet werden.“ Dieses Wort ist mehrfach in den Evangelien zu finden. Auch von einer Gefährdung dieser Rettung am Ende hat er gesprochen – Mt. 24,22: „Und wenn jene Tage nicht verkürzt worden wären, würde kein Mensch gerettet. Wegen der Auserwählten werden jene Tage aber verkürzt sein.“

Vollendet wird die Rettung also mit der Entrückung bzw. der Auferstehung, wenn wir im Himmel in der unzählbaren Menge vor dem Thron stehen und die Hochzeit des Lammes gefeiert wird. Mir hilft dabei der Vergleich mit der Arche in der Sintflut: Wann waren Noah und die Seinen „gerettet“, als sie in die Arche einstiegen, oder als sie sie nach der Flut wieder verließen?

Deshalb gibt es im Neuen Testament auch die Lehre vom „Durchhalten“:

Lk. 21,19: „Mit eurem Durchhalten werdet ihr euer Leben erwerben.“

Jak. 5,10+11: „Nehmt als Vorbild für Leidensbereitschaft und Geduld, Geschwister, die Propheten, die im Namen des Herrn gesprochen haben. Seht, wir gratulieren denen, die durchgehalten haben! Ihr habt von Hiobs Durchhalten gehört und das Ende vom Herrn her gesehen.“

Röm. 2,7: „Den einen, die mit Durchhalten im Tun des Guten nach Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit streben, (vergilt er es) mit ewigem Leben.“

2.Tim. 2,12: „Wenn wir durchhalten, werden wir auch mit regieren.“

Offb. 1,9: „Ich, Johannes, euer Bruder, der ich mit euch teilhabe an der Bedrängnis, am Königreich und am Durchhalten in Jesus, war auf der Insel Patmos wegen des Wortes Gottes und der Zeugenaussage über Jesus.“

Offb. 3,10: „Weil du mein Wort vom Durchhalten bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Prüfung, die über die ganze Welt kommen soll, um alle Bewohner der Erde zu prüfen.“

Beten im Namen von Jesus

Beten im Namen von Jesus ist eine neue Art des Betens, die unter vielem anderen im Neuen Testament auftaucht. Und wir wollen hier einmal klären, was es eigentlich heißt, „im Namen von Jesus“ zu beten. In der Tat ist es eine Formulierung, die fromm und eindrücklich klingt. Aber inhaltlich ist sie doch für manche auch irgendwie unklar und schwammig.

Was bei solchen Nachforschungen eigentlich immer hilft, ist die Konkordanz. Sie ist übrigens nach der Bibel das zweitwichtigste Buch. Mit ihr kann man sehr gut Bibelstellen finden, vergleichen und Zusammenhänge erkennen. Und so kann man auch andere Dinge entdecken, die „im Namen von Jesus“ oder „im Namen des Herrn“ getan werden. Ein paar Beispiele dafür (die Auswahl ist unvollständig):

Im Namen von Jesus getan:

Apg. 9,27 – Paulus: „… wie er in Damaskus ganz offen im Namen von Jesus gesprochen hatte.“

Apg. 10,48 – Petrus: „Und er ordnete an, dass sie im Namen von Jesus Christus untergetaucht würden.“

Apg. 16,18: „Als Paulus aber verärgert war, wandte er sich um und sagte zu dem Geist: ‚Ich befehle dir im Namen von Jesus dem Messias, von ihr hinauszugehen!’“

1.Kor. 5,3-5: „Mit dem Leib bin ich freilich abwesend, mit dem Geist aber anwesend. Und ich habe wie ein Anwesender über den, der das verübt, bereits das Urteil gefällt im Namen unseres Herrn, Jesus: Wenn ihr versammelt seid und mein Geist bei euch ist mit der Kraft unseres Herrn Jesus, wollen wir ihn dem Satan übergeben zum Verderben des Körpers, damit am Tag des Herrn der Geist gerettet wird.“

2.Kor. 5,20: „Wir sind also Gesandte für den Messias, sodass Gott durch uns bittet. Wir bitten im Namen des Messias: Lasst euch versöhnen mit Gott!“

Kol. 3,17: „Und alles, was ihr auch tut mit Wort oder mit Tat, (tut es) im Namen des Herrn, Jesus, und dankt Gott, dem Vater durch ihn!“

Im Auftrag von Jesus / anstelle von Jesus

Ich denke, man kann an diesen Beispielen ablesen, dass „im Namen von Jesus“ soviel bedeutet wie „im Auftrag von Jesus“ oder „anstelle von Jesus“. Leicht macht es uns da die Tatsache, dass wir diesen Sprachgebrauch auch im Deutschen haben. Wenn z.B. ein städtischer Mitarbeiter „im Namen des Bürgermeisters“ einem 80-Jährigen zum Geburtstag gratuliert, dann tut er es im Auftrag bzw. anstelle des Bürgermeisters. Der Bürgermeister hat ihn beauftragt und bevollmächtigt, an seiner Stelle diese Gratulation auszusprechen. Wenn man in diesem Sinne die oben genannten Beispiele nochmal anschaut, merkt man sicher recht schnell, welch einen treffenden Sinn dieses Verständnis ergibt.

Nun aber die Frage, wie kann man „im Namen von Jesus“ beten? Ich denke, dass es dazu eine Schlüsselstelle gibt, die uns Johannes berichtet hat. Es handelt sich um den letzten Abend, den Abschied von seinen Jüngern, an dem Jesus ihnen unter vielem anderen sagte – Joh. 16, 23-27:

„Amen, Amen, ich sage euch: Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben. Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollendet ist! Das habe ich euch mit Vergleichen gesagt. Es kommt eine Zeit, da werde ich nicht mehr in Vergleichen mit euch sprechen, sondern werde euch ganz offen über den Vater berichten. Zu jener Zeit werdet ihr in meinem Namen bitten. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde. Denn der Vater selbst ist euer Freund, weil ihr meine Freunde geworden seid und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.“

In einer neuen Zeit

Mit dem „Bis jetzt habt ihr nicht gebeten in meinem Namen“ setzt Jesus einen Zeitpunkt, an dem sich etwas gravierend ändert. Das Beten in seinem Namen ist Zeichen einer neuen Zeit. Jesus geht von der Erde weg und geht zu seinem Vater. Der Platz, den er bisher hier ausgefüllt hat, erscheint zunächst leer. Aber er bleibt nicht leer, denn seine Jünger werden ja als seine Gesandten seinen Auftrag und Dienst in der Welt weiterführen, in seinem Namen.

Nun können wir uns vorstellen, was es heißt, in seinem Namen zu beten: In seinem Auftrag, an seiner Stelle hier auf der Erde zum Vater oder zu ihm beten. Also nicht nur den Menschen gegenüber, sondern auch Gott gegenüber die priesterliche Mittlerposition einnehmen, die Jesus auch auf Erden schon hatte. Wenn wir also im Sinne von Jesus bei Gott eintreten für Dinge, die Jesus wichtig sind, beten wir in seinem Namen.

Beten mit hohem Anspruch

Ich hoffe, wir merken, was das für eine anspruchsvolle Aufgabe und Tätigkeit ist. Man ist mit Jesus eins, kennt seine Gedanken und Anliegen und bringt sie an seiner Stelle beim Vater vor. Dass uns dabei der heilige Geist unterstützt und bei Gott für uns eintritt, gehört sicherlich dazu.

Um sich deutlich zu machen, was man dabei tut, kann es vielleicht hilfreich sein, es manchmal auch auszusprechen: „Vater, im Namen von Jesus bitte ich dich …“. Das wird aber nichts daran ändern, ob das Gebet wirklich im Namen von Jesus geschieht oder nicht. Man sollte die Formulierung nicht als Floskel gebrauchen, um ein Gebet frommer oder wirksamer erscheinen zu lassen. Man sollte es schon garnicht gewohnheitsmäßig oder gedankenlos tun. Das wäre völlig im Widerspruch zu dem, was Jesus gesagt und gemeint hat.

Der Ruheplatz für die Seele

Der Ruheplatz für die Seele ist mir beim Lesen im Propheten Jeremia begegnet – Jer. 6,16. Ich zitiere hier erst einmal die Lutherübersetzung: „Tretet hin an die Wege und schaut und fragt nach den Wegen der Vorzeit, welches der gute Weg sei, und wandelt darin, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele!“

Bei „Ruhe finden für eure Seele“ hat sich bei mir die Erinnerung geregt an die Aussage von Jesus – Mt. 11,29: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, ich bin sanft und von Herzen bescheiden, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen!“ Offensichtlich hat Jesus mit dieser Zusage auch den Propheten Jeremia zitiert.

Bei Zitaten aus dem Alten Testament schaue ich gerne nach, wie es dort im Urtext steht. Und da habe im Hebräischen an dieser Stelle nicht das übliche Wort für „Ruhe“ gefunden, das „Menucha“ hieße. Dort steht vielmehr das Wort „Margoa'“, das nicht allgemein „Ruhe“ meint, sondern konkret einen Ort der Ruhe, einen „Ruheplatz“.

Schön wäre im Deutschen natürlich auch die Übersetzung „Rastplatz“. Aber der liegt heutzutage an der Autobahn und hat leider nicht mehr viel mit „Ruhe“ zu tun.

Nach dieser Entdeckung kann ich nun auch die Aussage von Jesus in Mt. 11,28-30 konkreter übersetzen: Kommt alle zu mir, die ihr euch bemüht und beladen seid, ich will euch Ruhe verschaffen! Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, ich bin sanft und von Herzen bescheiden, ‚und ihr werdet einen Ruheplatz finden für eure Seelen!‘ Denn mein Joch ist angenehm, meine Last ist leicht.“

Der Ruheplatz für die Seele ist eben doch bei Jesus – und sonst nirgends …

Auferstehung „nach drei Tagen“

Die Auferstehung „nach drei Tagen“ hat mich einmal eine Zeit lang beschäftigt. Ich hatte in einem Buch gelesen – weiß aber nicht mehr von wem -, dass Jesus evtuell nicht am Freitag verstorben sei, sondern schon früher, am Donnerstag oder gar Mittwoch. Das Hauptargument war, dass Jesus vorausgesagt hatte, der Menschensohn werde drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein. Und die Aussage, er werde „nach drei Tagen“ auferstehen, klinge nach mehr als von Freitagnachmittag bis Samstagnacht.

Freitag

Nach einigem Drehen und Wenden musste ich dann aber doch beim Freitag bleiben. Denn die alte Tradition, nach der die Christen in der frühen Zeit freitags gefastet haben, weil Jesus da getötet wurde, ist nur verständlich, wenn es wahr ist. In Israel gab es in den ersten Jahrhunderten ohne Unterbrechung eine große Einwohnerschaft von jesusgläubigen Juden. Diese erlaubte keine Veränderungen an den überlieferten Orten und Terminen aus dem Leben von Jesus. Und es gibt aus der alten Zeit tatsächlich keinerlei Nachricht, dass mit dem Freitag als Todestag etwas nicht stimmen könnte. Auch die Evangelien kann man nicht anders verstehen.

Samstag

Der Samstag als Ruhetag bzw. Schabbat wird im Evangelium zwar als ein „großer“ oder „besonderer“ bezeichnet, aber das heißt nur, dass er kein gewöhnlicher Schabbat war. Er war nur gleichzeitig auch der erste große Feiertag des Pesach-Festes, der in jenem Jahr nach pharisäischer Rechnung auf den Schabbat fiel. Aber es bleibt ein Tag, und man kann keine zwei draus machen.

Sonntag

Und am Sonntag als Auferstehungstag ist genausowenig zu rütteln. Es ist eindeutig der erste Tag der Woche, der Tag nach dem Schabbat. Jesus ist in der Nacht zum Sonntag auferstanden, und die gehört nach jüdischem Verständnis seit kurz nach Sonnenuntergang schon zum Sonntag, so dass am Zeitraum „von Freitag bis Sonntag“ nichts zu ändern ist. Die Auferstehung „nach drei Tagen“ kann also nicht im Widerspruch dazu stehen.

Wir können getrost den Aussagen vertrauen, dass im damaligen jüdischen Denken bei der Ausdrucksweise „nach drei Tagen“ der erste Tag mitgezählt wurde. Etwas Ähnliches haben wir im Deutschen (Schwäbischen?) mit der Bezeichung „acht Tage“ für eine Woche. Wenn ich sage „in acht Tagen“, und heute ist Montag, dann ist der nächste Montag gemeint und nicht der Dienstag. Jesus ist also ab Freitagnachmittag tot, das war der erste Tag. Dann war er den ganzen Samstag über tot, das war der zweite Tag. Und dann war er auch einen Teil der Nacht auf Sonntag noch tot, das war der dritte Tag. So sagten es auch die Emmausjünger am Sonntag: „Und heute ist es der dritte Tag, nachdem das geschehen ist.“

Hilfreich ist auch diese Beobachtung: In den Evangelien werden die Bezeichnungen „nach drei Tagen“ und „am dritten Tag“ für die Auferstehung nebeneinander und gleichbedeutend gebraucht.

Drei Nächte unter der Erde?

Bleibt noch das Rätsel, was Jesus meinte, als er sagte, Mt. 12,40: „Wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Meerestieres war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.“ Drei Tage bringen wir nach obiger Rechnung ja noch zusammen, aber keine drei Nächte. Da müssen wir ein prophetisches Wort des Herrn vielleicht in einer ungefähren Rätselhaftigkeit stehen lassen.

Ich will an dieser Stelle auf meinen Beitrag „Die Woche der Verhaftung und Hinrichtung“ verweisen. Nach dem darin beschriebenen Ablauf war Jesus tatsächlich drei Nächte unter der Erde: Von Mittwoch auf Donnerstag war er im Kerker der Obersten Priesters. Von Donnerstag auf Freitag war er im Kerker des römischen Regenten. Und von Freitag auf Samstag war er im Grab des Josef von Arimathia. Das klingt vielleicht etwas weit hergeholt. Aber manchmal erfüllen sich prophetische Worte eben doch etwas anders, als man ursprünglich dachte …

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