Das griechische Wort „Hades“ steht für das Jenseits, die Totenwelt, den Ort oder die Welt der Totengeister. Der Mensch, der seinem Wesen nach Geist ist, verlässt beim Tod seinen Körper. Als reines Geistwesen existiert er danach weiter in der Welt der Toten, die sich mit der Welt der Lebenden durchaus auch überlappen kann. Diese Sichtweise war über Jahrtausende der gesamten Menschheit zu eigen und wird so auch in der Bibel bestätigt. Erst der moderne Materialismus und Atheismus hat sie geleugnet.

Die bekannten Nahtoderfahrungen, die 3-5 % der Menschen nachweislich machen, könnten immer noch ein Beweis für die Wahrheit dieser Sichtweise sein. Doch sie werden von „Wissenschaftlern“ kurzerhand zu Produkten von chemischen Reaktionen erklärt, die sich angeblich beim Sterben im Gehirn abspielen. Auch hier gilt wohl das Wort von Paulus: „Während sie behaupten, weise zu sein, werden sie zu Narren.“ (Rö 1,22).

Im Alten Testament ist natürlich ebenfalls von der Totenwelt die Rede, das hebräische Wort dafür heißt „sche’ól“. Als griechische Übersetzung dafür hat man den Begriff „Hades“ übernommen, so auch im Neuen Testament.

Ein anschaulicher Bericht dazu ist im Alten Testament der Vorgang, dass der König Saul den Geist des verstorbenen Propheten Samuel aus der Totenwelt holen lässt (1 Sam 28). Im Neuen Testament gibt die Geschichte, die Jesus über den reichen Mann und den armen Lazarus erzählt, einen Einblick in diese Welt (Lk 16,19-31).

In der deutschen Sprachentwicklung gab es für die Totenwelt bis ins Mittelhochdeutsche den Begriff „Hel“, den wir leider verloren haben. Er hat sich nämlich gewandelt in das spätere Wort „Hölle“, das eine völlig andere Bedeutung hat. Denn die „Hölle“ ist nicht der gegenwärtige Aufenthaltsort der Toten, sondern der zukünftige Ort der Strafe. Für die Hölle gab es im Griechischen überhaupt keinen Begriff, ja, nicht einmal eine Vorstellung. Man musste im biblischen Griechisch aus dem Hebräischen das Lehnwort „Géhenna“ dafür übernehmen.

Diese beiden Orte sollte man nicht durcheinanderbringen. Der Hades als Totenwelt ist das Jenseits, wo die Toten vorübergehend bleiben bis zum letzten Gericht. Die Hölle, die Géhenna, ist der ewige Ort der Strafe für die Ungerechten und Unbrauchbaren nach dem letzten Gericht. (Die fundierteste Lehre über die Hölle ist übrigens in dem Buch von David Pawson zu finden: „Der Weg zur Hölle„.)

Da die Welt der Toten kein „Reich“ ist im Sinne eines Staatswesens, verwende ich in meiner Übersetzung nicht den älteren Ausdruck „Totenreich“, sodern den etwas neutraleren Begriff „Totenwelt“. Umgangssprachlich wäre das „Jenseits“ ein bekannter und benutzter Ausdruck dafür, aber er ist leider zu ungenau und passt in der Übersetzung nicht an allen Stellen.