Ein Bibelübersetzer entdeckt ...

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Erbauung oder Aufbau

Erbauung oder Aufbau, das ist die Frage. Die traditionelle Übersetzung „Erbauung“ für das griechische „oikodomé“ hat im frommen Verständnis leider die Tendenz zur „Erbaulichkeit“ entwickelt. Vielleicht fallen uns jene „Erbauungs“-Stunden ein, in denen man „erbauliche“ Verkündigung pflegt. Mit ihr lassen sich fromme Christen in ihren frommen Ansichten bestätigen und fühlen sich „erbaut“. Aber geistlich bewegt sich nichts in ihrem Leben.

Die Botschaft Gottes ist aber nicht dazu da, Menschen zu bestätigen, sondern in Frage zu stellen. Sie will Christen zur – geistlich verstandenen – vollkommenen Hingabe und Heiligkeit führen. Die erwähnte „Erbaulichkeit“ ist ein Hindernis auf diesem Weg. Erbauung oder Aufbau, das ist also eine Grundfrage des Christen- und Gemeindelebens.

Deshalb wird im Neuen Testament und also auch in meiner Übersetzung die christliche Gemeinde nicht „erbaut“, sondern „aufgebaut“. So entspricht es auch dem griechischen Wort „oikodomé“, das im eigentlichen Sinne den Bau von Häusern bedeutet. Hier soll alles nicht der „Erbauung“ dienen, sondern dem Aufbau. Jeder Einzelne erhält Aufbau, um teilzunehmen am Aufbau der Gemeinde, der Wohnung Gottes im Geist. In ihr geht es nicht „erbaulich“ zu, sondern geistlich.

1 Kor 3,10-15: „Entsprechend der mir von Gott gegebenen Gnadengabe habe ich als weiser Architekt ein Fundament gelegt, ein anderer baut darauf auf. Jeder soll sehen, wie er aufbaut. Ein anderes Fundament kann freilich niemand legen neben dem gelegten: Das ist Jesus der Messias. Ob auf das Fundament aber jemand Gold, Silber, Edelsteine, (oder) Holz, Gras, Schilf aufbaut – das Werk eines jeden wird sichtbar werden. Der Gerichtstag wird es klar erkennbar machen, weil mit Feuer aufgedeckt wird. Und wie auch immer das Werk eines jeden ist, das Feuer wird es prüfen. Wenn jemandes Werk bleibt, das er aufgebaut hat, wird er Lohn bekommen. Wenn jemandes Werk verbrennt, wird er Schaden nehmen.“

1 Kor 14,3-4: „Wer prophetisch spricht, spricht für Menschen: Aufbau, Ermutigung und Trost. Wer in einer Gebetssprache redet, baut sich selber auf. Wer prophetisch spricht, baut Gemeinde auf.“

Röm 14,19: „Also wollen wir nun hinter allem her sein, was dem Frieden und dem gegenseitigen Aufbau (dient)!“

Röm 15,2: „Jeder von uns soll dem anderen gefallen, auf das Gute hin, zum Aufbau.“

Eph 2,21-22: „In ihm wird das ganze Bauwerk zusammengefügt und wächst zu einem heiligen Tempelhaus im Herrn, in dem auch ihr mit aufgebaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist.“

Eph 4,11-12: „Und er hat (als Gaben) gegeben: die Gesandten, die Propheten, die Botschafter und die Hirten und Lehrer, damit sie die Heiligen ausbilden zum Tun des Dienstes, zum Aufbau des Leibes des Messias, …“

Eph 4,16: „Aus ihm heraus wird der ganze Leib zusammengefügt und zusammengehalten durch jede unterstützende Sehne nach dem Maß der Mitwirkung jedes einzelnen Teils, und so wird das Wachstum des Leibes vollbracht zu seinem Aufbau in Liebe.“

Eph 4,29: „Kein untaugliches Wort darf aus eurem Mund kommen, sondern wenn, dann ein gutes – zum nötigen Aufbau, damit es denen, die es hören, Gnade gibt.“

1 Pe 2,4-5: „Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein – zwar von Menschen verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar – und lasst euch selbst als lebendige Steine aufbauen, als geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott willkommen sind durch Jesus den Messias.“

Nicht aus „Blut“ geboren

In Joh 1,12 werden die Kinder Gottes gekennzeichnet als solche, die „aus Gott geboren“ sind. Davor stehen drei negative Bestimmungen: Sie sind nicht aus „Blut“ geboren, nicht aus körperlichem Verlangen und nicht aus menschlichem Willen.

Nicht aus menschlichem Willen, das heißt auch, nicht aus menschlicher Planung. Also haben nicht Menschen beschlossen, dieses Kind zu wollen und zu bekommen.

Nicht aus körperlichem Verlangen, das heißt, nicht aus dem triebhaftigen Verlangen des Körpers nach Sex, wobei in Kauf genommen wird, mehr oder weniger gewollt ein Kind zu erzeugen. Also hat auch das körperliche sexuelle Verlangen dieses Kind nicht hervorgebracht.

Aber was heißt: Nicht aus „Blut“ geboren“? Aus Blut entstehen keine Kinder. Nun wusste der antike Mensch natürlich, was Blut ist. Aber die differenzierte Kenntnis der Körperflüssigkeiten, wie die moderne Wissenschaft sie erforscht hat, hatte er noch nicht. Und so dachte ich zunächst, „Blut“ könnte hier ein allgemeinerer Begriff für Körperflüssigkeiten oder Körpersäfte sein. Über die gab es in den früheren Zeiten ja spezifische medizinische Lehren. Und so könnte man vielleicht auch Sperma und Eizellen mit unter „Blut“ verstehen. Aber an der Übersetzung bin ich dann doch gescheitert. Kinder Gottes, die „nicht aus Körpersäften“ oder „nicht aus Körperflüssigkeiten“ geboren sind?

Eigenartigerweise hilft einem dann doch noch einmal ein einfacher Blick ins Lexikon. Wörter haben oft mehrere Bedeutungen. Und so fand ich unter „haíma“, dem griechischen Begriff für „Blut“, auch die Bedeutung „Blutsverwandtschaft“ im Sinne der menschlichen Abstammung von den Vorfahren. Die blutsverwandten Vorfahren eines Menschen sind im Griechischen also auch sein „Blut“. Und so wird es klar: Die Abstammungsreihe lebt ja davon, dass immer wieder neue Nachkommen hervorgebracht werden. Aber so entstehen keine Kinder Gottes. Kinder Gottes sind „nicht aus der menschlichen Abstammung geboren“. Also sind sie nicht das Produkt einer menschlichen Vorfahrenreihe.

So umschreibt Johannes hier die neue Geburt. Aus der menschlichen Abstammung, aus dem körperlichen Verlangen und aus der menschlichen Familienplanung entsteht der natürliche Mensch. Der natürliche Mensch ist aber der alte Mensch, der sündige Mensch, von dem gilt, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht sehen werden (1 Ko 15,50). Und so haben die genannten menschlichen Zusammenhänge im Reich Gottes auch keinerlei Bedeutung.

Aus Gott geboren, das ist der neue Mensch, der geistliche Mensch, der nach der Aussage des ersten Johannesbriefs nicht mehr sündigt, ja nicht mehr sündigen kann. Johannes sagt, das sind die, „die an seinen Namen glauben“.

Vielleicht müssen wir in diesem Zusammenhang ja auch noch einmal überlegen, was „glauben“ wirklich heißt …

Evangelium

Evangelium – dieses Wort soll traditionell den Kern der Botschaft des Neuen Testaments beschreiben. Der Begriff „Evangelium“ ist eingedeutscht aus dem griechischen Wort „euangélion“. Im Griechischen ist das aber zunächst gar kein religiöser Begriff, sondern ganz einfach eine „gute Botschaft“, etwa von einer Einladung, einem Sieg, einer Steuererleichterung etc.

Eine gute Botschaft überbringt uns das Neue Testament ja tatsächlich. Sie beinhaltet das gesamte Leben, Lehren und Wirken von Jesus dem Messias einschließlich seinem Auftrag an seine Gesandten. Gemessen an dieser eigentlichen Bedeutung hat die kirchlich/theologische Tradition den Begriff „Evangelium“ aber verwässert zu einem Minimalbegriff von irgendetwas Gutem. Deshalb hat er seine ursprüngliche Bedeutung als Ausdruck für die Gesamtbotschaft des Neuen Testaments verloren und ist somit nicht mehr brauchbar.

Auch das Verständnis, dass im Zentrum der guten Botschaft der Sühnetod von Jesus am Kreuz für uns steht, ist einerseits zwar richtig, hat aber die Gefahr, sie einseitig zu verkürzen. Den Begriff „gute Botschaft“ gebraucht das Neue Testament so nicht. Wie es ihn selbst gebraucht, sollte aber der Maßstab sein.

Soweit ich sehe, umfasst die gute Botschaft im Neuen Testament das Gesamtpaket dessen, was uns Gott in Jesus anbietet und was er in Jesus von uns fordert. Deshalb umfasst diese Botschaft auch die gesamte Geschichte von Jesus. Matthäus hat „die Botschaft von Jesus“ aufgeschrieben, genauso auch Markus, Lukas und Johannes. Und mit welch göttlicher Weisheit diese vier Berichte über die eine Botschaft zusammenpassen, ist staunenswert. Ihr gesamter Inhalt ist in der ersten Christengeneration als „die gute Botschaft“ weitergegeben worden.

Und die zwei genannten Seiten – was Gott anbietet und was er fordert – hatte die Botschaft von Anfang an. „Das Reich Gottes ist nahe gekommen“, das ist, was Gott anbietet. „Seid bereit euch zu ändern (Tut Buße / Kehrt um)“, das ist, was er fordert. Und das gilt so bis heute und bis Jesus wiederkommt. So hat Gott sich festgelegt, und eine andere Botschaft wird von Gott nicht mehr kommen.

Eine markante Stelle, die das Umfassende dieser Botschaft von der Zeit vor der Kreuzigung bis zur Verkündigung unter den Völkern bezeugt, ist Mt 26,13. Dort sagt Jesus über die Frau, die ihn mit dem kostbaren Duftöl gesalbt hat: „Amen, ich sage euch: Wo immer in der ganzen Welt diese Botschaft verkündet wird, wird auch gesagt werden, was sie getan hat, damit sie immer in Erinnerung bleibt.” Jesus sprach schon vor der Kreuzigung von dieser Botschaft, die in der ganzen Welt verkündigt werden würde. Und sogar die Salbung durch Maria (die es laut Johannes war, die ihn salbte) sollte ein Teil dieser Botschaft sein.

Natürlich kann ich mir überlegen, was ich dann doch vielleicht als das Zentrum oder den Kern dieser Botschaft empfinde. Für mich ist es das Zusammenkommen der völligen Hingabe Gottes an mich im Tod von Jesus am Kreuz mit meiner völligen Hingabe an ihn in einem bekehrten Leben. Gottes Angebot und Forderung kommen zusammen in der echten, gelebten, persönlichen Beziehung zu Jesus und zum Vater, dem allmächtigen Gott. Daraus erwächst die Freundschaft mit Gott.

Und so wird in meiner Übersetzung des Neuen Testaments nicht irgendein „Evangelium“ verkündet, sondern die „gute Botschaft“. Diese Botschaft ist allerdings menschlich gesprochen gar nicht nur „gut“. Für die, die sie ablehnen, ist sie schlimm. Und so habe ich an den meisten Stellen einfach nur mit „Botschaft“ übersetzt.

Die Botschaft Gottes, die Botschaft von Jesus, das ist der Gesamtinhalt des Neuen Testaments. Sie beinhaltet auch den Ausblick auf das Ende der Welt und den Beginn einer neuen Schöpfung. Und es gilt für sie, was am Ende der Offenbarung steht:

„Wenn jemand etwas hinzufügt zu ihr, wird Gott ihm die Strafen hinzufügen, die in dieser Schrift beschrieben sind. Wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten dieser prophetischen Schrift, wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen vom Baum des Lebens und von der heiligen Stadt, die in dieser Schrift beschrieben sind.“

Das Lied des Amos

Das Lied des Amos kann man rekonstruieren, wenn man die drei Liedstrophen erkennt und zusammenstellt, die im Buch Amos an verschiedenen Stellen eingestreut sind – 4,13 / 5,8 / 9,5-6:

Der Berge formt und Wind erschafft,

der dem Menschen mitteilt, was er denkt,

der Morgenröte und Nebel macht,

der die Höhen der Erde besteigt:

„Herr“ ist sein Name.

Der zum Morgen die Finsternis wandelt,

der den Tag zur Nacht verfinstert,

der den Wassern des Meeres ruft

und sie ausgießt aufs Antlitz der Erde:

„Herr“ ist sein Name.

Der die Erde anrührt, dass sie wankt

und alle trauern, die darauf wohnen,

der im Himmel sein Hochgemach baut,

sein Gewölbe auf Erden gründet:

„Herr“ ist sein Name.

(Das Lied des Amos ist in Strophe 1 eigene Übersetzung, in den Strophen 2 und 3 zitiert in der Übersetzung von Jörg Jeremias aus seinem Kommentar „Der Prophet Amos“.)



Die Totenwelt

Das griechische Wort „Hades“ steht für das Jenseits, die Totenwelt, den Ort oder die Welt der Totengeister. Der Mensch, der seinem Wesen nach Geist ist, verlässt beim Tod seinen Körper. Als reines Geistwesen existiert er danach weiter in der Welt der Toten, die sich mit der Welt der Lebenden durchaus auch überlappen kann. Diese Sichtweise war über Jahrtausende der gesamten Menschheit zu eigen und wird so auch in der Bibel bestätigt. Erst der moderne Materialismus und Atheismus hat sie geleugnet.

Die bekannten Nahtoderfahrungen, die 3-5 % der Menschen nachweislich machen, könnten immer noch ein Beweis für die Wahrheit dieser Sichtweise sein. Doch sie werden von „Wissenschaftlern“ kurzerhand zu Produkten von chemischen Reaktionen erklärt, die sich angeblich beim Sterben im Gehirn abspielen. Auch hier gilt wohl das Wort von Paulus: „Während sie behaupten, weise zu sein, werden sie zu Narren.“ (Rö 1,22).

Im Alten Testament ist natürlich ebenfalls von der Totenwelt die Rede, das hebräische Wort dafür heißt „sche’ól“. Als griechische Übersetzung dafür hat man den Begriff „Hades“ übernommen, so auch im Neuen Testament.

Ein anschaulicher Bericht dazu ist im Alten Testament der Vorgang, dass der König Saul den Geist des verstorbenen Propheten Samuel aus der Totenwelt holen lässt (1 Sam 28). Im Neuen Testament gibt die Geschichte, die Jesus über den reichen Mann und den armen Lazarus erzählt, einen Einblick in diese Welt (Lk 16,19-31).

In der deutschen Sprachentwicklung gab es für die Totenwelt bis ins Mittelhochdeutsche den Begriff „Hel“, den wir leider verloren haben. Er hat sich nämlich gewandelt in das spätere Wort „Hölle“, das eine völlig andere Bedeutung hat. Denn die „Hölle“ ist nicht der gegenwärtige Aufenthaltsort der Toten, sondern der zukünftige Ort der Strafe. Für die Hölle gab es im Griechischen überhaupt keinen Begriff, ja, nicht einmal eine Vorstellung. Man musste im biblischen Griechisch aus dem Hebräischen das Lehnwort „Géhenna“ dafür übernehmen.

Diese beiden Orte sollte man nicht durcheinanderbringen. Der Hades als Totenwelt ist das Jenseits, wo die Toten vorübergehend bleiben bis zum letzten Gericht. Die Hölle, die Géhenna, ist der ewige Ort der Strafe für die Ungerechten und Unbrauchbaren nach dem letzten Gericht. (Die fundierteste Lehre über die Hölle ist übrigens in dem Buch von David Pawson zu finden: „Der Weg zur Hölle„.)

Da die Welt der Toten kein „Reich“ ist im Sinne eines Staatswesens, verwende ich in meiner Übersetzung nicht den älteren Ausdruck „Totenreich“, sodern den etwas neutraleren Begriff „Totenwelt“. Umgangssprachlich wäre das „Jenseits“ ein bekannter und benutzter Ausdruck dafür, aber er ist leider zu ungenau und passt in der Übersetzung nicht an allen Stellen.

Der Oberste Priester

Der „Oberste Priester“ ist der verständlichere Begriff für das traditionelle Wort „Hohepriester“, das zum religiösen Insiderwort geworden ist. „Oberster Priester“, wie ich es übersetze, stellt gegenüber „Hohepriester“ auch eine wörtlichere Übersetzung des griechischen „archiereús“ dar.

Der erste Oberste Priester in Israel war Aaron, der Bruder Moses. Jeder weitere Oberste Priester musste in direkter Linie von Aaron abstammen. Seine wichtigste Aufgabe war, im Tempeldienst das Volk vor Gott zu vertreten, insbesondere am großen Versöhnungstag, dem Jom Kippur.

Der Oberste Priester zur Zeit der öffentlichen Wirksamkeit von Jesus war Kajafas. Außer ihm wird in den Evangelien aber auch Hannas als Oberster Priester bezeichnet. Der war nicht nur der Schwiegervater von Kajafas, sondern auch dessen Amtsvorgänger. Eigentlich amtierte ein Oberster Priester lebenslang, bis zu seinem Tod. Doch die Römer hatten darauf keine Rücksicht genommen und Hannas aus politischen Gründen abgesetzt. Der blieb nach seiner Absetzung aber als graue Eminenz im Hintergrund aktiv, zog die Fäden und führte inoffiziell auch weiterhin den Titel.

Außerdem werden „oberste Priester“ auch als Gruppe genannt. Dabei handelt es sich um die männlichen näheren Verwandten des Obersten Priesters. Diese waren in die Verwaltung des Tempeldienstes und die politischen Geschäfte mit eingebunden. Und aus ihrem Kreis würde bei der Absetzung oder dem Ableben des amtierenden Obersten Priesters auch wieder dessen Nachfolger bestimmt.

Die Obersten Priester aus dem Alten Testament werden im Neuen Testament abgelöst durch Jesus. Er hat sich am Kreuz auf Golgota selbst als endgültiges Sühneopfer dargebracht und wurde dann von Gott eingesetzt als ewiger Oberster Priester im himmlischen Heiligtum. Der Hebräerbrief beschreibt ausführlich, wie das alte Priestertum nach der Ordnung Aarons endete, als Gott – in Erfüllung der Prophetie von Ps 110,4 – Jesus zum Obersten Priester nach der Ordnung Malki-Zedeks machte.

„Weil wir nun, Geschwister, durch das Blut von Jesus Freiheit haben zum Zugang ins Heiligtum, den er für uns in Kraft gesetzt hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang, das ist durch seinen menschlichen Körper, und (weil wir) einen mächtigen Priester über das Haus Gottes (haben), wollen wir hingehen: mit wahrem Herzen, mit Überzeugung des Glaubens, die Herzen gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gebadet mit reinem Wasser!“ (Hebr 10,19-22.)

Fleisch

Der griechische Begriff „sarx“ heißt in seiner primären Bedeutung auf Deutsch „Fleisch“. In diesem Sinne verwende ich es auch in meiner Übersetzung, etwa wenn es um die Frage geht, ob Christen ein Stück Fleisch vom Markt essen dürfen. Wenn man das Tier, von dem es stammte, einem heidnischen Gott geopfert hatte, war es problematisch, davon zu essen.

In seiner übertragenen Bedeutung bezeichnet das Wort die sündige menschliche Natur, also das, was das Neue Testament auch den „alten Menschen“ nennt. Diese Bedeutung von „Fleisch“ bzw. „fleischlich“ ist allerdings aus der heutigen Sprache verschwunden. Manche christlichen Kreise mögen noch wissen, was „fleischliche Begierden“ sind, aber so drückt sich sonst niemand aus. In weltlicher Sprache wird hier am ehesten von „(allzu)menschlichen Schwächen“ gesprochen oder von der „menschlichen Natur“.

In meiner Übersetzung verwende ich daher je nach Zusammenhang die Begriffe „Menschliches, menschliche Natur, menschliche Art, menschliches Denken“. Im Neuen Testament steht dieses Menschliche grundsätzlich im Gegensatz zum Geistlichen. Sehr deutlich beschreibt es Paulus in Gal 5:

16 Ich sage: Lebt mit dem Geist! Dann werdet ihr die Gier der menschlichen Natur nicht erfüllen. 17 Das Begehren der menschlichen Natur (geht) ja gegen den Geist, das (Begehren) des Geistes aber gegen die menschliche Natur. Diese (zwei) stehen einander entgegen, sodass ihr (das Gute), das ihr (eigentlich) wollt, nicht zustande bringt. 18 Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, seid ihr nicht unter dem Gesetz.

19 Die Werke der menschlichen Natur sind aber sichtbar – es sind: Unzucht, Unreinheit, Hemmungslosigkeit, 20 Götterverehrung, okkulte Praktiken, Feindschaften, Streitigkeiten, Eifersucht, Wutausbrüche, Konkurrenzdenken, Trennungen, Richtungen, 21 Neid, Saufereien, Ausartungen, und was diesen Dingen gleich ist. Von denen sage ich euch voraus, was ich vorausgesagt habe: Die, die solche Dinge tun, werden das Reich Gottes nicht erben.

22 Die Frucht des Geistes aber ist Liebe: Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, 23 Sanftheit, Verzicht. Zu den derartigen Dingen gibt es kein Gesetz. 24 Die aber, die dem Messias Jesus gehören, haben die menschliche Natur hingerichtet am Kreuz mit den Leidenschaften und den Trieben.

Diakon

„Diakon“ ist ein vom griechischen „diákonos“ abgeleiteter Begriff. Genauso kommt natürlich auch der abstrakte Begriff „Diakonie“ daher. In der kirchlichen Tradition haben sich diese Begriffe zu Bezeichnungen von gemeindeleitenden oder sozialberuflichen Betätigungen entwickelt. Eine Art von „Diakon“ in dieser Bedeutung hat aber weder mit dem Inhalt des griechischen Wortes noch mit der neutestamentlichen Gemeinde etwas zu tun. Auch ein eigenständiger Stand von „Diakonissen“ ist im Neuen Testament nicht bekannt, trotz der Bevorzugung der Ehelosigkeit in der Nachfolge des Herrn.

Der Begriff „diákonos“ ist im Griechischen männlich und weiblich. So war auch Phöbe eine solche „diakonos“. Wir wissen von ihr, weil sie für Paulus seinen Brief an die Römer nach Rom brachte (Rö 16,1-2). Als „diakonos“ war sie also für einen Aufgabenbereich in der Gemeinde zuständig, wie es die ersten Dienenden, die „Sieben“, in Apg 6 auch waren. Nur verwendete man dort das Wort „diakonos“ noch nicht.

Dass es auch sonst weibliche „diakonoi“ gab, entnehme ich 1Tim 3,11, wo unter der Beschreibung der Diener auch speziell Frauen angesprochen werden. Es heißt dort ausdrücklich nicht „ihre Frauen“, als ob es die Ehefrauen der Diener wären, sondern nur „Frauen“. Ich habe es in meiner Übersetzung in diesem Sinne verdeutlicht. „Frauen (als Diener) sollen genauso: ernsthaft sein, nicht gehässig, mit einem klaren Kopf, zuverlässig in allem.“

Ein Titel wie „Diakon“ war das damals noch nicht, das wäre falsch übersetzt. Jesus hatte das Führen von Titeln in seiner Gemeinde ausdrücklich verboten, wie es in Mt. 23,8-12 zu lesen ist. Wir haben im NT nur Bezeichnungen von Gaben und Aufgaben, aber keine Titel, die deren Träger von den anderen Geschwistern abheben würden.

Die Einführung von Titeln kam erst mit dem großen Abfall im 2./3. Jahrhundert auf. Die Einführung weltlicher Strukturen und Umgangsformen verwandelten die Gemeinde dann in die „Kirche„.

Den „diákonos“ übersetze ich deshalb allgemein mit „Diener“, die „diakonía“ mit „Dienst, Dienen, dienende Haltung, Aufgabe, Ausführen“.

Buße

Das griechische Wort „metanoeín“, das Luther mit „Buße tun“ übersetzt hat, gehört zum Grundbestand des Christentums. Es bedeutet ganz wörtlich „umdenken“, das heißt, sein Denken bzw. seine Gesinnung ändern. Im Neuen Testament ist dabei vorausgesetzt, dass, wenn sich das Denken ändert, sich das ganze Leben ändert, sich der ganze Mensch ändert. Deshalb übersetze ich das Wort mit „sich ändern“, „sich ändern wollen“ oder „bereit sein, sich zu ändern“. Das Substantiv „metánoia“ heißt dann entsprechend „Sinnesänderung“.

Ich denke, dass es im landläufigen Christentum eines der unbeachtetsten unter den grundlegenden Themen ist.

Die ganze neutestamentliche Geschichte fängt damit an: „In jenen Tagen kam Johannes der Täufer und verkündete in der Wüste von Judäa: ‚Seid bereit euch zu ändern! Denn das Königreich der Himmel ist nahe gekommen.’“ (Mt 3,1-2). „Von da an fing Jesus an zu verkünden und zu sagen: ‚Seid bereit euch zu ändern! Denn das Königreich der Himmel ist nahe gekommen.’“ (Mt 4,17).

Es geht weiter in der Apostelgeschichte: „Petrus sagte zu ihnen: ‚Seid bereit euch zu ändern! Jeder von euch muss sich untertauchen lassen im Namen von Jesus dem Messias, zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet das Geschenk des Heiligen Geistes bekommen. (Apg 2,38). Und es steht in der Offenbarung: „Sei also bereit dich zu ändern!“ (Offb 2,16). Und an dieser Stelle ist es zu Christen gesagt.

Der heutige Bedeutungsinhalt von „Buße, büßen, abbüßen“ ist „eine Strafe bezahlen, erleiden oder ableisten“. Und das ist für die Übersetzung von „metánoia“ nicht geeignet. Im Zusammenhang der neutestamentlichen Lehre hat Jesus im Kreuzestod die Strafe auf sich genommen. Wenn jemand „gebüßt“ hat, dann er. Und so können wir uns ohne Angst vor Strafe zu Gott wenden und unsere Gesinnung und unser Leben in seinem Sinne mit seiner Hilfe ändern. Jesus hat für unsere Sünden gebüßt, und wir werden von Sündern zu Heiligen – wenn wir bereit sind, uns zu ändern.

Der Weg vom Sünder zum Heiligen kann ja nur ein gewaltiger Veränderungsprozess sein. Es ist das Lebenselement eines lebendigen Christen. In der Gemeinschaft mit Jesus und unter der Leitung des heiligen Geistes ist er bereit, jegliche Veränderung in seinem Leben umzusetzen, die dem Willen Gottes entspricht. Das Festhalten am Alten gegen den Willen Gottes ist Ungehorsam und damit Sünde. Wer nicht bereit ist sich zu ändern, kann den Weg mit Jesus nicht gehen.

Die Frucht des Geistes

Die Frucht des Geistes beschreibt Paulus in Gal 5,22-23. Ich zitiere den Satz zunächst einmal aus der Lutherübersetzung. Ich lasse aber die Satzzeichen weg, die es ursprünglich nicht gab: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe Freude Friede Geduld Freundlichkeit Güte Treue Sanftmut Keuschheit“.

Aufgrund dieser Stelle hat es schon mancherlei Lehren über die neun Früchte des Geistes gegeben. Mit einer alternativen Zeichensetzung gibt es aber eine andere und stimmigere Sichtweise dieses Satzes. Ausgangspunkt dazu ist die Tatsache, dass im Griechischen nicht von „Früchten“ in der Mehrzahl, sondern von „Frucht“ in der Einzahl die Rede ist. Es geht um eine Frucht, nicht um mehrere. Der Satz heißt dann am Anfang zunächst: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe“. Das passt schon gleich zum neuen Gebot, dem Liebesgebot, von Jesus (Joh 13,34). Und es passt zur Aussage von Paulus, dass die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch heiligen Geist (Röm 5,5).

Was ist dann der Rest der Aufzählung? Das können nur verschiedene Ausgestaltungen dieser einen Frucht „Liebe“ sein. Der Vers aus der Lutherübersetzung heißt mit entsprechenden Satzzeichen dann so: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe: Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit.“ Das alles gehört zur Liebe. Es geht also nicht um neun Früchte des Geistes, sondern um Liebe als Frucht des Geistes in acht Konkretionen.

Die letzte dieser acht Ausgestaltungen der Liebe, die Luther mit „Keuschheit“ wiedergegeben hat, war mancherlei Übersetzungsversuchen ausgesetzt. Man liest da in den Bibelversionen auch „Enthaltsamkeit“, „Besonnenheit“ oder vielleicht sogar „Disziplin“. Das griechische Wort, das hier steht, ist „enkráteia“. Dieses meint in seiner Grundbedeutung etwas wie „sich zusammennehmen“.

Es gibt eine aufschlussreiche Parallelstelle, in der Paulus dieses Wort in Verbform benutzt hat. Von ihr her bin ich auf einen anderen Begriff gekommen, den ich nun benutze – 1 Kor 9,25: „Jeder, der kämpft, verzichtet aber auf alles; jene, damit sie dann einen vergänglichen Siegeskranz bekommen, wir aber einen unvergänglichen.“

Dieses Enthalten von unnötigen Dingen nennen wir im Deutschen doch wohl am ehesten „Verzicht“. Der Satz im Galaterbrief heißt dann in meiner Übersetzung: „Die Frucht des Geistes ist aber Liebe: Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftheit, Verzicht.“

Mit diesen Konkretionen der Liebe darf man sich gerne auch prüfen, wie es bei einem selbst damit steht. Und wenn der Satan wieder einmal etwas anbietet, um uns vom Wesentlichen abzulenken oder zu verführen, dann gibt es eine wunderbare Möglichkeit, darauf zu reagieren: Wir verzichten einfach.

Das Thema „Verzicht“ taucht auch an einer eher unerwarteten Stelle auf, nämlich in einer evangelistischen Verkündigung – Apg 24,24-25: „Nach einigen Tagen kam Felix mit Drusilla, seiner Frau, die Jüdin war, ließ Paulus holen und hörte ihn an über den Glauben an den Messias Jesus. Als (Paulus) aber über Gerechtigkeit, Verzicht und das kommende Gericht sprach, wurde Felix voller Furcht und antwortete: ‚Für jetzt geh! Wenn ich eine Gelegenheit bekomme, will ich dich zu mir rufen lassen‘.“

Felix, ein heidnischer Römer, hört Paulus an, der über den Glauben an Jesus den Messias spricht. In diesem Zusammenhang thematisiert Paulus dann auch die Themen „Gerechtigkeit“, „Verzicht“ und „das kommende Gericht“. Das ist für unsere modernen Ohren durchaus ungewohnt in einer evangelistischen Verkündigung. Aber Paulus war offensichtlich darauf aus, einem Interessierten das ganze Christenleben mit all seinen Aspekten zu erklären. Der sollte ja schließlich wissen, was auf ihn zu käme, wenn er Christ würde. Und unter anderem erklärte Paulus ihm, dass er in diesem Fall sicherlich auf einiges würde verzichten müssen …

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