Die Auferstehung „nach drei Tagen“ hat mich einmal eine Zeit lang beschäftigt. Ich hatte in einem Buch gelesen – weiß aber nicht mehr welches -, dass Jesus eventuell nicht am Freitag verstorben sei. Das müsse schon früher, am Donnerstag oder gar Mittwoch gewesen sein. Das Hauptargument war, dass Jesus vorausgesagt hatte, der Menschensohn werde „drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein“ (Mt 12,40). Und die Aussage, er werde „nach drei Tagen“ auferstehen, klinge doch nach mehr als von Freitagnachmittag bis Samstagnacht.

Nach einigem Drehen und Wenden musste ich dann aber doch beim Freitag bleiben. Denn die alte Tradition, nach der die frühen Christen freitags fasteten, weil Jesus da getötet wurde, ist nur verständlich, wenn sie wahr ist. In Israel gab es in den ersten Jahrhunderten ohne Unterbrechung eine große Einwohnerschaft von jesusgläubigen Juden. Diese erlaubte keine Veränderungen an den überlieferten Orten und Terminen aus dem Leben von Jesus. Und es gibt aus der alten Zeit tatsächlich keinerlei Nachricht, dass mit dem Freitag als Todestag etwas nicht stimmen könnte. Auch die Evangelien kann man – abgesehen von der oben genannten Stelle – nicht anders verstehen.

Der Samstag als Ruhetag bzw. Schabbat wird im Evangelium zwar als ein „großer“ oder „besonderer“ bezeichnet, das heißt aber nur, dass er kein gewöhnlicher Schabbat war. Er war gleichzeitig auch der erste große Feiertag des Pesach-Festes. Und der fiel in jenem Jahr nach pharisäischer Rechnung auf den Schabbat. Aber es bleibt ein Tag, und man kann keine zwei draus machen.

Und am ersten Tag der Woche (Sonntag) als Auferstehungstag ist genausowenig zu rütteln. Es ist eindeutig der Tag nach dem siebten Tag, dem Schabbat. Jesus ist in der Nacht zum Sonntag auferstanden, und die gehört nach jüdischem Verständnis seit kurz nach Sonnenuntergang schon zum Sonntag. Also ist am Zeitraum „von Freitag bis Sonntag“ nichts zu ändern. Die Auferstehung „nach drei Tagen“ kann also nicht im Widerspruch dazu stehen.

Wir können getrost den Aussagen vertrauen, dass im damaligen jüdischen Denken bei der Ausdrucksweise „nach drei Tagen“ der erste Tag mitgezählt wurde. Etwas Ähnliches haben wir im Deutschen (Schwäbischen?) mit der Bezeichung „acht Tage“ für eine Woche. Wenn ich sage „in acht Tagen“, und heute ist Montag, dann ist der nächste Montag gemeint und nicht der Dienstag. Jesus ist also ab Freitagnachmittag tot, das war der erste Tag. Dann war er den ganzen Samstag über tot, das war der zweite Tag. Und dann war er auch einen Teil der Nacht auf Sonntag noch tot, das war der dritte Tag. So sagten es auch die Emmausjünger am Sonntag: „Und heute ist es der dritte Tag, nachdem das geschehen ist.“

Hilfreich ist auch diese Beobachtung: In den Evangelien werden die Bezeichnungen „nach drei Tagen“ und „am dritten Tag“ für die Auferstehung nebeneinander und gleichbedeutend gebraucht.

Bleibt noch das Rätsel, was Jesus meinte, als er sagte: „Wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Meerestieres war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.“ Wenn wir das Phänomen der prophetischen Unschärfe zugestehen, dann können auch hier nur die „drei Tage“ zwischen Tod und Auferstehung von Jesus gemeint sein. Nachdem er beim Tod mit seinem Geist den Körper verlassen hatte, ging er in die Totenwelt. Diese ist in der bildhaften Vorstellung der prophetischen Symbolsprache „unten“, irgendwo unter der Erde, also auch „im Herzen der Erde“. Dieser Aufenthalt von Jesus ist in 1 Petr 3,19-20 und 4,6 gut bezeugt.