Ein Bibelübersetzer entdeckt ...

Kategorie: Altes Testament (Seite 2 von 3)

Die Ernte

(Die Ernte – ein Abschnitt aus dem Kapitel „Land und Feld“ aus dem Buch „Kennst du das Land?“ von Ludwig Schneller. Beschrieben wird die Zeit um 1884 bis 89.)

Die Ernte ist eine fröhliche Arbeit, wenn sie nicht durch das Ausbleiben des Früh- oder Spätregens fast vernichtet ist. Da zieht alles hinaus aufs Feld, um die Gaben der Erde einzuheimsen. Da man die Früchte zur bestimmten Zeit hereinholen muss und die Kräfte in der eigenen Familie nicht ausreichen, so muss man dazu oft Tagelöhner zu Hilfe nehmen. Am Markt oder am Tor stehen dann müßige Arbeiter genug, welche warten, bis jemand sie um den festgesetzten Lohn dingt. Es wäre ein trauriger Anblick, wenn eine Menge solcher Arbeiter lässig dastünde, während draußen die Ernte aus Mangel an Arbeitskräften zu Grunde gehen müsste.

Solche Trauer hat unser Herr empfunden im Hinblick auf die große Ernte, die in die Scheunen des himmlischen Vaters eingebracht werden soll. Dort heißt es: „Da er das Volk sah, jammerte ihn desselben. Denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“ (Mt 9,36.) Und auch jene Lohnarbeiter, welche müßig auf dem Markt stehen, dienen dem Herrn zum Gleichnis für die, welche er vom Markt des Lebens hinwegruft zur Arbeit an seiner großen Ernte. (Mt 20,1.)

Hinter der Reihe der Schnitter sieht man gewöhnlich arme Leute in einiger Entfernung den Schnittern nachgehen. Es sind meist Frauen und Kinder, welche Ähren lesen. Wer dächte dabei nicht an jene liebliche Geschichte aus grauer Vorzeit, als die treue Moabitin Rut auf den Feldern von Betlehem Ähren auflas und sich den ganzen Tag keine Ruhe gönnte, wie ihr der Aufseher der Schnitter nachrühmte! Barmherzige Leute lassen wohl auch einmal „zwischen den Garben“ lesen, wie dies Boas der Rut erlaubte. Freilich mag es selten vorkommen, dass einer in seiner Freundlichkeit so weit geht wie Boas, welcher seinen Knaben ausdrücklich gebot, sie sollte auch von dem Haufen liegen lassen, damit es Rut auflese. (Rut 2,15.)

Ist die Ernte geschnitten, so wird dieselbe auf die Tenne gebracht. Die Tennen befinden sich meist auf großen, flachen Felsplatten, welche von einer kleinen Mauer umgeben sind. Dort werden die aufgelösten Garben in ziemlich hoher Schicht auf der Tenne ausgebreitet und dann gedroschen. Das geht aber etwas anders zu als im deutschen Vaterland. Hier schwingen Hans und Kunz und meist auch Grete den Dreschflegel durch die Luft und schlagen drauf los, als wollten sie alles kurz und klein hauen, was ihnen vor den Strich kommt. Und nachher sind sie so hungrig und durstig, dass ihr Appetit sprichwörtlich geworden ist. Bei uns im Morgenland geht es dabei viel gemütlicher zu. Einige Ochsen und Kühe werden den ganzen Tag hindurch über die ausgebreiteten Garben im Kreis herumgetrieben, bis alles kleingetreten ist.

Das Alte Testament hatte die freundliche Bestimmung, dass man dem Ochsen, der da drischt, das Maul nicht verbinden solle. (5 Mo 25,4.) Diese Regel beobachtet man auch heute noch. Die Tiere dürfen während ihrer Arbeit von der Ernte fressen, wenn sie Eigentum des Dreschers sind. Dem fremden, nur für die Arbeit gemieteten Vieh wird aber das Maul verbunden.

Während die Feldfrucht auf der Tenne liegt, bleibt der Eigentümer Tag und Nacht auf der Tenne. So auch Boas. Wer diese Vorsichtsmaßregel außer Acht ließe, würde wohl bald nichts mehr zu dreschen haben. Es ist nicht nur Diebstahl, vor dem man sich zu fürchten hat. Zuweilen ist es auch das Feuer, welches Feinde des Eigentümers nicht selten in seine Tenne legen. Als ich einmal kurz nach der Ernte bei Nacht von Betlehem nach Jerusalem ritt. sah ich plötzlich den östlichen Horizont jenseits des Toten Meeres erhellt. Eine blutrote Flamme, rasch wachsend, leuchtete herüber. Das Feuer war wohl acht bis zehn Meilen weit entfernt. Aber es schien, als brenne ein ganzer Berg, so wild und unheimlich loderte die Flamme. Später erfuhr ich, dass dort eine große, mit reicher Fruchtmenge angefüllte Tenne angesteckt worden sei.

Die Tennen sind schöne und hochgelegene Orte, über deren Platte der Wind hinfahren und die Spreu forttreiben kann. Eine solche Tenne war einst der herrliche Platz, auf dem sich später der mächtige Bau des Salomonischen Tempels erhob. Ehemals war es die Tenne Arafnas.

Sind die Halme und Ähren gehörig zertreten, so wird alles wieder auf einen Haufen gebracht und dann geworfelt. In Deutschland tut das jetzt die Dreschmaschine alles auf einmal. Im heiligen Land aber warten die Leute die Winde Gottes ab, die müssen ihnen helfen, den Weizen von der Spreu zu sondern. Wenn ein Wind weht, wirft man Weizen und Stroh (welches auch klein getreten ist) mit einer Schaufel in die Höhe. Dann fällt der schwere Weizen zur Erde, während der Wind die Spreu bis an das andere Ende der Tenne trägt. Also, sagt der erste Psalm, sind die Gottlosen wie Spreu, die der Wind verstreut, drum bleiben die Gottlosen nicht im Gericht. (Ps 1,4.) –

Ist diese Sichtung geschehen, so fegt man die Tenne und den Weizen trägt man heim in die Scheune. Den besseren Teil des Strohs, der ganz klein und fein geworden ist, nimmt man als Viehfutter mit, den geringeren Teil dagegen benutzt man zur Feuerung. Eine solche Sichtung durch den, welcher nach ihm kommen sollte, verkündigte Johannes der Täufer, als sich die Stadt Jerusalem und das ganze jüdische Land an den Ufern des Jordan um ihn gesammelt hatte. Er stellte ihn als einen Drescher dar, der Spreu und Weizen von einander scheidet: “ Er hat seine Worfschaufel in seiner Hand, er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln, aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer.“ (Mt 2,12.)

Der Weinberg

(Der Weinberg – Auszüge aus dem Kapitel „Land und Feld“ des Buchs „Kennst du das Land?“ von Ludwig Schneller. Beschrieben wird die Zeit um 1884 bis 1889.)

Wie die Israeliten ihre Weingärten einrichteten und pflegten, das kann man heute noch von Palästinas Bergen ebenso deutlich ablesen, wie vom Buch Jesaja 5,1ff. (vgl. Mk 12,1ff.). Dort wird von einem Weingärtner erzählt, der hat seinen Weinberg umgegraben, von Steinen gereinigt und edle Reben drein gesenkt. Er baute auch einen Turm und grub eine Kelter drein und wartete, dass er Trauben brächte. So besteht auch heute die erste und notwendigste Arbeit bei Anlegung eines Weinbergs darin, dass man ihn umgräbt. Steine und Felsen werden aus demselben entfernt und aus diesen rings herum und an den Terassenabsätzen starke, schützende Mauern erbaut.

Wer daher mit einem Esel auf einem Weg inmitten von Weinbergen reitet, dem kann es leicht ergehen wie dem Propheten Bileam „auf dem Pfad bei den Weinbergen, da auf beiden Seiten Mauern waren“, als sich die Eselin an die Mauer drängte und Bileam den Fuß an die Mauer klemmte (4 Mo 22,25).

Man kann auch heute noch stets auf einen faulen und törichten Weinbauer schließen, wenn man sieht, dass an seinem Weinberg die Mauer eingefallen ist, ohne dass er sie sofort wieder aufbaut (Spr 24,31). Denn ein einziger starker Winterregen kann alsdann die Arbeit vieler Jahre in wenigen Stunden zu nichte machen.

Erst vor wenigen Tagen ritt ich durch ein tiefes Tal, welchem der letzte ungestüme Winterregen arg mitgespielt hatte. Große Felsblöcke hatten sich von den Felswänden gelöst und waren mit Donnergepolter zu Tal gestürzt, unterwegs manchen Weinberg zerstörend. Zornig durchtoste ein wilder Strom das sonst so trockene Tal. Die Terassenmauern mancher dicht vom Bachbett an aufsteigender Weinberge waren nicht mehr fest gewesen. Wahrscheinlich waren sie beim ersten Loslösen und Lockerwerden vor einigen Wochen nicht wieder aufgebaut worden. Da waren denn ganze Hälften von Weinbergen, oft sogar über eine Mannshöhe tief, weggerissen. Wie klagend hingen da die Wurzeln der Weinstöcke in langen dunkeln Strähnen in die Felsblöcke des trockenen Bachbetts hinein.

Aber auch in solchem Zustand waren sie noch ein beredtes Zeugnis von der geheimnisvollen unterirdischen Tätigkeit des Weinstocks, welcher weithin durch den dunklen Schoß des Erdreiches seine Wurzeln aussendet, um mit rastlosem Fleiß köstlichen Saft aus der Erde aufzufangen und diesen droben in seinen wunderbaren chemischen Laboratorien, den lichten Weinbeeren, in Verbindung mit den himmlischen Sonnenstrahlen zu edlem süßem Wein zu kochen. Denn selbst von nur mittelgroßen Weinstöcken hingen die starken Wurzeln wohl 8 bis 10 m lang in das Bachbett hinein, auf den heißbestrahlten Felsen und Kieseln rasch verdorrend.

Solch ein Beispiel zeigt deutlich, wie notwendig die Ummauerung der Weinberge ist. Jene zerrissenen Weinberge machten es besonders klar, warum der Sänger des 80. Psalms das darniederliegende Israel gerade hiermit vergleicht, wenn er sagt: „Du hast einen Weinstock aus Ägypten geholt und denselben gepflanzt. Und er schlug Wurzeln und füllte das Land. Berge sind mit seinem Schatten bedeckt und mit seinen Reben die Zedern Gottes. Du hast sein Gewächs ausgebreitet bis ans Meer und seine Zweige bis ans Wasser. Warum hast du denn seine Mauern zerbrochen, dass dass ihn zerreißt alles, was vorübergeht?“ (Ps 80,9-13).

In diesem Psalm ist freilich, seinem Inhalt entsprechend, mehr der Schutz gegen wilde Tiere hervorgehoben, welchen die Mauern gewährten. Natürlich haben die Weinbergmauern auch heute noch diese Bedeutung, wenn auch die leidenschaftlichsten Weindiebe, die Schakale, sich nicht immer durch hohe Mauern von ihren nächtlichen Entdeckungsreisen abhalten lassen. Darum stellen die Weingärtner in der Traubenzeit häufig verborgene Fuchsfallen auf. Und wehe dem Schakal, dem auf diese Weise „sein Tisch vor ihm zum Strick“ (Ps 69,23) wird, so dass er seinem Jäger in die Hände fällt! Das scheinen die Füchse auch wohl zu wissen. Denn oft genug kommt es vor, dass der Schakal sich lieber das in der Falle eingeklemmte Bein selbst abbeißt und mit den drei übrigen wehmütig, aber ohne Klagelaut davonhumpelt, als dass er es auf das Erbarmen und Mitleid des Menschen ankommen ließe, über welches er sich absolut keinen Illusionen hingibt.

Nichtsdestoweniger kommen die Füchse immer wieder in ganzen Rudeln in die Weinberge, um frohen Herbst zu feiern. Und fast scheint es, als ob der süße Wein sogar diese rotpelzigen, nächtlichen Zecher berauschte. Denn selbst sie verlässt im Glück ihre weltberühmte Schlauheit. Anstatt dem Weinherrn ein Schnippchen zu schlagen und sich stillvergnügt hinter die Weinstöcke zu setzen und zu schmausen, stimmen sie bei der ersten glücklichen Entdeckung im Chorus ein Freudengeschrei aus vollem Hals an, welches fast wie Kindergeschrei klingt, worauf der Weinhüter schaden- und rachefroh mit der längst bereitgehaltenen Flinte herbeischleicht und eine Ladung Schrot unter die lustigen Brüder hineinpfeffert, welche meist von blutigen Folgen begleitet ist. (Neh 4,3; Klgl 5,18; Hohel 2,15).

Noch viel weniger freilich lassen sich die ärgsten aller Traubendiebe, die Spatzen, verscheuchen. Über alle wohlgemeinten Künste des Menschen, als da sind: Fallstricke (Ps 124,7; Spr 7,23; Spr 1,17), Leimruten, Strohmänner, Windmühlen usw. lachen sie sich heimlich ins Fäustchen und lassen sich dabei die süßen Trauben trefflich schmecken.

Außer den Mauern ist in Jesaja 5 bei der Anlage eines Weinbergs noch der Turm erwähnt. Auch heute noch sieht man diese Türme in großer Zahl in den Weinbergen. Sie sind aus Feldsteinen erbaut, kreisrund und meist ohne Mörtel zusammengefügt. Sie dienen der Weinlandschaft zur anmutigsten Zierde. Hier schlägt die Familie ihre Sommerwohnung auf und bewacht den Weinberg.

Viele behelfen sich aber auch ohne Turm, da sich in der Traubenzeit vom August bis November im Weinberg stets ein gemütliches Blätterdach findet. Bildet doch ein einziger großer Weinstock mit einigen einfachen Stützen mit Leichtigkeit ein Sommerhaus für die ganze Familie!

Nach dem Turm im Weinberg erwähnt Jesaja die Kelter, welche der Weinbauer grub. Diese Keltern, welche meistens in die Felsen gemeißelt wurden, sind zwar in unseren Tagen, wo die eigentliche Weinbereitung schon so lange darniederliegt, nicht mehr gebräuchlich. Wer aber heute über die Berge Judas reitet, und zwar gerade über weglose, felsige Berge, der wird staunen, wie fleißig die Landesbewohner eines längst entschwundenen Jahrtausends in dieser Beziehung gewesen sind. Viele hunderte dieser Felsenkeltern finden wir auf den Höhen, gleich einer urkundlichen Schrift, die in die harten Kalkfelsen des Landes gegraben, um späten Jahrhunderten zu bezeugen, welch gesegneter Weinbau einst hier gewesen ist und wiederum erstehen soll, und wie trefflich das Land schon im Segen Jakobs gekennzeichnet ist. „Juda wird sein Füllen an den Weinstock binden und seiner Eselin Sohn an den edlen Reben“ usw. (1 Mo 49,11).

Diese Felsenkeltern brauchten nicht wie die heutigen Pressen fast jährlicher teurer Reparaturen. Sie schienen für die Ewigkeit gebaut. Und in der Tat, während das Volk Israel mit all seinen Tempeln, Häusern, Trümmern durch die Stürme der Weltgeschichte vom Land wie weggefegt ist, seine Felsenkeltern sind heute noch da. Sehr oft sind sie sogar unversehrt, dass sie heute noch ebenso wieder in Gebrauch genommen werden könnten, wie sie einst an einem schönen Herbstabend vor zweitausend Jahren der letzte frohe israelitische Winzer zum letzten Mal in der fröhlichen Weinlese auf dem Gebirge Juda unter dem Jubel der Keltertreter benutzt hat.

Denn das Weinkeltern war damals wohl das froheste Fest im ganzen Land und stand mit dem Laubhüttenfest in engster Beziehung. Die Keltertreter standen in der Felsenkelter, einer viereckigen etwa etwa 30-40 cm tiefen Aushöhlung des Felsens, welche 1,5 bis 3, ja sogar 4 m im Geviert maß. Mittels eines Felsenkanals floß der ausgetretene Saft der Trauben in das Felsenfass, eine gleichfalls ausgemeißelte Weinzisterne. Zuerst wurden die Trauben mit bloßen Füßen getreten und zum Schluss noch mit Brettern belegt und so vollends gänzlich ausgepresst.

Eine ausgelassene Freude bemächtigte sich des Volkes an der Weinkelter im Weinberg. Und wohl jedermann wird sich das Vergnügen gemacht haben. eine Zeit lang Keltertreter zu sein. Das Traubentreten gestaltete sich zu einem förmlichen Reigentanz. Und in demselben Rhythmus, den die Füße auf die Trauben traten, während das Traubenblut aufspritzte auf ihre Kleider, sangen sie springend den fröhlichen Chorgesang, dessen Takt außer mit den Füßen wohl auch mit Zimbel, Tamburin und Triangel geschlagen wurde. Glückliche, ungetrübte Zeiten eines nun so unglücklichen Volkes, wenn die Freudengesänge hallten von Hügel zu Hügel, von Gebirge zu Gebirge, denn auch von Moab drüben ertönten jenseits des Toten Meeres dieselben jauchzenden Lieder der Weintreter. (Jer 48,33; Jes 16,10). Und neben den Keltern ergötzte sich die übrige Gesellschaft an Reigentanz und Gesang, Harfen-, Zither- und Paukenklang. (Ri 9,27). Kein größerer Gegensatz war daher dem Volk denkbar, als wenn das Unglück mitten in diese Freude einschlug.

Aber gerade um dieses Gegensatzes willen haben die Propheten die Schilderung des Gerichts in diese geläufigen und vertrauten Bilder gekleidet. Waren die Trauben einmal in der Felsenkelter, so konnte auch nicht eine einzige Beere dem Fuß des Treters entschlüpfen. Denn das Gitter vor dem Ausflusskanal ließ nur das ausgepresste Traubenblut hindurchrinnen.

Dies Bild benutzt der Prophet, wenn er den Herrn schildert, wie er aus dem Gerichtskrieg wider die Heiden kommt. „Wer ist der, so von Edom kommt, mit hochrotem Kleid von Bozra? So majestätisch sein Aufzug, das Haupt zurückgeworfen in der Fülle seiner Kraft! Warum ist denn dein Gewand so rotfarb und dein Kleid wie eines Keltertreters? Antwort: Ich trat die Kelter allein in meinem Zorn! Ich stampfte sie in meinem Grimm, und es spritzte ihr Saft auf meine Kleider. Ich zertrat die Völker in meinem Zorn und ließ zur Erde rinnen ihren Lebenssaft.“ (Jes 63,1ff.; Offb 19,15; Joel 3,18).

Der Weinstock

(Der Weinstock – aus dem Buch „Kennst du das Land?“ von Ludwig Schneller. Auszüge aus dem Kapitel „Land und Feld“. Man beachte, dass mit „heutzutage“ die Zeit zwischen 1884 und 89 gemeint ist.)

Auch der Weinstock wird in der heiligen Schrift oft genannt. Von Geburt ist er ein echtes Kind des Morgenlandes und nimmt seine feurige Glut in alle Zonen der Welt mit. Ohne Zweifel haben wir sein Heimatland dort zu suchen, wo schon die heilige Schrift in Noahs Geschichte den Weinbau zum erstenmal erwähnt. (1 Mo 9,20). Denn nur in den Ländern zwischen Ararat, Taurus und Kaukasus wächst noch heute die Weinrebe wild in üppigster Fülle und Pracht. An den Bäumen des Waldes windet sie sich empor. Mit ihren Ranken schwingt sie sich von Wipfel zu Wipfel, ein hellgrünes, sonniges Blätterdach bildend. Auch im Abendland pflückt man nicht alle Waldbeeren. Und so erntet man dort von den zahllosen Weintrauben nur so viel, als man eben Lust hat.

So üppig ist der Weinstock in Palästina nicht, wenn ich auch im Barada-Tal, nördlich von Damaskus, manche Rebe gesehen habe, welche wild wachsend an den höchsten Pappeln kühn emporkletterte, mit ihrem unteren Stamm manchem benachbarten jüngeren Pappelbaum gleichkommend. Heutzutage ist der Weinbau in Palästina nur noch der Schatten von dem, was er einst in Israels Blütezeiten war. Wie in manchem Land des Orients hat ihm auch hier der Muhammendanismus fast den Todesstoß versetzt. Die feurige berauschende Glut, welche in der leuchtenden Flüssigkeit des Weins heimlich ruht und besonders in dem südlichen Klima allzuleicht den Kopf beschwert, den Mann betört und der klaren Besonnenheit beraubt, erschien schon im Altertum manchem als etwas Unheimliches, Dämonisches.

Aus diesem Grund sollten die Gottgeweihten, wie die Nasiräer, Simson, Aaron und seine Söhne vor dem Dienst im Heiligtum, Johannes der Täufer usw. keinen Wein trinken. (3 Mo 10,9; 4 Mo 6,3; Lk 1,15). Auch die alten Ägypter hielten den Wein aus demselben Grund für eine Erfindung des bösen Geistes Typhon. Sie sollten daher nur den frisch ausgepressten süßen Saft der Traube trinken. Aus der Geschichte Josefs wird sich der geneigte Leser jenes Mundschenken erinnern, welcher bei der königlichen Tafel den Becher des Pharaos in der einen Hand hat und mit der anderen Hand die köstlichen Traubenbeeren in den Becher zerdrückt und so dem König den frisch den Beeren entströmenden jungen Wein kredenzt. (1 Mo 40,11). So verbot auch Muhammed seinen Gläubigen den Genuss gegorenen Weines und vernichtete dadurch die Blüte so manches gesegneten Weinlandes.

Die Israeliten waren frei von solchem Vorurteil. Bei ihnen war der edle Wein hochgeschätzt, und Psalmsänger und Propheten wissen viel Rühmliches und Herrliches von ihm zu sagen. „Der Wein“, sagt Jesus Sirach, „ist geschaffen, dass er Menschen fröhlich machen soll. Und was ist das Leben, da kein Wein ist!“ (Sir 31,33.34). „Der Wein erfreut des Menschen Herz“ rühmt an mancher Stelle das Alte Testament. (Ps 104,15; Pred 10,19; Sir 40,20). Und Jotam lässt in seiner berühmten Fabel den Weinstock sagen: „Soll ich meinen Most lassen, der Götter und Menschen fröhlich macht, und hingehen, dass ich über den Bäumen schwebe?“ (Ri 9,13).

Zwar warnt das Alte Testament oft genug vor dem Übermaß. „Sieh den Wein nicht an, dass er so rot ist!“ (Spr 23,31). Und es ruft sein Wehe über die Helden im Weinsaufen. (Jes 5,22). Aber im Gegensatz zu denen, welche auch in unserer Zeit selbst den mäßigen Genuss zur Sünde machen wollen, gibt es den freundlichen Rat: „Trink deinen Wein mit gutem Mut!“ (Pred 9,7). Oder: „Gebt den Wein den berübten Seelen, dass sie trinken und ihres Elends vergessen.“ (Spr 31,6.7).

Alles dies zeigt uns, dass Palästina mit seinen sonnigen Hügeln und heißen Tälern seit alters ein gesegnetes Weinland gewesen ist. Und der edle, feurige Wein, welchen die wiederbeginnende Weinkultur Palästinas in den verschiedenen Sorten hervorbringt, zeigt, dass das Land seine Fähigkeit in dieser Beziehung auch heute noch nicht verloren hat. Schon die Kundschafter Israels brachten vor drei Jahrtausenden jene köstliche Weintraube als einen Hauptzeugen der Fruchtbarkeit des Landes, „da Milch und Honig fließt“, ihren in der Wüste harrenden Volksgenossen aus der Gegend von Hebron mit. Und so kann man auch heute noch in jener Gegend gar manche Traube finden, welche gegen zwölf Pfund wiegt. (4 Mo 13,24).

Aber wie schön muss das Land Juda erst in seinen guten Zeiten ausgesehen haben! Auf dem Gebirge, z. B. in der Gegend von Betlehem, kann man große weit ausgedehnte Berge finden, die dem flüchtigen Wanderer nur als starre Felswildnis erscheinen. Aber bei näherem Zusehen sind sie von der Sohle bis zum Scheitel überall mit Trümmern ehemaliger sorgfältiger Terassen und in den Fels gehauenen Keltern bedeckt. Und auch die Namen, welche hierzulande die einzelnen Grundstücke der Markungen führen, deuten auf den früheren Weinreichtum. So heißen die meisten der als gänzliche Wildnis angekauften Ländereien des Syrischen Waisenhauses in Jerusalem im Volksmund „Kerm“. Das heißt Weinberg. Zum Beispiel Kerm es safuti usw. Wie denn auch die ganze Bergformation für den Weinbau wie geschaffen ist. Bildete doch der Weinstock neben dem Ölbaum den Hauptreichtum des Landes Juda. …

Aus der kleinen Rebe mag bei gutem Boden und sorgfältiger Behandlung ein baumdicker Stamm werden, durch welchen in einem Jahr der Saft von mehr als 1000 Trauben hindurchfließt, während seine Zweige einem weiten Hof Schatten spenden. Wahrscheinlich hat der Herr selbst, bevor er sein öffentliches Amt antrat, den Weinstock oft bearbeitet, beschnitten, gepflegt.

Das wunderbare Treiben und Quellen der Säfte, die durch seinen Stamm strömen, dieser überraschende Reichtum einer anfangs so unscheinbaren Pflanze, die sich in hunderte von entfernten Reben teilt, denen der Stamm bis in die entfernteste Ecke des Hofes Kraft und Saft und Süßigkeit sendet, während es andererseits für das Gedeihen der Reben die Hauptsache ist, dass gerade die in den Augen des Unerfahrenen schönsten Triebe Jahr für Jahr mit scharfer Hippe abgeschnitten werden – dies alles veranlasste auch den Herrn, dies Gewächs, und sonst keines, zum Sinnbild seiner Person zu machen. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben! Einen jeglichen Reben an mir, der nicht Frucht bringt, wird mein Vater, der Weingärtner, wegnehmen. Und einen jeglichen, der da Frucht bringt, wird er reinigen, dasss er mehr Frucht bringe.“ (Jo 15,1-2).

Auch an sein Haus in Dorf und Stadt liebte der Israelit einen Weinstock zu pflanzen. Und er zog ihn um das ganze Haus herum, dass er mit seinem Schatten und seiner Süßigkeit das Haus umfing. Bis oben auf das platte Dach rankten sich seine grünen Zweige. Und so war das ganze Haus, von allen Seiten mit köstlichen Trauben behangen, durch Reben und Ranken wie mit vielen Segens- und Liebesarmen innig umschlungen. Einen solchen Weinstock, der vielleicht seine eigenes Heim umrankte, hat jener Psalmsänger im Sinn, wenn er den Segen und die herzerquickende Liebe der Hausfrau in jenes sinnige Gleichnis kleidet. „Dein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock um dein Haus herum!“. (Wörtlich: „an den beiden Seiten deines Hauses“ Ps 128,3).

Wo Milch und Honig fließt

(Wo Milch und Honig fließt – aus dem Buch „Kennst du das Land?“ von Ludwig Schneller. Aus dem Kapitel „Land und Feld“.)

Die bekannte, von Mose an durch alle Propheten hindurchgehende Bezeichnung Palästinas ist „das Land, wo Milch und Honig fließt“ (2 Mo 3,8). Und diese deutet entschieden auf dessen Reichtum an Weinreben. Denn an Bienenhonig können wir bei diesem Ausdruck kaum denken. Zwar ist auch der hiesige Bienenhonig wegen seines feinen Aromas besonders gerühmt. Aber das Land hat denselben niemals in solcher Menge hervorgebracht, dass dies Produkt für das ganze Volk von so hoher Wichtigkeit und Bedeutung hätte werden können, um neben der Milch als größten Vorzug des Landes genannt zu werden. Immer hätten nur wenige Familien von diesem Erwerbszweig leben können.

Ja, ein reicher Ertrag an Bienenhonig wird in Jes 7,15.16 geradezu als Zeichen der Verwüstung und Verödung des Landes bezeichnet. Denn alsdann wird auf den früheren Saatfeldern und Weinbergen, „woselbst tausend Weinstöcke waren um tausend Silberschekel“, nur noch das wilde Gestrüpp des Dornbuschs und der Thymians mit seinen honigreichen Blüten wachsen. Und von letzterem wird auch heute noch die Haupthonigernte Palästinas eingesammelt. (Jes 7,23.24).

Das einwandernde Israel übernahm Palästina von den Kanaanäern nicht als unbebaute Steppe, welche der Erzeugung von Honig besonders günstig gewesen wäre, sondern im Zustand blühender Kultur. Denn, sagt Mose zu Israel, der Herr bringt dich in ein Land, darin nicht nur große und feine Städte, fertige, mit allerlei Gut gefüllte Häuser und gemeißelte Zisternen sind, sondern auch „Weinberge und Ölbäume, die du nicht gepflanzt hast“ (5 Mo 6,11). Die Beziehung auf Bienenhonig erscheint somit ganz und gar unpassend. Wenn man das Land mit den Worten „Milch und Honig“ kennzeichnete, mussten damit die beiden Hauptprodukte des Landes genannt sein.

Wie ganz anders aber gestaltet sich die Sache, wenn wir unter diesem Honig den Traubenhonig verstehen! Damit ist in weiterem Sinne überhaupt der süße, honigartige Saft der edlen Weinrebe gemeint. Denn während die Biene nur selten erwähnt wird, ist das Alte Testament voll von Reden und Gleichnissen über den Weinstock. In allen Weinbergen wird auch heute noch in rechten Traubengegenden kurz vor der eigentlichen Kelterzeit eine Menge von frischausgekeltertem Wein in großen Kesseln zu einer dicken Masse eingekocht. Dadurch gewinnt man den süßen köstlichen Traubenhonig, der auch in biblischer Zeit eine so große Rolle gespielt zu haben scheint.

Dass diese Auffassung sprachlich nicht nur zufällig ist, sondern sogar sehr nahe liegt, ist jedem des Hebräischen Kundigen bekannt. Denn das betreffende Wort „debasch“ heißt buchstäblich „Eingedicktes“, für jenen eingekochten Traubensaft eine ganz zutreffende Bezeichnung. Dass das Wort im Alten Testament diese Bedeutung auch hatte, ist überhaupt nicht Neues. In der Ägypten am nächsten gelegenen Gegend von Hebron wird heute noch am meisten Traubenhonig „eingedickt“ und nach Ägypten verkauft. Einst aber, in den Tagen Moses, reichten die Weinberge noch mehrere Tagereisen weiter nach Süden. Fast bis nach Kades Barnea (Gadis), in jene Gegenden, wo heute nur noch der Beduine, dieser Erzfeind aller Kultur, haust. Wo nur noch die zahlreichen Terassentrümmer an den verödeten Bergen von einem blühenden Weinbau längst verflossener Zeiten Zeugnis geben.

Schon in den ältesten Zeiten verkaufte man diesen Traubenhonig nach Ägypten, welches seinerseits von seinem Kornreichtum an Kanaan abgab. Wenn daher die Söhne Jakobs (1 Mo 43,11) dem mächtigen Josef in Ägypten den „Preis des Landes“ aus Hebron mitbringen, nämlich außer Balsam, Gummi, Pistatzien und Mandeln, hauptsächlich auch „debasch“, so werden wir sehr wahrscheinlich nicht an Naturhonig, sondern an jenen Kunsthonig zu denken haben. Dieser bildet sogar auch heute noch einen Hauptartikel der Ausfuhr aus Hebron nach Ägypten.

Und da die Ägypter damals gegorenen Wein nicht tranken, konnte man solchen auch nicht importieren. Und so führen die Kamelkarawanen aus dem weinreichen Land die Produkte des Weinstocks nur als „debasch“ ein. D. h. als eingekochten Traubenhonig. Dann aber war wirklich für die Ägypter und die in Ägypten wohnenden Israeliten dieses „Eingedickte“, dieser Traubenhonig, neben der Milch der kanaanitischen Weidetriften das bezeichnendste Hauptprodukt des benachbarten nördlichen Berglandes. Und, merkwürdig genug, fragen wir nach dem Namen, womit die Araber heute diesen Traubenhonig bezeichnen, so finden wir genau dasselbe hebräische Wort, welches schon Mose vor mehr als 3000 Jahren in jener Bezeichnung des Landes anwandte, „debasch“ oder in arabischer Umlautung „dibs“.

Was bedeutet sonach die Bezeichnung „da Milch und Honig fließt“? Die Israeliten sollten in ein Land kommen, wo sie außer dem täglichen Brot noch die beiden für einen Orientalen köstlichen Zutaten haben sollten. 1) Milch, d. h. vorzügliche, ausgedehnte Weidetriften, wie sie sich im Süden von Hebron, südlich von Betlehem bei Tekoa, in der Wüste Juda und jenseits des Jordans befanden. 2) Traubenhonig d. h. ein herrliches Weinland, von dessen sonnenwarmen Hügeln der Wein geradezu in Strömen floss. Als daher die beiden Kundschafter im August oder September (4 Mo 13,21) zu dem in Kadesch harrenden Volk zurückkamen, sagte sie: „Wir sind wirklich in das Land gekommen, da Milch und Honig fließt“. Und dabei hoben sie nicht etwa Bienenwaben, sondern die große Weintraube vom Bach Eschkol vor allem Volk in die Höhe. „Dies ist seine Frucht!“

Die Schrift bestätigt unsere Auffassung auch sonst, wenn sie statt des sprichwörtlichen „Da Milch und Honig fließt“ eine Umschreibung wählt. Z. B. im Segen Jakobs 1 Mo 49,11,12: „Juda wird sein Kleid in Wein waschen und seinen Mantel in Traubenblut. Trübe sind seine Augen von Wein und weiß seine Zähne von Milch!“. (Bienenhonig ist in diesem alle Teile des Landes ebenso kurz wie treffend charakterisierenden Segen gar nicht erwähnt).

Joel (3,23) bezeichnet auch das glückliche Palästina der Zukunft wiederum als ein Land, da Milch und Weinhonig fließen soll. Es heißt dort: „Zu derselbigen Zeit werden die Berge mit süßem Wein triefen und die Hügel mit Milch fließen.“ (Vgl. Amos 9,13). Und weil der Weinstock gleich dem Ölbaum selbst auf dem felsigsten Gebiet, wenn er nur unterirdische Nahrung findet, oft am besten gedeiht, heißt es 5 Mo 32,13: „Gott ernährte Israel mit den Früchten des Feldes und ließ ihn (Trauben-)Honig saugen aus den Felsen und Öl aus den harten Steinen.“

Sexualität

Sexualität sollte unter Christen – wie alles andere auch – aus Gottes Sicht betrachtet werden. Und Gottes Sicht finden wir in der Bibel. Fangen wir vorne an und schauen, wo die Sexualität herkommt:

Der Schöpfungsbericht – 1 Mo 1,27: „Und Gott machte den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes machte er ihn, männlich und weiblich machte er sie.“ Es ist also Gottes persönliche Erfindung, den Menschen als Mann und Frau zu machen.

Im zweiten Kapitel des 1. Buches Mose – einer sinnvollen Ergänzung zum ersten – wird dieser Vorgang konkreter beschrieben. Vers 7: „Und Gott formte den Menschen aus Erde vom Erdboden …“. Gott hat also nicht nur gesprochen, sondern geformt – also etwas getan, was z. B. auch ein Töpfer tut. Und dann erschuf Gott aus dem Adam auch noch eine Frau. Vers 22: „Der Herr, Gott, baute die Seite, die er von dem Adam entnommen hatte, zu einer Frau …“. Auch „bauen“ ist etwas, was man mit seinen Händen macht. Wenn Gott also Mann und Frau geformt bzw. gebaut hat, dann hat er auch alle an und in ihnen befindlichen Geschlechtsteile und -merkmale mit eigenen Händen geformt und gebaut.

Und in 1 Mo 1,31 heißt es: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und sieh, es war sehr gut.“ Dieses Urteil betrifft also auch die Sexualität des Menschen. Alles daran ist sehr gut. Und die mit der Sexualität vorhandenen körperlichen Empfindungen gehören mit dazu. „Sündig“ oder „schmutzig“ ist daran nichts. Sünde fängt immer erst da an, wo man die guten Gaben Gottes missbraucht und pervertiert.

Adam und Eva haben nicht gesündigt, als sie sexuell zusammen waren, sondern sie haben ihre Ehe damit geschlossen. Ich habe dieses Verständnis der Sexualität ausführlicher in meinem Beitrag über Unzucht dargelegt. Das körperliche Zusammensein von Mann und Frau ist das grundlegende Wesensmerkmal der Ehe. Das heißt, die Ehe ist der Raum für die Entfaltung der Sexualität. Dass diese Entfaltung der Sexualität durchaus lustvoll gemeint ist, wird an wenigen Stellen in der Bibel deutlich.

In den Sprüchen z. B. warnt der Weisheitslehrer davor, sich auf den Ehebruch mit einer fremden Frau einzulassen. Als Mittel dagegen empfiehlt er sehr bildhaft die Freude an der eigenen Ehe. Ich zitiere Spr 5,15-19 nach der Elberfelder Bibel. „Trinke Wasser aus deiner (eigenen) Zisterne und was aus deinem Brunnen quillt. Sollen nach draußen verströmen deine Quellen, auf die Plätze deine Wasserbäche? Dir allein sollen sie gehören, doch keinem Fremden neben dir. Deine Quelle sei gesegnet, erfreue dich an der Frau deiner Jugend! Die liebliche Hirschkuh und anmutige Gemse – ihre Brüste sollen dich berauschen jederzeit, in ihrer Liebe sollst du taumeln immerdar!“

Kann man es schöner ausdrücken, dass hier der Ort ist, an dem sexuelle Bedürfnisse ausgelebt werden können? Und offensichtlich können sie nicht nur, sondern sollen hier auch ausgelebt werden („berauschen“, „taumeln“ …). Warum die Lutherbibel statt der korrekten Übersetzung „Brüste“ lieber „Anmut“ schreibt, darauf darf sich jeder selbst einen Reim machen.

Auch Paulus, der Ehelose, der die Ehelosigkeit empfiehlt, vertritt diese Sichtweise. In der Ehe haben die sexuellen Bedürfnisse ihren legitimen Platz. 1 Kor 7,2-5: „Wegen der Unzucht soll aber jeder seine Frau haben und genauso jede den eigenen Mann. Der Mann soll der Frau geben, was er schuldig ist, genauso auch die Frau dem Mann. Die Frau hat nicht die Macht über ihren Leib, sondern der Mann. Und genauso hat auch der Mann nicht die Macht über seinen Leib, sondern die Frau. Beraubt einander nicht, außer in gegenseitigem Einverständnis für eine gewisse Zeit, um frei zu sein fürs Gebet. Und seid (dann) wieder zusammen, damit euch der Satan nicht versucht wegen eures Verlangens.“

Wenn wir Paulus hier genau nehmen, dann ist das sexuelle Verlangen sogar der einzige Grund für die Ehe, der angesichts des nahen Endes aller Dinge noch akzeptabel ist. Und wie er dabei die Gegenseitigkeit und Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau beschreibt, ist für seine Zeit revolutionär. (Die Frau, die Macht hat über den Leib des Mannes!). Das heißt natürlich, dass das Bedürfnis beider Partner wichtig ist. Sogar hier kommt der christliche Grundsatz zum Zuge, dass niemand das Seine suchen soll, sondern das des anderen (1 Kor 10,24). Und es gibt dabei sicherlich keine Grenzen für alles, was beiden Partnern Freude macht …

Dass Ehe und Sexualität aber nur irdisch und damit vergänglich sind, hat Jesus deutlich erklärt. Mt 29,30 / Mk 12,25 / Lk 20,35-36: „Die aber, die für wert gehalten werden, zu jener Welt zu kommen und zur Auferstehung von den Toten, die heiraten nicht und sind nicht verheiratet, wenn sie von den Toten auferstehen. Sie können ja auch nicht mehr sterben, sondern sie sind Engeln in den Himmeln gleich und sind Söhne und Töchter Gottes, weil sie Söhne und Töchter der Auferstehung sind.“

Land und Feld

(Land und Feld – Auszüge aus dem Kapitel „Land und Feld“ des Buchs „Kennst du das Land?“ von Ludwig Schneller. Man beachte, dass mit „heute“ die Zeit zwischen 1884 und 1889 gemeint ist.)

… Viel Fleiß und viel Sorgfalt muss einst an dieses Land gewendet worden sein. Die zahlreichen formlosen Ruinenhaufen des Landes, die zahllosen verschütteten Felsenzisternen, die Trümmer sorgfältiger Terassenbauten an allen öden Bergen zeigen uns, wie viel tausend Hände sich einst hier fleißig geregt, wie viele Menschen das Land ernährt haben muss. Aber ohne Mühe wurden ihnen die Früchte von Land und Feld nicht zu teil. „Fleiß! Fleiß!“ so ruft noch heute das Land seinen Bewohnern von allen Seiten zu. Und alle jene Ruinen und Steinhaufen sind wie eine gewaltige Lapidarschrift. Mit großen, traurigen Zügen ist sie auf das Angesicht des heiligen Landes geschrieben und verurteilt die Faulheit.

Sie sagen uns, warum Land und Feld verfallen sind, worin ihr Fluch besteht. Er besteht nämlich nicht darin, dass etwa das Land kraft göttlicher Verfluchung nicht mehr fruchtbar sein könnte. Vielmehr besteht er darin, dass es Einwohner bekommen hat, welche Land und Feld verwahrlosen und misshandeln. Der Fluch des armen Landes besteht nur in seinen Menschen. Zum Einen in seiner Regierung, bei welcher Bestechung das A und O ist, welche jeden strebsamen Landbauer bis aufs Blut aussaugt und dadurch jeden Eifer, das Land zu bebauen, mit eiserener Faust niederhält. Sodann in der auf diesem Wege so tief heruntergekommenen Einwohnerschaft.

An sich ist das Land heute noch willig, wie vor alters, seine besten Gewächse in Fülle zu geben. Es müsste nur mit verständigem Fleiß bearbeitet werden. Ernste Arbeit zur Anlage einer tüchtigen Waldkultur, solider Terassenbauten, kühler Brunnen, großer Teiche und meilenlanger Kanäle wäre dem Land freilich nötig. …

Ohne Zweifel, wenn der Herr wieder anheben wird, dieses Land zu segnen, so wird der Segen äußerlich zunächst darin bestehen, dass es ein Volk und eine Regierung erhält, welche willens sind, durch ehrlichen Fleiß den verborgenen Schatz im Acker Palästinas zu heben. Denn bei solchen Bewohnern könnte es auch noch heute sein „ein gut Land, darinnen Milch und Honig fließt, ein edel Land vor allen Ländern.“

Welche Mannigfaltigkeit und Abwechslung bietet Palästina „vor allen Ländern“! Ein ganz anderes Land ist es bei Jerusalem inmitten seines schützenden Walles von Bergen. Ein ganz anderes Land ist es drunten am Meeresstrand unter dem berauschenden, meilenweit durch die Lüfte getragenen Duft der blühenden Orangen- und Zitronengärten und Palmenhaine. Ganz anders ist das Land bei Berseba mit dem Blick hinaus in die unermessliche Wüste. Ein ganz anderes Land sind die tropischen Niederungen der sonnigen, lachenden Jordan-Au. Ein ganz anderes Land sind die weiten getreidereichen Flächen der Ebene Jesreel. Und wiederum von allen so verschieden ist der blühende Norddistrikt von Cäsarea Philippi. Dort schaut ein grünes Land, den See umrahmend, wie lachender Frühling hinauf zum winterlichen, im Sommerglanz hellleuchtenden Hermon mit dem ewigen Schnee.

Abgesehen von den köstlichen Südfrüchten, welche einst in den herrlichen Ebenen von Jericho wuchsen, trägt das Land noch dieselben Früchte wie vormals, nur spärlicher: Weintrauben, Feigen, Oliven, Datteln, Granatäpfel, Orangen, Zitronen, Bananen, Melonen, Maulbeeren, Pflaumen, Pfirsiche, Aprikosen, Nüsse, Mandeln, Pistazien, Johannisbrot, Äpfel, Birnen u. a. m. Schon im Januar öffnen sich die Kelche des rotblühenden Mandelbaums. Und dann „will das Blühen nicht enden“ fast das ganze Jahr. Gewisse Akazienbäume sind das ganze Jahr hindurch mit leuchtenden Blüten geschmückt. Aber nur noch der geringste Teil des Landes, die unmittelbare Nachbarschaft der dünngesäten Städte und Dörfer, zeigt diese Früchte.

Was die Propheten in trüber Ahnung vorausgeschaut, ist längst eingetroffen. Die Gärten und Parkanlagen sind verschwunden, die Wasseranlagen zerstört. Wilde Tiere, Schakale, Füchse, Hyänen, Wölfe durchstreifen die einst so fruchtbaren Gefilde. Daher muss der freundliche Leser vom heutigen Palästina die abendländischen Vorstellungen von einem schönen Land beiseite lassen. … Er kann wohl oft, wenn er einmal dem gelobten Land einen Besuch abstattet, unabsehbare Felsberge finden, wo kein Baum und kein Strauch wächst. Berg reiht sich an Berg, wie aus Fels gebaut, und nur in den Talsohlen unterbrechen schmale grüne Streifen die traurige Wildnis. Selbst die bebauten Ackerfelder sind auf dem Gebirge meist so felsig und steinig, dass man es kaum begreifen kann, dass dies dasselbe Land sein soll, dessen gesegnete Fruchtbarkeit einst in der ganzen Welt gerühmt wurde. …

Eine Hauptursache des Niedergangs der früheren Fruchbarkeit ist die gänzliche Abholzung des Landes. Durchs ganze Land hin finden sich häufige Waldanlagen, wie wir ja in der Bibel oft von Wäldern lesen. Man brauchte den Wald nur wachsen zu lassen. Und nach etlichen Jahrzehnten würden sich die kahlen Berge Judäas an manchen Stellen wieder in einen herrlichen Mantel von Wald kleiden.

Man muss es der türkischen Regierung zum schweren Vorwurf machen, dass sie nicht einen Finger rührt, den Wald zu schützen. Jedermann darf ungescheut denselben zerstören, alles brennbare Holz abbauen, seine Herden hineintreiben, die den Bäumchen ihre Kronen abfressen. Gehen wir jetzt durch die Gebirge, wo in biblischer Zeit hohe Laubwälder gestanden haben, so schauen nur noch wie klagend die Schößlinge und Krüppel von Bäumchen, die einem Mann kaum bis an die Hüften reichen, zu uns herauf. Nur eine Anzahl von heilig gehaltenen Hainen mit gewaltigen Bäumen zeigen uns, wie schön es im Lande sein könnte, wenn man sich desselben von oben herab etwas mehr annehmen wollte. …

Viel wichtiger als Wälder waren dem Land seit grauer Vorzeit seine ausgedehnten Weidetriften, wie wir schon in Abrahams Geschichte sehen. Zwar wurde das Volk Israel nachmals zumTeil auch ein Volk von tüchtigen Landbauern. Aber es blieb doch ein bedeutender Teil desselben der Schaf- und Viehzucht treu. Manche Gegend des Landes mit ihrem Reichtum an würzigen und salzigen Kräutern ist auch so sehr für Viehweide geschaffen, dass sie selbst bei einer etwa eintretenden Kulturblüte dieses Landes diesem Zweck ebenso gewiss dienen würde, wie dies seit den ältesten Zeiten der Fall war.

Die Gestalt des freien Beduinen, der einst mit Spieß, Pfeil und Bogen, jetzt mit Feuerrohr, Krummschwert und Gürteldolch seine Herden begleitet, im Winter die warmen Niederungen am Jordan und Toten Meer, im Sommer die kühleren Berge aufsuchend, würde auch dann nicht verschwinden. Es ist wahrhaft erstaunlich, welcher Menge von Viehherden die Weidesteppen jahraus jahrein genügende und fette Nahrung geben. Und so liefern sie ihren Herren durch ihre Milch und Wolle reichen Lebensunterhalt. …

Das Volk Israel stammte nicht nur von Hirten ab, sondern bestand zu allen Zeiten auch zum Teil aus Hirten. Dies hat auf den religiösen Sprachgebrauch der Bibel und der christlichen Kirche großen Einfluss gehabt. Es ist nicht möglich, hier die Stellen aufzuzählen, in welchen sich bei Propheten und Psalmsängern das Hirtenleben Israels wiederspiegelt.

Aber auch in den Reden des Herrn begegnen wir wieder und wieder denselben Anschauungen. Das Volk erscheint ihm wie Schafe, die keinen Hirten haben (Mt 9,36). Darum sendet er seine Jünger zu den verlorenen Schafen vom Haus Israels (Mt 10,6; 15,24). Und sie selbst gehen wie Schafe mitten unter die Wölfe (10,16). Er ist der gute Hirte, der seine Schafe mit Namen ruft und sein Leben für sie lässt (Jo 10,3ff.). Denn einmal wird der Hirte geschlagen (Mt 26,31). Und dann muss er selbst leiden wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut (Jes 53,7). Und auch der Auferstandene bittet noch zum Abschied: Weide meine Schafe! (Jo 21,16). Und dermaleinst wird er als Weltrichter die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zu seiner Linken (Mt 25,33).

Der Fluch der Ehe

Der Fluch der Ehe gehört zu den Folgen des Sündenfalls. Gott hatte im Fluch über die Frau zuerst die schmerzhaften Geburten ankündigte. Und dann sagte er noch: „Und gegen deinen Mann (geht) dein Begehren, er aber will herrschen über dich!“

Um diese Aussage genauer zu verstehen, ist es hilfreich, aus dem folgenden Kapitel die Worte Gottes an Kain zu betrachten. 1 Mo 4,7: „Ist es nicht so: Wenn du das Richtige tust, ist (dein Blick) erhoben, wenn du aber nicht das Richtige tust, lagert Sünde vor der Tür? Und gegen dich (geht) ihr Begehren, du aber sollst herrschen über sie!“

Die zwei Aussagen sind mit denselben Vokabeln genau gleich aufgebaut:

„Und gegen deinen Mann (geht) dein Begehren, er aber will herrschen über dich!“

„Und gegen dich (geht) ihr Begehren, du aber sollst herrschen über sie!“

Was die Sünde gegenüber dem Menschen tut, das will die Frau gegenüber dem Mann: Begehren. Wenn ich etwas begehre, dann will ich es besitzen. Die Sünde will den Menschen besitzen, sie will Macht über ihn ausüben. Die Frau will den Mann besitzen. Und dieses „Besitzen“ ist natürlich auch eine Art Machtausübung, vermutlich auf die etwas feinere weibliche Art und Weise. Vielleicht sind „Steuern“ und „Manipulieren“ passende moderne Ausdrücke dafür.

Die Antwort darauf besteht im Herrschen. Der Mensch soll über die Sünde herrschen, soll sie also in die Schranken weisen und nicht über sich herrschen lassen. Der Mann wehrt sich gegen die Besitzergreifung der Frau. Er versucht, über sie zu herrschen, um die Oberhand zu behalten. Vielleicht ist dann „Dominieren“ der passende Ausdruck dazu.

Hier ist also der eheliche Urkonflikt ausgesprochen und programmiert: der Machtkampf zwischen Ehemann und Ehefrau. Die vielen Witze, die es über diese Problematik gibt, bestätigen deren Richtigkeit und Realität. Ehen werden also nicht im Himmel geschlossen. Gott hat die Ehe geschaffen und gesetzt. Aber infolge der Sünde hat er im Fluch die Mühsamkeit des Lebens über sie ausgesprochen, so wie auch über die Arbeit und die Fortpflanzung.

Die Frage ist, ob es dafür eine Lösung gibt. In diesen Zusammenhang gehört ein Abschnitt, der innerhalb des Neuen Testaments etwas aus dem Rahmen fällt – Eph 5,21-33:

„… – indem ihr euch einander unterordnet in Achtung vor dem Messias, die Ehefrauen ihren Männern wie dem Herrn, denn ein Ehemann ist Haupt (seiner) Frau, wie auch der Messias Haupt der Gemeinde ist, er, der Retter des Leibes. Also, wie sich die Gemeinde dem Messias unterordnet, so auch die Ehefrauen (ihren) Männern in allem. Ihr Ehemänner, liebt (eure) Frauen, wie auch der Messias die Gemeinde liebt und sich für sie hingegeben hat, um sie heilig zu machen – dazu hat er sie gereinigt mit dem Bad im Wasser und durch das Wort -, um sie sich herrlich hinzustellen, die Gemeinde, damit sie keinen Fleck oder eine Runzel oder etwas derartiges hat, sondern heilig und makellos sein soll.

So müssen auch die Ehemänner ihre Frauen lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Niemandem war doch jemals sein Körper gleichgültig, man gibt ihm vielmehr, was er braucht, und pflegt ihn. Und so (pflegt) auch der Messias die Gemeinde, weil wir Glieder seines Leibes sind. ‚Dafür wird ein Mann den Vater und die Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden, und die zwei werden körperlich eins sein‘. Dieses Geheimnis ist groß. Ich sage das aber auf den Messias und auf die Gemeinde hin. Jedenfalls auch ihr, jeder Einzelne: Jeder soll seine Frau so lieben wie sich selbst! Die Frau aber: dass sie Achtung hat vor dem Mann!“

Das Eigenartige in diesem Abschnitt ist, dass er dem allgemeinen Prinzip der Gleichheit in der Gemeinde scheinbar zuwiderläuft. Die Christen in der Gemeinde haben untereinander – Männer und Frauen! – das Gebot von Jesus, einander zu lieben. Und sie haben, wie Paulus auch hier schreibt, das Gebot – Männer und Frauen! – sich einander unterzuordnen in Achtung vor dem Messias. Warum betont er nun hier so, dass der Mann, der sowieso alle lieben soll, auch seine Frau lieben soll? Und warum die Frau, die sich in Achtung vor dem Messias sowieso allen unterordnen soll, sich auch ihrem Mann unterordnen soll?

Diese spezielle Ermahnung von Paulus an die Eheleute ergibt einen guten Sinn, wenn man sie in Beziehung setzt zu 1 Mo 3 – dem Fluch der Ehe. Die Frau, die in menschlicher Art ihr Begehren auf ihren Mann gerichtet hat, hört jetzt damit auf und ordnet sich unter. Paulus formuliert es am Ende des Abschnitts noch anders: Sie hat Achtung vor ihm. Das ist offenbar ein anderer Ausdruck für „unterordnen“. Der Mann, der in menschlicher Art über seine Frau zu herrschen versucht, hört jetzt damit auf und liebt – so wie Jesus seine Gemeinde.

Diese Stelle im Epheserbrief mit ihrer speziellen Belehrung über den Umgang miteinander in der Ehe steht aber nicht ganz allein im Neuen Testament. Neben Paulus hat als ein zweiter Zeuge auch Petrus in etwas anderen Worten genau dasselbe gelehrt – 1 Petr 3,1-7:

„Genauso ordnen sich auch die Ehefrauen den eigenen Männern unter, damit, auch wenn einige (der Ehemänner) vom Wort nicht überzeugt sind, sie durch den Lebenswandel der Frauen ohne ein Wort gewonnen werden, wenn sie euren in Furcht reinen Lebenswandel betrachten. Dazu soll nicht der äußere Schmuck gehören mit Frisieren von Haaren, Umhängen von Goldschmuck und Anziehen von Kleidern, sondern der verborgene Mensch des Herzens im unvergänglichen (Schmuck) des sanften und zufriedenen Geistes, was vor Gott kostbar ist. So schmückten sich ja einst auch die heiligen Frauen, die ihre Hoffnung auf Gott setzten und sich ihren Männern unterordneten, wie Sara Abraham gehorchte und ihn ‚Herr‘ nannte. Deren Töchter seid ihr geworden, die Gutes tun und sich vor keinem Schrecken fürchten.

Ihr Ehemänner genauso, wohnt ehelich mit ihnen zusammen in der Erkenntnis, dass sie – als der weibliche – der schwächere Teil sind, und erweist ihnen Ehre als Miterben der Gnade des Lebens, damit eure Gebete nicht aufgehalten werden.“

Mit dem Ausleben der von Paulus und Petrus genannten Bestimmungen ist der Fluch der Ehe aufgehoben. Das neue Leben aus Gott kommt in die Ehe. Dass dafür Herzensveränderung mit Hilfe des Heiligen Geistes nötig ist, ist klar. Und so haben wir hier eine erlöste Ehe vor Augen, in der echte Liebe und echter Respekt die Haltung zueinander und den Umgang miteinander bestimmen. Das ist dann wohl auch die Antwort auf die Frage, was eine christliche Ehe ausmacht.

Sprüche

Die folgende Verse aus dem Buch der Sprüche habe ich schon selbst übersetzt:

2,6: Denn der Herr gibt Weisheit, von ihm kommt Erkenntnis und Einsicht.

3,5: Vertraue mit ganzem Herzen auf Gott, doch erhebe dich nicht wegen deiner Weisheit!

3,6: Auf all deinen Wegen – kenne ihn, damit er deine Pfade ebnet!

3,11: Mein Kind, weise keine Erziehung des Herrn zurück, werde nicht mutlos, wenn du von ihm überführt wirst!

3,12: Denn wen der Herr liebt, den weist er zurecht; er züchtigt jedes Kind, das er annimmt.

3,25: Fürchte dich nicht vor der Leidenschaft der Unverständigen, auch nicht vor dem Ansturm der Gottlosen, wenn er kommt!

3,26: Denn der Herr wird auf allen deinen Straßen sein; er wird deinen Fuß bewahren vor der Gefahr.

3,27: Lass dich nicht abhalten, einem Bedürftigen Gutes (zu tun), wenn deine Hand etwas hat, um zu helfen!

3,29: Unternimm nichts, was übel ist für deinen Mitmenschen, der bei dir wohnt und dir vertraut!

3,34: Gott stellt sich gegen Überhebliche, Bescheidenen gibt er Gnade.

4,13: Halte fest an der Unterweisung, lass nicht los, bewahre sie, denn sie ist dein Leben!

5,21: Direkt vor den Augen des Herrn sind ja die Wege eines Menschen, auf alle seine Pfade achtet er.

7,2: Behüte meine Gebote, und du wirst leben, (behüte) meine Unterweisung wie deinen Augapfel!

10,2: Verbrecherische Schätze nützen nichts, aber Gerechtigkeit rettet vor dem Tod.

10,7: Die Erinnerung an Gerechte (bleibt) ein Segen, der Name von Gottlosen entschwindet.

10,12: Hass erweckt Streit; alle Vergehen bedeckt aber die Liebe.

10,19: Bei vielen Worten kann man Sünde nicht vermeiden; die Lippen sparsam zu gebrauchen, wäre klug.

10,28: Die Wartezeit der Gerechten ist Fröhlichkeit, aber die Hoffnung der Frevler vergeht.

11,13: Ein doppelzüngiger Mensch geht und verrät geheime Absprachen, aber ein zuverlässiger Geist hält Dinge bedeckt.

11,19: Ein Kind von Gerechtigkeit ist geboren für das Leben, wer hinter dem Bösen her ist, für den Tod.

11,22: Wie ein Ohrring im Rüssel einer Sau, so ist Schönheit für eine Frau ohne klaren Verstand.

11,31: Wenn der Gerechte nur mit Mühe gerettet wird, wo kann dann der Gottlose und Sünder sich sehen lassen?

14,21: Wer einen Hungrigen verachtet, sündigt; wer aber Erbarmen hat mit Armen, ist glücklich.

14,26: In der Furcht des Herrn ist starkes Vertrauen; ihren Kindern gibt sie festen Halt.

14,31: Wer einen Bedürftigen schikaniert, verhöhnt seinen Schöpfer; wer den (Schöpfer) ehrt, hat Erbarmen mit einem Armen.

14,34: Gerechtigkeit erhebt ein Volk, aber Sünde macht den Völkern Schaden.

15,1: Eine nachgiebige Antwort wendet die Wut ab; ein kränkendes Wort erweckt den Zorn.

15,13: Ein fröhliches Herz macht ein gutes Gesicht; aber mit Herzschmerz ist der Geist gequält.

15,16: Besser wenig mit der Furcht des Herrn, als ein großer Schatz und Panik dabei.

15,17: Besser eine Bewirtung mit Gemüse und Liebe dabei, als ein gemästeter Stier mit Hass.

15,33: Die Furcht des Herrn ist Erziehung zur Weisheit, vor der Größe (Gottes) wird man bescheiden.

16,6: Mit Güte und Wahrheit wird Schuld bedeckt; und mit Furcht des Herrn weicht man vom Bösen.

16,7: Wenn dem Herrn die Wege eines Menschen gefallen, lässt er auch dessen Feinde mit ihm übereinkommen.

16,9: Das Menschenherz plant seinen Weg; doch der Herr macht fest seinen Schritt.

16,18: Vor dem Zusammenbruch kommt Übermut, vor dem Fall ein hochmütiger Geist.

16,32: Ein Geduldiger ist besser als ein Gewaltiger; wer mit dem Verstand herrscht, (ist besser) als, wer eine Stadt einnimmt.

18,22: Wer eine Frau gefunden hat, hat Gutes gefunden; er hat Wohlgefallen bekommen vom Herrn.

19;17: Wer Mitgefühl zeigt mit einem Armen, leiht etwas dem Herrn, und der wird ihm seine Gabe zurückerstatten.

20,9: Wer kann sagen: „Ich bin rein in meinem Herzen, ich bin gereinigt von meiner Sünde?“

20,12: Ein Ohr, das hört, ein Auge, das sieht – beide sind Werke des Herrn.

21,21: Wer den Weg der Gerechtigkeit und des Erbarmens geht, wird Leben und Herrlichkeit finden.

22,9: Wer ein gütiges Auge hat, wird gesegnet; denn er gibt dem Schwachen von seinem Brot.

23,26: Gib mir, mein Kind, dein Herz; deinen Augen sollen meine Wege gefallen.

25,11: Goldene Äpfel auf kunstvollen Silberschalen – so ist ein Wort, das zur rechten Zeit gesprochen wird.

25,21-22: Wenn dein Feind hungert, gib ihm zu essen, wenn er dürstet, gib ihm zu trinken! Wenn du das tust, wirst du glühende Kohlen aufhäufen auf seinen Kopf, und der Herr wird es dir vergelten.

25,26: Eine verstopfte Quelle, eine kaputte Zisterne ist ein Gerechter, der vor einem Gottlosen zu Fall gekommen ist.

28,13: Wer sein verwerfliches Handeln verbergen will, dem wird es nicht gelingen; wer (es) aber offen bekennt und lässt, der wird Erbarmen finden.

29,7: Ein Gerechter weiß, Geringen Recht zu verschaffen; der Gottlose aber versteht nicht, zu erkennen.

29,20: Wenn du einen Menschen gesehen hast, eilig mit seinen Worten – für einen Unverständigen gibt es mehr Hoffnung als für ihn.

30,8: Halte nichtiges und verlogenes Reden von mir fern! Gib mir weder Armut noch Reichtum, weise mir mein regelmäßiges Brot zu!

31,8: Öffne deinen Mund für Gottes Sache, schaffe heilsam Recht für alle!

Der Sündenfall

Der Sündenfall ist ein Schlüsselereignis in der Geschichte zwischen Gott und den Menschen. In eigener Übersetzung folgt hier der biblische Bericht. Gott stellte den Menschen in Freiheit und Verantwortung, und so kam es zur Sünde und zur Trennung von Gott. 1 Mo 3,1-24:

Die Schlange war aber klüger als alle Tiere des Feldes, die der Herr, Gott, gemacht hatte.

Und sie sagte zu der Frau: „Sollte es sein, dass Gott gesagt hat: ‚Ihr dürft nicht von allen Bäumen des Parks essen?‘ “

Die Frau sagte zu der Schlange: „Wir essen von den Früchten der Bäume des Parks. Aber über die Früchte des Baums, der in der Mitte des Parks ist, hat Gott gesagt: ‚Esst nicht von ihm, berührt ihn auch nicht, damit ihr nicht sterbt!‘ “

Und die Schlange sagte zu der Frau: „Ihr werdet ganz sicher nicht sterben! Denn Gott weiß: An dem Tag, an dem ihr davon esst, werden eure Augen geöffnet werden, und ihr werdet wie Götter sein, die wissen, was Gut und Böse ist.“

Die Frau sah dann, dass von dem Baum gut zu essen war, dass er eine Pracht für die Augen war und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von seinen Früchten und aß. Sie gab dann auch ihrem Mann (davon), der bei ihr war, und er aß.

Da wurden die Augen der beiden geöffnet, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Und sie nähten Blätter vom Feigenbaum zusammen und machten sich Röcke.

Als sie dann das Geräusch des Herrn, Gottes, hörten, der beim Abendwind im Park umherging, versteckten sie sich, der Adam und seine Frau, vor dem Blick des Herrn, Gottes, zwischen den Bäumen des Parks.

Und der Herr, Gott, rief den Adam und sagte ihm: „Wo bist du?“

Der sagte: „Dein Geräusch habe ich gehört im Park. Und ich habe mich gefürchtet, weil ich nackt bin, und habe mich versteckt!“

(Gott) aber sagte: „Wer hat dir erzählt, dass du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem ich dir befohlen habe, nicht von ihm zu essen?“

Und der Adam sagte: „Die Frau, die du gegeben hast, um bei mir zu sein, sie hat mir von dem Baum gegeben, sodass ich aß.“

Der Herr, Gott, sagte dann der Frau: „Warum hast du das getan?“

Die Frau sagte: „Die Schlange hat mich betrogen, sodass ich aß.“

Da sagte der Herr, Gott, der Schlange: „Weil du das getan hast, bist du verflucht: Weg von allen Nutztieren und allen Tieren des Feldes wirst du dich auf deinem Bauch fortbewegen und Staub schlucken alle Tage deines Lebens! Und ich stifte Feindschaft zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er wird dich am Kopf packen, und du wirst ihn an der Ferse packen.

Und der Frau sagte er: „Ganz gewiss lasse ich zahlreich werden deine Schmerzen und dein Stöhnen. Mit Schmerzen wirst du Kinder gebären. Und gegen deinen Mann (geht) dein Begehren, er aber will herrschen über dich!“

Dem Adam aber sagte er: „Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir befohlen hatte: ‚Du darfst nicht von ihm essen!‘: Verflucht ist der Erdboden bei deiner Arbeit! Mit Schmerzen sollst du dich von ihm ernähren alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln wird er dir aufwachsen lassen, und du wirst Kräuter des Feldes essen. Im Schweiß deines Angesichts sollst du Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden, von dem du genommen bist. Denn du bist Erde, und zur Erde sollst du zurückkehren!“

Und der Adam gab seiner Frau den Namen „Eva“ (Leben), denn sie war die Mutter aller lebenden (Menschen).

Der Herr, Gott, machte Adam und seiner Frau aber Gewänder aus Leder und bekleidete sie.

Und Gott sagte: „Jetzt ist der Adam geworden wie einer von uns, er kennt Gut und Böse. Doch jetzt: Dass er ja nicht seine Hand ausstreckt und auch vom Baum des Lebens nimmt und isst und in Ewigkeit lebt!“

Und der Herr, Gott, schickte ihn hinaus aus dem Park von Eden, um den Erdboden zu bearbeiten, von dem er genommen worden war. Er warf den Adam hinaus und ließ ihn östlich des Parks von Eden wohnen. Und er bestellte die Cherubim und das blitzende Schwert, das sich hin- und herwendet, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.

Der „zweite“ Schöpfungsbericht

Der zweite Schöpfungsbericht – diese Bezeichnung haben bibelkritische Theologen dem Abschnitt 1 Mo 2,5-25 gegeben. Man fand hier im zeitlichen Ablauf Widersprüche zum „ersten“ Schöpfungsbericht. Und man postulierte, es seien unabhängige Berichte von verschiedenen Autoren aus unterschiedlichen Zeiten. (Vom historischen Wahrheitsgehalt ganz zu schweigen …)

Es gibt allerdings eine grammatikalische Feinheit, mit der sich, wenn man sie beachtet, die Widersprüche auflösen. Im Hebräischen und im Griechischen gibt es zwar verschiedene Vergangenheitsformen, aber keine Vorvergangenheit, wie wir sie im Deutschen haben. Es gibt also „machte“ oder „hat gemacht“, aber kein „hatte gemacht“. Aber es gibt in den Texten natürlich Fälle, in denen die Vorvergangenheit gemeint ist. Das muss man dann aus dem Textzusammenhang erschließen und im Deutschen entsprechend übersetzen.

Und mit Anwendung der Vorvergangenheitsform ist es tatsächlich möglich, das zweite Kapitel ohne Widerspruch zum ersten zu übersetzen. Das Kapitel ist dann nicht der „zweite“ Schöpfungsbericht, sondern eine passende Erläuterung und Ergänzung zum „ersten“. Im Wesentlichen geht es dabei ausführlich um die Erschaffung des Menschen als Mann und Frau am fünften Schöpfungstag. Und hier folgt die entsprechende Übersetzung des Abschnitts 1 Mo 2,5-25:

5 Bevor alles Grüne auf dem Feld auf der Erde war und bevor alle Kräuter des Feldes aufwuchsen, ließ Gott es noch nicht regnen auf die Erde. Es gab auch keinen Menschen, um den Erdboden zu bearbeiten.

6 Grundwasser stieg aus der Erde auf und tränkte die ganze Oberfläche des Erdbodens.

7 Und Gott formte den Menschen aus Erde vom Erdboden und blies ihm lebendiges Atmen ins Gesicht, und der Mensch wurde zu einer lebendigen Seele.

8 Und der Herr, Gott, hatte ein Paradies gepflanzt in Eden, nach Osten zu, und dorthin setzte er den Menschen, den er geformt hatte.

9 Gott hatte aus dem Erdboden jede Art Baum aufwachsen lassen, prächtig zum Anschauen und gut zum Essen, und den Baum des Lebens in der Mitte des Parks, und den Baum des Erkennens von Gut und Böse.

10 Ein Fluss entsprang aber aus (dem Boden von) Eden, um das Paradies zu bewässern. Von dort teilte er sich und wurde zu vier Ursprüngen (von Flüssen): 11 Der Name des einen ist Pischon. Das ist der, der rings um das ganze Land Chawila herumfließt, wo es das Gold gibt, 12 und das Gold dieses Landes ist gut. Dort gibt es auch den Bernstein und den Karneolstein. 13 Der Name des zweiten Flusses ist Gichon. Der fließt um das ganze Land Kusch herum. 14 Der Name des dritten Flusses ist Tigris. Der fließt im Osten von Assur. Und der vierte Fluss ist der Eufrat.

15 Der Herr, Gott, hatte den Menschen genommen und ihn abgesetzt im Paradies von Eden, um es zu bearbeiten und zu bewahren.

16 Und der Herr, Gott, befahl dem Adam: „Von jedem Baum des Paradieses darfst du Speise essen. 17 Aber vom Baum des Erkennens von Gut und Böse, von ihm darfst du nichts essen! Denn an dem Tag, an dem du von ihm isst, wirst du den Tod sterben!“

18 Und der Herr, Gott, sagte: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Wir wollen ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht“. 19 Gott hatte aus dem Erdboden auch alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels geformt, und er brachte sie zu dem Adam, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Was Adam für jedes lebendige Wesen nennen würde, das sollte dann sein Name sein. 20 Und Adam nannte Namen für alle Nutztiere und alle Vögel des Himmels und alle Wildtiere des Feldes. Aber für Adam wurde keine Hilfe gefunden, die ihm ebenbürtig war.

21 Und Gott ließ eine Geistesabwesenheit auf den Adam fallen, und der schlief. Er entnahm dann eine seiner Seiten und verschloss (die Stelle) stattdessen mit Fleisch. 22 Der Herr, Gott, baute die Seite, die er von dem Adam entnommen hatte, zu einer Frau und brachte sie zu dem Adam. 23 Und der Mensch sagte: „Das ist jetzt Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch! Sie wird (hebräisch) ‚Ischa‘ (Frau) genannt werden, weil sie vom ‚Isch‘ (Mann) genommen wurde.“

24 – Deswegen wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden, und die zwei werden körperlich Eins sein. –

25 Und die zwei waren nackt, der Adam und seine Frau, und schämten sich nicht.

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