1 Für den Vorsänger, bei den Keltern (zu singen),
ein Psalm mit Worten Davids.

2 Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name
auf der ganzen Erde,
(wie) erhebt sich deine Hoheit
über den Himmeln!
3 Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen
hast du Lob zubereitet
wegen deiner Feinde,
um Feind und Rächer zum Aufhören zu bringen.
4 Ja, ich sehe die Himmel, Werke deiner Finger,
Mond und Sterne, die du befestigt hast.


5 Was ist ein Mensch, dass du an ihn denkst,
oder ein Menschensohn, dass du auf ihn achtest?
6 Du hast ihn ein wenig geringer gemacht als Engel,
mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt.
7 Du hast ihn eingesetzt über das Werk deiner Hände,
alles hast du untergeordnet unter seine Füße,
8 Schafe und Ziegen und Rinder, alle zusammen,
dazu auch die Tiere des Feldes,
9 die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres,
die die Pfade der Meere durchziehen.
10 Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name
auf der ganzen Erde!

Anmerkungen:

1) Der Psalm 8 hat eine aufallende Textvariante. In Vers 6 sagt der hebräische Text „Du hast ihn ein wenig niedriger gemacht als Gott“. „Ein wenig niedriger als Engel“ steht in der griechischen Version. Das heißt, der griechische Übersetzer hatte einen Text vor sich, in dem nicht „Elohim“ (Gott) stand, sondern „Malachim“ (Engel). Die beiden Wörter sind im Hebräischen tatsächlich sehr ähnlich, man könnte da beim Abschreiben einen Fehler machen.

Vom Textzusammenhang der Schöpfung her ist es naheliegender, den Menschen als Herrn der Schöpfung als „ein wenig niedriger als Engel“ zu betrachten. Der Vergleich mit Gott erscheint da etwas weiter hergeholt. Entscheiden lassen wir die Frage aber vollends das Neue Testament. Dort wird im Herbräerbrief der Text „ein wenig niedriger als Engel“ zitiert.

2) Der Psalm 8 wird mehrfach im Neuen Testament zitiert:

Mt 21,15-16: Die obersten Priester und die Theologen sahen aber die wunderbaren Dinge, die er tat, und die Kinder, die auf dem Tempelgelände laut riefen: „Hosianna dem Sohn Davids!“ Und sie ärgerten sich und sagten ihm: „Hörst du, was die sagen?“ Jesus erwiderte: „Ja. Habt ihr noch nie gelesen: ‚Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen hast du Lob zubereitet’?“

1 Kor 15,26-27a: Als letzter Feind wird der Tod zunichtegemacht. Denn „alles hat er untergeordnet unter seine Füße.

Eph 1,20-22a: Mit ihr hat er im Messias gewirkt, als er ihn von den Toten auferweckt und an seiner rechten Seite eingesetzt hat in den himmlischen Welten über jede Gewalt, Macht, Kraft, Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der kommenden. „Alles hat er untergeordnet unter seine Füße.

Hebr 2,5-9: Er hat die kommende Welt, über die wir sprechen, doch nicht Engeln untergeordnet. Irgendwo hat jemand bezeugt und gesagt: „Was ist ein Mensch, dass du an ihn denkst, oder ein Menschensohn, dass du auf ihn achtest? Du hast ihn ein wenig geringer gemacht als Engel, mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt. Alles hast du untergeordnet unter seine Füße.” Indem er ihm das alles untergeordnet hat, hat er ja nichts ohne Unterordnung unter ihn gelassen. Jetzt sehen wir aber noch nicht, dass ihm alles untergeordnet ist. Als den, der „ein wenig geringer gemacht war als Engel“, sehen wir aber Jesus, der aufgrund des Todesleidens „mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ wurde, sobald er durch die Gnade Gottes für jeden den Tod gekostet hatte.

3) Der Psalm 8 hat prophetisch gesehen eine Art doppelten Boden. Vordergründig beschreibt er die Herrlichkeit und Vielfalt der Schöpfung mit dem Menschen, den Gott dem Schöpfungbericht entsprechend als Herrscher darüber eingesetzt hat. Hintergründig sieht die Prophetie des Neuen Testaments hier unter dem Stichwort „Menschensohn“ den Messias Jesus. In seiner irdischen Zeit war er „ein wenig niedriger gemacht als Engel“ bis in den Tod. Nach seiner Auferstehung wurde er aber von Gott als Herrscher im Himmel eingesetzt. „Alles wurde ihm untergeordnet unter seine Füße“, und er wurde „mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“.