Ein Bibelübersetzer entdeckt ...

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Das Buch mit sieben Siegeln

Das Buch mit sieben Siegeln erscheint in Offb 5,1: „Und ich sah auf der rechten Hand dessen, der auf dem Thron sitzt, eine Schriftrolle, beschrieben von innen und von hinten, mit sieben Siegeln versiegelt.“ Dieses Buch auf der Hand Gottes ist insofern eine etwas rätselhafte Angelegenheit, als dass wir weder in der Bibel noch in der biblischen Umwelt eine direkte Parallele dazu finden. Aber es gibt Ähnlichkeiten:

1) Bei der Einsetzung des Königs Joasch in 2 Kön 12 wurde ihm neben der Krönung und der Salbung auch eine „Ordnung“ übergeben.

2) Der Prophet Hesekiel erhielt nach seiner in Hes 1 beschriebenen Berufung in Hes 2 eine Schriftrolle mit prophetischen Botschaften, die er aufessen sollte.

3) Dem Kommentar von Adolf Pohl zur Offenbarung entnehme ich, dass römische Rechtsurkunden siebenfach versiegelt waren, vom Aussteller der Urkunde und von sechs Zeugen. Und mit dem Öffnen der Siegel wurde die Urkunde in Kraft gesetzt.

Vielleicht müssen wir von allen diesen ungefähren Parallelen etwas entnehmen. Das Buch bzw. die Schriftrolle in Offb 5 ist in Gottes Hand, kommt also von Gott. Sie kann nur Gottes Gedanken und Pläne enthalten. Die Frage ist, wer sie übernehmen und ausführen kann. Das Lamm, das die Sünde und den Tod besiegt hat, kann es. Jesus nimmt die Schriftrolle, und die himmlische Welt sagt unisono: „Das Lamm, das getötet war, ist würdig, die Macht zu empfangen …“. Hier wird ein König eingesetzt. Und er hat die Vollmacht, die Siegel zu brechen und den Plan Gottes zu offenbaren und auszuführen.

Schauen wir uns das Buch mit den sieben Siegeln als Schriftrolle etwas genauer an. Sie ist „von innen und von hinten“ beschrieben. Schriftrollen waren aus Einzelblättern zusammengeklebt und konnten sehr lang sein. Sie wurden auf der Vorderseite beschrieben, und diese war beim Zusammenrollen dann „innen“. Zusammengerollt konnte die Rolle dann am Anfang auf dem senkrechten Rand des Papiers bzw. Papyrus versiegelt werden. Auf diesem Rand müssen wir uns die sieben Siegel in einer Reihe von oben nach unten vorstellen.

Nun sahen damals zusammengerollte Schriftrollen zunächst einmal alle gleich aus. Und es wäre mühsam gewesen, wenn man eine bestimmte Rolle suchte, zum Nachsehen alle erst aufmachen zu müssen. Deshalb bekamen sie im zusammengerollten Zustand außen, also „hinten“ auf der Rückseite eine Beschriftung, die den Inhalt der Rolle zusammengefasst darstellte, also eine Art Inhaltsangabe. So konnte man an jeder Rolle schon von außen den Inhalt erkennen.

So auch auf unserer Schriftrolle in der Hand des Lammes. Sie ist innen und hinten beschrieben. Solange also die Siegel geöffnet werden, ist die Rolle an sich noch geschlossen, das Innere ist noch nicht sichtbar. Also läuft jetzt nur die Kurzfassung, die außen drauf steht, vor den Augen von Johannes ab. Erst, wenn das siebte Siegel offen ist, ist auch die Rolle offen, und es erscheint der eigentliche Inhalt in der langen Fassung.

Und so haben wir von Offb 4,1 bis 8,1 ein zusammenhängendes Geschehen. Erst sehen wir Gott auf dem Thron, umgeben von der Engelwelt. Dann erscheint bei ihm das Lamm, der siegreiche Jesus, und übernimmt mit der Schriftrolle die Königsmacht. Dann öffnet er ein Siegel um das andere, bis die Rolle offen ist. Und währenddessen wird eine Kurzfassung dessen sichtbar, was dann ab Offb 8,2 als ausführlicher Inhalt der Schriftrolle erscheint.

Die Ankündigung des Geistes

Als der Heilige Geist an jenem ersten Pfingstfest im Jahr 30 n. Chr. ausgegossen wurde, war das weder Überraschung noch Zufall. Die Ankündigung des Geistes ist ein zentrales biblisches Thema. Petrus hat damals ja auch gleich den Propheten Joel zitiert, um zu erklären, was gerade geschah.

Hören wir, was der Prophet Joel gesagt hat – Joel 3,1-2: „Ich werde ausgießen von meinem Geist auf alle Menschen, und eure Söhne und eure Töchter werden prophetisch sprechen. Eure Älteren werden Träume träumen, und eure jungen Leute werden Visionen sehen. Auch auf die Sklaven und auf die Sklavinnen werde ich zu jener Zeit ausgießen von meinem Geist.“

Joel spricht von einer zukünftigen, neuen Zeit. Im Unterschied zur alttestamentlichen Zeit Israels, in der immer nur einzelne Menschen den Geist Gottes empfingen, sollte in einer neuen Zeit das ganze Volk Gottes – „alle Menschen“ – den Geist empfangen. Dass auch alle Töchter und sogar Sklavinnen den Geist empfangen würden, war damals ein absolut revolutionärer Gedanke. Die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung der Frauen in der neutestamentlichen Gemeinde ist hier schon angesagt.

Die Ankündigung des Geistes hatte es auch schon bei Jesaja gegeben. Jes 44,3: „Ja, ich werde Wasser ausgießen auf Durstiges, Bäche auf Ausgetrocknetes, ich werde meinen Geist ausgießen auf deine Nachkommen, meinen Segen auf deine Abkömmlinge.“

Der Prophet Hesekiel war ein Zeitgenosse des Propheten Jeremia. Diese beiden Propheten mussten den Untergang des alten Königreichs Israel miterleben und im Auftrag Gottes erklären. Das alte System Israels war aufgrund von geistlichem und moralischem Bankrott dem Gericht Gottes verfallen. Aber beide Propheten schauten auch eine neue Zeit, die Gott für seine Leute heraufführen würde. Jeremia schaute eine neue Bestimmung Gottes, dass er seine Gesetze in ihr Herz geben würde. Auch von Hesekiel kommt eine Ankündigung des Geistes. Er sah dasselbe wie Jeremia und auch, wie Gott das tun würde:

Hes 11,19: „Ich will ihnen ein anderes Herz geben, einen neuen Geist will ich geben in ihnen. Ich will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Fleisch und ihnen ein menschliches Herz geben.“

Um zu verdeutlichen, was für einen „neuen Geist“ Gott „in ihnen“ geben würde, hat er es auch wiederholt und verdeutlicht – Hes 36,26-27: „Ich will euch ein neues Herz geben, einen neuen Geist will ich in euch geben. Ich will das steinerne Herz wegnehmen aus eurem Fleisch und euch ein menschliches Herz geben. Meinen Geist will ich in euch geben und machen, dass ihr in meinen Grundsätzen geht und meine Urteile einhaltet und ausführt.“

Der Heilige Geist Gottes würde es sein, der die Herzensveränderung der Menschen bewerkstelligen würde. Und Herzensveränderung ist dann ja auch das Thema des Neuen Testaments.

Johannes der Täufer war der letzte und wichtigste der alttestamentlichen Propheten. So hat Jesus es gesagt. Er hatte die unmittelbar bevorstehende neue Zeit anzusagen – Mt 3,2: „Seid bereit euch zu ändern! Denn das Königreich der Himmel ist nahegekommen.“

Diese Botschaft war die Vorbereitung auf etwas, das nach ihm kommen würde. Mt 3,11 / Mk 1,7-8: „Ich tauche euch unter in Wasser zu einer Sinnesänderung. Nach mir kommt aber der, der stärker ist als ich. Für den bin ich nicht genug, dass ich mich bücke, um die Riemen seiner Sandalen aufzubinden und sie wegzutragen. Ich habe euch untergetaucht im Wasser, er wird euch untertauchen in Heiligem Geist und Feuer.“

So, wie er die Leute ins Wasser tauchte, würde nach ihm der kommen, der Menschen in Heiligen Geist taucht. Und die Wirkung des Geistes erklärt er mit dem Bild des Feuers. Wasser bringt Abkühlung und Reinigung, Feuer bringt Wärme und Licht.

Jesus selbst empfing nach seiner Taufe bei Johannes am Jordan den Heiligen Geist als Salbung und Ausrüstung zu seinem Dienst. Für die anderen blieb aber auch er noch bei der Ankündigung des Geistes. Besonders das Johannesevangelium berichtet an einigen Stellen darüber.

Gegenüber Nikodemus – Joh 3,5-8: „Amen, Amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineingehen. Was aus dem Körper geboren wird, ist Körper, was aus dem Geist geboren wird, ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: ‚Ihr müsst von neuem geboren werden!‘. Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Geräusch. Aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.“

Gegenüber der Samariterin am Jakobsbrunnen unter dem Bild des Wassers – Joh 4,14: „Wer von dem Wasser trinkt, von dem ich ihm geben will, wird bis in Ewigkeit keinen Durst mehr haben. Das Wasser, das ich ihm geben werde, wird vielmehr in ihm eine Wasserquelle werden, sprudelnd in ewiges Leben.“

Gegenüber den Menschen in Jerusalem – Joh 7,37-39: „Wenn jemand Durst hat, soll er zu mir kommen und trinken! (Bei dem,) der an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, werden Ströme lebendigen Wassers aus seinem Leib fließen.“ Und Johannes verdeutlicht: „Das sagte er über den Geist, den die bekommen sollten, die an ihn glauben würden. Es war ja noch kein Geist da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.“

Auch diese Aussage gehört sicherlich dazu: „Ich bin gekommen, ein Feuer auf die Erde zu bringen, und wie sehr wünsche ich, dass es schon entzündet wäre!“ (Lk 12,49)

Und dann die Aussagen gegenüber seinen Jüngern in der Abschiedsrede – Joh 14,16-17: „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Helfer geben, damit er bis in Ewigkeit bei euch sei. (Das ist) der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht bekommen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.“

„Der Helfer, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Joh 14,16)

„Wenn der Helfer kommt, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird als Zeuge über mich aussagen.“ (Joh 15,26)

„Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch führen mit der reinen Wahrheit. Er wird nichts von sich aus sagen, sondern was er hören wird, wird er sagen, und das Kommende wird er euch berichten.“ (Joh 16,13)

Und auch das, was Jesus nach seiner Auferstehung gesagt hat, muss man noch als prophetische Ankündigung verstehen. Joh 20,22-23: Nachdem er das gesagt hatte, blies er sie an und sagte ihnen: „Ihr bekommt Heiligen Geist. Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben. Welchen ihr sie festhaltet, denen sind sie festgehalten.“

Und abschließend, kurz vor seinem Weggang in den Himmel – Lk 24,49: „Und ich sende auf euch, was mein Vater versprochen hat: Bleibt in der Stadt, bis ihr mit Kraft aus der Höhe bekleidet werdet!“

Auch die Apostelgeschichte beginnt dann noch einmal mit dieser Ankündigung des Geistes. Apg 1,4-5: „Er hielt sie zusammen und befahl ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern auf das vom Vater Versprochene zu warten: ‚(Es wird das sein,) was ihr von mir gehört habt: Johannes hat mit Wasser untergetaucht, ihr aber werdet im Heiligen Geist untergetaucht werden, nicht viele Tage nach diesem.’“

Wir sehen also, dass vom Alten Testament her nicht nur der Messias angekündigt war mit seinem Sühnetod am Kreuz und seiner Auferstehung. Auch der heilige Geist war angekündigt. Und beides hängt aufs engste zusammen. Erst braucht der Mensch Vergebung und Reinigung von der Sünde, dann kann er Heiligen Geist bekommen als Kraft eines neuen Lebens.

Und bis zum Schluss bleibt es dabei. Offb 22,17: „Und der Geist und die Braut sagen: ‚Komm!‘ Wer es hört, soll sagen: ‚Komm!‘ Und wer Durst hat, soll kommen. Wer will, soll Wasser des Lebens bekommen – geschenkt!“

Evangelium

Evangelium – dieses Wort soll traditionell den Kern der Botschaft des Neuen Testaments beschreiben. Der Begriff „Evangelium“ ist eingedeutscht aus dem griechischen Wort „euangélion“. Im Griechischen ist das aber zunächst gar kein religiöser Begriff, sondern ganz einfach eine „gute Botschaft“, etwa von einer Einladung, einem Sieg, einer Steuererleichterung etc.

Eine gute Botschaft überbringt uns das Neue Testament ja tatsächlich. Sie beinhaltet das gesamte Leben, Lehren und Wirken von Jesus dem Messias einschließlich seinem Auftrag an seine Gesandten. Gemessen an dieser eigentlichen Bedeutung hat die kirchlich/theologische Tradition den Begriff „Evangelium“ aber verwässert zu einem Minimalbegriff von irgendetwas Gutem. Deshalb hat er seine ursprüngliche Bedeutung als Ausdruck für die Gesamtbotschaft des Neuen Testaments verloren und ist somit nicht mehr brauchbar.

Auch das Verständnis, dass im Zentrum der guten Botschaft der Sühnetod von Jesus am Kreuz für uns steht, ist einerseits zwar richtig, hat aber die Gefahr, sie einseitig zu verkürzen. Den Begriff „gute Botschaft“ gebraucht das Neue Testament so nicht. Wie es ihn selbst gebraucht, sollte aber der Maßstab sein.

Soweit ich sehe, umfasst die gute Botschaft im Neuen Testament das Gesamtpaket dessen, was uns Gott in Jesus anbietet und was er in Jesus von uns fordert. Deshalb umfasst diese Botschaft auch die gesamte Geschichte von Jesus. Matthäus hat „die Botschaft von Jesus“ aufgeschrieben, genauso auch Markus, Lukas und Johannes. Und mit welch göttlicher Weisheit diese vier Berichte über die eine Botschaft zusammenpassen, ist staunenswert. Ihr gesamter Inhalt ist in der ersten Christengeneration als „die gute Botschaft“ weitergegeben worden.

Und die zwei genannten Seiten – was Gott anbietet und was er fordert – hatte die Botschaft von Anfang an. „Das Reich Gottes ist nahe gekommen“, das ist, was Gott anbietet. „Seid bereit euch zu ändern (Tut Buße / Kehrt um)“, das ist, was er fordert. Und das gilt so bis heute und bis Jesus wiederkommt. So hat Gott sich festgelegt, und eine andere Botschaft wird von Gott nicht mehr kommen.

Eine markante Stelle, die das Umfassende dieser Botschaft von der Zeit vor der Kreuzigung bis zur Verkündigung unter den Völkern bezeugt, ist Mt 26,13. Dort sagt Jesus über die Frau, die ihn mit dem kostbaren Duftöl gesalbt hat: „Amen, ich sage euch: Wo immer in der ganzen Welt diese Botschaft verkündet wird, wird auch gesagt werden, was sie getan hat, damit sie immer in Erinnerung bleibt.” Jesus sprach schon vor der Kreuzigung von dieser Botschaft, die in der ganzen Welt verkündigt werden würde. Und sogar die Salbung durch Maria (die es laut Johannes war, die ihn salbte) sollte ein Teil dieser Botschaft sein.

Natürlich kann ich mir überlegen, was ich dann doch vielleicht als das Zentrum oder den Kern dieser Botschaft empfinde. Für mich ist es das Zusammenkommen der völligen Hingabe Gottes an mich im Tod von Jesus am Kreuz mit meiner völligen Hingabe an ihn in einem bekehrten Leben. Gottes Angebot und Forderung kommen zusammen in der echten, gelebten, persönlichen Beziehung zu Jesus und zum Vater, dem allmächtigen Gott. Daraus erwächst die Freundschaft mit Gott.

Und so wird in meiner Übersetzung des Neuen Testaments nicht irgendein „Evangelium“ verkündet, sondern die „gute Botschaft“. Diese Botschaft ist allerdings menschlich gesprochen gar nicht nur „gut“. Für die, die sie ablehnen, ist sie schlimm. Und so habe ich an den meisten Stellen einfach nur mit „Botschaft“ übersetzt.

Die Botschaft Gottes, die Botschaft von Jesus, das ist der Gesamtinhalt des Neuen Testaments. Sie beinhaltet auch den Ausblick auf das Ende der Welt und den Beginn einer neuen Schöpfung. Und es gilt für sie, was am Ende der Offenbarung steht:

„Wenn jemand etwas hinzufügt zu ihr, wird Gott ihm die Strafen hinzufügen, die in dieser Schrift beschrieben sind. Wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten dieser prophetischen Schrift, wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen vom Baum des Lebens und von der heiligen Stadt, die in dieser Schrift beschrieben sind.“

Schriftgelehrte

Schriftgelehrte als Zunft der in den heiligen Schriften ausgebildeten Theologen benennt das Neue Testament mit zwei unterschiedlichen griechischen Begriffen. Da ist zum einen der „grammateús“, was von „grámma – Buchstabe, Schrift“ kommt und üblicherweise mit „Schriftgelehrter“ übersetzt wird. Der andere Begriff ist „nomikós“, was von „nómos – Gesetz“ kommt und am besten mit „Gesetzeskundiger“ wiedergegeben wird.

Schriftgelehrte kamen auch damals schon mit einem Studium und einer offiziellen Ordination zu ihrem Titel und Status und hoben sich damit vom gewöhnlichen Volk ab. Und so gleichen sie darin auch den heutigen Theologen, es ist immer noch dasselbe System. Aus Gründen der Aktualität benutze ich in meiner Übersetzung daher für das häufigere „grammateús“ den Begriff „Theologe“. Bei „nomikós“, das seltener vorkommt, bleibe ich bei „Gesetzeskundiger“. So verwende ich für die zwei griechischen Begriffe auch im Deutschen zwei unterschiedliche Wörter.

Jesus selbst war in diesem Sinne kein Theologe, auch seine Jünger nicht, und das war Absicht. Jesus hat die Zunft der Theologen gänzlich als Heuchler entlarvt und komplett abgelehnt. An verschiedenen Stellen der Evangelien wird das deutlich, ganz besonders in seiner Schlussabrechnung in Mt 23. Selbstverständlich hat er sich damit ihre bittere Feindschaft zugezogen.

In der neutestamentlichen Gemeinde haben solche offiziellen Theologen dann auch keine Rolle gespielt. Paulus war zwar ein ausgebildeter Theologe von der pharisäischen Richtung. Er hatte in Jerusalem bei dem berühmten Lehrer Gamaliel studiert. Aber nach seiner Bekehrung zu Jesus als dem Messias hatte das in seinem Dienst und Auftrag keine Bedeutung mehr. Es war ein Teil seines alten Lebens, das er hinter sich gelassen hatte. So wie Jesus die offizielle Theologenzunft ausdrücklich abgelehnt hatte, galt das in seiner Gemeinde. Ein bekehrter Theologe war kein „Theologe“ mehr.

Nur in einem Sinn gibt es in der christlichen Gemeinde noch Theologen, nämlich in dem, dass alle Christen jetzt Theologen sind, weil sie alle Gott kennen.

Pastor

„Pastor“ ist das lateinische Wort für „Hirte“, griechisch „poimén“. Im Neuen Testament kommt es im wörtlichen Sinn vor, z. B. bei den Hirten auf dem Feld im Bericht von der Geburt des Messias (Lukas 2). Im übertragenen Sinn ist es an mehreren Stellen eine bildhafte Bezeichnung für Jesus. Er ist der von Gott gesandte gute Hirte, der Anführer und Versorger seiner Herde, der Gemeinde.

Als Bezeichnung von Verantwortlichen in der Gemeinde taucht „Hirten“ nur ein einziges Mal auf. Das ist in der Aufzählung der Gaben Eph 4,11, und zwar in der Kombination „Hirten und Lehrer“. Aus dieser Tatsache kann man vielleicht auch schließen, dass es keine häufige Bezeichnung war. Das „Hüten“ als deren Tätigkeit wird zweimal genannt, in Apg 20,28 und 1 Pe 5,2.

In 1 Pe 5,4 wird in der Unterweisung gegenüber den „Älteren“ Jesus als der „oberste Hirte“ bezeichnet. Das macht deutlich, wem allein die Vorrang- und Machtstellung in der Gemeinde gehört. Gegenüber dem „obersten Hirten“ sind die menschlichen „Hirten“ dann eben die Älteren in der Gemeinde. In der Verantwortung vor Jesus üben sie innerhalb der geschwisterlichen Gemeinde ihre dienende Funktion aus.

Natürlich hat man das Wort ins Lateinische als „pastor“ übersetzt, weil „Hirte“ auf Lateinisch eben „pastor“ heißt. Das lateinische Wort „pastor“ aber im Deutschen als Titel eines ordinierten Amtsträgers zu verwenden, ist der Sache nicht angemessen und der gemeinschaftlichen Struktur der christlichen Gemeinde fremd. Die Sonderrolle des „Pastors“, wie wir ihn aus protestantischen und freikirchlichen Traditionen kennen, hat in der geschwisterlichen Gemeinde keinen Platz. Außerdem hat Jesus das Führen von religiösen, kirchlichen oder „geistlichen“ Titeln in Mt 23,8-10 eindeutig verboten.

In der Gemeinde, wie Gott sie gewollt hat, sind „Pastoren“ oder „Pfarrer“ (Pfarrherren) nicht vorgesehen. Im Neuen Testament sind sie nirgends zu finden.

Ausführlich bearbeitet habe ich diese Thematik in meinem Buch „Die Gemeinde des Messias„.

Das Kreuz

Das griechische Wort „staurós“ heißt eigentlich „Pfahl“ oder „Balken“. Es wird aber auch für das römische Hinrichtungsinstrument verwendet, das auf Lateinisch „crux“ heißt. Das Kreuz bestand aus einem senkrecht feststehenden Pfahl und einem abnehmbaren Querbalken.

Einen Verurteilten band oder nagelte man zunächst mit den Armen an den Querbalken. Dann wurde der Querbalken mit dem daran hängenden Verurteilten hinaufgehoben und oben auf dem Pfahl befestigt. Danach wurden die herabhängenden Füße links und rechts mit je einem Nagel seitlich an den Pfahl genagelt. Da der Querbalken also oben auf dem Pfahl war, sah das „Kreuz“ aber nicht wie das übliche „t“ aus, sondern wie ein „T“.

(Jesus wurde also nicht mit drei, sondern mit vier Nägeln angenagelt – zwei durch die Unterarme, zwei durch die Fußknöchel. Die Tafel mit der Anschuldigung gegen ihn wurde auch nicht über ihm „am“ Kreuz befestigt, sondern nach Joh 19,19 „auf“ dem Kreuz, also oben auf dem Querbalken.)

Diese Art des Kreuzes als Hinrichtungsinstrument war ein Machtsymbol des römischen Staates und in den ersten zwei bis drei Jahrhunderten als christliches Symbol undenkbar. Das Symbol der Christen war der Fisch. Mit Kreuzen zu hantieren, ist in der christlichen Gemeinde niemandem in den Sinn gekommen. Erst als sich das Christentum mit dem römischen Staat vermischte, wurde das heidnische Kreuz als christliches Symbol ausgegeben, als Symbol der „christlichen“ Macht im römischen Staat.

Das „Wort vom Kreuz“, von dem Paulus spricht, bezieht sich also nicht auf einen heilbringenden Gegenstand. Es bezieht sich auf ein historisches Ereignis, die Hinrichtung des Messias, die Grundlage der Rettung. Im Neuen Testament verkündet man also nicht das „Kreuz“, sondern den „Kreuzestod“ des Messias. Deshalb verwende ich in meiner Übersetzung zwar „Kreuz“, wenn vom Hinrichtungsinstrument die Rede ist, aber „Kreuzestod“, wenn es um das Zentrum der christlichen Botschaft geht. Das zugehörige Verbum gebe ich nicht mit „kreuzigen“ wieder, sondern aussagekräftiger mit „ans Kreuz hängen“ oder „hinrichten am Kreuz“.

Als Symbol der pseudochristlichen bzw. antichristlichen Macht steht das Kreuz auch heute noch auf Kirchtürmen, Feldfluren und Bergspitzen, hängt in kirchlichen und staatlichen Einrichtungen, wird am Revers, um den Hals und am Rosenkranz getragen, wird als heiliger Gegenstand verehrt und dient – auch in der Form des Bekreuzigens – als Symbol der Unterwerfung unter die kirchliche Macht und als Segens- und Schutzzauber.

Wer sich mit der Geschichte des abendländischen „Christentums“ beschäftigt, wird darauf stoßen, dass man mit dem Kreuz nicht nur Jesus selbst tötete. Unter diesem Zeichen verfolgte man auch zahllose seiner Nachfolger. Man nannte sie „Ketzer“, sperrte sie ein, folterte sie unter Vorhaltung des Kreuzes und brachte sie um. „Kreuz“-Züge wurden nicht nur gegen Muslime im Orient und in Spanien geführt. Sie wurden auch im Herzen Europas gegen abweichende christliche Gruppierungen wie die Waldenser, Albigenser und die Katharer geführt.

Ich habe den dringenden Verdacht, dass wir es hier mit dem Zeichen des Antichristen zu tun haben. Jedenfalls kenne ich kein anderes Zeichen, auf das die Beschreibung aus der Offenbarung besser passen würde: “ … dass sie sich ein Kennzeichen machen auf ihre rechte Hand oder auf ihre Stirn, … „.

Ein Beweisfoto aus unserer Zeit (Osternachtgottesdienst Moskau 2023):

Neben Putin war auch der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin vor Ort. Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt, wie die beiden das Kreuzzeichen machen. Bild: dpa

(Quelle: tagesschau.de)

Aus der Historie (Quelle: Spiegel Geschichte, Ausgabe 3/2023):

Eine Illustration aus dem 19. jahrhundert zum „Wirken“ von Konrad von Marburg. Konrad war ein Ketzerjäger im frühen 13. Jahrhundert, der im Auftrag des Papstes Hunderte Menschen auf den Scheiterhaufen brachte. Spätere Inqisitoren orienterten sich an dem „kurzen Prozess“, den Konrad eingeführt hatte – einem Verfahren ohne Freispruch, ohne Verteidigung und mit erzwungenen Geständnissen.
Mit einer Garotte (undatiertes Originalexemplar) konnte man angebliche Ketzer quälen und hinrichten.

Der Oberste Priester

Der „Oberste Priester“ ist der verständlichere Begriff für das traditionelle Wort „Hohepriester“, das zum religiösen Insiderwort geworden ist. „Oberster Priester“, wie ich es übersetze, stellt gegenüber „Hohepriester“ auch eine wörtlichere Übersetzung des griechischen „archiereús“ dar.

Der erste Oberste Priester in Israel war Aaron, der Bruder Moses. Jeder weitere Oberste Priester musste in direkter Linie von Aaron abstammen. Seine wichtigste Aufgabe war, im Tempeldienst das Volk vor Gott zu vertreten, insbesondere am großen Versöhnungstag, dem Jom Kippur.

Der Oberste Priester zur Zeit der öffentlichen Wirksamkeit von Jesus war Kajafas. Außer ihm wird in den Evangelien aber auch Hannas als Oberster Priester bezeichnet. Der war nicht nur der Schwiegervater von Kajafas, sondern auch dessen Amtsvorgänger. Eigentlich amtierte ein Oberster Priester lebenslang, bis zu seinem Tod. Doch die Römer hatten darauf keine Rücksicht genommen und Hannas aus politischen Gründen abgesetzt. Der blieb nach seiner Absetzung aber als graue Eminenz im Hintergrund aktiv, zog die Fäden und führte inoffiziell auch weiterhin den Titel.

Außerdem werden „oberste Priester“ auch als Gruppe genannt. Dabei handelt es sich um die männlichen näheren Verwandten des Obersten Priesters. Diese waren in die Verwaltung des Tempeldienstes und die politischen Geschäfte mit eingebunden. Und aus ihrem Kreis würde bei der Absetzung oder dem Ableben des amtierenden Obersten Priesters auch wieder dessen Nachfolger bestimmt.

Die Obersten Priester aus dem Alten Testament werden im Neuen Testament abgelöst durch Jesus. Er hat sich am Kreuz auf Golgota selbst als endgültiges Sühneopfer dargebracht und wurde dann von Gott eingesetzt als ewiger Oberster Priester im himmlischen Heiligtum. Der Hebräerbrief beschreibt ausführlich, wie das alte Priestertum nach der Ordnung Aarons endete, als Gott – in Erfüllung der Prophetie von Ps 110,4 – Jesus zum Obersten Priester nach der Ordnung Malki-Zedeks machte.

„Weil wir nun, Geschwister, durch das Blut von Jesus Freiheit haben zum Zugang ins Heiligtum, den er für uns in Kraft gesetzt hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang, das ist durch seinen menschlichen Körper, und (weil wir) einen mächtigen Priester über das Haus Gottes (haben), wollen wir hingehen: mit wahrem Herzen, mit Überzeugung des Glaubens, die Herzen gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gebadet mit reinem Wasser!“ (Hebr 10,19-22.)

Im Geist

Im Geist – das ist ein Ausdruck im Neuen Testament, den ich oft gesehen, aber auch irgendwie überlesen habe. Vermutlich, weil ich mir nicht so viel darunter vorstellen konnte. Am Anfang der Offenbarung z. B. schreibt Johannes: „Am Tag des Herrn war ich im Geist.“ Und dieser Ausdruck taucht bei genauem Hinsehen sehr oft im Neuen Testament auf.

Dieses Phänomen des geistlichen Lebens war offenbar allgemein bekannt. Denn es wird zwar genannt, aber niemand fand es für nötig, es zu erklären. Und dann muss es mit der Zeit im Zuge der Verkirchlichung aus dem christlichen Bewusstsein verschwunden sein. Ich erinnere mich auch nicht, je eine Auslegung oder Erklärung darüber gehört oder gelesen zu haben. Andererseits scheint es im Neuen Testament eine zentrale Bedeutung zu haben. Und wir sollten alles daransetzen, es wieder für uns zu gewinnen.

Ich will jetzt auch nicht irgendwelche eigenen Gedanken dazu schreiben. Ich will vielmehr erst einmal als Grundlegung in chronologischer Reihenfolge die Stellen aufführen, an denen es im Neuen Testament vorkommt. Dabei ist deutlich, dass es sich dabei nicht um eine Aussage über den menschlichen Geist handelt. Denn an einigen Stellen heißt es ausdrücklich „im Heiligen Geist“ oder „im Geist Gottes“. Und hier die Bibelstellen:

Simeon: „Im Geist kam er auf das Tempelgelände, als auch die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um das vom Gesetz her Gewohnte mit ihm zu tun. Und er nahm es in die Arme und pries Gott …“ (Lk 2,7)

Jesus: „Jesus, erfüllt von Heiligem Geist, wandte sich ab vom Jordan und ließ sich im Geist führen in der Wüste …“ (Lk 4,1)

„Aber es kommt eine Zeit, und es ist jetzt, dass die wahren Anbeter den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit. Und der Vater sucht ja solche, die ihn so anbeten. Gott ist Geist; und die, die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Joh 4,23-24)

Jesus: „Zu dieser Zeit jubelte Jesus im Heiligen Geist: ‚Ich lobe dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du das alles vor Weisen und Einsichtigen verbirgst und Unmündigen enthüllst! Ja, Vater, so war es beschlossen bei dir.'“ (Lk 10,21)

Jesus: „Wenn ich aber im Geist Gottes die dämonischen Geister hinauswerfe, ist offenbar das Reich Gottes zu euch gekommen.“ (Mt 12,28)

David: „Er selbst, David, hat im Heiligen Geist gesagt: ‚Der Herr hat meinem Herrn gesagt: Sitz an meiner rechten Seite, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße!'“ (Mk 12,36)

Paulus und seine Mitarbeiter: „Wir wissen, von Gott geliebte Geschwister, wie es war, als ihr ausgewählt wurdet, dass unsere Botschaft nicht nur in Worten zu euch kam, sondern auch in Kraft, im Heiligen Geist und in großer Überzeugung.“ (1 Thess 1,4-5)

Apollos: „Der unterrichtete den Weg des Herrn, sprach sprudelnd im Geist und lehrte die Dinge über Jesus genau, kannte aber nur die Taufe des Johannes.“ (Apg 18,25)

Paulus: „Nachdem diese Dinge ausgeführt waren, stellte Paulus im Geist (den Plan) auf, durch Mazedonien und Achaia zu gehen, und danach nach Jerusalem zu fahren. Und er sagte: „Wenn ich dort gewesen bin, muss ich auch Rom sehen!“ (Apg 19,21)

„Niemand, der im Geist Gottes spricht, sagt: ‚Verflucht ist Jesus!‘. Und niemand kann sagen ‚Herr ist Jesus!‘, außer im Heiligen Geist.“ (1 Kor 12,3)

„Wenn du Gott preist im Geist, wie soll der, der den Platz des Unwissenden ausfüllt, das Amen sagen auf deinen Dank, nachdem er nicht weiß, was du sprichst?“ (1 Kor 14,16)

Paulus: „Wir geben niemandem mit nichts einen Anstoß, damit der Dienst nicht in Verruf kommt. In allem beweisen wir uns vielmehr als Gottes Diener: in großer Ausdauer, in Bedrängnissen, in Zwangslagen, in Notlagen, in Schlägen, in Inhaftierungen, in Unruhen, in Mühen, in Schlaflosigkeit, in Fasten, in Reinheit, in Erkenntnis, in Geduld, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe, …“ (2 Kor 6,3-6)

„Nicht der ist nämlich ein Jude, der es im Sichtbaren ist, und nicht das am Körper Sichtbare ist Beschneidung. Vielmehr ist der ein Jude, der es im Verborgenen ist. Und Beschneidung des Herzens (geschieht) im Geist, nicht mit Buchstaben. Das Lob eines solchen (Menschen) kommt nicht von Menschen, sondern von Gott.“ (Röm 2,28-29)

„Die nach der menschlichen Natur leben, können Gott nicht gefallen. Ihr aber lebt nicht nach der menschlichen Natur, sondern im Geist, wenn denn Geist Gottes in euch wohnt.“ (Röm 8,8-9)

Paulus: „Wahrheit sage ich im Messias, ich lüge nicht, mein Gewissen bestätigt es mir im Heiligen Geist, dass ich große Trauer und unablässigen Schmerz in meinem Herzen habe. …“ (Röm 9,1-2)

Im Geist – seid sprudelnd!“ (Röm 12,11)

„Das Reich Gottes ist doch nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.“ (Röm 14,17)

„… ein Diener des Messias, Jesus, für die Nichtjuden zu sein, indem ich Priesterdienst tue mit der Botschaft Gottes, damit die Nichtjuden als Opfergabe willkommen sind, heilig geworden im Heiligen Geist.“ (Röm 15,16)

„In ihm wird das ganze Bauwerk zusammengefügt und wächst zu einem heiligen Tempelhaus im Herrn. In ihm werdet auch ihr mit eingebaut in eine Wohnung Gottes im Geist.“ (Eph 2,21-22)

„Dieses wurde den Menschenkindern in anderen Generationen so nicht bekannt gemacht, wie es jetzt seinen heiligen Gesandten und Propheten enthüllt wurde im Geist: …“ (Eph 3,5)

„Betrinkt euch auch nicht mit Wein, darin ist Zügellosigkeit, lasst euch vielmehr füllen im Geist: …“ (Eph 5,18)

„Bei allem Beten und Bitten betet bei jeder Gelegenheit im Geist! Wacht dazu über alle Heiligen mit Ausdauer und Bitten!“ (Eph 6,18)

„Ihr aber, Geliebte, baut euch auf in eurem heiligsten Glauben, indem ihr im Heiligen Geist betet!“ (Jud 1,20)

„… durch die, die euch die Botschaft brachten im Heiligen Geist, der vom Himmel gesandt wurde.“ (1 Petr 1,12)

Johannes: „Am Tag des Herrn war ich im Geist. Und ich hörte hinter mir eine gewaltige Stimme wie ein Hornsignal: …“ (Offb 1,10)

„Sogleich war ich im Geist.“ (Offb 4,2)

„Und im Geist brachte er mich weg in eine Wüste.“ (Offb 17,3)

Im Geist brachte er mich weg auf einen großen und hohen Berg. Und er zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herabkam: …“ (Offb 21,10)

Gerettet sein – gerettet werden

Bei der Frage nach „gerettet sein“ und „gerettet werden“ schauen wir auf den Gebrauch des griechischen Wortes für „retten“, „soozein“. Der Sprachgebrauch im Neuen Testament benutzt es in dreifacher Weise.

Zum einen in der Bedeutung, in der man es auch im Alltag normalerweise gebraucht, nämlich bei der Rettung aus Lebensgefahr. Ich nenne zwei zufällig ausgewählte Beispiele:

Als Petrus im See versank – Mt 14,30: „Als er aber den gewaltigen Wind sah, bekam er Angst. Er fing an zu versinken und rief laut: ‚Herr, rette mich!'“

Das Schiff mit dem Gefangenen Paulus im Sturm – Apg 27,20: „Nachdem über mehrere Tage aber weder Sonne noch Sterne erschienen (ohne Sonne und Sterne waren sie orientierungslos) und wir vom Wintersturm nicht wenig bedrängt waren, wurde im Weiteren jede Hoffnung ganz genommen, dass wir gerettet werden könnten.“

Zum anderen bei „Rettung“ aus schwerer Krankheit. Da wir hier im Deutschen normalerweise nicht „retten“ sagen, habe ich es an diesen Stellen mit „gesund machen“ übersetzt. Zu einigen Geheilten sagte Jesus: „Dein Glaube hat dich gesund gemacht (gerettet).“

Drittens bezeichnet das Wort natürlich sehr oft die Rettung aus Sünde und Verlorenheit durch den Glauben an Jesus. Ich nenne zwei Beispiele, in denen es heißt, dass wir in diesem Zustand „gerettet“ sind:

Eph 2,8-9: „Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Geschenk ist es, nicht aus Werken, damit ja niemand stolz sein soll!“

Kol 1,13-14: „Er hat uns aus der Macht der Finsternis gerettet und in das Königreich seines geliebten Sohnes versetzt, in dem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden.“

Allerdings spricht das Neue Testament sehr viel häufiger von „gerettet werden“. Paulus spricht sogar im aktuellen Zustand der Gläubigen als von denen, die „gerettet werden“. 1 Kor 1,18: „Das Wort vom Kreuzestod ist ja für die, die verloren gehen, zwar ‚dummes Zeug‘, für die, die gerettet werden, für uns, ist es aber Gottes Kraft.“ So sagt er es auch in der Diskussion um die Notwendigkeit der Beschneidung. Apg 15,11: „Wir glauben vielmehr, dass wir durch die Gnade des Herrn, Jesus, gerettet werden, genau wie auch sie!“

Dazu passen die Aussagen über ein zukünftiges Gerettetwerden am Ende. In Röm 5,9-10 macht Paulus einen Unterschied zwischen einem früheren und einem späteren Geschehen. „Um wie viel mehr werden wir, die wir jetzt gerecht geworden sind durch sein Blut, durch ihn (dann auch) gerettet werden vor dem Zorn. Wenn wir nämlich, als wir (noch seine) Feinde waren, versöhnt worden sind mit Gott durch den Tod seines Sohnes, um wie viel mehr werden wir als Versöhnte gerettet werden infolge seines Lebens.“

Jesus selbst hat von der Rettung am Ende gesprochen. Mt 10,22: „Wer aber durchhält bis zum Ende, der wird gerettet werden.“ Diese Aussage ist mehrfach in den Evangelien zu finden. Auch von einer Gefährdung dieser Rettung am Ende hat er gesprochen. Mt 24,22: „Und wenn jene Tage nicht verkürzt worden wären, würde kein Mensch gerettet. Wegen der Auserwählten werden jene Tage aber verkürzt sein.“

Die letzte Rettung geschieht also erst am Ende mit der Entrückung bzw. der Auferstehung der Gläubigen. Vollendet ist sie, wenn wir im Himmel in der unzählbaren Menge vor dem Thron stehen und die Hochzeit des Lammes stattfindet. Bis dahin müssen wir im Glaubensgehorsam durchhalten. Und deshalb gibt es im Neuen Testament ja auch die Lehre vom „Durchhalten“:

Lk 21,19: „Mit eurem Durchhalten werdet ihr euer Leben erwerben.“

Jak 5,10-11: „Nehmt als Vorbild für Leidensbereitschaft und Geduld, Geschwister, die Propheten, die im Namen des Herrn gesprochen haben. Seht, wir gratulieren denen, die durchgehalten haben! Ihr habt von Hiobs Durchhalten gehört und das Ende vom Herrn her gesehen.“

Röm 2,7: „Den einen, die mit Durchhalten im Tun des Guten nach Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit streben, (vergilt er es) mit ewigem Leben.“

2 Tim 2,12: „Wenn wir durchhalten, werden wir auch mit regieren.“

Offb 1,9: „Ich, Johannes, euer Bruder, der ich mit euch teilhabe an der Bedrängnis, am Königreich und am Durchhalten in Jesus, war auf der Insel Patmos wegen des Wortes Gottes und der Zeugenaussage über Jesus.“

Offb 3,10: „Weil du mein Wort vom Durchhalten bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Prüfung, die über die ganze Welt kommen soll, um alle Bewohner der Erde zu prüfen.“

Wann ist Jesus geboren?

Zur Frage „Wann ist Jesus geboren?“ wollen wir zunächst einen Blick auf ein paar Fakten zum Thema „Weihnachten“ werfen. Das fällt einem ja als erstes dazu ein. Das Wort „Weihnachten“ ist kein biblischer Begriff. Es kommt aus dem heidnisch-germanischen Vorfeld, in dem man die „geweihten Nächte“ feierte. Wenn mit der Wintersonnwende der Abwärtstrend der Sonne am Himmel und das Kürzerwerden der Tage gestoppt waren, war es natürlich ein Grund zum Feiern, dass sich der Trend jetzt umkehrte und die Tage ganz langsam wieder länger wurden.

Von diesem Ursprung her ist Weihnachten also nicht direkt ein heidnisches Fest, sondern ein Jahreszeitenfest. Dass es in Zeiten ohne elektrischen Strom ein Grund zum Feiern war und man es in der dunkelsten Zeit des Winters natürlich mit Feuer und Lichtern gefeiert hat, ist einleuchtend. Alle antiken Völker haben, soweit man weiß, die Wintersonnwende auf die eine oder andere Art gefeiert. Die ursprüngliche „Weihnachtsbotschaft“ heißt also: Wir haben den Wendepunkt überschritten, die Sonne steigt wieder höher, die Tage werden wieder länger und heller!

Dass Jesus nicht an Weihnachten geboren ist, ist den geschichtlich Gebildeten schon lange bekannt. Dass es irgendwann im Sommer gewesen sein muss, verraten uns die Hirten auf dem Feld bei Betlehem. Wann Hirten bei Betlehem auf dem Feld draußen waren, ist nämlich eine Frage der Jahreszeit. In Israel ist im Sommer Dürrezeit und im Winter Regenzeit. Die Zeit zum Säen ist im Herbst vor Beginn der Regenzeit. Dann kommt der „Frühregen“ und lässt das Getreide auf dem Feld keimen und wachsen. Im Frühjahr kommt dann der „Spätregen“, der das Getreide vollends ausreifen lässt bis zur Ernte im April/Mai.

Die Hirten sind mit ihren Herden während der Regenzeit im Winterhalbjahr draußen in der Steppe. Dort wächst dann genug Futter, und sie halten sich mit ihren Schafen wohlweislich von den Getreidefeldern fern. Nach dem Beginn der Dürrezeit, wenn die Steppe abgeweidet ist, kommen sie dann in das landwirtschaftlich genutzte Land. Hier dürfen die Tiere die abgeernteten Felder vollends kahlfressen und auch gleich düngen. Um Betlehem herum hat man viel Getreide angebaut. Das kann man schon im Buch Rut nachlesen. Und so kann die Zeit, in der dort Hirten mit ihren Herden auf dem Feld waren, nur im Sommer gewesen sein.

Jesus ist also irgendwann im Sommer geboren, aber wann genau? Lange dachte ich, man könne das eben mehr wissen. Aber dann stieß ich in dem Buch von Bargil Pixner „Wege des Messias und Stätten der Urkirche“ auf die Information, dass es tatsächlich einen von den Anfängen her überlieferten Termin für die Geburt des Messias gibt, nämlich den 15. August.

Für die Qualität dieses Termins spricht die Tatsache, dass er auch dann erhalten blieb, als die römische Kirche (Papst) aus kirchenpolitischen Gründen die Feier der Geburt des Herrn auf die römische Sonnwendfeier am 25. Dezember verlegte. Man wollte so den Anhängern des Sonnenkultes eine „christliche“ Alternative bieten. Offensichtlich war der Termin 15. August aber so fest verankert, dass man ihn nicht einfach abschaffen konnte. Man musste ihn also irgendwie umdeuten. Und so feiert man jetzt am 15. August nicht mehr, dass Maria da ihren Sohn Jesus geboren hat, sondern ihre angebliche „Himmelfahrt“ – ebenfalls eine Erfindung des römischen Stuhls.

(Das Schicksal einer Umdeutung hat übrigens auch den 6. Januar getroffen: Am Dreikönigstag bzw. Erscheinungsfest wurde ursprünglich der an diesem Tag geschehenen Taufe von Jesus im Jordan gedacht.)

Dass unsere Zeitrechnung nach „Christi Geburt“ nicht stimmt, ist den Informierten ebenfalls bekannt. Nur in welchem Jahr er wirklich geboren ist, ist umstritten. Im Jahr 28, als er mit seinem Werk anfing, war er nach Lukas 3,23 „etwa dreißig Jahre alt“. Das ist alles, was wir im Neuen Testament dazu erfahren. Jedenfalls hat zur Zeit seiner Geburt der König Herodes noch gelebt, der, wie man in allen Zeittabellen nachlesen kann, im Jahr 4 vor Christus starb. Dieses scheinbar sichere Datum wurde anhand einer Mondfinsternis festgelegt. Denn eine solche fand, wie Josephus berichtet, in dem Jahr statt, in dem Herodes starb.

Nun hat Werner Papke mit seinen astronomischen Kenntnissen in dem Buch „Das Zeichen des Messias“ recht einleuchtend Folgendes dargelegt: Die Mondfinsternis im Jahr 4 vor Chr. war nur eine Teilfinsternis. Im Jahr 2 v. Chr. gab es in Israel aber eine totale Mondfinsternis. Daher eignet sich dieses Jahr viel besser als Todesjahr des Herodes und passt auch insgesamt besser in die biblische Geschichte.

(Man hat hier auch ein Lehrbeispiel dafür, wie in der „Wissenschaft“ eine einmal aufgestellte falsche Hypothese fraglos immer wieder weitergegeben und abgedruckt wird, es steht ja in der Zeittafel …)

Der passendste Zeitpunkt für die Geburt von Jesus ist demnach der 15. August im Jahr 2 v. Chr.. Also war er im Jahr 28 tatsächlich „etwa dreißig Jahre“ alt. Bei seiner Taufe im Jordan am 6. Januar 28 war er dann 29 Jahre und knapp 5 Monate alt.

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