Ein Bibelübersetzer entdeckt ...

Autor: Uli Wößner (Seite 11 von 24)

siehe Beitrag "Über mich"

Bequemlichkeit

(Bequemlichkeit – Eine Darlegung von Sören Kierkegaard)

„Ferne sei es von mir, von der Bequemlichkeit geringschätzig zu reden. Man möge sie überall anbringen, wo sie überhaupt angebracht ist. D. h. überall, wo es gleichgültig ist, wie man eine Sache bekommt, wenn man sie nur überhaupt, auf die eine oder andere Weise bekommt. Ist dies der Fall, so ist unleugbar die bequemere und komfortablere Weise vorzuziehen. So z. B. beim Wasser. Das Wasser kann man auf beschwerliche Weise bekommen, indem man es vom Brunnen holt. Und man kann es auf bequeme Weise bekommen durch eine Wasserleitung; selbstverständlich ziehe ich die bequeme Weise vor.“

Aber das Ewige ist nicht eine solche Sache, bei der es gleichgültig ist, wie man sie bekommt. Nein, das Ewige ist eigentlich nicht eine Sache, ein Etwas, sondern es ist: die Weise, wie man es bekommt. Das Ewige bekommt man nur auf eine Weise. Und dadurch unterscheidet sich das Ewige gerade von allem anderen, dass es nur auf eine Weise zu bekommen ist. Was man nur auf eine Weise bekommen kann, das ist das Ewige. Denn dies erhält man nur auf die eine beschwerliche Weise der Ewigkeit, die Christus mit den Worten beschreibt: „Der Weg ist schmal und die Pforte ist eng, die zum Leben führt, und nur wenige sind ihrer, die sie finden.“

Das war ein schlimmes Notabene. Die Bequemlichkeit – just das, worin sich unsere Zeit auszeichnet – ist schlechterdings nicht anzubringen, wenn es sich um eine ewige Seligkeit handelt. Wird z. B. verlangt, dass man gehe, so nützt es lediglich nichts, das behaglichste Fuhrwerk zu erfinden und mit demselben diejenigen befördern zu wollen, denen die Aufgabe gesetzt ist zu – gehen. Und wenn das Ewige das ist: die Weise, wie man es bekommt, so hilft es nichts, diese Weise bewunderungswürdig bequem zu machen. Denn das Ewige ist nur auf die schwierige Weise zu haben, nicht etwa gleichgut auf eine leichte oder schwere Weise. Nein, es ist die Weise, auf welche es zu bekommen ist, und diese Weise ist die schwierige.

Die 144.000 auf dem Berg Zion

Die 144.000 auf dem Berg Zion begegnen uns zweimal in der Offenbarung. In Offb 7,1-8 sind es die zwölf Stämme, die auf der Erde versiegelt werden. Hier ist noch kein konkreter Ort angegeben, wo sie stehen. Aber wir sehen hier ein Bild für das neue Israel, die Gemeinde, die auf der Erde gesammelt und mit Heiligem Geist versiegelt wird.

In Offb 14,1-5 stehen die 144.000 dann auf dem Berg Zion, zusammen mit dem Lamm. Sie singen dort einen neuen Gesang, und sie werden mit ihren markanten Eigenschaften beschrieben.

Doch zunächst zur Zahl 144.000. Dazu müssen wir uns kurz mit der biblischen Zahlensymbolik beschäftigen. Diese ist in der Bibel selbst zwar so nirgends beschrieben, aber überall, wo die Zahlen auftauchen, passt die folgende Deutung: 3 ist die Zahl für Gott bzw. den Himmel. Darin wird auch das Geheimnis der göttlichen Dreiheit angedeutet. Die Zahl 4 steht für die Erde bzw. die Menschen. In der Bibel ist immer von den 4 Enden der Erde die Rede.

Wenn man diese Zahlen 3 und 4 dann addiert, erscheint in der Zahl 7 die Gesamheit von Himmel und Erde. Da es nicht mehr als das gibt, ist 7 auch die Zahl der Gesamtheit bzw. Vollkommenheit. Das Gleiche gilt aber auch, wenn man 3 und 4 multipliziert, für die Zahl 12. Hier ist es noch deutlicher: die 12 Stämme Israels, die 12 Gesandten von Jesus. Man kann diese Vollkommenheitszahl noch steigern, wenn man sie verdoppelt auf 24. So viele Ältere sitzen um den Thron Gottes.

Das Maximale erreicht man aber, wenn man sie mit 1000 und mit sich selbst multipliziert. Und so kommen mit 12 mal 12.000 die 144.000 zustande. Das zeigt natürlich, dass diese Zahl, wie die anderen Zahlen in der Offenbarung, symbolisch zu verstehen ist. So viele sind es, die sich durch die Botschaft von Jesus rufen und retten lassen. Und wenn diese Zahl voll ist – Gott kennt sie ja -, dann ist das Ende da.

Wenn in Offb 14 nun die 144.000 mit dem Lamm auf dem Berg Zion stehen, dann müssen wir fragen, was der Berg Zion ist. Von der Antwort darauf wird es mit abhängen, ob wir die 144.000 in Kap. 14 noch auf der Erde oder schon im Himmel zu verorten haben.

„Zion“ war ursprünglich der Name der Burg in der Jebusiterstadt Jerusalem. Der König David eroberte sie mit seinen Kriegern und machte Jerusalem zur Hauptstadt Israels. Durch seine Eroberung galt sie als sein Privateigentum und wurde „Stadt Davids“ genannt. So gehörte sie zu keinem Stammesgebiet in Israel und war der ideale Platz für die Hauptstadt. Keiner der zwölf Stämme war Besitzer der Hauptstadt und somit gegenüber den anderen privilegiert.

Der Name Zion wanderte im Sprachgebrauch dann aber zu dem ganzen Berg, auf dem die Stadt Davids lag und auf dem Salomo später den Tempel baute. Und mit dem Tempel wurde der Zion zum Wohnplatz Gottes: Gott wohnt auf dem Zion. Und die Stadt am Berg, Jerusalem, wurde zur Tochter des Zionsberges, zur Tochter Zion.

Zur Zeit der frühen christlichen Gemeinde wanderte der Name aber noch weiter. Bis heute nennt man in Jerusalem nicht den Tempelberg, sondern den Südwesthügel der Altstadt, der im südwestlich gegenüber dem Tempelberg liegt, den Zionsberg.

Durch die Ablehnung des Messias mittels der Hinrichtung am Kreuz verlor der Tempel seine Funktion als Wohnplatz Gottes. Gott selbst entweihte ihn durch das Zerreißen des Vorhangs zum Allerheiligsten. Ein neues und ewig gültiges Opfer hatte den alten Opferkult abgelöst. So stellt es am eindrücklichsten der Hebräerbrief dar. Zum neuen Wohnplatz Gottes wurde nun die von Heiligem Geist erfüllte Gemeinde.

Die Gründung dieser Gemeinde durch die Ausgießung des heiligen Geistes geschah auf dem Südwesthügel der Stadt. Hier hatte Jesus auch mit seinen Jüngern das Abendmahl begangen. Hier war der ursprüngliche Versammlungsort der Gemeinde, und so konnte sich der Name Zion im christlichen Sprachgebrauch auf diesen Hügel übertragen, gegenüber dem Tempelberg. In der Anfangsphase der Gemeinde war der Zion als Wohnplatz Gottes nun hier.

In Wirklichkeit war der Wohnplatz Gottes aber dann überall da, wo seine Gemeinde sich versammelte. Zion als Wohnplatz Gottes war dann nicht mehr ein geographischer Ort, sondern eine Gruppe von Menschen.

Unterstützt wurde diese Sichtweise durch ein prophetisches Wort in Jes 28,16, das bildlich den Messas als Stein bezeichnet, den Gott im Zion einbaut. Paulus zitiert es in Rö 9,33: „Ich lege hier in Zion einen Stein des Anstoßes, einen Fels des Ärgernisses, und wer an ihn glaubt, wird sich nicht schämen müssen.” Das gleiche zitiert auch Petrus in 1 Pe 2,6. Wo Jesus der Eckstein ist, ist nun auch der Zion.

Und Heb 12,22-24 stellt den neuen Zion in Gegensatz zum alttestamentlichen Sinai. „Ihr seid vielmehr zum Zionsberg gekommen, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zur Festversammlung von Zehntausenden von Engeln, zur Gemeinde der Erstgeborenen, eingetragen in den Himmeln, zu Gott als Richter von allen, zu den Seelen der vollendeten Gerechten, zum Vermittler der neuen Bestimmung, Jesus, und zur Reinigung durch (sein) Blut, das stärker spricht als das von Abel.“

Wenn der Zion nun eine Bezeichnung der Gemeinde als Wohnplatz Gottes auf Erden ist, dann dürfen wir annehmen, dass auch die 144.000 auf dem Berg Zion in Offb 14 die irdische Gemeinde darstellen. Dafür gibt es weitere Indizien:

In der Parallelstelle in Offb 7 sind die Hundertvierundvierzigtausend eindeutig auf der Erde.

Das Geräusch der Musik kommt „aus dem Himmel“, und das ist im Bild ein Ort, der vom „Berg Zion“ verschieden ist.

In Vers 4 steht ein eindeutiges Präsens: „Es sind die, die dem Lamm folgen, wo immer es hingeht.“ Diese Aussage ist nur für die irdische Gemeinde sinnvoll; im Himmel gibt es Nachfolge in diesem Sinne nicht mehr.

Im Textzusammenhang steht zuvor in Kap. 13 die Art von Menschen, die sich auf der Erde von dem Tier aus der Unterwelt und dem anderen Tier verführen lassen. Die Hundervierundvierzigtausend in Kap. 14 sind das Gegenbild zu ihnen.

Danach kommen in Kap. 14 drei Engel, die vom bevorstehenden Ende berichten. Einer davon spricht vom Fall Babylons. Auch die Hure Babylon ist wiederum ein Gegenbild zur irdischen Gemeinde.

Und in Kap. 14 wird dann ab Vers 14 im Bild der Ernte tatsächlich die Entrückung beschrieben. Auch das spricht dafür, dass die Beschreibung der 144.000 auf dem Berg Zion davor auch in der zeitlichen Reihenfolge stimmt.

Wenn diese Beschreibung als irdische Gemeinde so richtig ist, dann muss man in dem Textabschnitt aber ein paar Verben, die im griechischen Aorist stehen, anders übersetzen. Wenn kein Rückblick auf eine Vergangenheit der Gemeinde gemeint ist, sondern eine Beschreibung ihrer Gegenwart auf der Erde, dann sind die Aussagen der Verben als Erfahrungstatsachen zu verstehen, die man im Deutschen mit Präsens übersetzt:

Vers 1: „Da steht das Lamm auf dem Berg Zion und mit ihm Hundertvierundvierzigtausend, …“

Vers 4: „Es sind die, die sich nicht mit Frauen beflecken, …“ (Gemeint ist Götzendienst.)

Vers 5: „In ihrem Mund findet man keine Lüge, …“

Überlegen kann man natürlich, warum die irdische Gemeinde dann ihren Gesang – begleitet von himmlischer Musik – vor dem Thron Gottes singt. Aber das ist kein Problem. Die Gebete der Heiligen steigen nach Offb 5,8 ebenfalls vor dem Thron Gottes auf.

Das ist die bekannte Doppelexistenz der Gemeinde: Als Zeugen Gottes und Ausländer auf der Erde, als Beter und Anbeter bereits im Himmel, ihrer wahren Heimat.

Schweigen

(Schweigen – eine Aussage von Sören Kierkegaard)

Ach, wenn man (wozu man vom christlichen Standpunkt aus gewiss berechtigt ist) im christlichen Sinne sagen müsste, indem man den jetzigen Zustand der Welt, das ganze Leben betrachtet: es ist eine Krankheit, – und wenn ich Arzt wäre, und mich jemand fragte: „was, glaubst du, soll man tun?“ – dann würde ich antworten: „Das erste, die unbedingte Bedingung dafür, dass man etwas tun kann, das erste also, was man tun muss, ist: schaffe Schweigen, führe Schweigsamkeit ein! Gottes Wort kann nicht gehört werden. Und will man es durch lärmende Mittel hinausschreien, damit es durch Getöse gehört werde, so wird es nicht Gottes Wort. Schaffe Schweigen!

O, alles lärmt. Und wie man von einem hitzigen Getränk sagt, es bringe das Blut in Aufruhr, so ist in unserer Zeit alles, selbst das unbedeutendste Unternehmen, jede, selbst die nichtssagendste Mitteilung, nur darauf berechnet, die Sinne zu erschüttern oder die Masse zu erregen, die Menge, das Publikum, den Lärm!

Und der Mensch, dieser kluge Kopf, ist gleichsam schlaflos geworden, um neue, immer neue Mittel zu erfinden, den Lärm zu vermehren, um möglichst schnell im größten Maßstabe das Getöse und das Nichtssagende auszubreiten.

Ja, die umgekehrte Ordnung ist bald erreicht. Der Wert der Mitteilung hat bald seinen größten Tiefstand. Und gleichzeitig haben die Mitteilungsmittel und die alles überschwemmende Ausbreitung etwa ihren Höhepunkt erreicht. Denn was wird schneller ausposaunt und was wird auf der anderen Seite weiter verbreitet als Klatsch! O schaffe Schweigen!

(Und das vor fast 200 Jahren …)

Die Zahl des Tieres

Die Zahl des Tieres wird in Offb 13 dreimal erwähnt: In Vers 17 als „Zahl seines Namens“ und in Vers 18 als „Zahl des Tieres“ und als „Zahl eines Menschen“. Da ist also ein Mensch, der hat einen Namen, und dieser Name hat eine Zahl. Und in Vers 18 steht dann auch noch, dass man diese Zahl des Tieres berechnen soll.

In Zeiten von Unterdrückung und Verfolgung geschieht manches im Verborgenen und Kommunikation wird verschlüsselt. So hat man damals Rom als „Babylon“ bezeichnet und damit den Namen des Hauptfeindes verschlüsselt. Die Zahl des Tieres 666 ist ein Code für den Namen eines Menschen. Also, fangen wir an zu berechnen:

Zur Entschlüsselung des Codes muss man wissen, dass es in der Antike keine Zahlzeichen gab. Man benutzte Buchstaben als Zahlzeichen. Das römische System mit den Buchstaben I, V, X, D, C und M ist ja bekannt. Im Griechischen und Hebräischen nahm man ebenfalls Buchstaben als Zahlzeichen, aber in der Reihenfolge des Alfabets. Der erste Buchstabe war 1, der zweite 2 usw.. Der elfte Buchstabe war dann 20, der zwölfte 30, der zwanzigste 100, der einundzwanzigste 200 und so weiter bis zum Ende des Alfabets.

Auf den Namen des Tieres kommen wir, wenn wir die hebräischen Buchstaben benutzen und als damaligen Hauptfeind der Christen den Kaiser Nero annehmen. Das Wort Kaiser ist übrigens ursprünglich der Name Caesar. Der kommt vom ersten römischen „Kaiser“, sozusagen dem Ur-Kaiser, nämlich von Gaius Julius Caesar.

Nach ihm hießen auch alle seine Nachfolger in Rom mit einem ihrer Namen Caesar, also dann auch Caesar Nero. Der Name wurde auf diese Weise mit der Zeit zum Titel. Mit griechischen Buchstaben schrieb man den Namen „Kaisar“. (Jetzt wissen wir auch, woher unser deutscher „Kaiser“ kommt.) Für den Namen „Nero“ brauchte man im Griechischen eine deklinierbare Endung, und so wurde er dort zu „Neron“. Der Caesar Nero hieß also auf Griechisch Kaisar Neron.

Die Verschlüsselung mit dem griechischen Alfabet wäre aber wohl zu einfach gewesen, und so brauchen wir das hebräische, um zur Zahl 666 zu kommen. Dabei ist zu beachten, dass man im Hebräischen keine Vokale, sondern nur die Konsonanten schreibt. Nur das „o“ wird mit einem „w“ zum Ausdruck gebracht. Aus dem griechischen „Kaisar Neron“ wird so in hebräischer Schrift der „Ksr Nrwn“.

Wenn wir nun die hebräischen Zahlenwerte für die Buchstaben einsetzen, dann erhalten wir k/100 + s/60 + r/200 + n/50 + r/200 + w/6 + n/50 = 666.

Sollte jemand diese Erklärung umständlich und etwas weit hergeholt finden, darf ich ihm versichern, dass es keine einfachere und naheliegendere gibt. Es gibt natürlich Versuche, die Zahl auf andere Kaiser zu deuten, die aber auch nicht einfacher sind, eher komplizierter. Und diese sind leider auch davon motiviert, dass man die Offenbarung gerne zeitlich ein Stück weiter wegschieben will vom Neuen Testament. Dann müsste man sie nicht mehr so ganz ernst nehmen.

Dass mit 666 der Kaiser Nero gemeint ist, dafür gibt es in den griechischen Handschriften aber noch einen eindrücklichen Beleg. In einigen der Handschriften steht nämlich gar nicht die Zahl 666, sondern 616 . Und wie kann man erklären, dass beim Abschreiben 666 zu 616 wird? Die Antwort ist einfach. Wenn man aus dem griechischen „Neron“ wieder den lateinischen Namen „Nero“ macht, fällt mit dem „n“ der Zahlwert 50 weg, also 666 – 50 = 616. Diese Differenz zwischen 666 und 616 in den Handschriften lässt sich nur mit den Namensvarianten Nero und Neron erklären, nicht anders.

Dass der Antichrist in der Offenbarung eine dämonische Macht ist und kein Mensch, ist deutlich erkennbar. Aber dass er sich in Menschen offenbart und durch Menschen sein Werk tut, ist ebenso deutlich. Und so war nach den vielen kleineren Antichristen, die laut dem 1. Johannesbrief zuvor schon aufgetreten sind, Nero der erste große Antichrist, der die Vernichtung der christlichen Gemeinde auf seiner Agenda hatte.

Der Kutscher des Königs

(Der Kutscher des Königs – eine Parabel von Sören Kierkegaard.)

Es war einst ein reicher Mann, der ließ im Ausland für teures Geld ein Paar tadellose, erstklassige Pferde kaufen. Er wollte sie zum eigenen Vergnügen haben und auch selbst das Vergnügen haben, sie zu fahren. Ein oder zwei Jahre gingen ins Land. Sah ihn dann einer fahren, der früher die Pferde kannte, hätte er sie nicht wiedererkannt; das Auge matt und schläfrig, der Gang ohne Haltung und Straffheit. Nichts vertrugen sie mehr, nichts hielten sie aus, kaum liefen sie eine Meile. Er musste unterwegs einkehren; manchmal blieben sie stehen, wenn er gerade am besten saß und fuhr. Und dabei hatten sie allerlei Launen und Unarten angenommen. Und trotz des reichlichen Futters, das sie natürlich bekamen, wurden sie magerer von Tag zu Tag.

Da berief er den Kutscher des Königs. Der fuhr sie einen Monat lang: Und in der ganzen Gegend gab es kein Paar Pferde, die den Kopf so stolz trugen, deren Blick so feurig, deren Haltung so schön war; kein Paar Pferde, die soviel durchhielten: wenn es sein musste, sieben Meilen in einem Zug, ohne Einkehr. Wie kam das? Es ist leicht zu sehen. Der Besitzer, ohne Kutscher zu sein, fuhr sie nach den Begriffen der Pferde vom Fahren. Der Kutscher des Königs fuhr sie nach den Begriffen des Kutschers vom Fahren.

So mit uns Menschen. Ach, wenn ich an mich selbst und an die Unzähligen denke, die ich kennen lernte, dann habe ich mir oft mit Wehmut gesagt: Hier sind Gaben genug, doch der Kutscher fehlt. Lange Zeit sind wir Menschen, ein Geschlecht ums andere, gefahren worden (um im Bilde zu bleiben) nach den Begriffen der Pferde vom Fahren; gelenkt, gebildet, erzogen nach dem Begriffe des Menschen vom Menschen. Sieh darum, was uns fehlt: Erhebung. Und was weiter daraus folgt: dass wir so wenig aushalten, ungeduldig sofort die Mittel des Augenblicks brauchen und ungeduldig im Augenblick den Lohn sehen wollen für unsere Arbeit – die dann auch danach ist.

Einst war es anders. Einst gefiel es der Gottheit selbst, wenn ich so sagen darf, Kutscher zu sein. Und sie fuhr die Pferde nach den Begriffen des Kutschers vom Fahren. Ach, was vermochte ein Mensch damals.

Denke an den biblischen Text! Da sitzen zwölf Männer, alle aus der Klasse, die wir den gemeinen Mann nennen. Sie hatten ihn, den sie als Gott verehrten, ihren Herrn und Meister, am Kreuz gesehen. Sie hatten alles verloren, wie man es von keinem anderen auch nur entfernt je sagen kann. Gewiss, danach fuhr er siegreich gen Himmel – doch damit war er aber auch fort. Und nun sitzen sie da und warten, dass ihnen der Geist gegeben wird, um – verflucht von dem Völkchen, dem sie angehören – eine Lehre zu verkünden, die den Hass der Welt gegen sie erregen wird. Diese zwölf Männer sollen die Welt umschaffen -, und zwar in furchtbarstem Maß gegen ihren Willen.

Hier steht der Verstand noch still, wenn man sich nach so langer Zeit einen schwachen Begriff davon machen will. Der Verstand steht still, wenn irgend man einen hat. Es ist als müsste man den Verstand verlieren, wenn irgend man einen zu verlieren hat.

Es ist das Christentum, das durchgezogen werden soll. Und diese zwölf Männer, die zogen es durch. Sie waren in gewissem Sinne Menschen wie wir, doch sie wurden gut gefahren! Wahrhaftig! Es ging ihnen wie dem Paar Pferde, als sie der Kutscher des Königs fuhr. Nie hat ein Mensch sein Haupt in Erhebung über die Welt so stolz gehoben, wie die ersten Christen in Demut vor Gott. Und wie das Paar Pferde, wenn es sein musste, sieben Meilen lief, ohne anzuhalten, ohne auszuschnaufen: so liefen sie. Sie liefen siebzig Jahre in einem Zug, ohne ausgespannt zu werden, ohne Einkehr irgendwo. Nein, stolz, wie sie waren, in Demut vor Gott, sagten sie: „Das ist nichts für uns mit dem Zögern unterwegs; wir halten erst – bei der Ewigkeit!“

O heiliger Geist, der du lebendig machst; es fehlt ja nicht an Gaben, an Bildung, an Klugheit. Eher ist dessen zuviel hier. Was aber fehlt, ist, dass du das von uns nimmst, was uns zum Verderben ist: die Macht. Dass du die Macht nimmst und das Leben gibst. Gewiss geht das bei einem Menschen nicht ohne ein Grauen wie das des Todes, wenn du die Macht von ihm nimmst, um die Macht in ihm zu werden. Aber wenn selbst Tiere später verstehen, wie gut es für sie war, dass der königliche Kutscher die Zügel ergriff, was ihnen zuerst Furcht einflößte und wogegen sich ihr Sinn vergebens empörte, – sollte dann ein Mensch nicht bald verstehen können, welche Wohltat es für einen Menschen ist, dass du die Macht nimmst und das Leben gibst.

Das andere Tier

Das andere Tier, das in Offb 13,11-18 dem ersten Tier folgt, kommt aus der Erde herauf. Es kommt also genau wie das erste Tier „von unten“. Ob aus dem Meer oder der Erde, es ist die gleiche Herkunft aus der Unterwelt.

Dass es irgendwie im Schatten des ersten Tieres steht, ist Absicht. Seine Aufgabe ist es, das erste Tier zu verherrlichen. Der Messias Jesus hat den heiligen Geist, der nicht sich, sondern ihn verherrlicht. Und so hat auch der Anti-Christ einen unheiligen Geist, der ihn groß macht und verherrlicht.

Mit dem Drachen als Anti-Gott, dem ersten Tier als Anti-Christ und dem anderen Tier als Anti-Geist haben wir hier also die unheilige Dreieinigkeit beisammen. Und wie der Drache seine Macht dem ersten Tier gegeben hat, so übt auch das andere Tier die ganze Macht des ersten Tieres aus.

Die Nachahmung zeigt sich auch im Versuch einer Lammesgestalt mit „zwei Hörnern wie ein Lamm“. Aber wenn es den Mund aufmacht, dann redet es doch „wie ein Drache“. Auch in der Ausübung von Zeichen und Wundern soll natürlich die Kraft des Heiligen Geistes nachgeahmt werden, der zur Verherrlichung von Jesus seine Zeichen und Wunder tut.

Die Zeichen des unheiligen Geistes sprechen natürlich nicht gegen die Zeichen des Heiligen Geistes. Im Gegenteil, sie bestätigen sie, indem offensichtlich die Notwendigkeit besteht, sie nachzumachen. Man erkennt hier deutlich, wie nötig es ist, die Geister zu unterscheiden.

In einer Sache geht der böse Geist aber über den guten Geist hinaus. Er lässt zur Verehrung des Anti-Christen mit der Todeswunde ein Bild von ihm anfertigen, das alle Menschen anbeten sollen. Das geht natürlich gegen das göttliche Verbot der Bilderverehrung – eine Gotteslästerung.

Und nun stellen wir uns das Bild einmal vor: ein Messias mit einer Todeswunde. Ich hoffe, dass das dem einen oder anderen irgendwie bekannt vorkommt. Ich kann für dieses Bild keine andere historisch greifbare Erklärung finden als das Kruzifix. Das Bild eines getöteten Messias, das verehrt und angebetet wird. Darüber hinaus findet es dann ja auch als Schutz- und Segenszauber seine Verwendung.

Und wer nicht glaubt, dass dieses Bild auch sprechen kann, der schaue sich einmal Filme wie „Don Camillo und Peppone“ und „Pfarrer Braun“ an. Hier wird diese Sache zwar eher ins Lächerliche gezogen, aber damit doch im Grunde bestätigt. Und ganz sicher wurden schon viele „Ketzer“ getötet, weil sie die Anbetung dieses Bildes nicht mitmachen wollten.

Aus diesem Bild ergibt sich auch das Kennzeichen, das sich die Menschen auf ihre rechte Hand oder ihre Stirn machen sollen. Es ist das Kreuz. Auch für dieses Zeichen gibt es in der Historie keine andere Erklärungsmöglichkeit. (Wir gehen davon aus, dass die antichristlichen Mächte schon seit der ersten Christengeneration während der gesamten Endzeit am Werk sind.) Und Zeiten, in denen man ohne dieses Zeichen weder kaufen noch verkaufen konnte, hat es mit Sicherheit auch schon gegeben.

Sollte jemand diese Betrachtungsweise des Kruzifixes und des Kreuzes als Bild und Kennzeichen des Antichristen angesichts deren Verbreitung in „christlichen“ Kreisen als irgendwie unheimlich empfinden, so muss ich ihm unbedingt Recht geben. Es ist so unheimlich wie das ganze Kapitel Offenbarung 13.

Aber wer sich mit offenen Augen umschaut, wird es erkennen: Das Kreuz und das Kruzifix sind kein Bekenntnis zur eindeutigen Nachfolge von Jesus dem Messias, wohl aber Zeichen von Kirchlichkeit, Frömmelei und Aberglauben.

Sklaven Gottes

Sklaven Gottes sind Menschen, die Gottes Eigentum sind. Auch nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei wissen wir immer noch, was Sklaven sind. Ein Sklave ist ein Mensch, der im Eigentum eines anderen steht.

Der Besitz von Sklaven war in der antiken Welt – also auch zur Zeit des Neuen Testaments – selbstverständliche und alltägliche Lebenswirklichkeit. Schätzungen zufolge waren im römischen Reich ca. 80 % der Menschen Sklaven, d. h. Eigentum der sogenannten Freien bzw. Herren. Ein Sklave war nach römischem Recht kein Mensch, sondern eine Sache. Die Herren konnten ihre Sklaven gut oder schlecht behandeln, sie konnten sie niedrigste Arbeiten verrichten lassen oder ihnen große Verantwortung übertragen.

Und so wird auch im Neuen Testament mit großer Selbstverständlichkeit von Sklaven gesprochen. Und der Gedanke vom Sklaven als Besitztum diente auch als Metapher für die Beziehung zu Gott – schon von Anfang an. Lk 1,38 – Maria sagte: „Ich bin die Sklavin des Herrn. Es soll mir geschehen nach deinem Wort.“ Lk 2,29 – Simeon: „Jetzt entlässt du deinen Sklaven, Gebieter, nach deinem Wort, in Frieden.“

Auch Jesus hat das Bild vom Sklaven gebraucht, um die Eindeutigkeit der Gottesbeziehung darzustellen. Mt 6,24: „Niemand kann zwei Herren als Sklave dienen. Denn entweder wäre ihm der eine gleichgültig und er liebte den anderen, oder er hielte sich an den einen und verachtete den anderen. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!“ Auch in anderen Vergleichen und Beispielen hat Jesus das Bild gebraucht.

Allerdings hat Jesus den Gedanken auch in die andere Richtung verwendet, wenn er von der Sklaverei der Sünde spricht. Joh 8,34-36: „Amen, Amen, ich sage euch: Jeder, der die Sünde ausübt, ist ein Sklave der Sünde. Der Sklave bleibt aber nicht bis in Ewigkeit im Haus, der Sohn bleibt bis in Ewigkeit. Wenn euch also der Sohn frei macht, werdet ihr wirklich frei sein.“ Von der Sklaverei der Sünde hat dann auch Paulus gesprochen.

Auch um das Verhältnis seiner Nachfolger untereinander zu beschreiben, hat Jesus das Bild gebraucht. Mt 20,26-26 / Mk 10, 43-44: „So ist es aber nicht unter euch. Wer wichtig werden will unter euch, soll vielmehr euer Diener sein! Wer unter euch Erster sein will, soll Sklave von allen sein!“

Allerdings hat Jesus das Bild vom Sklaven Gottes dann auch gesprengt. Joh 15,15: „Ich nenne euch nicht mehr ‚Sklaven‘, denn der Sklave weiß nicht, was sein Herr tut. Euch nenne ich ‚Freunde‘, denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch wissen lassen.“

Die innere Beziehung zum Herrn wird neu definiert als Freundschaft. Die Beziehung zu Gott durch die neue Geburt dann auch als Kindschaft. Freunde des Herrn, Söhne und Töchter Gottes – was gibt es mehr? Aber als Bild für die Gottesbeziehung bleibt das Sklaventum dennoch bestehen.

Es beginnt schon in der Apostelgeschichte, wenn die Gemeinde betet. Apg 4,29-30: „Und jetzt, Herr, achte auf ihre Drohungen und gib deinen Sklaven, dass sie mit aller Offenheit dein Wort sagen, während du deine Hand ausstreckst, damit Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechts Jesus!“ Sklaven des Herrn als Selbstbezeichnung der Gemeinde – wem würde heutzutage so etwas einfallen?

In den Briefeingängen ist es schon geradezu typisch, dass sich Jakobus, Paulus, Judas und Petrus jeweils als „Sklave Gottes“ vorstellen. Aber so war ihr Selbstverständnis. Und so machten sie deutlich, wem sie verantwortlich waren – und auch, woher letztlich der Brief kam.

Der jeweilige Status von Sklaven und Herren blieb im weltlichen Verhältnis bestehen. Aber im geschwisterlichen Verhältnis innerhalb der Gemeinde war er aufgehoben. Gal 3,28: „(In ihm) gibt es keinen ‚Juden‘ und keinen ‚Nichtjuden‘ mehr, keinen ‚Sklaven‘ und keinen ‚Freien‘, keinen ‚Mann‘ und keine ‚Frau‘, denn ihr seid alle eins im Messias Jesus.“

Und in 1 Kor 7, 21-22 sagt Paulus: „Du bist als Sklave gerufen? Das soll dich nicht kümmern. Aber wenn du frei werden kannst, mach lieber davon Gebrauch. Der im Herrn berufene Sklave ist allerdings ein Freigelassener des Herrn, genauso wie der berufene Freie ein Sklave des Messias ist.“ So wird hier der Sklave zum Freigelassenen und der Herr zum Sklaven.

Es war sicherlich gewöhnungsbedürftig, wenn Herren und Sklaven plötzlich gleichwertig und gleichberechtigt als Brüder beieinander saßen, genauso auch Herrinnen und Sklavinnen als Schwestern.

Und nicht nur in der Gemeinde, auch zu Hause musste man sich neu eingewöhnen. 1 Tim 6,2: „Die, die gläubige Besitzer haben, dürfen (diese) nicht verachten, weil sie Geschwister sind, sondern sie sollen ihnen besser dienen, weil es Gläubige sind und Geliebte, die sich der Wohltätigkeit annehmen.“ Zu Hause Herr oder Herrin und Sklave oder Sklavin, in der Gemeinde aber Geschwister – das war sicherlich manchmal nicht so einfach.

In der Offenbarung ist „seine Sklaven“ dann zu einer durchgehenden Bezeichnung der Gemeinde geworden. Es fängt schon gleich so an. Offb 1,1: „Eine Offenbarung von Jesus dem Messias, die Gott ihm gegeben hat, um seinen Sklaven zu zeigen, was bald geschehen muss.“ Und es geht so weiter:

„Aber ich habe gegen dich, dass du die Frau Isebel zulässt, die sich ‚Prophetin‘ nennt, die lehrt und meine Sklaven irreführt, dass sie Unzucht treiben und Fleisch von Götteropfern essen.“ (Offb 2,20)

„Schadet weder der Erde, noch dem Meer, noch den Bäumen, solange wir die Sklaven unseres Gottes auf ihren Stirnen versiegeln!“ (Offb 7,3)

„In den Tagen, wenn der siebte Engel das Signalhorn blasen wird, wird vielmehr das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er seinen Sklaven, den Propheten, die Botschaft gebracht hat.“ (Offb 10,7). Man beachte, dass hier neben „Sklaven“ auch „Propheten“ zur Bezeichnung der Gemeinde geworden ist.

„Nachdem die Völker zornig waren, war auch dein Zorn gekommen und die Zeit, den Toten das Urteil zu sprechen und deinen Sklaven den Lohn zu geben, den Propheten, den Heiligen, denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und die zu verderben, die die Erde verdorben haben.“ (Offb 11,18)

„Lobt unseren Gott, alle seine Sklaven, die ihn fürchten, die Kleinen und die Großen!“ (Offb 19,5)

Seine Sklaven werden ihm dienen, sie werden sein Gesicht sehen, und sein Name wird auf ihren Stirnen sein.“ (Offb 22,3)

„Der Herr – der Gott der Geistesgaben der Propheten – hat seinen Engel gesandt, um seinen Sklaven zu zeigen, was bald geschehen muss.“ (Offb 22,6)

Sklaven Gottes – das ist also (u. a.) die Existenzweise der christlichen Gemeinde. Stelle also sicher, dass du ein Sklave bzw. eine Sklavin Gottes bist, damit du dazugehörst …

Das Tier aus der Unterwelt

Das Tier aus der Unterwelt, das in Offb 11,7 schon kurz erwähnt wurde, „taucht“ dann in Offb 13 sogar im wörtlichen Sinne wieder „auf“. Johannes am Ufer der Insel Patmos sieht es aus dem Meer heraufkommen. Aber das ist natürlich die gleiche Herkunft „von unten“ wie „aus der Unterwelt“.

Das griechische Wort für „Tier“, das hier dieses Wesen bezeichnet, hat eine spezielle Bedeutung. Es bezeichnet im Unterschied zu den Nutz- oder Haustieren ein wildes Tier, ein Wildtier. Und „wild“ passt ja ganz offensichtlich zu ihm. Die königlichen Stirnbänder an seinen Hörnern zeigen auch gleich, was sein Auftrag bzw. seine Intention ist, nämlich zu regieren.

Über die gotteslästerlichen Namen an seinen Köpfen kann man rätseln. Aber man kommt sicherlich auf die richtige Spur, wenn man weiß, dass sich die römischen Kaiser jener Zeit gerne mit Titeln schmückten wie „göttlich“, „Retter“, „Wohltäter“, „Gottessohn“ und „Gott“. Besonders trifft das auf den Kaiser Nero zu, der sich als Gott verehren ließ und als erster die Christen verfolgte. Er ist dann wohl die erste mächtige menschliche Inkarnation dieses dämonischen Wesens gewesen. Die genannten Titel sind natürlich nicht lästerlich an sich. Aber wenn Menschen sich solche Titel selbst zulegen, wird es zur Gotteslästerung.

Es gibt allerdings eine Anzahl griechischer Handschriften, die an dieser Stelle nicht von mehreren Namen sprechen, sondern nur von einem: „an seinen Köpfen einen gotteslästerlichen Namen“. Offensichtlich hat sich schon in der frühen Zeit unter den Christen eine spezielle Bezeichnung für dieses Tier herauskristallisiert. Und diese wird auch im Neuen Testament schon erwähnt, nämlich „Antichrist„. Natürlich ist „Antichrist“, also „Anti-Messias“ eine sachliche und keine lästerliche Bezeichnung, genauso auch wie „Messias“. Aber nehmen wir an, der Name auf den Köpfen des Tieres ist „Messias“. Dann sind sowohl die Lästerung als auch der Antichrist perfekt.

Dass einer seiner Köpfe wie zu Tode geschächtet, die Todeswunde aber geheilt war, passt zu Nachahmung des echten Messias. Er war am Kreuz als Opferlamm getötet worden und nach drei Tagen wieder auferstanden. Opferlämmer musste man schächten.

Das Tier aus der Unterwelt zeigt in seiner Gestalt natürlich auch an, dass an diesem Wesen nichts Menschliches ist. Mit dem Ebenbild Gottes hat diese Dämonenwelt bei allen Nachahmungsversuchen nichts zu tun.

Mit der Macht Satans erwirbt das Tier aus der Unterwelt den Nimbus der Unbesiegbarkeit. Und mit seinem Großmaul redet dieser Antichrist große Dinge und Lästerungen. Dass ihm das „gegeben wurde“, ist ein kleiner Hinweis darauf, dass auch dieses Tier in den Plan und unter die Zulassung Gottes gehört.

Seine Aufgabe besteht zum einen darin, gegen die Nachfolger des wahren Messias Krieg zu führen. Zum anderen besteht sie darin, alle anderen vom wahren Messias abzuhalten, indem sie den Anti-Messias anbeten. Die Zeitangabe von 42 Monaten besagt, dass das während der gesamten Endzeit sein Werk ist.

Auffallend ist, dass es hier ausdrücklich heißt, dass alle Menschen ihn anbeten. Das heißt, das geschieht unbewusst unter Verführung. Wir alle kennen niemanden, der bewusst den Antichristen anbetet. Aber sie haben alle in irgendeiner Weise ihre Götzen. Sie haben Dinge, die ihnen wichtiger sind als alles andere. Und sie sind ihnen wichtiger als die Beziehung zu Gott und seinem Messias.

Gegenüber der Offenheit und Wahrheit auf der Seite des Messias Jesus steht hier also eine Welt von Manipulation, Verführung, Lüge, Betrug und Hass. Da ist auch der Gedanke an die Fake-News, Hate-Speeches, Shit-Storms und Lügengebäude unserer Zeit doch irgendwie naheliegend …

Aus der Darstellung dieser Hintergründe im Buch der Offenbarung haben Christen zu allen Zeiten unter Verfolgung Mut und Kraft geschöpft. Denn sie besagt, dass das alles unter Gottes Plan und Zulassung steht. Von der satanischen Seite aus kann man nicht willkürlich Christen töten. Nur diejenigen kann man fangen oder töten, für die Gott es bestimmt ist. Man darf sich hier auch gerne eine biblische Tatsache in Erinnerung rufen: Für Jesus zu leiden oder zu sterben ist eine Ehre.

Das Rezept, als Leute Gottes unter diesen Umständen dennoch den Sieg davonzutragen, liefert Johannes dann auch gleich mit:

„Hier ist die Ausdauer und der Glaube der Heiligen!“

Die Frau und der Drache

Die Frau und der Drache sind die Hauptfiguren der großen Vision in Kapitel 12 der Offenbarung. Zuvor war die Eigenart der Endzeit schon jeweils beim Öffnen der sieben Siegel und dann beim Ertönen der sieben Hornsignale überblicksartig dargestellt worden.

Nun enthüllen sich ab Kapitel 12 zuvor schon erwähnte Details in großer Ausführlichkeit, und das dämonische Gegenprogramm gegen Gottes Werk wird deutlich sichtbar: Der Satan als Anti-Gott, das Tier aus dem Meer als Anti-Messias bzw. Antichrist, der falsche Prophet als Anti-Geist und die Hure als Anti-Braut bzw. Anti-Gemeinde.

Hintergrund für die große Vision „die Frau und der Drache“ am Himmel könnten Sternbilder sein, die Werner Papke identifiziert und in seinem Buch „Das Zeichen des Messias“ dargestellt hat. Die Frau und der Drache sind, wenn man sie kennt, auch heute noch dort zu sehen. Besonders die Schlangenform des Drachen ist gut zu erkennen.

Aber nun hat Johannes dort keine stehenden Bilder gesehen, sondern dramatische Ereignisse. Die Frau ist am Gebären, mit Wehen geplagt. Mit der Frage, wer sie ist, werden wir uns nachher noch befassen. Von den anderen Figuren können wir eindeutig sagen, wer sie sind:

Der Sohn, der Männliche, den sie gebiert, soll alle Völker hüten mit einem eisernen Stab. Der eiserne Stab kommt aus Psalm 2 und kennzeichnet ihn als den Messias. Er wird nach seiner Geburt fast vom Drachen aufgefressen, wird dann aber entrückt zu Gott und seinem Thron.

Hier haben wir eine sehr kurze Fassung des Lebens von Jesus. Nach seiner Geburt wurde er erwachsen und präsentierte dem Volk Israel als von Gott mit Heiligem Geist gesalbter Messias das Reich Gottes. Während dieser Zeit wurden laufend Pläne gegen ihn geschmiedet, um ihn umzubringen. Und als er dann am Kreuz hing, meinte der Teufel vielleicht, das Ziel seiner Vernichtung („Auffressen“) erreicht zu haben. Aber mit der Auferstehung, der Himmelfahrt („entrückt zu Gott“) und der Einsetzung zur Rechten Gottes wurde ihm ein gewaltiger Strich durch die Rechnung gemacht.

Auch der Drache ist eindeutig, in Vers 9 auch als Schlange, Teufel und Satan bezeichnet. Und seine königlichen Stirnbänder zeigen seine Intention. Manche haben schon einmal gehört, der Satan habe bei seinem Fall ein Drittel der Engel mit in den Abfall gezogen. Diese Interpretation basiert auf der Aussage hier in Vers 4, dass er mit seinem Schwanz ein Drittel der Sterne vom Himmel gefegt und auf die Erde geworfen hat.

Als er nach seinem Hinauswurf aus dem Himmel dann die Frau verfolgen will und merkt, dass sie seinem Zugriff entzogen ist, wendet er sich gegen ihre „weiteren Nachkommen“. Das sind die, „die Gottes Gebote halten und das Zeugnis von Jesus haben“. Auch diese Personengruppe ist eindeutig. Es sind die Nachfolger von Jesus, es ist die Gemeinde. Durch ihre pure Existenz zieht sie sich den Hass des wütenden Satans zu.

Nun kommen wir zurück zu der Frage: Wer ist die Frau? Aus der katholischen Tradition kennen wohl manche die Sichtweise, es sei Maria, die hier mit den zwölf Sternen auf ihrem Haupt als „Himmelskönigin“ dargestellt sei. Aber die „Himmelskönigin“ ist eine aus dem Alten Testament wohlbekannte heidnische Gottheit. Und es gibt noch ein anderes Argument gegen diese Sichtweise:

Die Frau hat hier nicht nur den einen Sohn geboren, es gibt danach auch die „weiteren Nachkommen“ von ihr. Und die Christen als Nachkommen Marias zu bezeichnen, wäre zu den neutestamentlichen Zeiten ja keinem eingefallen. Eher darf man daran denken, dass sie dort als die legitimen Nachkommen Abrahams gesehen werden.

Und Abraham ist der Stammvater Israels. Und wenn wir uns daran erinnern, dass das Volk Israel im Alten Testament auch im Bild der Ehefrau Gottes dargestellt wird, nähern wir uns dem richtigen Verständnis. Der Messias entstammt dem alttestamentlichen gläubigen Teil Israels, der treu auf das Kommen des Messias wartete.

Dieses Israel hat es bis zum Beginn der neutestamentlichen Geschichte tatsächlich gegeben. Es begegnet uns in Gestalten wie Zacharias und Elisabet, Maria und Josef, den Hirten auf dem Feld, dem Propheten Simeon, der Prophetin Hanna und Johannes dem Täufer. Aus diesem Israel ist unter Wehen der Messias geboren.

Und dieses Israel war dann auch nicht mehr da, als der Teufel aus dem Himmel geworfen war. Der Platz in der Wüste, an dem es nicht mehr für ihn erreichbar ist, liegt sicherlich jenseits dieser Welt, wo Gott diesen verstorbenen Heiligen einen Platz bereitet hat. Und ihre „weiteren Nachkommen“, die kennen wir ja …

Psalm 16

(Psalm 16 in eigener Übersetzung:)

1 Ein Gedicht, mit Worten Davids.

Bewahre mich, Gott, denn ich vertraue mich dir an!

2 Ich sage zum Herrn, meinem Herrn:

„Du bist mein Gut – nichts (geht) über dich!“,

3 zu den Heiligen, die im Land sind:

„Sie sind Herrliche – mein ganzes Wohlgefallen ist mit ihnen!“

4 Zahlreich werden die Schmerzen derer,

die einem anderen (Gott) nacheilen.

Nie will ich ihre blutigen Gießopfer als Opfer ausgießen,

nie will ich ihre Namen auf meine Lippen nehmen.

5 „Herr! (Was) meinen Anteil am Erbland und meinen Becher (betrifft):

Du bist es, der mein Erbteil erhält.

(Der Becher ist wohl das Sinnbild für das Gute, das das Land hervorbringt.)

6 Messschnüre sind mir auf das schönste (Land) gefallen,

ja, mein Erbbesitz ist das Beste für mich.

7 Ich will den Herrn preisen, der mich berät,

auch in Nächten weist mich mein Innerstes zurecht.

(„Mein Innerstes“ ist wörtlich „meine Nieren“. Die Nieren sind im Hebräischen ein Bild für das innerste, verborgene, nur Gott allein zugängliche Wesen des Menschen.)

8 Ich halte mir den Herrn beständig vor Augen,

denn er ist an meiner rechten Seite, damit ich nicht wanke.

9 Deswegen ist mein Herz fröhlich, meine Zunge jubelt,

auch mein Körper wird sich zur Ruhe betten mit Vertrauen.

10 Denn du wirst meine Seele nicht der Totenwelt überlassen

und nicht zulassen, dass dein Geheiligter Verwesung erfährt.

11 Du lässt mich Wege des Lebens wissen,

willst mich sättigen mit Fröhlichkeit in deiner Gegenwart,

Erquickungen sind an deiner rechten Seite für immer.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Über Psalm 16 spricht Petrus dann in seiner „Pfingstpredigt“ in Apg 2:

25 „David sagt nämlich auf ihn hin:

‚Ich halte mir den Herrn beständig vor Augen,

denn er ist an meiner rechten Seite, damit ich nicht wanke.

26 Deswegen ist mein Herz fröhlich, meine Zunge jubelt,

auch mein Körper wird sich zur Ruhe betten mit Vertrauen.

27 Denn du wirst meine Seele nicht der Totenwelt überlassen

und nicht zulassen, dass dein Geheiligter Verwesung erfährt.

28 Du lässt mich Wege des Lebens wissen,

willst mich sättigen mit Fröhlichkeit in deiner Gegenwart.‘

29 Ihr Männer und Brüder, es sei mir erlaubt, ganz offen über den Stammvater David zu euch zu sprechen: Auch er ist gestorben und begraben worden. Sein Grabmal ist hier bei uns bis auf den heutigen Tag.

30 Weil er allerdings ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, jemanden aus seinen leiblichen Nachkommen auf seinem Thron einzusetzen, 31 sprach er vorausschauend über die Auferstehung des Messias, dass er weder der Totenwelt überlassen werde noch sein Körper Verwesung erfahre.

32 Diesen, Jesus, hat Gott auferweckt, wofür wir alle Zeugen sind.“

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