Ein Bibelübersetzer entdeckt ...

Monat: Juni 2025

Grabmäler für Propheten

(Grabmäler für Propheten – ein Auszug aus einem Artikel von Sören Kierkegaard. Der Artikel trägt den Titel: „Die Gleichzeitigkeit; was du dem Zeitgenossen tust, das allein ist das Entscheidende“. Veröffentlicht in „Der Augenblick“ am 11. September 1855.)

(Dieser Abschnitt „Grabmäler für Propheten“ bezieht sich auf die Aussage von Jesus in Mt 23,29-31: „Wehe euch, Theologen und Pharisäer, ihr Heuchler: Ihr baut den Propheten Grabstätten und verziert die Grabkammern der Gerechten und sagt: ‚Wenn wir zur Zeit unserer Vorfahren gelebt hätten, hätten wir nicht teilgenommen, als sie das Blut der Propheten vergossen.’ Damit seid ihr Zeugen über euch selbst, dass ihr die Nachkommen derer seid, die die Propheten ermordet haben.“)

Wer einem Jünger nur einen Becher kalten Wassers reicht, weil er ein Jünger ist, soll nicht um seinen Lohn kommen. Er soll eines Propheten Lohn haben. Wer hingegen dem Propheten, dem Jünger, wenn er tot ist, sein Grabmal errichtet und sagt: „Wenn …“ – er ist nach Jesu Christi Urteil ein Heuchler. Seine Schuld ist Blutschuld.

Er ist ein Heuchler. Ja, denn entweder hat er, der Grabmäler für Propheten baut, vielleicht wieder einen Propheten zum Zeitgenossen – den er im Bunde mit den anderen verfolgt. Und wenn es kein Prophet ist, so ist es vielleicht doch ein Gerechter, der für die Wahrheit leidet. Und wie von den anderen, so wird er auch von ihm verfolgt, von ihm, der Grabmäler für Propheten baut. Oder hast du einen solchen Zeitgenossen nicht, dann sollst du aber, um kein Heuchler zu werden, das Leben der verstorbenen Herrlichen dir so lebhaft vergegenwärtigen, dass du dadurch ebensoviel zu leiden bekommst, als dir beschieden gewesen wäre, wenn du einen zugleich mit dir lebenden Propheten als Propheten anerkannt hättest.

O, wenn du irgendwie um deine Seele ewig bekümmert bist, mit Furcht und Zittern an Gericht und Ewigkeit denkst; oder wenn du andererseits dich gehoben fühlst und noch mehr gehoben fühlen möchtest bei dem Gedanken, was der Mensch ist und dass auch du Mensch bist und dass du verwandt bist mit all den Herrlichen, den Echten (deren Würde daher auch nicht im Unechten, im Profit, in Sternen und Titeln, sondern im Echten, in Armut, Niedrigkeit, Misshandlung, Verfolgung, Leiden besteht): so achte wohl auf diesen Satz von der Gleichzeitigkeit! Entweder sollst du als Zeitgenosse eines leidenden Wahrheitszeugen das Leiden auf dich nehmen, das aus seiner Anerkennung folgt. Oder, wenn du einen solchen Zeitgenossen nicht hast, sollst du dir das Leben des verstorbenen Herrlichen lebendig vor Augen stellen und dadurch zu demselben Leiden kommen, wie wenn du ihn als Zeitgenossen anerkannt hättest. Achte wohl auf diesen Satz von der Gleichzeitigkeit! …

Dieser Gedanke der Gleichzeitigkeit ist mir der Gedanke meines Lebens. Auch darf ich in Wahrheit sagen, ich habe die Ehre, für die Verkündigung dieses Gedankens zu leiden. Darum sterbe ich fröhlich, mit unendlichem Dank gegen die Vorsehung. Sie hat es mir vergönnt, auf diesen Gedanken so aufmerksam zu werden und auch andere aufmerksam zu machen. Nicht als hätte ich ihn erfunden. Gott behüte mich vor solcher Vermessenheit. Nein, der Gedanke ist längst erfunden, er gehört dem Neuen Testament an.

Aber es war mir doch vergönnt, leidend diesen Gedanken wieder in Erinnerung zu bringen. Diesen Gedanken, der wie das Rattengift für die Ratten, Gift ist für die Dozenten, für dieses Geschmeiß, das recht eigentlich das Christentum ruiniert hat. Für die Dozenten, diese edlen Männer, die Grabmäler für Propheten bauen, die objektiv deren Lehre vortragen, die … das Leiden und Sterben der Herrlichen sich zunutze machen, selbst aber … sich draußen halten. In gemessener Entfernung bleiben sie von allem, was entfernt einer Leidensgemeinschaft mit den Herrlichen gleichsehen könnte oder einem die Leiden bringen könnte, die man sich durch Anerkennung der lebenden Herrlichen zugezogen hätte.

Die Gleichzeitigkeit ist das Entscheidende. Denke dir einen Wahrheitszeugen, also eines der abgeleiteten Vorbilder. Er hat allerlei Misshandlung und Verfolgung zu erleiden und hält lange stand. Zuletzt beraubt man ihn seines Lebens. Die Todesstrafe, zu der man ihn verdammt, ist grausam: Er soll lebendig verbrannt werden. Mit ausgesuchter Grausamkeit bestimmt man näher: Er soll langsam auf einem Rost gebraten werden.

Denke dir das! Ernst und Christentum verlangen von dir eine so genaue Vergegenwärtigung dieses Vorgangs, dass du gerade so zu leiden bekommst, als wenn du mit dem Menschen gelebt und ihn als das anerkannt hättest, was er ist. Das ist Ernst und Christentum.

Etwas anderes ist natürlich das Bestialische, das den Predigern kein Gräuel ist. Da gibt man dem Wahrheitszeugen mitsamt seinem Leiden einen guten Tag. Und doch, nein, das Bestialische ist das noch nicht. Nein, man sagt: „Dieses Herrlichen wollen wir nie vergessen. Sieh, darum wollen wir den 17. Dezember, seinen Todestag, als seinen Gedächtnistag feiern. Wir wollen uns einen rechten Eindruck von seinem Leben bewahren. Und zugleich wollen wir unserem Leben doch ‚einige Ähnlichkeit‘ mit dem seinen, dem wir ’nachstreben‘, verleihen. Und deshalb haben wir den heiligen Brauch, dass an diesem Tag jedes Haus einen gebratenen Fisch verspeist. Wohlgemerkt (das ist die Pointe!): einen auf dem Rost gebratenen Fisch verspeist. Und den delikatesten muss der Pfarrer haben.“

Das heißt: Den Gottesdienst, der im Leiden, ja im Sterben für die Wahrheit bestand, verwandelt man in den Gottesdienst, zu essen und zu trinken. In den Gottesdienst, dass der Pfarrer das beste Stück bekommt. Und so bekommt man das wahre (offizielle) Christentum. In diesem trägt der Prediger, wie in seiner Weise der gebratene Fisch, so auch auf seine besondere Weise (z. B. durch eine reizende Rede) zur festlichen Erhöhung des Tages bei. Und er sichert sich dadurch ein mit den Jahren wachsendes Einkommen, macht vielleicht Karriere usw. …

Das ist nur ein Beispiel. Aber ich räume ein, dass keines der abgeleiteten Vorbilder jeden unbedingt verpflichtet. Und es verpflichtet dann freilich auch nicht zu dem Bestialischen. Aber wenn die abgeleiteten Vorbilder nicht unbedingt verpflichten und auch nicht unbedingt jeden verpflichten, so verpflichtet dagegen „das Vorbild“, Jesus Christus. Er verpflichtet unbedingt und unbedingt jeden. Lebt also mit dir in deiner Zeit keiner, der für die Wahrheit zu leiden hat; fällt also diese Christenpflicht für dich weg, dich durch seine Anerkennung dem Leiden auszusetzen: so musst du dir doch „das Vorbild“ so vergegenwärtigen, dass du in ähnlicher Weise zu leiden bekommst wie einst durch die Anerkennung des lebendig Gegenwärtigen. Alles nachträgliche Staatmachen mit ihm, alles Prunken mit Denkmalen auf seinem Grab usw. usw. usw. ist nach Christi Urteil Heuchelei und dieselbe Blutschuld wie die seiner Mörder.

Das ist die christliche Forderung. Die mildeste, mildeste Form derselben ist doch wohl … die einfache Anerkennung, dass dies die Forderung ist. Und dass du dann hinfliehst zur Gnade. Dass aber einer die Forderung nicht nur nicht einlösen, sondern sogar verschwiegen haben will – und dafür zum Grabdenkmal spendieren will, wofür ihn der Pfarrer dann aus gutem Grund einen ernsten Christen nennt: dem wollte unser Herr Jesus Christus gewiss am allermeisten vorbeugen.

Kaltes Wasser für Propheten

(Kaltes Wasser für Propheten – ein Auszug aus einem Artikel von Sören Kierkegaard. Er hat die Überschrift „Die Gleichzeitigkeit; was du dem Zeitgenossen tust, das allein ist das Entscheidende“. Veröffentlicht in „Der Augenblick“ am 11. September 1855.)

„Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, wird eines Propheten Lohn empfangen. Und wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, wird eines Gerechten Lohn empfangen. Und wer einem von diesen Geringen nur einen Becher kalten Wassers reicht, weil er ein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch, er soll nicht um seinen Lohn kommen.“ So sagt unser Herr Jesus Christus, Mt 10,41-42.

Wahrlich, eine mehr als königliche und kaiserliche Freigebigkeit; so freigebig ist nur die Gottheit!

Und doch, sieh etwas näher zu. Es handelt sich hier darum, was man einem Zeitgenossen, was man als Zeitgenosse dem Propheten, dem Jünger tut. „Wer einem von diesen Geringen einen Becher kalten Wassers reicht“ – ja, hierauf kann doch der Nachdruck nicht liegen. Nein, der Nachdruck liegt auf dem: „weil er ein Jünger, ein Prophet ist“.

Wenn also ein Zeitgenosse sagen würde: „Ich halte den Menschen gewiss nicht für einen Propheten, für einen Jünger. Dagegen bin ich bereit, ihm einen Becher Wein zu reichen“. Oder wenn einer vielleicht bei sich im Stillen diesen Menschen für einen Jünger, einen Propheten ansähe, hätte aber, feige, nicht den Mut, sich zu seiner Überzeugung zu bekennen. Oder wenn einer dem Propheten, dem Jünger, den ja als solchen die Zeitgenossen nicht anerkennen, im Gegensatz zu den andern Gerechtigkeit widerfahren lassen wollte, aber um billigeren Preis. Wenn ein solcher dann etwa sagen würde: „Ich halte ihn wohl für keinen Propheten. Aber er ist doch ein merkwürdiger Mensch, und ich mache mir ein Vergnügen daraus, ihm einen Becher Wein zu reichen.“ So müsste das eine- wie das anderemal die Antwort lauten: „Nein, mein Lieber, behalte er nur seinen Becher Wein! Davon redet die Schrift nicht.“

Sie redet nur von einem Becher kalten Wassers, den man ihm reicht. Aber man reicht ihn, weil er ein Jünger, ein Prophet ist. Und damit erkennt man ihn also voll und ganz als das an, was er in Wahrheit ist. Worauf Christus zielt, das ist die Anerkennung als als Jünger, als Prophet, und zwar von den Mitlebenden. Ob man die Anerkennung dadurch ausdrückt, dass man ein Glas kaltes Wasser reicht, oder dadurch, dass man ein Königreich schenkt, ist durchaus gleichgültig. Worauf es ankommt ist nur dies, warum man den Zeitgenossen anerkennt.

Somit ist nicht richtig, was die Besoldungspfarrer für die Pfarrbesoldung den Menschen einbilden. Da 10 Taler mehr sei als ein Glas kaltes Wasser, sagen sie, so sei es auch etwas weit Höheres, dem Propheten, dem Jünger 10 Taler zu geben, aber nicht, weil er der Prophet, der Jünger ist, als ihm ein Glas kaltes Wassers zu geben, weil er ein Prophet, ein Jünger ist. Nein, dass man es darum gibt, also ausdrücken will, man anerkenne den Menschen für das, was er in Wahrheit ist, darauf kommt es an.

Aber es ist nicht leicht, das einem Mitlebenden zu tun. Hierzu braucht einer zwar nicht selbst ein Prophet, ein Jünger zu sein. Aber was er haben muss (und wohlgemerkt, bei redlichem Willen unbedingt auch haben kann), das ist zwei Drittel von eines Jüngers, eines Propheten Charakter. Denn einem Zeitgenossen gereicht, kann dieser Becher Wasser, oder richtiger dieses Weil, teuer zu stehen kommen. Von der Gegenwart, bei Leibesleben, wird nämlich der Prophet, der Jünger verhöhnt, gehasst, verwünscht, verabscheut, auf alle Weise verfolgt. Und verlass dich drauf: einem Jünger „als Jünger“ einen Becher Wasser zu reichen, zieht nach dem Neuen Testament mindestens Ausschluss aus der Synagoge nach sich. Damit bestrafte man ja jeden, der sich mit seinem Zeitgenossen Christus einließ.

Das wird natürlich von den Lügenpfaffen „vertuscht, verschleiert, verschwiegen, ausgelassen“. Sie schmachten ja vielmehr unter Schluchzen, Herzstößen, unterdrücktem Seufzen mit unsäglichem Verlangen danach, als Zeitgenossen Christi gelebt zu haben – um aus der Synagoge ausgeschlossen zu werden, was ja natürlich der Pfründen- und Ämterjäger herzlichstes und tiefstes Verlangen ist.

Handel

(Handel – ein Abschnitt aus dem Kapitel „Vermischte biblische Spuren“ im Buch „Kennst du das Land?“ Ludwig Schneller beschreibt darin seine Erfahrungen im Palästina der Jahre 1884-89.)

Handel gehört in Palästina zu jedem Kauf, wenn man nicht exemplarisch geprellt werden will.

Neulich wollte ich in Betlehem für einen Freund eine Olivenholzarbeit kaufen. Ich fragte einen Händler um den Preis. Er antwortete: „Für gewöhnlich hundert Piaster, aber weil du es bist, siebzig.“ Wäre ich so gutmütig gewesen, wie so manche fromme Pilger, deren jährlich viele Tausende ins Land kommen, so hätte er wahrscheinlich seine siebzig bekommen und ein Trinkgeld dazu. Auch mir kam die Ware nicht allzu teuer vor. Ich besann mich aber, dass ich es mit einem arabischen Händler zu tun habe und bot zwölf. Darob furchtbarer Schreck auf der anderen Seite. Er verschwur sich hoch und teuer, das er dabei über die Hälfte einbüße. Nach langem fruchtlosem Handel ließ ich ihn stehen und ging meiner Wege.

Es verging aber nur ein Tag, da kam er demütig hergegangen und bat mich, ihm die Sache doch abzukaufen. „Wieviel willst du?“ „Vierzehn Piaster!“ „Gut“, sagte ich, „da hast du sie.“ Nun meinte ich, sehr schlau gewesen zu sein und ein vortreffliches Handeln geübt zu haben. Nach ein paar Tagen erfuhr ich aber, dass er es sonst für zehn Piaster herzugeben pflege. –

Will man einen Kauf abschließen, so wird einem gewöhnlich die Sache zuerst umsonst, als Geschenk angeboten. Im Sommer 1884 sandte ich im Auftrag des Jerusalemvereins zwei Kundschafter nach Hebron, um das Terrain zu untersuchen, und, wenn möglich, ein Haus für die neue Missionsstation zu mieten. Diese Kundschafter ritten durch das schöne Tal Eschkol, durch welches einst Josua und Kaleb, die israelitischen Kundschafter zogen, in Hebron ein. Nach langen, fruchtlosen Bemühungen wurden sie endlich von einem Efendi (Edelmann oder Regierungsbeamten) eingeladen, in sein Haus zu kommen, das er zu vermieten geneigt schien. Sie traten mit ihm ein. Und nachdem sie sich nach Landessitte etwa zehnmal guten Abend gewünscht und über allerlei Gleichgültiges gesprochen hatten, kamen sie, wie gewöhnlich, ganz zufällig und als ob das nur die Nebensache wäre, auch aufs Geschäft. Das Haus gefiel ihnen gut und sie fragten nach dem Preis.

Sie sagten ihm: „Wir wollen bezahlen, was recht ist, was denkst du wohl über die Mietsumme?“

Efendi: „Wie? Ihr fragt nach Geld? Nein, ihr Herren, ich will euch das Haus schenken!“

Die Kundschafter: „Wir danken dir sehr für deine große Liebe und Freundlichkeit. Aber wir wollen es nicht geschenkt haben; wir wollen zahlen, was recht ist!“

Der Efendi aber verneigte sich höflich und sprach: „Wie? Ist das unsere Freundschaft, dass wir nach Geld fragen sollten? Nein, ich will es umsonst geben und mich dazu.“

Die Unseren: „Du bist ein freundlicher Mann. Aber sage uns doch einen Preis, wir möchten sehen, was du darüber denkst.“

Efendi: „Ihr müsst nicht denken, dass ich aufs Geld sehe! Aber es ist ein schönes Haus!“

Die Unseren: „Ja, aber was denkst du über den Preis?“

Efendi: „Was soll der Preis zwischen mir und euch? Sind wir nicht Freunde? Aber freilich ist es ein sehr schönes Haus und mindestens hundert Napoleonsd’or Mietzins wert.“

Großes Erstaunen auf der anderen Seite. Endlich, nachdem sie sich von ihrem Schreck etwas erholt hatten, sagten sie ihm: „Nein, das ist doch gar zu viel. Soweit dürfen wir nicht gehen. Geh du ein wenig herunter!“

Aber trotz stundenlangem Handel war er absolut nicht zu bewegen, den Preis zu ändern. Und derselbe Mann, der es uns vorher schenken wollte, war so hartnäckig, dass er wiederholt versicherte, keinen roten Para würde er von seinen hundert Lira lassen. Sie mussten Hebron unverrichterter Dinge verlassen. Da, bei Halhul, dem Dorf, welches unter demselben Namen schon bei Josua vorkommt, eine gute Stunde von Hebron entfernt, hören sie Pferdegetrappel hinter sich. Ein Reiter kommt ihnen nachgeritten und holt sie wieder zurück. Der Efendi hatte sich besonnen, das Haus um siebzig zu geben. Aber soweit durften sie auch nicht gehen. Und erst, nachdem ich ihn noch einige Tage als Gast im Haus gehabt hatte und die hartnäckigsten Verhandlungen mit ihm gepflogen waren, zwischen welche hinein er natürlich wiederholt versicherte, er wolle es es uns schenken, konnte er dazu gebracht werden, von seinen hundert Lira auf fünfzig herunter zu gehen.

Wem fiele da nicht jene Geschichte ein, die sich lange, lange vorher, schon vor viertausend Jahren in dieser Stadt zugetragen hat? Abraham kommt, die Tränen noch im Auge, denn er kommt von der Leiche seiner Lebensgefährtin, die einst in Jugendtagen mit ihm gezogen war aus Mesopotamien. Und er verhandelt mit Efron, denn er möchte die liebe Tote nicht in fremder Erde und in einem fremden Grab bestatten.

Er trägt Efron, dem Hetiter, die Bitte vor, ihm die Höhle Machpela zu überlassen, „um Geld, so viel es wert ist, zum Erbbegräbnis.“

Aber Efron sprach: „Nein, nein, Herr, sondern höre mir zu! Ich schenke dir den Acker und die Höhle darinnen dazu!“

Da bückte sich Abraham vor dem Volk des Landes, den Kindern Het, und sprach: „Willst du mir ihn lassen, so bitte ich, nimm von mir das Geld für den Acker, so will ich meinen Toten daselbst begraben.“

Da antwortete der schlaue Hetiter: „Mein Herr, höre doch mich! Das Feld ist vierhundert Schekel Silbers wert. Was ist das aber zwischen mir und dir? Begrabe nur deinen Toten.“

Abraham gehorchte Efron und wog ihm das Geld dar. (1 Mo 23,3-18).

Ist es nicht merkwürdig, wie sich solch ein Handel viertausend Jahre später in derselben Stadt noch in derselben Weise abspielen kann?