Ein Bibelübersetzer entdeckt ...

Kategorie: Altes Testament (Seite 3 von 3)

Psalm 16

(Psalm 16 in eigener Übersetzung:)

1 Ein Gedicht, mit Worten Davids.

Bewahre mich, Gott, denn ich vertraue mich dir an!

2 Ich sage zum Herrn, meinem Herrn:

„Du bist mein Gut – nichts (geht) über dich!“,

3 zu den Heiligen, die im Land sind:

„Sie sind Herrliche – mein ganzes Wohlgefallen ist mit ihnen!“

4 Zahlreich werden die Schmerzen derer,

die einem anderen (Gott) nacheilen.

Nie will ich ihre blutigen Gießopfer als Opfer ausgießen,

nie will ich ihre Namen auf meine Lippen nehmen.

5 „Herr! (Was) meinen Anteil am Erbland und meinen Becher (betrifft):

Du bist es, der mein Erbteil erhält.

(Der Becher ist wohl das Sinnbild für das Gute, das das Land hervorbringt.)

6 Messschnüre sind mir auf das schönste (Land) gefallen,

ja, mein Erbbesitz ist das Beste für mich.

7 Ich will den Herrn preisen, der mich berät,

auch in Nächten weist mich mein Innerstes zurecht.

(„Mein Innerstes“ ist wörtlich „meine Nieren“. Die Nieren sind im Hebräischen ein Bild für das innerste, verborgene, nur Gott allein zugängliche Wesen des Menschen.)

8 Ich halte mir den Herrn beständig vor Augen,

denn er ist an meiner rechten Seite, damit ich nicht wanke.

9 Deswegen ist mein Herz fröhlich, meine Zunge jubelt,

auch mein Körper wird sich zur Ruhe betten mit Vertrauen.

10 Denn du wirst meine Seele nicht der Totenwelt überlassen

und nicht zulassen, dass dein Geheiligter Verwesung erfährt.

11 Du lässt mich Wege des Lebens wissen,

willst mich sättigen mit Fröhlichkeit in deiner Gegenwart,

Erquickungen sind an deiner rechten Seite für immer.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Über Psalm 16 spricht Petrus dann in seiner „Pfingstpredigt“ in Apg 2:

25 „David sagt nämlich auf ihn hin:

‚Ich halte mir den Herrn beständig vor Augen,

denn er ist an meiner rechten Seite, damit ich nicht wanke.

26 Deswegen ist mein Herz fröhlich, meine Zunge jubelt,

auch mein Körper wird sich zur Ruhe betten mit Vertrauen.

27 Denn du wirst meine Seele nicht der Totenwelt überlassen

und nicht zulassen, dass dein Geheiligter Verwesung erfährt.

28 Du lässt mich Wege des Lebens wissen,

willst mich sättigen mit Fröhlichkeit in deiner Gegenwart.‘

29 Ihr Männer und Brüder, es sei mir erlaubt, ganz offen über den Stammvater David zu euch zu sprechen: Auch er ist gestorben und begraben worden. Sein Grabmal ist hier bei uns bis auf den heutigen Tag.

30 Weil er allerdings ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, jemanden aus seinen leiblichen Nachkommen auf seinem Thron einzusetzen, 31 sprach er vorausschauend über die Auferstehung des Messias, dass er weder der Totenwelt überlassen werde noch sein Körper Verwesung erfahre.

32 Diesen, Jesus, hat Gott auferweckt, wofür wir alle Zeugen sind.“

Das Lied des Amos

Das Lied des Amos kann man rekonstruieren, wenn man die drei Liedstrophen erkennt und zusammenstellt, die im Buch Amos an verschiedenen Stellen eingestreut sind – 4,13 / 5,8 / 9,5-6:

Der Berge formt und Wind erschafft,

der dem Menschen mitteilt, was er denkt,

der Morgenröte und Nebel macht,

der die Höhen der Erde besteigt:

„Herr“ ist sein Name.

Der zum Morgen die Finsternis wandelt,

der den Tag zur Nacht verfinstert,

der den Wassern des Meeres ruft

und sie ausgießt aufs Antlitz der Erde:

„Herr“ ist sein Name.

Der die Erde anrührt, dass sie wankt

und alle trauern, die darauf wohnen,

der im Himmel sein Hochgemach baut,

sein Gewölbe auf Erden gründet:

„Herr“ ist sein Name.

(Das Lied des Amos ist in Strophe 1 eigene Übersetzung, in den Strophen 2 und 3 zitiert in der Übersetzung von Jörg Jeremias aus seinem Kommentar „Der Prophet Amos“.)



Die zehn Gebote

Die zehn Gebote kommen im Alten Testament zweimal vor, nämlich in 2 Mo 20, wo Gott die Worte vom Berg herab direkt zum Volk Israel spricht, und in 5 Mo 5, wo Mose sie vor dem Einzug ins Land Kanaan dem Volk noch einmal wiederholt.

Wenn ich beim Übersetzen der alttestamentlichen Texte auch die griechische Übersetzung mitlese, dann habe ich vier Versionen davon, zwei hebräische und zwei griechische. Und hier fällt auf, dass die Reihenfolge von drei der zehn Gebote in den Versionen verschieden ist. Und auch an anderen Stellen der Bibel werden diese Gebote in unterschiedlicher Reihenfolge aufgezählt. Es handelt sich um die Gebote (nach biblischer Zählung) 6 – 8, ich zitiere hier die Versionen:

2 Mo 20 hebräisch:

Du sollst nicht morden! Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht stehlen!

2 Mo 20 griechisch:

Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht morden!

5 Mo 5 hebräisch:

Du sollst nicht morden! Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht stehlen!

5 Mo 5 griechisch:

Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht morden! Du sollst nicht stehlen!

Wir sehen: Die zwei hebräischen Versionen sind gleich, und die griechischen Versionen stimmen darin überein, dass das Verbot des Ehebruchs zuerst kommt. Und ich erinnere daran, dass von der Textüberlieferung her die griechischen Texte die älteren sind. Die griechischen Übersetzer haben also zu ihrer Zeit „Du sollst nicht die Ehe brechen!“ als 6. Gebot vorgefunden.

Das passt zusammen mit der Darstellung, die ich von meinem damaligen Professor für Altes Testament Hartmut Gese gelernt habe. Der Kern seiner Aussage besteht nämlich darin, dass sich das Gebot „Du sollst nicht stehlen!“ ursprünglich auf den Menschen bezog. Du sollst nicht (Menschen) stehlen, also nicht rauben, entführen, versklaven, etc.. Es bezieht sich auf alles, was auch heute noch als Menschenhandel und Freiheitsberaubung strafbar ist.

Und damit ergibt es eine sehr sinnvolle Reihenfolge. Die zehn Gebote lassen sich dann einteilen in fünf Gebotspaare, die sich jeweils auf ein gemeinsames Thema beziehen. Ich zitiere die Gebote in Kurzform:

1. Gebotspaar – es geht um Gott an sich

a) Es soll für dich keine anderen Götter geben gegen mich!

b) Du sollst dir kein Gottesbild machen!

2. Gebotspaar – es geht um die Beziehung zu Gott:

a) Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht für Nichtiges verwenden!

b) Bewahre den Tag der Ruhe, dass du ihn heilig hältst!

3. Gebotspaar – es geht um die dem Menschen übergeordnete Gruppe, die Familie:

a) Ehre deinen Vater und deine Mutter!

b) Du sollst nicht die Ehe brechen!

4. Gebotspaar – es geht um den Menschen an sich, sein Leben und seine Freiheit:

a) Du sollst nicht morden!

b) Du sollst nicht stehlen!

5. Gebotspaar – es geht um den Mitmenschen, sein Recht und seinen Besitz:

a) Du sollst nicht als falscher Zeuge aussagen gegen deinen Mitmenschen!

b) Du sollst nicht gierig sein nach der Frau deines Mitmenschen, du sollst nicht gierig sein nach dem Haus deines Mitmenschen, seinem Feld, seinem Knecht, seiner Magd, seinem Rind, seinem Esel und allem, was deinem Mitmenschen gehört!”

Wir sehen hier eine Lebensordnung, die vom Schöpfer des Universums bis zum Esel im Stall des Nachbarn alle Lebensbereiche umfasst, regelt und schützt. Und ich denke, dass die Weisheit, die diese zehn Worte hervorgebracht hat, nicht menschlichen Ursprungs ist. Das hätte auch der Weiseste so nicht hingekriegt …

Psalm 2

Psalm 2 wird als Messias-Psalm im Neuen Testament häufig zitiert. Zwischen Neuem und Altem Testament besteht eine tiefe Verbindung, das Alte Testament ist die Grundlage des Neuen.

Nun gab es zu der Zeit, als die Bücher des Neuen Testaments geschrieben wurden, das Alte Testament aber in zwei Versionen. Neben dem hebräischen Text gab es auch schon eine Übersetzung ins Griechische, die Septuaginta, die ca. 250 bis 100 Jahre vor Christus erstellt wurde. Beim Übersetzen von alttestamentlichen Zitaten im Neuen Testament entdeckte ich, dass es gut ist, wenn ich den betreffenden Vers erst einmal im Alten Testament übersetze und zwar vom Hebräischen und vom Griechischen her und dann das Zitat im Neuen Testament damit vergleiche. Es gibt hier nämlich Zitate, die vom Hebräischen her übersetzt sind, und es gibt Zitate, die aus dem Griechischen zitiert sind. Und es gibt viele Zitate, die nur sinngemäß und recht frei zitiert sind.

Wenn aus einem alttestamentlichen Text mehrere Teile im Neuen Testament zitiert werden, ist es natürlich sinnvoll, auch einmal das ganze Stück im Zusammenhang zu übersetzen. Ein Beispiel dafür ist der Psalm 2, aus dem im Neuen Testament an verschiedenen Stellen die Verse 1, 2, 7 und 9 zitiert werden.

Der Psalm 2 zeigt uns beispielhaft auch die hebräische Poesie, denn die Psalmen sind ja Gedichte bzw. Lieder. Die hebräische Poesie hat mit der unseren etwas gemeinsam, dass nämlich ein gewisser Sprachrhythmus da sein muss, also die gleiche Anzahl von Betonungen in den einzelnen Zeilen. Was sie gegenüber der unseren nicht hat, ist der Endreim, also „Maus“ auf „Klaus“ ö. ä.. Dafür hat sie einen sogenannten Parallelismus, das heißt, das zwei Zeilen hintereinander jeweils möglichst den gleichen oder ähnlichen Inhalt haben, nur in andern Worten ausgedrückt. Betrachten wir auf diese Weise einmal den Psalm 2, wobei ich die zwei parallel zusammengehörenden Zeilen jeweils mit A und B gekennzeichnet habe:

A 1 Warum haben Volksgruppen Lärm gemacht

B und Völker sich mit Nichtigem beschäftigt?

A 2 Die Könige der Erde haben sich aufgestellt,

B die Obersten haben sich versammelt

(gegen den HERRN und gegen seinen Messias):

A 3 „Wir wollen ihre Fesseln zerreißen,

B wir wollen ihr Joch von uns werfen!“

A 4 Der im Himmel wohnt, wird lachen,

B der HERR wird sich lustig machen über sie.

A 5 Dann wird er zu ihnen reden,

B in der Wut seines Zorns wird er sie erschrecken.

A 6 Ich aber bin eingesetzt als König von ihm

B auf Zion, seinem heiligen Berg.

A 7 Ich gebe die Anordnung bekannt,

B der HERR hat zu mir gesagt:

A „Mein Sohn bist du heute,

B ich habe dich geboren, 8 bitte von mir!

A Und ich will dir Völker geben zu deinem Erbe

B und zu deinem Besitz die Enden der Erde.

A 9 Du sollst sie hüten mit eisernem Stab,

B wie ein Töpfergefäß sollst du sie zerbrechen.“

A 10 Und jetzt, ihr Könige, nehmt Verstand an,

B lasst euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde:

A 11 Dient dem HERRN mit Furcht,

B jubelt ihm zu mit Zittern!

A 12 Fangt Zurechtweisung ein,

B küsst den Sohn!

A Damit der HERR nicht zornig wird

und ihr verloren geht vom rechten Weg.

B Denn bald wird seine Wut entbrannt sein,

– glücklich alle, die sich ihm anvertrauen!

Ist der Psalm in diesem Rhythmus durchstrukturiert, kann man gut auch drei Strophen mit jeweils 5 Versen erkennen. Es fällt aber auf, dass die eingeklammerte Zeile hinter Vers zwei aus dem Rahmen fällt. Sie könnte tatsächlich nach Fertigstellung des Psalms als verdeutlichende Erklärung eingefügt worden sein, was ihre Qualität als Wort Gottes aber in keiner Weise beeinträchtigt. In der Tat wird sie in Apg 4,25-26 problemlos mitzitiert.

Die interessanteste Entdeckung für mich steckt in der ersten Zeile von Vers 12: Hier fand ich im hebräischen Text nur „Küsst den Sohn“ und im griechischen nur „Fangt Zurechtweisung ein“, aber das eine kann keine Übersetzung des anderen sein. Durch die Beobachtung des Sprachrhythmus wurde dann deutlich, dass beide Teile hier zusammen herein gehören müssen. Nur so ergeben sich zwei parallele Zeilen. D.h. in der hebräischen Textüberlieferung muss beim Abschreiben später einmal der eine Teil weggefallen sein und in der griechischen der andere. Und wir haben sie hier beide wieder glücklich vereint.

Für die Übersetzung im Neuen Testament ist der Satz in Vers 7 wichtig: „Mein Sohn bist du heute, ich habe dich geboren …“. Er könnte aus dem Griechischen genausogut übersetzt werden: „Mein Sohn bist du, ich habe dich heute geboren …“. Aber vom hebräischen Sprachrhythmus her kann ich nun auch im Neuen Testament eindeutig übersetzen: „Mein Sohn bist du heute“.

Natürlich bezieht sich dieses Lied bzw. Gedicht zunächst einmal auf die konkrete Einsetzung eines Königs in Jerusalem. Mein Sohn bist du heute – heute setzte ich dich hier ein. Ich habe dich geboren, bitte von mir – ich habe dich dazu gemacht, alles, was du brauchst, steht dir von mir zur Verfügung. Und dann merken wir uns, dass „Sohn Gottes“ ein Titel des Königs ist, des Messias.

Die Opferung Isaaks

Die Opferung Isaaks, die in 1 Mo 22 berichtet wird, gehört zu den vielen alttestamentlichen Stellen, auf die das Neue Testament Bezug nimmt. Gut, es war eine Beinahe-Opferung, sie hat am Ende dann doch nicht stattgefunden.

Ich habe den Text aus dem hebräischen Text und seiner griechischen Übersetzung ganz übersetzt und stelle ihn zunächst einmal hierher:

Nach diesen Dingen, da stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sagte zu ihm: „Abraham! Abraham!“ Der antwortete: „Sieh, hier bin ich!“ (Gott) sagte: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, den Isaak, geh ins Amoriterland und bring ihn dort als Brandopfer dar auf einem der Berge, den ich dir sagen werde.“

Und Abraham stand früh am Morgen auf, sattelte seinen Esel, nahm zwei seiner Knechte mit sich und Isaak, seinen Sohn. Er spaltete Holz für ein Brandopferfeuer, brach auf und ging zu dem Ort, den Gott ihm gesagt hatte. Am dritten Tag, als Abraham seinen Blick erhob, sah er den Ort von weitem.

Und Abraham sagte seinen Knechten: „Lasst euch hier nieder mit dem Esel. Ich und der Junge wollen weitergehen bis dorthin. Wenn wir angebetet haben, werden wir zu euch zurückkommen.“ Abraham nahm die Holzsscheite für das Brandopfer und lud sie Isaak, seinem Sohn, auf. Er nahm auch das (Gefäß mit dem) Feuer in die Hand und das Messer, und die zwei gingen zusammen.

Und Isaak sprach mit Abraham, seinem Vater, er sagte: „Vater!“ Der sagte: „Was ist, mein Kind?“ Er sagte: „Schau, da ist das Feuer und die Holzsscheite. Wo ist das Lamm für das Brandopfer?“ Abraham sagte: „Gott wird ein Lamm sehen als Brandopfer für ihn, mein Kind.“

Die beiden gingen zusammen, und sie kamen auf den Platz, den Gott ihm gesagt hatte. Abraham baute dort einen Altar und schichtete die Holzscheite auf. Und er fesselte Isaak, seinen Sohn, und legte ihn auf den Altar, oben auf die Holzscheite. Abraham streckte seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu töten.

Und der Engel des Herrn rief ihm vom Himmel her zu und sagte: „Abraham! Abraham!“ Der sagte: „Sieh, hier bin ich!“ Und er sagte: „Strecke deine Hand nicht aus gegen den Jungen, tu ihm nichts! Denn jetzt habe ich erkannt, dass du Gott fürchtest und deinen einzigen Sohn nicht geschont hättest wegen mir.“ Abraham erhob seinen Blick und sah: Sieh, ein Schafbock hatte sich mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen. Abraham ging hin, nahm den Schafbock und brachte ihn als Brandopfer dar anstelle seines Sohnes.

Und Abraham nannte den Namen jenes Ortes: „Der Herr hat gesehen“. – Dazu sagt man heute: „Auf dem Berg ließ der Herr sich sehen.“ –

Und der Engel des Herrn rief Abraham ein zweites Mal vom Himmel her zu und sagte: „Bei mir selbst habe ich geschworen, sagt der Herr, weil du diese Sache getan hast und deinen einzigen Sohn nicht geschont hättest wegen mir: Ja, ganz gewiss will ich dich segnen und ganz gewiss will ich deinen Nachkommen vermehren wie die Sterne des Himmels und wie den Sand am Ufer des Meeres. Dein Nachkomme soll das Stadttor seiner Gegner in Besitz nehmen, und mit deinem Nachkommen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden, dafür dass du meiner Stimme gehorcht hast!“

Abraham kehrte zu seinen Knechten zurück, sie brachen auf und gingen zusammen nach Beerscheba. Und Abraham ließ sich in Beerscheba nieder.

Zu diesem Bericht über die Opferung Isaaks habe ich drei Anmerkungen:

1) Es ist sicherlich interessant und lehrreich, einmal im Überblick die Stellen des Neuen Testaments zu lesen, die auf die Opferung Isaaks Bezug nehmen bzw. ihn zitieren: Jak 2,21, Apg 3,25, Hebr 6,13-14 und Hebr 11,17.

2) Es fällt auf, dass dieser Bericht mit keinem Wort die Gefühle erwähnt, die sowohl Abraham als auch Isaak bei dieser Geschichte gehabt haben mögen. Ein reiches Feld für alle spekulativen Ausleger und Prediger! Offensichtlich ist es aber Absicht, dass hier nicht über Gefühle gesprochen wird, sondern Taten und Fakten berichtet werden. Es geht darum, dass Abraham den Herrn fürchtet, ihm glaubt und ihm gehorcht. So wie Jesus gesagt hat: Wer auf meine Worte hört und sie tut … Glaube ohne Gehorsam ist offenbar kein Glaube. Oder anders ausgedrückt: Abrahams Liebstes war nicht sein Sohn, sondern sein Gott.

3) Ich hatte irgendwoher im Kopf, dass die Opferung Isaaks auf dem „Berg Moria“ stattfinden sollte. Und dann war ich doch erstaunt, dass es diesen Berg in den Texten offensichtlich so nicht gibt. Im Hebräischen wird Abraham von Gott ins „Land Moria“ geschickt. Der griechische Übersetzer hat an dieser Stelle mit „Hochland“ übersetzt. Der „Berg Moria“ taucht im hebräischen Text nur in 2 Chr 3,1 auf als Bezeichnung für den Berg bei Jerusalem, auf dem Salomo den Tempel erbauen lässt. Im griechischen Alten Testament steht dort dafür aber „Berg des Amoria“. Und in anderen alten Übersetzungen stehen noch andere Ausdrücke anstelle von „Moria“. Es herrscht hier also eine gewisse Unklarheit.

Eine erhellende Version kommt von einer Anmerkung in der hebräischen Bibel. Sie besagt, dass nach der syrisch/aramäischen Übersetzung Gott Abraham ins Land „des Amoriters“ schickt. Die Amoriter bewohnten vor der Eroberung durch die Israeliten das Hochland, das später den Namen „judäisches Bergland“ oder „Gebirge Juda“ hatte. Damit können wir das Wort „Moria“ als eine Verdrehung aus „Amori“ (hebr. Amoriter) erklären. Zu Zeiten des griechischen Übersetzers gab dort aber längst keine Amoriter mehr. Und er hat dann mit seiner Übersetzung „Hochland“ die Sache doch recht treffend zum Ausdruck gebracht.

Der Schöpfungsbericht

Der Schöpfungsbericht ist ist nicht nur ein grundlegender, sondern auch einer der schönsten Texte der Bibel. Unter Berücksichtigung des hebräischen und des griechischen Textes habe ich eine eigene Übersetzung erstellt:

Am Anfang erschuf Gott den Himmel und die Erde.

Die Erde war aber Wüste und Leere,

Finsternis war über der Tiefe

und Wind von Gott bewegte sich über dem Wasser.

Und Gott sagte:

„Es werde Licht!“

Und es wurde Licht.

Und Gott sah das Licht, dass es gut war.

Und Gott trennte zwischen dem Licht und der Finsternis.

Und Gott nannte das Licht „Tag“, die Finsternis nannte er „Nacht“.

Und es wurde Abend, und es wurde Morgen – ein Tag.

Und Gott sagte:

„Es werde eine Wölbung mitten im Wasser,

sie sei trennend zwischen Wasser und Wasser!“

Und es wurde so:

Gott machte die Wölbung

und trennte zwischen dem Wasser, das unter der Wölbung war,

und dem Wasser, das über der Wölbung war.

Und Gott nannte die Wölbung „Himmel“.

Und Gott sah, dass es gut war.

Und es wurde Abend, und es wurde Morgen – ein zweiter Tag.

Und Gott sagte:

„Das Wasser unter dem Himmel soll sich sammeln in eine Ansammlung,

und das Trockene soll sichtbar werden!“

Und es wurde so:

Das Wasser, das unter dem Himmel war, sammelte sich in seine Ansammlungen,

und das Trockene wurde sichtbar.

Und Gott nannte das Trockene „Erde“,

und die Gebilde der Wasser nannte er „Meere“.

Und Gott sah, dass es gut war.

Und Gott sagte:

„Die Erde soll Grünes hervorbringen:

grüne Bodenpflanzen, die Samen aussäen nach ihrer Art,

und fruchttragende Bäume, die Frucht bringen,

in der ihr Same ist nach ihrer Art auf der Erde.“

Und es wurde so:

Die Erde brachte hervor:

grüne Bodenpflanzen, die Samen aussäen nach ihrer Art,

und Bäume, die Frucht bringen, in der ihr Same ist nach ihrer Art.

Und Gott sah, dass es gut war.

Und es wurde Abend, und es wurde Morgen – ein dritter Tag.

Und Gott sagte:

„Es sollen Lichtquellen werden in der Wölbung des Himmels,

um zu trennen zwischen dem Tag und zwischen der Nacht,

sie sollen sein für Zeichen und Zeiten und für Tage und Jahre,

und sie sollen zur Beleuchtung sein in der Wölbung des Himmels,

um auf die Erde zu leuchten.“

Und es wurde so:

Gott machte die zwei großen Lichtquellen,

die große Lichtquelle zur Herrschaft des Tages,

die geringere Lichtquelle zur Herrschaft der Nacht, und die Sterne.

Und Gott setzte sie in Bewegung in der Wölbung des Himmels,

um auf die Erde zu leuchten,

um zu herrschen am Tag und in der Nacht

und um zu trennen zwischen dem Licht und der Finsternis.

Und Gott sah, dass es gut war.

Und es wurde Abend, und es wurde Morgen – ein vierter Tag.

Und Gott sagte:

„Die Wasser sollen wimmeln lassen ein Gewimmel von lebendigen Wesen,

und fliegende Tiere sollen fliegen über der Erde unter der Wölbung des Himmels.“

Und es wurde so:

Gott erschuf die großen Meerestiere

und jedes lebendige Wesen, das herumkriecht,

die die Wasser wimmeln lassen nach ihrer Art,

und jedes fliegende Tier mit Flügeln nach seiner Art.

Und Gott sah, dass es gut war.

Und Gott segnete sie und sagte:

„Seid fruchtbar, vermehrt euch, füllt die Wasser in den Meeren,

und die fliegenden Tiere sollen sich vermehren auf der Erde.“

Und es wurde Abend, und es wurde Morgen – ein fünfter Tag.

Und Gott sagte:

„Die Erde soll lebendiges Wesen hervorbringen nach seiner Art:

Nutztiere, kriechende Tiere und Wildtiere der Erde nach ihrer Art.“

Und es wurde so:

Gott machte die Wildtiere der Erde nach ihrer Art, die Nutztiere nach ihrer Art

und alle kriechenden Tiere des Erdbodens nach ihrer Art.

Und Gott sah, dass es gut war.

Und Gott sagte:

„Wir wollen einen Menschen machen nach unserem Bild – nach unserem Abbild.

Sie sollen Herrscher sein über die Fische des Meeres,

die fliegenden Tiere des Himmels,

die Nutztiere und alle Wildtiere der Erde

und alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen.“

Und Gott machte den Menschen nach seinem Bild,

nach dem Bild Gottes machte er ihn,

männlich und weiblich machte er sie.

Und Gott segnete sie und sagte:

„Seid fruchtbar, vermehrt euch, füllt die Erde, beherrscht sie,

seid Herrscher über die Fische des Meeres, die fliegenden Tiere des Himmels,

die Nutztiere und alle Wildtiere

und alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen.“

Und Gott sagte:

„Seht, ich habe euch jede Bodenpflanze gegeben, die Samen aussät,

die auf der ganzen Erde ist,

und jeden Baum, an dem Frucht ist, die Samen aussät,

für euch soll sie sein zum Essen.

Und allen Wildtieren der Erde, allen Vögeln des Himmels

und jedem kriechenden Tier, das auf der Erde kriecht,

in dem eine lebendige Seele ist,

(habe ich) alle grünen Bodenpflanzen zum Essen (gegeben).“

Und es wurde so.

Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und sieh, es war sehr gut.

Und es wurde Abend, und es wurde Morgen – ein sechster Tag.

Vollendet waren der Himmel und die Erde und ihre ganze geordnete Menge,

vollendet hatte Gott am sechsten Tag seine Werke, die er gemacht hatte.

Und am siebten Tag ruhte er von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.

Und Gott segnete den siebten Tag und machte ihn heilig,

denn an ihm ruhte er von allen seinen Werken,

die er angefangen und gemacht hatte.

Dieses ist eine Aufzeichnung der Geschichte des Himmels und der Erde,

wie sie geschaffen wurden,

(aufgezeichnet) am Tag, als Gott den Himmel und die Erde gemacht hatte.

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