Ein Bibelübersetzer entdeckt ...

Monat: November 2025

Psalm 4

Psalm 4 in eigener Übersetzung aus dem Hebräischen unter Berücksichtigung des griechischen Alten Testaments (Septuaginta):

1 Für den Vorsänger, mit Saiteninstrumenten (zu begleiten),
ein Psalm mit Worten Davids.

2 Wenn ich rufe, erhört mich der Gott meiner Gerechtigkeit,
in der Enge verschaffst du mir Weite.
Hab Erbarmen mit mir,
und erhöre mein Gebet!
Ihr Menschenkinder, bis wann (wollt ihr) schwerfälligen Herzens sein,
warum liebt ihr Nichtiges und trachtet nach Lüge?
– Kurze Pause –

4 Erkennt auch, dass der Herr wunderbar handelt an (mir,) seinem Heiligen!
Der Herr wird mich erhören, wenn ich zu ihm rufe.
5 Wenn ihr zornig seid, versündigt euch nicht,
sprecht in euren Herzen auf euren Betten und geht in euch!
– Kurze Pause –

6 Opfert das richtige Opfer,
und vertraut auf den Herrn!
7 Wenn viele sagen: „Wer wird uns das Gute zeigen?“,
erhebe über uns das Licht deines Angesichts, Herr!
8 Du gibst mir Fröhlichkeit ins Herz,
mehr als dann, wenn sich ihr Korn, Wein und Öl vermehren.
9 In Frieden kann ich zugleich mich niederlegen und einschlafen,
denn du, Herr, lässt mich ganz für mich im Vertrauen wohnen.

Anmerkungen:

Psalm 4 gibt in Vers 9 auch das Rezept für einen guten Schlaf. Im Frieden mit Gott gibt es nichts mehr, was einen innerlich umtreiben und einem den Schlaf rauben kann. Alles ist im Vertrauen beim Herrn aufgehoben, damit für den Gläubigen erledigt, und wenn er sich müde niederlegt, schläft er zugleich auch sofort ein.

Dass der Gläubige sich in Vers 4 auch als „Heiligen“ bezeichnet, ist für das Alte Testament etwas ungewöhnlich, aber sachlich dennoch richtig.

Aus Psalm 4 hat auch Paulus zitiert:

Wenn ihr zornig seid, versündigt euch nicht!“ Die Sonne darf nicht untergehen über eurem Zorn, und gebt dem Teufel keinen Raum! (Eph 4,26-27)

Psalm 3

Psalm 3 in eigener Übersetzung unter Berücksichtigung der griechischen Übersetzung des Altentestaments (Septuaginta):

1 Ein Psalm mit Worten Davids,
als er auf der Flucht war vor Absalom, seinem Sohn.

2 Herr, wie zahlreich sind meine Bedränger,
viele erheben sich gegen mich!
3 Viele sagen meiner Seele:
„Es gibt keine Rettung für ihn bei Gott.“
– Kurze Pause –

4 Du aber, Herr, bist mein Schild,
bist meine Ehre und erhebst mein Haupt.
5 Meine Stimme ruft zum Herrn,
und er erhört mich von seinem heiligen Berg.
– Kurze Pause –

6 Ich bette mich zur Ruhe, ich schlafe,
ich wache auf, denn der Herr hält mich fest.
7 Ich werde mich nicht fürchten vor Zehntausenden von Kriegsleuten,
die sich ringsum gegen mich aufstellen.
8 Erhebe dich Herr,
rette mich, mein Gott!
Ja, du schlägst all meine Feinde auf die Backen,
die Zähne der Frevler zerbrichst du.
9 Bei dem Herrn ist die Rettung,
auf deinem Volk dein Segen!

Anmerkungen dazu:

1) Die „Kurze Pause“ nach den Versen 3 und 5 gibt das hebräische Wort „Sela“ wieder. Der hebräische Sprachrhythmus mit den zwei zueinandergehörigen Zeilen ist nicht einfach nur ein dichterisches Stilmittel, sondern geht auf die orientalische Art des Wechselgesangs zurück, bei dem ein Chor oder der Vorsänger jeweils die erste Zeile sang und ein anderer Chor die zweite. Musikinstrumente begleiteten das Lied, aber nicht während des Singens, sondern davor, dazwischen und danach. „Sela“ bedeutet eine „kurze Pause“ im Lied, während der dann Instrumente spielten.

2) Im Althebräischen gibt es nicht die Tempora (Zeitformen) der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Diese müssen sinngemäß aus dem Textzusammenhang erschlossen werden. Dafür ist es hilfreich, dass die Übersetzung ins Griechische schon damals zwangsläufig die griechischen Zeitformen verwendet hat. Und hier taucht auch in Psalm 3 wieder die griechische Vergangenheitsform des Aorist auf. Dieser bringt erzählend Vorgänge in der Vergangenheit zum Ausdruck, in einer besondern Bedeutung aber auch Erfahrungstatsachen. Dinge, die immer (wieder) so waren und deshalb auch jetzt so sind, drückt man im Deutschen aber mit dem Präsens (Gegenwart) aus. David erzählt in den Versen 6 und 8 nicht einfach vergangene Ereignisse, sondern seine Erfahrung. Und so bringt hier das Präsens am besten zum Ausdruck, was er wirklich meint.

3) Wem das „auf die Backen schlagen“ und „Zähne zerbrechen“ in Vers 8 etwas grausam erscheint, den darf man erinnern, dass David etliche Kriege zu bestehen hatte und auch in dieser Situation kriegerisch bedroht wurde. Wenn man sich die frühere Art des bewaffneten Kampfs Mann gegen Mann im Krieg vorstellt, dann sind die hier genannten Ausdrücke vielleicht sogar eher von der harmloseren Art.