Ein Bibelübersetzer entdeckt ...

Schlagwort: Vater

Papst

„Papst“ als Bezeichnung kommt vom lateinisch/italienischen „Papa“, was bekanntermaßen „Vater“ heißt. Und so wird der (jeweilige) Papst auch als „Heiliger Vater“ bezeichnet und angeredet. Eigenartig ist, dass diese Anrede auch von Protestanten und anderen Andersgläubigen praktiziert wird, die der päpstlichen „Vaterschaft“ gar nicht unterstehen.

Jedenfalls hat schon Jesus das Führen genau dieses Titels grundsätzlich verboten. „Und ‚Vater‘ soll niemand von euch sich nennen lassen auf der Erde! Einer ist nämlich euer Vater, der himmlische.“ (Mt 23,9). Selbstverständlich hat Jesus hier nicht von den natürlichen Kindesvätern gesprochen, sondern von dem davon abgeleiteten religiösen Titel, der schon damals den theologischen Autoritäten beigemessen wurde. Unter seinen Jüngern darf es keinerlei Vater-Kind-Verhältnis geben! Selbstverständlich gilt dieses Verbot nicht allein für den Papst/Papa-Titel, sondern für alle, die sich als „Pater“ bzw. „Vater“ bezeichnen und anreden lassen.

Wenn für die Jünger von Jesus also ausschließlich Gott selbst der Vater ist, dann setzt man einen Menschen, wenn man ihm diesen Titel zuerkennt, an eine Stelle, die allein Gott zusteht. Insofern ist etwas dran, wenn man den Papst landläufig als den „Stellvertreter Gottes“ bezeichnet, auch wenn das kein offizieller Titel von ihm ist. Jedenfalls ist es, wenn man das tut, im harmlosen Fall korrigierbare Unkenntnis, im schwerwiegenden Fall aber Blasphemie, d. h. Gotteslästerung.

Der offizielle Titel des Papstes ist aber „vicarius christi“, das heißt „Stellvertreter des Christus“ bzw. des Messias. Diese Bezeichung kommt aus der Kirchentradition, die besagt, Jesus habe Petrus zu seinem Nachfolger als Leiter der Jüngergemeinde gemacht. Petrus sei dann der erste Bischof von Rom geworden, und so seien auch seine Nachfolger auf dem Stuhl des Bischofs von Rom weiterhin jeweils die Stellvertreter des Christus und Leiter der Kirche auf Erden.

(Der andere Papsttitel „pontifex maximus“ – „wichtigster Brückenbauer“ zwischen Mensch und Gott – war übigens ursprünglich der Titel des obersten Jupiter-Priesters in Rom. Der Titel ist dann vom heidnischen Priester auf die „göttlichen“ Kaiser übergegangen. Und nach dem Ende des weströmischen Kaisertums hat ihn gerne der römische Papst übernommen. Auch dieser Titel ist eine Lästerung gegenüber dem einzig wahren Brückenbauer zwischen Gott und Mensch, Jesus, den Gott selbst dazu bestimmt hat.)

Gegenüber menschlichen Leitungsansprüchen ist zu sagen, dass Jesus solche innerhalb seiner Jüngergemeinde prinzipiell abgelehnt hat. „Ihr sollt euch auch nicht ‚Leiter‘ nennen lassen! Denn euer Leiter ist einer, der Messias.“ (Mt 23,10). Und tatsächlich leitet Jesus nach dem Zeugnis des Neuen Testaments auch nach seiner Auferstehung selbst seine Gemeinde. Er ist ihr Haupt. „Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, er ist Anfang, Erstgeborener aus den Toten, damit er in allem der Erste sei.“ (Kol 1,18). Dass neben diesem Haupt noch andere „Häupter“ oder gar „Oberhäupter“ Platz hätten, ist nicht vorstellbar.

Die Art und Weise, in der Jesus seine Gemeinde leitet, ist der Heilige Geist, den er seiner Gemeinde gegeben hat. Sein Reden und Wirken durch die Gaben des Geistes ist die bestimmende Größe in der Gemeinde. Das „Hüten“ bzw. „Weiden“, mit dem er Petrus tatsächlich beauftragt hat, ist demnach keine Leitungs- sondern eine Fürsorgefunktion. Diese Fürsorgepflicht ist in der Gemeinde dann an die Älteren bzw. Verantwortlichen übergegangen (z. B. 1 Petr 5,2).

Wenn ein Mensch also die Gemeinde Gottes „leiten“ will, dann muss er sich notwendigerweise an die Stelle des Heiligen Geistes bzw. des Messias setzen. Für Menschen, die sich an die Stelle des Messias bzw. des Christus setzen, hat das Neue Testament aber eine klare Bezeichnung: Antichrist. Das gilt nicht nur für den Papst, sondern für jede Art Päpstlichkeit, mit der Menschen sich anmaßen, Söhne und Töchter Gottes „leiten“ zu wollen …

Vater und Mutter hassen

Vater und Mutter hassen, das ist es, was Jesus von denen, die seine Jünger sein wollen, verlangt, zumindest wenn es nach der Lutherübersetzung geht. Lk 14,26: „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.“ Von solchen Konsequenzen der Nachfolge kann man tief beeindruckt sein, aber auch irritiert. Wie kann Jesus, der die Liebe in Person ist, von seinen Nachfolgern Hass verlangen? Müssen wir wirklich „Vater und Mutter hassen“?

Auch hier hilft wieder der Blick ins Wörterbuch. Und dort entdecken wir, dass das griechische „miseín“, das gewöhnlich mit „hassen“ übersetzt wird, eine weit größere Bandbreite an Bedeutungen hat als das deutsche „hassen“. Es kann auch „unwillig sein“ heißen, „vernachlässigen“, „sich nicht um etw. kümmern“, „nicht mögen“, „nicht wollen“.

Und mir fiel die Aussage eines weisen Bruders ein, der einmal sagte: „Das wirkliche Gegenteil der Liebe ist nicht der Hass, sondern die Gleichgültigkeit.“ Es gibt im Griechischen also Bedeutungen, die das Aggressive und Emotionale des deutschen „Hassens“ nicht beinhalten. Und ich habe ein paar Stellen gefunden, wo mir „gleichgültig sein“ als die passende Übersetzung erscheint:

„Kein Diener kann zwei Herren als Sklave dienen. Denn entweder wäre ihm der eine gleichgültig und er liebte den andern, oder er hielte sich an den einen und verachtete den andern. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!“ (Mt 6,24 / Lk 16,13).

„Wer sein Leben liebt, wird es zugrunde richten. Wem sein Leben in dieser Welt aber gleichgültig ist, der wird es ins ewige Leben hinein bewahren.“ (Jo 12,25).

„Niemandem war doch jemals sein Körper gleichgültig, man gibt ihm vielmehr, was er braucht, und pflegt ihn. Und so (pflegt) auch der Messias die Gemeinde,“ (Eph 5,29).

„Auch wir waren ja einst unverständig, widerstrebend, im Irrtum, dienten verschiedensten Begierden und Lüsten als Sklaven, führten ein Leben mit Charakterlosigkeit und Neid, waren abscheulich und einander gleichgültig.“ (Tit 3,3)

Wenn wir nun nicht „Vater und Mutter hassen“, sollen uns dann Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder und Schwestern vielleicht „gleichgültig“ sein? Am besten, wir lassen uns von Jesus belehren, der in allen Dingen das Vorbild ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm seine Familie gleichgültig war. Eine Parallelstelle hilft uns vielleicht ein bisschen weiter – Mt 10,37: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.“ Es geht um ein relatives Verhältnis, nämlich Jesus mehr zu lieben als die nächsten Angehörigen.

Schauen wir einfach, wie Jesus mit seiner irdischen Familie umgegangen ist. Als er seinen Dienst antrat, verließ er sie, trennte sich buchstäblich von ihnen. Allein mit seinen Jüngern war er unterwegs. Und als sie ihn zwischendurch einmal holen wollten, weil sie glaubten, er sei jetzt völlig daneben, da ignorierte er sie komplett und sagte, seine Jünger seien seine Familie. Lk 8,21: „Meine Mutter und meine Geschwister sind die, die das Wort Gottes hören und tun.“

Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sie „gehasst“ hat oder sie ihm „gleichgültig“ waren. Aber er musste sich von ihnen trennen, um das Werk zu tun, zu dem er von Gott gesandt war. Doch Christen müssen nach ihrer Bekehrung ja nicht gleich von zu Hause ausziehen. Daher finde ich es hilfreich, hier eine Unterscheidung zwischen „innerlicher“ und „äußerlicher“ Trennung zu machen.

Wer das Reich Gottes betreten hat, hat sich innerlich von der Welt und also auch von der weltlichen Familie gelöst. Auch hier gilt, dass niemand zwei Herren dienen kann. Jesus hat immer den Vorrang. Der Nachfolger folgt ihm, wo immer er hinführt. Welche Konsequenzen das im Laufe des Christenlebens haben wird, ist am Anfang noch nicht absehbar. Nach der innerlichen Trennung kann je nach den Umständen und der Führung Gottes auch eine äußerliche Trennung erforderlich sein. Die innerliche Trennung beinhaltet die Bereitschaft zur äußerlichen Trennung. Die Familie darf der Nachfolge nicht im Wege stehen!

Ich meine also, mit gutem Grund annehmen zu dürfen, dass Jesus mit seiner Aussage genau diese innerliche Trennung als Voraussetzung und Bedingung der Nachfolge gemeint hat. Und ich übersetze die Stelle so: „Wenn jemand zu mir kommt, und er trennt sich nicht innerlich von seinem Vater, der Mutter, der Frau, den Kindern, den Brüdern, den Schwestern und dazu von seinem eigenen Leben, kann er nicht mein Jünger sein.“ (Lk 14,26).

Eine interessante Paralle dazu steht in 5 Mo 33,9+10, im Segen Moses über den Stamm Levi. Aus diesem Stamm kommen ja auch die Priester, und sie sind hier gemeint. „Der (Priester) sagt zu seinem Vater und seiner Mutter ‚Ich sehe sie nicht‘ und zu seinen Brüdern ‚Ich kenne (sie) nicht‘ und zu seinen Kindern ‚Ich erkenne sie nicht an‘. Denn die (Priester) hüten deine Worte und bewahren deine Bestimmung. Sie legen Jakob deine Grundsätze dar und Israel dein Gesetz. Sie bringen Weihrauchopfer dar wegen deines Zorns und Ganzopfer auf deinem Altar.“

Der Geist Gottes

Die Bibel spricht von Gott in dreifacher Weise. Da ist der unsichtbare Gott, den noch nie jemand gesehen hat, den Jesus den „Vater“ nennt. Und dann ist da der, der als Erscheinung Gottes in der Welt sichtbar wird, den Johannes „das Wort“ nennt, auf Griechisch der „lógos“. Daneben gibt es auch ein Wirken der Kraft Gottes, das als „der Geist Gottes“ in Erscheinung tritt. Es gibt demnach zwei Weisen, in denen der unsichtbare Gott den Menschen begegnet bzw. unter ihnen wirkt.

Die Erscheinung Gottes, die im Alten Testament gerne als „der Engel des Herrn“ bezeichnet wird, ist eine Erscheinung des „Wortes“. Als solcher ist er zum Beispiel auch Abraham begegnet. Dieser „Wort“ hat dann unter der Kraft des Heiligen Geistes im Mutterleib von Maria menschliche Körperlichkeit angenommen und durch eine natürliche Geburt als Mensch den Erdboden betreten. Jesus ist die sichtbare Erscheinung Gottes als Mensch. Das Verhältnis zwischen ihm und dem unsichtbaren Gott bezeichnet er als „Vater“ und „Sohn“. Allerdings musste auch auf Jesus bei der Taufe im Jordan noch der Geist Gottes kommen, damit er seinen Auftrag vom Vater in vollendeter Weise ausführen konnte.

„Logos“, auf Hebräisch „davár“, ist ein männliches Wort. „Geist“ dagegen heißt im Hebräischen „rúach“ und ist ein weibliches Wort. In der hebräischen Sprache geht von Gott also etwas Männliches und etwas Weibliches aus. Wenn vom unsichtbaren Gott diese beiden Erscheinungen ausgehen, dann dürfen wir auch den Rückschluss ziehen, dass in ihm selbst diese beiden Elemente vorhanden sind. Schließlich hat er ja sein Abbild, den Menschen, als Mann und Frau gemacht.

Leider haben wir im Deutschen kein passendes weibliches Wort, um auszudrücken, was „Geist“ ist. Die Grundbedeutung von „ruach“ wie auch der griechischen Übersetzung „pneuma“, ist so etwas wie „bewegte Luft“. Deshalb heißt das Wort im Alltag „Wind“, aber auch „Atem“. Mit „Luft“ hätten wir eigentlich ein weibliches Wort, aber von Gottes „Luft“ zu sprechen, die unter uns wirkt, klingt doch zu seltsam. Dabei mag es durchaus eine passende Vorstellung sein, das Wirken des Heiligen Geistes mit einer spürbaren Brise frischer Luft zu vergleichen.

(Ein interessanter Vorschlag ist mir vor einiger Zeit – ich weiß nicht mehr, wo – über den Weg gelaufen. Man könnte, da das Wort Geist zum einen männlich und zum anderen sehr vielgestaltig ist, sogar einfacher direkt den hebräischen Begriff „rúach“ verwenden. Wenn man „Geist“ erst erklären muss, dann könnte man ja genauso auch „ruach“ verwenden und erklären. Dann wäre „die Ruach des Herrn“ die bestimmende Macht in der Gemeinde.)

Jedenfalls war der Logos Gottes, der Sohn, in der Kraft des Heiligen Geistes auf der Erde am Werk, um das Erlösungswerk zu vollbringen und die Tür zum Reich Gottes, dem Reich des Geistes, zu öffnen. Kurz vor seinem Tod sagte er seinen Jüngern, er werde zum Vater gehen und von dort einen anderen Helfer senden, den Geist der Wahrheit, der in ihnen sein werde.

Und nun ist seit dem Pfingstereignis alles, was seine „Gemeinde“ heißt, geistgegründet und geisterfüllt. Alle sind von neuem geboren aus Wasser und Geist. Und alles, was nicht geistlich ist, ist auch nicht seine Gemeinde. Paulus sagt sogar „Der Herr ist der Geist“. Der Geist Gottes ist der Herr in der Gemeinde. Nur in ihm ist Jesus anwesend. Alles, was wir als „Gott unter uns“ oder „Jesus in mir“ erfahren, ist Heiliger Geist. Wir müssen also, um neutestamentliche Christen zu sein, Heiligen Geist „haben“ oder erst einmal „bekommen“.

Und hier zum Schluss noch etwas zum Nachdenken, nicht nur für die Traditionalisten unter uns. Wenn es stimmt, dass „Geist Gottes“ etwas Weibliches ist, dann werden wir in der christlichen Gemeinde von einer Frau regiert …

Beten im Namen von Jesus

Beten im Namen von Jesus ist eine neue Art des Betens, die unter vielem anderen im Neuen Testament auftaucht. Wir wollen hier einmal versuchen zu verstehen, was es eigentlich heißt, „im Namen von Jesus“ zu beten. In der Tat ist es eine Formulierung, die fromm und eindrücklich klingt. Aber inhaltlich ist sie doch für manche auch irgendwie unklar und schwammig.

Was bei solchen Nachforschungen immer hilft, ist die Konkordanz (oder das Suchprogramm bei Onlinebibeln). Nach der Bibel selbst ist sie das zweitwichtigste Buch. Mit ihr kann man Bibelstellen finden, vergleichen und Zusammenhänge erkennen. Und so kann man auch andere Dinge entdecken, die „im Namen von Jesus“ oder „im Namen des Herrn“ getan werden. Ein paar Beispiele dafür (die Auswahl ist unvollständig):

Paulus: „… wie er in Damaskus ganz offen im Namen von Jesus gesprochen hatte.“ (Apg 9,27)

Petrus: „Und er ordnete an, sie im Namen von Jesus dem Messias unterzutauchen.“ (Apg 10,48)

„Als Paulus aber verärgert war, wandte er sich um und sagte zu dem Geist: ‚Ich befehle dir im Namen von Jesus dem Messias, von ihr hinauszugehen!’“ (Apg 16,18)

„Mit dem Leib bin ich freilich abwesend, mit dem Geist aber anwesend. Und ich habe wie ein Anwesender über den, der das verübt, bereits das Urteil gefällt im Namen von Jesus, unserem Herrn: Wenn ihr versammelt seid und mein Geist bei euch ist mit der Kraft unseres Herrn Jesus, wollen wir ihn dem Satan übergeben zum Verderben des Körpers, damit am Tag des Herrn der Geist gerettet wird.“ (1 Kor 5,3-5)

„Wir sind also Gesandte für den Messias, sodass Gott durch uns bittet. Wir bitten im Namen des Messias: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2 Kor 5,20)

„Und alles, was ihr auch tut mit Wort oder mit Tat, (tut es) im Namen von Jesus, dem Herrn, und dankt Gott, dem Vater durch ihn!“ (Kol 3,17)

Ich denke, man kann an diesen Beispielen ablesen, dass „im Namen von Jesus“ soviel bedeutet wie „im Auftrag von Jesus“ oder „anstelle von Jesus“. Leicht macht es uns da die Tatsache, dass wir diesen Sprachgebrauch auch im Deutschen haben. Wenn z.B. ein städtischer Mitarbeiter „im Namen des Bürgermeisters“ einem 80-Jährigen zum Geburtstag gratuliert, dann tut er es im Auftrag bzw. anstelle des Bürgermeisters. Der Bürgermeister hat ihn beauftragt und bevollmächtigt, an seiner Stelle diese Gratulation auszusprechen. Wenn man in diesem Sinne die oben genannten Beispiele nochmal anschaut, merkt man sicher recht schnell, welch einen treffenden Sinn dieses Verständnis ergibt.

Nun aber die Frage: Wie kann man „im Namen von Jesus“ beten? Ich denke, dass es dazu eine Schlüsselstelle gibt, die uns Johannes berichtet hat. Es handelt sich um den letzten Abend, den Abschied, an dem Jesus seinen Jüngern (unter vielem anderen) sagte – Joh 16, 23-27:

„Amen, Amen, ich sage euch: Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben. Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollendet ist! Das habe ich euch mit Vergleichen gesagt. Es kommt eine Zeit, da werde ich nicht mehr in Vergleichen mit euch sprechen, sondern werde euch ganz offen über den Vater berichten. Zu jener Zeit werdet ihr in meinem Namen bitten. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde. Denn der Vater selbst ist euer Freund, weil ihr meine Freunde geworden seid und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.“

Mit dem „Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen“ setzt Jesus einen Zeitpunkt, an dem sich etwas gravierend ändert. Das Beten in seinem Namen ist Zeichen einer neuen Zeit. Jesus geht von der Erde weg und geht zu seinem Vater. Der Platz, den er bisher hier ausgefüllt hat, erscheint zunächst leer. Aber er bleibt nicht leer, denn seine Jünger werden ja als seine Gesandten seinen Auftrag und Dienst in der Welt weiterführen, in seinem Namen.

Nun können wir uns vorstellen, was es heißt, in seinem Namen zu beten. Es heißt, in seinem Auftrag, an seiner Stelle hier auf der Erde zum Vater oder zu ihm zu beten. Also nicht nur den Menschen gegenüber, sondern auch Gott gegenüber die priesterliche Mittlerposition einnehmen, die auch Jesus auf Erden hatte. Wenn wir also im Sinne von Jesus bei Gott eintreten für Dinge, die Jesus wichtig sind, beten wir in seinem Namen.

Ich hoffe, wir merken, dass das eine anspruchsvolle Aufgabe und Tätigkeit ist. Man ist mit Jesus eins, kennt seine Gedanken und Anliegen und bringt sie an seiner Stelle beim Vater vor. Dass uns dabei der heilige Geist unterstützt und bei Gott für uns eintritt, gehört selbstverständlich dazu.

Um sich deutlich zu machen, was man dabei tut, kann es vielleicht hilfreich sein, es manchmal auch auszusprechen: „Vater, im Namen von Jesus bitte ich dich …“. Das wird aber nichts daran ändern, ob das Gebet wirklich im Namen von Jesus geschieht oder nicht. Man sollte die Formulierung nicht als Floskel gebrauchen, um ein Gebet frommer oder wirksamer erscheinen zu lassen. Man sollte das schon garnicht gewohnheitsmäßig oder gedankenlos tun. Das wäre ganz im Widerspruch zu dem, was Jesus gesagt und gemeint hat.