Ein Bibelübersetzer entdeckt ...

Schlagwort: Johannes der Täufer

Reinigung von der Sünde

Reinigung von der Sünde ist ein zentraler Aspekt der guten Botschaft des Neuen Testaments. Dazu müssen wir aber zuerst einmal schauen, was „Sünde“ eigentlich ist. Sünde sei „Trennung von Gott“, heißt es in einer gewissen Auslegungstradition. Aber das ist eine verharmlosende Formulierung. Sünde ist ihrem Wesen nach Auflehnung und Aufruhr gegen Gott. Natürlich trennt das den Menschen auch von Gott. Aber die Trennung von Gott ist eine Folge und Auswirkung der Sünde, nicht die Sünde selbst. Jegliche Sünde eines Menschen richtet sich in Wahrheit direkt gegen den den allmächtigen, heiligen und gerechten Gott selbst. Sie ist Missachtung und Ablehnung des Willens Gottes. Es gibt nichts Schlimmeres, was ein Mensch tun kann, als zu sündigen.

Dabei bezeichnet „Sünde“ im Neuen Testament zweierlei Sachverhalte. Zum einen ist Sünde die persönliche Tat und der daraus folgende persönliche Zustand eines einzelnen Menschen. Er handelt als Sünder und lebt in Sünde (und ist dadurch natürlich vom heiligen Gott getrennt). Zum anderen ist Sünde aber auch eine dem Menschen übergeordnete und ihn beherrschende Macht, der er ausgeliefert ist und die ihn zwingt, immer weiter zu sündigen. Und so ist die menschliche Natur zur durch und durch sündigen menschlichen Natur geworden. Dieser Zustand des Menschen ist menschlich gesehen unheilbar und hoffnungslos. Der Mensch steht deshalb auch unter dem wohlverdienten Gericht Gottes. Die Strafe Gottes für die Sünde ist der Tod, der zeitliche Tod und er ewige Tod.

Deshalb schreibt Paulus auch: „Ein elender Mensch bin ich. Wer soll mich retten aus diesem ganzen Komplex des Todes?“ (Rö 7,24). Aber er gibt dann im folgenden Vers auch gleich die Antwort darauf: „Gott sei Dank – (es ist möglich) durch Jesus den Messias, unseren Herrn!“. Weil die Sünde den Tod verdient, deshalb musste Jesus, der einzig Sündlose, den Tod am Kreuz auf sich nehmen. Und so ist dort bei Jesus der Ort entstanden, an dem die Strafe für die Sünde bereits vollzogen ist. Das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt, wurde zum Sühnopfer für die Sünde der Welt. Damit ist die Tür geöffnet zur Reinigung von der Sünde, zur Rettung des Menschen.

Die Reinigung von der Sünde ist im Neuen Testament real gemeint. Es gibt keine theoretische, hypothetische oder deklaratorische Rettung des Menschen. Was Gott will, ist, aus einem Sünder einen Heiligen machen, aus einer Sünderin eine Heilige. Die Voraussetzung dazu auf Seiten des Menschen ist, dass er das auch selbst will. Gott rettet niemanden gegen seinen Willen. Es ist die Liebe Gottes, die diese Freiheit gegeben hat und niemanden zwingt, auch wenn das seine ewige Verlorenheit bedeutet.

Diese rettende Lebensveränderung gehört zum Grundbestand der neutestamentlichen Botschaft. „In jenen Tagen ging Johannes der Täufer durch das ganze Umland des Jordans. Er befand sich in der Wüste von Judäa und verkündete eine Taufe der Sinnesänderung zur Vergebung der Sünden, indem er sagte: „Seid bereit euch zu ändern! Denn das Königreich der Himmel ist nahegekommen.“ (Mt 3,1-2; Mk 1,4; Lk 3,3). Dasselbe wie Johannes verkündete dann auch Jesus. „Von da an begann Jesus, die Botschaft Gottes zu verkünden: „Die Zeit ist erfüllt. Das Königreich der Himmel, das Reich Gottes, ist nahegekommen. Seid bereit euch zu ändern! Glaubt an die gute Botschaft!“ (Mt 4,17; Mk 1,14b-15).

Da der Mensch diese grundlegende Lebensveränderung nicht aus eigener Kraft vollziehen kann, übersetze ich das lutherische „Tut Buße!“ an dieser Stelle mit diesem „Seit bereit euch zu ändern!“. Denn es drückt das aus, was Gott von einem Menschen erwarten kann und auch erwartet, nämlich seine Bereitschaft. Er kann sich nicht selbst ändern, aber er kann willig und bereit sein, sich diese Lebensänderung von Gott schenken zu lassen und dabei mitzumachen.

Den Anfang macht er damit, seinen sündigen Zustand einzugestehen. Über die Besucher von Johannes heißt es: „Und sie ließen sich von ihm untertauchen im Jordanfluss, indem sie ihre Sünden eingestanden.“ (Mt 3,6; Mk 1,5). Es wird auch eine sofortige erkennbare Veränderung eingefordert: „Bringt nun Früchte, die der Sinnesänderung angemessen sind!“ (Mt 3,8; Lk 3,8).

Der gute Wille ist auch daran erkennbar, dass die Leute nachfragen: Die vielen Menschen fragten ihn: „Was sollen wir denn tun?“ Er antwortete ihnen: „Wer zwei Gewänder hat, soll dem eines abgeben, der keines hat, wer Nahrung hat, soll es genauso machen!“ Es kamen auch Steuereinnehmer, um sich untertauchen zu lassen, und sie sagten zu ihm: „Lehrer, was sollen wir tun?“ Er antwortete ihnen: „Ihr sollt nicht mehr kassieren, als man euch angeordnet hat!“ Es fragten ihn auch Soldaten: „Und wir, was sollen wir tun?“ Ihnen sagte er: „Ihr sollt niemanden misshandeln, niemanden erpressen und genug haben an eurem Sold!“ (Lk 3,10,14).

Die Sündenvergebung für diese Veränderungswilligen wird vollzogen in der Taufe im Wasser. Diese Reinigung von der Sünde durch das Untertauchen im Wasser gilt vor Gott. Die Sünden sind vergeben, abgewaschen. Die veränderungswilligen und gereinigten Menschen sind bereit für das Reich Gottes.

(Ein Nebengedanke: Da, wo die Menschen bei Johannes im Jordan ihre Sünden zurückließen, hat sich der sündlose Jesus dann untertauchen lassen, um die dort zurückgelassenen Sünden auf sich zu nehmen. Von da an bezeichnet ihn Johannes als „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt“. Hier deutet sich schon an, dass die Taufe nur ein Mittel zum Zweck ist. Die eigentliche Wurzel der Sündenvergebung ist das Opfer von Jesus am Kreuz.)

Dass mit der Lebensveränderung auch Wiedergutmachung verbunden sein kann, zeigt das Beispiel von Zachäus. „Die Hälfte meines Vermögens, Herr, gebe ich jetzt den Armen. Und wenn ich von jemandem etwas erpresst habe, gebe ich es vierfach zurück.“ (Lk 19,8). Die Wiedergutmachung ist allerdings nirgends im Neuen Testament zwingend vorgeschrieben. Ich nehme an, es ist eine Sache des heiligen Geistes, wie er in solchen Dingen den Menschen führt.

Mit der Reinigung von der Sünde ist aber nur der eine Teil der angestrebten Lebensveränderung genannt. Der andere Teil kommt dann ab jenem außergewöhnlichen Pfingstfest in Gestalt der Gabe des heiligen Geistes dazu. Die Kraft zur Herzensveränderung und zu einem neuen Leben in Heiligkeit kommt aus dem heiligen Geist. Erst damit ist die Gabe Gottes vollständig. Die Liebe, die Jesus als Gebot seinen Jüngern aufträgt, wird damit ermöglicht und erfüllt: „die Liebe Gottes ist ausgegossen in unseren Herzen durch Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Rö 5,5).

Ich nehme als Vergleich zu diesen Vorgängen hier einmal das Bild einer Flasche. Das Bild hinkt an der Stelle, dass eine Flasche willenlos ist, aber es passt auf einen veränderungswilligen Menschen. Jemand findet im Dreck eine verdreckte und mit einer üblen Flüssigkeit gefüllte Flasche. Er nimmt sie mit nach Hause, leert sie aus und spült sie sauber. Das entspricht der Reinigung von der Sünde durch die Taufe im Wasser. Dann füllt er die saubere Flasche mit einem neuen köstlichen inhalt. Das entspricht der Taufe im Heiligen Geist.

Mit der Gabe des heiligen Geistes im Menschen ist nun auch die persönliche direkte innere Verbindung mit Gott hergestellt. Der Mensch beginnt, seine ursprüngliche Bestimmung zu erfüllen, nämlich ein Ebenbild Gottes zu sein. Ein Ebenbild Gottes, das kann er nicht als Sünder, das kann er nur als Heiliger sein.

Der ganze Vorgang wird im neuen Testament auch als eine neue Geburt bezeichnet. Mit der neuen Geburt hat ein neues Leben angefangen, ein neuer Mensch ist da. Und dieser neue, aus Gott geborene Mensch sündigt nicht. „Jeder, der aus Gott geboren ist, vollbringt keine Sünde, weil sein Same in ihm bleibt. Er kann sich nicht versündigen, weil er aus Gott geboren ist.“ (1 Jo 3,9). Der angesprochene Same in ihm ist natürlich der Anteil am heiligen Geist, den er empfangen hat.

In dieser Sichtweise der Reinigung von der Sünde kann es keinen Kompromiss mit der Sünde mehr geben. Sünde hat im neuen Leben mit Jesus keinen Platz. Natürlich spricht man auch im Neuen Testament davon, dass Sünde im Leben der Gläubigen noch vorkommen kann. Aber sie ist dort fehl am Platz, sie ist ein Unglück. Unter der Gnade, Liebe und Geduld Gottes kann und muss sie jedoch bereinigt werden.

Eindrücklich ist hier das Wort von Jesus: „Wenn eines deiner Geschwister sich versündigt, weise es zurecht, und wenn es bereit ist, sich zu ändern, vergib ihm! Und wenn es sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal zu dir zurückkommt und sagt: ‚Ich will mich ändern!‘, sollst du ihm vergeben!“ (Lk 17,3b-4). Wenn schon ein Jünger so handeln soll, um wieviel mehr wird dann auch Gott selbst so handeln. Aber auch dieses Vergeben steht immer unter der Bereitschaft, sich zu ändern.

Sünde kann also im Leben eines Christen und in der christlichen Gemeinde nicht toleriert, verharmlost oder gar für normal erklärt werden. Das einzige, was man mit Sünde tun kann und muss, wo immer sie auftaucht, ist, sie bereinigen. Das ist der einzige Weg. Und es macht die tiefe Ernsthaftigkeit deutlich, die dem Leben mit Jesus zu eigen ist.

Es ist also nichts mit der lutherischen Irrlehre, ein Christ sei immer „simul iustus et peccator“, d. h. „zugleich ein Gerechter und ein Sünder“. Christen sind immer ehemalige Sünder. „Und einige von euch waren solche; aber ihr wurdet abgewaschen, ihr wurdet heilig gemacht, ihr wurdet gerecht gemacht, durch den Namen des Herrn, Jesus des Messias, und durch den Geist unseres Gottes.“ (1 Ko 6,11). Als „Sünder“ werden die Gläubigen im Neuen Testament auch tatsächlich an keiner Stelle bezeichnet. Man möge das bitte nachprüfen. Das oft als Gegenargument gebrachte Zitat „Wir sind allzumal Sünder“, das in Rö 3,23 stehen soll, ist falsch zitiert. Dort steht „alle haben sich versündigt“, und gemeint ist nicht „wir“, sondern „sie“, nämlich die noch Unerlösten.

So ist es auch leicht zu verstehen, dass die Christen, die Gläubigen, die Gemeinde im Neuen Testament auch die „Heiligen“ sind. „Dem Heiligen entsprechend, der euch gerufen hat, sollt auch ihr euch als Heilige erweisen im ganzen Lebenswandel! Deshalb steht geschrieben: ‚Heilige sollt ihr sein, denn ich bin heilig.'“ (1 Pe 1,15,16). Und so, wie wir das Neue Testament verstehen, ist dies natürlich – wie alles – ernst und real gemeint.

„Seht, was für eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes genannt werden – und wir sind es! Deshalb kennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Geliebte, wir sind jetzt Kinder Gottes, auch wenn es noch nicht sichtbar geworden ist, was wir sein werden. Wir wissen aber, dass, wenn es sichtbar wird, wir ihm gleich sein werden, weil wir ihn sehen werden, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich – wie er rein ist. Jeder, der die Sünde vollbringt, vollbringt das Unrechte; die Sünde ist das Unrechte.

Und ihr wisst, dass er erschienen ist, um die Sünden wegzunehmen, und in ihm ist keine Sünde. Jeder, der in ihm bleibt, versündigt sich nicht. Jeder, der sich versündigt, hat ihn nicht gesehen und kennt ihn nicht. Kinderchen, niemand darf euch irreführen! Wer das Rechte tut, ist gerecht, genau wie er gerecht ist. Wer die Sünde vollbringt, ist vom Teufel, denn der Teufel versündigt sich von Anfang an. Dazu ist der Sohn Gottes erschienen: um die Werke des Teufels aufzulösen. Jeder, der aus Gott geboren ist, vollbringt keine Sünde, weil sein Same in ihm bleibt. Er kann sich nicht versündigen, weil er aus Gott geboren ist. Daran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels sichtbar: Jeder, der nicht tut, was recht ist, ist nicht von Gott, und wer seinen Bruder oder seine Schwester nicht liebt.“ (Jo 3,1-10)

Speisen

(Speisen – ein Kapitel aus dem Buch „Kennst du das Land?“ von Ludwig Schneller. Es beschreibt die Zeit zwischen 1884 und 89.)

Im Essen und Trinken ist das Landvolk in Palästina ungemein einfach. Ein Stück Brot und ein Trunk frisches Wasser ist im allgemeinen für jeden genug. Kann der Landmann sein Brot noch in etwas Öl eintauchen, so gilt dies schon als ein besonders guter Bissen. Auf großen Wüstenreisen nehmen die Beduinen gewöhnlich weiter nichts mit sich, als das nötige Brot und einen Schlauch Wasser. Doch schließt dies natürlich nicht aus, dass man in den Städten und bei besonderen Gelegenheiten einen größerer Luxus an Speisen entfaltet. Für uns kommen hier aber nur diejenigen Speisen in Betracht, welche uns an die Heilige Schrift und ihre Geschichte erinnern.

Die Früchte, die wir in der Bibel kennen lernen, bilden natürlich auch heute noch einen Teil der Speisen des Volkes. Das sind Linsen, Bohnen, Erbsen, Gurken, Melonen, Orangen, Datteln, Oliven und hauptsächlich Trauben. Die Trauben kann man vom Juli bis zum November im ganzen Land essen. In einem Land, in welchem die einzige Nahrung oft nur aus Brot besteht, ist natürlich der Weizen die wichtigste Frucht. In der Erntezeit dient derselbe auch ungemahlen zur Speise. Die vollen Ähren werden auf einem Kohlenfeuer gebraten, dann ausgerieben, die Körner, während man sie von einer Hand in die andere gleiten lässt, durch Blasen von der Spreu gereinigt und dann gegessen. …

Wie damals, so backt man auch heute noch in jeder ländlichen Haushaltung täglich nicht nur frisches Brot, sondern mahlt auch frisches Mehl. Dazu benutzt man immer noch die Handmühle, von welcher in der Bibel oft die Rede ist. Mit dem ersten Hahnenschrei, noch lange ehe der Morgen graut, muss die Frau aufstehen, um das nötige Mehl zu mahlen. Darum rühmen die Sprüche Salomos von der tugendsamen Hausfrau: „Gar früh steht sie auf, dass sie ihrem Haus Speise austeile; sie lässt ihr Licht die ganze Nacht nicht auslöschen.“ (Spr 31,15.18).

Freilich ist es eine ermüdende und und gar langweilige Arbeit. Darum mussten meist die Geringsten sie tun, bei den Armen die Frau selbst, deren Los überhaupt gewöhnlich ein Sklavenlos ist, bei Wohlhabenden die Magd oder das Kebsweib. Schon in Ägypten zu Moses Zeiten muss es so gewesen sein, denn er sagt: „Alle Erstgeburt in Ägyptenland soll sterben von dem ersten Sohn Pharaos bis zum ersten Sohn der Magd, die hinter der Mühle sitzt.“ (2 Mo 11,5). Es gehörte auch zu der Rache der Philister, dass sie Simson dazu verurteilten, in seinem Kerker die Handmühle zu drehen. Man versteht, welche Qual das dem kühnen Krieger gewesen sein muss, wenn man sich diese Heldengestalt denkt, im dunklen Gefängnis an zwei Ketten gefesselt und in trostloser Monotonie die Handmühle drehend.

Dass auch zu Christi Zeiten die Handmühlen im Gebrauch waren, geht aus seinen Worten Mt 24,41 hervor. „Zwei werden mahlen auf einer Mühle: eine wird angenommen, die andere wird verlassen werden.“

Diese Handmühle besteht aus zwei übereinander gelegten runden Mahlsteinen. Der obere dreht sich um die eigene Achse, welche in dem unteren befestigt ist. Durch die Öffnung, in welcher diese Achse steht, wird auch das Korn eingeschüttet und unten auf einem Tuch als Mehl aufgefangen. An dem Pflock, der im oberen Stein befestigt ist, wird dieser gedreht, sei es von einer oder zwei Personen, welche einander auf zwei Seiten dieser kunstlosen Mühle gegenübersitzen.

Übernachtet ein Reisender einmal in einem Dorf, so wird ihm sein süßer Schlaf meist in sehr unliebsamer Weise gestört oder geraubt. Denn schon von zwei Uhr früh an reibt’s im ganzen Dorf auf hundert Mühlen. Dafür ist aber auch sein Brot, das er am anderen Morgen bekommt, ganz frisch. Denn als er sich zur Ruhe legte, ist’s noch Weizen gewesen. Die Eingeborenen gewöhnen sich von Jugend auf an diesen Lärm, wie der deutsche Müller an das Klappern seiner Räder.

Eine andere der Speisen, von welchen in der Bibel die Rede ist, dürfte dem freundlichen Leser wohl auch interessant sein. Der Evangelist erzählt uns, dass Johannes der Täufer von Heuschrecken und wildem Honig gelebt habe. (Mt 3,4). Heuschrecken – hu! Wer diese langbeinigen Gesellen schon einmal beobachtet hat, wie sie in Wald und Wiese so unverschämt herumhüpfen können, den wird’s nicht sonderlich danach gelüsten, sie zu verspeisen. Und er wird ebensowenig begreifen, wie andere Leute so einen Heuschreckenbraten mit gutem Appetit verzehren können. Dennoch isst man sie auch heute noch im heiligen Land.

Der Verfasser hat das bei Gelegenheit von Heuschreckenstürmen, die übers Land kamen, selbst gesehen. Man konnte damals an Johannes den Täufer erinnert werden, welcher sich von Heuschrecken und wildem Honig nährte. Denn die Leute griffen die gefräßigen Gesellen und vertrieben ihnen alle Fresslust, indem sie dieselben selbst aßen. Nicht etwa nur, um sich an diesen zu rächen, sondern weil ihnen das Heusschreckenfleisch vorzüglich mundete.

Drüben jenseits des Jordans werden sie in große Säcke eingefüllt, Füße und Flügel werden ihnen heruntergerissen, die Eingeweide herausgenommen. Dann werden sie auf dem Dach gedörrt und eingesalzen und endlich gemahlen und zu Brot gebacken. Ob nun der Täufer in der Jordanau auch solches Heuschreckenbrot gegessen hat, kann der Verfasser natürlich nicht bestimmt sagen. Wahrscheinlich ist es aber. Denn wir können uns nicht vorstellen, dass derTäufer bei seinem gewaltigen Amt Zeit gefunden hat, jeden Tag auf die Heuschreckenjagd zu gehen. Auch wäre es sonst kaum möglich gewesen, dass er das ganze Jahr hindurch von dieser Speise lebte, was doch aus den Worten hervorzugehen scheint.

Bei uns in Jerusalem verzehrte man aber das Fleisch. Namentlich die Heuschreckenschenkel wurden als ein ganz besonderes saftiger Braten gepriesen. Es mag ja auch ein sehr zartes Fleisch sein, das sich in einem so feinen Organismus bildet. Auch hat der Verfasser einmal den Braten probiert und ein halbes Dutzend Heuschreckenschenkel verzehrt. Er muss aber aufrichtig gestehen, dass er in diesem Punkt sehr schlecht zu Johannes dem Täufer gepasst hätte …

Die Ankündigung des Geistes

Als der Heilige Geist an jenem ersten Pfingstfest im Jahr 30 n. Chr. ausgegossen wurde, war das weder Überraschung noch Zufall. Die Ankündigung des Geistes ist ein zentrales biblisches Thema. Petrus hat damals ja auch gleich den Propheten Joel zitiert, um zu erklären, was gerade geschah.

Hören wir, was der Prophet Joel gesagt hat – Joel 3,1-2: „Ich werde ausgießen von meinem Geist auf alle Menschen, und eure Söhne und eure Töchter werden prophetisch sprechen. Eure Älteren werden Träume träumen, und eure jungen Leute werden Visionen sehen. Auch auf die Sklaven und auf die Sklavinnen werde ich zu jener Zeit ausgießen von meinem Geist.“

Joel spricht von einer zukünftigen, neuen Zeit. Im Unterschied zur alttestamentlichen Zeit Israels, in der immer nur einzelne Menschen den Geist Gottes empfingen, sollte in einer neuen Zeit das ganze Volk Gottes – „alle Menschen“ – den Geist empfangen. Dass auch alle Töchter und sogar Sklavinnen den Geist empfangen würden, war damals ein absolut revolutionärer Gedanke. Die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung der Frauen in der neutestamentlichen Gemeinde ist hier schon angesagt.

Die Ankündigung des Geistes hatte es auch schon bei Jesaja gegeben. Jes 44,3: „Ja, ich werde Wasser ausgießen auf Durstiges, Bäche auf Ausgetrocknetes, ich werde meinen Geist ausgießen auf deine Nachkommen, meinen Segen auf deine Abkömmlinge.“

Der Prophet Hesekiel war ein Zeitgenosse des Propheten Jeremia. Diese beiden Propheten mussten den Untergang des alten Königreichs Israel miterleben und im Auftrag Gottes erklären. Das alte System Israels war aufgrund von geistlichem und moralischem Bankrott dem Gericht Gottes verfallen. Aber beide Propheten schauten auch eine neue Zeit, die Gott für seine Leute heraufführen würde. Jeremia schaute eine neue Bestimmung Gottes, dass er seine Gesetze in ihr Herz geben würde. Auch von Hesekiel kommt eine Ankündigung des Geistes. Er sah dasselbe wie Jeremia und auch, wie Gott das tun würde:

Hes 11,19: „Ich will ihnen ein anderes Herz geben, einen neuen Geist will ich geben in ihnen. Ich will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Fleisch und ihnen ein menschliches Herz geben.“

Um zu verdeutlichen, was für einen „neuen Geist“ Gott „in ihnen“ geben würde, hat er es auch wiederholt und verdeutlicht – Hes 36,26-27: „Ich will euch ein neues Herz geben, einen neuen Geist will ich in euch geben. Ich will das steinerne Herz wegnehmen aus eurem Fleisch und euch ein menschliches Herz geben. Meinen Geist will ich in euch geben und machen, dass ihr in meinen Grundsätzen geht und meine Urteile einhaltet und ausführt.“

Der Heilige Geist Gottes würde es sein, der die Herzensveränderung der Menschen bewerkstelligen würde. Und Herzensveränderung ist dann ja auch das Thema des Neuen Testaments.

Johannes der Täufer war der letzte und wichtigste der alttestamentlichen Propheten. So hat Jesus es gesagt. Er hatte die unmittelbar bevorstehende neue Zeit anzusagen – Mt 3,2: „Seid bereit euch zu ändern! Denn das Königreich der Himmel ist nahegekommen.“

Diese Botschaft war die Vorbereitung auf etwas, das nach ihm kommen würde. Mt 3,11 / Mk 1,7-8: „Ich tauche euch unter in Wasser zu einer Sinnesänderung. Nach mir kommt aber der, der stärker ist als ich. Für den bin ich nicht genug, dass ich mich bücke, um die Riemen seiner Sandalen aufzubinden und sie wegzutragen. Ich habe euch untergetaucht im Wasser, er wird euch untertauchen in Heiligem Geist und Feuer.“

So, wie er die Leute ins Wasser tauchte, würde nach ihm der kommen, der Menschen in Heiligen Geist taucht. Und die Wirkung des Geistes erklärt er mit dem Bild des Feuers. Wasser bringt Abkühlung und Reinigung, Feuer bringt Wärme und Licht.

Jesus selbst empfing nach seiner Taufe bei Johannes am Jordan den Heiligen Geist als Salbung und Ausrüstung zu seinem Dienst. Für die anderen blieb aber auch er noch bei der Ankündigung des Geistes. Besonders das Johannesevangelium berichtet an einigen Stellen darüber.

Gegenüber Nikodemus – Joh 3,5-8: „Amen, Amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineingehen. Was aus dem Körper geboren wird, ist Körper, was aus dem Geist geboren wird, ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: ‚Ihr müsst von neuem geboren werden!‘. Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Geräusch. Aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.“

Gegenüber der Samariterin am Jakobsbrunnen unter dem Bild des Wassers – Joh 4,14: „Wer von dem Wasser trinkt, von dem ich ihm geben will, wird bis in Ewigkeit keinen Durst mehr haben. Das Wasser, das ich ihm geben werde, wird vielmehr in ihm eine Wasserquelle werden, sprudelnd in ewiges Leben.“

Gegenüber den Menschen in Jerusalem – Joh 7,37-39: „Wenn jemand Durst hat, soll er zu mir kommen und trinken! (Bei dem,) der an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, werden Ströme lebendigen Wassers aus seinem Leib fließen.“ Und Johannes verdeutlicht: „Das sagte er über den Geist, den die bekommen sollten, die an ihn glauben würden. Es war ja noch kein Geist da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.“

Auch diese Aussage gehört sicherlich dazu: „Ich bin gekommen, ein Feuer auf die Erde zu bringen, und wie sehr wünsche ich, dass es schon entzündet wäre!“ (Lk 12,49)

Und dann die Aussagen gegenüber seinen Jüngern in der Abschiedsrede – Joh 14,16-17: „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Helfer geben, damit er bis in Ewigkeit bei euch sei. (Das ist) der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht bekommen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.“

„Der Helfer, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Joh 14,16)

„Wenn der Helfer kommt, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird als Zeuge über mich aussagen.“ (Joh 15,26)

„Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch führen mit der reinen Wahrheit. Er wird nichts von sich aus sagen, sondern was er hören wird, wird er sagen, und das Kommende wird er euch berichten.“ (Joh 16,13)

Und auch das, was Jesus nach seiner Auferstehung gesagt hat, muss man noch als prophetische Ankündigung verstehen. Joh 20,22-23: Nachdem er das gesagt hatte, blies er sie an und sagte ihnen: „Ihr bekommt Heiligen Geist. Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben. Welchen ihr sie festhaltet, denen sind sie festgehalten.“

Und abschließend, kurz vor seinem Weggang in den Himmel – Lk 24,49: „Und ich sende auf euch, was mein Vater versprochen hat: Bleibt in der Stadt, bis ihr mit Kraft aus der Höhe bekleidet werdet!“

Auch die Apostelgeschichte beginnt dann noch einmal mit dieser Ankündigung des Geistes. Apg 1,4-5: „Er hielt sie zusammen und befahl ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern auf das vom Vater Versprochene zu warten: ‚(Es wird das sein,) was ihr von mir gehört habt: Johannes hat mit Wasser untergetaucht, ihr aber werdet im Heiligen Geist untergetaucht werden, nicht viele Tage nach diesem.’“

Wir sehen also, dass vom Alten Testament her nicht nur der Messias angekündigt war mit seinem Sühnetod am Kreuz und seiner Auferstehung. Auch der heilige Geist war angekündigt. Und beides hängt aufs engste zusammen. Erst braucht der Mensch Vergebung und Reinigung von der Sünde, dann kann er Heiligen Geist bekommen als Kraft eines neuen Lebens.

Und bis zum Schluss bleibt es dabei. Offb 22,17: „Und der Geist und die Braut sagen: ‚Komm!‘ Wer es hört, soll sagen: ‚Komm!‘ Und wer Durst hat, soll kommen. Wer will, soll Wasser des Lebens bekommen – geschenkt!“

Buße

Das griechische Wort „metanoeín“, das Luther mit „Buße tun“ übersetzt hat, gehört zum Grundbestand des Christentums. Es bedeutet ganz wörtlich „umdenken“, das heißt, sein Denken bzw. seine Gesinnung ändern. Im Neuen Testament ist dabei vorausgesetzt, dass, wenn sich das Denken ändert, sich das ganze Leben ändert, sich der ganze Mensch ändert. Deshalb übersetze ich das Wort mit „sich ändern“, „sich ändern wollen“ oder „bereit sein, sich zu ändern“. Das Substantiv „metánoia“ heißt dann entsprechend „Sinnesänderung“.

Ich denke, dass es im landläufigen Christentum eines der unbeachtetsten unter den grundlegenden Themen ist.

Die ganze neutestamentliche Geschichte fängt damit an: „In jenen Tagen kam Johannes der Täufer und verkündete in der Wüste von Judäa: ‚Seid bereit euch zu ändern! Denn das Königreich der Himmel ist nahe gekommen.’“ (Mt 3,1-2). „Von da an fing Jesus an zu verkünden und zu sagen: ‚Seid bereit euch zu ändern! Denn das Königreich der Himmel ist nahe gekommen.’“ (Mt 4,17).

Es geht weiter in der Apostelgeschichte: „Petrus sagte zu ihnen: ‚Seid bereit euch zu ändern! Jeder von euch muss sich untertauchen lassen im Namen von Jesus dem Messias, zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet das Geschenk des Heiligen Geistes bekommen. (Apg 2,38). Und es steht in der Offenbarung: „Sei also bereit dich zu ändern!“ (Offb 2,16). Und an dieser Stelle ist es zu Christen gesagt.

Der heutige Bedeutungsinhalt von „Buße, büßen, abbüßen“ ist „eine Strafe bezahlen, erleiden oder ableisten“. Und das ist für die Übersetzung von „metánoia“ nicht geeignet. Im Zusammenhang der neutestamentlichen Lehre hat Jesus im Kreuzestod die Strafe auf sich genommen. Wenn jemand „gebüßt“ hat, dann er. Und so können wir uns ohne Angst vor Strafe zu Gott wenden und unsere Gesinnung und unser Leben in seinem Sinne mit seiner Hilfe ändern. Jesus hat für unsere Sünden gebüßt, und wir werden von Sündern zu Heiligen – wenn wir bereit sind, uns zu ändern.

Der Weg vom Sünder zum Heiligen kann ja nur ein gewaltiger Veränderungsprozess sein. Es ist das Lebenselement eines lebendigen Christen. In der Gemeinschaft mit Jesus und unter der Leitung des heiligen Geistes ist er bereit, jegliche Veränderung in seinem Leben umzusetzen, die dem Willen Gottes entspricht. Das Festhalten am Alten gegen den Willen Gottes ist Ungehorsam und damit Sünde. Wer nicht bereit ist sich zu ändern, kann den Weg mit Jesus nicht gehen.

Die Datierung der Ereignisse

Die Datierung der Ereignisse im Neuen Testament ist eine anspruchsvolle und vielschichtige Aufgabe. Der Bibelleser hat es demgegenüber eher einfach: Er schlägt hinten in seiner Bibel die Zeittafel auf, und dann steht dort, wann sich was ereignet hat. Dass hinter dieser Zeittafel eine Menge historischer Forschung und Arbeit steckt, ist manchem dabei wohl nicht so bewusst. Man denkt auch nicht, dass manche Daten der Zeittafel durchaus nicht so eindeutig sind, wie sie da stehen.

Die Datierung der Ereignisse hat zunächst die Schwierigkeit, dass die Zeitrechnung „vor“ oder „nach“ „Christi Geburt“ in der Antike noch nicht existierte. Erst historisch forschende Mönche (die damaligen Wissenschaftler) im 9. Jahrhundert haben sie erfunden und errechnet, sogar mit erstaunlicher Genauigkeit. Bis dahin hatte man die verschiedensten parallel laufenden Zeitrechnungen, meistens nach den Regierungszeiten der Herrscher oder der Päpste. In Japan z. B. beginnt nach einer Kaiserkrönung auch heute noch wieder ein Jahr 1. Es ist ein Puzzlespiel, mit allen verfügbaren Chroniken diese Regierungszeiten einander zuzuordnen und einen gemeinsamen Zeitablauf darzustellen. Die Mönche haben damals diese Aufgabe mit Bravour bewältigt und dann mit der Geburt des Erlösers einen sinnvollen Fixpunkt gewählt, von dem aus man vor- oder zurückrechnen konnte.

Das Neue Testament fällt also in eine Zeit, in der man diesen Fixpunkt noch nicht hatte. Die Datierung der Ereignisse war damals noch auf andere aktuelle Zeitrechnungen angewiesen. Unter den Autoren des Neuen Testaments ist es hier wieder Lukas, der präzise Angaben macht. Als forschender Geist liefert er uns an entscheidender Stelle eine für damalige Verhältnisse sehr präzise Datierung, in Lk 3,1-2: „Im Jahr 15 der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus römischer Regent von Judäa war, Herodes Fürst von Galiläa, Philippus, sein Bruder, Fürst von Ituräa und dem Land Trachonitis, und Lysanias Fürst von Abilene, unter den Obersten Priestern Hannas und Kajafas, kam das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn von Zacharias, in der Wüste.“

Lukas kombiniert hier sechs Regierungszeiten, um eine präzise Angabe für das erste Auftreten Johannes des Täufers anzugeben. Damit war dann auch das Auftreten von Jesus verknüpft. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Johannes am Jordan anfing, wo man sich nicht in der drückenden Hitze des Sommers, sondern in der angenehmen Wärme des Winters aufhielt, kommt man mit dem Puzzle der Regierungszeiten, das Lukas uns bietet, besonders mit dem Jahr 15 des Kaisers Tiberius, auf den Winter vom Jahr 27 auf 28 n. Chr..

Das Ende der irdischen Wirkungszeit Jesu müsste dann ein paar Jahre danach zu finden sein. Hier wird gerne eine andere Methode der Zeitbestimmung mit verwendet, nämlich die astronomische Rückrechnung. Die astronomische Wissenschaft kann erstaunlich präzise zurückrechnen, wann genau in welchem Jahr Vollmond und Neumond war, oder gar eine totale oder teilweise Sonnen- oder Mondfinsternis.

Beim Tod von Jesus ist der entscheidende Zeitpunkt das Pesach-Fest. Dieses richtet sich nach dem jüdischen (pharisäischen) Jahreskalender, der sich an den Mondperioden orientiert. Danach ist der wahrscheinlichste Zeitpunkt das Jahr 30, und zwar am 7. April nach unserem Kalender. Das ist der 14. Tag des jüdischen Monats Nisan. Mit dem Auftreten von Johannes im Winter 27/28 und den vom Johannesevangelium berichteten zwei Jahren der Wirkungszeit von Jesus passt das wunderbar zusammen.

Von Tod und Auferstehung im Jahr 30 an waren es 40 Jahre, bis im Jahr 70 der Tempel zerstört wurde. Das war das Ende des alttestamentlichen Opferkults. 40 Jahre nach dem Opfertod von Jesus am Kreuz werden die Tieropfer abgeschafft. Ich finde diesen Zeitraum von 40 Jahren auch aus geistlichen Gründen bedeutsam. Die 40-er Zahl als 40 Jahre oder 40 Tage hat in der Geschichte Gottes immer wieder eine auffallende Rolle gespielt.

Allerdings gedenken die Kirchen weder am 14. Nisan noch am 7. April feierlich des Todes von Jesus. Karfreitag und Ostern liegen immer auf dem ersten Wochenende nach dem ersten Frühlingsvollmond. Das hat nach langem und teilweise erbittertem Streit in der frühen Kirche das Konzil von Nicäa im Jahr 325 n. Chr. festgelegt.

Flavius Josephus

Flavius Josephus – mit diesem Mann möchte ich euch hier bekannt machen Er selbst kommt im Neuen Testament gar nicht vor. Aber er hat uns mehr als andere sehr viele Informationen über dessen zeitgeschichtliche Hintergründe geliefert. Um nicht alles über ihn selbst schreiben zu müssen, zitiere ich an dieser Stelle den Wikipedia-Artikel über ihn:

„Flavius Josephus (geboren 37/38 n. Chr. in Jerusalem; gestorben um 100 vermutlich in Rom) war ein jüdisch-hellenistischer Historiker. Als junger Priester aus der Jerusalemer Oberschicht hatte Josephus eine aktive Rolle im Jüdischen Krieg. Er verteidigte Galiläa im Frühjahr 67 gegen die römische Armee unter Vespasian. In Jotapata geriet er in römische Gefangenschaft. Er prophezeite dem Feldherrn Vespasian dessen künftiges Kaisertum. Als Freigelassener begleitete er Vespasians Sohn Titus in der Endphase des Kriegs und wurde so Zeuge der Eroberung von Jerusalem (70 n.Chr.).

Mit Titus kam er im folgenden Jahr nach Rom, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Er erhielt das römische Bürgerrecht und lebte fortan von einer kaiserlichen Pension und dem Ertrag seiner Landgüter in Judäa. Die Muße nutzte er zur Abfassung mehrerer Werke in griechischer Sprache: eine Geschichte des Jüdischen Kriegs, eine Geschichte des jüdischen Volks von der Erschaffung der Welt bis zum Vorabend dieses Kriegs, eine kurze Autobiografie als Anhang dazu und als Spätwerk eine Verteidigung des Judentums gegen die Kritik zeitgenössischer Autoren.“

Als Beispiel für den Zusammenhang mit der biblischen Geschichte zitiere ich hier einen der Berichte von Flavius Josephus. Ich zitiere ihn in gekürzter und vereinfachter Form (aus der „Geschichte des jüdischen Volks“):

„Um diese Zeit gerieten Aretas, der König von Peträa und Herodes (Antipas) in Streit. Herodes der Fürst hatte des Aretas Tochter geheiratet und lebte mit ihr schon lange Zeit. Als er nach Rom reiste, kehrte er bei seinem Stiefbruder ein, der auch Herodes hieß. Hier fasste er eine so heftige Neigung zu dessen Gattin Herodias, dass er mit dem Plan umging, sie zur Ehe zu nehmen. Herodias war damit einverstanden, und so kamen sie überein, dass sie gleich nach seiner Rückkehr aus Rom in sein Haus kommen solle. Sie stellte jedoch die Bedingung, dass er des Aretas Tochter verstoße.

Seine Gattin hatte aber von der Abmachung mit Herodias Kenntnis erlangt. Sie verlangte, als er aus Rom zurückkehrte, nach Machärus gebracht zu werden. Das war eine Festung, die zwischen dem Gebiet des Herodes und dem ihres Vaters Aretas lag. Herodes erfüllte ihren Wunsch, ohne zu ahnen, dass sie um sein Vorhaben wusste. Als sie dort ankam, brach sie gleich nach Arabien auf. Und so gelangte sie in kurzer Zeit zu ihrem Vater, dem sie des Herodes Plan mitteilte.

Daraufhin brachen die Feindseligkeiten aus. Nachdem es auch noch einen Streit um die Festsetzung der Grenzen gab, boten beide Fürsten ihre Streitmacht auf. So kam es zum Krieg, zu dem beide, statt selbst mit auszurücken, ihre Feldherren entsandten. Gleich beim ersten Zusammenstoß wurde des Herodes Heer aufgerieben, da es von einigen Überläufern verraten wurde.

Manche Juden waren übrigens der Ansicht, der Untergang der Streitmacht des Herodes sei nur dem Zorn Gottes zuzuschreiben, der für die Tötung von Johannes dem Täufer die gerechte Strafe gefordert habe. Den letzteren nämlich hatte Herodes hinrichten lassen, obwohl er ein edler Mann war, der die Juden anhielt, nach Vollkommenheit zu streben, indem er sie ermahnte, Gerechtigkeit gegeneinander und Frömmigkeit gegen Gott zu üben und so zur Taufe zu kommen.

Da nun infolge der wunderbaren Anziehungskraft solcher Reden eine gewaltige Menschenmenge zu Johannes strömte, fürchtete Herodes, das Ansehen des Mannes möchte das Volk zum Aufruhr treiben, und hielt es daher für besser, ihn rechtzeitig aus dem Weg zu räumen. Auf diesen Verdacht hin ließ also Herodes den Johannes in Ketten legen, nach der Festung Machärus bringen und dort hinrichten. Sein Tod aber war, wie gesagt, nach der Überzeugung der Juden die Ursache, weshalb des Herodes Heer aufgerieben worden war, da Gott in seinem Zorn diese Strafe über den Fürsten verhängt hatte.“