Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Monat: Juli 2022 (Seite 2 von 2)

Fleisch

Der griechische Begriff „sarx“ heißt in seiner primären Bedeutung auf Deutsch „Fleisch“. In diesem Sinne verwende ich es auch in meiner Übersetzung, etwa wenn es um die Frage geht, ob Christen ein Stück Fleisch vom Markt essen dürfen. Wenn man das Tier, von dem es stammte, einem heidnischen Gott geopfert hatte, war es problematisch, davon zu essen.

In seiner übertragenen Bedeutung bezeichnet das Wort die sündige menschliche Natur, also das, was das Neue Testament auch den „alten Menschen“ nennt. Diese Bedeutung von „Fleisch“ bzw. „fleischlich“ ist allerdings aus der heutigen Sprache verschwunden. Manche christlichen Kreisen mögen noch wissen, was „fleischliche Begierden“ sind, aber so drückt sich sonst niemand aus. In weltlicher Sprache wird hier am ehesten von „(allzu)menschlichen Schwächen“ gesprochen oder von der „menschlichen Natur“.

In meiner Übersetzung verwende ich daher je nach Zusammenhang die Begriffe „Menschliches, menschliche Natur, menschliche Art, menschliches Denken“. Im Neuen Testament steht dieses Menschliche grundsätzlich im Gegensatz zum Geistlichen. Sehr deutlich beschreibt es Paulus in Gal 5:

16 Ich sage: Lebt mit dem Geist!

Dann werdet ihr die Gier der menschlichen Natur nicht erfüllen.

17 Das Begehren der menschlichen Natur (geht) ja gegen den Geist,

das (Begehren) des Geistes aber gegen die menschliche Natur.

Diese (zwei) stehen einander entgegen,

sodass ihr (das Gute), das ihr (eigentlich) wollt, nicht zustande bringt.

18 Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, seid ihr nicht unter dem Gesetz.

19 Die Werke der menschlichen Natur sind aber sichtbar – es sind:

Unzucht, Unreinheit, Hemmungslosigkeit, 20 Götterverehrung,

okkulte Praktiken, Feindschaften, Streitigkeiten, Eifersucht,

Wutausbrüche, Konkurrenzdenken, Trennungen, Richtungen,

21 Neid, Saufereien, Ausartungen, und was diesen Dingen gleich ist.

Von denen sage ich euch voraus, was ich vorausgesagt habe:

Die, die solche Dinge tun, werden das Reich Gottes nicht erben.

22 Die Frucht des Geistes aber ist Liebe:

Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit,

Güte, Treue, 23 Sanftheit, Verzicht.

Zu den derartigen Dingen gibt es kein Gesetz.

24 Die aber, die dem Messias Jesus gehören,

haben die menschliche Natur hingerichtet am Kreuz

mit den Leidenschaften und den Trieben.

Diakon

„Diakon“ ist ein vom griechischen „diákonos“ abgeleiteter Begriff. Genauso kommt natürlich auch der abstrakte Begriff „Diakonie“ daher. In der kirchlichen Tradition haben sich diese Begriffe zu Bezeichnungen von gemeindeleitenden oder sozialberuflichen Betätigungen entwickelt. Eine Art von „Diakon“ in dieser Bedeutung hat aber weder mit dem Inhalt des griechischen Wortes noch mit der neutestamentlichen Gemeinde etwas zu tun. Auch ein eigenständiger Stand von „Diakonissen“ ist im Neuen Testament nicht bekannt, trotz der Bevorzugung der Ehelosigkeit in der Nachfolge des Herrn.

Den „diákonos“ übersetze ich deshalb allgemein mit „Diener“, die „diakonía“ mit „Dienst, Dienen, dienende Haltung, Aufgabe, Ausführen“.

Die als „Diener“ bezeichneten Geschwister in den Gemeinden übernahmen ihren Gaben entsprechende Aufgaben, ohne dadurch einen herausgehobenen Status zu erhalten. Als weiblicher „Diener“ ist uns Phöbe namentlich bekannt (Röm. 16,1).

Christus

„Christós“ ist die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes „maschíach“. Von christós kommt im Deutschen das Wort „Christus“. Von maschíach kommt „Messias“. Beides heißt auf Deutsch „gesalbter“, sinngemäß zu ergänzen ist „König“, der „gesalbte König“.

Mit einer Salbung wurde in Israel der König eingesetzt, und so wurde das Wort auch zur Bezeichnung des von Gott versprochenen endgültigen Retters und Königs.

Die geläufige Bezeichnung „Christus“ ist durch den Gebrauch in der kirchlichen Formelsprache aber leider zu einem nichtssagenden Beinamen geworden. Wenn ein Kirchenfunktionär von „Jesus Christus“ spricht, hat niemand den Eindruck, dass er vom Herrn der Welt spricht, von Gottes gesalbtem König, dem er Gehorsam schuldig wäre.

Deshalb bevorzuge ich in der Übersetzung die Bezeichnung „Messias“, die auch im weltlichen Sprachgebrauch im Sinne einer Rettergestalt präsent ist. Für Israel und die Welt bekennt das Neue Testament: „Jesus ist der Messias!“ – Einen anderen gibt es nicht.

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