Der Name Jesus ist im Hebräischen ursprünglich der Name, den wir als Josua kennen. Jehoschua, auf dem ‚u‘ betont, ist zusammengesetzt aus dem Namen Gottes, JHWH, und dem Wortstamm jascha, was „helfen, retten“ bedeutet. Jesus heißt also „Der Herr ist Rettung bzw. Hilfe“ oder Der HERR rettet bzw. hilft“.
Nun hat sich schon zu altestamentlichen Zeiten der Name im Sprachgebrauch aber abgenutzt und man kürzte ihn ab. Wir können ja auch statt Margarete Margret, Gretel oder Grit sagen, statt Benjamin Beni oder Ben und statt Ulrich Uli. Aus ‚Jehoschua‘ wurde zunächst ‚Jeschua‘, und zuletzt blieb es beim Namen ‚Jeschu‘. Diesen gab der Engel Josef und Maria an als Namen des zu erwartenden neugeborenen Königs der Juden, „denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden“.
Bei der Übertragung ins Griechische erfährt der Name noch zwei Änderungen: Zum einen kann der Grieche ein ’sch‘ weder sprechen noch schreiben und nimmt dafür ein ’s‘. Zum anderen braucht er eine deklinierbare Substantivendung und hängt hinten ein ’s‘ dran. So entsteht „Jesus“, urspünglich hinten betont, mit langem ‚u‘.
Josua
Nun hat der Name aber nicht nur eine eigene Bedeutung, sondern auch eine Vorgeschichte. Wir kennen ja Josua aus dem Alten Testament. Das Alte Testament wurde übrigens um 300 – 200 vor Christus in Alexandria in Ägypten ins Griechische übersetzt. Dort konnten auch viele Juden kein Hebräisch mehr, und der König Ptolemäus wollte dieses bedeutende Werk auf Griechisch in seiner berühmten Bibliothek haben. Diese Arbeit bewerkstelligten der Überlieferung nach siebzig Gelehrte. Und deshalb heißt das griechische Alte Testament von damals auch „die Siebzig“, lateinisch „Septuaginta“.
Nun war damals der Name Josua schon auf Jeschu geschrumpft. Und es ist ein eigentümlicher Eindruck, in der Septuaginta zu lesen, wie „Jesus“ die Israeliten durch den Jordan in das verheißene Land geführt hat, die Kriege geführt, das Land verteilt und am Ende gesagt hat: „Ich und mein Haus wollen dem HERRN dienen!“ Aber „Jesus“ als der, der das Volk Gottes in ein neues Land führt, das passt ja auch im Neuen Testament.
Jeschua
Und dann gibt’s im Alten Testament noch einen „Jesus“, der dort etwas versteckter auftaucht. Es war in der Zeit, als die Israeliten aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekommen waren und in Jerusalem den Tempel wieder aufbauen sollten. Damals waren ihre Führer der Statthalter und Davidsnachkomme Serubbabel und der Oberste Priester Jeschua, griechisch „Jesus“. Er wurde von Gott gewürdigt, durch den Propheten Sacharja als Beispiel für den kommenden Messias zu dienen – Sach. 6,11+12:
„Und du sollst Silber und Gold nehmen und eine Krone machen. Und du sollst sie auf den Kopf von Jeschua, dem Sohn von Jozedek, dem Hohen Priester, setzen und sollst zu ihm sagen: ‚So sagt der HERR, der Allmächtige: Schau, ein Mann, ‚Sonnenaufgang‘ ist sein Name. Unter ihm wird es aufgehen, und er wird das Tempelhaus des HERRN bauen!’“
Diesen ‚Aufgang‘ hat übrigens der Priester Zacharias, der Vater Johannes‘ des Täufers gekannt, Lukas 1,78+79: „… durch das mitfühlende Erbarmen unseres Gottes, durch das uns der ‚Sonnenaufgang‘ aus der Höhe besuchen wird, um denen zu erscheinen, die in Finsternis und Schatten des Todes sitzen, um unsere Füße auf den Weg des Friedens zu lenken.“