Der Name Jesus ist im Hebräischen ursprünglich der Name, den wir als Josua kennen. Jehoschua, auf dem ‚u‘ betont, ist zusammengesetzt aus dem Namen Gottes, JHWH, und dem Wortstamm jascha, was „helfen, retten“ bedeutet. Jesus heißt also „Der Herr ist Rettung bzw. Hilfe“ oder Der HERR rettet bzw. hilft“.
Nun hat sich aber schon zu altestamentlichen Zeiten der Name im Sprachgebrauch abgenutzt und man kürzte ihn ab. Wir können ja auch statt Margarete Margret, Gretel oder Grit sagen, statt Benjamin Beni oder Ben und statt Ulrich Uli. Aus „Jehoschua“ wurde zunächst „Jeschua“, und zuletzt „Jeschu“. Der Name wird in allen Formen immer auf dem langen „u“ betont. Den Namen Jeschu gab der Engel dann Josef und Maria an als Namen des zu erwartenden neugeborenen Königs der Juden, „denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden“. So berichten es uns Matthäus (1,21) und Lukas (1,311).
Bei der Übertragung ins Griechische erfuhr der Name dann zwei Änderungen: Zum einen konnte der Grieche ein „sch“ weder sprechen noch schreiben und nahm dafür ein „s“. Zum anderen brauchte er eine deklinierbare Substantivendung und hängte deshalb hinten noch ein „s“ an. So entstand der Name Jesus, auch im Griechischen hinten betont, mit langem ‚u‘.
Nun hat der Name aber nicht nur eine eigene Bedeutung, sondern auch eine Vorgeschichte. Wir kennen Josua aus dem Alten Testament. Das Alte Testament wurde übrigens um 300 – 200 vor Christus in Alexandria in Ägypten ins Griechische übersetzt. Dort konnten viele Juden kein Hebräisch mehr, und der König Ptolemäus wollte dieses bedeutende Werk auch auf Griechisch in seiner berühmten Bibliothek haben. Die Übersetzungsarbeit bewerkstelligten der Überlieferung nach siebzig jüdische Gelehrte. Deshalb heißt das griechische Alte Testament von damals auch „die Siebzig“, lateinisch „Septuaginta“.
Allerdings war der Name Josua damals schon auf Jeschu geschrumpft. Und es ist ein eigentümlicher Eindruck, in der Septuaginta zu lesen, wie „Jesus“ die Israeliten durch den Jordan in das verheißene Land geführt, die Kriege geführt, das Land verteilt und am Ende gesagt hat: „Ich und mein Haus wollen dem HERRN dienen!“ Aber „Jesus“ als der, der das Volk Gottes in ein neues Land führt, das passt ja auch zu dem im Neuen Testament.
Und dann gibt es im Alten Testament noch einen „Jesus“, an einer etwas versteckteren Stelle. Es war in der Zeit, als die Israeliten aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekommen waren und in Jerusalem wieder den Tempel aufbauen sollten. Damals waren ihre Führer der Statthalter und Davidsnachkomme Serubbabel und der Oberste Priester Jeschua, griechisch „Jesus“. Und dieser wurde von Gott gewürdigt, durch den Propheten Sacharja als Beispiel für den kommenden Messias zu dienen – Sach. 6,11+12:
„Und du sollst Silber und Gold nehmen und eine Krone machen. Und du sollst sie auf den Kopf von Jeschua, dem Sohn von Jozedek, dem Obersten Priester, setzen und sollst zu ihm sagen: ‚So sagt der HERR, der Allmächtige: Schau, ein Mann, ‚Sonnenaufgang‘ ist sein Name. Unter ihm wird es aufgehen, und er wird das Tempelhaus des HERRN bauen!’“
Diesen ‚Sonnenaufgang‘ kannte übrigens auch der Priester Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer – Lk 1,78-79: „… durch das mitfühlende Erbarmen unseres Gottes, durch das uns der ‚Sonnenaufgang‘ aus der Höhe besuchen wird, um denen zu erscheinen, die in Finsternis und Schatten des Todes sitzen, um unsere Füße auf den Weg des Friedens zu lenken.“