Der Stern von Betlehem ist noch ein weiteres Thema im Umfeld von „Weihnachten„. Er hatte die persischen Weisen veranlasst, nach Israel zu reisen, um den Messias zu begrüßen.

Es gibt dazu gängige Theorien über einen Kometen oder die Annäherung zweier Planeten, die zusammen einen hellen Stern ergeben haben sollen. Diese Theorien haben zwei große Nachteile. Zum einen gab es zwar Annäherungen von Planeten aneinander, aber nie ein Zusammentreffen, das man als einen Stern sehen konnte. Zum anderen stimmen die Theorien nicht mit dem Bibeltext überein. In Matthäus 2 ist eindeutig von einem Stern zu lesen (griechisch „astér“). Matthäus spricht weder von einem Kometen („kométes“) oder einem Planeten („planétes“). (Da sieht man wieder, woher manche deutschen Wörter kommen …)

Wir nehmen ja an, dass Matthäus alles so gemeint hat, wie er es schreibt. Und dann ist die einzig überzeugende Erklärung (wenn man nicht einfach eine Art „Leuchtwunder“ am Himmel annehmen will) die von Werner Papke, die er in seinem Buch „Das Zeichen des Messias“ dargelegt hat. Sein Buch hat leider auch recht spekulative Anteile, aber da, wo er als Fachmann für Astronomie und Alten Orient spricht, darf man seinen einleuchtenden Argumenten folgen.

Ein am Himmel plötzlich erscheinender Stern kann nur das Phänomen sein, das die Astronomie als „Supernova“ bezeichnet. Ein ausbrennender Stern, der zuletzt in einer riesigen Explosion auf das Vielfache seiner Größe anwächst und einige Wochen lang mit einer Leuchtkraft von bis zu 200 Millionen Sternen leuchtet, bis er in sich zusammenfällt und aus dem Gesichtsfeld verschwindet. Am Himmel sieht man in diesem Fall da, wo vorher mit bloßem Auge vielleicht ein kleiner oder auch gar kein Stern zu sehen war, plötzlich einen unübersehbaren sehr hellen Stern, der dann nach einigen Wochen wieder verschwindet.

Erscheinungen solcher „Supernovae“ sind historisch aus verschiedenen Jahrhunderten gut bezeugt, z.B. hat Kepler zu seiner Zeit eine beobachtet. Unten ein Beispiel aus unseren Tagen, allerdings nur mit einem Superteleskop zu sehen. Eine solche Supernova ist die einfachste und beste Erklärung für den Stern von Betlehem.

So haben die Weisen in Persien während einer Himmelsbeobachtung einen Stern „beim Aufscheinen“ gesehen. Sie haben „zufällig“ das Erscheinen eines neuen Sterns beobachtet. Und sie haben ihre Schlüsse daraus gezogen: „Wo ist der König der Juden, der geboren ist? Wir haben nämlich seinen Stern gesehen, beim Aufscheinen, und wir sind gekommen, ihm unsere Verehrung darzubringen.“

(Beispiel einer Supernova mit umgebenden „normalen“ Sternen:)

(Die Aufnahme des James-Webb-Teleskops im Nahinfrarot-Bereich zeigt die Supernova 1987A, die sich 168.000 Lichtjahre entfernt befindet. Quelle: web.de – Update vom 6. September 2023.)

Das passende Sternbild

Nun kommt dazu, dass es Werner Papke in seiner wissenschaftlichen Arbeit gelungen ist, die Sternbilder des alten Orients zu rekonstruieren. Diese sind von den heute üblichen recht verschieden. Es gab damals am Himmel auch noch Bilder aus der biblischen Urgeschichte. Darunter waren Noah, die Arche, ein Rabe und auch eine Frauengestalt, die in Keilschrifttexten ERUA genannt wird. Sie bezieht sich auf die Verheißung an Eva, dass einer ihrer Nachkommen der Schlange der Kopf zertreten würde. ERUA ist dann das Bild der Nachkommin Evas, die diesen Schlangenzertreter gebären würde. (Ein Teil dieser ERUA ist heute das Sternbild „Jungfrau“.)

Dieses Sternbild ERUA war den persischen Weisen, die auch Überlieferungen vom weisen Daniel in Babylon hatten, wohl bekannt. Als nun genau im Schoß dieser ERUA am Himmel der neue helle Stern erschien, wussten sie Bescheid und packten ihre Sachen. Der Stern schien ja noch, als sie in Betlehen vor dem Haus der Familie Josef ankamen.

Zu dieser Sichtweise muss ich noch einen Gedanken ergänzen: Sterne sind im Weltall sehr weit von uns weg. Der nächste Stern ist zwei Lichtjahre von uns entfernt, das Zentrum unserer Milchstraße bzw. Galaxis etwa 15 000 Lichtjahre. Ich nehme als Beispiel einmal als zufällige Zahl 1000. Wenn die Supernova, die man zur Zeit der Geburt Jesu im Sternbild ERUA sehen konnte, 1000 Lichtjahre entfernt war, dann war die Sternenexplosion 1000 Jahre früher geschehen, als man sie von der Erde aus sehen konnte. So lange brauchte das Licht von dort bis hierher.

Das heißt, Gottes Zeitplan war so genau, dass er 1000 Jahre früher an der richtigen Stelle eine Sternexplosion geschehen ließ. Dann konnte man, „als die Zeit erfüllt war und Gott seinen Sohn sandte“ punktgenau deren Licht hier auf der Erde sehen. Für mich ein großartiger Gedanke, wie Gottes Pläne auch über Jahrtausende exakt ablaufen und sich durch nichts stören lassen …

Natürlich müssen wir uns von der pseudochristlichen Legende verabschieden, nach der der Stern von Betlehem die Weisen „geführt“ habe und sie ihm „gefolgt“ seien. Das ist nicht das, was Matthäus erzählt. Geleitet wurden die Weisen von der Botschaft des Sterns, die sagte: „Der neue (und endgültige) König der Juden ist geboren!“ Deshalb gingen sie ja zunächst in die Königsstadt Jerusalem. Nach Betlehem führte sie dann erst die Aussage der Schriftgelehrten, dass dort der Messias geboren würde. Also wurden sie vom Wort Gottes dorthin „geleitet“.

Matthäus sagt, dass auf dem Weg dorthin der Stern „vor“ ihnen ging, nicht dass er „vor ihnen her“ ging. Es ist so zu verstehen, dass sie während der nächtlichen Reise nach Betlehem den Stern vor sich hatten. Der Stern ging gegen Mitternacht im Osten auf und wanderte während der zweiten Nachthälfte am Himmel nach oben. So stand er gegen Morgen, als sie hinkamen, genau im Zenith über dem Haus, in dem das Kind war mit Maria, seiner Mutter.