Entdeckungen eines Bibelübersetzers

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Das Ende der Welt

Das Ende der Welt nach den tausend Jahren wird ebenfalls in Offb 20 beschrieben. Der Satan wird zu einem letzten Aufstand noch einmal losgelassen und danach endgültig in den Feuer- und Schwefelsee geworfen. Der Sinn dieser nochmaligen Loslassung kann eigentlich nur darin liegen, dass auch die Menschen, die in den tausend Friedensjahren gelebt haben, einem letzten Test unterzogen werden müssen.

– Der Teufel wohnt also nicht, wie die landläufige Vorstellung sagt, in der Hölle. Der Teufel ist seit seinem Rauswurf aus dem Himmel hier auf der Erde. (Wer offene Augen dafür hat, kann es sehen …) Wenn Jesus der Messias dann auf die Erde kommt, wird er zunächst für die tausend Jahre in einem Gefängnis in der Unterwelt festgehalten. Und nach seinem letzten Aufstand wirft man ihn dann in die Hölle zur ewigen Bestrafung. Von „Wohnen“ kann dort natürlich nicht die Rede sein … –

Das Ende der Welt beinhaltet sodann die zweite Auferstehung. Das Meer, der Tod und die Totenwelt geben alle Menschen in ihnen heraus. Alle Menschen aus allen Zeiten von Anbeginn der Welt.

Dann verschwinden der geschaffene Himmel und die geschaffene Erde. Die Formulierungen sind unmissverständlich:

Offb 20,11: „Dann sah ich einen Thron, groß, weiß, und den, der auf ihm sitzt. Vor dessen Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es war kein Platz (mehr) für sie zu finden.“ Von einer Umwandlung der alten Erde in eine neue kann keine Rede sein. Es ist wahrlich das Ende der Welt.

Offb 21,1: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. – Der erste Himmel und die erste Erde sind ja vergangen, und das Meer gibt es nicht mehr. -„

Und auch der 2. Petrusbrief bestätigt es. Kap. 3,10-11a: „Der Tag des Herrn wird aber kommen wie ein Dieb. An ihm werden die Himmel zischend vergehen, die Elemente sich vor Hitze brennend auflösen, die Erde und die Werke auf ihr nicht (mehr) zu finden sein. Wenn sich dies alles so auflöst, was für Leute müsst ihr dann sein?“

Auch den Tod und die Totenwelt – die man zu nichts mehr braucht – entsorgt man dann im Feuersee.

Es ist nun alles weg, was den Menschen Heimat, Behausung oder Aufbewahrungsort war. Nur sie selbst sind noch da und stehen jetzt vor dem großen weißen Thron. Das ist der Richterthron, und der, der darauf sitzt, ist Jesus. Dieses letzte Gericht über die Menschen gehört im Neuen Testament zum Grundbestand der Botschaft. Ausführlicher beschrieben wird es aber nur an zwei Stellen.

Die eine ist Offb 20,11-15:

„Dann sah ich einen Thron, groß, weiß, und den, der darauf saß. Vor dessen Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es war kein Platz (mehr) für sie zu finden. Dann sah ich die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Schriftrollen wurden geöffnet. Auch eine andere Schriftrolle wurde geöffnet, das ist die des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach ihren Taten, aus dem, was in den Schriftrollen geschrieben ist. Das Meer hatte die Toten, die in ihm waren, herausgegeben, auch der Tod und die Totenwelt hatten die Toten, die in ihnen waren, herausgegeben. Und sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Taten. Der Tod und die Totenwelt wurden in den Feuersee geworfen. – Das ist der zweite Tod, der Feuersee. – Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens geschrieben gefunden wurde, wurde er in den Feuersee geworfen.“

Die andere Stelle ist Mt 25,31-46:

„Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle seine Engel mit ihm, dann wird er sich auf seinen herrlichen Thron setzen, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander aussondern, wie der Hirte die Schafe von den Böcken aussondert. Er wird zum einen die Schafe auf seine rechte Seite stellen, zum anderen die Böckchen auf die linke. Dann wird der König denen auf seiner rechten Seite sagen: ‚Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters, erbt das Königreich, das für euch vorbereitet ist seit Erschaffung der Welt! Denn ich hatte Hunger, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich hatte Durst, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen. Ich war nackt, und ihr habt mich gekleidet. Ich war krank, und ihr habt nach mir geschaut. Ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.‘

Dann werden die Gerechten ihm antworten: ‚Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich ernährt, oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich fremd gesehen und haben dich aufgenommen, oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir gesehen, dass du krank warst oder im Gefängnis, und sind zu dir gekommen?‘ Und der König wird ihnen antworten: ‚Amen, ich sage euch: Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, habt ihr mir getan!‘

Dann wird er denen auf seiner linken Seite sagen: ‚Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet war! Denn ich hatte Hunger, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben. Ich hatte Durst, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben. Ich war fremd, und ihr habt mich nicht aufgenommen, nackt, und ihr habt mich nicht gekleidet, krank und im Gefängnis, und ihr habt nicht nach mir geschaut.‘

Dann werden auch sie antworten: ‚Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder fremd oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient?‘ Dann wird er ihnen antworten: ‚Amen, ich sage euch: Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan!‘ Und diese werden in ewige Bestrafung gehen, die Gerechten aber in ewiges Leben.“

Auch dieses Gericht ist das Ende der Welt. Die Unterschiede zwischen den zwei Berichten lassen sich mit dem Phänomen der prophetischen Unschärfe sicherlich hinreichend erklären.

Man beachte, dass es sich bei diesem Gericht um die zweite Auferstehung handelt. Die Heiligen, die an der ersten Auferstehung teilhatten, sind hier nicht dabei. Sie stehen auf der Seite des Richters, nicht auf der der Gerichteten. „Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, er ist vielmehr aus dem Tod ins Leben übergegangen.“ (Joh 5,24)

Es sind also keine biblisch Gläubigen, die hier vor Gericht stehen. Dem entspricht auch, dass es im Gericht nicht um den Glauben, sondern um die Taten geht. So bezeugt es die ganze Bibel: Das Gericht Gottes geht nach den Werken. Von jedem einzelnen Menschen ist alles komplett aufgezeichnet.

Und das Ende der Welt bringt alles ans Licht. „Es gibt nämlich nichts Verborgenes, das nicht sichtbar gemacht werden wird. Und nichts wurde verheimlicht, das nicht bekannt werden und ans Licht kommen wird.“ (Mk 4,22 / Lk 8,17).

Und siehe da, es gibt auch in diesem Gericht Menschen, die noch Rettung erfahren. Das Gericht Gottes ist immer gerecht. Nach Matthäus nennt Jesus sie „die Gerechten“. Nach der Offenbarung stehen sie geschrieben im Buch bzw. der Schriftrolle des Lebens. Unbewusst haben sie mitfühlend das Richtige getan, ohne zu wissen, dass sie es Jesus getan haben. Und deshalb stehen sie im Buch des Lebens und erben das Königreich.

Das Ende der Welt ist für die einen also noch Rettung. Die anderen aber kommen in die Hölle, wo sich schon der Satan und seine Dämonen befinden, denen sie in ihrem Leben gedient haben. Hier ist alle Sünde und Bosheit der Weltgeschichte dann (un)schön beisammen auf einem Haufen. Und man muss es noch einmal betonen: Es ist gerecht, sie haben es verdient. Niemand kommt unverdient in die Hölle.

Im Matthäustext beschreibt Jesus negativ, was sie an Gutem alles nicht getan haben. Die Offenbarung beschreibt auch positiv, was für Leute sie sind. Offb 21,8: „Für die Furchtsamen, Ungläubigen, Abscheulichen, Mörder, Unzüchtigen, Okkultisten, Götterverehrer und alle Verlogenen (gilt) aber: Der Anteil, der ihnen gebührt, ist in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.“ Dass die Aufzählung hier Ungläubige nennt, widerspricht nur scheinbar dem, dass es hier nicht nach dem Glauben geht. Es sind die absichtlich Ungläubigen, die sich so entschieden hatten, und auch das ist ein „Werk“.

Und dazu auch Offb 21,27: „Jegliches Unreine und wer Gräuel und Lüge ausübt, kommt nicht in sie hinein, sondern nur die, die geschrieben stehen in der Schriftrolle des Lebens des Lammes.“

Die „Gerechten“, die im letzten Gericht noch Rettung erfahren, waren in ihrem Leben sicherlich keine perfekten und sündlosen Menschen. Auch ihre Rettung geschieht aus Gnade, und sie staunen darüber. „Herr, wann haben wir …?“ (Man kann sich also nicht absichtlich und kalkuliert mit Werken retten …)

Und dann gibt es im himmlischen Jerusalem, das auf die neue Erde kommt, noch eine eigenartige Einrichtung. Offb 22,2: „In der Mitte zwischen ihrer Hauptstraße und dem Fluss ist ein Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte bringt; in jedem Monat bringt er seine Frucht, und die Blätter des Baums sind zur Heilung der Völker.“ Und dazu die Frage: Welche „Völker“ sollten denn dann noch „Heilung“ benötigen?

Erste und zweite Auferstehung

Erste und zweite Auferstehung – diese Zählung und Unterscheidung finden wir in Kapitel 20 der Offenbarung.

Die erste ist die Auferstehung derer, die Jesus auch in der Verfolgung treu waren. Paulus nennt sie in 1 Th 4,16 „die Toten im Messias“. Diese Auferstehung beinhaltet auch die Entrückung derer, die das Kommen des Herrn am Ende noch miterleben. Paulus spricht dann von ihrer „Verwandlung“, also Sterben und Auferstehen in einem Moment. Ausführlich kann man diese Dinge in 1 Ko 15 nachlesen.

Die zweite ist dann die Auferstehung der übrigen Toten, die erst nach den tausend Jahren stattfindet. Deshalb heißt die erste Auferstehung im Neuen Testament auch die Auferstehung „von den“ oder „aus den“ Toten. Die zweite ist die Auferstehung „der“ Toten.

Die Unterscheidung dieser zwei Auferstehungen sehen wir im ganzen Neuen Testament. Bei Paulus finden wir in 1 Ko 15,22-24 allerdings eine andere Zählung. „Denn gerade wie sie in Adam alle sterben, so werden sie im Messias auch alle lebendig gemacht. Jeder aber in seiner Reihenfolge: als erste Frucht der Messias, danach die, die dem Messias gehören, bei seiner Ankunft, danach die Vollendung, wenn er Gott dem Vater das Königreich übergibt, wenn er jede Herrschergewalt, jede Macht und Kraft zunichtegemacht hat.“

Als Erstes kommt in dieser Zählung die Auferstehung von Jesus. Dann kommen als Zweites die, die dem Messias gehören. Und die „Vollendung“ der Auferstehung wird als Drittes am Ende geschehen, wenn alle auferstehen. Wir finden also auch hier kein festes Schema im Neuen Testament, aber die Sache ist klar.

Zur Auferstehung von Jesus gehört dann auch die singuläre und zugegebenermaßen etwas rätselhafte Aussage von Matthäus. Mt 27,52b-53: „Viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt; nach seiner Auferweckung kamen sie aus den Grabkammern, gingen in die Heilige Stadt und erschienen vielen.“ Das würde in der Konsequenz heißen, dass mit Jesus auch schon die Heiligen des Alten Testaments auferstanden sind.

Aber wie gesagt, wir finden keine weiteren und klärenden Parallelen zu diesem Wort. Passen würde es aber zu der Aussage von Jesus in Mt 8,11: „Viele werden von Osten und Westen kommen und sich zu Tisch legen mit Abraham und Isaak und Jakob.“

Doch zurück zu den zwei Auferstehungen in der Offenbarung. Teilhabe an der ersten Auferstehung bedeutet Rettung und Mitregieren mit Jesus. Offb 20,6: „Glücklich und heilig ist, wer Teil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sie werden vielmehr Priester Gottes und des Messias sein und die tausend Jahre mit ihm regieren.“

Teilhabe an der zweiten Auferstehung bedeutet Gericht. Und es wird sich da keiner entziehen können. Offb 20,13: „Das Meer gab die Toten, die in ihm waren, heraus, der Tod und die Totenwelt gaben die Toten, die in ihnen waren, heraus, und sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Taten.“

Und wenn alle, die als Futter der Fische im Meer gedient haben, dabei sind, dann war auch der Gedanke absurd, man könne durch das Verbrennen der Ketzer deren Auferstehung verhindern …

Der Messias kommt

Der Messias kommt – dieses zentrale Ereignis schildert der Bericht in Offb 19. Nicht nur die ganze Offenbarung, sondern die ganze Bibel und die ganze Weltgeschichte laufen darauf zu.

Auch diese Ankunft kann man offensichtlich nur in prophetischer Bildersprache schildern. Denn nirgends sonst wird Jesus bei seinem Kommen als Reiter auf einem weißen Pferd beschrieben. Aber dieses Bild zeigt zum einen den Gegensatz zu dem Reiter in Offb 6 auf, der als Antichrist mit seinem Bogen siegreich hinauszieht. Ihm und seinem „siegreichen“ Wirken macht Jesus in Gestalt des neuen Reiters jetzt ein Ende. Das Bild zeigt zum anderen aber auch den Gegensatz zum ersten Einzug des Messias in Jerusalem, als er in Niedrigkeit auf einem Esel saß. Jetzt kommt er in Macht und Herrlichkeit auf einem weiß leuchtenden Pferd.

Dass es Jesus ist, daran lässt die Beschreibung keinen Zweifel. „Und der Reiter darauf heißt ‚Treu und wahr‘, mit Gerechtigkeit richtet er und führt er Krieg. Seine Augen sind wie feurige Glut, auf seinem Kopf sind viele königliche Stirnbänder, er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt außer ihm, er ist bekleidet mit einem Gewand, das in Blut getaucht ist, und sein Name heißt: ‚Das Wort Gottes‘. Auf weißen Pferden folgten ihm die Truppen im Himmel, bekleidet mit feinstem, weiß leuchtendem, reinem Leinen. Aus seinem Mund kommt ein scharfes Schwert, um damit die Völker zu schlagen. Er wird sie ‚hüten mit eisernem Stab‘, er wird die Weinkelter der Wut des Zornes Gottes des Allmächtigen treten. Auf dem Gewand, auf seinem Schenkel, trägt er einen Namen geschrieben: „König der Könige und Herr der Herren“.

Die Wiederkunft des Herrn geschieht sozusagen in zwei Stufen. Erst kommt er „in den Wolken“, um seine Gemeinde wegzuholen „in den Luftraum“. Darauf folgen im Himmel die Hochzeit des Lammes und auf der Erde die Ausgießung der sieben Schalen der Wut Gottes. Und dann kommt er als Messias sichtbar auf die Erde, um diesem Abschnitt der Weltgeschichte ein Ende zu machen.

Natürlich kommt er damit auch als Messias zur Rettung Israels. Auf ihn haben sie gewartet, und nun sehen sie den, in welchen sie gestochen haben, und trauern und bekehren sich. Und so wird ganz Israel gerettet werden, wie Paulus es in Röm 11 gesagt hat. Von all dem ist in Offb 19 aber kaum die Rede, man muss hier den Zusammenhang zu den anderen Aussagen der Bibel über die Ankunft des Messias herstellen.

Man erfährt nur von der Vernichtung des Völkerheeres, das schon bis zum Berg von Megiddo (Har Mageddon) ins Land Israels eingedrungen ist. Diese Vernichtung geschieht dann aber nicht mehr mit militärischen Mitteln. Sie geschieht vielmehr durch das Schwert, das aus dem Mund des Reiters kommt, also durch etwas, das er sagt. Ich denke, wir dürfen annehmen, dass da ein Wort genügen wird, und alle fallen tot um. In Hesekiel 39 steht auch ein Bericht über diese Schlacht und über die Zeit, wie lange man dann braucht, um das Schlachtfeld aufzuräumen.

Eindrücklich und einmalig ist in Offb 19 aber – wie auch sonst in der Offenbarung – der Blick in die unsichtbare Welt.

Hier geschieht zum einen die Entfernung der beiden Tiere, die in Offb 13 beschrieben sind. „Und das Tier wurde gefasst und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm getan hatte, mit denen er die irreführte, die das Kennzeichen des Tieres annahmen und sich vor seinem Bild niederwarfen. Lebendig wurden die beiden in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt.“

Sicherlich dürfen wir annehmen, dass mit den beiden Dämonen auch ihre ganzen Dämonenheere mit entfernt bzw. entsorgt werden. Und der Feuersee, das ist eine Beschreibung und ein anderer Name der Hölle.

Zum anderen sehen wir dann am Anfang von Offb 20 auch die Verhaftung des Satans. „Und ich sah einen Engel vom Himmel herabkommen, der hatte den Schlüssel zur Unterwelt und eine große Kette in seiner Hand. Und er packte den Drachen, die Schlange vom Anfang – das ist der Teufel und der Satan – und fesselte ihn für tausend Jahre: Er warf ihn in die Unterwelt und verschloss und versiegelte (den Eingang) über ihm, damit er die Völker nicht mehr irreführen soll, bis die tausend Jahre vollendet sind.“

Den Satan warf man mit seinen Engeln aus dem Himmel auf die Erde, als der auferstandene Jesus dort ankam. Und nun kommt Jesus vom Himmel auf die Erde, und man sperrt ihn von der Erde weg in die Unterwelt. Sicherlich dürfen wir annehmen, dass „seine Engel“ ihn nun auch auf diesem Weg begleiten werden.

So verschwindet also endlich die gesamte Dämonenwelt von der Erde. Kein Wunder, dass nun der Friede einkehrt – tausend Jahre lang …

Gefallen ist Babylon

Gefallen ist Babylon – mit dieser Botschaft taucht das Thema „Babylon“ schon bei seiner ersten Erwähnung in der Offenbarung auf. „Gefallen, gefallen ist Babylon, die große, die vom Wein ihrer wütenden Unzucht alle Völker getränkt hat!“ So sagt es der Engel in Offb 14,8 im Blick auf das kommende Ende.

Auch die zweite Erwähnung – noch vor ihrer ausführlichen Darstellung in Kap. 17 – geht direkt auf ihr Ende. Am Schluss der Ausgießung der sieben Schalen der Wut Gottes, die mit dem großen Erdbeben endet, heißt es – Offb 16,19: „Die große Stadt wurde zu drei Bruchstücken, und die Städte der Völker fielen ein. – An Babylon die Große war vor Gott gedacht worden, ihr den Weinbecher der Wut seines Zornes zu geben. -„

Gott ist also wütend auf Babylon, und ihr Ende ist beschlossen und vorprogrammiert. Ausführlich schildert dieses dann Kap. 18. Und hier werden auch noch einmal ihre Sünden genannt:

Zum einen geht es um die Verwirrung und Verführung der ganzen Welt – 18,3: „Denn vom Wein ihrer wütenden Unzucht sind alle Völker betrunken, die Könige der Erde haben Unzucht mit ihr getrieben, und die Großhändler der Erde sind reich geworden aus den Möglichkeiten ihres Luxus.“

Zum anderen geht es um die Unterdrückung und Verfolgung der Leute Gottes und auch vieler anderer – 18,24: „Und in ihr wurde Blut von Propheten und Heiligen gefunden und von allen Getöteten auf der Erde.“

Dazwischen kommt noch ein deutlicher Aufruf – 18,4: „Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel: ‚Geht hinaus aus ihr, mein Volk, damit ihr euch nicht beteiligt an ihren Sünden, und hinaus aus ihren Plagen, damit ihr sie nicht bekommt!'“ Mit diesem Babylon kann es für Christen offenbar keine Gemeinschaft und keine Kompromisse geben. Wenn doch, wird sich das bitter rächen.

Mit dem Ende von Babylon hat es aber eine eigenartige Bewandtnis. Einerseits zerfällt die große Stadt beim letzten großen Erdbeben in drei Teile – ihr totales Ende.

Andererseits steht in Kap. 17 eine eigenartige Aussage auch schon aus der Zeit davor – Vers 16: „Die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure hassen und sie verwüstet machen und nackt und werden ihre Fleischstücke fressen und sie im Feuer verbrennen.“ Auch die große Klage der der Könige, der Großhändler und der Seeleute in Kap. 18 ist ja nur denkbar, solange diese selbst noch nicht unter das Gericht gefallen sind.

Wir stehen hier vor dem Phänomen eines Bruchs in der antichristlichen Welt. Die zehn Könige und das Tier im Sinne der weltlichen antichristlichen Macht, auf der die Hure Babylon sitzt und sich tragen lässt, wenden sich plötzlich gegen sie, um sie zu zerreißen. Hier ist einerseits ein Ende Babylons beschrieben, obwohl andererseits offensichtlich auch etwas von ihr weiterexistiert bis zu den großen Gerichten am Ende.

Auch hier kann man im Rückblick in die Geschichte einen Erklärungsversuch machen. Der Beginn war ja das Kaisertum im alten Rom. Mit dieser Staatsmacht arrangierte sich das päpstliche Christentum. Mit dem Ende des weströmischen Kaisertums übernahm der Papst den Kaisertitel „Pontifex Maximus“, übernahm auch provisorisch die Regierung Roms und richtete von dort aus dann den Kirchenstaat ein, den Vatikanstaat.

An Weihnachten 800 ergriff er die Gelegenheit und krönte den fränkischen König Karl den Großen zum römischen Kaiser. Und so war das römische Kaisertum wieder da. Und auch weiterhin mussten alle nachfolgenden Kaiser wieder vom Papst gekrönt werden. Daraus leitete sich dann die päpstliche Oberhoheit über Kaiser und Könige in der „Christenheit“ ab, die 1000 Jahre lang bestand.

Unter dieser Herrschaft geschah im Übrigen auch die jahrhundertelange größte Christenverfolgung aller Zeiten. Unter dem Zeichen des Kreuzes (!) versuchte die Kirche mit Hilfe der weltlichen Macht, jeden Ansatz von biblischem Christentum mit brutalster Gewalt auszurotten. Auch Andersgläubige bekamen diese Gewalt zu spüren: Heiden, Juden und Muslime. „In ihr wurde Blut von Propheten und Heiligen gefunden und von allen Getöteten auf der Erde.“

Einen ersten Bruch dieser Herrschaft gab es in der Reformationszeit, als lutherische, reformierte und anglikanische Länder von Rom abfielen. Über den Rest regierte der Papst aber weiterhin mit eiserner Hand und ließ auch nichts unversucht, verlorene Gebiete zurückzugewinnen.

Erst im Zuge der französischen Revolution wurde der Bann gebrochen. Die französischen Revolutionäre identifizierten die Kirche richtigerweise als integralen Bestandteil des adeligen Unterdrückungsystems, das sie beseitigten. Und so marschierte dann ein französisches Revolutionsheer auch bis nach Rom, holte den Papst aus seiner Burg und führte ihn ins Exil.

Damit war dieser Teil der Geschichte beendet. Gefallen ist Babylon. Weltliche Mächte hatten tatsächlich dieses Joch zerbrochen. Seither gibt es zwar noch den Kirchenstaat mit seinen diplomatischen Kanälen, aber die einstige Macht ist dahin.

Etwas ist also am Ende, und etwas existiert weiter. Die politischen Heilsbringer und die kirchlichen Würdenträger marschieren jetzt auf getrennten Wegen. Und sie lassen sich weiterhin von ihren Gefolgsleuten und Anhängern bewundern und feiern und führen sie ins Verderben.

Aber auch darüber ist bei Gott das Ende beschlossen …

Sieben Schalen der Wut Gottes

Sieben Schalen der Wut Gottes sind das beherrschende Thema in den Kapiteln 15 und 16 der Offenbarung. Zunächst sieht Johannes sieben Engel, die die letzten sieben Plagen haben, mit denen die Wut Gottes gestillt sein wird. Dass sie hier die sieben Plagen schon haben, obwohl ihnen die sieben Schalen mit den Plagen nachher erst übergeben werden, gehört sicherlich auch zum Phänomen der prophetischen Unschärfe.

Diese sieben Plagen bilden das letzte Gericht Gottes über die gottlose Menschenwelt. Im Anschluss an die Auferstehung und Entrückung der Gläubigen ergeht es über den Rest der Welt. Dem bis zur Wut gesteigerten Zorn Gottes wird damit dann Genüge getan.

Man sollte dieses Gericht aber nicht verwechseln oder vermischen mit dem Jüngsten Gericht bzw. Weltgericht. Die sieben Schalen der Wut Gottes sind das letzte zeitliche Gericht über die Menschheit auf der Erde, bevor Jesus dort sichtbar als Messias erscheint und dieser Weltgeschichte ein Ende macht.

Das Weltgericht geschieht später, nach dem Ende der sichtbaren Schöpfung und der Auferstehung aller Toten. Dann erscheinen alle Menschen vor dem Richter und werden nach ihren Taten – jeder einzelne – für ewig gerichtet. Und dieses letzte Gericht hat nichts mit Zorn oder Wut zu tun, sondern ergeht ganz nüchtern und sachlich auf Basis der gerechten Beurteilung jedes einzelnen Menschen. Aber davon später.

Auch wenn die sieben Engel einerseits die sieben Plagen schon haben, sie ihnen andererseits mit den sieben Schalen erst übergeben werden, ist aber eines deutlich: Die laute Stimme aus dem Tempelhaus ist die Stimme Gottes. Auf seinen Befehl ergeht jetzt dieses Gericht.

Die sieben Schalen der Wut Gottes sind aus Gold, und die Engel sind mit weißem Leinen und goldenen Gürteln gekleidet. Das heißt, von Gott her ist auch dieses siebenfache Gericht eine absolut gerechte und saubere Sache. Es gibt keinerlei Anklang an ein humanistisches Jammern über „diese armen Menschen“, die davon betroffen werden. Offensichtlich haben sie dieses Gericht Gottes einfach oder auch vielfach verdient.

Die erste Schale geht auf die menschlichen Körper, gegen des Menschen höchstes Gut, seine Gesundheit. „Hauptsache gesund!“ – wie oft haben Menschen diesen gottlosen Spruch wohl gesagt? Und jetzt ist es damit vorbei. Die eitrigen Wunden scheinen unheilbar zu sein; die Gesundheitsreligion ist am Ende.

Die zweite Schale geht auf das Meer, das zu Blut wird. Ob das wortwörtlich richtiges Blut sein muss, sei dahingestellt. Es kann einfach auch eine schmutzige Brühe sein, die wie Blut aussieht. Das Meer kippt, alles darin stirbt. (Wem der Gedanke kommt, dass die Menschheit wohl auch heute schon ihren Teil dazu beiträgt, dass es soweit kommen wird, hat wohl nicht ganz Unrecht.)

Die dritte Schale geht auf die Quellen und die Flüsse, auch hier sieht man wieder nur noch die dreckige Brühe. Und dazu kommt die Aussage des Engels: Sie haben Blut von Heiligen und Propheten vergossen, und jetzt bekommen sie dafür Blut zu trinken, sie haben es verdient.

Die vierte Schale geht auf die Sonne, die die Menschen mit großer Hitze versengt. Und auch hier klingt die Beschreibung irgendwie verwandt mit der kommenden Klimakatastrophe. Aber jetzt bei der Ausgießung der Schalen geht es Schlag auf Schlag.

Die fünfte Schale geht auf den Thron des Tieres, dessen Reich finster wird. Hier wird es etwas schwieriger, sich das konkret vorzustellen. Vielleicht erinnern wir uns an die Finsternis, die über Ägypten kam im Rahmen der damaligen zehn Plagen. Aber auch geistige Vorgänge sind denkbar. Jegliche humanistisch-menschliche Fassade fällt ab, und jenes Reich zeigt sein wahres brutales Gesicht.

Die sechste Schale geht auf den Eufrat, den Grenzfluss Israels im Norden, hier soll den Königen vom Aufgang der Sonne der Weg gebahnt werden. Dämonisch verführt und angeführt zieht die Menschheit in ihren letzten Krieg. Am „Har Mageddon“, dem Berg von Megiddo, ist das Schlachtfeld am großen Tag Gottes. Wie die Schlacht ausgeht, kann man sich auch hier schon denken. Kap. 19 beschreibt es dann ausführlich.

Die siebte Schale geht auf den Luftraum und bringt die Vollendung dieses Gerichts. Da der „Luftraum“ im Neuen Testament auch eine Bezeichnung für die uns umgebende unsichtbare Welt ist, kann man sich hier auch ein Gericht über die Dämonenwelt vorstellen, wie z. B. die Verbannung Satans und die Bestrafung des Antichrist-Tieres und seines Compagnions im ewigen Feuer.

Das abschließende große Erdbeben wurde schon bei der Öffnung des sechsten Siegels beschrieben. Und auch beim sechsten Hornsignal bildet es den Abschluss nach der Vision von den zwei Zeugen. Im Bereich der Natur fallen die Berge ein und die Inseln verschwinden, im Bereich der Menschenwelt stürzen die Städte mit ihren Wolkenkratzern ein und die „große Stadt“ zerbricht. Ein Steinhagel aus dem Himmel krönt das Ganze. (Gemeint ist wohl so etwas, das wir heutzutage als Einschläge von Meteoriten aus dem All bezeichnen würden.)

Und bis zum Schluss lästern die Menschen Gott …

Die 144.000 auf dem Berg Zion

Die 144.000 auf dem Berg Zion begegnen uns zweimal in der Offenbarung. In Offb 7,1-8 sind es die zwölf Stämme, die auf der Erde versiegelt werden. Hier ist noch nicht angegeben, wo sie stehen. Wir sehen hier aber ein Bild für das neue Israel, die Gemeinde, die auf der Erde gesammelt und mit Heiligem Geist versiegelt wird.

In Offb 14,1-5 stehen die 144.000 auf dem Berg Zion, zusammen mit dem Lamm. Sie singen dort einen neuen Gesang, und sie werden mit ihren markanten Eigenschaften beschrieben.

Doch zunächst zur Zahl 144.000. Dazu beschäftigen wir uns kurz mit der biblischen Zahlensymbolik. Diese ist in der Bibel selbst zwar nirgends so beschrieben, aber überall, wo die Zahlen auftauchen, passt die folgende Deutung: 3 ist die Zahl für Gott bzw. den Himmel. Auch darin wird das Geheimnis der göttlichen Dreiheit angedeutet. Die Zahl 4 steht für die Erde bzw. die Menschen. In der Bibel ist immer von den 4 Enden der Erde die Rede.

Wenn man nun diese Zahlen 3 und 4 addiert, erscheint in der Zahl 7 die Gesamheit von Himmel und Erde. Da es nicht mehr gibt als das, ist 7 auch die Zahl der Gesamtheit bzw. Vollkommenheit. Das Gleiche gilt aber auch, wenn man 3 und 4 multipliziert, für die Zahl 12. Hier ist es noch deutlicher: die 12 Stämme Israels, die 12 Gesandten von Jesus. Man kann diese Vollkommenheitszahl noch steigern, wenn man sie verdoppelt auf 24. So viele Ältere sitzen um den Thron Gottes.

Das Maximale erreicht man aber, wenn man sie mit 1000 und mit sich selbst multipliziert. Und so kommen mit 12 mal 12.000 die 144.000 zustande. Das zeigt natürlich, dass diese Zahl, wie die anderen Zahlen in der Offenbarung, symbolisch zu verstehen ist. So viele sind es, die sich durch die Botschaft von Jesus rufen und retten lassen. Und wenn diese Zahl voll ist – Gott kennt sie ja -, dann ist das Ende da.

Wenn in Offb 14 die Hundertvierundvierzigtausend nun mit dem Lamm auf dem Berg Zion stehen, dann fragen wir zunächst, was das ist, der Berg Zion. Von der Antwort darauf wird es auch mit abhängen, ob wir die Hundertvierundvierzigtausend in Kap. 14 noch auf der Erde oder schon im Himmel zu verorten haben.

„Zion“ war ursprünglich der Name der Burg in der Jebusiterstadt Jerusalem. Der König David eroberte sie mit seinen Männern und machte sie zur Hauptstadt Israels. Durch seine Eroberung galt sie als sein Privateigentum und wurde „Stadt Davids“ genannt. So gehörte sie zu keinem Stammesgebiet in Israel und war der ideale Platz für die Hauptstadt. Kein Stamm war Besitzer der Hauptstadt und somit gegenüber den anderen privilegiert.

Der Name Zion wanderte dann im Sprachgebrauch zu dem ganzen Berg, auf dem die Stadt Davids lag und auf dem Salomo dann den Tempel baute. Und mit dem Tempel wurde der Zion zum Wohnplatz Gottes. Gott wohnt auf dem Zion. Und die Stadt am Berg, Jerusalem, wurde zur Tochter des Zionsberges, zur Tochter Zion.

Zur Zeit des Neuen Testaments wanderte der Name aber noch weiter. Bis heute nennt man den Südwesthügel der Altstadt von Jerusalem, der sich südwestlich vom Tempelberg erhebt, den Zionsberg.

Durch die Ablehnung des Messias mittels der Hinrichtung am Kreuz verlor der Tempel seine Berechtigung als Wohnplatz Gottes. Gott selbst entweihte ihn durch das Zerreißen des Vorhangs zum Allerheiligsten. Ein neues und ewig gültiges Opfer hatte den alten Opferkult abgelöst. Der neue Wohnplatz Gottes war die neue von Heiligem Geist erfüllte Gemeinde.

Die Gründung dieser Gemeinde durch die Ausgießung des heiligen Geistes geschah auf dem Südwesthügel der Stadt. Hier hatte Jesus auch mit seinen Jüngern das Abendmahl begangen. Hier war der ursprüngliche Versammlungsort der Gemeinde, und so konnte sich der Name Zion an diesen Hügel hängen, gegenüber dem Tempelberg.

In Wirklichkeit war der Wohnplatz Gottes aber jetzt überall da, wo seine Gemeinde sich versammelte. Zion als Wohnplatz Gottes war nun nicht mehr ein geographischer Ort, sondern eine Gruppe von Menschen.

Unterstützt wurde diese Sichtweise durch ein prophetisches Wort in Jes 28,16, das bildlich den Messas als Stein bezeichnet, den Gott im Zion einbaut. Paulus zitiert es in Rö 9,33: „Ich lege hier in Zion einen Stein des Anstoßes, einen Fels des Ärgernisses, und wer an ihn glaubt, wird sich nicht schämen müssen.” Das gleiche zitiert auch Petrus in 1 Pe 2,6. Wo Jesus ist, ist der Zion.

Und Hebr 12,22-24 nennt den neuen Zion im Gegensatz zum alttestamentlichen Sinai: „Ihr seid vielmehr zum Zionsberg gekommen, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zur Festversammlung von Zehntausenden von Engeln, zur Gemeinde der Erstgeborenen, eingetragen in den Himmeln, zu Gott als Richter von allen, zu den Seelen der vollendeten Gerechten, zum Vermittler der neuen Bestimmung, Jesus, und zur Reinigung durch (sein) Blut, das stärker spricht als das von Abel.“

Wenn der Zion nun eine Bezeichnung der Gemeinde als Wohnplatz Gottes auf Erden ist, dann dürfen wir annehmen, dass auch die 144.000 auf dem Berg Zion in Offb 14 die irdische Gemeinde darstellen. Dafür gibt es noch weitere Indizien:

In der Parallelstelle in Offb 7 sind die Hundertvierundvierzigtausend eindeutig auf der Erde.

Das Geräusch der Musik kommt „aus dem Himmel“, und das ist im Bild ein Ort, der vom „Berg Zion“ offensichtlich verschieden ist.

In Vers 4 steht ein eindeutiges Präsens: „Es sind die, die dem Lamm folgen, wo immer es hingeht.“ Diese Aussage ist nur für die irdische Gemeinde sinnvoll; im Himmel gibt es in diesem Sinne keine Nachfolge mehr.

Im Textzusammenhang steht zuvor in Kap. 13 die Art von Menschen, die sich von dem Tier aus der Unterwelt und dem anderen Tier verführen lassen. Die Hundervierundvierzigtausend in Kap. 14 sind das Gegenbild dazu.

Danach kommen in Kap. 14 drei Engel, die vom bevorstehenden Ende berichten. Einer davon spricht vom Fall Babylons. Auch die Hure Babylon ist wiederum ein Gegenbild zur irdischen Gemeinde.

Und in Kap. 14 ab Vers 14 wird dann im Bild der Ernte tatsächlich die Entrückung beschrieben. Auch das spricht dafür, dass die Beschreibung der 144.000 auf dem Berg Zion davor auch in der zeitlichen Reihenfolge stimmt.

Konsequenzen für die Übersetzung

Wenn diese Beschreibung als irdische Gemeinde so richtig ist, dann muss man allerdings ein paar Verben, die im griechischen Aorist stehen, anders übersetzen. Wenn kein Rückblick auf eine Vergangenheit der Gemeinde gemeint ist, sondern eine Beschreibung ihrer Gegenwart auf der Erde, dann sind die Aussagen der Verben als Erfahrungtatsachen zu verstehen, die man im Deutschen mit Präsens übersetzt:

Vers 1: „Da steht das Lamm auf dem Berg Zion und mit ihm Hundertvierundvierzigtausend, …“

Vers 4: „Es sind die, die sich nicht mit Frauen beflecken, …“ (Gemeint ist Götzendienst.)

Vers 5: „In ihrem Mund findet man keine Lüge, …“

Überlegen kann man natürlich, warum die irdische Gemeinde dann ihren Gesang – begleitet von himmlischer Musik – vor dem Thron Gottes singt. Aber das ist kein Problem. Die Gebete der Heiligen steigen nach Offb 5,8 ja auch vor dem Thron Gottes auf.

Das ist die bekannte Doppelexistenz der Gemeinde Gottes: Als Zeugen Gottes und Ausländer auf der Erde, als Beter und Anbeter bereits im Himmel, ihrer wahren Heimat.

Die Zahl des Tieres

Die Zahl des Tieres wird in Offb 13 dreimal erwähnt: In Vers 17 als „Zahl seines Namens“ und in Vers 18 als „Zahl des Tieres“ und als „Zahl eines Menschen“. Da ist also ein Mensch, der hat einen Namen, und dieser Name hat eine Zahl. Und in Vers 18 steht dann auch noch, dass man diese Zahl des Tieres berechnen soll.

In Zeiten von Unterdrückung und Verfolgung geschieht manches im Verborgenen und Kommunikation wird verschlüsselt. So hat man damals Rom als „Babylon“ bezeichnet und damit den Namen des Hauptfeindes verschlüsselt. Die Zahl des Tieres 666 ist ein Code für den Namen eines Menschen. Also, fangen wir an zu berechnen:

Zur Entschlüsselung des Codes muss man wissen, dass es in der Antike keine Zahlzeichen gab. Man benutzte Buchstaben als Zahlzeichen. Das römische System mit den Buchstaben I, V, X, D, C und M ist ja bekannt. Im Griechischen und Hebräischen nahm man ebenfalls Buchstaben als Zahlzeichen, aber in der Reihenfolge des Alfabets. Der erste Buchstabe war 1, der zweite 2 usw.. Der elfte Buchstabe war dann 20, der zwölfte 30, der zwanzigste 100, der einundzwanzigste 200 und so weiter bis zum Ende des Alfabets.

Auf den Namen des Tieres kommen wir, wenn wir die hebräischen Buchstaben benutzen und als damaligen Hauptfeind der Christen den Kaiser Nero annehmen. Das Wort Kaiser ist übrigens ursprünglich der Name Caesar. Der kommt vom ersten römischen „Kaiser“, sozusagen dem Ur-Kaiser, nämlich von Gaius Julius Caesar.

Nach ihm hießen auch alle seine Nachfolger in Rom mit einem ihrer Namen Caesar, also dann auch Caesar Nero. Der Name wurde auf diese Weise mit der Zeit zum Titel. Mit griechischen Buchstaben schrieb man den Namen „Kaisar“. (Jetzt wissen wir auch, woher unser deutscher „Kaiser“ kommt.) Für den Namen „Nero“ brauchte man im Griechischen dann noch eine deklinierbare Endung, und so wurde er dort zu „Neron“. Der Caesar Nero hieß also auf Griechisch Kaisar Neron.

Die Verschlüsselung mit dem griechischen Alfabet wäre aber wohl zu einfach gewesen, und so brauchen wir das hebräische, um zur Zahl 666 zu kommen. Dabei ist zu beachten, dass man im Hebräischen keine Vokale, sondern nur die Konsonanten schreibt. Nur das „o“ wird mit einem „w“ zum Ausdruck gebracht. Aus dem griechischen „Kaisar Neron“ wird so in hebräischer Schrift der „Ksr Nrwn“.

Wenn wir nun die hebräischen Zahlenwerte für die Buchstaben einsetzen, dann erhalten wir k/100 + s/60 + r/200 + n/50 + r/200 + w/6 + n/50 = 666.

Sollte jemand diese Erklärung umständlich und etwas weit hergeholt finden, darf ich ihm versichern, dass es keine einfachere und naheliegendere gibt. Es gibt natürlich Versuche, die Zahl auf andere Kaiser zu deuten, die aber auch nicht einfacher sind, eher komplizierter. Und diese sind leider auch davon motiviert, dass man die Offenbarung gerne zeitlich ein gutes Stück weiter wegschieben würde vom Neuen Testament. Dann müsste man sie auch nicht mehr so ganz ernst nehmen.

Dass mit 666 der Kaiser Nero gemeint ist, dafür gibt es in den alten griechischen Handschriften noch einen eindrücklichen Beleg. In einigen der Handschriften steht nämlich gar nicht die Zahl 666, sondern 616 . Und wie kann man erklären, dass beim Abschreiben 666 zu 616 wird? Die Antwort ist einfach. Wenn man aus dem griechischen „Neron“ wieder den lateinischen Namen „Nero“ macht, fällt mit dem „n“ der Zahlwert 50 weg, also 666 – 50 = 616. Diese Differenz zwischen 666 und 616 in den Handchriften lässt sich nur mit den Namensvarianten Nero und Neron erklären, nicht anders.

Dass der Antichrist in der Offenbarung eine dämonische Macht ist und kein Mensch, ist deutlich erkennbar. Aber dass er sich in Menschen offenbart und durch Menschen sein Werk tut, ist ebenso deutlich. Und so war nach den vielen kleineren Antichristen, die laut dem 1. Johannesbrief zuvor schon aufgetreten sind, Nero der erste große Antichrist, der die Vernichtung der christlichen Gemeinde auf seiner Agenda hatte.

Sklaven Gottes

Sklaven Gottes sind Menschen, die Gottes Eigentum sind. Auch nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei wissen wir immer noch, was Sklaven sind. Ein Sklave ist ein Mensch, der im Eigentum eines anderen steht.

Der Besitz von Sklaven war in der antiken Welt – also auch zur Zeit des Neuen Testaments – selbstverständliche und alltägliche Lebenswirklichkeit. Schätzungen zufolge waren im römischen Reich ca. 80 % der Menschen Sklaven, d. h. Eigentum der sogenannten Freien bzw. Herren. Herren konnten ihre Sklaven gut oder schlecht behandeln, sie konnten sie niedrigste Arbeiten verrichten lassen oder ihnen große Verantwortung übertragen. Und so wird auch im Neuen Testament mit großer Selbstverständlichkeit von Sklaven gesprochen.

Und der Gedanke vom Sklaven als Besitztum diente auch als Bezeichnung für die Beziehung zu Gott – schon von Anfang an. Lk 1,38 – Maria sagte: „Ich bin die Sklavin des Herrn. Es soll mir geschehen nach deinem Wort.“ Lk. 2,29 – Simeon: „Jetzt entlässt du deinen Sklaven, Gebieter, nach deinem Wort, in Frieden.“

Auch Jesus hat das Bild vom Sklaven gebraucht, um die Eindeutigkeit der Gottesbeziehung darzustellen. Mt 6,24: „Niemand kann zwei Herren als Sklave dienen. Denn entweder wäre ihm der eine gleichgültig und er liebte den anderen, oder er hielte sich an den einen und verachtete den anderen. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!“ Auch in anderen Vergleichen und Beispielen hat Jesus das Bild verwendet.

Allerdings hat Jesus den Gedanken auch in die andere Richtung verwendet, wenn er von der Sklaverei der Sünde spricht. Joh 8,34-36: „Amen, Amen, ich sage euch: Jeder, der die Sünde ausübt, ist ein Sklave der Sünde. Der Sklave bleibt aber nicht bis in Ewigkeit im Haus, der Sohn bleibt bis in Ewigkeit. Wenn euch also der Sohn frei macht, werdet ihr wirklich frei sein.“ Von der der Sklaverei der Sünde hat dann auch Paulus gesprochen.

Auch um das Verhältnis seiner Nachfolger untereinander zu beschreiben, hat Jesus das Bild gebraucht. Mt 20,26-26 / Mk 10, 43-44: „So ist es aber nicht unter euch. Wer wichtig werden will unter euch, soll vielmehr euer Diener sein! Wer unter euch Erster sein will, soll Sklave von allen sein!“

Allerdings hat Jesus das Bild vom Sklaven Gottes dann auch gesprengt. Joh 15,15: „Ich nenne euch nicht mehr ‚Sklaven‘, denn der Sklave weiß nicht, was sein Herr tut. Euch nenne ich ‚Freunde‘, denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch wissen lassen.“

Die innere Beziehung zum Herrn wird neu definiert als Freundschaft. Die Beziehung zu Gott durch die Wiedergeburt dann auch als Kindschaft. Freunde des Herrn, Söhne und Töchter Gottes – was gibt es mehr? Aber als Bild für die Gottesbeziehung bleibt das Sklaventum dennoch erhalten.

Es beginnt schon in der Apostelgeschichte, wenn die Gemeinde betet. Apg 4,29-30: „Und jetzt, Herr, achte auf ihre Drohungen und gib deinen Sklaven, dass sie mit aller Offenheit dein Wort sagen, während du deine Hand ausstreckst, damit Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechts Jesus!“ Sklaven des Herrn als Selbstbezeichnung der Gemeinde – wem würde heutzutage so etwas einfallen?

In den Briefeingängen ist es schon geradezu typisch, dass sich Jakobus, Paulus, Judas und Petrus jeweils als „Sklave Gottes“ vorstellen. Aber so war ihr Selbstverständnis. Und so machten sie deutlich, wem sie verantwortlich waren – und auch, woher letztlich der Brief kam.

Der jeweilige Status von Sklaven und Herren blieb im weltlichen Verhältnis bestehen. Aber im geschwisterlichen Verhältnis innerhalb der Gemeinde war er aufgehoben. Gal 3,28: „(In ihm) gibt es keinen ‚Juden‘ und keinen ‚Nichtjuden‘ mehr, keinen ‚Sklaven‘ und keinen ‚Freien‘, keinen ‚Mann‘ und keine ‚Frau‘, denn ihr seid alle eins im Messias Jesus.“

Und in 1 Kor 7, 21-22 sagt Paulus: „Du bist als Sklave gerufen? Das soll dich nicht kümmern. Aber wenn du frei werden kannst, mach lieber davon Gebrauch. Der im Herrn berufene Sklave ist allerdings ein Freigelassener des Herrn, genauso wie der berufene Freie ein Sklave des Messias ist.“ Der Sklave wird hier zum Freigelassenen und der Herr zum Sklaven.

Es war sicherlich gewöhnungsbedürftig, wenn Herren und Sklaven plötzlich gleichwertig und gleichberechtigt als Brüder beieinander saßen, genauso auch Herrinnen und Sklavinnen als Schwestern.

Und nicht nur in der Gemeinde, auch zu Hause musste man sich neu eingewöhnen. Eph 6,2: „Die, die gläubige Besitzer haben, dürfen (diese) nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern sie sollen ihnen besser dienen, weil es Gläubige sind und Geliebte, die sich der Wohltätigkeit annehmen.“ Zu Hause der Herr bzw. der Sklave, in der Gemeinde der Bruder – das war sicherlich manchmal nicht so einfach.

In der Offenbarung ist „seine Sklaven“ dann zu einer durchgehenden Bezeichnung der Christen geworden. Es fängt schon gleich so an. Offb 1,1: „Eine Offenbarung von Jesus dem Messias, die Gott ihm gegeben hat, um seinen Sklaven zu zeigen, was bald geschehen muss.“ Und es geht so weiter:

Offb 2,20: „Aber ich habe gegen dich, dass du die Frau Isebel zulässt, die sich ‚Prophetin‘ nennt, die lehrt und meine Sklaven irreführt, dass sie Unzucht treiben und Fleisch von Götteropfern essen.“

Kap. 7,3: „Schadet weder der Erde, noch dem Meer, noch den Bäumen, solange wir die Sklaven unseres Gottes auf ihren Stirnen versiegeln!“

Offb 10,7: „In den Tagen, wenn der siebte Engel das Signalhorn blasen wird, wird vielmehr das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er seinen Sklaven, den Propheten, die Botschaft gebracht hat.“ Man beachte, dass hier neben „Sklaven“ auch „Propheten“ zur Bezeichnung der Gemeinde geworden ist.

Kap. 11,18: „Nachdem die Völker zornig waren, war auch dein Zorn gekommen und die Zeit, den Toten das Urteil zu sprechen und deinen Sklaven den Lohn zu geben, den Propheten, den Heiligen, denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und die zu verderben, die die Erde verdorben haben.“

Offb 19,5: „Lobt unseren Gott, alle seine Sklaven, die ihn fürchten, die Kleinen und die Großen!“

Kap. 22,3: „Seine Sklaven werden ihm dienen, sie werden sein Gesicht sehen, und sein Name wird auf ihren Stirnen sein.“

Offb 22,6: „Der Herr – der Gott der Geistesgaben der Propheten – hat seinen Engel gesandt, um seinen Sklaven zu zeigen, was bald geschehen muss.“

Sklaven Gottes – das ist also (u.a.) die Existenzweise der christlichen Gemeinde. Stelle also sicher, dass du ein Sklave bzw. eine Sklavin Gottes bist, damit du dazugehörst …

Das fünfte Hornsignal

Das fünfte Hornsignal in Offb 9 leitet Ereignisse ein, die sich von den ersten vier Hornsignalen in Offb 7 unterscheiden. Diese beschreiben relativ kurz schädigende Ereignisse an der sichtbaren Schöpfung. Betroffen sind: die Erde, das Meer, die Flüsse und das Tages- und Nachtlicht. Gemeinsam haben sie, dass die Ursache für die Schäden jeweils vom Himmel her kommt. Das spricht sehr dafür, dass wir es hier mit Gerichten Gottes an den natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen zu tun haben. Diese treten dann dem Charakter der Endzeit entsprechend immer wieder teilweise (ein Drittel) ein.

Das fünfte Hornsignal, das ja auch zugleich das erste der „Wehe!“ ist, das der Adler in Offb 8,13 über die Erde ausgerufen hat, ist dagegen recht ausführlich und richtet den Blick in die unsichtbare Welt.

Aber auch hier ist zuerst einmal etwas aus dem Himmel gefallen. Ein Stern, der die Macht bekommt, den Schacht zur Unterwelt zu öffnen. Erinnern wir uns daran, dass „Stern“ in der Bibel immer wieder auch ein Bild für Engel ist. Und dem „Engel“, der vom Himmel gefallen ist, begegnen wir in Offb 12, wo sich im Himmel nach der Entrückung des Messias zum Thron Gottes ein Krieg ereignet – Offb 12,7-9:

„Im Himmel fand dann eine Schlacht statt, Michael und seine Engel führten Krieg mit dem Drachen. Auch der Drache und seine Engel führten Krieg, er konnte aber nicht bestehen, und es war im Himmel kein Platz mehr für sie zu finden. Und er wurde hinausgeworfen, der große Drache, die Schlange vom Anfang, der „Teufel“ und „der Satan“ genannt wird, der die ganze Welt irreführt. Er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm geworfen.“

Und die laute Stimme im Himmel sagt dann noch – Offb 12,12: „Wehe der Erde und dem Meer, denn der Teufel ist hinabgekommen zu euch; er hat große Wut und weiß, dass er wenig Zeit hat!“

Das fünfte Hornsignal zieht nach sich, dass diesem gefallenen „Stern“ bzw. „Engel“ nun der Schlüssel für den Schacht zur Unterwelt „gegeben wird“. Dieses „gegeben wird“ heißt dann, dass auch das unter der Zulassung und Planung Gottes geschieht. Dass aus diesem Schacht zur Unterwelt nicht irdische, sondern dämonische Wesen hervorkommen, dürfte klar sein. Die bildhafte Schilderung dieser Dämonen als so etwas wie Heuschrecken ist schon eindrücklich. Und ihr Auftrag ist nichts anderes, als die Menschen zu quälen, aber nicht zu töten. Allerdings sind die ausgenommen, die das Siegel Gottes auf ihren Stirnen haben. Dämonen haben kein Recht, sie zu quälen.

Und dann taucht auch noch ein Anführer dieser Dämonentruppe auf – Offb 9,11: „Einen König haben sie über sich, den Engel der Unterwelt, der auf Hebräisch den Namen ‚Abaddon‘ hat und auf Griechisch den Namen ‚Apollyon‘.“ Beides heißt auf Deutsch „Zerstörer“.

Dazu, dass der Teufel aus der Unterwelt einen Anführer und „Zerstörer“ holt, haben wir eine Parallele – Offb 12,18-13,2:

„Er (der Drache) trat auf den Sand am Meer. Und ich sah, dass aus dem Meer ein wildes Tier heraufkam, das hatte zehn Hörner und sieben Köpfe, an seinen Hörnern zehn königliche Stirnbänder und an seinen Köpfen gotteslästerliche Namen. Das wilde Tier, das ich sah, war einem Panther gleich, seine Beine wie die eines Bären und sein Maul wie das Maul eines Löwen. Und der Drache gab ihm seine Kraft, seinen Thron und große Macht.“

Dass dieses wilde Tier, das aus dem Meer „heraufkommt“, und der „Zerstörer“ aus dem Schacht zur Unterwelt ein und dieselbe dämonische Macht sind, liegt da doch recht nahe. Dann zeigt das Bild aus Offb 9 auch, dass das Tier aus Offb 13 nicht alleine sein Werk ausübt, sondern eine ganze Dämonenarmee befehligt. Der Antichrist ist einer und doch gleichzeitig viele.

Dieses Prinzip finden wir auch bei der Begegnung von Jesus mit dem Dämon, der in dem belasteten Gergesener am Werk war – Lk 5,9: Jesus fragte ihn: „Wie ist dein Name?“ Er antwortete: „’Legion‘ ist mein Name, weil wir viele sind.“ Einer, der viele ist – ein interessanter Einblick in die dämonische Welt …

Wir haben nun schon drei Stellen in der Offenbarung, die vom Erscheinen des Antichristen berichten. In Offb 6 ist es der Reiter auf dem weißen Pferd. In Offb 9 ist es der Anführer des Heuschrecken-Heeres. Und in Offb 13 ist es das Tier aus dem Meer. Im Zusammenhang der zwei Zeugen tauchte in Kap. 11,7 das Tier auch schon einmal auf: „… das Tier, das aus der Unterwelt heraufsteigt, …“. Das „Meer“ und die Unterwelt sind hier offensichtlich ein und dasselbe.

Das fünfte Hornsignal war also der Auftakt zum ersten „Wehe!“. Und es kommen noch zwei

1000 Jahre keine Zeit

1000 Jahre keine Zeit – diese Formulierung klingt natürlich paradox. Aber sie ergibt sich, wenn man die Aussage des Engels in Offb 10,5-7 kombiniert mit der Angabe der 1000 Jahre aus Offb 20,1-6. Betrachten wir zuerst die einmalige Aussage des Engels im Rahmen der sieben Hornsignale in Offb 10,5-7:

Und der Engel, den ich auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, erhob seine rechte Hand in den Himmel. Und er schwor bei dem, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, der erschaffen hat den Himmel und alles darin, die Erde und alles darauf, das Meer und alles darin: „Es wird keine Zeit mehr sein! In den Tagen des Tons des siebten Engels, wenn er das Horn blasen wird, wird vielmehr das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er seinen Sklaven, den Propheten, die Botschaft gebracht hat.“

Man hat vielleicht schon einmal gehört, dass es im Griechischen zwei Wörter für „Zeit“ gibt. Diese sind „chrónos“ und „kairós“. (Mit dem Akzent bezeichne ich die Betonung des Wortes.)

Chronos ist die ständig und unaufhaltsam ablaufende Zeit. Das meinen wir, wenn wir z.B. sagen: „Wie die Zeit vergeht.“ Zeit im Sinne von Chronos ist im Grunde die Vergänglichkeit.

Kairos dagegen ist eine bestimmte Zeit, ein Zeitpunkt, ein Termin, auch eine Gelegenheit. Wenn wir z.B. fragen: Wann hast du Zeit?“, dann meinen wir einen Kairos. Als die „Zeit“ erfüllt war und Gott seinen Sohn sandte, war das ein „Kairos“.

Der Engel in der Offenbarung sagt nun aber: „Es wird kein Chronos mehr sein!“ Das heißt ja nichts anderes, als dass es keinen Zeitablauf mehr geben wird. Wenn gemeint wäre, er sei jetzt keine Zeit mehr, z.B. um etwas zu tun, z. B. sich zu bekehren, dann müsste an dieser Stelle „Kairos“ stehen. Jetzt sagt der Engel aber „keine Zeit mehr“ im Sinne von Chronos. Damit haben wir einen prinzipiellen Umbruch bzw. Abbruch der Weltgeschichte, die ja vom Zeitablauf diktiert wird. Und was ist dann? Natürlich Ewigkeit.

Wenn der Chronos tatsächlich einmal ein Ende hat, kann man auch zurückfragen, wann er einen Anfang hat. Wenn er mit der Vergänglichkeit gleichzusetzen ist, hat er am Anfang der Schöpfung noch nicht bestanden. Denn die Vergänglichkeit beginnt erst mit dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies. Seither muss der Mensch sterben, und seine Zeit läuft ab.

Wenn wir nun bei der Aussage des Engels nachschauen, wann die Zeit sein wird, also wann der „Kairos“ ist, an dem der „Chronos“ aufhört, dann finden wir: „In den Tagen des Tons des siebten Engels, wenn er das Horn blasen wird, …“ Dass über dieses letzte Hornsignal schon Jesus und Paulus gelehrt haben, habe ich bereits im Beitrag „Die sieben Posaunen“ dargelegt.

Der Engel in Offb 10 hat nun allerdings nicht gesagt, dass mit diesem letzten Hornsignal der Zeitablauf endet. Er hat vielmehr gesagt, dass „in den Tagen“ dieses Signaltons der Chronos aufhört. Am Ende der Geschichte steht nicht die Entrückung, sondern die sichtbare Ankunft des Herrn auf der Erde, die letzte Schlacht (von Har Mageddon), die Entfernung der dämonischen Mächte und dann der Anbruch des 1000-jährigen Friedensreiches – als Schabbat der Weltgeschichte.

Wann endet nun in jenen Tagen der Chronos? Das kann eigentlich nur der Beginn der 1000 Jahre sein, in denen völlig andere Bedingungen auf der Erde herrschen werden. In diesen 1000 Jahren ist der Satan gebunden und die auferstandenen Heiligen regieren mit dem Messias zusammen über die Erde. Und auch das irdische Israel hat sich nun endlich zu seinem Messias bekehrt. So sagt es Paulus in Röm 11 voraus. Und dazu gehört sicherlich auch, dass sich alle noch ausstehenden Zusagen Gottes an Israel erfüllen werden.

Dass der Begriff der „1000 Jahre“ in diesem Zusammenhang symbolisch zu verstehen ist, liegt auf der Hand. Wo keine Vergänglichkeit mehr ist, ist Ewigkeit. Im Rahmen unserer irdischen Vorstellungskraft können wir leider nur innerhalb des Chronos denken. Wir kommen hier an unsere Genzen, an die Grenzen der Ewigkeit. Schon wenn wir uns Ewigkeit als endlos lange Zeit vorstellen, liegen wir falsch. Am ehesten können wir sie uns vielleicht als ein Art „Zustand“ vorstellen, aber natürlich keinen „andauernden“.

Mit den 1000 Jahren ist der Chronos aber noch nicht ganz zu Ende, sondern nur unterbrochen. Ein Kennzeichen dieser 1000 Jahre ist ja, dass der Satan zu deren Beginn weggeschlossen und zu deren Ende losgelassen wird. In Offb 20,3 heißt es: „Danach muss er losgebunden werden für eine kurze Zeit“. Für einen kurzen „Chronos“ wird der Satan losgelassen – bis er in die Hölle geworfen wird. Da läuft die Weltenuhr also noch einmal kurz weiter. Danach ist nur noch Ewigkeit – mit dem Weltgericht, der ewigen Bestrafung und der neuen Schöpfung.

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