Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Schlagwort: Altes Testament

Psalm 1

Psalm 1 in eigener Übersetzung unter Berücksichtigung des griechischen Alten Testaments (Septuaginta) mit Anmerkungen:

1 Glücklich ist derjenige Mensch, der

nicht auf dem Weg der Gottlosen geht,

nicht in der Beratung der Sünder steht,

nicht in der Sitzung der Spötter sitzt,

2 sondern am Gesetz des Herrn Gefallen hat,

sich mit seinem Gesetz beschäftigt Tag und Nacht.

3 Er wird sein wie der Baum, der gepflanzt ist an Wasserläufen,

er wird seine Frucht bringen zu seiner Zeit,

sein Laub wird nicht verwelken,

und alles, was er auch tut, wird gelingen.

4 So sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu,

die der Wind wegweht von der Oberfläche der Erde.

5 Darum werden Gottlose nicht bestehen im Gericht,

Sünder (nicht bestehen) in der Beratung der Gerechten.

6 Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten,

aber der Weg der Gottlosen vergeht.

(Anmerkungen zur Übersetzung von Psalm 1:)

Zu Vers 1: Im ersten Vers gibt es eine Differenz zwischen dem hebräischen und dem griechischen Text. Im Hebräischen ist in Zeile 2 von der „Beratung der Gottlosen“ und in Zeile 3 dem „Weg der Sünder“ die Rede. Auf Griechisch heißt es umgekehrt zuerst „Weg der Gottlosen“ und dann „Beratung der Sünder“. Im Textzusammenhang passt im Bild das „Gehen auf dem Weg“ und das „Stehen in der Beratung“ aber wesentlich besser als umgekehrt. So erscheint hier die griechische Version als die einleuchtendere.

Zu Vers 4: Der Satzteil „von der Oberfläche der Erde“ in der zweiten Zeile des vierten Verses findet sich nur im griechischen, nicht aber im hebräischen Text. Vom Metrum bzw. Sprachrhythmus der Dichtung her ist er aber erforderlich, weil sonst die Zeile zu kurz wäre. Er muss also in der hebräischen Überlieferung irgendwann ausgelassen worden sein.

Das Metrum ist in der hebräischen Dichtung im ganzen Alten Testament der eigentliche und ursprüngliche Reim. Zwei Zeilen mit ähnlichem Sprachrhythmus und ähnlichem Inhalt stehen hintereinander und ergänzen sich. Dass in Psalm 1 teilweise auch jeweils vier Zeilen zusammengehören, deutet auf eine etwas spätere und gehobene Kunstform.

Lieder

(Lieder – ein Abschnitt aus dem Kapitel „Musik“ des Buchs von Ludwig Schneller „Kennst du das Land?„. Mit „heute noch“ beschreibt er die Zeit von 1884 bis 1889.)

Wenn zuweilen behauptet worden ist, dass weltliche Lieder in Israel nicht aufkommen konnten, sondern die Harfe Israels fast nur religiöse Gegenstände gekannt habe, so ist dies gewiss irrig. Man darf ja nur das Alte Testament aufschlagen, um das Gegenteil zu sehen. Wie unzählige Male ist hier von Jauchzen und Singen und Reigentanz die Rede! Bei jedem Volksfest, bei jeder Hochzeit, bei jedem Todesfall, in jedem Weinberg zur Zeit der Weinlese wurden Lieder angestimmt und der Reigentanz aufgeführt.

Und man wusste den Gesang wohl zu schätzen. „Wie ein Rubin in feinem Gold leuchtet,“ sagt Sirach, „also ziert ein Gesang das Mahl! Wie ein Smaragd in schönem Gold steht, also zieren die Lieder bei gutem Wein!“ (Sir 32,7-9.) Und Jesaja klagt von dem verödeten Land: „Die Freude der Pauken feiert, das Jauchzen der Fröhlichen ist aus!“ (Jes 24,8.) Und auch an Babels Wassern noch, nachdem die frohen Klänge in den heimatlichen Bergen verhallt waren, konnten Israels Gefangene nicht von ihren Harfen lassen, den Gespielen froher Tage. Sie hingen sie an die Weiden und weinten. (Ps 137,2).

Aber aufbewahrt ist uns von den weltlichen Volksliedern fast nichts. Kurze Freuden- und Schmerzenslaute waren es, die unmittelbar aus vollem Herzen hervorströmten. Sie waren vielfach Kinder des Augenblicks, wie die beiden aufgeführten Lieder der Mirjam und der Weiber Israels. Man achtete sie nicht für Wert, sie gleich den heiligen Psalmen aufzubewahren. So ist es geschehen, dass uns von einem Volk, dessen lebendiger Herzschlag Gesang und Poesie war, dessen bilderreiche Sprache selbst schon Poesie ist, in dessen heiligen Schriften hundert Aufforderungen stehen, zu singen, zu jauchzen, zu preisen, so wenige Volkslieder übriggeblieben sind. Man konnte sogar auf die Meinung kommen, es wäre gesangsarm gewesen.

In Palästinas Bergen sind sie verklungen, alle jenen fröhlichen Lieder, die Jubellaute der Hochzeit, „die Stimme des Bräutigams und der Braut“ (Jer 7,34; 16,9; Offb 18,23), die jauchzenden Klänge der Erntezeit, die frohen Lieder, welche nachts durch die Weinberge ertönten. Die güldene Quelle ist verlaufen und „entschlafen alle Töchter des Gesangs.“ (Pred 12,4.)

Aber die Perlen jener Poesie, die Psalmen, tönen fort durch die Jahrhunderte. Und die Nachkommen jenes Volksgesangs hört man heute noch auf den Bergen. Freilich so kunstvoll wie unsere heutigen Lieder waren jene Gesänge nicht. Aber wer lebendigen Sinn hat für edle heilige Einfalt, der muss an jenen köstlichen Psalmen mehr Geschmack finden, als an den Wettgesängen der Hellenen mit ihrem wundervollen Ebenmaß und Wohllaut. „Die Musik eines griechischen Virtuosen“, sagt der Wandsbecker Bote, „der in den griechischen Spielen mehr als einmal den Preis erhalten hatte, verhält sich zu den Psalmen Davids ungefähr wie ein Solo eines leichtfüßigen Gecken, der aber ein großer Tänzer ist, zu dem Tanz des Mannes Gottes vor der Bundeslade her.“

Und es soll niemand denken, dass diese einfachen rhythmischen Gesänge, welche eben nur die allernotwendigsten Bewegungen einer Melodie haben, nicht fähig wären, Schmerz oder Freude in angemessener Weise zum Ausdruck zu bringen. Vielmehr ist dieses gemeinsame pathetische Singen oder Sprechen (bei welchem natürlich alle dieselbe Höhe des Tones einhalten) in aller seiner Einfachheit ein getreuer Spiegel der Empfindungen der Sänger. Bei frohen Liedern, Sieges-, Hochzeits-, Festgesängen, erhebt sich die Stimme naturgemäß bei der ersten Zeile in raschem Rhythmus. In der zweiten Zeile senkt sie sich etwas in melodischem Tonfall.

Ganz anders sind die Klagelieder. Sie haben oft etwas ungemein Rührendes und Ergreifendes. Wer sie einmal gehört hat, wird sie nicht wieder vergessen. Auch hier ist alles Gefühl, alles Natur, alles unmittelbarer Erguss des Herzens. Wie bei den Weinenden beginnt die Zeile in einer gewissen Tonhöhe. Aber ihre Schmerzenslaute senken sich rasch in traurigem Tonfall, als sollte alle Freude und Hoffnung dahinsterben, alles Licht des Lebens für immer verlöschen.

Die Hauptdichter waren augenblickliche Freude und augenblicklicher Schmerz. Und wer wollte leugnen, dass gerade in den Augenblicksgedichten wirklich ein Stück lebendigster, unmittelbarster Poesie der Volksseele liegt? Dass da etwas zum Ausdruck kommt, was bei uns verloren geht, die wir nur auswendig gelernte oder abgelesene Lieder singen? So war dennn Israel ein sangesfrohes, liederreiches Volk, wie irgend ein anderes. Sie hatten keine schönen Melodien, sie suchten keine künstlichen Silbenmaße. Sie antworteten und jauchzten einander zu, sie tanzten einander entgegen. Und sie weinten und klagten „gegen einander“, so dass eine Klage und eine Träne gewissermaßen die andere weckte und hervorlockte.

Ihre verlorenen Volkslieder waren voll dramatischen Lebens, gleich den noch vorhandenen Psalmen, und viele derselben ebenso rasch vergehend, wie entstehend. Anspruchslose Blumen auf Feld und Heide waren sie, voll Leben und Poesie. Mit dem Volk blühten und verwelkten sie. Der Wind wehte drüber und verstürmte Israel – und ihre Stätte kennt sie nicht mehr. Sie sind verhallt und verklungen in den Lüften. Aber des Herrn Wort, welches durch Psalter und Harfe Israels rauschte, ist geblieben und bleibt in Ewigkeit.

… Speziell über die Musik lassen uns die Propheten und die Offenbarung Johannis nicht im Zweifel, dass sie in der verklärten Welt eine hervorragende Rolle spielen wird. … Mit Palmen in den Händen gleich den Festbesuchern Israels (Offb 7), mit weißen Kleidern und Harfen in den Händen, gleich den levitischen Sängern des Tempels (Offb 7 und 19), so stehen sie in Gottes neuer Welt und singen, wie einst im Jehovatempel, ihre Gesänge in wechselnden Chören. (Offb 4,8-11; 5,9-14; 7,9-12; 19,1-7).

Und wie einst in Israels Tempel, so schallt auch dort noch das große Wort des Fest-Hallel (Ps 113-118; 135 und 136), angestimmt von großen Scharen aus allen Völkern und Zungen, von himmlischen und irdischen Geschöpfen und aller Kreatur (Offb 5,9f.), mit einer alle irdischen alten und neuen Instrumente übertönenden und überstrahlenden Musik, „wie eine Stimme großer Wasser, und wie eine Stimme starker Donner“ jubelnd durch die Himmel und die Länder der verklärten Erde: „Hallelujah!“

Die Ernte

(Die Ernte – ein Abschnitt aus dem Kapitel „Land und Feld“ aus dem Buch „Kennst du das Land?“ von Ludwig Schneller. Beschrieben wird die Zeit um 1884 bis 89.)

Die Ernte ist eine fröhliche Arbeit, wenn sie nicht durch das Ausbleiben des Früh- oder Spätregens fast vernichtet ist. Da zieht alles hinaus aufs Feld, um die Gaben der Erde einzuheimsen. Da man die Früchte zur bestimmten Zeit hereinholen muss und die Kräfte in der eigenen Familie nicht ausreichen, so muss man dazu oft Tagelöhner zu Hilfe nehmen. Am Markt oder am Tor stehen dann müßige Arbeiter genug, welche warten, bis jemand sie um den festgesetzten Lohn dingt. Es wäre ein trauriger Anblick, wenn eine Menge solcher Arbeiter lässig dastünde, während draußen die Ernte aus Mangel an Arbeitskräften zu Grunde gehen müsste.

Solche Trauer hat unser Herr empfunden im Hinblick auf die große Ernte, die in die Scheunen des himmlischen Vaters eingebracht werden soll. Dort heißt es: „Da er das Volk sah, jammerte ihn desselben. Denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“ (Mt 9,36.) Und auch jene Lohnarbeiter, welche müßig auf dem Markt stehen, dienen dem Herrn zum Gleichnis für die, welche er vom Markt des Lebens hinwegruft zur Arbeit an seiner großen Ernte. (Mt 20,1.)

Hinter der Reihe der Schnitter sieht man gewöhnlich arme Leute in einiger Entfernung den Schnittern nachgehen. Es sind meist Frauen und Kinder, welche Ähren lesen. Wer dächte dabei nicht an jene liebliche Geschichte aus grauer Vorzeit, als die treue Moabitin Rut auf den Feldern von Betlehem Ähren auflas und sich den ganzen Tag keine Ruhe gönnte, wie ihr der Aufseher der Schnitter nachrühmte! Barmherzige Leute lassen wohl auch einmal „zwischen den Garben“ lesen, wie dies Boas der Rut erlaubte. Freilich mag es selten vorkommen, dass einer in seiner Freundlichkeit so weit geht wie Boas, welcher seinen Knaben ausdrücklich gebot, sie sollte auch von dem Haufen liegen lassen, damit es Rut auflese. (Rut 2,15.)

Ist die Ernte geschnitten, so wird dieselbe auf die Tenne gebracht. Die Tennen befinden sich meist auf großen, flachen Felsplatten, welche von einer kleinen Mauer umgeben sind. Dort werden die aufgelösten Garben in ziemlich hoher Schicht auf der Tenne ausgebreitet und dann gedroschen. Das geht aber etwas anders zu als im deutschen Vaterland. Hier schwingen Hans und Kunz und meist auch Grete den Dreschflegel durch die Luft und schlagen drauf los, als wollten sie alles kurz und klein hauen, was ihnen vor den Strich kommt. Und nachher sind sie so hungrig und durstig, dass ihr Appetit sprichwörtlich geworden ist. Bei uns im Morgenland geht es dabei viel gemütlicher zu. Einige Ochsen und Kühe werden den ganzen Tag hindurch über die ausgebreiteten Garben im Kreis herumgetrieben, bis alles kleingetreten ist.

Das Alte Testament hatte die freundliche Bestimmung, dass man dem Ochsen, der da drischt, das Maul nicht verbinden solle. (5 Mo 25,4.) Diese Regel beobachtet man auch heute noch. Die Tiere dürfen während ihrer Arbeit von der Ernte fressen, wenn sie Eigentum des Dreschers sind. Dem fremden, nur für die Arbeit gemieteten Vieh wird aber das Maul verbunden.

Während die Feldfrucht auf der Tenne liegt, bleibt der Eigentümer Tag und Nacht auf der Tenne. So auch Boas. Wer diese Vorsichtsmaßregel außer Acht ließe, würde wohl bald nichts mehr zu dreschen haben. Es ist nicht nur Diebstahl, vor dem man sich zu fürchten hat. Zuweilen ist es auch das Feuer, welches Feinde des Eigentümers nicht selten in seine Tenne legen. Als ich einmal kurz nach der Ernte bei Nacht von Betlehem nach Jerusalem ritt. sah ich plötzlich den östlichen Horizont jenseits des Toten Meeres erhellt. Eine blutrote Flamme, rasch wachsend, leuchtete herüber. Das Feuer war wohl acht bis zehn Meilen weit entfernt. Aber es schien, als brenne ein ganzer Berg, so wild und unheimlich loderte die Flamme. Später erfuhr ich, dass dort eine große, mit reicher Fruchtmenge angefüllte Tenne angesteckt worden sei.

Die Tennen sind schöne und hochgelegene Orte, über deren Platte der Wind hinfahren und die Spreu forttreiben kann. Eine solche Tenne war einst der herrliche Platz, auf dem sich später der mächtige Bau des Salomonischen Tempels erhob. Ehemals war es die Tenne Arafnas.

Sind die Halme und Ähren gehörig zertreten, so wird alles wieder auf einen Haufen gebracht und dann geworfelt. In Deutschland tut das jetzt die Dreschmaschine alles auf einmal. Im heiligen Land aber warten die Leute die Winde Gottes ab, die müssen ihnen helfen, den Weizen von der Spreu zu sondern. Wenn ein Wind weht, wirft man Weizen und Stroh (welches auch klein getreten ist) mit einer Schaufel in die Höhe. Dann fällt der schwere Weizen zur Erde, während der Wind die Spreu bis an das andere Ende der Tenne trägt. Also, sagt der erste Psalm, sind die Gottlosen wie Spreu, die der Wind verstreut, drum bleiben die Gottlosen nicht im Gericht. (Ps 1,4.) –

Ist diese Sichtung geschehen, so fegt man die Tenne und den Weizen trägt man heim in die Scheune. Den besseren Teil des Strohs, der ganz klein und fein geworden ist, nimmt man als Viehfutter mit, den geringeren Teil dagegen benutzt man zur Feuerung. Eine solche Sichtung durch den, welcher nach ihm kommen sollte, verkündigte Johannes der Täufer, als sich die Stadt Jerusalem und das ganze jüdische Land an den Ufern des Jordan um ihn gesammelt hatte. Er stellte ihn als einen Drescher dar, der Spreu und Weizen von einander scheidet: “ Er hat seine Worfschaufel in seiner Hand, er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln, aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer.“ (Mt 2,12.)

Der Weinstock

(Der Weinstock – aus dem Buch „Kennst du das Land?“ von Ludwig Schneller. Auszüge aus dem Kapitel „Land und Feld“. Man beachte, dass mit „heutzutage“ die Zeit zwischen 1884 und 89 gemeint ist.)

Auch der Weinstock wird in der heiligen Schrift oft genannt. Von Geburt ist er ein echtes Kind des Morgenlandes und nimmt seine feurige Glut in alle Zonen der Welt mit. Ohne Zweifel haben wir sein Heimatland dort zu suchen, wo schon die heilige Schrift in Noahs Geschichte den Weinbau zum erstenmal erwähnt. (1 Mo 9,20). Denn nur in den Ländern zwischen Ararat, Taurus und Kaukasus wächst noch heute die Weinrebe wild in üppigster Fülle und Pracht. An den Bäumen des Waldes windet sie sich empor. Mit ihren Ranken schwingt sie sich von Wipfel zu Wipfel, ein hellgrünes, sonniges Blätterdach bildend. Auch im Abendland pflückt man nicht alle Waldbeeren. Und so erntet man dort von den zahllosen Weintrauben nur so viel, als man eben Lust hat.

So üppig ist der Weinstock in Palästina nicht, wenn ich auch im Barada-Tal, nördlich von Damaskus, manche Rebe gesehen habe, welche wild wachsend an den höchsten Pappeln kühn emporkletterte, mit ihrem unteren Stamm manchem benachbarten jüngeren Pappelbaum gleichkommend. Heutzutage ist der Weinbau in Palästina nur noch der Schatten von dem, was er einst in Israels Blütezeiten war. Wie in manchem Land des Orients hat ihm auch hier der Muhammendanismus fast den Todesstoß versetzt. Die feurige berauschende Glut, welche in der leuchtenden Flüssigkeit des Weins heimlich ruht und besonders in dem südlichen Klima allzuleicht den Kopf beschwert, den Mann betört und der klaren Besonnenheit beraubt, erschien schon im Altertum manchem als etwas Unheimliches, Dämonisches.

Aus diesem Grund sollten die Gottgeweihten, wie die Nasiräer, Simson, Aaron und seine Söhne vor dem Dienst im Heiligtum, Johannes der Täufer usw. keinen Wein trinken. (3 Mo 10,9; 4 Mo 6,3; Lk 1,15). Auch die alten Ägypter hielten den Wein aus demselben Grund für eine Erfindung des bösen Geistes Typhon. Sie sollten daher nur den frisch ausgepressten süßen Saft der Traube trinken. Aus der Geschichte Josefs wird sich der geneigte Leser jenes Mundschenken erinnern, welcher bei der königlichen Tafel den Becher des Pharaos in der einen Hand hat und mit der anderen Hand die köstlichen Traubenbeeren in den Becher zerdrückt und so dem König den frisch den Beeren entströmenden jungen Wein kredenzt. (1 Mo 40,11). So verbot auch Muhammed seinen Gläubigen den Genuss gegorenen Weines und vernichtete dadurch die Blüte so manches gesegneten Weinlandes.

Die Israeliten waren frei von solchem Vorurteil. Bei ihnen war der edle Wein hochgeschätzt, und Psalmsänger und Propheten wissen viel Rühmliches und Herrliches von ihm zu sagen. „Der Wein“, sagt Jesus Sirach, „ist geschaffen, dass er Menschen fröhlich machen soll. Und was ist das Leben, da kein Wein ist!“ (Sir 31,33.34). „Der Wein erfreut des Menschen Herz“ rühmt an mancher Stelle das Alte Testament. (Ps 104,15; Pred 10,19; Sir 40,20). Und Jotam lässt in seiner berühmten Fabel den Weinstock sagen: „Soll ich meinen Most lassen, der Götter und Menschen fröhlich macht, und hingehen, dass ich über den Bäumen schwebe?“ (Ri 9,13).

Zwar warnt das Alte Testament oft genug vor dem Übermaß. „Sieh den Wein nicht an, dass er so rot ist!“ (Spr 23,31). Und es ruft sein Wehe über die Helden im Weinsaufen. (Jes 5,22). Aber im Gegensatz zu denen, welche auch in unserer Zeit selbst den mäßigen Genuss zur Sünde machen wollen, gibt es den freundlichen Rat: „Trink deinen Wein mit gutem Mut!“ (Pred 9,7). Oder: „Gebt den Wein den berübten Seelen, dass sie trinken und ihres Elends vergessen.“ (Spr 31,6.7).

Alles dies zeigt uns, dass Palästina mit seinen sonnigen Hügeln und heißen Tälern seit alters ein gesegnetes Weinland gewesen ist. Und der edle, feurige Wein, welchen die wiederbeginnende Weinkultur Palästinas in den verschiedenen Sorten hervorbringt, zeigt, dass das Land seine Fähigkeit in dieser Beziehung auch heute noch nicht verloren hat. Schon die Kundschafter Israels brachten vor drei Jahrtausenden jene köstliche Weintraube als einen Hauptzeugen der Fruchtbarkeit des Landes, „da Milch und Honig fließt“, ihren in der Wüste harrenden Volksgenossen aus der Gegend von Hebron mit. Und so kann man auch heute noch in jener Gegend gar manche Traube finden, welche gegen zwölf Pfund wiegt. (4 Mo 13,24).

Aber wie schön muss das Land Juda erst in seinen guten Zeiten ausgesehen haben! Auf dem Gebirge, z. B. in der Gegend von Betlehem, kann man große weit ausgedehnte Berge finden, die dem flüchtigen Wanderer nur als starre Felswildnis erscheinen. Aber bei näherem Zusehen sind sie von der Sohle bis zum Scheitel überall mit Trümmern ehemaliger sorgfältiger Terassen und in den Fels gehauenen Keltern bedeckt. Und auch die Namen, welche hierzulande die einzelnen Grundstücke der Markungen führen, deuten auf den früheren Weinreichtum. So heißen die meisten der als gänzliche Wildnis angekauften Ländereien des Syrischen Waisenhauses in Jerusalem im Volksmund „Kerm“. Das heißt Weinberg. Zum Beispiel Kerm es safuti usw. Wie denn auch die ganze Bergformation für den Weinbau wie geschaffen ist. Bildete doch der Weinstock neben dem Ölbaum den Hauptreichtum des Landes Juda. …

Aus der kleinen Rebe mag bei gutem Boden und sorgfältiger Behandlung ein baumdicker Stamm werden, durch welchen in einem Jahr der Saft von mehr als 1000 Trauben hindurchfließt, während seine Zweige einem weiten Hof Schatten spenden. Wahrscheinlich hat der Herr selbst, bevor er sein öffentliches Amt antrat, den Weinstock oft bearbeitet, beschnitten, gepflegt.

Das wunderbare Treiben und Quellen der Säfte, die durch seinen Stamm strömen, dieser überraschende Reichtum einer anfangs so unscheinbaren Pflanze, die sich in hunderte von entfernten Reben teilt, denen der Stamm bis in die entfernteste Ecke des Hofes Kraft und Saft und Süßigkeit sendet, während es andererseits für das Gedeihen der Reben die Hauptsache ist, dass gerade die in den Augen des Unerfahrenen schönsten Triebe Jahr für Jahr mit scharfer Hippe abgeschnitten werden – dies alles veranlasste auch den Herrn, dies Gewächs, und sonst keines, zum Sinnbild seiner Person zu machen. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben! Einen jeglichen Reben an mir, der nicht Frucht bringt, wird mein Vater, der Weingärtner, wegnehmen. Und einen jeglichen, der da Frucht bringt, wird er reinigen, dasss er mehr Frucht bringe.“ (Jo 15,1-2).

Auch an sein Haus in Dorf und Stadt liebte der Israelit einen Weinstock zu pflanzen. Und er zog ihn um das ganze Haus herum, dass er mit seinem Schatten und seiner Süßigkeit das Haus umfing. Bis oben auf das platte Dach rankten sich seine grünen Zweige. Und so war das ganze Haus, von allen Seiten mit köstlichen Trauben behangen, durch Reben und Ranken wie mit vielen Segens- und Liebesarmen innig umschlungen. Einen solchen Weinstock, der vielleicht seine eigenes Heim umrankte, hat jener Psalmsänger im Sinn, wenn er den Segen und die herzerquickende Liebe der Hausfrau in jenes sinnige Gleichnis kleidet. „Dein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock um dein Haus herum!“. (Wörtlich: „an den beiden Seiten deines Hauses“ Ps 128,3).

Das Gesetz im Neuen Testament

Das Gesetz im Neuen Testament- wird es noch erfüllt oder wurde es gar abgeschafft? Die Beantwortung dieser Frage ist nicht so einfach. Eine diffizile Fragestellung erfordert eine differenzierte Antwort. Gemeint ist natürlich das Gesetz Moses, das Gesetz, das Gott am Berg Sinai durch Mose gegeben hat. Insofern ist es keine menschliche, sondern eine göttliche Größe. Und entsprechend ernsthaft muss man damit umgehen.

Unbrauchbar ist das Gesetz auf jeden Fall in dem Sinne, dass man sich mit dem Einhalten des Gesetzes irgendwie vor Gott Anerkennung oder Verdienste erarbeiten könnte. In diesem Sinne war es aber nie gemeint, kann also auch nicht „abgeschafft“ worden sein. Vor Gott kann keiner irgendetwas vorweisen oder auf etwas pochen. Das Einhalten des Gesetzes wäre das Normale, das Übertreten des Gesetzes ist Sünde. Und eingehalten hat es keiner – bis Jesus.

Das war ja der Vorwurf von Jesus an die vermeintlich „gesetzestreuen“ Pharisäer, dass sie in Wahrheit das Gesetz gar nicht einhalten, sondern nur so tun, als ob – Mk 7,8: „Ihr verlasst das Gebot Gottes und haltet die Tradition der Menschen.“ (Die „Bibeltreuen“ vertragen es ja auch heute noch nicht, wenn man ihnen nachweist, dass sie nicht bibeltreu sind.) Nach Jesus bleibt das Gesetz im Neuen Testament in voller Geltung, ja, es kommt erst zur vollen Geltung.

Und als der Verdacht aufkam, er würde mit seiner Lehre selbst das Gesetz auflösen, sagte er – Mt 5,17: „Glaubt nicht, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen! Ich bin nicht gekommen, um es aufzulösen, sondern um es zu erfüllen.“ Wie erfüllt Jesus nun das Gesetz?

Zum ersten war er sicherlich derjenige, der erstmals sein ganzes Leben lang das Gesetz in diesem Sinne eingehalten hat – er war ohne Sünde.

Zum zweiten war er das sündlose Opferlamm, das ein für allemal für die Sünden dargebracht wurde. Damit war der ganze kultische Teil des Gesetzes mit den ganzen Regelungen betreffend heiliges Zelt, Tempel, Priester, Altar, Opfer etc. komplett erledigt – weil erfüllt. Diese Erfüllung durch Jesus, den neuen ewigen Obersten Priester, der sich selbst zum Opfer gebracht hat, ist im Hebräerbrief eindrücklich geschildert.

Zum dritten erfüllt Jesus das Gesetz im Neuen Testament mit der Gabe des heiligen Geistes an alle seine Jünger. Durch den Geist wird die Liebe Gottes ausgegossen in ihre Herzen, und die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes. Das Gesetz wird in ihre Herzen geschrieben, und sie erfüllen es gerne. Denn den Willen Gottes zu tun, ist ihr oberstes Ziel.

Nun müssen wir noch beachten, dass zwischen den Geboten des Alten Testaments und ihrer Erfüllung im Neuen Testament auch ein qualitativer Unterschied besteht. Paulus nennt die alten Vorschriften an einer Stelle mit diesem Bild – Kol 2,17: „Diese Dinge sind ein Schatten dessen, was kommen sollte“. Das Neue, das mit Jesus kam, hatte also seine „Schatten“ vorausgeworfen. Aber nun sind wir ins helle Licht getreten, und da sieht nun manches anders aus. Das Gesetz im Neuen Testament steht da also unter dem Gesichtspunkt der Erfüllung. Ich möchte es an drei Beispielen deutlich machen:

Der Zehnte: Im Alten Testament war geboten, von allen Einkünften den zehnten Teil an Gott abzugeben zur Versorgung der Priesterschaft und des Heiligtums. Im Neuen Testament gehört das ganze Leben Gott, also auch der ganze Besitz. Wir können aber von etwas, das schon zu 100% Gott gehört, nicht noch 10% an ihn abgeben. Wir sind von Besitzern zu Verwaltern geworden und gehen unter der Leitung des Heiligen Geistes verantwortungvoll in Freiheit mit Gottes Besitz um, wozu natürlich auch das Geben gehört.

Die Reinheit: Im Gesetz Moses gibt es viele Bestimmungen, die die Berührung mit Unreinheit von außen her vermeiden sollen. Z. B. durfte man bestimmte Tiere nicht essen oder nichts Totes berühren. Und wenn man’s tat oder tun musste, folgten aufwendige Rituale, um wieder rein zu werden. Bei den Jüngern von Jesus dagegen wird durch sein vergossenes Blut und durch die Kraft des Heiligen Geistes das Innere des Menschen, sein Herz, gereinigt. Nun hat die Sünde dort keinen Platz mehr. Diese Reinheit im Inneren kann von außen her nicht mehr verunreinigt werden. Paulus sagt – Tit 1,15: „Für die Reinen ist alles rein.“ Die Speisegebote und Reinigungsrituale sind überflüssig geworden.

Der Ruhetag: Seit Gott nach den sechs Tagen der Schöpfung am siebten Tag geruht hat, gibt es den Ruhetag am siebten Tag der Woche. Der ist so auch im Gesetz Moses verbindlich vorgeschrieben. Dieser Tag, der auf hebräisch „schabbát“ heißt, ist über das Griechische als „Sabbat“ zu uns gekommen. Das ist der Wochentag, der Gott gehört. Sein Kennzeichen ist „Ruhe“, weshalb ich ihn auf Deutsch mit „Ruhetag“ übersetze.

Nun hat aber mit Jesus eine neue Zeit begonnen. In ihr gehört nun der ganze Mensch Gott, also auch seine ganze Zeit. Alle sieben Tage der Woche sind Gottes Tage. Die Kunst des Glaubens besteht nun darin, die ganze Zeit in der Ruhe Gottes zu leben. Ein großes Geschenk! Unter der Leitung des heiligen Geistes herrscht nun im Frieden Gottes die volle Freiheit über die ganze Zeit. Natürlich darf man den siebten Tag auch noch als Ruhetag einhalten, wenn man will, es wird einem sicherlich guttun. Paulus beschreibt es so – Röm 14,5: „Der eine beurteilt einen Tag höher als einen (anderen) Tag, der andere beurteilt jeden Tag (gleich). Jeder soll im eigenen Verständnis ganz überzeugt sein.“ Der biblische Ruhetag, wenn man ihn einhalten will, liegt auf dem Samstag. Der „christliche“ Sonntag dagegen ist eine rein menschliche Erfindung, die nichts mit Gott zu tun hat.

Willkommen auf meinem Blog

Der Autor (Informationen zum AutorImpressumHinweise)

Die Herrnhuter Tageslosung zum 23. April in eigener Übersetzung unter Berücksichtigung des griechischen Alten Testaments:

Abram war 99 Jahre alt. Und der Herr erschien Abram und sagte ihm: „Ich bin der gewaltige Gott. Geh deinen Weg vor mir und sei tadellos!“ (1 Mo 17,1)

Dazu der neutestamentliche Lehrtext (Übersetzung: Jesus der Messias):

Dann sagte er zu Thomas: „Bring deinen Finger hierher und sieh dir meine Arme an, bring deine Hand und stecke sie in meine Hüfte, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ (Jo 20,27)

Aktuelles (sämtliche Artikel s. u.):

Ergänzt am 23. 4. 25: Kernsätze zum Nachdenken

Neu am 22. 4. 25 : Papst

Neu am 17. 4. 25: Die Konfirmation (Sören Kierkegaard)

(Zur Abwehr von Spam-Kommentaren ist die Kommentarfunktion unter den Beiträgen gesperrt. Rückmeldungen, Rückfragen und Kommentare bitte per eMail an: uwoessner@web.de)

Meine Bücher:

Das Neue Testament in möglichst wörtlicher und verständlicher Übersetzung, leicht lesbar und authentisch. Man kann „Jesus der Messias“ um 25 € beim Verlag GloryWorld-Medien bestellen (versandkostenfrei) oder im Buchhandel. Als E-Book kostet es 17,49 €. Und hier ist eine Leseprobe.

Das Buch über das Wesen der neutestamentlichen Gemeinde im Gegensatz zu den bekannten Formen des kirchlich/freikirchlichen Traditionschristentums. Um 12,50 € kann man es beim Herausgeber GloryWorld Medien bekommen (versandkostenfrei), ebenso überall im Buchhandel. Als E-Book ist es um 8,99 € erhältlich. Und hier ist die Leseprobe.

Beiträge zum Neuen Testament:

Bücher und Autoren

MatthäusMarkusLukasJohannesEine EvangelienharmonieDie ApostelgeschichteJakobusPaulusWer hat die Briefe geschrieben?GefangenschaftsbriefePetrusbriefe und JudasbriefDer HebräerbriefDie Offenbarung

Zeitgeschichte und Hintergründe

Wann ist Jesus geboren?Der Stern von BetlehemDer MessiasDer Name JesusJesus von NazaretDer Psalm 2Die Datierung der EreignisseDie TageszeitenDer Ablauf der PassionswocheAuferstehung „nach drei Tagen“Sprachen im Neuen TestamentDer griechische AoristFlavius JosephusDie EssenerDer Oberste PriesterSchriftgelehrteJüngerWer ist Rufus?Philippus der BotschafterWer kennt Julius?Zitate im griechischen Text

Bibelstellen

Fischer vom See Genezaret (Mt 4,18-22 / Joh 1,35-81) — Der Ruheplatz für die Seele (Mt 11,29) — Die Sünde gegen den Heiligen Geist (Mt 12,31-32 / Mk 3,28-29) — Wer bei Jesus ein Theologe ist (Mt 13,52) — Ekklesia (Mt 16,16) — In Ewigkeit kein Tod (Mt 16,28 / Joh 8,51-52) — Die königliche Hochzeit (Mt 22,1-14) — Der Zehnte von Küchenkräutern? (Mt 23,23 / Lk. 11,42) — Das laute Hornsignal (Mt 24,30+31) — Das Ende der Welt (Mt 25,31-46) Judas – erhängt oder gestürzt? (Mt 27,5 / Apg 1,18) — Frauen bei Lukas (Lk 8,1-3) — Vater und Mutter hassen (Lk 14,26) — Nicht aus „Blut“ geboren (Joh 1,13) — Die Hochzeit in Kana (Jo 2,1-12) — Die neue Geburt (Joh 3,3+5) — Die Welt retten (Jo 3,16) — Beten im Namen von Jesus (Joh 16, 23-27) — Verschleierung der Frauen? (1 Ko 11,3-16) — Ehelosigkeit (1 Kor 7) — Das letzte Hornsignal (1 Kor 15,51+52) — Die Frucht des Geistes (Gal 5,22) — Der Fluch der Ehe (Eph 5,21-33) — Der Herr (Phil 2,9-11) — Das Hornsignal Gottes (1 Thess 4,15-17) — Gerettet durch Kindergebären? (1 Tim 2,8-15) — Was blieb bei Karpos zurück (2 Tim 4,3) — Titus 2: ältere und jüngere Frauen (Tit 2,2-5) — Abfall von Gott (Heb 6,4-6) — Der Antichrist (1 Jo 2,18) — Sünde zum Tod (1 Jo 5,16)

Themen und Stichworte

Alles eine Frage der AuslegungÄlteste oder ÄltereApostelAuch Frauen sind „Brüder“Aus Gott geborenBischofBußeChristus oder MessiasDas Gesetz im Neuen TestamentDas Haus GottesDas KreuzDer AntichristDer BundDer Geist GottesDer griechische AoristDer HerrDer Name JesusDer MessiasDer SackDer SatanDiakonDie Ankündigung des GeistesDie EndzeitDie KopftuchfrageDie neue GeburtDie neuen SprachenDie PredigtDie Welt rettenDie Wut GottesEhelosigkeitEkklesiaErbauung oder AufbauErste und zweite AuferstehungErwachsen werdenEvangeliumFleischFrei von SündeGeistlicheGemeindeGemeinde und WeltGerettet sein – gerettet werdenGleichheit in der GemeindeGottesdienstHeiligen Geist bekommenHeiligen Geist habenIm GeistIsraelJüngerKircheLehrerMariaPapstPastorProphetische SymbolspracheProphetische UnschärfeReinigung von der SündeSexualitätSklaven GottesSterben und NeugeburtSünde, die nicht vegeben wirdSünde und TodTaufenTotenweltUnzuchtWas ist GeistWas macht Menschen unrein?WeihnachtenZahlensymbolikZion

Die Offenbarung

Die OffenbarungWann hat Johannes geschrieben?Prophetische Symbolsprache (1,12-20) — Die Engel der Gemeinden (1,20) — Die Nikolaiten (2,6 / 2,15)— Die 24 Ältesten (4,4) — Das Buch mit sieben Siegeln (5,1-9) — Die apokalyptischen Reiter (6,1-8) — Die Seelen am Altar (6,9-11) — Das sechste Siegel (6,12-7,17) — Die Endzeit (6,1-7,14) — Israel (7,1-8) — Die sieben Posaunen (8,2-11,14) — Das fünfte Hornsignal (9,1-12) — Das sechste Hornsignal (9,7-11,14) — 1000 Jahre keine Zeit (10,5-7 / 20,1-6) — Das zerteilte Heiligtum (11,1-2) — Die zwei Zeugen (11,3-13) — Der Sack (11,3) — Prophetische Unschärfe (4,6-8 / 11,4) — Was kommt aus dem Mund? (11,5 / 19,15-21) — Die Vollmacht der Zeugen (11,6) — Die besiegten Zeugen (11,7-10) — Die Frau und der Drache (12,1-18) — Das Tier aus der Unterwelt (13,1-10)— Das andere Tier (13,11-17) — Die Zahl des Tieres (13,17-18) — Die 144.000 auf dem Berg Zion (7,1-8 / 14,1-5) — Die zwei Ernten (14,14-20) — Die Wut Gottes (14,10 / 14,19 / 15,1) — Sieben Schalen der Wut Gottes (15,1-16,21) — Babylon die Große (17,1-18) — Gefallen ist Babylon (18,1-19,4) — Die Hochzeit des Lammes (19,5-9) — Der Messias kommt (19,11-21) — 1000 Jahre keine Zeit (10,5-7 / 20,1-6) — Erste und zweite Auferstehung (20,4-6 / 20,11-15) — Das Ende der Welt (21,7-22,8)

Zum Alten Testament:

Der Schöpfungsbericht (1 Mo 1,1-2,4) — Der „zweite“ Schöpfungsbericht (1 Mo 2,5-25) — Der Sündenfall (1 Mo 3,1-24) — Der Fluch der Ehe (1 Mo 3,16 / 4,7) — Die Opferung Isaaks (1 Mo 22,1-19) — Die zehn Gebote (2 Mo 20 / 5 Mo 5) — Psalm 1Psalm 2Psalm 16SprücheDas Lied des Amos

Zu und von Sören Kierkegaard:

Sören Kierkegaard (1813-1855)Sentenzen von KierkegaardBequemlichkeitDas Gebot des KönigsDas GerichtDas religiöse BedürfnisDas Verhältnis zum WahrenDer Abfall vom ChristentumDer DichterDer Kutscher des KönigsDie in langen Kleidern gehenDie KonfirmationDie Möglichkeit des ÄrgernissesDrei Formen von ÄrgernisEine Schwierigkeit an dem Neuen TestamentEine VereidigungEntweder-OderGott ist leicht zu betrügenIndifferentismusKurze BemerkungenKurz und spitzLobrede auf das MenschengeschlechtMenschenfischereiSie verteidigten das ChristentumSchweigenSind „wir“ wirklich Christen …Staat – ChristentumVom Interesse an meiner SacheVom Verstehen zum HandelnWahre Christen – viele ChristenWas ist das Ethische?Was man so einen Christen nenntWem die Verheißungen geltenWerde ein Schwätzer

„Kennst du das Land?“ – von Ludwig Schneller

Kennst du das Land?Josefs HeimatDie HerbergssucheDas Haus in NazaretDer BaumeisterAuf der BaustelleJahreszeitenWasserLand und FeldDer FeigenbaumDer OlivenbaumDer WeinstockWo Milch und Honig fließtDer WeinbergFeldbauDie ErnteSpeisenGesangMusikinstrumenteLiederHeiratVerlobungHochzeitHochzeitsmahlVögelWüsteJesus als WandererÜbernachtenGleichnisseSchwören

Zitate

HilariusAltdeutsche SpruchweisheitZinzendorfMartin LutherMatthias ClaudiusKurt MartiKatharina StotzKernsätze zum Nachdenken

Interessante Links:

Baobab Initiative

Deutsche humanitäre Hilfe Nagold

Opportunity International

Studiengemeinschaft Wort und Wissen

Wycliff Bibelübersetzer

Die zehn Gebote

Die zehn Gebote kommen im Alten Testament zweimal vor, nämlich in 2 Mo 20, wo Gott die Worte vom Berg herab direkt zum Volk Israel spricht, und in 5 Mo 5, wo Mose sie vor dem Einzug ins Land Kanaan dem Volk noch einmal wiederholt.

Wenn ich beim Übersetzen der alttestamentlichen Texte auch die griechische Übersetzung mitlese, dann habe ich vier Versionen davon, zwei hebräische und zwei griechische. Und hier fällt auf, dass die Reihenfolge von drei der zehn Gebote in den Versionen verschieden ist. Und auch an anderen Stellen der Bibel werden diese Gebote in unterschiedlicher Reihenfolge aufgezählt. Es handelt sich um die Gebote (nach biblischer Zählung) 6 – 8, ich zitiere hier die Versionen:

2 Mo 20 hebräisch:

Du sollst nicht morden! Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht stehlen!

2 Mo 20 griechisch:

Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht morden!

5 Mo 5 hebräisch:

Du sollst nicht morden! Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht stehlen!

5 Mo 5 griechisch:

Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht morden! Du sollst nicht stehlen!

Wir sehen: Die zwei hebräischen Versionen sind gleich, und die griechischen Versionen stimmen darin überein, dass das Verbot des Ehebruchs zuerst kommt. Und ich erinnere daran, dass von der Textüberlieferung her die griechischen Texte die älteren sind. Die griechischen Übersetzer haben also zu ihrer Zeit „Du sollst nicht die Ehe brechen!“ als 6. Gebot vorgefunden.

Das passt zusammen mit der Darstellung, die ich von meinem damaligen Professor für Altes Testament Hartmut Gese gelernt habe. Der Kern seiner Aussage besteht nämlich darin, dass sich das Gebot „Du sollst nicht stehlen!“ ursprünglich auf den Menschen bezog. Du sollst nicht (Menschen) stehlen, also nicht rauben, entführen, versklaven, etc.. Es bezieht sich auf alles, was auch heute noch als Menschenhandel und Freiheitsberaubung strafbar ist.

Und damit ergibt es eine sehr sinnvolle Reihenfolge. Die zehn Gebote lassen sich dann einteilen in fünf Gebotspaare, die sich jeweils auf ein gemeinsames Thema beziehen. Ich zitiere die Gebote in Kurzform:

1. Gebotspaar – es geht um Gott an sich

a) Es soll für dich keine anderen Götter geben gegen mich!

b) Du sollst dir kein Gottesbild machen!

2. Gebotspaar – es geht um die Beziehung zu Gott:

a) Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht für Nichtiges verwenden!

b) Bewahre den Tag der Ruhe, dass du ihn heilig hältst!

3. Gebotspaar – es geht um die dem Menschen übergeordnete Gruppe, die Familie:

a) Ehre deinen Vater und deine Mutter!

b) Du sollst nicht die Ehe brechen!

4. Gebotspaar – es geht um den Menschen an sich, sein Leben und seine Freiheit:

a) Du sollst nicht morden!

b) Du sollst nicht stehlen!

5. Gebotspaar – es geht um den Mitmenschen, sein Recht und seinen Besitz:

a) Du sollst nicht als falscher Zeuge aussagen gegen deinen Mitmenschen!

b) Du sollst nicht gierig sein nach der Frau deines Mitmenschen, du sollst nicht gierig sein nach dem Haus deines Mitmenschen, seinem Feld, seinem Knecht, seiner Magd, seinem Rind, seinem Esel und allem, was deinem Mitmenschen gehört!”

Wir sehen hier eine Lebensordnung, die vom Schöpfer des Universums bis zum Esel im Stall des Nachbarn alle Lebensbereiche umfasst, regelt und schützt. Und ich denke, dass die Weisheit, die diese zehn Worte hervorgebracht hat, nicht menschlichen Ursprungs ist. Das hätte auch der Weiseste so nicht hingekriegt …

Matthäus

Matthäus ist einer der „zwölf“ Jünger von Jesus, also ein Augenzeuge für den genzen Weg, den er mit Jesus gegangen ist. In seinem Bericht darüber, seinem „Evangelium„, zeigt er ein paar Eigenheiten, die sich von den anderen drei Evangelien abheben:

Wenn man die Stücke vergleicht, die Matthäus mit Markus und Lukas gemeinsam hat, dann sind sie bei Matthäus in der Regel am kürzesten. Man könnte also sagen, er liebt es eher kurz und bündig.

Die Lehre von Jesus hat er konzentriert in fünf großen Reden von Jesus zusammengestellt:

Grundsatzrede auf dem Berg (Mt. 5-7)

Aussendungsrede (Mt. 10)

Reich-Gottes-Vergleiche (Mt. 13)

Gemeinderegeln (Mt. 18)

Endzeitrede (Mt. 24-25)

Matthäus ist es wichtig, den Bezug zum Alten Testament herzustellen. Die Formulierung; „Damit wurde erfüllt, was (z. B. der Prophet Jesaja) gesagt hatte“ leitet bei ihm häufig ein Zitat aus dem AT ein.

Und er sagt statt „Königreich Gottes“ lieber „Königreich der Himmel“. Damit schließt er sich der jüdischen Sitte an, die Erwähnung des heiligen Gottes zu vermeiden und lieber zu umschreiben.

Aus diesem Wertlegen auf die Erfüllung des Alten Testaments und der jüdischen Umschreibung Gottes darf man schließen, dass Matthäus sein Evangelium mit Blick auf Gemeinden mit jüdischem Ursprung geschrieben hat, wie es im Land Israel viele gab.

Sich selbst stellt er nebenbei in Mt 9,9 vor. „Und als Jesus von dort weiterging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen – der Matthäus genannt wird – und er sagte ihm: ‚Folge mir!‘. Und der stand auf und folgte ihm.“ In den Parallelstellen bei Markus und Lukas heißt dieser Zöllner „Levi“ bzw. „Levi, der Sohn von Alfäus“. Das war wohl sein ursprünglicher Name, aber er selbst legt offensichtlich Wert auf seinen Beinamen „Matthäus“.

Es gibt eine bekannte Parallele dazu: Simon, der Sohn von Johannes, – der Petrus genannt wird -. Den neuen Namen „Petrus“ hat Jesus Simon gegeben. Wahrscheinlich hat Jesus also auch dem Levi einen neuen Namen gegeben. Alle Aufzählungen der zwölf Jünger im Neuen Testament nennen ihn dann immer nur noch mit diesem Namen „Matthäus“.

Der Name ist hebräisch und heißt ursprünglich „Mattatjahu“. Man kürzte ihn dann ab, zunächst zu „Mattitja“ und später zu „Mattai“. Der Grieche hängte noch seine Endung dran und sagte „Matthaios“. Zu uns kam er dann über die lateinische Bibel als „Matthäus“.

Der Name bedeutet „Geschenk des HERRN“. Wie treffend für einen Steuereinnehmer, den die damaligen Frommen als einen Ausgestoßenen betrachteten, der in der Nachfolge von Jesus ein neues Leben, einen neuen Namen, eine neue Identität bekam!