(Vom Verstehen zum Handeln – eine Darlegung von Sören Kierkegaard)

Das genaue, deutliche, entscheidende, leidenschaftliche Verstehen ist von großer Wichtigkeit; denn es macht zum Handeln bereit. Doch sind die Menschen in dieser Beziehung sehr verschieden, fast wie die Vögel in der Geschwindigkeit des Auffliegens. Manche lassen leicht und im Augenblick den Zweig los, auf dem sie sitzen, und steigen im Flug stolz, kühn, himmelwärts. Andere (die schwerfälligeren, trägeren, z. B. die Krähen) machen erst ein langes Hin und Her, wenn das Fliegen losgehen soll. Sie lassen mit dem einen Fuß den Zweig los, greifen aber gleich wieder danach, und es kommt nicht zum Flug. Dann arbeiten sie mit den Flügeln, halten sich mit den Füßen aber immer noch fest. Sie lassen also den Zweig nicht los, sondern hängen wie ein Klumpen an ihm, bis es ihnen endlich gelingt, soviel Fahrt zu gewinnen, dass eine Art Flug entsteht.

So geht es auf mancherlei Weise bei den Menschen, wenn es darauf ankommt, vom Verstehen in die Fahrt der Handlung überzugehen. Ein scharfsinniger Psychologe hätte sein ganzes Leben lang zu tun, wenn er aufgrund der Beobachtung die abnormen Bewegungen genau beschreiben sollte, die hier gemacht werden. Denn das Leben der meisten Menschen ist und bleibt doch nur ein fingierter Ausfall aus dem bloß sinnlichen Dasein. Einige bringen es zum richtigen Verständnis dessen, was sie tun sollten – und dort biegen sie ab.