Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Schlagwort: Wiederkunft

Die zwei Ernten

Die zwei Ernten sind in der Offenbarung in Kap 14,14-20 nachzulesen.

Nach der Darstellung des Antichristentums in Gestalt der Tiere in Kap. 13 und der christlichen Gemeinde in Gestalt der Hundertvierundvierzigtausend in Kap. 14 läuft es jetzt auf das Ende zu. Die zwei Ernten schildern ein doppeltes Ende.

Doch zuvor kommen noch drei Botschaften von Engeln und zwei Hinweise an die Heiligen. Die Botschaften der Engel beinhalten eine Aufforderung und zwei Warnungen.

Drei Botschaften von Engel

Der erste Engel sagt: „Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre, denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen! Betet den an, der den Himmel, die Erde, das Meer und die Wasserquellen gemacht hat!“

Gott zu fürchten und ihm die Ehre zu geben, ist im Grunde die Umschreibung einer Bekehrung. Angesichts des bevorstehenden Gerichts gibt es noch eine letzte Chance. Bis dahin ist die Tür noch offen.

Der zweite Engel sagt: „Gefallen, gefallen ist Babylon, die große, die vom Wein ihrer wütenden Unzucht alle Völker getränkt hat!“

Babylon, das im 17. und 18. Kapitel noch ausführlich behandelt wird, fällt anscheinend schon vor dem Ende. Die Nichtigkeit des antichristlichen Systems wird offensichtlich. Die im Gegensatz zur Braut des Lammes stehende Hure ist entlarvt. Es gibt keinen Grund mehr, sich von ihr festhalten oder irreführen zu lassen.

Der dritte Engel sagt: „Wenn jemand das wilde Tier und sein Bild anbetet und (sein) Kennzeichen annimmt an seine Stirn oder an seine rechte Hand, dann wird er auch zu trinken bekommen vom Wein der Wut Gottes, der pur eingeschenkt ist im Becher seines Zornes. Er wird gequält werden in Feuer und Schwefel vor heiligen Engeln und vor dem Lamm, der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit, und sie haben keinen Ruheplatz bei Tag und Nacht, die das wilde Tier und sein Bild anbeten, und wenn jemand das Kennzeichen seines Namens annimmt.“

Das ewige Feuer als Darstellung der Hölle macht die Ernsthaftigkeit dessen deutlich, worum es hier geht. Noch kann man sich vom Antichristentum abkehren und durch das Blut von Jesus völlige Reinigung davon erhalten, als ob man dort nie dabei gewesen wäre. Aber wer jetzt dabei bleibt, trägt ewige Konsequenzen.

Zwei Hinweise an die Gemeinde

Angesichts dieser letzten Ernsthaftigkeit sagt der Vers 12 dann noch einmal, worin die Rettung der Heiligen liegt. Sie liegt in der Ausdauer, die durchhält bis zum Ende. So hatte es Jesus auch zu seinen irdischen Lebzeiten gesagt – Mt 10,22: „Wer aber durchhält bis zum Ende, der wird gerettet werden.“

Und die Christen, die sozusagen vorzeitig im Herrn sterben, haben es laut Vers 13 schon geschafft. Sie sind nach dem Kampf und den Mühen ihres Lebens in der Nachfolge des Herrn in seine Ruhe eingegangen. Und alles, was sie für ihn getan und erlitten haben, ist mit ihnen da.

Die zwei Ernten

Doch nun kommen die zwei Ernten. Der, der wie ein Menschensohn mit einer goldenen Krone auf dem Kopf und einer scharfen Sichel in der Hand auf einer Wolke sitzt, ist sicherlich Jesus. Er wird hier auch nicht wie alle anderen darum herum als „Engel“ bezeichnet. Als den „Menschensohn“ hat er sich schon zu seinen irdischen Lebzeiten identifiziert. Er ist der König der Könige (Krone) und der Herr der Ernte (Sichel), und er kommt in den Wolken.

Nur der Befehl zur Ernte kommt aus dem himmlischen Tempelhaus, also von Gott selbst, denn: „Über jenen Tag oder die Stunde weiß aber niemand etwas, auch nicht die Engel in den Himmeln, auch nicht der Sohn, nur der Vater allein.“ (Mt 24,26). Und in 1 Thess 4,16 spricht auch Paulus davon, dass Jesus „beim Befehl“ kommen wird.

Was der Sämann gesät hat, ist gewachsen und gereift und wird jetzt geerntet. In diesem Bild wird das Einsammeln derer, die zu Jesus gehören, beschrieben. Es besteht in der Auferstehung der bereits Verstorbenen, gefolgt von der Entrückung der noch Lebenden ihm entgegen in den Wolken.

Eine zweite „Ernte“

Etwas unerwartet und ein Gegenbild dazu ist die zweite Ernte, im Bild einer Weinernte. Mit ihr wird „nur“ ein Engel beauftragt. Das Blut, das nach dem Lesen der Trauben aus der Weinkelter Gottes kommt, erweist sie als eine Ernte des Gerichts. Und die Menge des Blutes zeigt, dass es ein gewaltiges Gericht Gottes ist, das hier stattfindet.

Offensichlich ist nicht nur das Gute, das der Herr gesät hat, reif geworden. Auch das Böse, das der Feind gesät hat, ist ausgereift und wird nun geerntet, sprich: gerichtet. Lange Zeit hatte Gott Geduld und ließ die Geschichte laufen, bis die Zahl der Geretteten voll war. Doch nach der Ernte der Getreuen und Heiligen ist dann auch die Zeit reif für das Gericht. Gottes Geduld ist zuende …

Die zwei Zeugen

Die zwei Zeugen Gottes treten auf in Offenbarung 11 unter den Ereignissen, die auf das Signal des sechsten Signalhorns folgen. Wie viel wurde schon gerätselt, wer diese zwei Zeugen wohl sein könnten. Angefangen von alttestamentlichen Gestalten wie Mose und Elija ist es über neutestamentliche wie Petrus und Paulus bis dahin gegangen, dass etliche fromme Brüder sich auch schon selbst für einen dieser zwei Zeugen gehalten haben.

Auf die richtige Spur kommen wir aber, wenn wir wieder auf den Zusammenhang achten. Da ist zum einen der Zeitraum. Wenn das siebte Hornsignal das Zeichen des Endes ist, dürfen wir annehmen, dass auch die sieben Hornsignale – wie zuvor die Öffnung der sieben Siegel – den Zeitraum der Endzeit umfassen, von den ersten Christen bis zur Wiederkunft des Herrn.

Und dann ist da auch noch die Zeitangabe. In der Offenbarung taucht sie öfters auf, als dreieinhalb Jahre, 42 Monate oder 1260 Tage, das ist immer der gleiche Zeitraum. Im Propheten Daniel stehen die dreieinhalb Jahre schon für die antichristliche Zeit, und so umfassen sie auch in der Offenbarung die letzte Zeit, die schon in der ersten Christengeneration begonnen hat. Wir sollten also versuchen, die zwei Zeugen als etwas zu verstehen, das diesen Zeitraum umfasst.

Was für Zeugen?

Wenn wir zunächst einmal die „zwei“ weglassen, dann sehen wir unter dem Stichwort „Zeugen“ eine wohlbekannte neutestamentliche Erscheinung. Das sind die Jünger des Herrn, die beauftragt sind, seine Zeugen zu sein, bis ans Ende der Erde. Wir haben dann auch hier wieder ein Bild der Gemeinde vor uns.

Mit folgenden Zügen werden sie hier charakterisiert: Sie sind Zeugen Gottes. Niemand kann ihnen schaden. Sie sprechen prophetisch. Sie haben Kraft und Vollmacht. Andererseits werden sie von der antichristlichen Macht bekriegt, verfolgt und getötet. Die Menschen sind froh, ihre Botschaft nicht mehr hören zu müssen. Am Ende werden sie durch den Geist Gottes auferweckt und entrückt in den Himmel. Wenn das nicht die neutestamentlichen Aussagen über die Gemeinde sind …

Warum zwei?

Nun kommt noch die Frage, warum es „zwei“ Zeugen sind. Natürlich schwingt hier die biblische Bestimmung mit, dass jede Zeugenaussage von mindestens zwei Zeugen bestätigt sein muss. Aber die zwei Zeugen haben wir ja im Neuen Testament. Die Gemeinde besteht aus zwei Teilen, den Gläubigen aus den Juden und den Gläubigen aus den Nichtjuden. Diese zwei bezeugen der Welt das Wort Gottes.

Am Anfang von Offenbarung 8 erscheint am Beginn der Hornsignale die Gemeinde auch schon einmal, und zwar in Gestalt ihrer Gebete, die mit den Weihrauchopfern vom goldenen Altar vor dem Thron Gottes aufsteigen. Und am Ende der Hornsignale wird sie mit dem Bild der Zeugen Gottes beschrieben.

Und da ist wieder diese doppelte Existenz der Christen: Im Gebet vor Gott und als Zeugen in der Welt. So werden die Gemeinden ja auch schon am Anfang der Offenbarung dargestellt in den Bildern der Leuchter und der Sterne. Und wir bemerken, dass sich mit dieser Sichtweise innerhalb der Offenbarung und im ganzen Neuen Testament alles wunderbar zusammenfügt zu der einen klaren und verständlichen Botschaft.

Die Endzeit

Die Endzeit ist ein Thema, das viele Christen schon viel bewegt hat. Dabei schaut man aber leider allzuoft noch in die Zukunft, ohne zu beachten, dass die Endzeit längst begonnen hat.

Die Endzeit ist schon da

Am Pfingsttag erklärt Petrus das Geschehen mit Bezug auf eine Prophetie von Joel – Apg 2,17: „Es ist vielmehr das, was durch den Propheten Joel gesagt ist: ‚Es wird sein‘ in den letzten Tagen, sagt Gott, ‚da werde ich ausgießen von meinem Geist auf alle Menschen … . Die „letzten Tage“ hatten also damals begonnen. Eines ihrer Kennzeichen ist das Ausgießen des Heiligen Geistes durch Gott. Und der Geist wird ja weiterhin ausgegossen, jedesmal wenn ein Mensch wiedergeboren wird, bis der Herr kommt.

Auch Paulus sagt es

Auch Paulus spricht von den „letzten Tagen“, die bereits angebrochen sind – 2 Tim 3,1+2: „Das musst du wissen, dass in den letzten Tagen schwierige Zeiten sein werden. Denn (so) werden die Menschen sein: egoistisch, geldgierig, Angeber, überheblich, Lästerer, Eltern widerstrebend, undankbar, würdelos, …“. Die einen erfüllt der Herr mit Heiligem Geist, die anderen offenbaren ihr sündiges Wesen. Auch das wird so weitergehen, bis der Herr kommt.

Und im 1. Korintherbrief sagt er mit Blick auf jene sündige Generation, die nach dem Auszug aus Ägypten in der Wüste sterben musste – 1 Kor 10,11: „Diese Dinge geschahen beispielhaft an jenen, geschrieben wurden sie aber zur Warnung für uns, zu denen das Ende der Zeiten gekommen ist.“ Das Ende der Zeiten könnte man auch mit „Ziel der Äonen“ übersetzen. Das Ziel der Geschichte Gottes ist also die jetzige Zeit, in der er sein Königreich in Gestalt der Gemeinde aufbaut. Die Entrückung bei der Ankunft des Herrn ist dann der Abschluss davon.

Petrus, Johannes, Hebräerbrief

Auch Petrus schreibt darüber – 1 Petr 1,20+21a – über den Messias: „Er war zwar vor Erschaffung der Welt schon bekannt, wurde aber sichtbar gemacht für die letzte der Zeiten wegen euch, die durch ihn gläubig sind an Gott.“ Mit dem ersten Erscheinen des Messias hat also die letzte der Zeiten begonnen. Bei seinem zweiten Erscheinen ist sie dann zu Ende.

Ganz deutlich sagt es Johannes – 1 Joh 2,18: „Kinder, es ist die letzte Zeit. Und wie ihr gehört habt, dass ein Antichrist kommt, so sind jetzt auch viele Antichristen entstanden. Daran erkennen wir, dass es die letzte Zeit ist.“ Die letzte Zeit, die Endzeit, ist demnach auch die antichristliche Zeit, und sie hatte damals schon angefangen.

Und auch der Hebräerbrief geht davon aus – Hebr 1,1+2: „Nachdem Gott vielseitig und vielfältig schon lange zu unseren Vorfahren gesprochen hat durch die Propheten, hat er auf die letzte dieser Zeiten hin zu uns gesprochen durch den Sohn.“ Mit dem Sohn hat also die letzte der Zeiten dieser Welt begonnen. Bestimmt wird sie von dem, was der Sohn gesprochen (und getan) hat.

Jesus hat davon gesprochen

Seine Lehre darüber haben uns die neutestamentlichen Autoren in Mt 24, Mk 13 und Lk 21 berichtet. Besonders interessant ist es, die Themen, die Jesus in dieser „Endzeitrede“ anspricht, mit den Themen zu vergleichen, die in Offb 6 und 7 während des Öffnens der sechs Siegel erscheinen:

In Mt 23,4+5 und 23+24 spricht Jesus von falschen „Gesalbten“. Beim ersten Siegel in Offb 6,2 erscheint der Antichrist.

Mt 23,6+7 spricht von kommenden Kriegen. Beim zweiten Siegel in Offb 6,3+4 tritt der Krieg in Person auf.

In Mt 23,7 sagt Jesus Hungersnöte voraus. Beim dritten und vierten Siegel in Offb 6,5-8 erscheinen Inflation und Tod.

Mt 23,9 bereitet die Jünger auf Verfolgung vor. Beim fünften Siegel in Offb 6,9-11 erscheinen Seelen von Ermordeten am Altar im Himmel.

In Mt 23,14 geht die Botschaft hinaus in die ganze Welt. Unter dem sechsten Siegel (Teil 2) in Offb 7,1-8 wird die Vollzahl des Gottesvolkes mit Heiligem Geist versiegelt.

Mt 23,19 spricht dann von den Zeichen an Sonne Mond und Sternen am Ende der Zeit. Der entsprechende Inhalt wird ebenso unter dem sechsten Siegel (Teil 1) in Offb 6,12-17 offenbart.

In Mt 23,30+31 wird die Ankunft des Herrn und die Entrückung seiner Auserwählten angekündigt. Und unter dem sechsten Siegel (Teil 3) in Offb 7,9-17 sehen wir die entrückte Gemeinde als unzählbare Schar im Himmel vor Gottes Thron.

Der Blick auf die Offenbarung

Diese Parallelität kann kein Zufall sein. Was Jesus als Irdischer über die letzte Zeit gelehrt hat, bekräftigt er also noch einmal als Auferstandener in der Offenbarung. Der Inhalt der Siegel-Offenbarungen entspricht sehr deutlich der Endzeitrede in den Evangelien.

Und wenn die Visionen während der Siegelöffnung die Kurzfassung der Sache sind, dann dürfen wir erwarten, auch in der folgenden Langfassung wieder auf diese Inhalte zu treffen.

Mit dieser Betrachtungsweise erscheint die Offenbarung nun nicht mehr als Spekulationsobjekt. Sie ist vielmehr wieder ein neutestamentliches Buch, das mit den anderen übereinstimmt. Und am Ende kann man sie vielleicht sogar noch recht einfach verstehen …