Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Schlagwort: Frauen

Titus 2: ältere und jüngere Frauen

Die Bedeutung der richtigen Satztrennung und Zeichensetzung hat auch an einer Stelle im Titusbrief gravierende Folgen. Die Idee dazu habe ich durch einen Vortrag einer Tagung der Studiengemeinschaft Wort und Wissen bekommen. Es handelt sich um den Satz in Titus 2,1-5. Hier schreibt Paulus an Titus, wie er mit älteren Männern, älteren Frauen und jüngeren Frauen jeweils umgehen soll.

alte Version

Ich zitiere den Satz zunächst einmal, wie er in der Elberfelder Bibel steht:

„Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt:

dass die alten Männer nüchtern seien, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren;

ebenso die alten Frauen in der Haltung, wie es der Heiligkeit geziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig (zu sein), den eigenen Männern sich unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.“

neue Version

Mit anderer Satztrennung und Zeichensetzung übersetze ich diese Verse so:

„Du aber musst sagen, was der heilsamen Lehre angemessen ist:

Ältere Männer sollen einen klaren Kopf behalten, ernsthaft sein, klar denkend, gesund im Glauben, in der Liebe und in der Ausdauer.

Ältere Frauen sollen genauso in der Haltung priesterlich sein, nicht gehässig, nicht an viel Wein versklavt, und Gutes lehren, um klares Denken zu vermitteln.

Die jungen Frauen sollen Freunde ihrer Männer sein, Freunde der Kinder, klar denken, rein (sein), sich gut um das ganze Haus kümmern und sich ihren Männern unterordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert wird.“

Dafür, dass ich die zweite Version richtig finde gegenüber der ersten (traditionellen), nenne ich zwei Gründe. Zum einen spricht Paulus hier die jüngeren Frauen als eine eigene Gruppe an. Genauso spricht er ja die älteren Frauen, die älteren Männer und im folgenden Satz die jüngeren Männer an. Zum anderen beschränkt er die älteren Frauen nicht auf das Lehren der jüngeren Frauen. Sie sollen vielmehr allgemein Gutes lehren, damit klar gedacht wird.

Ich denke, dass wir auch hier wieder eine Textstelle berichtigen konnten, die man gerne zur Zurücksetzung der Frauen benutzt hat. Also, ihr älteren Frauen und ihr jüngeren Frauen, ihr seid genauso angesprochen und wichtig wie die Männer in der Gemeinde. Im Messias gibt es ja, wie Paulus sagt, nicht mehr „Mann“ oder „Frau“, sie sind alles eins in ihm … (Gal 3,26).

Gerettet durch Kindergebären?

Auf den Gedanken, eine eigene Übersetzung des Neuen Testaments zu machen, bin ich einst gekommen, weil ich mit bestehenden Übersetzungen im Vergleich zum griechischen Urtext nicht zufrieden war. Ein Abschnitt, der das beispielhaft zeigt, ist 1.Timotheus 2,8-15, wo angeblich gesagt wird, dass Frauen gerettet werden durch Kindergebären.

Bitte lies ihn einmal in einer üblichen Bibel durch, egal ob Luther, Elberfelder oder Neue-Welt-Übersetzung, er bleibt überall teilweise rätselhaft. Er wird dort zwar wörtlich übersetzt, aber ohne alternative Wortbedeutungen zu berücksichtigen, die im Zusammenhang der neutestamentlichen Botschaft wichtig wären.

Wichtiger Grundsatz: Die Schrift legt die Schrift aus. Die entscheidende Hilfe, den Text besser zu verstehen, war mir das Buch von Thomas Schirrmacher: „Paulus im Kampf gegen den Schleier“. Ich zitiere im Folgenden meine eigene Übersetzung und erläutere anschließend ein paar Punkte dazu:

8 „Ich will nun, dass die Männer beten an jedem Ort

und Hände erheben ohne Zorn und Zweifel.

9 Genauso (sollen) auch Frauen (beten) in ordentlicher Haltung

und sich mit Achtung und klarem Denken schmücken,

nicht mit künstlerischen Frisuren, Gold, Perlen oder kostbarer Kleidung,

10 sondern, wie es angemessen ist für Frauen,

die versprochen haben Gott zu ehren, durch gute Taten.

11 Eine Frau soll in Zufriedenheit lernen mit aller Unterordnung.

12 Einer Frau erlaube ich nicht zu lehren,

wenn sie sich über jemanden stellt,

sie soll sich vielmehr in Zufriedenheit befinden.

13 Adam wurde nämlich als Erster geformt, danach Eva.

14 Und Adam wurde nicht getäuscht,

die Frau ließ sich aber etwas vortäuschen und geriet in Übertretung.

15 Gerettet soll sie werden durch die Kindergeburt (des Messias),

– wenn sie im Glauben bleiben, in der Liebe und in der Heiligung

mit klarem Denken.“

Und hier meine „Abweichungen“ gegenüber anderen Übersetzungen:

1) In Vers 9 fehlt im Griechischen in der ersten Zeile ein Zeitwort (Verbum), so dass sich das „genauso“ und die „ordentliche Haltung“ auf etwas in Vers 8 beziehen müssen, und da bleibt nur das „beten“. Paulus sagt also: Ich will, dass die Männer beten und dass genauso auch Frauen beten. In der nächsten Zeile geht er von der Aussage über das Beten dann weiter zu Detailaussagen über die „ordentliche Haltung“ der Frauen.

2) Dass nach dem Willen des Paulus betende Frauen nicht gleichzeitig „still“ sein können, dürfte einleuchten. Die „Stille“, in der Frauen in Vers 11 und 12 sein sollen, wird einleuchtend, wenn sie mit einer anderen Bedeutung des Wortes als innere Stille, nämlich als „Zufriedenheit“ verstanden und übersetzt wird.

3) In Vers 12 wird ein guter Teil der „Mann-Frau-Problematik“ entschärft, wenn ich das griechische Wort „anér“ nicht mit „Mann“ übersetze, wie es üblicherweise geschieht, sondern mit einer anderen Bedeutung des Wortes als „jemand“, was genausogut möglich ist. (Siehe dazu „Langenscheidts Großwörterbuch Griechisch Deutsch“ von Prof. Hermann Menge.)

4) Dazu erhebt sich in Vers 12 die Frage, ob Paulus hier zwei Verbote oder nur ein Verbot ausspricht. Entweder soll sie a) nicht lehren und b) sich nicht über jemanden stellen, oder sie soll (als ein Gebot) sich nicht über jemanden stellen und so auch noch lehren. Da lehrende Frauen im Neuen Testament aber genannt werden, kann hier nur die zweite Möglichkeit gemeint sein: sich nicht über andere zu stellen und so auch zu lehren. Und so verlangt Paulus hier von den Frauen etwas, das allgemein für alle gilt: sich nicht über Geschwister zu erheben.

5) Vermutlich hat Paulus hier eine gewisse Art frommer Frauen im Blick, die in einer speziellen Gefahr stehen: Nachdem sie durch Jesus aus ihrer sklavenartigen Stellung in der Antike befreit worden sind zur Gleichwertigkeit der Söhne und Töchter Gottes, fallen sie sozusagen auf der anderen Seite vom Pferd, bilden sich etwas ein und überheben sich.

Diese Art der Überheblichkeit könnte mit der religiösen Richtung der sogenannten „Gnosis“, d.h. „Erkenntnis“ zusammenhängen, in der es wichtig war, wie z.B. auch im Hinduismus oder in der Anthroposophie, dass der Mensch seine eigene „Göttlichkeit“ „erkennt“. Für „göttliche“ Frauen, die aus dieser Richtung kamen, war dann wohl auch Sexualität etwas „Schmutziges“ und Kindergebären etwas „Grässliches“.

Dass Frauen durch Kindergebären gerettet werden, ist neutestamentlich gesehen natürlich Unsinn. Paulus schreibt hier, dass sie durch eine „Kindergeburt“ gerettet werden, und da kann nur eine gemeint sein, die von Jesus, dem Retter. Also durch so etwas „Grässliches“ ist die Rettung gekommen, darunter müssen sich die gläubigen Frauen beugen. In der nächsten Zeile wird dann auch gesagt, wodurch sie wirklich gerettet werden, durch das Bleiben im Glaube, in der Liebe und in der Heiligung.

Nebenbei bemerkt wird hier auch die Realität der natürlichen Geburt von Jesus bekräftigt und die in katholischen Kreisen weit verbreitete Irrlehre widerlegt, Jesus sei durch einen übernatürlichen Vorgang aus Marias Bauch gekommen und sie sei lebenslang Jungfrau geblieben.

Bei genauem Hinschauen sehen wir in diesem Abschnitt also wieder ganz „normale“ neutestamentliche Themen: Beten, Zufriedenheit, Ordentlichkeit, gute Taten, sich nicht überheben, sich nicht verführen lassen, Glaube, Liebe, Heiligung und klares Denken, angewandt in einer spezifischen Situation auf gewisse Frauen in der Gemeinde. Und so haben wir diesen Abschnitt aus seiner Seltsamkeit herausgeholt, indem wir ihn im neutestamentlichen Zusammenhang gesehen und dann richtig übersetzt haben …

Verschleierung der Frauen?

Neben der liberalen Richtung gab es in Korinth auf der anderen Seite des Spektrums auch eine gesetzliche Richtung mit jüdischem Hintergrund, die unter anderem die Verschleierung der Frauen in der Gemeinde forderte. Auch mit ihr setzte sich Paulus intensiv auseinander. Das Buch von Thomas Schirrmacher „Paulus im Kampf gegen den Schleier“ war mir eine große Hilfe, diese Seite deutlich zu erkennen. Die Sicht dieser Leute kommt in zwei Zitaten zum Ausdruck in 1.Kor. 11 und 1.Kor. 14, die in der christlichen Gemeinde schon sehr viel Not bereitet haben, weil man sie nicht als Zitate erkannte. Erkennen kann man sie letztlich an dem Gegensatz, der zwischen den Zitaten und den darauf folgenden Antworten von Paulus besteht. Ich habe sie mit Erklärungen in Klammern zum besseren Verständnis aufbereitet wie folgt:

1.Kor. 11,3-16:

Ich will aber, dass ihr wisst: (Einige bei euch vertreten folgende Lehre:) „Das Haupt jedes Mannes ist der Messias, Haupt einer Frau der Mann, Haupt des Messias Gott. Jeder Mann, der betet oder prophetisch spricht und etwas über den Kopf herab hat, beschämt seinen Kopf. Jede Frau, die betet oder prophetisch spricht mit unverhülltem Kopf, beschämt ihren Kopf. Es ist ein und dasselbe (wie) bei einer, (der der Kopf) rasiert wurde. Wenn eine Frau sich nicht verhüllt, soll sie auch geschoren werden! Wenn es für eine Frau aber schändlich ist, geschoren oder rasiert zu werden, soll sie sich verhüllen! Ein Mann muss sich freilich nicht den Kopf verhüllen, denn er ist Bild und Herrlichkeit Gottes, die Frau ist Herrlichkeit eines Mannes. Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann, und der Mann wurde ja nicht wegen der Frau geschaffen, sondern die Frau wegen des Mannes.”

(Dazu sage ich:) Deswegen muss die Frau Macht über ihren Kopf haben: wegen der Engel! (Laut Kapitel 6,3 wird sie mit über Engel richten, dann wird sie ja wohl auch über ihren eigenen Kopf bestimmen dürfen!) Abgesehen davon gibt es beim Herrn keine Frau ohne einen Mann und keinen Mann ohne eine Frau, denn wie die Frau aus dem Mann (gekommen) ist, so (kommt) auch der Mann durch die Frau, und das alles von Gott. Urteilt bei euch selbst: Es ist angemessen, dass eine Frau unverhüllt zu Gott betet! Auch die Natur selbst lehrt euch nicht, dass es für einen Mann, wenn er sich die Haare wachsen lässt, eine Entehrung sei, für eine Frau aber, wenn sie sich die Haare wachsen lässt, eine Ehre sei. Die Haare sind doch (allen von Gott) als Kleidung gegeben. Wenn aber jemand meint, streitlustig sein zu müssen: Wir haben einen solchen Brauch (einer Verschleierung) nicht, auch die Gemeinden Gottes nicht!

1.Kor. 14,34-36:

(Einige bei euch sagen:) „Die Frauen sollen in den Versammlungen schweigen, es ist ihnen nämlich nicht erlaubt zu sprechen, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz es sagt. Wenn sie etwas lernen wollen, sollen sie zu Hause ihre Männer fragen, es ist doch schändlich, wenn eine Frau in der Gemeinde spricht.“ (Interessanterweise sagt das Gesetz im Sinne des Alten Testaments das gar nicht, wohl aber einige jüdische Schriftgelehrte aus der damaligen Zeit. Auch das spricht dafür, dass Paulus hier eine Meinung aus Korinth zitiert.)

(Ich sage dazu: Nein!) Ist das Wort Gottes etwa von euch ausgegangen? Oder ist es allein zu euch gekommen? Wenn jemand meint, ein Prophet zu sein oder geistlich, dann soll er klar erkennen, dass das, was ich euch schreibe, ein Gebot des Herrn ist. Wenn jemand es aber nicht erkennt, soll man ihn nicht kennen!

Für manche Leser mag diese Sicht neu sein, wie sie auch für mich einmal neu war, als ich Schirrmachers Buch gelesen habe, aber sie war sehr befreiend …

Auch Frauen sind „Brüder“

Auch Frauen sind „Brüder“, das ergibt sich aus der Betrachtung der griechischen Begriffe. Es ist eigentlich logisch, dass man als Übersetzer ein Wort nur dann richtig übersetzt, wenn man es in der richtigen Bedeutung übersetzt. Ein Wort der einen Sprache kann mehrere Bedeutungen haben, die man in der anderen Sprache nicht immer mit dem gleichen Wort übersetzen kann. Daran scheitert auch der Versuch einer konkordanten Übersetzung, bei der man im Deutschen immer dasselbe Wort für ein griechisches gebrauchen will.

Ich habe die konkordante Methode in meiner Übersetzung eine Zeit lang versucht, bin aber recht schnell davon abgekommen. Wo es geht, übersetze ich ein griechisches Wort immer mit dem gleichen deutschen. Aber es sind nicht viele Wörter, bei denen das geht. Das Wort „pneuma“ z.B. heißt zwar meistens „Geist“, aber an wenigen Stellen heißt es doch einfach „Wind“. Ein wichtiger Fall in diesem Sinne ist das griechische „adelphós“, das in einer Bedeutung „Bruder“ heißt, aber nicht immer.

Im Plural

Fangen wir im Plural an, da ist es zunächst einfacher. Es gibt in unserer Sprache „Brüder“, „Schwestern“ und dann auch noch das schöne Wort „Geschwister“. Im Griechischen heißt „adelphai“ eindeutig „Schwestern“. „Brüder“ sind „adelphoi“. Wenn es aber Männer und Frauen sind, also Geschwister, sagt der Grieche auch „adelphoi“. Dieses Wort muss also immer vom Zusammenhang her entweder mit „Brüder“ oder mit „Geschwister“ übersetzt werden. Wenn Paulus in seinen Briefen also „meine adelphoi“ anredet, dann muss man, da alle angesprochen sind, also auch die Frauen, ganz eindeutig mit „meine Geschwister“ übersetzen. „Meine Brüder“ wäre falsch. Also, auch Frauen sind „Brüder“.

Im Singular

Etwas komplexer wird die Sache im Singular. Da ist es im Griechischen im Prinzip dasselbe, aber wir haben im Deutschen kein Wort für ein einzelnes „Geschwister“, leider. Das griechische „adelphos“ heißt dann je nach Sinnzusammenhang entweder „Bruder“ oder „eines der Geschwister“ bzw. „Bruder oder Schwester“. Wenn ich also z.B. Römer 14,10 so übersetze: „Du aber, was richtest du deinen Bruder oder deine Schwester? Und du, was schätzt du denn deinen Bruder oder deine Schwester gering?“, dann habe nicht irgendeinem Zeitgeist entsprechend die Frauen mit hineingeflickt, sondern ich habe einfach richtig übersetzt.

Die bekannte „philadelphia“, wäre dann demnach auch nicht die „Bruderliebe“, sondern die „Geschwisterliebe“. Da „philia“ aber statt mit „Liebe“ noch treffender mit „Freundschaft“ zu übersetzen ist, ist „philadelphia“ dann die „Freundschaft mit den Geschwistern“. Ja, wenn wir das doch recht begreifen würden – als Christen sind wir Geschwister, und wir sind Freunde …

Frauen bei Lukas

Nach den allgemeinen Bemerkungen über Lukas kommt hier noch ein besonderer Gesichtspunkt, der ihn von den anderen Evangelien abhebt. Das sind die Frauen.

Auch bei Matthäus, Markus und Johannes spielen die Frauen im Bericht über die Hinrichtung am Kreuz und die Auferstehung eine wichtige Rolle. Bei Lukas erfahren wir aber auch schon vorher von ihnen, Lk. 8,1-3: „Und als er der Reihe nach durch Stadt und Dorf zog, da verkündete er und brachte die gute Nachricht vom Reich Gottes, auch die Zwölf mit ihm und einige Frauen. Diese waren geheilt von bösen Geistern und Gebrechen. (Es waren) Maria, die ‚Magdalena‘ genannt wurde, von der sieben dämonische Geister hinausgegangen waren, Johanna, die Frau von Chuzas, einem Verwalter des Herodes, Susanna und viele andere, die ihnen (mit Mitteln) aus ihrem Vermögen dienten.“

Jüngerinnen

Jesus hatte also im größeren Jüngerkreis außerhalb der Zwölf nicht nur männliche Jünger. Er hatte auch Jüngerinnen, was den Gepflogenheiten der damaligen Zeit mit Sicherheit widersprach. Dann verstehen wir auch besser, warum Maria, als sie sich zu Füßen von Jesus setzte und ihm zuhörte, „den besseren Teil erwählt“ hatte, statt Marta in der Küche zu helfen. Auch das berichtet uns natürlich Lukas.

Auch wichtige Frauengestalten würden wir ohne ihn nicht kennen: Elisabeth, die Frau von Zacharias, die Prophetin Hanna, die Sünderin, die Jesus die Füße salbte, und in der Apostelgeschichte Tabitha, Lydia und Damaris. An vielen Stellen legt Lukas nebenbei auch Wert darauf, dass „auch Frauen“ dabei waren oder dazukamen.

Und nun noch eine Feinheit zur obigen Stelle Lukas 8,1-3. Ich hatte sie ursprünglich mal so übersetzt, wie sie wohl auch in den meisten Übersetzungen steht: „Und als er der Reihe nach durch Stadt und Dorf zog, da verkündete er und brachte die gute Nachricht vom Reich Gottes. Und die Zwölf waren bei ihm und einige Frauen, die geheilt waren von bösen Geistern und Gebrechen: Maria, die ‚Magdalena‘ genannt wurde, von der sieben dämonische Geister hinausgegangen waren, Johanna, die Frau von Chuzas, einem Verwalter des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihnen (mit Mitteln) aus ihrem Vermögen dienten.“

Griechisch ohne Satzzeichen

Durch einen Vortrag, der auf einer Tagung der Studiengemeinschaft Wort und Wissen gehalten wurde, wurde ich auf die obige alternative Übersetzungsmöglichkeit aufmerksam gemacht, die mich sofort überzeugte. In der griechischen Schreibkultur von damals setzte man keine Satzzeichen, man machte nicht einmal Abstände zwischen den Wörtern. Das Schreibmaterial war teuer, deshalb sparte man Platz. Der Satz hätte in der damaligen Schreibweise etwa so ausgesehen:

UNDALSERDERREIHENACHDURCH

STADTUNDDORFZOGDAVERKÜNDE

TEERUNDBRACHTEDIEGUTENACHR

ICHTVOMREICHGOTTES

Kein Wunder, dass nicht nur Schreiben, sondern auch Lesen eine Kunst war! Und das heißt nun, dass alle Satzzeichen im Deutschen vom Übersetzer stammen. Der hat auch die Aufgabe, Satzzeichen zu setzen und damit das Lesen erheblich leichter zu machen.

Und so gibt es in Lukas 8,1-3 zwei Möglichkeiten – ist der Unterschied aufgefallen? In der üblichen (zweiten) Version tut Jesus seinen Dienst, und die zwölf Jünger und die Frauen sind bei ihm. In der alternativen (ersten) Version sind die Zwölf und die Frauen mit ihm im Dienst. Wen wundert’s, dass ich das letztere im Zusammenhang des Neuen Testaments für die wahrscheinlichere und glaubwürdigere Version halte? Im Reich Gottes sind Frauen gleichwertig und gleichberechtigt – und Lukas ist ein wichtiger Zeuge dafür.