Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Schlagwort: Verzicht

Unzucht

Unzucht ist die deutsche Entsprechung zum griechischen Wort „porneía“. Daher kommen übrigens alle unsere Fremdwörter, die mit „Porno-“ beginnen. Unzucht ist im Deutschen aber ein veraltetes Wort. Es wird in der modernen Sprache nicht mehr verwendet und kommt außer in manchen Bibelübersetzungen nur noch in älteren Gesetzestexten vor.

Leider gibt es dafür aber auch kein neueres Wort, weil die Kenntnis der Sachlage verloren gegangen ist. Unzucht meint jede Art sexueller Beziehung vor oder außerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau. Nach Gottes Schöpfungsplan wird mit der ersten sexuellen Vereinigung eines Mannes und einer Frau deren Ehebeziehung gestiftet, eine den ganzen Menschen umfassende, dauerhafte Zusammengehörigkeit. Unzucht dagegen gilt als unverantwortlich, schädlich, entwürdigend, mit einem Wort: Sünde.

Es ist kein Wunder, dass dieser Sachverhalt völlig aus den Köpfen verschwunden ist in einer Zeit, in der jeder mit jedem Sex haben darf, solange er einvernehmlich ist, keine Minderjährigen und Schutzbefohlenen beteiligt sind und kein öffentliches Ärgernis erregt wird. Aber die biblische Sicht ist und bleibt dennoch klar und deutlich.

Fangen wir am Anfang an. Gott schuf Mann und Frau, also ist er der Erfinder der Sexualität. Und sie steht unter seinem Urteil: Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und es war sehr gut. Von der Schöpfung her ist an der Sexualität nichts Sündiges oder Böses, im Gegenteil, auch sie gehört zu den Wundern der Schöpfung.

Erst mit dem Sündenfall wurde Adam und Eva ihre Nacktheit bewusst, sie schämten sich und trugen fortan Kleidung. Hierin drückt sich die Verletzlichkeit des Menschen an dieser Stelle aus, und bis heute bewirkt Schamhaftigkeit noch einen gewissen Schutz.

Adam und Eva waren ein Mann und eine Frau, aber ab wann waren sie „Mann und Frau“ im Sinne eines Ehepaars? Ohne Standesbeamten, ohne Trauzeugen, ohne Hochzeitszeremonie, wie ging das? Der Bericht sagt: „Und Adam ‚erkannte‘ Eva, seine Frau.“ Da sie davon schwanger wurde, ist klar, dass hier mit „Erkennen“ die geschlechtliche Vereinigung gemeint ist. Jetzt ist sie auf einmal „seine Frau“. Die Ehe ist geschlossen. Man kann in dem Ausdruck auch die Bedeutungen mitlesen „Er erkannte sie als seine Frau“ und „Er erkannte sie an als seine Frau“.

Offenbar ist Sex, wie Gott ihn gedacht und geschaffen hat, keine folgenlose körperliche oder gar sportliche Betätigung. Sie ist vielmehr ein den ganzen Menschen umfassendes Geschehen mit der tiefgreifenden Folge einer umfassenden Verbindung. Und die Ehe in diesem Sinne ist nur möglich zwischen Mann und Frau.

Diese Sichtweise bestätigt sich auch in den Berichten über die Stammväter. Als Rebekka aus fernem Lande zu Isaak gebracht wurde, nahm er sie in sein Zelt, verbrachte die Nacht mit ihr, und damit war sie seine Frau.

Deren Sohn Jakob hatte dann bei seinem Onkel Laban sieben Jahre um dessen jüngere und hübschere Tochter Rachel gedient. Aber in der Hochzeitsnacht unterschob Laban ihm statt Rachel seine ältere und weniger hübsche Tochter Lea. Als Jakob am anderen Morgen bei Tageslicht (und vermutlich wieder Nüchternheit) seinen Irrtum bemerkte, gab es keinen Grund, an der gültigen Ehe zu zweifeln. Lea war seine Frau.

Dieses Verständnis der Ehe als geschlechtliche Gemeinschaft, die mit dem ersten Geschlechtsverkehr beginnt, zieht sich durch die ganze Bibel bis ins Neue Testament.

Wenn Paulus im ersten Korintherbrief argumentiert, dass es für eine ganze Hingabe an Jesus besser wäre, ledig zu bleiben, dann meint er damit den völligen Verzicht auf sexuelle Beziehungen. Und wer meint, nicht dauerhaft darauf verzichten zu können, der soll heiraten. Auch hier ist die Ehe als sexuelle Gemeinschaft verstanden. Wegen der Gefahr der Unzucht steht denen, die nicht verzichten können, der Weg in die Ehe offen. Und Paulus bekräftigt, dass sie damit nicht sündigen. Also leben Heilige entweder in der Ehe oder im Verzicht. Alles andere ist Unzucht.

Diese Sichtweise scheint in unserer modernen humanistich-materialistischen Gesellschaft mit ihrer sexuellen Freizügigkeit ausgestorben zu sein. Das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern. Umso mehr werden Christen auch hier auffallen als Lichter in der Finsternis.

Und nicht vergessen: Wir verkünden der Welt keine christliche Moral, sondern die Botschaft von Jesus dem Messias. Er allein ist fähig ist das Leben von Menschen grundlegend zu verändern. Es gibt Vergebung, Reinigung und ein neues Leben …

Die Frucht des Geistes

Die Frucht des Geistes beschreibt Paulus in Gal 5,22-23. Ich zitiere den Satz zunächst einmal aus der Lutherübersetzung. Ich lasse aber die Satzzeichen weg, die es ursprünglich sowieso nicht gab: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe Freude Friede Geduld Freundlichkeit Güte Treue Sanftmut Keuschheit“.

Es hat aufgrund dieser Stelle schon mancherlei Lehren über die neun Früchte des Geistes gegeben. Mit einer alternativen Zeichensetzung gibt es aber eine andere und stimmigere Sichtweise dieses Satzes. Ausgangspunkt dazu ist die Tatsache, dass im Griechischen nicht von „Früchten“, sondern von „Frucht“ die Rede ist. Es ist kein Plural, sondern Singular. Der Satz heißt dann am Anfang zunächst: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe“. Das passt gleich mal zum neuen Gebot, dem Liebesgebot, von Jesus. Und es passt zur Aussage von Paulus, dass die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch heiligen Geist.

Was ist dann der Rest? Das sind verschiedene Ausgestaltungen dieser einen Frucht „Liebe“. Und der Vers heißt dann mit entsprechenden Satzzeichen so: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe: Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit.“ Das alles gehört zur Liebe. Es geht also nicht um neun Früchte des Geistes, sondern um acht Konkretionen der Liebe.

Die letzte dieser acht Ausgestaltungen der Liebe, die Luther mit „Keuschheit“ wiedergegeben hat, war mancherlei Übersetzungsversuchen ausgesetzt. Man liest da auch „Enthaltsamkeit“, „Besonnenheit“ oder vielleicht sogar „Disziplin“. Das griechische Wort „enkráteia“ meint von der Grundbedeutung her so etwas wie „sich zusammennehmen“.

Es gibt eine Parallelstelle, in der Paulus dieses Wort in Verbform benutzt hat. Von ihr her bin ich auf einen anderen Begriff gekommen, den ich nun benutze – 1 Kor 9,25: „Jeder, der kämpft, verzichtet aber auf alles; jene, damit sie dann einen vergänglichen Siegeskranz bekommen, wir aber einen unvergänglichen.“

Dieses Enthalten von unnötigen Dingen nennen wir im Deutschen heute doch wohl am ehesten „Verzicht“. Der Satz im Galaterbrief heißt dann in meiner Übersetzung: „Die Frucht des Geistes ist aber Liebe: Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftheit, Verzicht.“

Mit diesen Konkretionen der Liebe darf man sich gerne auch mal prüfen, wie es bei einem selbst damit so steht. Und wenn der Satan wieder einmal etwas anbietet, um uns vom Wesentlichen abzulenken oder zu verführen, dann gibt es eine wunderbare Möglichkeit, darauf zu reagieren: Wir verzichten.

Das Thema „Verzicht“ taucht auch an einer eher unerwarteten Stelle auf, nämlich in einer evangelistischen Verkündigung – Apg 24,24-25: „Nach einigen Tagen kam Felix mit Drusilla, seiner Frau, die Jüdin war, ließ Paulus holen und hörte ihn an über den Glauben an den Messias Jesus. Als (Paulus) aber über Gerechtigkeit, Verzicht und das kommende Gericht sprach, wurde Felix voller Furcht und antwortete: ‚Für jetzt geh! Wenn ich eine Gelegenheit bekomme, will ich dich zu mir rufen lassen‘.“

Felix, ein heidnischer Römer, hört Paulus an, der über den Glauben an Jesus den Messias spricht. In diesem Zusammenhang thematisiert Paulus dann auch die Themen „Gerechtigkeit“, „Verzicht“ und „das kommende Gericht“. Das ist für unsere modernen Ohren durchaus ungewohnt – in einer evangelistischen Verkündigung. Aber Paulus war offensichtlich darauf aus, einem Interessierten das ganze Christenleben mit allen seinen Aspekten zu erklären. Der sollte ja schließlich wissen, was auf ihn zu käme, wenn er Christ würde. Und unter anderem erklärte Paulus ihm, dass er in diesem Fall sicherlich auf einiges würde verzichten müssen …