Das sechste Siegel offenbart das Ende der Geschichte dieser Welt, wie wir sie kennen. Wir gehen ja davon aus, dass die Visionen der Siegel die Kurzfassung der versiegelten Schriftrolle enthalten. Diese Kurzfassung steht als Inhaltsangabe außen auf der verschlossenen Rolle. Mit dem Öffnen des siebten Siegels ist die Rolle dann offen. Es entsteht eine Pause, und anschließend wird der Inhalt der Rolle in der Langfassung offenbart. Wir werden alle Elemente der Kurzfassung in ihr wiederfinden.
Als das sechste Siegel geöffnet wird, entfalten sich drei Bilder vor unseren Augen. Im ersten erkennen wir die Kennzeichen des Endes für die gottlose Welt: Das große Erdbeben, die Veränderungen an Sonne, Mond und Sternen, der Zorn Gottes wird offenbart, und die Menschen fürchten sich zurecht vor dem, was da kommt. Mit dem Erscheinen des Lammes endet dann diese Geschichte.
Aber nicht nur die Geschichte der Welt endet, sondern auch die Geschichte der Gemeinde in der Welt. Im zweiten Bild erscheint sie als das neue Zwölf-Stämme-Volk, das während der ganzen Zeit gesammelt und mit Heiligem Geist versiegelt wird. Doch die Zahl 144 000 zeigt nun auch das Ende an: Die Zahl ist voll. Nun holt Jesus sie heim. Zwischen Vers 8 und Vers 9 in Offb 7 muss man sich die Entrückung denken.
Im dritten Bild steht die große Menge der Geretteten vor dem Thron Gottes und preist Gott für ihre Rettung. Und einer der Älteren erklärt auch, wer sie sind: Sie kommen aus der großen Bedrängnis, sie haben sich gereinigt durch das Blut des Lammes, und sie bleiben nun in Ewigkeit in der Herrlichkeit Gottes.
Nebenbei nennt der Ältere hier zwei Grundelemente des Lebens der Gemeinde: Sich reinigen von der Sünde und Durchhalten in der Bedrängnis.
Hier lüftet sich auch des Geheimnis der „großen Trübsal“, der großen Bedrängnis, aus der sie kommen. Im Zusammenhang des Textes kann es nur das Leben unter den Bedingungen der ersten fünf Siegel gewesen sein: Antichrist, Krieg, Hunger, Tod und Verfolgung. So hat man es auch schon der ersten Christengeneration beigebracht. Apg 14,22: „Durch viele Bedrängnisse müssen wir ins Reich Gottes hineingehen!“
Am Ende sehen wir dann auch hier die doppelte Auswirkung der Wiederkunft des Herrn: Die Rettung bzw. Entrückung der Gemeinde und das Zorngericht über die Welt. (Im Bild von Noahs Arche gesprochen: Die Arche hebt ab, und die Welt ertrinkt.)