Die Endzeit ist ein Thema, das viele Christen schon viel bewegt hat. Dabei schaut man aber leider allzuoft in die Zukunft, ohne zu beachten, dass die Endzeit längst begonnen hat.
Am Pfingsttag erklärt Petrus das Geschehen mit Bezug auf eine Prophetie von Joel – Apg 2,17: „Es ist vielmehr das, was durch den Propheten Joel gesagt ist: ‚Es wird sein‘ in den letzten Tagen, sagt Gott, ‚da werde ich ausgießen von meinem Geist auf alle Menschen … . Die „letzten Tage“ hatten also damals begonnen. Eines ihrer Kennzeichen ist das Ausgießen des Heiligen Geistes durch Gott. Und der Geist wird ja weiterhin ausgegossen, jedesmal wenn ein Mensch neu aus Gott geboren wird, bis der Herr kommt.
Auch Paulus spricht von den „letzten Tagen“, die bereits angebrochen sind – 2 Tim 3,1-2: „Das musst du wissen, dass in den letzten Tagen schwierige Zeiten sein werden. Denn (so) werden die Menschen sein: egoistisch, geldgierig, Angeber, überheblich, Lästerer, Eltern widerstrebend, undankbar, würdelos, …“. Die einen erfüllt der Herr mit Heiligem Geist, die anderen offenbaren ihr sündiges Wesen. Auch das wird so weitergehen, bis der Herr kommt.
Und im 1. Korintherbrief sagt er mit Blick auf jene sündige Generation, die nach dem Auszug aus Ägypten in der Wüste sterben musste – 1 Kor 10,11: „Diese Dinge geschahen beispielhaft an jenen, geschrieben wurden sie aber zur Warnung für uns, zu denen das Ende der Zeiten gekommen ist.“ Das Ende der Zeiten könnte man auch mit „Ziel der Äonen“ übersetzen. Das Ziel der Geschichte Gottes ist also die jetzige Zeit, in der er sein Königreich in Gestalt der Gemeinde aufbaut. Die Entrückung bei der Ankunft des Herrn ist dann der Abschluss davon.
Auch Petrus schreibt darüber – 1 Petr 1,20-21a – über den Messias: „Er war zwar vor Erschaffung der Welt schon bekannt, wurde aber sichtbar gemacht für die letzte der Zeiten wegen euch, die durch ihn gläubig sind an Gott.“ Mit dem ersten Erscheinen des Messias hat also die letzte der Zeiten begonnen. Bei seinem zweiten Erscheinen ist sie dann zu Ende.
Ganz deutlich sagt es Johannes – 1 Joh 2,18: „Kinder, es ist die letzte Zeit. Und wie ihr gehört habt, dass ein Antichrist kommt, so sind jetzt auch viele Antichristen entstanden. Daran erkennen wir, dass es die letzte Zeit ist.“ Die letzte Zeit, die Endzeit, ist demnach auch die antichristliche Zeit, und sie hatte damals schon angefangen.
Und auch der Hebräerbrief geht davon aus – Heb 1,1-2: „Nachdem Gott vielseitig und vielfältig schon lange zu unseren Vorfahren gesprochen hat durch die Propheten, hat er auf die letzte dieser Zeiten hin zu uns gesprochen durch den Sohn.“ Mit dem Sohn hat also die letzte der Zeiten dieser Welt begonnen.
Auch Jesus hat natürlich davon gesprochen. Seine Lehre über die Endzeit haben uns die neutestamentlichen Autoren in Mt 24, Mk 13 und Lk 21 berichtet. Besonders interessant ist es, die Themen, die Jesus in dieser „Endzeitrede“ anspricht, mit den Themen zu vergleichen, die in Offb 6 und 7 während des Öffnens der sechs Siegel erscheinen:
In Mt 23,4-5 und 23-24 spricht Jesus von falschen „Gesalbten“. Beim ersten Siegel in Offb 6,2 erscheint der Antichrist.
Mt 23,6-7 spricht von kommenden Kriegen. Beim zweiten Siegel in Offb 6,3-4 tritt der Krieg in Person auf.
In Mt 23,7 sagt Jesus Hungersnöte voraus. Beim dritten und vierten Siegel in Offb 6,5-8 erscheinen Inflation und Tod.
Mt 23,9 bereitet die Jünger auf Verfolgung vor. Beim fünften Siegel in Offb 6,9-11 erscheinen Seelen von Ermordeten am Altar im Himmel.
In Mt 23,14 geht die Botschaft hinaus in die ganze Welt. Unter dem sechsten Siegel (Teil 2) in Offb 7,1-8 wird die Vollzahl des Gottesvolkes mit Heiligem Geist versiegelt.
Mt 23,19 spricht dann von den Zeichen an Sonne Mond und Sternen am Ende der Zeit. Der entsprechende Inhalt wird ebenso unter dem sechsten Siegel (Teil 1) in Offb 6,12-17 offenbart.
In Mt 23,30-31 wird die Ankunft des Herrn und die Entrückung seiner Auserwählten angekündigt. Und unter dem sechsten Siegel (Teil 3) in Offb 7,9-17 sehen wir die entrückte Gemeinde als unzählbare Schar im Himmel vor Gottes Thron.
Diese Parallelität kann kein Zufall sein. Was Jesus als Irdischer über die letzte Zeit gelehrt hat, bekräftigt er also noch einmal als Auferstandener in der Offenbarung. Der Inhalt der Siegel-Offenbarungen entspricht sehr deutlich der Endzeitrede in den Evangelien.
Und wenn die Visionen während der Siegelöffnung die Kurzfassung der Sache sind, dann dürfen wir erwarten, auch in der folgenden Langfassung wieder auf diese Inhalte zu treffen.
Mit dieser Betrachtungsweise erscheint die Offenbarung nun nicht mehr als Spekulationsobjekt. Sie ist vielmehr wieder ein neutestamentliches Buch, das mit den anderen übereinstimmt. Und am Ende kann man sie vielleicht sogar noch recht einfach verstehen …