Die sieben Posaunen, die in Offb 8-11 ertönen, sind keine Musikinstrumente, sondern Signalgeber. Es könnten auch „Trompeten“ aus Metall sein. Aber wir werden nicht fehlgehen, wenn wir sie in ihrer urspünglichen Form, von der auch der Name „Horn“ kommt, als Widderhörner betrachten. Das Widderhorn heißt auf Hebräisch „Schofár“ und ist im Judentum bis heute bei besonderen Gelegenheiten im Einsatz.
Das Wort heißt auf Griechisch „sálpingx“. Und es meint einerseits das Instrument an sich, andererseits aber auch den Ton, den es beim Blasen von sich gibt. Da das Horn dazu da ist, Signale zu geben, über setze ich es mit „Signalhorn“. Und der Ton, den es erschallen lässt, ist dann das „Hornsignal“.
Nachdem die sieben Siegel geöffnet sind, ist am Anfang von Offb 8 nun die Schriftrolle offen. Und als Nächstes erscheinen die sieben Erzengel und die sieben Posaunen bzw. Signalhörner. Die Ereignisse, die die sieben Hornsignale in den Kapiteln 8-11 auslösen, lassen sich untergliedern in 4+3.
Nach den ersten vier Hornsignalen erscheint in 8,13 der Adler, der dreimal „Wehe“ ruft wegen der noch kommenden drei Signale. Und die Ereignisse dieser drei letzten Hornsignale werden im Text dann auch ausdrücklich als diese drei „Wehe“ bezeichnet.
Für das Verständnis der Signalereignisse finde ich es hilfreich, hinten beim letzten bzw. siebten Hornsignal zu beginnen. Denn hier ist mit den Stichworten „Zorn“ und „Lohn“ eindeutig das Ende beschrieben. Das Königreich der Welt gehört jetzt dem Messias, er belohnt seine Heiligen, die übrigen trifft der Zorn Gottes.
Das bekräftigt auch der gewaltige Engels in Kap. 10,6: „Es wird keine Zeit mehr sein! In den Tagen, wenn der siebte Engel das Signalhorn blasen wird, wird vielmehr das Geheimnis Gottes vollendet sein.“ Auch hier ist das letzte Hornsignal das Zeichen des Endes.
Das wird umso deutlicher, wenn wir beachten, dass dieses letzte Hornsignal auch schon vorher im Neuen Testament bekannt ist. Paulus hat davon geschrieben:
„Das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen. Denn er selbst, der Herr, wird beim Befehl, bei der Stimme des obersten Engels und beim Hornsignal Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten im Messias werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen in Wolken weggeholt werden in den Luftraum zur Begegnung mit dem Herrn“ (1 Thess 4,15-17). Paulus gibt uns sogar auch Auskunft darüber, woher er das hatte: Es war ein Wort des Herrn.
„Ich sage euch jetzt ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, aber alle verwandelt werden, in einem Moment, in einem Augenzwinkern, beim letzten Hornsignal. (Gott) wird nämlich das Horn blasen lassen, und die Toten (von uns) werden unvergänglich auferweckt werden, und wir (die noch leben) werden verwandelt werden“ (1 Kor 15,51+52).
Tatsächlich hatte schon Jesus davon gesprochen: „Und dann wird das Zeichen des Menschensohns im Himmel erscheinen. Und dann werden sich alle Stämme der Erde aus Trauer schlagen. Sie werden den Menschensohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels, mit Kraft und großer Herrlichkeit. Mit einem lauten Hornsignal wird er seine Engel senden, und sie werden seine Auserwählten zusammenholen aus den vier Windrichtungen von einem Ende des Himmels bis zu seinen (anderen) Enden.“ (Mt 24,30+31).
Wir sehen also auch hier wieder eine Parallele zwischen der Endzeitrede von Jesus und der Offenbarung. Die ersten Christen wussten wohl so manches, was ihnen auch half, die Offenbarung zu verstehen. Obwohl – vielleicht würden auch wir einiges mehr wissen, wenn wir das Neue Testament aufmerksamer lesen würden.
Die sieben Posaunen bzw. die restlichen sechs Hornsignale werden uns dann natürlich noch weiter beschäftigen …