Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Schlagwort: Nero

Die Zahl des Tieres

Die Zahl des Tieres wird in Offb 13 dreimal erwähnt: In Vers 17 als „Zahl seines Namens“ und in Vers 18 als „Zahl des Tieres“ und als „Zahl eines Menschen“. Da ist also ein Mensch, der hat einen Namen, und dieser Name hat eine Zahl. Und in Vers 18 steht dann auch noch, dass man diese Zahl des Tieres berechnen soll.

In Zeiten von Unterdrückung und Verfolgung geschieht manches im Verborgenen und Kommunikation wird verschlüsselt. So hat man damals Rom als „Babylon“ bezeichnet und damit den Namen des Hauptfeindes verschlüsselt. Die Zahl des Tieres 666 ist ein Code für den Namen eines Menschen. Also, fangen wir an zu berechnen:

Zur Entschlüsselung des Codes muss man wissen, dass es in der Antike keine Zahlzeichen gab. Man benutzte Buchstaben als Zahlzeichen. Das römische System mit den Buchstaben I, V, X, D, C und M ist ja bekannt. Im Griechischen und Hebräischen nahm man ebenfalls Buchstaben als Zahlzeichen, aber in der Reihenfolge des Alfabets. Der erste Buchstabe war 1, der zweite 2 usw.. Der elfte Buchstabe war dann 20, der zwölfte 30, der zwanzigste 100, der einundzwanzigste 200 und so weiter bis zum Ende des Alfabets.

Auf den Namen des Tieres kommen wir, wenn wir die hebräischen Buchstaben benutzen und als damaligen Hauptfeind der Christen den Kaiser Nero annehmen. Das Wort Kaiser ist übrigens ursprünglich der Name Caesar. Der kommt vom ersten römischen „Kaiser“, sozusagen dem Ur-Kaiser, nämlich von Gaius Julius Caesar.

Nach ihm hießen auch alle seine Nachfolger in Rom mit einem ihrer Namen Caesar, also dann auch Caesar Nero. Der Name wurde auf diese Weise mit der Zeit zum Titel. Mit griechischen Buchstaben schrieb man den Namen „Kaisar“. (Jetzt wissen wir auch, woher unser deutscher „Kaiser“ kommt.) Für den Namen „Nero“ brauchte man im Griechischen eine deklinierbare Endung, und so wurde er dort zu „Neron“. Der Caesar Nero hieß also auf Griechisch Kaisar Neron.

Die Verschlüsselung mit dem griechischen Alfabet wäre aber wohl zu einfach gewesen, und so brauchen wir das hebräische, um zur Zahl 666 zu kommen. Dabei ist zu beachten, dass man im Hebräischen keine Vokale, sondern nur die Konsonanten schreibt. Nur das „o“ wird mit einem „w“ zum Ausdruck gebracht. Aus dem griechischen „Kaisar Neron“ wird so in hebräischer Schrift der „Ksr Nrwn“.

Wenn wir nun die hebräischen Zahlenwerte für die Buchstaben einsetzen, dann erhalten wir k/100 + s/60 + r/200 + n/50 + r/200 + w/6 + n/50 = 666.

Sollte jemand diese Erklärung umständlich und etwas weit hergeholt finden, darf ich ihm versichern, dass es keine einfachere und naheliegendere gibt. Es gibt natürlich Versuche, die Zahl auf andere Kaiser zu deuten, die aber auch nicht einfacher sind, eher komplizierter. Und diese sind leider auch davon motiviert, dass man die Offenbarung gerne zeitlich ein Stück weiter wegschieben will vom Neuen Testament. Dann müsste man sie nicht mehr so ganz ernst nehmen.

Dass mit 666 der Kaiser Nero gemeint ist, dafür gibt es in den griechischen Handschriften aber noch einen eindrücklichen Beleg. In einigen der Handschriften steht nämlich gar nicht die Zahl 666, sondern 616 . Und wie kann man erklären, dass beim Abschreiben 666 zu 616 wird? Die Antwort ist einfach. Wenn man aus dem griechischen „Neron“ wieder den lateinischen Namen „Nero“ macht, fällt mit dem „n“ der Zahlwert 50 weg, also 666 – 50 = 616. Diese Differenz zwischen 666 und 616 in den Handschriften lässt sich nur mit den Namensvarianten Nero und Neron erklären, nicht anders.

Dass der Antichrist in der Offenbarung eine dämonische Macht ist und kein Mensch, ist deutlich erkennbar. Aber dass er sich in Menschen offenbart und durch Menschen sein Werk tut, ist ebenso deutlich. Und so war nach den vielen kleineren Antichristen, die laut dem 1. Johannesbrief zuvor schon aufgetreten sind, Nero der erste große Antichrist, der die Vernichtung der christlichen Gemeinde auf seiner Agenda hatte.

Das Tier aus der Unterwelt

Das Tier aus der Unterwelt, das in Offb 11,7 schon kurz erwähnt wurde, „taucht“ dann in Offb 13 sogar im wörtlichen Sinne wieder „auf“. Johannes am Ufer der Insel Patmos sieht es aus dem Meer heraufkommen. Aber das ist natürlich die gleiche Herkunft „von unten“ wie „aus der Unterwelt“.

Das griechische Wort für „Tier“, das hier dieses Wesen bezeichnet, hat eine spezielle Bedeutung. Es bezeichnet im Unterschied zu den Nutz- oder Haustieren ein wildes Tier, ein Wildtier. Und „wild“ passt ja ganz offensichtlich zu ihm. Die königlichen Stirnbänder an seinen Hörnern zeigen auch gleich, was sein Auftrag bzw. seine Intention ist, nämlich zu regieren.

Über die gotteslästerlichen Namen an seinen Köpfen kann man rätseln. Aber man kommt sicherlich auf die richtige Spur, wenn man weiß, dass sich die römischen Kaiser jener Zeit gerne mit Titeln schmückten wie „göttlich“, „Retter“, „Wohltäter“, „Gottessohn“ und „Gott“. Besonders trifft das auf den Kaiser Nero zu, der sich als Gott verehren ließ und als erster die Christen verfolgte. Er ist dann wohl die erste mächtige menschliche Inkarnation dieses dämonischen Wesens gewesen. Die genannten Titel sind natürlich nicht lästerlich an sich. Aber wenn Menschen sich solche Titel selbst zulegen, wird es zur Gotteslästerung.

Es gibt allerdings eine Anzahl griechischer Handschriften, die an dieser Stelle nicht von mehreren Namen sprechen, sondern nur von einem: „an seinen Köpfen einen gotteslästerlichen Namen“. Offensichtlich hat sich schon in der frühen Zeit unter den Christen eine spezielle Bezeichnung für dieses Tier herauskristallisiert. Und diese wird auch im Neuen Testament schon erwähnt, nämlich „Antichrist„. Natürlich ist „Antichrist“, also „Anti-Messias“ eine sachliche und keine lästerliche Bezeichnung, genauso auch wie „Messias“. Aber nehmen wir an, der Name auf den Köpfen des Tieres ist „Messias“. Dann sind sowohl die Lästerung als auch der Antichrist perfekt.

Dass einer seiner Köpfe wie zu Tode geschächtet, die Todeswunde aber geheilt war, passt zu Nachahmung des echten Messias. Er war am Kreuz als Opferlamm getötet worden und nach drei Tagen wieder auferstanden. Opferlämmer musste man schächten.

Das Tier aus der Unterwelt zeigt in seiner Gestalt natürlich auch an, dass an diesem Wesen nichts Menschliches ist. Mit dem Ebenbild Gottes hat diese Dämonenwelt bei allen Nachahmungsversuchen nichts zu tun.

Mit der Macht Satans erwirbt das Tier aus der Unterwelt den Nimbus der Unbesiegbarkeit. Und mit seinem Großmaul redet dieser Antichrist große Dinge und Lästerungen. Dass ihm das „gegeben wurde“, ist ein kleiner Hinweis darauf, dass auch dieses Tier in den Plan und unter die Zulassung Gottes gehört.

Seine Aufgabe besteht zum einen darin, gegen die Nachfolger des wahren Messias Krieg zu führen. Zum anderen besteht sie darin, alle anderen vom wahren Messias abzuhalten, indem sie den Anti-Messias anbeten. Die Zeitangabe von 42 Monaten besagt, dass das während der gesamten Endzeit sein Werk ist.

Auffallend ist, dass es hier ausdrücklich heißt, dass alle Menschen ihn anbeten. Das heißt, das geschieht unbewusst unter Verführung. Wir alle kennen niemanden, der bewusst den Antichristen anbetet. Aber sie haben alle in irgendeiner Weise ihre Götzen. Sie haben Dinge, die ihnen wichtiger sind als alles andere. Und sie sind ihnen wichtiger als die Beziehung zu Gott und seinem Messias.

Gegenüber der Offenheit und Wahrheit auf der Seite des Messias Jesus steht hier also eine Welt von Manipulation, Verführung, Lüge, Betrug und Hass. Da ist auch der Gedanke an die Fake-News, Hate-Speeches, Shit-Storms und Lügengebäude unserer Zeit doch irgendwie naheliegend …

Aus der Darstellung dieser Hintergründe im Buch der Offenbarung haben Christen zu allen Zeiten unter Verfolgung Mut und Kraft geschöpft. Denn sie besagt, dass das alles unter Gottes Plan und Zulassung steht. Von der satanischen Seite aus kann man nicht willkürlich Christen töten. Nur diejenigen kann man fangen oder töten, für die Gott es bestimmt ist. Man darf sich hier auch gerne eine biblische Tatsache in Erinnerung rufen: Für Jesus zu leiden oder zu sterben ist eine Ehre.

Das Rezept, als Leute Gottes unter diesen Umständen dennoch den Sieg davonzutragen, liefert Johannes dann auch gleich mit:

„Hier ist die Ausdauer und der Glaube der Heiligen!“

Die Seelen am Altar

Die Seelen am Altar erscheinen in der Offenbarung bei der Öffnung des fünften Siegels – Offb 6,9-11: „Als (das Lamm) das fünfte Siegel öffnete, sah ich unten am Opferaltar die Seelen derer, die getötet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie haben. Sie riefen mit lauter Stimme: ‚Bis wann, Gebieter, Heiliger und Wahrer, richtest und rächst du nicht unser Blut an den Bewohnern der Erde?‘ Und jedem von ihnen wurde ein weißes Gewand gegeben, und es wurde ihnen gesagt, dass sie noch kurze Zeit ruhen würden, bis auch ihre Mitsklaven vollendet wären, die von ihren Geschwistern, die getötet werden wie sie.“

Der Altar, den Johannes hier sieht, ist der Altar des himmlischen Heiligtums. Die Seelen am Altar sind Seelen von getöteten Christen. Es sind nur ihre Seelen da, sie sind noch nicht körperlich auferstanden. Aber sie sind nicht im Hades, in der Totenwelt, wie die übrigen verstorbenen Menschen, sondern bei Gott.

Nachdem die vier ersten Siegel Vorgänge auf der Erde schilderten, kommt hier beim fünften Siegel ein Blick in den Himmel. Aber indirekt zeigt auch das fünfte Siegel einen Vorgang auf der Erde, dort herrscht nämlich Christenverfolgung.

Nachdem die christliche Gemeinde in den ersten 30 Jahren hauptsächlich Druck von jüdischer Seite erlebt hatte, kam ein Umschwung. Die zuerst eher neutrale heidnische Umwelt begann, die Christen zunehmend kritischer zu sehen. Und durch den Kaiser Nero erfolgte dann die erste offizielle Verfolgung durch den römischen Staat.

Nun sehen wir die Seelen von Getöteten unten am Opferaltar im Himmel. An den irdischen Opferaltar wurde unten das Blut der Opfertiere hingegossen. Und so sind auch die, die für Jesus ihr Leben geopfert und ihr Blut vergossen haben, unten am himmlischen Altar. Sie sind im Himmel bei Gott. Ihr Ruf nach dem Gericht Gottes wird gehört, aber sozusagen vertagt. Denn es wird noch mehr ihrer Geschwister geben, die für Jesus ihr Leben lassen. Offensichtlich weiß Gott auch hier, wie viele es sein werden. Inzwischen erhalten sie ihr weißes Gewand, das Zeichen der Gerechtigkeit. Und man sagt ihnen, sie sollen einstweilen ruhen.

Das ist ein interessanter Einblick in das, was die Heiligen im Himmel tun: Sie ruhen. Im weiteren Verlauf bestätigt auch die Aussage in Offb 14,13 diese Ruhe der Heiligen: „Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel: ‚Schreibe: Glücklich sind die Toten, die von jetzt an im Herrn sterben! Ja, der Geist sagt, dass sie ruhen werden von ihren Mühen, denn ihre Taten folgen ihnen.’”

Und um es für gewisse Mitchristen deutlich zu machen: Wenn die Heiligen im Himmel ruhen, dann kann man sie nicht anrufen, sie hören keine Gebete, leisten keine Fürbitte, tun keine Wunder, nehmen keine Gaben an und lassen sich nicht verehren. Man sollte ihnen ihre Ruhe bei Gott gönnen und sich mit allen Anliegen direkt an den Herrn wenden, der versprochen hat, Gebete zu hören.

Die Offenbarung

Die Offenbarung an Johannes ist im Neuen Testament das Buch, über das große Verwirrung besteht. Viele unterschiedliche Auslegungen aus unterschiedlichen Richtungen haben die Situation nicht einfacher, sondern immer komplizierter gemacht. Die vielen bildhaften Visionen und teilweise rätselhaften Aussagen haben offensichtlich auch die Phantasie angeregt, und so wurde vieles aus dem Buch heraus- bzw. in es hineingelesen, was gar nicht drin steht.

Um die Offenbarung zu verstehen, muss man also viel Ballast abwerfen von allem, was man schon darüber gehört und gelesen hat, und den Versuch machen, zu einem einfachen Verstehen des Bibeltextes zu kommen.

So wie der Text es sagt, hat hier der echte Jesus dem echten Johannes diese echte Offenbarung geschenkt, um sie aufzuschreiben. Und in diesem Buch sind sieben echte Briefe an sieben echte Gemeinden enthalten. Wir sollten davon ausgehen, dass Johannes alles verstanden hat, was Jesus ihm offenbart hat. Und auch die Leser des Buchs konnten verstehen, was Johannes geschrieben hat. Die Offenbarung war nach ihrer Veröffentlichung schnell weit verbreitet. Im 2. Jahrhundert gehörte sie zu den viel gelesenen und geschätzten Büchern des Neuen Testaments. In den weiteren Verfolgungen im römischen Reich war sie das „Trostbuch“ der Gemeinde. Niemand hat sie damals in Zweifel gezogen.

Es ist dann auch genau wie bei den anderen Briefen im Neuen Testament: Sie sind von konkreten Autoren an konkrete Empfänger geschrieben. Aber durch ihre geistliche Inspiriertheit und Wirkung wurden sie als Reden Gottes an die ganze Gemeinde erkannt und in den Kanon des Wortes Gottes aufgenommen.

Wir müssen also versuchen, die Offenbarung mit den Augen der ersten Leser zu lesen. Wir müssen versuchen zu verstehen, was sie verstehen konnten. Dann können wir daraus auch die richtigen Lehren für uns und unsere Zeit ziehen – und das Reden Gottes vernehmen.

Zum Verstehen der Offenbarung als biblische Schrift werden uns auch parallele Aussagen in den anderen Schriften helfen. Genauso wird der gesamte Zusammenhang des Neuen Testaments einiges dazu beitragen.

Dass die Verbannung von Johannes auf die Insel Patmos zur Zeit der ersten Verfolgung unter dem Kaiser Nero im Jahr 65 n. Chr. stattfand, lässt sich aus der Zahl des Tieres in Kapitel 13 schließen. Um das Jahr 68 dürfte er dort die Offenbarung empfangen und aufgeschrieben haben.

Eine alte Überlieferung, die Tertullian berichtet, gibt Auskunft über das Schicksal von Petrus, Paulus und Johannes während dieser Verfolgung. Petrus wurde hingerichtet am Kreuz, Paulus als Römer wurde (humanerweise schnell) geköpft, Johannes wurde in heißes Öl gesteckt. Zum Schrecken der Verfolger geschah aber das Wunder, dass Johannes das tödliche Ölbad unbeschadet überstand. Um den unheimlichen Wundermann loszuwerden, schickte man ihn dann in die Verbannung.

Dass der Johannes, der die Offenbarung aufgeschrieben hat, tatsächlich der Sohn von Zebedäus und der Jünger von Jesus ist, daran bestand in der frühen Zeit kein Zweifel. Spätere Datierungen sind demnach auch unwahrscheinlich, weil Johannes irgendwann zu alt gewesen wäre. Die Offenbarung sieht nicht aus wie das Werk eines Greises. Machen wir uns also auf, die Offenbarung zu verstehen, wie Johannes und die ersten Christen sie verstanden haben …