Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Schlagwort: Krieg

Die Endzeit

Die Endzeit ist ein Thema, das viele Christen schon viel bewegt hat. Dabei schaut man aber leider allzuoft noch in die Zukunft, ohne zu beachten, dass die Endzeit längst begonnen hat.

Die Endzeit ist schon da

Am Pfingsttag erklärt Petrus das Geschehen mit Bezug auf eine Prophetie von Joel – Apg 2,17: „Es ist vielmehr das, was durch den Propheten Joel gesagt ist: ‚Es wird sein‘ in den letzten Tagen, sagt Gott, ‚da werde ich ausgießen von meinem Geist auf alle Menschen … . Die „letzten Tage“ hatten also damals begonnen. Eines ihrer Kennzeichen ist das Ausgießen des Heiligen Geistes durch Gott. Und der Geist wird ja weiterhin ausgegossen, jedesmal wenn ein Mensch wiedergeboren wird, bis der Herr kommt.

Auch Paulus spricht von den „letzten Tagen“, die bereits angebrochen sind – 2 Tim 3,1+2: „Das musst du wissen, dass in den letzten Tagen schwierige Zeiten sein werden. Denn (so) werden die Menschen sein: egoistisch, geldgierig, Angeber, überheblich, Lästerer, Eltern widerstrebend, undankbar, würdelos, …“. Die einen erfüllt der Herr mit Heiligem Geist, die anderen offenbaren ihr sündiges Wesen. Auch das wird so weitergehen, bis der Herr kommt.

Ganz deutlich sagt es Johannes – 1Joh 2,18: „Kinder, es ist die letzte Zeit. Und wie ihr gehört habt, dass ein Antichrist kommt, so sind jetzt auch viele Antichristen entstanden. Daran erkennen wir, dass es die letzte Zeit ist.“ Die letzte Zeit, die Endzeit, ist demnach auch die antichristliche Zeit, und sie hatte damals schon angefangen.

Jesus hat davon gesprochen

Seine Lehre darüber haben uns die neutestamentlichen Autoren in Mt 24, Mk 13 und Lk 21 berichtet. Besonders interessant ist es, die Themen, die Jesus in dieser „Endzeitrede“ anspricht, mit den Themen zu vergleichen, die in Offb 6 und 7 während des Öffnens der sechs Siegel erscheinen:

In Mt 23,4+5 und 23+24 spricht Jesus von falschen „Gesalbten“ – beim ersten Siegel in Offb 6,2 erscheint der Antichrist.

Mt 23,6+7 spricht von kommenden Kriegen – beim zweiten Siegel in Offb 6,3+4 tritt der Krieg in Person auf.

In Mt 23,7 sagt Jesus Hungersnöte voraus – beim dritten und vierten Siegel in Offb 6,5-8 erscheinen Inflation und Tod.

Mt 23,9 bereitet die Jünger auf Verfolgung vor – beim fünften Siegel in Offb 6,9-11 erscheinen Seelen von Ermordeten am Altar im Himmel.

In Mt 23,14 geht die Botschaft hinaus in die ganze Welt – unter dem sechsten Siegel (Teil 2) in Offb 7,1-8 wird die Vollzahl des Gottesvolkes mit Heiligem Geist versiegelt.

Mt 23,19 spricht dann von den Zeichen an Sonne Mond und Sternen am Ende der Zeit – der entsprechende Inhalt wird ebenso unter dem sechsten Siegel (Teil 1) in Offb 6,12-17 offenbart.

In Mt 23,30+31 wird die Ankunft des Herrn und die Entrückung seiner Auserwählten angekündigt – und unter dem sechsten Siegel (Teil 3) in Offb 7,9-17 sehen wir die entrückte Gemeinde als unzählbare Schar im Himmel vor Gottes Thron.

Diese Parallelität kann kein Zufall sein. Was Jesus als Irdischer über die letzte Zeit gelehrt hat, bekräftigt er also noch einmal als Auferstandener in der Offenbarung. Der Inhalt der Siegel-Offenbarungen entspricht sehr deutlich der Endzeitrede in den Evangelien.

Und wenn die Visionen während der Siegelöffnung die Kurzfassung der Sache sind, dann dürfen wir erwarten, auch in der folgenden Langfassung in ausführlicher Weise wieder auf diese Inhalte zu treffen.

Mit dieser Betrachtungsweise erscheint die Offenbarung nun nicht mehr als Spekulationsobjekt, sondern wieder als neutestamentliches Buch, das mit den anderen übereinstimmt. Und am Ende kann man sie vielleicht sogar noch recht einfach verstehen …

Die apokalyptischen Reiter

Die apokalyptischen Reiter tauchen in Offb 6 auf, während Jesus, das Lamm, die ersten vier Siegel der Schriftrolle öffnet. Sie werden „apokalyptisch“ genannt, weil man sie aus der „Apokalypse“ kennt; so hieß die Offenbarung in früheren Zeiten.

Schauen wir sie uns einmal an:

„Und ich sah, dass das Lamm eines der sieben Siegel öffnete. Und ich hörte eines der vier Lebewesen sagen wie mit einer Donnerstimme: ‚Geh!‘ Und ich sah: Da war ein weißes Pferd, und der Reiter darauf hatte einen Bogen. Und ihm wurde ein Siegeskranz gegeben, und er zog los als Sieger, um zu siegen.

Als es das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite Lebewesen sagen: ‚Geh!‘ 4 Und ein anderes Pferd ging hinaus, ein feuerrotes. Und dem Reiter darauf wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, damit sie einander töten. Ein großes Schwert wurde ihm gegeben.

Als es das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Lebewesen sagen: ‚Geh!‘ Und ich sah: Da war ein schwarzes Pferd, und der Reiter darauf hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte etwas wie eine Stimme mitten zwischen den vier Lebewesen: ‚Ein Kilo Weizen um einen Denar (~ 25 €) und drei Kilo Gerste um einen Denar, dem Öl und dem Wein darfst du aber nicht schaden!‘ (Das Öl und der Wein stehen für Luxusgüter, die Reiche sich auch in der Teuerung immer noch leisten können.)

Als es das vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten Lebewesens sagen: ‚Geh!‘ Und ich sah: Da war ein ein grünliches Pferd, und der Reiter darauf hatte einen Namen, ‚der Tod‘. Und die Totenwelt folgte ihm.

Und ihnen wurde Macht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten durch Schwert, durch Hunger, durch Krankheit und durch die wilden Tiere der Erde.“

Eines ist deutlich: Die apokalyptischen Reiter sind damals hinausgegangen auf die Erde; Johannes hat keine ferne Zukunft geschaut, sondern lebendige Realität. Und sie sind zwar hintereinander hinausgeritten, aber sie gehören zusammen. Sie sind gleichzeitig am Werk und bestimmen die Weltgeschichte mit – bis heute.

Krieg, Inflation und Tod

Die Reiter zwei bis vier kann man gut erkennen: Der zweite Reiter ist der Krieg, der dritte Reiter ist die Inflation, die immer auf den Krieg folgt, und der vierte Reiter ist der Tod, der neben Krieg und Hunger auch durch Krankheit und wilde Tiere unter den Menschen wütet. Und wenn man Viren und Bakterien als wilde Tiere einstuft, dann ist auch diese Aussage bis heute hoch aktuell. Natürlich sind diese Reiter dämonische Mächte, die hier – wohlgemerkt: aus dem Thronbereich Gottes – ausgesandt werden.

Schwieriger ist der erste Reiter einzuordnen, der Sieger mit seinem Bogen. Als „Sieger“ mag einem zuerst Jesus einfallen, aber er ist ja am Siegelöffnen und verursacht den Ausritt. Und so ist es nicht gut vorstellbar, dass er sich hier selbst aussendet. Und den Reiter auf die Siegesbotschaft zu deuten, das Evangelium, das siegreich hinauszieht, hat die gleiche Schwierigkeit, die auch die Deutung auf Jesus selbst hat: Die Gefolgschaft der anderen drei Reiter passt überhaupt nicht dazu. Zumal sich die Ausage in Vers 6 „ihnen wurde Macht gegeben … zu töten“ auf alle vier Reiter bezieht.

Der Antichrist

Aber wo haben wir in der Offenbarung bzw. im Neuen Testament noch eine Siegergestalt, die zu den anderen dreien passt? Einer, der es fertigbringt, auszusehen wie Jesus? Da kommt nur der Antichrist in Frage. Über ihn habe ich das Wichtigste schon in dem Beitrag „Der Antichrist“ geschrieben. Auch er ist eine dämonische Macht, und über ihn steht in Offb 13,7 der furchtbare Satz: „Es wurde ihm gegeben, Krieg zu führen mit den Heiligen und sie zu besiegen.“ Da haben wir unseren Sieger mit seinem Bogen, dem Krieg, Inflation, Hunger und Tod folgen.

So werden als die apokalyptischen Reiter hier kurzgefasst Mächte enthüllt, die die Menschheitsgeschichte mitbestimmen. Das geht von damals bis heute und bis Jesus kommt und der Sache ein Ende macht.

Die Gemeinde des Herrn, die gegenüber diesen Mächten ihren Weg finden muss, kommt in diesen vier Siegelvisionen noch nicht vor. Wir werden sie unter dem fünften Siegel und in Kapitel 7 finden.