Entdeckungen eines Bibelübersetzers

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Sexualität

Sexualität sollte unter Christen – wie alles andere auch – aus Gottes Sicht betrachtet werden. Und Gottes Sicht finden wir in der Bibel. Fangen wir vorne an und schauen, wo die Sexualität herkommt.

Der Schöpfungsbericht – 1 Mo 1,27: „Und Gott machte den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes machte er ihn, männlich und weiblich machte er sie.“ Es ist also Gottes persönliche Erfindung, den Menschen als Mann und Frau zu machen.

Im zweiten Kapitel des 1. Buches Mose – einer sinnvollen Ergänzung zum ersten – wird dieser Vorgang konkreter beschrieben. Vers 7: „Und Gott formte den Menschen aus Erde vom Erdboden …“. Gott hat also nicht nur gesprochen, sondern geformt – also etwas getan, was z. B. auch ein Töpfer tut. Und dann erschuf Gott aus dem Adam auch noch eine Frau. Vers 22: „Der Herr, Gott, baute die Seite, die er von dem Adam entnommen hatte, zu einer Frau …“. Auch „bauen“ ist etwas, was man mit seinen Händen macht. Wenn Gott also Mann und Frau geformt bzw. gebaut hat, dann hat er auch alle an und in ihnen befindlichen Geschlechtsteile und -merkmale mit eigenen Händen geformt und gebaut.

Und in 1 Mo 1,31 heißt es: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und sieh, es war sehr gut.“ Dieses Urteil betrifft also auch die Sexualität des Menschen. Alles daran ist sehr gut. Und die mit der Sexualität vorhandenen körperlichen Empfindungen gehören mit dazu. „Sündig“ oder „schmutzig“ ist daran nichts. Sünde fängt immer erst da an, wo man die guten Gaben Gottes missbraucht und pervertiert.

Adam und Eva haben nicht gesündigt, als sie sexuell zusammen waren, sondern sie haben ihre Ehe damit geschlossen. Ich habe dieses Verständnis der Sexualität ausführlicher in meinem Beitrag über Unzucht dargelegt. Das körperliche Zusammensein von Mann und Frau ist das grundlegende Wesensmerkmal der Ehe. Das heißt, die Ehe ist der Raum für die Entfaltung der Sexualität. Dass diese Entfaltung der Sexualität durchaus lustvoll gemeint ist, wird an wenigen Stellen in der Bibel deutlich.

In den Sprüchen z. B. warnt der Weisheitslehrer sehr davor, sich auf den Ehebruch mit einer fremden Frau einzulassen. Als Mittel dagegen empfiehlt er sehr bildhaft die Freude an der eigenen Ehe. Ich zitiere Spr 5,15-19 nach der Elberfelder Bibel. „Trinke Wasser aus deiner (eigenen) Zisterne und was aus deinem Brunnen quillt. Sollen nach draußen verströmen deine Quellen, auf die Plätze deine Wasserbäche? Dir allein sollen sie gehören, doch keinem Fremden neben dir. Deine Quelle sei gesegnet, erfreue dich an der Frau deiner Jugend! Die liebliche Hirschkuh und anmutige Gemse – ihre Brüste sollen dich berauschen jederzeit, in ihrer Liebe sollst du taumeln immerdar!“

Kann man es schöner ausdrücken, dass hier der Ort ist, an dem sexuelle Bedürfnisse ausgelebt werden können? Und offensichtlich können sie nicht nur, sondern sollen hier auch ausgelebt werden („berauschen“, „taumeln“ …). Warum die Lutherbibel statt der korrekten Übersetzung „Brüste“ lieber „Anmut“ schreibt, darauf darf sich jeder selbst einen Reim machen.

Auch Paulus, der Ehelose, der die Ehelosigkeit empfiehlt, vertritt diese Sichtweise. In der Ehe haben die sexuellen Bedürfnisse ihren legitimen Platz. 1 Kor 7,2-5: „Wegen der Unzucht soll aber jeder seine Frau haben und genauso jede den eigenen Mann. Der Mann soll der Frau geben, was er schuldig ist, genauso auch die Frau dem Mann. Die Frau hat nicht die Macht über ihren Leib, sondern der Mann. Und genauso hat auch der Mann nicht die Macht über seinen Leib, sondern die Frau. Beraubt einander nicht, außer in gegenseitigem Einverständnis für eine gewisse Zeit, um frei zu sein fürs Gebet. Und seid (dann) wieder zusammen, damit euch der Satan nicht versucht wegen eures Verlangens.“

Wenn wir Paulus hier genau nehmen, dann ist das sexuelle Verlangen sogar der einzige Grund für die Ehe, der angesichts des nahen Endes aller Dinge noch akzeptabel ist. Und wie er dabei die Gegenseitigkeit und Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau beschreibt, ist für seine Zeit revolutionär. (Die Frau, die Macht hat über den Leib des Mannes!). Das heißt natürlich, dass das Bedürfnis beider Partner wichtig ist. Sogar hier kommt der christliche Grundsatz zum Zuge, dass man nicht nur auf das Seine, sondern auch auf das des anderen zu achten hat. Und es gibt dabei sicherlich keine Grenzen für alles, was beiden Partnern Freude macht …

Dass Ehe und Sexualität aber nur etwas Irdisches und damit Vergängliches sind, hat Jesus deutlich erklärt. Mt 29,30 / Mk 12,25 / Lk 20,35-36: „Die aber, die für wert gehalten werden, zu jener Welt zu kommen und zur Auferstehung von den Toten, die heiraten nicht und sind nicht verheiratet, wenn sie von den Toten auferstehen. Sie können ja auch nicht mehr sterben, sondern sie sind Engeln in den Himmeln gleich und sind Söhne und Töchter Gottes, weil sie Söhne und Töchter der Auferstehung sind.“

Der Fluch der Ehe

Der Fluch der Ehe gehört zu den Folgen des Sündenfalls. Nachdem Gott im Fluch über die Frau erst die schmerzhaften Geburten ankündigte, sagte er dann noch: „Und gegen deinen Mann (geht) dein Begehren, er aber will herrschen über dich!“

Um diese Aussage besser zu verstehen, ist es hilfreich, aus dem folgenden Kapitel die Worte Gottes an Kain zu betrachten. 1 Mo 4,7: „Ist es nicht so: Wenn du das Richtige tust, ist (dein Blick) erhoben, wenn du aber nicht das Richtige tust, lagert Sünde vor der Tür? Und gegen dich (geht) ihr Begehren, du aber sollst herrschen über sie!“

Die zwei Aussagen sind genau gleich aufgebaut:

„Und gegen deinen Mann (geht) dein Begehren, er aber will herrschen über dich!“

„Und gegen dich (geht) ihr Begehren, du aber sollst herrschen über sie!“

Was die Sünde gegenüber dem Menschen tut, das will die Frau gegenüber dem Mann: Begehren. Wenn ich etwas begehre, dann will ich es besitzen. Die Sünde will den Menschen besitzen, sie will Macht über ihn ausüben. Die Frau will den Mann besitzen, und dieses Besitzen ist natürlich auch eine Art Machtausübung, vermutlich auf die etwas feinere weibliche Art und Weise. Vielleicht sind „Steuern“ und „Manipulieren“ passende moderne Ausdrücke dafür.

Die Antwort darauf besteht im Herrschen. Der Mensch soll über die Sünde herrschen, soll sie also in die Schranken weisen und nicht über sich herrschen lassen. Der Mann wehrt sich gegen die Besitzergreifung der Frau, indem er über sie zu herrschen versucht, um die Oberhand zu behalten. Vielleicht ist dann „Dominieren“ der passende Ausdruck dazu.

Hier ist also der eheliche Urkonflikt ausgesprochen und programmiert: der Machtkampf zwischen Ehemann und Ehefrau. Die vielen Witze, die es über diese Problematik gibt, bestätigen deren Richtigkeit und Realität. Ehen werden also nicht im Himmel geschlossen. Gott hat die Ehe geschaffen und gesetzt, aber er hat infolge der Sünde im Fluch die Mühsamkeit des Lebens über sie ausgesprochen, wie auch über die Arbeit und die Fortpflanzung.

Die Frage ist, ob es dafür eine Lösung gibt. In diesem Zusammenhang ist mir ein Abschnitt aufgefallen, der innerhalb des Neuen Testaments aus dem Rahmen fällt – Eph 5,21-33:

„… – indem ihr euch einander unterordnet in Achtung vor dem Messias, die Ehefrauen ihren Männern wie dem Herrn, denn ein Ehemann ist Haupt (seiner) Frau, wie auch der Messias Haupt der Gemeinde ist, er, der Retter des Leibes. Also, wie sich die Gemeinde dem Messias unterordnet, so auch die Ehefrauen (ihren) Männern in allem. Ihr Ehemänner, liebt (eure) Frauen, wie auch der Messias die Gemeinde liebt und sich für sie hingegeben hat, um sie heilig zu machen – dazu hat er sie gereinigt mit dem Bad im Wasser und durch das Wort -, um sie sich herrlich hinzustellen, die Gemeinde, damit sie keinen Fleck oder eine Runzel oder etwas derartiges hat, sondern heilig und makellos sein soll.

So müssen auch die Ehemänner ihre Frauen lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Niemandem war doch jemals sein Körper gleichgültig, man gibt ihm vielmehr, was er braucht, und pflegt ihn. Und so (pflegt) auch der Messias die Gemeinde, weil wir Glieder seines Leibes sind. ‚Dafür wird ein Mann den Vater und die Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden, und die zwei werden körperlich eins sein.‘ Dieses Geheimnis ist groß. Ich sage das aber auf den Messias und auf die Gemeinde hin. Jedenfalls auch ihr, jeder Einzelne: Jeder soll seine Frau so lieben wie sich selbst! Die Frau aber: dass sie Achtung hat vor dem Mann!“

Das Auffallende in diesem Abschnitt ist, dass er dem allgemeinen Prinzip in der Gemeinde scheinbar zuwiderläuft. Die Christen in der Gemeinde haben untereinander – Männer und Frauen! – das Gebot von Jesus, einander zu lieben. Und sie haben, wie Paulus auch hier schreibt, das Gebot – Männer und Frauen! – sich einander unterzuordnen in Achtung vor dem Messias. Warum betont er nun hier so, dass der Mann, der sowieso alle lieben soll, auch seine Frau lieben soll? Und warum die Frau, die sich in Achtung vor dem Messias sowieso allen unterordnen soll, sich auch ihrem Mann unterordnen soll?

Diese spezielle Ermahnung von Paulus an die Eheleute ergibt aber einen guten Sinn, wenn man sie in Beziehung setzt zu 1 Mo 3 – dem Fluch der Ehe. Die Frau, die in menschlicher Art ihr Begehren auf ihren Mann gerichtet hat, hört jetzt auf damit und ordnet sich unter. Paulus formuliert es am Ende des Abschnitts auch noch anders: Sie hat Achtung vor ihm. Das ist offenbar ein alternativer Ausdruck für „unterordnen“. Der Mann, der in menschlicher Art über seine Frau zu herrschen versucht, hört jetzt damit auf und liebt – so wie Jesus seine Gemeinde.

Der Fluch der Ehe ist damit aufgehoben. Das neue Leben aus Gott kommt in die Ehe. Dass dafür Herzensveränderung mit Hilfe des Heiligen Geistes nötig ist, ist klar. Und so haben wir hier eine erlöste Ehe vor Augen, in der echte Liebe und echter Respekt die Haltung zueinander und den Umgang miteinander bestimmen. Das ist dann wohl auch die Antwort auf die Frage, was eine christliche Ehe ausmacht.

Der Sündenfall

Der Sündenfall ist ein Schlüsselererignis in der Geschichte zwischen Gott und den Menschen. Und hier in eigener Übersetzung der Bericht, wie Gott den Menschen in Freiheit und Verantwortung stellte und wie es zur Sünde und damit zur Trennung von Gott kam – 1 Mo 3,1-24:

Die Schlange war aber klüger als alle Tiere des Feldes,

die der Herr, Gott, gemacht hatte.

Und sie sagte zu der Frau: „Sollte es sein, dass Gott gesagt hat:

‚Ihr dürft nicht von allen Bäumen des Parks essen?‘ “

Die Frau sagte zu der Schlange:

„Wir essen von den Früchten der Bäume des Parks.

Aber über die Früchte des Baums, der in der Mitte des Parks ist, hat Gott gesagt:

‚Esst nicht von ihm, berührt ihn auch nicht, damit ihr nicht sterbt!‘ “

Und die Schlange sagte zu der Frau: „Ihr werdet ganz sicher nicht sterben!

Denn Gott weiß:

An dem Tag, an dem ihr davon esst, werden eure Augen geöffnet werden,

und ihr werdet wie Götter sein, die wissen, was Gut und Böse ist.“

Die Frau sah dann, dass von dem Baum gut zu essen war,

dass er eine Pracht für die Augen war und verlockend, weil er klug machte.

Und sie nahm von seinen Früchten und aß,

und sie gab auch ihrem Mann (davon), der bei ihr war, und er aß.

Da wurden die Augen der beiden geöffnet,

und sie erkannten, dass sie nackt waren.

Und sie nähten Blätter vom Feigenbaum zusammen und machten sich Röcke.

Als sie dann das Geräusch des Herrn, Gottes, hörten,

der beim Abendwind im Park umherging,

versteckten sie sich, der Adam und seine Frau,

vor dem Blick des Herrn, Gottes, zwischen den Bäumen des Parks.

Und der Herr, Gott, rief den Adam und sagte ihm: „Wo bist du?“

Der sagte: „Dein Geräusch habe ich gehört im Park.

Und ich habe mich gefürchtet, weil ich nackt bin, und habe mich versteckt!“

(Gott) aber sagte: „Wer hat dir erzählt, dass du nackt bist?

Hast du etwa von dem Baum gegessen,

von dem ich dir befohlen habe, nicht von ihm zu essen?“

Und der Adam sagte: „Die Frau, die du gegeben hast, um bei mir zu sein,

sie hat mir von dem Baum gegeben, sodass ich aß.“

Der Herr, Gott, sagte dann der Frau: „Warum hast du das getan?“

Die Frau sagte: „Die Schlange hat mich betrogen, sodass ich aß.“

Da sagte der Herr, Gott, der Schlange:

„Weil du das getan hast, bist du verflucht:

Weg von allen Nutztieren und allen Tieren des Feldes

wirst du dich auf deinem Bauch fortbewegen

und Staub schlucken alle Tage deines Lebens!

Und ich stifte Feindschaft zwischen dir und der Frau,

zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen.

Er wird dich am Kopf packen, und du wirst ihn an der Ferse packen.

Und der Frau sagte er:

„Ganz gewiss lasse ich zahlreich werden deine Schmerzen und dein Stöhnen.

Mit Schmerzen wirst du Kinder gebären.

Und gegen deinen Mann (geht) dein Begehren, er aber will herrschen über dich!“

Dem Adam aber sagte er:

„Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast,

von dem ich dir befohlen hatte: ‚Du darfst nicht von ihm essen!‘:

Verflucht ist der Erdboden bei deiner Arbeit!

Mit Schmerzen sollst du dich von ihm ernähren alle Tage deines Lebens.

Dornen und Disteln wird er dir aufwachsen lassen,

und du wirst Kräuter des Feldes essen.

Im Schweiß deines Angesichts sollst du Brot essen,

bis du zurückkehrst zum Erdboden, von dem du genommen bist.

Denn du bist Erde, und zur Erde sollst du zurückkehren!“

Und der Adam gab seiner Frau den Namen „Eva“ (Leben),

denn sie war die Mutter aller lebenden (Menschen).

Und der Herr, Gott, machte Adam und seiner Frau Gewänder aus Leder

und bekleidete sie.

Und Gott sagte:

„Jetzt ist der Adam geworden wie einer von uns, er kennt Gut und Böse.

Und jetzt: Dass er ja nicht seine Hand ausstreckt

und auch vom Baum des Lebens nimmt und isst und in Ewigkeit lebt!“

Und der Herr, Gott, schickte ihn hinaus aus dem Park von Eden,

um den Erdboden zu bearbeiten, von dem er genommen worden war.

Er warf den Adam hinaus und ließ ihn östlich des Parks von Eden wohnen.

Und er bestellte die Cherubim

und das blitzende Schwert, das sich hin- und herwendet,

um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.

Der „zweite“ Schöpfungsbericht

Der zweite Schöpfungsbericht – diese Bezeichnung haben bibelkritische Theologen dem Abschnitt 1 Mo 2,5-25 gegeben. Man fand hier im zeitlichen Ablauf Widersprüche zum „ersten“ Schöpfungsbericht. Und man postulierte, es seien unabhängige Berichte von verschiedenen Autoren aus unterschiedlichen Zeiten. (Vom historischen Wahrheitsgehalt ganz zu schweigen …)

Es gibt allerdings eine grammatikalische Feinheit, mit der sich, wenn man sie beachtet, die Widersprüche auflösen. Im Hebräischen und im Griechischen gibt es zwar verschiedene Vergangenheitsformen, aber keine Vorvergangenheit, wie wir sie im Deutschen haben. Es gibt also „machte“ oder „hat gemacht“, aber kein „hatte gemacht“. Aber es gibt in den Texten natürlich Fälle, in denen die Vorvergangenheit gemeint ist. Das muss man dann aus dem Textzusammenhang erschließen und im Deutschen entsprechend übersetzen.

Und mit Anwendung der Vorvergangenheitsform ist es tatsächlich möglich, das zweite Kapitel ohne Widerspruch zum ersten zu übersetzen. Das Kapitel ist dann nicht der „zweite“ Schöpfungsbericht, sondern eine passende Erläuterung und Ergänzung zum „ersten“. Im Wesentlichen geht es dabei ausführlich um die Erschaffung des Menschen als Mann und Frau am fünften Schöpfungstag. Und hier folgt die entsprechende Übersetzung des Abschnitts 1 Mo 2,5-25:

5 Bevor alles Grüne auf dem Feld auf der Erde war

und bevor alle Kräuter des Feldes aufwuchsen,

ließ Gott es noch nicht regnen auf die Erde.

Es gab auch keinen Menschen, um den Erdboden zu bearbeiten.

6 Grundwasser stieg aus der Erde auf

und tränkte die ganze Oberfläche des Erdbodens.

7 Und Gott formte den Menschen aus Erde vom Erdboden

und blies ihm lebendiges Atmen ins Gesicht,

und der Mensch wurde zu einer lebendigen Seele.

8 Und der Herr, Gott, hatte ein Paradies gepflanzt in Eden, nach Osten zu,

und dorthin setzte er den Menschen, den er geformt hatte.

9 Gott hatte aus dem Erdboden jede Art Baum aufwachsen lassen,

prächtig zum Anschauen und gut zum Essen,

und den Baum des Lebens in der Mitte des Parks,

und den Baum des Erkennens von Gut und Böse.

10 Ein Fluss entsprang aber aus (dem Boden von) Eden,

um das Paradies zu bewässern.

Von dort teilte er sich und wurde zu vier Ursprüngen (von Flüssen):

11 Der Name des einen ist Pischon.

Das ist der, der rings um das ganze Land Chawila herumfließt,

wo es das Gold gibt, 12 und das Gold dieses Landes ist gut.

Dort gibt es auch den Bernstein und den Karneolstein.

13 Der Name des zweiten Flusses ist Gichon.

Der fließt um das ganze Land Kusch herum.

14 Der Name des dritten Flusses ist Tigris.

Der fließt im Osten von Assur.

Und der vierte Fluss ist der Eufrat.

15 Der Herr, Gott, hatte den Menschen genommen

und ihn abgesetzt im Paradies von Eden,

um es zu bearbeiten und zu bewahren.

16 Und der Herr, Gott, befahl dem Adam:

„Von jedem Baum des Paradieses darfst du Speise essen.

17 Aber vom Baum des Erkennens von Gut und Böse,

von ihm darfst du nichts essen!

Denn an dem Tag, an dem du von ihm isst, wirst du den Tod sterben!“

18 Und der Herr, Gott, sagte: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.

Wir wollen ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht“.

19 Gott hatte aus dem Erdboden auch alle Tiere des Feldes

und alle Vögel des Himmels geformt,

und er brachte sie zu dem Adam, um zu sehen, wie er sie nennen würde.

Was Adam für jedes lebendige Wesen nennen würde,

das sollte dann sein Name sein.

20 Und Adam nannte Namen für alle Nutztiere

und alle Vögel des Himmels und alle Wildtiere des Feldes.

Aber für Adam wurde keine Hilfe gefunden, die ihm ebenbürtig war.

21 Und Gott ließ eine Geistesabwesenheit auf den Adam fallen, und der schlief.

Er entnahm dann eine seiner Seiten

und verschloss (die Stelle) stattdessen mit Fleisch.

22 Der Herr, Gott, baute die Seite, die er von dem Adam entnommen hatte,

zu einer Frau und brachte sie zu dem Adam.

23 Und der Mensch sagte:

„Das ist jetzt Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch!

Sie wird (hebräisch) ‚Ischa‘ (Frau) genannt werden,

weil sie vom ‚Isch‘ (Mann) genommen wurde.“

24 – Deswegen wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen

und sich mit seiner Frau verbinden, und die zwei werden körperlich Eins sein. –

25 Und die zwei waren nackt, der Adam und seine Frau, und schämten sich nicht.

Der Geist Gottes

Die Bibel spricht von Gott in dreifacher Weise. Da ist der unsichtbare Gott, den noch nie jemand gesehen hat, den Jesus den „Vater“ nennt. Und dann ist da der, der als Erscheinung Gottes in der Welt sichtbar wird, den Johannes „das Wort“ nennt, auf Griechisch „lógos“. Dann gibt es auch noch ein Wirken der Kraft Gottes, das als „der Geist Gottes“ in Erscheinung tritt. Es gibt also zwei Weisen, in denen der unsichtbare Gott den Menschen begegnet bzw. unter ihnen wirkt.

Die Erscheinung Gottes, die im Alten Testament gerne als „der Engel des Herrn“ bezeichnet wird, ist eine Erscheinung des „Wortes“. Als solcher ist er zum Beispiel auch Abraham begegnet. Dieser „Wort“ hat dann unter der Kraft des Heiligen Geistes im Mutterleib von Maria menschliche Körperlichkeit angenommen und durch eine natürliche Geburt als Mensch den Erdboden betreten. Jesus ist die sichtbare Erscheinung Gottes als Mensch. Das Verhältnis zwischen ihm und dem unsichtbaren Gott bezeichnet er als „Vater“ und „Sohn“. Allerdings musste auch auf Jesus bei der Taufe im Jordan noch der „Geist“ kommen, damit er seinen Auftrag vom Vater in vollendeter Weise ausführen konnte.

„Logos“, auf Hebräisch „davár“, ist ein männliches Wort. „Geist“ dagegen heißt im Hebräischen „rúach“ und ist dort ein weibliches Wort. In der hebräischen Sprache gibt es also etwas Männliches und etwas Weibliches, das von Gott ausgeht. Wenn vom unsichtbaren Gott diese beiden Erscheinungen ausgehen, dann dürfen wir uns getrost den Rückschluss erlauben, dass auch in ihm selbst diese beiden Elemente vorhanden sind. Schließlich hat er ja sein Abbild, den Menschen, als Mann und Frau gemacht.

Leider haben wir im Deutschen kein passendes weibliches Wort, um auszudrücken, was „Geist“ ist. Die Grundbedeutung von „ruach“ wie auch der griechischen Übersetzung „pneuma“, ist so etwas wie „bewegte Luft“. Deshalb heißt das Wort im Alltag „Wind“, aber auch „Atem“. Mit „Luft“ hätten wir eigentlich ein weibliches Wort, aber von Gottes „Luft“ zu sprechen, die unter uns wirkt, klingt doch zu seltsam. Dabei mag es durchaus eine passende Vorstellung sein, das Wirken des Heiligen Geistes mit einer spürbaren Brise frischer Luft zu vergleichen.

Jedenfalls war der Logos Gottes, der Sohn, in der Kraft des Heiligen Geistes auf der Erde am Werk, um das Erlösungswerk zu vollbringen und die Tür zum Reich Gottes, dem Reich des Geistes zu öffnen. Kurz vor seinem Tod sagte er seinen Jüngern, er werde zum Vater gehen und von dort einen anderen Helfer senden, den Geist der Wahrheit, der in ihnen sein werde.

Und nun ist seit dem Pfingstereignis alles, was seine „Gemeinde“ heißt, geistgegründet und geisterfüllt. Alle sind von neuem geboren aus Wasser und Geist. Und alles, was nicht geistlich ist, ist auch nicht seine Gemeinde. Paulus sagt sogar „Der Herr ist der Geist“. Der Geist Gottes ist der Herr in der Gemeinde. Nur in ihm ist Jesus anwesend. Alles, was wir als „Gott unter uns“ oder „Jesus in mir“ erfahren, ist Heiliger Geist. Wir müssen also, um neutestamentliche Christen zu sein, Heiligen Geist „haben“ oder erst einmal „bekommen“.

Und hier zum Schluss noch etwas zum Nachdenken, nicht nur für die Traditionalisten unter uns. Wenn es stimmt, dass „Geist“ etwas Weibliches ist, dann werden wir in der christlichen Gemeinde von einer Frau regiert …

Titus 2: ältere und jüngere Frauen

Titus 2: ältere und jüngere Frauen – die Bedeutung der richtigen Satztrennung und Zeichensetzung hat an dieser Stelle gravierende Folgen. Die Idee dazu habe ich durch einen Vortrag bei einer Tagung der Studiengemeinschaft Wort und Wissen bekommen. Tit 2,1-5 ist der Satz, um den es sich handelt. Hier schreibt Paulus an Titus, wie er mit älteren Männern, älteren Frauen und jüngeren Frauen jeweils umgehen soll.

Ich zitiere den Satz zunächst einmal, wie er in der Elberfelder Bibel steht:

„Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt:

dass die alten Männer nüchtern seien, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren;

ebenso die alten Frauen in der Haltung, wie es der Heiligkeit geziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig (zu sein), den eigenen Männern sich unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.“

Mit anderer Satztrennung und Zeichensetzung übersetze ich diese Verse so:

„Du aber musst sagen, was der heilsamen Lehre angemessen ist:

Ältere Männer sollen einen klaren Kopf behalten, ernsthaft sein, klar denkend, gesund im Glauben, in der Liebe und in der Ausdauer.

Ältere Frauen sollen genauso in der Haltung priesterlich sein, nicht gehässig, nicht an viel Wein versklavt, und Gutes lehren, um klares Denken zu vermitteln.

Die jungen Frauen sollen Freunde ihrer Männer sein, Freunde der Kinder, klar denken, rein (sein), sich gut um das ganze Haus kümmern und sich ihren Männern unterordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert wird.“

Dafür, dass ich die zweite Version richtig finde gegenüber der ersten (traditionellen), nenne ich zwei Gründe. Zum einen spricht Paulus hier die jüngeren Frauen als eine eigene Gruppe an. Genauso spricht er ja die älteren Frauen, die älteren Männer und im darauf folgenden Satz auch die jüngeren Männer an. Zum anderen beschränkt er die älteren Frauen nicht auf das Lehren der jüngeren Frauen. Sie sollen vielmehr allgemein Gutes lehren, um klares Denken zu vermitteln.

Ich denke, dass wir auch hier – Titus 2: ältere und jüngere Frauen – wieder eine Textstelle berichtigen konnten, die man gerne zur Zurücksetzung der Frauen benutzt hat. Also, ihr älteren Frauen und ihr jüngeren Frauen, ihr seid genauso angesprochen und wichtig wie die Männer in der Gemeinde. Im Messias gibt es ja, wie Paulus sagt, nicht mehr „Mann“ oder „Frau“, sie sind alle eins in ihm … (Gal 3,26).

Gerettet durch Kindergebären?

Auf den Gedanken, eine eigene Übersetzung des Neuen Testaments zu machen, bin ich einst gekommen, weil ich mit bestehenden Übersetzungen im Vergleich zum griechischen Urtext nicht zufrieden war. 1 Tim 2,8-15 ist ein Abschnitt, der das beispielhaft zeigt. Angeblich sagt er, dass Frauen gerettet würden durch Kindergebären.

Bitte lies ihn einmal in einer üblichen Bibel durch, egal ob Luther, Elberfelder oder Neue-Welt-Übersetzung, er bleibt überall teilweise rätselhaft. Er wird dort zwar wörtlich übersetzt, aber ohne alternative Wortbedeutungen zu berücksichtigen, die im Zusammenhang der neutestamentlichen Botschaft wichtig wären.

Wichtiger Grundsatz: Die Schrift legt die Schrift aus. Die entscheidende Hilfe, den Text besser zu verstehen, war mir das Buch von Thomas Schirrmacher: „Paulus im Kampf gegen den Schleier“. Ich zitiere im Folgenden meine eigene Übersetzung und erläutere anschließend ein paar Punkte dazu:

8 „Ich will nun, dass die Männer beten an jedem Ort

und Hände erheben ohne Zorn und Zweifel.

9 Genauso (sollen) auch Frauen (beten) in ordentlicher Haltung

und sich mit Achtung und klarem Denken schmücken,

nicht mit künstlerischen Frisuren, Gold, Perlen oder kostbarer Kleidung,

10 sondern, wie es angemessen ist für Frauen,

die versprochen haben Gott zu ehren, durch gute Taten.

11 Eine Frau soll in Zufriedenheit lernen mit aller Unterordnung.

12 Einer Frau erlaube ich nicht zu lehren, wenn sie sich über jemanden stellt,

sie soll sich vielmehr in Zufriedenheit befinden.

13 Adam wurde nämlich als Erster geformt, danach Eva.

14 Und Adam wurde nicht getäuscht,

die Frau ließ sich aber etwas vortäuschen und geriet in Übertretung.

15 Gerettet soll sie werden durch die Kindergeburt (des Messias),

– wenn sie im Glauben bleibt, in der Liebe und in der Heiligung mit klarem Denken.“

Und hier meine „Abweichungen“ gegenüber anderen Übersetzungen:

1) In Vers 9 fehlt im Griechischen in der ersten Zeile ein Zeitwort (Verbum), so dass sich das „genauso“ und die „ordentliche Haltung“ auf etwas in Vers 8 beziehen müssen, und da bleibt nur das „beten“. Paulus sagt also: Ich will, dass die Männer beten und dass genauso auch Frauen beten. In der nächsten Zeile geht er von der Aussage über das Beten dann weiter zu Detailaussagen über die „ordentliche Haltung“ der Frauen.

2) Dass nach dem Willen des Paulus Frauen, die beten, nicht gleichzeitig „still“ sein können, dürfte einleuchten. Die „Stille“, in der Frauen in Vers 11 und 12 sein sollen, wird verständlich, wenn sie mit einer anderen Bedeutung des Wortes als innere Stille, nämlich als „Zufriedenheit“ gedeutet und übersetzt wird.

3) In Vers 12 kann ich einen guten Teil der „Mann-Frau-Problematik“ entschärfen, wenn ich das griechische Wort „anér“ nicht mit „Mann“ übersetze, wie es üblicherweise geschieht, sondern mit einer anderen Bedeutung des Wortes als „jemand“, was genausogut möglich ist. (Siehe dazu „Langenscheidts Großwörterbuch Griechisch Deutsch“ von Hermann Menge.)

4) Dazu erhebt sich in Vers 12 die Frage, ob Paulus hier zwei Verbote oder nur ein Verbot ausspricht. Entweder soll sie a) nicht lehren und b) sich nicht über jemanden stellen, oder sie soll (als ein Gebot) sich nicht über jemanden stellen und so auch noch lehren. Da lehrende Frauen im Neuen Testament anderweitig aber vorkommen, kann hier nur die zweite Möglichkeit gemeint sein: sich nicht über andere zu stellen und so auch zu lehren. Und so verlangt Paulus hier von den Frauen etwas, das allgemein für alle gilt: sich nicht über Geschwister zu erheben.

5) Vermutlich hat Paulus hier eine gewisse Art frommer Frauen im Blick, die in einer speziellen Gefahr stehen. Nachdem sie durch Jesus aus ihrer sklavenartigen Stellung in der Antike befreit sind zur Gleichwertigkeit der Söhne und Töchter Gottes, fallen sie sozusagen auf der anderen Seite vom Pferd, bilden sich etwas ein und überheben sich.

Diese Art der Überheblichkeit könnte auch mit der religiösen Richtung der sogenannten „Gnosis“, d.h. „Erkenntnis“ zusammenhängen, in der es wichtig war, wie z.B. auch im Hinduismus oder in der Anthroposophie, dass der Mensch seine eigene „Göttlichkeit“ „erkennt“. Für „göttliche“ Frauen, die aus dieser Richtung kamen, war dann wohl auch Sexualität etwas „Schmutziges“ und Kindergebären etwas „Grässliches“.

Gerettet durch Kindergebären, das ist neutestamentlich gesehen natürlich Unsinn. Paulus schreibt hier wörtlich, dass sie durch eine „Kindergeburt“ gerettet werden. Und da kann er ja nur eine meinen, die von Jesus, dem Retter. Also durch so etwas „Grässliches“ ist die Rettung gekommen, darunter müssen sich auch diese frommen Frauen beugen. Die nächste Zeile sagt dann auch, wodurch sie wirklich gerettet werden: durch das Bleiben im Glauben, in der Liebe und in der Heiligung.

Nebenbei bemerkt bekräftigt dieser Text hier auch die Realität der natürlichen Geburt von Jesus und widerlegt die in katholischen Kreisen weit verbreitete Irrlehre, Jesus sei durch einen übernatürlichen Vorgang aus Marias Bauch gekommen und sie sei lebenslang Jungfrau geblieben.

Bei genauem Hinschauen sehen wir in diesem Abschnitt also wieder ganz „normale“ neutestamentliche Themen. Beten, Zufriedenheit, Ordentlichkeit, gute Taten, sich nicht überheben, sich nicht verführen lassen, Glaube, Liebe, Heiligung und klares Denken. In einer spezifischen Situation betreffen sie gewisse Frauen in der Gemeinde, die eigens damit angesprochen werden.

Und so haben wir diesen Abschnitt aus seiner Seltsamkeit herausgeholt. Er passt in den neutestamentlichen Zusammenhang und ist in diesem Sinne nun auch richtig übersetzt.

Verschleierung der Frauen?

Verschleierung der Frauen, diese Forderung in 1 Ko 11 hat schon viel Unruhe gestiftet und Not bereitet. Das Problem löst sich, wenn man diese Forderung als eine Meinung aus Korinth erkennt.

Neben der liberalen Richtung gab es in Korinth auf der anderen Seite des Spektrums auch eine gesetzliche Richtung. Diese hatte einen jüdischem Hintergrund und forderte unter anderem die Verschleierung der Frauen in der Gemeinde. Und auch mit ihr setzte sich Paulus intensiv auseinander. Das Buch von Thomas Schirrmacher „Paulus im Kampf gegen den Schleier“ war mir die entscheidende Hilfe, diese Seite zu erkennen. Die Sicht dieser Richtung kommt in zwei Zitaten zum Ausdruck in 1 Ko 11 und 1 Ko 14 . Ich habe die Abschnitte mit Erklärungen in Klammern zum besseren Verständnis wie folgt übersetzt und aufbereitet:

1 Ko 11,3-16 – Verschleierung der Frauen:

Ich will aber, dass ihr wisst: (Einige bei euch vertreten folgende Lehre:) „Das Haupt jedes Mannes ist der Messias, Haupt einer Frau der Mann, Haupt des Messias Gott. Jeder Mann, der betet oder prophetisch spricht und etwas auf dem Kopf hat, beschämt seinen Kopf. Jede Frau, die betet oder prophetisch spricht mit unverhülltem Kopf, beschämt ihren Kopf. Es ist ein und dasselbe (wie) bei einer, (der der Kopf) rasiert wurde. Wenn eine Frau sich nicht verhüllt, soll sie auch geschoren werden! Wenn es für eine Frau aber schändlich ist, geschoren oder rasiert zu werden, soll sie sich verhüllen! Ein Mann muss sich freilich nicht den Kopf verhüllen, denn er ist Bild und Herrlichkeit Gottes, die Frau ist Herrlichkeit eines Mannes. Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann, und der Mann wurde ja nicht wegen der Frau geschaffen, sondern die Frau wegen des Mannes.”

(Dazu sage ich:) Deswegen muss die Frau Macht über ihren Kopf haben: wegen der Engel! Abgesehen davon gibt es beim Herrn keine Frau ohne einen Mann und keinen Mann ohne eine Frau, denn wie die Frau aus dem Mann (gekommen) ist, so (kommt) auch der Mann durch die Frau, und das alles von Gott. Urteilt bei euch selbst: Es ist angemessen, dass eine Frau unverhüllt zu Gott betet! Auch die Natur selbst lehrt euch nicht, dass es für einen Mann, wenn er sich die Haare wachsen lässt, eine Entehrung ist, für eine Frau aber, wenn sie sich die Haare wachsen lässt, eine Ehre ist. Die Haare sind doch (allen von Gott) als Kleidung gegeben. Wenn aber jemand meint, streitlustig sein zu müssen: Wir haben einen solchen Brauch (einer Verschleierung) nicht, auch die Gemeinden Gottes nicht!

(Anmerkung zu den Engeln in Vers 10: Laut Kapitel 6,3 wird die Frau mit über Engel richten. Dann wird sie ja wohl auch über ihren eigenen Kopf bestimmen dürfen!)

Dafür, dass der Abschnitt Verse 3-9 eine Meinung aus Korinth zitiert, sprechen im Wesentlichen drei Argumente. 1) Der Abschnitt steht inhaltlich im Gegensatz zu den Versen 10-16. Paulus würde sich selbst widersprechen. 2) Die Aussage des Abschnitts findet sich in keiner anderen damaligen christlichen Schrift, wohl aber bei jüdischen Theologen. 3) Sie widerspricht generell der neutestamentlichen Sicht der Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung der Frauen in der Gemeinde. Siehe dazu die ausführliche Argumentation im oben genannten Buch von Schirrmacher.

1.Kor. 14,34-36 – Schweigen der Frauen:

(Einige bei euch sagen auch:) „Die Frauen sollen schweigen in den Gemeinden, es ist ihnen nicht erlaubt zu sprechen. Sie sollen sich vielmehr unterordnen, wie auch das Gesetz es sagt. Wenn sie etwas lernen wollen, sollen sie zu Hause ihre Männer fragen. Es ist doch schändlich, wenn eine Frau in der Gemeinde spricht.“

(Ich sage dazu Nein:) Ist denn das Wort Gottes von euch ausgegangen? Ist es denn allein zu euch gekommen? Wenn jemand meint, ein Prophet zu sein oder geistlich, dann soll er klar erkennen, dass das, was ich euch schreibe, ein Gebot des Herrn ist. Wenn jemand es aber nicht erkennt, soll man (auch) ihn nicht kennen!

(Anmerkung dazu: Das Gesetz im Sinne des Alten Testaments sagt dazu überhaupt nichts, wohl aber einige jüdische Theologen aus der damaligen Zeit. Auch das spricht dafür, dass Paulus hier eine Meinung aus Korinth zitiert.)

Für manche Leser mag diese Sicht neu sein, wie sie für mich neu war, als ich Schirrmachers Buch gelesen habe. Aber sie war sehr befreiend …

Auch Frauen sind „Brüder“

Auch Frauen sind „Brüder“, das ergibt sich aus der Betrachtung der griechischen Begriffe. Es ist eigentlich logisch, dass man als Übersetzer ein Wort nur dann richtig übersetzt, wenn man es in der richtigen Bedeutung übersetzt. Ein Wort der einen Sprache kann mehrere Bedeutungen haben, die man in der anderen Sprache nicht immer mit demselben Wort übersetzen kann. Daran scheitert auch der Versuch einer konkordanten Übersetzung, bei der man für ein griechisches Wort immer dasselbe deutsche Wort gebrauchen will.

Ich habe die konkordante Methode bei meiner Übersetzung eine Zeit lang versucht, bin aber recht schnell davon abgekommen. Wo es geht, übersetze ich ein griechisches Wort immer mit demselben deutschen. Aber es sind nicht viele Wörter, bei denen das geht. Das Wort „pneuma“ z.B. heißt zwar meistens „Geist“, aber an wenigen Stellen heißt es doch einfach „Wind“. Ein wichtiger Fall in diesem Sinne ist das griechische „adelphós“, das in einer Bedeutung „Bruder“ heißt, aber nicht immer.

Fangen wir im Plural an, da ist es zunächst einfacher. Es gibt in unserer Sprache „Brüder“, „Schwestern“ und dann auch noch das schöne Wort „Geschwister“. Im Griechischen heißt „adelphai“ eindeutig „Schwestern“. „Brüder“ sind „adelphoi“. Wenn es aber Männer und Frauen sind, also Geschwister, sagt der Grieche ebenfalls „adelphoi“. Dieses Wort muss also immer vom Zusammenhang her entweder mit „Brüder“ oder mit „Geschwister“ übersetzt werden. Wenn Paulus in seinen Briefen also „meine adelphoi“ anredet, dann muss man, da alle in der Gemeinde angesprochen sind, also auch die Frauen, ganz eindeutig mit „meine Geschwister“ übersetzen. „Meine Brüder“ wäre falsch. Also, auch Frauen sind „Brüder“.

Etwas komplexer wird die Sache im Singular. Da ist es im Griechischen im Prinzip dasselbe, aber wir haben im Deutschen kein Wort für ein einzelnes „Geschwister“, leider. Das griechische „adelphos“ heißt dann je nach Sinnzusammenhang entweder „Bruder“ oder „eines der Geschwister“ bzw. „Bruder oder Schwester“. Wenn ich also z.B. Römer 14,10 so übersetze: „Du aber, was richtest du deinen Bruder oder deine Schwester? Und du, was schätzt du denn deinen Bruder oder deine Schwester gering?“, dann habe nicht irgendeinem Zeitgeist entsprechend die Frauen mit hineingeflickt, sondern ich habe einfach richtig übersetzt.

Die bekannte „philadelphía“, wäre dann demnach auch nicht die „Bruderliebe“, sondern die „Geschwisterliebe“. Da „philia“ aber statt mit „Liebe“ treffender mit „Freundschaft“ zu übersetzen ist, ist „philadelphia“ dann die „Freundschaft mit den Geschwistern“.

Ja, wenn wir das doch recht begreifen würden – als Christen sind wir Geschwister, und wir sind Freunde …

Frauen bei Lukas

Frauen bei Lukas – dieser besondere Gesichtspunkt soll hier behandelt werden. Damit hebt sich Lukas deutlich von den anderen Evangelien ab.

Auch bei Matthäus, Markus und Johannes spielen die Frauen im Bericht über die Hinrichtung am Kreuz und die Auferstehung eine wichtige Rolle. Bei Lukas erfahren wir aber auch schon vorher von ihnen, Lk. 8,1-3: „Und als er der Reihe nach durch Stadt und Dorf zog, da verkündete er und brachte die gute Nachricht vom Reich Gottes, auch die Zwölf mit ihm und einige Frauen. Diese waren geheilt von bösen Geistern und Gebrechen. (Es waren) Maria, die ‚Magdalena‘ genannt wurde, von der sieben dämonische Geister hinausgegangen waren, Johanna, die Frau von Chuzas, einem Verwalter des Herodes, Susanna und viele andere, die ihnen (mit Mitteln) aus ihrem Vermögen dienten.“

Jesus hatte also im größeren Jüngerkreis außerhalb der Zwölf nicht nur männliche Jünger. Er hatte auch Jüngerinnen, was den Gepflogenheiten der damaligen Zeit mit Sicherheit widersprach. Dann verstehen wir auch besser, warum Maria, als sie „zu Füßen des Herrn“ saß und ihm zuhörte, „sich den guten Teil ausgewählt“ hatte, statt Marta in der Küche zu helfen. Auch das berichtet uns natürlich Lukas (Lk 10,38-42).

Auch wichtige Frauengestalten würden wir ohne ihn nicht kennen: Elisabeth, die Frau von Zacharias, die Prophetin Hanna, die Sünderin, die Jesus die Füße salbte, und in der Apostelgeschichte Tabitha, Lydia und Damaris. An vielen Stellen seines Berichts legt Lukas nebenbei Wert darauf, dass „auch Frauen“ dabei waren oder dazukamen.

Und nun noch eine Feinheit zur obigen Stelle Lukas 8,1-3. Ich hatte sie ursprünglich mal so übersetzt, wie sie wohl auch in den meisten Übersetzungen steht: „Und als er der Reihe nach durch Stadt und Dorf zog, da verkündete er und brachte die gute Nachricht vom Reich Gottes. Und die Zwölf waren bei ihm und einige Frauen, die geheilt waren von bösen Geistern und Gebrechen: Maria, die ‚Magdalena‘ genannt wurde, von der sieben dämonische Geister hinausgegangen waren, Johanna, die Frau von Chuzas, einem Verwalter des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihnen (mit Mitteln) aus ihrem Vermögen dienten.“

Durch einen Vortrag, den ich als Aufzeichnung von einer Tagung der Studiengemeinschaft Wort und Wissen bekam, wurde ich auf die obige alternative Übersetzungsmöglichkeit aufmerksam. Sie überzeugte mich sofort. In der griechischen Schreibkultur von damals setzte man keine Satzzeichen, man machte nicht einmal Abstände zwischen den Wörtern. Das Schreibmaterial war teuer, deshalb sparte man Platz. Der erste Satz hätte in der damaligen Schreibweise etwa so ausgesehen:

UNDALSERDERREIHENACHDURCH

STADTUNDDORFZOGDAVERKÜNDE

TEERUNDBRACHTEDIEGUTENACHR

ICHTVOMREICHGOTTES

Kein Wunder, dass nicht nur Schreiben, sondern auch Lesen eine Kunst war! Und das heißt nun, dass alle Satzzeichen im Deutschen vom Übersetzer stammen. Der hat ja auch die Aufgabe, Satzzeichen zu setzen und damit das Lesen erheblich leichter zu machen.

Und so gibt es in Lukas 8,1-3 zwei Möglichkeiten – ist der Unterschied aufgefallen? In der üblichen (zweiten) Version tut Jesus seinen Dienst, und die zwölf Jünger und die Frauen sind bei ihm. In der alternativen (ersten) Version sind die Zwölf und die Frauen mit ihm im Dienst. Wen wundert’s, dass ich im Zusammenhang des Neuen Testaments das letztere für die wahrscheinlichere und glaubwürdigere Version halte? Im Reich Gottes sind Frauen gleichwertig und gleichberechtigt – und Lukas ist ein wichtiger Zeuge dafür.

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