Entdeckungen eines Bibelübersetzers

Schlagwort: Dämonen

Der Messias kommt

Der Messias kommt – dieses zentrale Ereignis schildert der Bericht in Offb 19. Nicht nur die ganze Offenbarung, sondern die ganze Bibel und die ganze Weltgeschichte laufen darauf zu.

Auch diese Ankunft kann man offensichtlich nur in prophetischer Bildersprache schildern. Denn nirgends sonst wird Jesus bei seinem Kommen als Reiter auf einem weißen Pferd beschrieben. Aber dieses Bild zeigt zum einen den Gegensatz zu dem Reiter in Offb 6 auf, der als Antichrist mit seinem Bogen siegreich hinauszieht. Ihm und seinem „siegreichen“ Wirken macht Jesus in Gestalt des neuen Reiters jetzt ein Ende. Das Bild zeigt zum anderen aber auch den Gegensatz zum ersten Einzug des Messias in Jerusalem, als er in Niedrigkeit auf einem Esel saß. Jetzt kommt er in Macht und Herrlichkeit auf einem weiß leuchtenden Pferd.

Dass es Jesus ist, daran lässt die Beschreibung keinen Zweifel. „Und der Reiter darauf heißt ‚Treu und wahr‘, mit Gerechtigkeit richtet er und führt er Krieg. Seine Augen sind wie feurige Glut, auf seinem Kopf sind viele königliche Stirnbänder, er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt außer ihm, er ist bekleidet mit einem Gewand, das in Blut getaucht ist, und sein Name heißt: ‚Das Wort Gottes‘. Auf weißen Pferden folgten ihm die Truppen im Himmel, bekleidet mit feinstem, weiß leuchtendem, reinem Leinen. Aus seinem Mund kommt ein scharfes Schwert, um damit die Völker zu schlagen. Er wird sie ‚hüten mit eisernem Stab‘, er wird die Weinkelter der Wut des Zornes Gottes des Allmächtigen treten. Auf dem Gewand, auf seinem Schenkel, trägt er einen Namen geschrieben: „König der Könige und Herr der Herren“.

Die Wiederkunft des Herrn geschieht sozusagen in zwei Stufen. Erst kommt er vom Himmel herab, um seine Gemeinde wegzuholen „in den Luftraum“ (1 Thess 4,17). Darauf folgen im Himmel die Hochzeit des Lammes und auf der Erde die Ausgießung der sieben Schalen der Wut Gottes. Danach kommt er als Messias sichtbar auf die Erde, um diesem Abschnitt der Weltgeschichte ein Ende zu machen.

Natürlich kommt er damit auch als Messias zur Rettung Israels. Auf ihn haben sie gewartet, und nun sehen sie den, den sie durchbohrt haben (Sach 12,10), und trauern und bekehren sich. Und so wird ganz Israel gerettet werden, wie Paulus es in Röm 11 gesagt hat. Von all dem ist in Offb 19 aber kaum die Rede, man muss hier den Zusammenhang zu den anderen Aussagen der Bibel über die Ankunft des Messias herstellen.

Man erfährt nur von der Vernichtung des Völkerheeres, das schon bis zum Berg von Megiddo (Har Mageddon) ins Land Israel eingedrungen ist. Diese Vernichtung geschieht dann aber nicht mit militärischen Mitteln. Sie geschieht vielmehr durch das Schwert, das aus dem Mund des Reiters kommt, also durch das, was er sagt. Ich denke, da wird ein Wort genügen, und alle fallen tot um. In Hesekiel 39 steht ein Bericht über diese Schlacht. Dort wird sogar angegeben, wieviel Zeit man dann brauchen wird, um das Schlachtfeld wieder aufzuräumen.

Eindrücklich ist in Offb 19 aber – wie auch sonst in der Offenbarung – der Blick in die unsichtbare Welt.

Hier geschieht zum einen die Entfernung der beiden Tiere, die in Offb 13 beschrieben sind. „Und das Tier wurde gefasst und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm getan hatte, mit denen er die irreführte, die das Kennzeichen des Tieres annahmen und sich vor seinem Bild niederwarfen. Lebendig wurden die beiden in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt.“

Sicherlich dürfen wir annehmen, dass mit diesen beiden Dämonen ihre ganzen Dämonenheere mit entfernt bzw. entsorgt werden. Der „Feuersee“ ist eine Beschreibung und ein anderer Name der Hölle.

Zum anderen sehen wir dann am Anfang von Offb 20 auch die Verhaftung des Satans. „Und ich sah einen Engel vom Himmel herabkommen, der hatte den Schlüssel zur Unterwelt und eine große Kette in seiner Hand. Und er packte den Drachen, die Schlange vom Anfang – das ist der Teufel und der Satan – und fesselte ihn für tausend Jahre: Er warf ihn in die Unterwelt und verschloss und versiegelte (den Eingang) über ihm, damit er die Völker nicht mehr irreführen soll, bis die tausend Jahre vollendet sind.“

Den Satan warf man mit seinen Engeln aus dem Himmel auf die Erde, als der auferstandene Jesus dort ankam. Und nun kommt Jesus vom Himmel auf die Erde, und man sperrt ihn von der Erde weg in die Unterwelt. Sicherlich dürfen wir annehmen, dass „seine Engel“ ihn auch auf diesem Weg begleiten.

So verschwindet also endlich die gesamte Dämonenwelt von der Erde. Kein Wunder, dass nun Friede einkehrt – tausend Jahre lang …

Das fünfte Hornsignal

Das fünfte Hornsignal in Offb 9 leitet Ereignisse ein, die sich von den ersten vier Hornsignalen in Offb 7 unterscheiden. Diese beschreiben relativ kurz schädigende Ereignisse an der sichtbaren Schöpfung. Betroffen sind: die Erde, das Meer, die Flüsse und das Tages- und Nachtlicht. Gemeinsam haben sie, dass die Ursache für die Schäden jeweils vom Himmel her kommt. Das spricht sehr dafür, dass wir es hier mit Gerichten Gottes an den natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen zu tun haben. Diese treten dann dem Charakter der Endzeit entsprechend immer wieder teilweise (ein Drittel) ein.

Das fünfte Hornsignal, das ja auch zugleich das erste der „Wehe!“ ist, das der Adler in Offb 8,13 über die Erde ausgerufen hat, ist dagegen recht ausführlich und richtet den Blick in die unsichtbare Welt.

Aber auch hier ist zuerst einmal etwas aus dem Himmel gefallen. Ein Stern, der die Macht bekommt, den Schacht zur Unterwelt zu öffnen. Erinnern wir uns daran, dass „Stern“ in der Bibel immer wieder auch ein Bild für Engel ist. Und dem „Engel“, der vom Himmel gefallen ist, begegnen wir in Offb 12, wo sich im Himmel nach der Entrückung des Messias zum Thron Gottes ein Krieg ereignet – Offb 12,7-9:

„Im Himmel fand dann eine Schlacht statt, Michael und seine Engel führten Krieg mit dem Drachen. Auch der Drache und seine Engel führten Krieg, er konnte aber nicht bestehen, und es war im Himmel kein Platz mehr für sie zu finden. Und er wurde hinausgeworfen, der große Drache, die Schlange vom Anfang, der „Teufel“ und „der Satan“ genannt wird, der die ganze Welt irreführt. Er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm geworfen.“

Und die laute Stimme im Himmel sagt dann noch – Offb 12,12: „Wehe der Erde und dem Meer, denn der Teufel ist hinabgekommen zu euch; er hat große Wut und weiß, dass er wenig Zeit hat!“

Das fünfte Hornsignal zieht nach sich, dass diesem gefallenen „Stern“ bzw. „Engel“ nun der Schlüssel für den Schacht zur Unterwelt „gegeben wird“. Dieses „gegeben wird“ heißt dann, dass auch das unter der Zulassung und Planung Gottes geschieht. Dass aus diesem Schacht zur Unterwelt nicht irdische, sondern dämonische Wesen hervorkommen, dürfte klar sein. Die bildhafte Schilderung dieser Dämonen als so etwas wie Heuschrecken ist schon eindrücklich. Und ihr Auftrag ist nichts anderes, als die Menschen zu quälen, aber nicht zu töten. Allerdings sind die ausgenommen, die das Siegel Gottes auf ihren Stirnen haben. Dämonen haben kein Recht, sie zu quälen.

Und dann taucht auch noch ein Anführer dieser Dämonentruppe auf – Offb 9,11: „Einen König haben sie über sich, den Engel der Unterwelt, der auf Hebräisch den Namen ‚Abaddon‘ hat und auf Griechisch den Namen ‚Apollyon‘.“ Beides heißt auf Deutsch „Zerstörer“.

Auch dazu, dass der Teufel aus der Unterwelt einen Anführer und „Zerstörer“ holt, haben wir eine Parallele – Offb 12,18-13,2:

„Er (der Drache) trat auf den Sand am Meer. Und ich sah, dass aus dem Meer ein wildes Tier heraufkam, das hatte zehn Hörner und sieben Köpfe, an seinen Hörnern zehn königliche Stirnbänder und an seinen Köpfen gotteslästerliche Namen. Das wilde Tier, das ich sah, war einem Panther gleich, seine Beine wie die eines Bären und sein Maul wie das Maul eines Löwen. Und der Drache gab ihm seine Kraft, seinen Thron und große Macht.“

Dass dieses wilde Tier, das aus dem Meer „heraufkommt“, und der „Zerstörer“ aus dem Schacht zur Unterwelt ein und dieselbe dämonische Macht sind, liegt da doch recht nahe. Dann zeigt das Bild aus Offb 9 auch, dass das Tier aus Offb 13 sein Werk nicht alleine ausübt, sondern eine ganze Dämonenarmee befehligt. Auch hier sehen wir, dass der Antichrist einer ist und gleichzeitig viele.

Dieses Prinzip finden wir schon bei der Begegnung von Jesus mit dem Dämon, der in dem belasteten Gergesener am Werk war – Lk 5,9: Jesus fragte ihn: „Wie ist dein Name?“ Er antwortete: „’Legion‘ ist mein Name, weil wir viele sind.“ Einer, der viele ist – ein interessanter Einblick in die dämonische Welt …

Wir haben nun schon drei Stellen in der Offenbarung, die vom Erscheinen des Antichristen berichten. In Offb 6 ist es der Reiter auf dem weißen Pferd. In Offb 9 ist es der Anführer des Heuschrecken-Heeres. Und in Offb 13 ist es das Tier aus dem Meer. Auch Im Zusammenhang der zwei Zeugen tauchte in Kap. 11,7 das Tier schon einmal auf: „… das Tier, das aus der Unterwelt heraufsteigt, …“. Das „Meer“ und die Unterwelt sind hier offensichtlich ein und dasselbe.

Das fünfte Hornsignal war also der Auftakt zum ersten „Wehe!“. Und es kommen noch zwei

Der Satan

Die Bezeichnung „Satan“ kommt aus dem Hebräischen und heißt „Gegner“ bzw. „Feind“. Neben „Satan“ selbst, das auch wie ein Name gebraucht wird, gibt es auch andere Bezeichnungen für ihn. Die häufigste davon ist der „Teufel“. Dieses deutsche Wort ist ein Lehnwort, das sich aus dem griechischen Ursprung „diábolos“ entwickelt hat, das Bedeutungen wie „Verleumder, Irreführer, Durcheinanderwerfer“ hat. In diesen Bedeutungen kann es auch auf Menschen angewandt werden. Im Neuen Testament ist es in der Regel aber eine Bezeichnung für den Satan.

„Beelzebub“ ist im Judentum zur Zeit von Jesus ebenfalls eine Bezeichnung für den Obersten der dämonischen Geister, den Satan. Für die Herkunft des Wortes gibt es verschiedene Erklärungen. Die einleuchtendste habe
ich bei Adolf Schlatter gefunden. Er ist in der jüdischen Literatur jener Zeit auf das Wort „Beel-Debab“ gestoßen, das auf Griechisch mit „der Feind“ wiedergegeben wird. Dann wäre es passenderweise eine Umschreibung für das
Wort „Satan“, das man aus abergläubischen Gründen nicht aussprechen
wollte. Auch „Beliar“ in 2 Kor 6,15 ist eine der diversen jüdischen Bezeichnungen für den Satan, deren genaue Bedeutung man nicht mehr kennt.

Einst war er der oberste, mächtigste und schönste Engel, den Gott erschaffen und als Herrscher über alles eingesetzt hatte. Aber im Wunsch, selbst Gott zu sein, wurde er in seinem Aufruhr gegen Gott zur obersten dämonischen Macht, die Gottes Werk auf jede Weise zu zerstören versucht. Er und die Engeln, die mit ihm von Gott abgefallen sind, bilden nun die Welt der Dämonen. Die Geschichte von seinem Abfall hat uns das Alte Testament aber nur indirekt überliefert. Propheten haben sie dort als Vorbild für den Sturz des Königs von Babel (Jes 14) und den Sturz des Königs von Tyros (Hes 28) gesehen.

Sein Recht als Mitglied von Gottes Thronrat auf Anwesenheit im Himmel vor Gott hatte er aber erstaunlicherweise nicht verloren. So zeigen es die Geschichte von Hiob (Hiob 1+2) und die Vision des Propheten Micha ben Jimla (2 Chron 18). In beiden Berichten kann der Satan ungehindert vor Gott auftreten.

Den kommenden Hinauswurf des Satans aus dem Himmel hat Jesus dann in einer prophetischen Vision gesehen. Lk 10,18: „Ich sah den Satan aus dem Himmel fallen wie einen Blitz.“ Und kurz vor seinem Tod hat Jesus es noch einmal angekündigt. Joh 12,31: „Jetzt findet ein Gericht statt über diese Welt. Jetzt soll der Oberste dieser Welt hinausgeworfen werden.“

Erst musste Jesus mit der Kraft seines vergossenen Blutes im Himmel ankommen und zur Rechten Gottes eingesetzt werden. Dann konnte der Satan mit seinen Engeln von dort hinausgeworfen werden. So beschreibt es die Vision in Offb 12. Das Sühneopfer von Jesus am Kreuz hatte Auswirkungen bis weit in die himmlische Welt.

Seither ist Satan auf die Erde geworfen, wo er weiterhin gegen das Werk Gottes wütet. Offb 12,12: „Wehe der Erde und dem Meer, denn der Teufel ist hinabgekommen zu euch; er hat große Wut und weiß, dass er wenig Zeit hat!“

(Derzeit wohnt der Satan also auf der Erde und nicht etwa in der Hölle, wie es die volkstümliche Vorstellung darstellt. Die Vorgänge auf der Erde bezeugen das ja auch auf eindrückliche Weise …)

Erst am Ende, nach der Ankunft von Jesus auf der Erde, wird man ihn auch hier verhaften und im Abgrund einschließen (Offb 20,1-3). Nachdem er zum Schluss noch einmal aus dem Abgrund losgelassen wird, ist sein letzter Bestimmungsort dann die Hölle (Offb 20,7-10). Diese hat Gott für ihn und seinesgleichen schon lange vorbereitet. Mt 25,41: “ … das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet war!“

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Was ist Geist

Was ist Geist, diese Frage müssen wir uns stellen, wenn wir die Bibel verstehen wollen. Denn hier begegnet uns Geist auf Schritt und Tritt und betrifft uns persönlich. Dabei fällt auf, dass die Bibel selbst nirgends erklärt oder darüber lehrt, was Geist ist. Offensichtlich ist das von Anfang an allen bekannt. Es scheint erst ein Problem der modernen materialistischen Zeit zu sein, nicht mehr zu wissen, was Geist ist. Es hat also eine Verdummung eingesetzt. Entweder erklärt man, dass es Geist einfach nicht gibt, dass es also eine antiquierte menschliche Einbildung ist. Oder man gesteht zu, dass es einen menschlichen Geist gibt, aber erklärt ihn dann materialistisch mit Funktionen des menschlichen Gehirns.

Ich versuche aus meiner Kenntnis der biblischen Sicht eine Erklärung. Der erste Versuch einer Definition lautet: Geist ist die nicht-materielle Existenzform. Wir leben in dieser materiellen Welt und daher ist das materiell existierende zunächst das uns Naheliegende und Vertraute. Alles, was über den materiellen Rahmen hinaus existiert, ist Geist.

Als Versuch einer weitergehenden Definition nenne ich für das, was uns in der Bibel als Geist begegnet, drei Eigenschaften: Realität, Persönlichkeit und Fähigkeit. Diese Eigenschaften lese ich ab an den drei Arten von Geistwesen, die uns in der Bibel begegnen.

Das erste und grundlegende, was uns hier begegnet, ist Gott selbst. Jesus hat diese Aussage gemacht: Gott ist Geist. Natürlich überschreitet es unser Vorstellungsvermögen, uns Gott als Geist vorzustellen. Gott hat nicht umsonst verboten, sich ein Bild von ihm zu machen. Aber die drei Kennzeichen sind deutlich: Er ist real, er ist personal, und er ist fähig. Allerdings ist klar, was Gott betrifft, dass es über ihn keine menschliche Erklärung geben darf, die ihn in irgendeiner Weise begrenzt oder einschränkt.

Von Gott abgeleitet, bzw. von ihm erschaffen, begegnen uns zwei Arten von Geistwesen: Engel und Menschen. Die Engel hat Gott schon vor der uns bekannten Schöpfung erschaffen, denn sie haben gejauchzt und Gott gepriesen über dieser Schöpfung, die er geschaffen hat (Hiob 38,7). Aus den Reihen der Engel ist dann aber auch der Fall des Oberstens Engels geschehen, der zum Satan, zum Gegner, wurde und einen Teil der Engel mit sich gezogen hat, aus denen die Welt der Dämonen geworden ist. Das neue Testament nennt sie auch „unreine Geister“.

Im Gegensatz zu Engeln und Dämonen in ihrer geistigen Existenz sind die Menschen Geistwesen, die in der materiellen Welt in einem materiellen Körper leben. Gott hat auch diesen Körper geschaffen und geformt, wobei es unklar ist, was der Sündenfall mit dem Einbruch der Sterblichkeit an Veränderung gebracht hat. Die Bibel sagt ja deutlich, dass dieser Vorgang die ganze Schöpfung in Mitleidenschaft gezogen hat ist. So bleibt die Frage offen, aus welcher göttlichen Späre die Schöpfung durch Sünde und Tod in die jetzige Existenzform gefallen ist.

Im Unterschied zu den Engeln hat der Mensch allerdings die Fähigkeit, sich zu vermehren. Gott hat Mann und Frau erschaffen und entsprechend gesegnet: Seid fruchtbar und vermehrt euch! Und so erschaffen zwei menschliche Geistwesen durch Zeugung und Befruchtung ein neues menschliches Geistwesen. So gesehen ist es tatsächlich ein Schöpfungsakt, der hier stattfindet. Wir finden in der Bibel deshalb auch keinerlei Ansatz der Reinkarnationslehre. In einem gezeugten Menschen beginnt kein schon zuvor vorhandenes Geistwesen noch einmal ein neues Leben.

Allerdings existiert der Geist des Menschen nach dem Tod weiter. Es gibt für ihn dann die auf Hebräisch „sche’ol“ und Griechisch „hades“ genannte Totenwelt. Aus ihr konnte König Saul den Geist des verstorbenen Propheten Samuel heraufrufen lassen (1 Sam 28). Und Jesus erzählt das Beispiel, in dem der reiche Mann nach seinem Tod im Hades war, wo er von ferne den armen Lazarus an der Seite Abrahams sehen konnte (Lk 16,19-30).

(Nicht aus der Bibel selbst, aber aus der Erfahrung ist noch eine andere – allerdings dazu passende – Möglichkeit bekannt: Geister von verstorbenen gehen nach dem Tod nicht hinüber in die Totenwelt, sondern bleiben in der Menschenwelt, weil sie sich hier an etwas gebunden haben. Sie hängen an ihrem Lieblingsplatz, ihrer Wohnung, ihrem Haus o. ä., was sich für die dort Lebenden dann in irgendeiner Weise als belastend oder bedrückend auswirkt. Im Namen von Jesus kann man sie aber von dort auch wieder lösen und in die Totenwelt entlassen.)

Eine Ausnahme zu all dem bilden die Jünger von Jesus, die Gemeinde der aus Gott Geborenen. Von ihnen hat Jesus gesagt, dass die Tore der Totenwelt sie nicht bezwingen werden (Mt 16,18). Sie „sterben“ nicht, wenn sie den Körper verlassen, sondern sie gehen heim zu ihrem Herrn in den Himmel. Hier dürfen sie ruhen bis zur Auferstehung, in der sie dann einen neuen Körper bekommen. Dieser besteht dann aber aus Geist, genau wie der Auferstehungsleib von Jesus (1 Ko 15,44-46). Und wenn Jesus der Erstling der neuen Schöpfung ist und die auferstandene Gemeinde die Vorhut der neuen Welt, dann liegt doch der Gedanke nahe, dass der neue Himmel und die neue Erde vielleicht ebenfalls aus „Geist“ bestehen werden …

Der Antichrist

Der Antichrist – der Autor im Neuen Testament, der diesen Ausdruck geprägt und gebraucht hat, ist Johannes. Ich zitiere hier einen zentralen Vers dazu aus dem 1. Johannesbrief – Kap. 2,18: „Kinderchen, es ist die letzte Zeit. Und wie ihr gehört habt, dass ein Antichrist kommt, so sind jetzt auch viele Antichristen entstanden. Daran erkennen wir, dass es die letzte Zeit ist.“

Drei grundlegende Aussagen kann man in diesem Vers erkennen:

– Die „letzte Zeit“ hatte damals begonnen, wir leben seither in der letzten Zeit.

– Der kommende Antichrist war in der ersten Generation der Christen schon für die allernächste Zukunft angekündigt.

– Johannes schreibt, er ist „jetzt“ da, und es sind „viele Antichristen“ entstanden.

Die Diskrepanz zwischen dem einen und den vielen Antichristen lässt sich auflösen, wenn man mit der Offenbarung (Kap. 13) den Antichristen als eine dämonische Macht begreift, die sich mit einem Heer von Dämonen vieler kleinerer und größerer menschlicher Antichristen als Werkzeuge bedient.

In ihrer Grundstruktur zeigt die Offenbarung in letzter Tiefe das satanische Gegenprogramm gegen Gott:

Der Satan, der Drache, die alte Schlange ist das Gegenbild zu Gott.

Das wilde Tier aus der Unterwelt, der Antichrist, ist das Gegenbild zu Jesus dem Messias, dem Lamm.

Das zweite Tier, der falsche Prophet, der macht, das alle Welt das erste Tier anbetet, ist das Gegenbild zum Heiligen Geist, dem Geist der Prophetie.

Die große Hure Babylon ist das Gegenbild zur Gemeinde, der Braut des Lammes.

Der Ausdruck „Antichrist“ passt sehr gut, denn griechisch „anti“ heißt auf Deutsch „gegen“ oder „anstelle“. Einer, der sich gegen den Christus bzw. Messias Gottes an dessen Stelle setzen will, das ist dieser dämonische tierische Geist. Und nicht zu vergessen, er ist laut biblischer Aussage schon lange da. Es gilt also nicht, sich davor zu fürchten, dass der Antichrist irgendwann einmal kommt. Es gilt vielmehr zu erkennen, dass er da ist und am Werk ist. Und wenn man sich vor etwas fürchten will, dann bitte davor, dass man irgendwie mit ihm verwickelt sein könnte.

Die Sicht von Johannes hat auch Paulus, wenn er in 2 Th 2,3-8 schreibt:

„Dass euch ja niemand auf irgend eine Art etwas vortäuscht! Denn (der Tag des Herrn kommt nicht), ohne dass zuerst der Abfall kommt und der Mensch des Unrechts enthüllt wird, der Sohn des Verderbens, der Gegner, der sich über alles erhebt, was ‚Gott‘ oder ‚Heiligtum‘ heißt, so dass er sich ins Tempelhaus Gottes setzt und sich vorzeigt: Er sei Gott. Erinnert ihr euch nicht, dass ich euch das sagte, als ich noch bei euch war? Ihr wisst, was ihn jetzt niederhält, bis er zu seiner Zeit enthüllt wird. Das Geheimnis des Unrechts ist allerdings schon am Werk. Nur der, der es bis jetzt niederhält, muss aus der Mitte getan werden, und dann wird der Verbrecher enthüllt werden. Ihn wird der Herr, Jesus, mit dem Hauch seines Mundes beseitigen, zunichtemachen bei seiner sichtbaren Ankunft.“

Den 2. Thessalonicherbrief hat Paulus auf seiner zweiten Missionsreise geschrieben, das ist etwa 15 Jahre früher als der 1. Johannesbrief. Und Paulus schrieb damals schon, das Geheimnis des Unrechts sei bereits am Werk. Und der, der es niederhält (wer immer das ist), hatte schon 15 Jahre später nachgelassen, wenn Johannes schreibt, sie sind jetzt da.

Es ist erstaunlich, dass Paulus auch solche Inhalte in der ersten Unterweisung einer jungen Gemeinde mit drin hatte. Es muss für den Aufbau der Gemeinde wichtig gewesen sein, dieses Geheimnis zu kennen. Die Schlüsselaussage über diesen Gegner ist bei ihm: Er setzt sich ins Tempelhaus Gottes und zeigt sich vor: Er sei Gott.

Nun müssen wir natürlich klarstellen, was im Neuen Testament das Tempelhaus Gottes ist: Es ist die Gemeinde. In 1 Pe 2,5 wird das vielleicht am schönsten beschrieben: „Lasst euch selbst als lebendige Steine aufbauen, als geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott willkommen sind durch Jesus den Messias.“

Seit beim Sühnetod von Jesus am Kreuz der Vorhang im Tempel zerrissen war, war der steinerne Tempel in Jerusalem als Wohnort Gottes auf Erden abgelöst. Nun wohnt er seit dem ersten Pfingsten im Geist in seiner Gemeinde, wie auch Paulus es ausgedrückt hat in Eph 2,21-22: „In ihm (Jesus) wird das ganze Bauwerk zusammengefügt und wächst zu einem heiligen Tempelhaus im Herrn, in dem auch ihr mit aufgebaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist.“

In diesem Haus Gottes den Platz des Messias einzunehmen und dieses Werk zu zerstören, ist also der Auftrag der antichristlichen Macht. Unsere Brüder und Schwestern in früheren Jahrhunderten hatten eine klare Sicht vom Abfall im Christentum in der frühen Zeit. Der Abfall war die Entwicklung von menschlichen Machtpositionen in der Gemeinde, verbunden mit Verweltlichung der Umgangsformen, der Ersatz des Geistlichen durch das Menschliche. Man könnte auch sagen: der Ersatz des Geistlichen durch die „Geistlichen„.

Ein großer Schritt auf diesem Weg war um 300 n. Chr. die Anerkennung des Christentums als offizielle Religion durch Kaiser Konstantin. Sie war unter anderem verbunden mit staatlichen Gehältern für die Bischöfe und Finanzierung kirchlicher Prachtbauten. Den Höhepunkt der Entwicklung sehen wir im Papsttum, als Papst Innozenz III. um 1000 n. Chr. auch über den Kaiser und die Könige in Europa regierte. Kein Wunder, dass schon in der Offenbarung die große Stadt Rom als Hauptsitz der großen Hure gesehen wird.

Für Martin Luther war es völlig klar, dass der Papst in Rom der Antichrist ist, der im Tempel Gottes sitzt als Gott bzw. Abgott. Leider hat Luther den Antichristen nur in der einen Person und Position gesehen und nicht im gesamten Prinzip der menschlichen Herrschaft in der Gemeinde. Sonst hätte er sich nicht dazu verleiten lassen, sich auf protestantischer Seite selbst zu einer Art Papst zu entwickeln und anstatt biblischer Gemeinde eine neue Art von Kirche aufzubauen nach dem alten System der Theologen- und Pfarrerherrschaft.

Und so kennen wir das Prinzip der „Päpstlichkeit“ bis heute in Kirchen, Freikirchen, noch freieren Kirchen, bis hin zu Hauskirchen, und die Gemeinde als „Wohnung Gottes im Geist“ bleibt auf der Strecke.

Es hat sich erfüllt, was Johannes geschaut hat. Offb 13,7: „Und ihm (dem Tier) wurde gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu besiegen.“ Für mich ist das einer der erschütterndsten Sätze im Neuen Testament. Denn er besagt, dass auch das zu Gottes Plan gehört. Und es ist ja wahr, wir sind besiegt. Wo ist die neutestamentliche Gemeinde geblieben?

Für Johannes war das allerdings schon damals kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Offb 13,10: „Hier ist die Ausdauer und der Glaube der Heiligen!“