Es gibt in christlichen Kreisen eine Unklarheit, die in vielen Bereichen ständig für Verwirrung sorgt. Ich meine die fehlende Unterscheidung zwischen der Gemeinde des Herrn und der Welt. Mal meint man mit „wir“ die Christen, und mal meint man mit „wir“ die Gesellschaft. Hier sollte man deutlich unterscheiden lernen, um nicht ständig weltliche Politik und Reich Gottes durcheinanderzuwerfen.

Im Neuen Testament ist völlig klar, dass „Gemeinde“ und „Welt“ zwei einander gegenüber stehende Größen sind. Die Gemeinde besteht aus Wiedergeborenen, die lernen, sich vom Geist Gottes leiten lassen. Die Welt besteht aus natürlich Geborenen, die sich von den Gegebenheiten der menschlichen Natur leiten und verleiten lassen. Jesus hat gerade auch in seinen Abschiedsreden sehr deutlich gemacht, dass die Seinen zwar „in der Welt“ sind, aber nicht „von der Welt“. In seiner Gemeinde zählt nicht die natürliche Geburt, sondern die geistliche Geburt. Und so gibt es das im Neuen Testament geläufige „drinnen“ und „draußen“.

Ich zitiere die deutliche Erklärung von Paulus – 2 Kor 5,9-13: „Im (vorigen) Brief hatte ich euch geschrieben, dass ihr keinen Umgang mit Unzüchtigen haben sollt. (Ich meinte da) ganz und gar nicht die Unzüchtigen dieser Welt oder die Habgierigen und Räuber oder Götterverehrer. Da müsstet ihr ja aus der Welt hinausgehen. Jetzt schreibe ich euch aber, dass ihr keinen Umgang haben sollt mit jemandem, der sich „Bruder“ nennen lässt und (dabei) ein Unzüchtiger ist oder ein Habgieriger, ein Götterverehrer, ein Verleumder, ein Trinker, ein Räuber. Mit einem solchen dürft ihr auch nicht essen! Was liegt mir denn daran, über die draußen zu urteilen? Müsst ihr nicht über die bei euch drinnen urteilen? Über die draußen spricht Gott das Urteil. Ihr aber müsst ‚den Bösen entfernen aus eurer Mitte‘!“

Ein interessanter Ansatz: Unsere Aufgabe in der Gemeinde ist neben dem geistlichen Aufbau auch notfalls das Entfernen von hartnäckigen Sündern, um die Gemeinde in Reinheit vor Gott zu erhalten. Die Welt dürfen wir sich selbst bzw. dem Urteil Gottes überlassen. In der Welt sind wir Licht, Salz und Zeugnis. In der Gemeinde stehen wir gemeinsam vor dem heiligen Gott, wo kein Platz für Sünde ist. Nur wer bereit ist, sich zu reinigen bzw. sich kraft des Blutes von Jesus reinigen zu lassen, kann aufgenommen werden in die Gemeinde und seinen Platz dort behalten.

Diese wesensmäßige Barriere zwischen Gemeinde und Welt wurde schon in den ersten Jahrhunderten des Christentums aufgehoben. Das war der wichtigste Baustein für den Sieg des Antichristentums. „Welt“ und „Gemeinde“ wurden zusammengeführt, es entstand eine „christliche“ Welt bzw. eine weltliche „Christenheit“. Aus der Braut des Lammes wurde die Hure Babylon. Und die wirkliche Gemeinde des Herrn wurde von ihr verfolgt.

Nur wenn wir in unserem Denken diese Unterscheidung von Gemeinde und Welt wieder benennen und beachten, können wir geistliche Gemeinde bauen. Die Gemeinde wird dabei ihren Platz „in der Welt“ haben, aber die Welt darf keinen Platz in der Gemeinde haben. Sie darf keinen Platz haben in den Köpfen, in den Herzen, in den Strukturen. Das bedeutet völlige Reinigung von allen überkommenen weltlichen Denkweisen, Verhaltensmustern und Strukturen. Wie könnte die Gemeinde sonst die Vorhut der neuen Welt Gottes sein?